Dave Van Ronk

Dave Van Ronk, die heisere, kieselkehlige Stimme der New Yorker Folkszene der 1960er Jahre, gab charismatische Interpretationen längst verschollener amerikanischer Klassiker zum Besten und wurde zur Vaterfigur für Bob Dylan, Phil Ochs, Joni Mitchell und die Horden junger Folk-Troubadoure, die in die Kaffeehäuser von Greenwich Village strömten. Van Ronk begann als Gitarrist in Ragtime-Jazzbands, entdeckte dann den Blues von Blind Lemon Jefferson, Furry Lewis und Mississippi John Hurt und verwandelte sich in einen Geschichten erzählenden, mit den Fingern zupfenden Barden von Old-Time-Balladen, Seemannsliedern und Country-Blues-Singalongs. Obwohl er vor allem für die Popularisierung traditioneller Folk-Songs wie House Of The Rising Sun, Stackolee und Duncan And Brady auf den Alben Ballads, Blues And A Spiritual (1959), Folksinger (1963) und Just Dave Van Ronk (1964) bekannt ist, stellte er auf dem später gefeierten Album Back To Brooklyn (1985) eine Sammlung seiner eigenen Songs zusammen. Der hochgewachsene, schlaksige Mann mit dem struppigen Bart und dem gackernden Lachen wurde "Bürgermeister der MacDougal Street" genannt und engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und in verschiedenen linken Bewegungen, weigerte sich aber, mit dem Flugzeug zu fliegen, fuhr nicht Auto und verließ nur selten die Stadt. Er starb 2002 an Darmkrebs und wurde mit einer nach ihm benannten Straße am Sheridan Square geehrt, bevor die Coen-Brüder ihren Film Inside Llewyn Davis (2014) lose auf sein Leben stützten und eine neue Welle des Interesses an dem großen Mann auslösten.