Wer über Freiheit reden will, muss Freiräume schaffen. Jagoda Marinić trifft alle zwei Wochen Menschen, die mit ihren Worten und ihrem Wirken Debatten auslösen und sortieren. Produktion: hr und Börsenverein des Dt. Buchhandels.
Nilz Bokelberg ist Unterhaltungskünstler in zahlreichen Genres, leidenschaftlicher Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen - und längst seine eigene Marke. Mit 17 brach er die Schule ab, um beim Musiksender Viva zusammen mit Heike Makatsch und Mola Adebisi die ersten „Video-Jockeys“ in Deutschland zu werden. Seither wechselt er virtuos zwischen Formaten, ist seit Jahren erfolgreicher Moderator und Podcaster („Gästeliste Geisterbahn“, „Die Nils-Bokelberg-Erfahrung“) und veröffentlichte mehrere Bücher. Vor seiner Schlagfertigkeit und mitunter bissigen Witzen ist niemand sicher, schon gar nicht die Politik: Zuletzt machte er auf seinen Social-Media-Kanälen durch seine treffsichere Kritik der Berliner Politik von sich reden. Bei FREIHEIT DELUXE gehen Jagoda Marinic und Nilz Bokelberg erst mal ein paar Schritte zurück: Wie kam es, dass Nilz kreative Formate und Genres so schnell wechselt wie Andere Spuren auf der Autobahn? Dabei haben ihm seine vielfältigen künstlerischen Experimente - und Rückschläge - durchaus Einblicke beschert, die ihm heute eine besondere Klarsicht auf gesellschaftliche Missstände ermöglichen, wie Jagoda Marinic feststellt. Messerscharf seziert er die „Kulturzerstörung“ in der Berliner Politik, „Plastik-Orte“ in gentrifizierten Städten und die Tatsache, dass den Deutschen jeder „Solidargedanke kategorisch ausgetrieben“ worden sei. Doch zusammen sagen Nilz und Jagoda den Gatekeepern der Kultur den Kampf an und machen sich stark für das, was wesentlich sein sollte: Dass z.B. auch die Kassiererin in die Oper gehen kann und will - ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob sie dafür eine Pelzstola braucht. Schließlich wird es noch persönlich, denn Nilz denkt darüber nach, was seine eigene lang verborgene Queerness mit seiner Abneigung gegen demonstrative Männlichkeit zu tun hat… Hier hört ihr, was er heute über seine Zeit als 17-jähriger Moderator bei Viva denkt (5:37) wie Nilz Bokelberg seine eigene Verblödung beschloss (10:31) warum er nicht gern zwischen „Hochkultur“ und „Unterhaltung“ unterscheidet (23:50) welche Entwicklungen in Berlin ihn wahnsinnig wütend machen (30:57) was Menschen in einer Stadt wie Berlin wirklich brauchen würden (40:10) was die Gentrifizierung in deutschen Städten für Auswüchse treibt (55:40) wie er sich seine eigene Queerness eingestand (1:10:14) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de
30.01.25 • 86:23
Es ist ein berührender Roman über Sehnsüchte und Bedürfnisse, mit dem Martina Hefter im Herbst den Deutschen Buchpreis gewann. „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ erzählt von einer Frau, die nachts online mit Männern chattet und von Love Scammern umworben wird. Um die Menschen hinter dem Betrug zu entdecken, steigt sie selbst ein in das Geflecht der Lügen im Netz… Doch nach der Preisverleihung an Martina Hefter beherrschte ein anderer die Schlagzeilen: Der unterlegene Finalist Clemens Meyer regte sich so sehr darüber auf, dass sich alle Welt zunächst um die verletzte Männerseele kümmerte. Unterdessen freute sich Martina Hefter fast im Stillen und brachte erstmal eine Tanz-Performance-Version ihres Romans auf die Leipziger Theaterbühne. Jetzt ist sie auf großer Lesereise. Bei FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić erklärt Martina Hefter zunächst, warum sie den Begriff „Freiheit“ eigentlich gar nicht mag (zu abstrakt, zu pathetisch), um dann aber von ganz vielen konkreten Momenten zu erzählen, in denen sie sich selbst frei fühlt: ohne Schminke aus dem Haus gehen, das Klischee vom „raubeinigen, einsamen Autor“ nicht erfüllen, beim Ballett hoch springen und Pirouetten drehen… Gemeinsam erkunden Jagoda und Martina den eigenartigen literarischen Reiz der trügerischen Online-Welt. Sie rätseln über rüpelhafte Umgangsformen im Literaturbetrieb. Und sie gehen der Frage nach, ob es nicht auch ganz gute Formen von Einsamkeit gibt. Ein zartes Gespräch mit unerwarteten Perspektiven auf das Thema Freiheit von einer vielseitigen Künstlerin. Hier hört ihr… warum Martina das Wort Freiheit nicht mag (5:25) wie das klassische Ballett durch strenges Training Freiheit ermöglicht (9:30) wer Martina Hefter war - vor dem Deutschen Buchpreis (17:30) wie Love Scamming für Martina zum Romanthema wurde (24:25) vom Sog der Lügen im Netz als komische Form der Literatur (30:38) welches Bild von Einsamkeit uns vermittelt wird und ob es nicht auch gute Formen von Einsamkeit geben kann (39:25) wie Martina die Verleihung des Deutschen Buchpreises erlebt hat (58:30) warum es beim Theater andere Umgangsformen gibt als im Literaturbetrieb (1:09:30) welches Bild vom einsamen Autor durch die Köpfe geistert (1:13:25) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de
16.01.25 • 77:54
Jagodas Botschaft zum Neuen Jahr
31.12.24 • 03:11
Ihr Name steht seit Jahren für Debattenkultur im deutschen Fernsehen: Sandra Maischberger. Sie hat sich die journalistische Form der kritischen Gesprächsführung ganz zu eigen gemacht und widmet sich in ihrer Polit-Talkshow „Maischberger“ jede Woche den Themen, „die auf den Tisch kommen“. Sie begann als Hörfunk-Reporterin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk, machte sich aber rasch als Moderatorin von „Live aus dem Schlachthof“, „Talk im Turm“ oder dem Interviewformat „Ich stelle mich“ einen Namen. Ihre Interviews mit Helmut Schmidt gehören zu seinen persönlichsten und auch mit anderen Politgrößen der Bundesrepublik wie Hildegard Hamm-Brücher oder Angela Merkel suchte sie beständig die Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Die Liste ihrer Auszeichnungen reicht vom Bayerischen und Deutschen Fernsehpreisen über Medienpreise bis zum Bundesverdienstkreuz. Für FREIHEIT DELUXE schiebt Sandra Maischberger einmal die aktuellen Themen bei Seite, die „die Politik uns jeden Tag hinlegt“ und gibt tieferen Einblick in die Gedanken und Motive, die ihrer Arbeit zu Grunde liegen. Sie beschreibt Ihren Auftrag, eine gute öffentliche Debatte zu gestalten und „Fragen stellvertretend für alle zu stellen, die es nicht können.“ Dabei loten Jagoda Marinic und Sandra Maischberger die Grenzen der Meinungsfreiheit aus und Sandra Maischberger stellt sich kritischen Fragen: Welche Gäste verträgt etwa eine Talkshow nach demokratischen Begriffen ohne als Propagandatool von Populisten missbraucht zu werden? Doch sie spricht auch über die Projekte, die sie neben dem aktuellen Journalismus über lange Zeit sehr beschäftigen, wie zuletzt der Film „Riefenstahl“ von Regisseur Andres Veiel, bei dem sie nicht nur als Produzentin beteiligt war, sondern selbst den Anstoß gab. So legen die beiden im Laufe des Gesprächs auch frei, was Sandra Maischberger in all ihrer journalistischer Arbeit am meisten antreibt: Herauszufinden, was Wahrheit und was Lüge ist… Hier hört ihr, warum es für Sandra Maischberger so wichtig ist, Andersdenkenden ihren Raum zu lassen (4:13) was sie dazu bewegte, sich mit dem Nachlass von Leni Riefenstahl auseinanderzusetzen (17:05) wie sie mit der Resonanz auf ihre Sendungen umgeht (34:34) welche Wege sie sieht, mit vorsätzlichen Lügen in Talkshows umzugehen (44:12) was für Überlegungen bei der Gästeauswahl ihrer Sendungen eine Rolle spielen (54:42) was Angela Merkel und Sandra Maischbergers Mann gemeinsam haben (1:04:28) wie sie über einen „Fehlstart“ an der Uni zum Journalismus kam (1:12:42) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de
12.12.24 • 82:42
„Ungleich vereint“ - so heißt das aktuelle Buch des Soziologen Steffen Mau, in dem er zeigt, warum der Osten Deutschlands anders ist und bleiben wird als der Westen. Ein Bestseller, mehrfach ausgezeichnet, der Mut macht und sogar mögliche Lösungen aufzeigt für eines der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft, die Krise der Demokratie. Steffen Mau, 1968 in Rostock geboren, schaut genau hin bei seinen Studien, nimmt die Erfahrungen, Enttäuschungen und Hoffnungen der Menschen ernst und schöpft soziologische Erkenntnisse auch aus seiner eigenen Biographie, etwa in seinem Buch „Lütten Klein“, das seinem Heimatstadtteil in Rostock gewidmet ist. Steffen Mau analysiert die gesellschaftlichen Debatten nicht nur, mit seinem freundlichen und unaufgeregten Ton prägt er sie auch mit. Bei FREIHEIT DELUXE erkundet Steffen Mau gemeinsam mit Jagoda Marinić, warum die Soziologie gerade jetzt eine Renaissance zu erleben scheint. Sie beleuchten, weshalb Krisen zur Freiheit dazugehören und wie die Migrationsdebatte losgelöst von allen Fakten immer schärfer wird. Sie fragen, warum Politiker wie Marco Wanderwitz sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen und ob die Demokratie durch Bürgerräte revitalisiert werden kann. Am Ende bauen sie eine Brücke zwischen Soziologie und Literatur, denn beiden geht es um das Interesse an Menschen und ihren Geschichten. Hier hört ihr warum es um die Freiheit immer Konflikte gibt (3:48) wie schnell sich Dinge heute verändern (7:05) was es mit der Renaissance der Soziologie auf sich hat (14:05) warum Politiker in der Debatte über Migration wissenschaftliche Gutachten ignorieren (23:20) wie sich die Verrohung der politischen Kultur bemerkbar macht (26:09) wie sich die stille Mitte gegen den rechten Rand Gehör verschaffen kann (39:35) wie eine Politik des Gehörtwerdens aussehen könnte (44:55) warum autoritäre Politiker so tun als seien sie omnipotent (56:00) wie die Pläne der Ampel-Regierung zerbröselt sind (1:05:40) warum Steffen Mau nicht „der ostdeutsche Soziologe“ sein will (1:12:00) was Steffen Mau auch mal wütend wird (1:13:40) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
28.11.24 • 79:24
Dinçer Güçyeter hatte die Literatur schon im Rucksack, als er in einer großen Halle an der Drehmaschine stand. Während seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher glaubte er an ein anderes Leben und träumte von der Lyrik. Else Lasker-Schüler sei seine Lehrerin gewesen, die ihm sagte: „Auch mit deiner Sprache kannst du Literatur gestalten!“ Seither ist für ihn alles Literatur, was er sieht und hört. Dinçer Güçyeter schreibt und verlegt Gedichte in seinem eigenen Verlag, dem Elif-Verlag. Er hat mit seinem Roman „Unser Deutschlandmärchen“ eine vielstimmige Familiengeschichte geschrieben, die auch eine Hommage an die eigene Mutter und das Leben vieler Gastarbeiterinnen ist. Dafür bekam er 2023 den Preis der Leipziger Buchmesse. Im Maxim Gorki Theater und im Theater Münster wurde der Text auf die Bühne gebracht und neben dem Sohn erhielt vor allem auch seine Mutter, Fatma, begeisterten Applaus. Gerade hat er von Nino Haratischwili das Amt des Stadtschreibers von Bergen-Enkheim übernommen, doch zuerst ist er noch einmal in die Ägais geflogen, um die Nachtigall am Friedhof zu hören und etwas Ruhe zu finden. Für sein Gespräch mit Jagoda hat sich Dinçer Güçyeter eine Kerze angezündet, die er aus Deutschland mitgenommen hatte an die türkische Ägäisküste, denn obwohl er Ruhe sucht vom Trubel, freut er sich auf FREIHEIT DELUXE. Von hier aus erkundet er gemeinsam mit Jagoda Marinić die Prägungen durch die eigene Familiengeschichte: Warum war ihm der Moment so wichtig, als seine Mutter mit ihm auf der Theaterbühne stand? Wann hat er erkannt, dass er seine dichterische Kraft aus den eigenen Wurzeln schöpfen muss? Und was hat für ihn der Abschied vom Gabelstapler bedeutet, den er lange gefahren hat? Zum Schluss macht sich Dinçer auf den Weg in die ägäische Nacht, um seinen Vater auf dem Friedhof zu besuchen. Denn bei den Aleviten heißt es: „Er ist nicht gestorben, er hat sich versteckt.“ Hier hört ihr, welche gesellschaftlichen Veränderungen Dinçer in der Türkei wahrnimmt (6:22) was seine Ausbildung an der Drehbank für sein Schreiben bedeutet (18:36) womit er in seinem Leben einverstanden ist (23:16) wie er inmitten von Gastarbeiterinnen aufwuchs (32:50) welche Ambivalenzen es in seiner Erziehung gab (44:36) wie er durch das Schreiben zu seinen Wurzeln fand (53:02) welche Schwierigkeiten er auch mit Mitgliedschaften und Gruppierungen im Literaturbetrieb hat (1:08:30) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
14.11.24 • 74:31
Adam Tooze ist ein Internationalist mit seltenen universalistischen Fähigkeiten, denn er kann in einem Wimpernschlag den Blickwinkel auf eine Sache ändern. So blickt der gebürtige Brite von seinem Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte an der Columbia University New York nach Deutschland - und warnte beispielsweise vor Christian Lindners "vorsintflutlichen haushaltspolitische Agenda". So schaut er, der in Heidelberg aufwuchs und dort sozialisiert wurde, mit tiefer Kenntnis der deutschen Geschichte auf parallele Entwicklungen in den USA und Deutschland. Als Kind machte er die Erfahrung der unfreiwilligen Migration, inzwischen hat er es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, im transatlantischen Dreieck zu vermitteln: Das tut er u.a. mit seinem eigenen Podcast „Ones and Tooze“, seinen preisgekrönten Büchern und zahlreichen Beiträgen für die Financial Times, Wall Street Journal, The Guardian oder Die Zeit. Bei FREIHEIT DELUXE plaudert Adam Tooze nicht nur aus dem Nähkästchen seiner kommunistischen Großeltern, sondern singt auch aus der politischen Liederfibel seiner Kindheit. Wie sehr ihn der Kontrast zwischen der „deutschen Außenwelt“ und dem englischen Elternhaus geprägt hat, beschreibt er ebenso bildhaft wie die Haltung der kosmopolitischen Großeltern, die „mehrsprachig aus Überzeugung“ waren. Doch Adam Tooze und Jagoda Marinić sprechen nicht nur über die Wahlfreiheiten seines Lebens, sondern kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA intensiv über den zum „Freiheitsporno“ ausartenden Wahlkampf. Er analysiert die gegenseitigen Überbietungsversuche der Republikaner und Demokraten, welche Freiheiten jeweils auf dem Spiel stehen und welche erst gar nicht zur Debatte stehen - wie etwa Mutterschutzregelungen oder Kinderbetreuung. Und schließlich schaffen Jagoda Marinic und Adam Tooze auch noch den Sprung über den Pazifik nach China… Hier hört ihr, was das Lied „Die Gedanken sind frei“ für Adam Tooze bedeutet (4:32) wie er über seinen Großvater denkt, seit er von seinem Doppelleben als Spion weiß (11:31) welchen Einfluss die Migration seiner Eltern nach Deutschland auf ihn hatte (20:56) wie die Politik Ängste in die Wählerschaft projiziert (37:30) warum der superreiche Trump so viele Anhänger in den unteren Schichten hat (46:57) wie er die Entwicklung Chinas sieht (55:36) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
31.10.24 • 61:59
She’s a Peacemaker: Kristina Lunz. 2016 arbeitete sie beim Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla-Gruppe FARC an der Seite der Frauenorganisation „Sisma Mujer“ mit. Mehrere Jahre war sie für die UN in New York und Myanmar aktiv, bevor sie 2018 das Centre for Feminist Foreign Policy in Berlin gründete. Ins Rollen gebracht hatte ihre internationale Tätigkeit ein Stipendium für ein Studium in Oxford, wo sie in der Friedensforscherin Scilla Elworthy eine inspirierende Persönlichkeit und Mentorin fand. Daneben initiierte sie aber in Deutschland großen Kampagnen mit, wie „Stop Bild Sexism“ gegen den Sexismus der Bild-Zeitung oder #Ausnahmslos, die hervorhob, dass Sexualisierte Gewalt in allen Bevölkerungsgruppen noch immer viel zu präsent ist. 2016 erhielt sie dafür zusammen mit ihren Mitstreiterinnen den Clara-Zetkin-Award und 2019 schaffte sie es auf die Forbes-Liste 30 Under 30. Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Kristina Lunz von den alltäglichen Sexismus-Erfahrungen in dem kleinen fränkischen Dorf, in dem sie aufwuchs. Sie beschreibt, wie sie schon damals die „Übergriffigkeit des Fahrlehrers“ nicht dulden wollte, die Sprache oder Durchsetzungskraft dafür aber noch fehlte. Wie die kleinen Unterdrückungen, die kleine Straflosigkeit und Normalisierung von männlicher Gewalt mit den großen Kriegen am Ende zusammenhängt, analysiert sie zusammen mit Jagoda Marinić - auch am Beispiel des Falls von Gisèle Pelicot. Nicht nur die Abgründigkeit des Falls, sondern ihre Stärke, ihre Parole „Die Scham muss die Seite wechseln“ sind es, die Frauen weltweit bewegen und die eine neue Richtung vorgeben. Eine Richtung, die auch ihre Idee von „feministische Außenpolitik“ einschlägt und den sie als Weg versteht, der nur in kleinen, „Schneckentempo-Schritten“ gegangen werden kann - an dem aber am Ende vielleicht eine friedlichere Zukunft auf uns wartet… Hier hört ihr, wo sie zum ersten Mal patriarchale Erfahrungen gemacht hat (4:27) inwiefern feministisches Denken in den letzten Jahren vielmehr zur Popkultur wurde (14:18) warum sie die Zeit bei einer kolumbianischen Frauenrechtsorganisation so geprägt hat (24:34) was aus ihrer Sicht feministische Außenpolitik ausmacht (36:39) ob er sich als konservativ bezeichnen würde (53:26) was die Kriminalisierung von Abtreibungen für Auswirkungen hat (1:06:48) welche Ideen ihr die Friedensforscherin Scilla Elworthy mitgegeben hat (1:23:53) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
17.10.24 • 86:18
Der „Bergdoktor“ ist ohne ihn undenkbar, aber er denkt über ihn hinaus: Hans Sigl. Für Millionen Menschen rettet er in der ZDF-Serie seit Jahren den beliebten Arzt in die Gegenwart, der „Daniel Craig der Bergwelt“ sozusagen. In der Tat verbindet er lässig größte Gegensätze: Idylle und Gesellschaftskritik, Pragmatismus und leidenschaftliche Schauspielkunst. Dabei wäre er beinahe Jurist oder Lehrer geworden, doch erst beim Schauspiel kam er beruflich an. Er steht dazu, dass ihn auch als Schauspieler nicht immer nur die Sehnsucht nach Kunst angetrieben hat, sondern auch der Sachzwang der Miete, die es zu bezahlen gilt. Jahrelang war er auf österreichischen Theaterbühnen zu Hause, war Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater in Innsbruck und später bei der Bremer Shakespeare Company. Nebenbei spielte er auch in Filmen, bekannt machte ihn aber seine erste Serienrolle ab 2001 in der Soko Kitzbühel. Seit 2008 ist er der „Bergdoktor“ Martin Gruber, die Serie hat weltweit treue Fans und Sigl wurde mehrfach als beliebtester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Hans Sigl, wie er aus dem Nichts heraus beschloss, seine Freiheit „in Form zu gießen“ und Schauspieler zu werden. Dabei definiert er seinen Kunstbegriff durchaus lebensnah und nimmt es mit Humor, wenn die Kunstfreiheit mal durch den Busfahrplan beschränkt wird. Dass auch das Theater und die Kunst von den Zwängen der Politik und des Geldes nicht zu trennen sind, besprechen Hans Sigl und Jagoda Marinic ebenso wie sein Verhältnis zu den Bergen und einem heimeligen Heimatgefühl, das er ganz bewusst mit kritischen Zwischentönen durchsetzt. Mit seinem kritischen Blick als Theaterschauspieler kriegen auch rechte Politiker mit ihrer ungelenken Körpersprache ihr Fett weg. Am Ende dieser Folge ist angesichts der aktuellen Ergebnisse in Österreich der Zuckerguss zwar vollends ab vom Alpenpanorama, doch Hans Sigl lässt zahlreiche neue Facetten aufblitzen, die viel über sein Verständnis von Freiheit erzählen… Hier hört ihr, was Freiheit im beruflichen Sinne für Hans Sigl bedeutet (5:15) welchen Sog er im Schauspiel verspürt (15:26) wann der Busfahrplan die Kunstfreiheit beschränkt (27:47) wie er die Körpersprache von rechten Politikern liest (41:20) ob er sich als konservativ bezeichnen würde (1:02:44) wie er den Spagat zwischen heiler Welt und Gesellschaftskritik hinbekommt (1:19:36) was es für ihn bedeutet, wenn er allzu sehr auf seine Bergdoktor-Rolle festgelegt wird (1:26:22) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer. Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
03.10.24 • 99:21
Manche nennen ihn den „Punk unter den deutschen Historikern“. Denn er war und ist unangepasst, fürs Gehorchen nicht gemacht, damals in der DDR ebenso wie heute im vereinten Deutschland. „1989 - das war meine Revolution“, sagt Ilko-Sascha Kowalczuk und meint damit: Die Mehrheit im Osten war eben nicht dabei, war sogar geschockt von der plötzlich errungenen Freiheit. Sein Bestseller „Freiheitsschock“ (C.H.Beck Verlag) ist ein Aufschrei gegen Rassismus, DDR-Verklärung und „Ostdeutschtümelei“. Eindringlich warnt er vor den neuen Gefahren für unsere Demokratie, unsere Freiheit. Bei FREIHEIT DELUXE erkunden Jagoda Marinic und Ilko-Sascha Kowalczuk gemeinsam, was es bedeutet, sich die Freiheit zu „verdienen“ (Benjamin Franklin) und was es heißt, „diktaturgeschädigt“ zu sein. Sie debattieren, ob die Wahlerfolge von AfD und BSW im Osten eine andere Qualität haben als im Westen und ob es einen Weg gibt zwischen Ossi-Bashing und Ossi-Verteidigung. Sie erkunden, warum das Leben in Freiheit so schwierig ist und warum gerade im Westen so viele glauben, dass Freiheit gottgegeben sei. Und ganz zum Schluss erzählt Ilko-Sascha Kowalczuk, welche einschneidende Lebenserfahrung aus ihm schon früh einen Fanatiker der Freiheit gemacht hat. Hier hört ihr, warum die Erzählung von der DDR als friedlicher Staat Kokolores ist (7:10) und dass auch im Freiluftgefängnis mal die Sonne scheint (9:15) was es heißt, diktaturgeschädigt zu sein (11:55) dass der Wahnsinn gerade überall aus dem Schoß kriecht (17:45) wie Ilko sein Verhältnis zum Autor Dirk Oschmann beschreibt (22:30) warum das Leben in der Diktatur viel einfacher ist als in der Freiheit (26:20) warum Hessen nicht Thüringen ist, zumindest noch nicht (42:45) wie Ilko im Westen die Freiheitsverachtung bei einigen Linken kennenlernte (46:20) wie ein demokratischer Umgang mit der Wut aussehen könnte (1:01:20) und was Ilko zu dem freiheitsliebenden Menschen gemacht hat, der er ist (1:14:00) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler und Christoph Scheffer Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de Und hier könnt ihr unseren NEWSLETTER abonnieren: https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/freiheit-deluxe-podcast---der-newsletter-v1,artikel_newsletter_freiheitdeluxe-100.html
19.09.24 • 83:44
Musik als Spektrum ist ihr Beruf: Balbina. Sie ist Sängerin, Songwriterin, Komponistin und inszeniert ihre Bühnenauftritte wie eine Regisseurin. In Warschau geboren und in Berlin aufgewachsen, wuchs sie auch in die Berliner Independent Rap- und Hip-Hop-Szene hinein. 2011 veröffentlichte sie ihr erstes Studioalbum „Bina“ und wurde bald für ihren „berückend schönen Sound“ (Rolling Stone) gefeiert. Bereits 2015 trat sie im Vorprogramm von Herbert Grönemeyer auf, 2023 schrieb sie auch Songs für sein neues Album. 2019 gelang ihr ein internationaler Erfolg mit dem Cover-Song „Sonne“, den der Sportartikel-Hersteller Nike in einer globalen Kampagne nutzte. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Musikautorenpreis. Doch Balbina ist auch vielfältig politisch und sozial engagiert, etwa für faire Vergütung von Musikschaffenden. Bei FREIHEIT DELUXE beschreibt Balbina dieses Gefühl, das sie zum ersten Mal hatte, als sie in Westberlin eine kleine Spielente an der Strippe hinter sich herzog: Freiheit. Gemeinsam erkunden Jagoda Marinić und Balbina all die Zusammenhänge zwischen Kunst und Sterblichkeit. Muss Balbina sich künstlerisch artikulieren, weil die Sterblichkeit ihr Druck macht? Andererseits sagt Balbina: Kunst ist wie eine Emotion in einer Raumkapsel. Diese Emotion wird unsterblich, dieses Gefühl, dieses Jetzt, diese Gegenwart. Doch sie sprechen auch über das, was Balbina manchmal das Leben schwer macht: Ihr Perfektionismus, den sie in vielen polnischen Einwanderern sieht, die Selbstzweifel und ihre paradoxe Angst, die Leute könnten merken, was sie schon ihr Leben lang zu verbergen sucht… Kommt ihr Geheimnis nun ausgerechnet bei Freiheit Deluxe ans Licht? Hört selbst! Hier hört ihr, welche Verantwortung für Balbina mit dem Kunst-Machen einhergeht (6:10) wann sie Freiheit zum ersten Mal „gefühlt“ hat (11:29) von ihrer Zeit mit Herbert Grönemeyer auf Tour (22:04) welche Bedeutung ihre „räumliche“ Bühnen-Inszenierung für sie hat (30:59) wie ihr größtes Geheimnis ans Licht kam (40:01) wovon sie gerne freier wäre (46:41) welche Frage Balbina Jagoda Marinić stellt (53:36) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler, Carla Reitter, Christoph Scheffer.
05.09.24 • 65:05
Was ist denn das? Friedemann Karig ist nach eigenem Bekunden ein Bildungsbürgerkind. Doch er startet mit einem fetten Popsong der 80er/90er ins Gespräch mit Jagoda Marinic! Sein Freiheitszitat stammt nämlich ausgerechnet von George Michael und damit weckt er süße Jugenderinnerungen... Überhaupt, die Kindheit im Südwesten der alten BRD: Frieden, Freiheit, Wohlstand, Sicherheit - alles inklusive. Dass das nicht ewig einfach so bleiben würde, ahnte Friedemann früh. Was man tun kann, um Freiheit und Freiheiten auch für künftige Generationen zu erhalten, darüber will er öffentlich nachdenken. Und das tut er - in Büchern (aktuell: „Was ihr wollt - Wie Protest wirklich wirkt“, Ullstein), in Artikeln und immer wieder im Podcast Piratensender Powerplay zusammen mit Samira El Ouassil. Bei FREIHEIT DELUXE erkundet Friedemann Karig gemeinsam mit Jagoda Marinic, wie Schweigen und Lügen unsere Familiengeschichten prägen, was man tun muss, um den verbreiteten Bystanderism zu überwinden, unter welchen Bedingungen demokratischer Protest erfolgreich sein kann (siehe Frankreich) und wie der American Dream vielleicht doch noch zu retten ist. Ein Mutmachprogramm zum Start in die Sommerpause! FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic live erleben? Das könnt ihr beim rbb-Festival „House of Podcast” vom 30.8. bis 1.9.2024 in Berlin. Jagoda ist am 1. September auf der Podcast-Bühne im Haus des Rundfunks: https://www.rbb-online.de/podcasts/houseofpodcast/ Hier hört ihr… wie Friedemann und Jagoda beinahe bei George Michael mitgesungen hätten (4:20) wie Friedemanns Leben durch MTV von Grund auf verändert wurde (8:35) warum das Schweigen in den Familien gefüllt wird wie ein Loch im Zahn (15:00) wo der Faschismus eigentlich herkommt (23:00) welche Ebene des Verstehens der Film „The Zone of Interest“ auslöst (25:10) warum Protest kein Lieferdienst ist und keine Wellnessbehandlung (33:20) was Trump, AfD und Rassemblement National so erfolgreich macht (41:11) warum die schwarze Null ein gefährlicher Wahnsinn ist (52:35) warum wir gute Erzählungen brauchen (1:00:20) wo der Mensch am menschlichsten ist (1:18:00) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler, Carla Reitter, Christoph Scheffer Ihr erreicht uns per Mail: freiheitdeluxe@hr.de
11.07.24 • 84:13
Melanie Amann weiß, wie man das Zeitgeschehen präzise beobachtet. Sie berichtet genau, prägt mit ihren Auftritten Diskurse mit, durchschaut und unterbricht, wenn jemand es mit den Fakten zu lax nimmt. Die stellvertretende Spiegel-Chefredakteurin ist in öffentlichen Diskussionen eine furchtlose und reaktionsschnelle Rhetorikerin. In ihrer journalistischen Arbeit bleibt sie stets wachsam, fragt nach und recherchiert genau. Ihre Leidenschaft für Debatten, so erfahren wir im Gespräch, hat die promovierte Juristin während ihres Studiums in Debattierclubs entfacht und beeindruckt so heute regelmäßig mit klaren Positionen und treffsicheren Argumenten in Talkshows wie Anne Will, Maischberger und dem Pressclub. 2017 veröffentlichte Melanie Amann ihre präzise Beschreibung des Aufstiegs der AFD unter dem Titel „Angst für Deutschland“. 2018 wurde sie vom Medium Magazin zur Politik-Journalistin des Jahres gewählt. Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Melanie Amann von einem Stein und einem Gedanken, die sie seit ihrer Zeit als Pfadfinderin begleiten. Mit Jagoda Marinić streitet sie über Formen von Feminismus und darüber, was Feminismus nicht ist. Nachdenklich berichtet sie davon, was Angela Merkel ihr im Interview in ihrer Anfangszeit als FAZ-Praktikantin mit auf den Weg gab. Und sie reflektiert selbstkritisch, wann sie als Journalistin von der Berichterstatterin zur Akteurin im Diskurs wurde. Im Hinblick auf die AfD analysieren Melanie Amann und Jagoda Marinić aber auch, welche Fehler im journalistischen Umgang mit der AfD gemacht wurden und welche Strategien jetzt gefragt sind. Hier hört ihr, welcher Stein ihr Leben verändert hat (3:14) was ihr in Talkshows Ruhe gibt (9:45) wann ein Gegenargument ein politisches Argument ist (20:06) weshalb Kritik an Frauen oftmals nur “Stilkritik” ist (23:58) wann Journalisten auch Akteure werden (38:08) wie sie Geheimnisse rauskriegt (41:23) inwiefern sich die Debattenkultur verändert (49:04) wieso sie auch Meinungen, die sie nicht teilt, für wichtige Diskussionsbeiträge hält (54:10) welcher mediale Umgang mit der AfD für sie Sinn macht (1:04:30) wann sie Demokratie “fühlen” kann (1:12:30) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler, Carla Reitter, Christoph Scheffer
27.06.24 • 75:20
Warum FREIHEIT DELUXE diesmal ausnahmsweise ausfallen muss - Jagoda flüstert es euch ins Ohr.
13.06.24 • 04:18
"Kriegsberichterstatterin" möchte sie sich nicht nennen. Nicht der Krieg interessiert Katrin Eigendorf, sondern das Leid der Menschen in einer Ausnahmesituation. "Die Vorstellung, etwas zu erleiden, ohne dass es einer wahrnimmt, ist schrecklich", sagt Katrin Eigendorf. Daher spürt sie die Verpflichtung, zu berichten. Und sie will dabei auf jeden Fall in Verbindung treten mit den Menschen. Das Credo, wonach guter Journalismus nur mit professioneller Distanz möglich sei, teilt sie nicht. Für ihre Berichte aus der Ukraine, aus Afghanistan und dem Nahen Osten ist Katrin Eigendorf vielfach ausgezeichnet worden. Für ihren Sender, das ZDF, ist sie mittlerweile als "Internationale Sonderkorrespondentin" unterwegs. Bei FREIHEIT DELUXE lernen wir Katrin Eigendorf sehr persönlich kennen. Im Gespräch mit Jagoda Marinic erzählt sie, wie sie sich ihrem verstorbenen Sohn bis heute nahe und verbunden fühlen kann und wo sie nach seinem Tod Antworten gefunden hat auf ihre Fragen. Sie schildert, wie die Idee von der Verbundenheit aller Menschen auch ihre Arbeit als Journalistin prägt. Und sie erkundet gemeinsam mit Jagoda Marinic, was Menschsein eigentlich bedeutet. Ganz nebenbei lernen wir Snoopy kennen, den Familienhund von Katrin Eigendorf, der sie ins Studio begleitet hat. Hier hört ihr, wen Katrin ins Studio mitgebracht hat (3:20) warum Freiheit nicht mit dem Ego verbunden werden sollte und Menschen Herdentiere sind (4:35) wie der Tod ihres Sohns bei Katrin einen Wachstumsschub ausgelöst hat (8’30) und wo sie in dieser Zeit Antworten auf ihre Fragen bekommen hat warum Katrin zu keiner Gruppe gehören möchte (19:40) was passiert, wenn sich unsere Sinne nur noch auf Netflix und Pizzaservice konzentrieren (27:15) wie Katrin in Krisensituationen mit Angst und großen Gefühlen umgeht (42:35) und was sie vom „Credo der totalen Distanz“ hält (43:45) warum Katrin sich nicht als Kriegsberichterstatterin versteht (46:15) was ein Friedensschluss mit Russland für die Ukraine bedeuten würde (49:30) und warum viele das nicht hören wollen warum im Moment keine klare Perspektive für die Ukraine zu erkennen ist (1:03:39) warum Katrin sich verpflichtet fühlt, leidenden Menschen eine Stimme zu geben (1:10:15) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels. Redaktionsteam: Andrea Geißler, Carla Reitter, Christoph Scheffer
30.05.24 • 75:48
Hedwig Richter ist Historikerin und Essayistin, sie lehrt als Professorin an der Universität der Bundeswehr. Im schwäbischen Bad Urach wuchs sie als siebtes von acht Geschwistern in einem protestantischen Elternhaus auf. Ihre Forschungsgebiete sind so vielfältig wie unerwartet: Sie promovierte über die Herrenhuter Brüdergemeinde in der DDR, sie schrieb über „Moderne Wahlen“ und nun zusammen mit Bernd Ulrich über „Wege aus der ökologischen Unmündigkeit“. Für ihre Schriften wurde sie mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Preis der Demokratie-Stiftung. Medial bekannt wurde sie für ihre emphatische Unterstützung der Klimabewegung - und dafür, dass sie im größten Twitter-Getöse Hölderlin zitiert. Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Hedwig Richter von ihrem Aufwachsen „in der Menge“ ihrer Geschwister und mit den klaren Glaubensvorstellungen ihres Elternhauses. Ihren Aufbruch daraus sieht als ein Vorhaben wie die Demokratie, wo man auch nie sagen kann: „So jetzt ist sie da.“ Gemeinsam reflektieren Jagoda Marinić und Hedwig Richter, wie nun der Aufbruch aus der „ökologischen Unmündigkeit“ gelingen kann und wie dabei gerade die Armen profitieren können. Und schließlich sprechen sie auch darüber, ob wir dafür auch an der Deutschen Allerheiligstes ranmüssen: das Auto und die Currywurst… Hier hört ihr, warum Hedwig Richters protestantische Erziehung eine Enge und zugleich eine Weite hatte (5:25) weshalb „Menschenrechte“ anfangs eigentlich nur „Männerrechte“ waren (14:56) wie sie den verbalen Schlagabtausch mit Jürgen Kaube in der FAZ wahrnahm (21:37) warum sie einen Absolutheitsanspruch in der Wissenschaft für falsch hält (34:07) weshalb nach 1945 so viele europäische Verfassungen top-down angelegt wurden (43:05) warum Demokratie nicht Anarchie bedeuten kann (56:20) weshalb gerade die Landwirtschaft unter einer „Politik der Unmündigkeit“ leidet (1:05:15) wie ihrer Meinung nach eine „mündige“ Politik und Kommunikation aussehen könnte. (1:12:54) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
16.05.24 • 75:44
Annekatrin Hendel interessiert sich für Leute, nicht für Themen - und das merkt man ihren Filmen an: In „Schönheit und Vergänglichkeit“ porträtierte sie Sven Marquardt, Türsteher des Berghain. „Flake“, dem Keyboarder der Band Rammstein widmete sie ebenso einen Film wie dem Schriftsteller und Stasi-Spitzel Sascha Anderson oder der Fotografin Sibylle Bergemann. Zuletzt erregte sie großes Aufsehen mit ihrem eindrücklichen Porträt über den Fußballverein Union Berlin - und seiner Leute natürlich. Vielleicht liegt es daran, dass sie als gelernte Kostüm- und Szenenbildnerin immer schon die Auftritte von Figuren auf den Ostberliner Theaterbühnen in Szene setzte. Kurz vor der Wende entschied sie sich, noch mehr zu wagen: Sie gründete das Berliner Theater 89 mit, rund zehn Jahre später folgten ihre ersten Filmregie-Projekte und schließlich die Gründung ihrer eigenen Produktionsfirma. Seither wurde sie für ihre Dokumentarfilme vielfach mit Grimme- und Filmpreisen ausgezeichnet. Bei Freiheit Deluxe spricht Annekatrin Hendel erstmals ausführlich über ihren Weg „als Außenseiterin“ in die Mitte des Deutschen Films. Gemeinsam mit Jagoda Marinić denkt sie in der vom Börsenverein ausgerufenen "Woche der Meinungsfreiheit” über die Wende nach, die sie „gar nicht wollte“. Dabei kriegen das untergegangene DDR-Regime und der heutige kapitalistische Westen gleichermaßen ihr Fett weg. Doch Annekatrin Hendel und Jagoda Marinić legen auch frei, wofür es sich zu kämpfen lohnt: Ziele, bei denen keiner verliert und ehrliche Leidenschaft für Dinge statt Empörung gegen etwas. Ganz im Sinne eines berühmten Protest-Liedes von Wolf Biermann, das er heute nicht mehr singt - dafür nimmt sich Annekatrin Hendel die Freiheit es zu tun… Hier hört ihr, warum es für Annekatrin Hendel Freiheiten erst gibt, wenn man sie sich nimmt (3:07) wozu sie sich 1989 für einen Künstlerpass etwas einfallen ließ (18:01) was „Ostler“ gut machen (27:05) warum sie einen „Stinkstiefel“ in ihrem Betrieb haben möchte (39:36) weshalb sie oft eher als Quereinsteigerin Hindernisse vorfand denn als Frau (49:21) warum sie mit ihren Filmen etwas anderes auslösen will als Harmonie (1:11:55) wie Menschen in München reagieren, wenn sie sagt, dass sie aus dem Osten kommt (1:12:15) wie Annekatrin Hendel ein Protestlied von Wolf Biermann singt (Bonustrack) (1:28:41) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
02.05.24 • 91:01
Streitbar, Meinungsstark, kampferprobt: Claus Weselsky hat Qualitäten, die sich wohl alle arbeitenden Menschen im Kampf um ihre Rechte wünschen. Selten hat ein Gewerkschafter in Deutschland so polarisiert und auch so aktiv für seine Schützlinge gekämpft wie der GDL-Chef. Für seinen Einsatz trotz aller persönlichen Anfeindungen und für die messbaren Erfolge in den Verhandlungen mit der Bahn genießt Weselsky breiten Rückhalt bei den Gewerkschaftsmitgliedern. Mehr Lohn, weniger Wochenarbeitszeit, mehr Flexibilität: das sind die Ergebnisse der letzten Tarifeinigung mit der Bahn im März. Bevor Weselsky im Sommer abtritt, beschritt er jedoch mit weiteren Vorstandsmitgliedern auch rechtlich neue Wege: Die Gründung von „Fair Train“ ein Genossenschaftsmodell um Lokführer*innen zu höheren Löhnen an die Bahn auszuleihen, bezeichneten selbst Kritiker*innen als „innovativ“. Nach dem Tarifkompromiss mit der Bahn bekennt Claus Weselsky bei Freiheit Deluxe mit Jagoda Marinić: „Streit um die Sache gehört für mich seit meinem frühen Leben dazu“. Das Aufwachsen in der DDR und die Wende haben ihn politisiert und motiviert, gewerkschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Ihm gelang ein Aufstieg, der vielen anderen seiner Generation verwehrt blieb. Die Ursachen sieht er in der Heuschreckenmentalität von Investoren aus dem Westen begründet und im Versagen der Politik, die nicht mehr wertegeleitet sei. Weselsky indes beruft sich auf seine Werte und Überzeugungen, bezeichnet sich selbst als konservativ und tritt doch so stark wie kaum jemand sonst für die sozialistischen Ideale der Arbeiterbewegung ein. Jagoda Marinić und Claus Weselsky diskutieren über das verloren gegangene Vertrauen in die Politik, die Schlüsselrolle von Gewerkschaften in Deutschland und den USA und sie feiern das Grundgesetz. Ein Gespräch im Spannungsfeld zwischen gewerkschaftlicher Solidarität und kapitalistischer (Selbst-)Ausbeutung und der Frage, ob man in diesen Zeiten überhaupt noch etwas dagegen tun kann. Claus Weselsky plädiert naturgemäß dafür, dass jede und jeder Einzelne kann, wenn sie wieder lernen, sich mit Anderen zu organisieren… Hier hört ihr, wie es Claus Weselsky schon früh nach der Wende zum gewerkschaftlichen Engagement zog (5:30) welche kollektiven Erfahrungen im Osten zu großen Enttäuschungen geführt haben und dennoch keine „Ostalgie“ rechtfertigen (18:30) was er an den derzeitigen Strukturen in der Politik für problematisch hält (36:10) warum er eine offene Dabattenkultur für so wichtig hält (47:50) was er seinen Kritikern entgegnet (57:07) welche charakterliche Disposition ihm als Regisseur zu Gute kommt (1:11:55) was für positive und was für negative Aspekte er in der Digitalisierung sieht (1:21:10) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
18.04.24 • 111:57
İlker Çatak ist einer der größten deutschen Filmemacher, der sich in wenigen Jahren auch international einen Ruf erarbeitet hat. Schon für seinen Abschlussfilm „Sadakat“ (2015) bekam er den Student Academy Award in Gold, „Das gesprochene Wort“ (2019) und vor allem „Das Lehrerzimmer“ wurden mit deutschen und internationalen Filmpreisen überhäuft. Die faszinierende Abgründigkeit des „Lehrerzimmers“ wurde zuletzt auch mit einer Oscar-Nominierung bedacht. İlker Çataks kluger, feinsinniger Blick auf seine Figuren und sein starker Zugriff auf Geschichten zeichnen seine Filme aus, aber ebenso seine Fähigkeit, anderen den Raum für Höchstleistungen zu öffnen. So besetzte er die zarte, aber moralisch so selbstsichere Hauptfigur im „Lehrerzimmer“ mit Leonie Benesch, u.a. weil es ihm wichtig war, dass sie „erröten“ könne, wie er in einem Gespräch mit der FAZ erklärte. Dieses Jahr war İlker Çatak mit Wim Wenders und Sandra Hüller für den Oscar nominiert. Leider gelang es einigen Medien nicht, seinen Namen zu nennen, stattdessen schrieben sie von „Das Lehrerzimmer“ - Çatak musste mitten aus Hollywood ein paar Dinge über Namen und Politik klarstellen und fand viel Gehör und Zuspruch. Noch mit dem Jetlag vom Flieger zurück aus Hollywood spricht İlker Çatak bei Freiheit Deluxe über die Freiheit der gewählten Perspektive, über Serendipity, das Talent, besondere Momente zu erkennen und zu ergreifen - und natürlich über die Kunst des Filmemachens. Çatak reflektiert seine Auffassung, als Regisseur vor allem Kommunikator zu sein und Menschen zusammen zu bringen. Mit Jagoda Marinić spricht er aber auch über seinen Trugschluss, er könne seine Themen in Filmen verhandeln und müsse als Person nicht dazu Stellung beziehen. Das hat er dieses Jahr gelernt und Diskussionen ausgelöst. Jagoda Marinic Und İlker Çatak analysieren die Debatten rund um die Oscar-Nominierung und richten ihren Blick darauf, wie man zeitgemäß mit Diversität umgehen könnte - oder was dem im Wege steht. Etwa dass die „Sonderzeichen“ in ihrer beider Namen auch heute noch technisch das Podcast-System der ARD sprengen… Hier hört ihr, wie İlker Çatak jeden Tag daran arbeitet, mit offenem Blick auf die Welt zu schauen (8:53) welche Regieanweisung ihm Leonie Benesch von Michael Haneke übermittelte (22:10) was er von seinen Eltern als Migra-Kind auf den Weg bekam (33:08) welche Geschichten er gerne mal in den Medien lesen würde (47:01) wie sich sein Vater und er über die gemeinsame Arbeit an einem Film wieder annäherten (55:10) welche charakterliche Disposition ihm als Regisseur zu Gute kommt (1:02:50) mit welchen Widerständen er sich bei der Umsetzung von „Das Lehrerzimmer“ konfrontiert sah (1:13:44) wie wichtig für ihn ist, zu seinen Ängsten zu stehen - auch beim Filmemachen (1:25:53) Welchen Hollywood-Gossip İlker Çatak von den Oscars mitgebracht hat (1:40:10) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
21.03.24 • 106:24
Jan Böhmermann hat es nicht leicht. Er ist der wohl meistverklagte Satiriker Deutschlands: Nach dem Beef mit Lukas Podolski, den er in seinen Format Lukas Tagebuch persiflierte und dem Rummel um Yanis Varoufakis, dessen Stinkefinger er mutmaßlich fälschte, geriet er bald in den nächsten Schlamassel. Sein vielfach richtig verstandenes Gedicht „Schmähkritik“ wuchs sich zur Staatsaffäre mit dem türkischen Präsidenten Erdogan aus. Derzeit befindet er sich im Rechtsstreit mit einem Imker, dessen Persönlichkeitsrechte er verletzt hatte. Dabei lastet ohnehin viel auf den dünnen Schultern des Polizistensohns aus Bremen: Seit Jahren moderiert er das ZDF Magazin Royale und den Podcast Fest & Flauschig, ist Musiker und Investigativ-Journalist. Zu seinen zweifellos größten Verdiensten zählt die exklusive Veröffentlichung der „NSU-Leaks“ und der Recherchen zu den „Frontex Files“ im ZDF Magazin Royale. Mit Jagoda Marinić verbindet Jan Böhmermann ein Tweet zur Münchner Sicherheits-Konferenz, den er nicht bei ihr geklaut hat, sondern zufällig wenig später auch in seinem Kopf ausgebrütet hat, wie er bei Freiheit Deluxe versichert. Kannst du ernst reden, Jan? Fragt Jagoda Marinić und er tut es immer wieder: Jan Böhmermann spricht über Freiheit, Sorglosigkeit und seine fast preußische Arbeitsmoral. Der Entertainer reflektiert, wie das Improvisationstalent seiner Familie zu seiner DNA gehört, ebenso wie die Fähigkeit, Türen einzutreten - und gibt ein kurzes Tutorial für den ÖRR, wie eingetretene Türen Strukturen verändern können. Er offenbart sein „guilty pleasure“ Schriftsätze aus seinen Klageschriften zu lesen. Und er gibt zu, dass es mitunter schwer auszuhalten war in juristisch unsicherem Terrain. Doch neben dem Ernst ist da auch ein Spieltrieb, der immer wieder durchscheint. Jagoda Marinić und Jan Böhmermann streiten, ob sein „Twitterbuch“ seine größte Frechheit war oder “leider Kunst”. Sie streiten, wie man so einen Podcast denn eigentlich beendet. Sie reden über Gefühle. Und Jan zieht die Aufgabe, der er sich gestellt hat, durch bis zum Knall… Hier hört ihr Die Vorgeschichte dieser Podcastfolge und was sie mit der Münchner Sicherheitskonferenz zu tun hat (2:50), was Jan Böhmermann für einen Arbeitsethos pflegt (13:50), warum das was er macht leider Kunst ist (23:15) was Böhmermann über Harald Schmidt denkt und vice versa (37:42) wie die Jahrhunderte währende deutsche Kleinstaaterei zur Konsensmanie führte (47:26) was sein guilty pleasure ist (55:54) wie es sich anfühlt, wenn sich die Bundeskanzlerin bei einem entschuldigt (1:03:35) was passieren muss, damit der Podcast endet (1:35:33) welche Künstler*innen er bewundert (1:38:15) was er über Goethe, Gefühle und Genies denkt (1:43:01) wie der Podcast endet (1:53:08) Bonustrack (Director’s Cut) (1:53:32) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
07.03.24 • 117:43
Jakob Hein ist Arzt und Kinderpsychiater, Slam-Poet, Podcaster und Romanautor - also der Widerspruch in Person? Zumindest scheint er mehrere Leben zu haben, schaut man sich an, was er neben seiner Karriere als Arzt und Psychiater bereits erreicht hat: Er hat mehrere Bestseller-Romane und Sachbücher veröffentlicht, Drehbücher für die Serie „Charité“ geschrieben einen Podcast mit Kurt Krömer moderiert, und nebenbei und ständig ist er gefragter Experte zu Themen der Jugendpsychologie wie ADHS oder Corona-Folgen. Aber wie wurde Jakob Hein eigentlich selbst sozialisiert? Bei Freiheit Deluxe stellt er sich persönlichen ebenso wie gesellschaftlichen Fragen von Jagoda Marinić. Er spricht nachdenklich über eine große Krise, die ihn gelehrt hat „das Maul nicht so weit aufzureißen“ und tauscht mit Jagoda Ost- gegen Westdiskurse: Sie haben uns „im Bistro“ sitzen lassen, findet Jakob Hein. „Klar, das Essen ist da auch in Ordnung, aber wir meckern natürlich rum und sagen: Warum dürfen wir denn nicht ins Restaurant?” In Wahrheit ist doch der Westen hängen geblieben, so seine These. Der Osten hat sich schließlich aus eigener Kraft von einer Diktatur befreit, wo der Westen Demokratie nur geschenkt bekommen hat. Provokant? Jakob Hein findet solche Umkehrungen eher amüsant… Hier hört ihr, Welche persönliche Krise Jakob Hein ins Straucheln brachte (8:10) weshalb er die Gegensätze zwischen Ost und West lange nicht wahrhaben wollte (17:30) was ein störender Schüler für das System bedeutet (24:52) warum in Wahrheit der Westen die Veränderung verschlafen hat (36:11) weshalb er es für problematisch hält, dass vieles extrem emotionalisiert wird (45:41) was schlechtes Essen bei seiner Oma mit Demokratie zu tun hat (56:08) inwiefern es etwas über die Gesellschaft aussagt, welche Drogen konsumiert werden (1:02:30) wie er Humor als „Tragödie plus Abstand“ begreift (1:10:43) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
22.02.24 • 76:40
Im Dezember starteten wir, die Redaktion Freiheit Deluxe (aka "das Vorzimmer") und Jagoda Marinić unsere Spendenaktion „Freiheit Deluxe für Alle“ auf betterplace.org, denn es war und ist Zeit zurückzugeben und weiterzugeben. Freiheit Deluxe und Jagoda Marinić haben in den letzten zweieinhalb Jahren mehrere Millionen Abrufe und unglaublich viele Menschen erreichen können. Jagoda Marinić hat in über 60 Folgen mit Persönlichkeiten, die sie interessieren und faszinieren über "Freiheit" gesprochen und gemeinsam haben sie über vieles nachgedacht, was sich besser machen ließe. Nun habt ihr mit euren Spenden den Worten auch Taten folgen lassen, 11735 Euro sind zusammengekommen und wir sagen aus tiefstem Herzen: Danke! Darum haben wir eine kleine Extra-Folge für euch aufgenommen: Jagoda spricht mit und über die Organisationen, die zu gleichen Teilen die Spendengelder bereits erhalten haben: "Bildungsinitiative Ferhat Unvar“, #Leavenoonebehind und „Mission Lifeline Seenotrettung“. Für die Bildungsinitiative Ferhat Unvar erklären Serpil Temiz Unvar und Eren Okcu ihre Arbeit und ihren gesellschaftlichen Auftrag, ebenso berichtet Janka für #Leavenoonebehind und ihre Nothilfe für Geflüchtete. Zum heutigen 4. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags von Hanau ist diese Folge auch den Opfern und Angehörigen von Hanau gewidmet. #Saytheirnames
19.02.24 • 10:40
„You’re all about the moon and the forest…“ sagte ein amerikanischer Journalist einmal zu Cornelia Funke. Vielleicht stimmt es insofern, dass ihre Bücher wie Bäume sind, die immer weiterwachsen und in denen Kinder sich gern Baumhäuser bauen? Doch in vielerlei Hinsicht ist sie für Erwachsene gleichermaßen inspirierend: Als Illustratorin, als Autorin von über 60 Kinder- und Jugendbüchern, Preisträgerin zahlreichen Literaturpreise und als eine der 100 einflussreichsten Menschen laut Time Magazine (2005). Seit einigen Jahren ist sie nun auch Mentorin und Mäzenin: Denn nach fast 20 Jahren unter der Weite des kalifornischen Himmels kehrte sie 2021 zurück nach Europa. Sie ließ sich in einer alten Alabasterwerkstatt in der Toskana nieder und lädt seither junge Künstler*innen aus aller Welt zu sich ein, vergibt Stipendien und bringt sie miteinander in Austausch. „Vielleicht die erfüllendste Aufgabe meines Lebens“, sagt sie darüber bei FREIHEIT DELUXE. Doch zunächst folgen Jagoda Marinić und Cornelia Funke den Stationen und Assoziationen, die Cornelia Funke von Hamburg nach England und später in die USA führten. Sie sprechen über den Einfluss der Kinder auf ihre Karriere und ihre eigene Trägheit, die sie von so vielen Dingen abgehalten hat - oder die ihrer Fantasie die Tore geöffnet hat, wie Jagoda Marinić widerspricht. Bei allem Gefühl für Natur und Sinnlichkeit, benennen Cornelia Funke und Jagoda Marinić doch die politischen Grenzen der Freiheit: etwa die Tatsache, dass nicht zuletzt der politische Umschwung und die Einschränkung von Freiheiten in den USA Cornelia Funke wieder nach Europa geführt haben… Hier hört ihr, warum sie so gern in der Gesellschaft von Kindern ist (9:11) weshalb sie die „westliche Art zu arbeiten“ für problematisch hält (1 7:24) warum Europäer wie Kokosnüsse sind und Amerikaner wie Pfirsiche (26:32 ) wie ihre Karriere immer von den Kindern gemacht wurde (39:38) wie sie in Italien den Respekt all ihrer Freunde verlieren könnte (58:41) in welchem Verhältnis die Trägheit von Cornelia Funke zu ihrer Fantasie steht (1:11:03) warum die „Wilden Hühner“ für sie so wichtig waren (1:22:11) was die vielleicht beglückendste Aufgabe ihres Lebens ist (1:29:03) und was sie gern in ihr nächstes Leben mitnehmen würde… (1:37:11) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinić ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
08.02.24 • 105:29
Er ist viele: Angela-Merkel-Imitator, Sohn eines Ganoven, Kabarettist, Autor, Podcaster, Provokateur. Immer sucht er dabei seinen ganz eigenen Weg und geht oft auf Messers Schneide. Zuletzt bewegte sich Florian Schroeder „Unter Wahnsinnigen“: Für sein neuestes Buch versuchte Schroeder u.a. eine schizophrene Frau zu verstehen, begleitete Neu- und Altrechte wie den Influencer der Identitären in Österreich, Martin Sellner. Und er konfrontierte sich mit seiner eigenen Vergangenheit, seinem Verhältnis zu seinem kriminellen und irgendwann abgetauchten Vater. Aber auch über Bilder von Männlichkeit hat er nachgedacht - sein vorletztes Buch nannte er „fast eine Liebeserklärung“ an Frauen. In der ARD heißt seine Sendung hingegen selbstbewusst wie eh „Schroeder darf alles“. Bei FREIHEIT DELUXE fragt ihn Jagoda Marinic: Wie geht das zusammen? Und Florian Schroeder erklärt sich und in Teilen auch die Welt, in der wir leben. Ist das gewachsene Bedürfnis vieler Männer, auch mal Schwäche zu zeigen, schon Authentizitätszwang oder ein Zeichen von Weicherwerden? Ist auch er weicher geworden, gerade als er sich mit seiner Vergangenheit, seinem Selbstbild auseinandergesetzt hat? Wie steht es um das Gespräch zwischen Männern und Frauen? Das loten Jagoda und er nicht nur aus, sie podcasten es sich herbei. Dabei entgeht ihnen auch nicht die „Renaissance der grellen Männer“ wie Trump, Orban, Putin & Co. Schließlich schauen sie auf die Demos und warum ausgerechnet die Correctiv-Recherche die Menschen auf die Straße gebracht hat, obwohl vieles davon bekannt war. Schroeder hat auch hier einen geschärften Blick auf die Geheimpläne der Neuen Rechten und weiß ihren Schlagworten seine eigenen Begriffe entgegenzusetzen. Hier hört ihr, Warum Florian Schroeder sehr lange in sich eher eine Enge als Weite spürte (7:15) Wieso er einen „Authentizitätszwang“ für problematisch hält (19:50) Was er über die Renaissance der grellen Männer denkt (31:18) Warum er von Alice Schwarzer enttäuscht ist (46:20) Weshalb er einen besonderen Bezug zu „Außenseitern“ hat (57:10) Worin die „defensive“ Strategie der Neuen Rechten besteht (1:10:30) Wie diese Bewegungen die Sprache verändern (1:21:40) Was ein Versuch wäre „Identität“ in der Differenz zu sehen (1:37:05) Und hier geht’s zur Spendenaktion: #FREIHEITDELUXE für Alle! https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/45862-freiheit-deluxe-fuer-alle?utm_campaign=user_share&utm_medium=fepp_stats&utm_source=Link FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels
25.01.24 • 103:29
Hört! Teilt! Erzählt! - Jagodas Worte zum neuen Jahr ... und spendet, wenn Ihr mögt: https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/45862-freiheit-deluxe-fuer-alle FREIHEIT DELUXE für Alle! Eine Spendenaktion von FREIHEIT DELUXE für #Leavenoonebehind „Nothilfe für Geflüchtete“, Mission Lifeline Seenotrettung und die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar" Natürlich bekommt ihr von betterplace.org eine Spendenbescheinigung.
31.12.23 • 04:52
„Ernährt euch gesund, macht Yoga, habt guten Sex - einfach, damit ihr noch nicht tot seid, wenn euch die späte Ehrung erreicht!“ Mit diesen Worten wandte sich die Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin Maren Kroymann an ihre jüngeren Kolleginnen, als sie 2021 den Deutschen Comedy-Preis für ihr Lebenswerk erhielt. Sie muss es wissen: in den letzten Jahren bekam sie vom Grimme- bis zum Deutschen Filmpreis so ziemlich alles, was es in der Medienbranche zu gewinnen gibt. Dabei hat sie spät angefangen, denn die Tochter von Tübinger Akademikern absolvierte erst einmal ein Lehramts-Staatsexamen, bevor es sie endgültig vor die Kameras und auf die Bühnen zog. 1982 spielte sie ihr erstes Bühnenprogramm, 1985 war sie als eine der ersten Frauen im Scheibenwischer. Als schwäbische Pfarrersfrau in der Serie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ wurde sie einem größeren Publikum bekannt - und spätestens seit ihrer Satiresendung „Nachtschwester Kroymann“ nutzt sie ihre Popularität, um für feministische Themen und die queere Community einzutreten. Bei FREIHEIT DELUXE sprechen Jagoda Marinić und Maren Kroymann über ihre Angewohnheit, Dinge zu tun, „die man nicht macht“. Wie etwa, über den Elefanten im Raum zu reden, so wie sie es in ihrer Dankesrede beim Deutschen Comedypreis tat. Maren Kroymann beschreibt die Freiheit, die ihr das Coming-Out vor vielen Jahren brachte: Männern nicht mehr gefallen zu müssen. Dabei reflektiert sie ihre „Gesichtsbekanntheit“ ebenso wie ihre „Hellwimprigkeit“ und wie schwer es ist, als Frau in der Medienwelt als intellektuell wahrgenommen zu werden. Wie allen Erwartungen - auch den eigenen - gerecht werden und dabei noch „hauptberuflich gelassen“ bleiben? Mit Humor natürlich! All ihre Talente unter Beweis stellt sie übrigens bald wieder in ihrer Comedy-Show „Kroymann - Ist die noch gut?" mit all-female Ensemble sowie im Live-Bühnenprogramm „In my Sixities - Maren Kroymann mit Band“. Hier hört ihr, Warum es so lange gedauert hat, bis Maren Kroymann in die erfolgreichste Phase ihres Lebens kam (9:31) wie es kommt, dass ihre „Frauenthemen“ immer relevanter geworden sind (23:37) Was genau „gesichtsbekannt“ bedeutet (32:09) Warum in der Liebe auch weibliche Autorität attraktiv sein kann (39:20) Weshalb ihr Coming-Out wie ein vorgezogenes Älterwerden war (48:12) Was Karolin Kebekus und Hazel Brugger in der deutschen Comedy-Szene bewirken (1:00:21) Warum es so mutig ist, im Showbiz zu „Hellwimprigkeit“ zu stehen (1:08:50) Wohin die „verhuschte Studentin“ verschwunden ist, die sie einmal war (1:18:41) Warum sie solchen Respekt vor dem Schreiben hat (1:27:01) Weshalb keiner mehr an das rankommt, was Elvis einst in ihr ausgelöst hat (1:36:35) Und hier geht’s zur Spendenaktion: #FREIHEITDELUXE für Alle! https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/45862-freiheit-deluxe-fuer-alle?utm_campaign=user_share&utm_medium=fepp_stats&utm_source=Link FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
21.12.23 • 108:46
Er ist einer der besten und erfolgreichsten Podcaster der Republik. Mit „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“ wurde Khesrau Behroz bekannt. Es folgte „Wer hat Angst vorm Drachenlord?“ und ganz aktuell „SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden“. Khesrau Behroz interessiert sich für gesellschaftlich kontroverse Figuren, zu denen er einen persönlichen Zugang findet. 1987 in Afghanistan geboren, kam er mit seiner Familie 1994 nach Deutschland, wuchs in Kassel auf, studierte in Erfurt, Berlin und New York. Heute ist er Co-Gründer und Geschäftsführer des Produktionsstudios undone. Als Podcaster ist Khesrau Behroz immer wieder auf der Suche nach dem Gänsehaut-Moment, der ihm sagt: Du bist der ästhetischen Wahrheit auf der Spur! Seine millionenfach abgerufenen und vielfach ausgezeichneten Story-Podcasts klären auf und sind dabei spannender als jeder Krimi - es besteht höchste binge-Gefahr… Bei FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic zeigt sich Khesrau Behroz auch im Gespräch als außergewöhnlicher Geschichtenerzähler. Gemeinsam beleuchten die beiden die Botschaft der New Yorker Freiheitsstatue und fragen, welchen Ruf Deutschland eigentlich an die Müden, Armen und Geknechteten der Welt aussendet. Sie hinterfragen den Mythos vom German Dream und erkunden das Scheitern von Integration - auch bei einem Fußballstar, der zum Maskottchen gemacht wurde. Und sie lassen sich treiben von der Lust, das eigene Leben und Erleben in Geschichten zu verwandeln. Eine Podcast-Begegnung auf höchstem Niveau! Hier hört ihr… warum Angela Merkel die letzte Freiheitsstatue in Deutschland war (12:00) Khesraus Gruß an seinen früheren Klassenlehrer, Herrn Klages (16:50) warum Khesrau einen Knigge-Kurs gemacht hat (22:40) warum Migranten immer von dem einen „rettenden Deutschen“ erzählen sollen (25:50) wo Khesrau zum ersten Mal den Nikolaus traf (42:28) wann und wie Khesrau Moments of truth empfindet (50:22) was die Geschichte von Mesut Özil mit Khesrau persönlich zu tun hat (52:30) wer alles den Integrationsbambi bekommen hat (1:03:45) warum „Wetten dass“ doch noch mal einen Lagerfeuermoment geschaffen hat (1:19:30) warum das Medium Podcast sensorisch limitiert und gerade deshalb so schön ist (1:27:30) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
07.12.23 • 107:51
Geboren 1981 in Sarajevo - das ist mehr als nur eine Zeile in Tijan Silas Biografie. Sie deutet an, was er in seinem jüngsten Roman „Radio Sarajevo“ (Hanser Verlag) berührend beschreibt: Sein Aufwachsen im belagerten Sarajevo. „Das war meine Kindheit, das war mein Krieg.“ 1994 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland, in Landau in der Pfalz machte er Abitur und war Gitarrist einer Punkband. In Heidelberg studierte er Germanistik und Anglistik. Seit seinem Debütroman „Tierchen unlimited“ ist Tijan Sila deutscher Schriftsteller - wobei ihm „Schriftsteller“ wichtiger ist als „deutsch“. Für ihn ist Sprache vor allem ein Werkzeug. Und Schreiben kann man auch im ICE oder mit Baby auf dem Arm, dafür braucht es keine Abgeschiedenheit. Er sucht seinen Weg und seine Art Autor zu sein in einem Literaturbetrieb, über den er auch einiges Komisches zu erzählen hat. Bei FREIHEIT DELUXE erzählt Tijan Sila, wie er als junger Mann noch lange die Wut aus dem Krieg in sich trug, Kampfsport machte und etwas Reptilhaftes hatte. Groll haben ist „wie Stacheldraht kauen“, sagt er und beschreibt, wie es ihm mit der Zeit gelang, den Groll loszulassen. Gemeinsam versuchen Jagoda Marinić und Tijan Sila zu ergründen, wie man über Krieg schreiben kann, ohne Gewalt zu verherrlichen. Sie reflektieren, welche Auswirkungen Gewalt in der Erziehung auf Generationen von Menschen hatte, wie diese Weitergabe unterbrochen werden kann und weshalb Tijan Sila das mit deutschen Alt-68ern verbindet. Für ihn ist dieses Thema sehr persönlich, denn als Vater einer kleinen Tochter hat er täglich vor Augen, was er ihr mitgeben möchte und wovor er sie und alle Kinder der Welt gern bewahren würde: die Erfahrung des Krieges und der Gewalt. Dabei versuchen Tijan Sila und Jagoda Marinić Ambivalenzen zuzulassen und „sich von der Eindeutigkeit wegzubewegen, um zum Kern einer wirklich menschlichen Erfahrung vorzudringen“. Hier hört ihr warum Tijan Sila als junger Mann etwas Reptilhaftes hatte (6:01) wie es ist, „gegen den Krieg“ zu schreiben (15:03) weshalb Sprache für ihn hauptsächlich „ein Werkzeug“ ist (29:25) welchen Einfluss die 68er auf eine gewaltfreie Erziehung in Deutschland hatten und was ihn mit dieser Generation verbindet (43:12) weshalb er sich in manchen Identitätsdiskursen der letzten Jahrzehnte nicht wiederfindet (52:50) wieso er sich andere Dinge im Leben wünscht als Macht (1:07:33) was für ihn den Prozess des Schreibens als kreativen Prozess ausmacht (1:19:24) wie er das erste Mal im Krieg gemerkt hat, dass er als Kind auch Zielscheibe ist (1:26:12) was ihm half, den Groll nach dem Krieg loszulassen (1:36:26) warum es ihm wichtig ist, angesichts eines komplexen Konflikts Ambivalenzen zuzulassen (1:48:02) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
23.11.23 • 119:46
Er wuchs mit den Erinnerungen seiner Eltern auf, die den Holocaust überlebt hatten. Seine Kindheit verbrachte er im Nachkriegsdeutschland der Tätergesellschaft, wo das „Draußen“ immer Gefahr bedeutete. Das Münchner Olympia-Attentat auf die israelische Mannschaft 1972 erlebte er als Jugendlicher aus nächster Nähe mit. All das hat den Journalisten Richard C. Schneider geprägt. Und es prägt auch seinen Blick auf die Massaker der Hamas vom 7. Oktober, die er als „neuen Zivilisationsbruch“ und „mutwilliges Vernichten jüdischen Lebens“ begreift. Richard C. Schneider lebt in Tel Aviv und München. Er war viele Jahre Korrespondent der ARD in Israel und den palästinensischen Gebieten. Heute arbeitet er als freier Korrespondent und als Autor für den „Spiegel“. In Büchern (zuletzt: „Die Sache mit Israel“, DVA) setzt er sich mit den Entwicklungen im Nahen Osten und mit seiner eigenen Rolle als Berichterstatter auseinander. Bei FREIHEIT DELUXE blicken Jagoda Marinic und Richard C. Schneider gemeinsam in den Abgrund des 7. Oktober 2023. Sie diskutieren, welche Bilder des Grauens gezeigt werden dürfen oder sogar müssen, um die Dimension des Verbrechens und seine Folgen zu verstehen. Sie sprechen über das Aufwachsen mit dem Trauma der Eltern und über das Ringen aller Seiten um die Anerkennung des eigenen Leids. Sie beleuchten die Gleichzeitigkeit des realen Kriegs und der deutschen Diskurse, die Vielfalt der Perspektiven und die Fahrlässigkeit der Medien. Ein berührendes, ein wichtiges Gespräch zu einem Konflikt, der alle bewegt. Hier hört ihr… was Richard als Sechzehnjähriger 1972 (4:09) in München erlebte und warum er damals sehr stolz auf seinen Vater war (7:50) welche Erfahrungen die Kinder von Holocaust-Überlebenden teilen (16:00) warum der 7. Oktober 2023 ein „neuer Zivilisationsbruch“ und Richard davon dennoch nicht überrascht war (25:10) wie Richard sich an das Pogrom von Kischinjow von 1903 erinnert fühlte - und an das Gedicht „In der Stadt des Schlachtens“ von Chaim Nachman Bialik, das er selbst aus dem Jiddischen übersetzt hat (29:45) warum alle Seiten das Bedürfnis haben, dass ihr Leid gesehen wird, und welche Gefahr damit verbunden ist (47:30) warum das Massaker des 7. Oktober so schnell wieder in den Hintergrund gerückt ist und welche Bilder des Grauens in den Medien gezeigt werden (51:15) wie Terroristen ihre Verbrechen live übertragen (55:22) und Journalisten mit diesen Bildern umgehen wie auch seriöse Medien ungeprüft das Narrativ der Hamas übernehmen (1:15:20) worin der Zynismus des asymmetrischen Krieges besteht (1:22:55) wer es wagt, Kritik an der Hamas zu üben (1:31:30) warum die Nahost-Diskussion in Deutschland sehr oft eine Diskussion über die deutsche Vergangenheit ist (1:37:45) warum es kein Makel ist, dass Deutschland sich der Vergangenheit stellt (1:39:30) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
09.11.23 • 105:39
Eine Folge Leben mit Drehbuchautorin und Regisseurin Anika Decker, die nur knapp dem Tod entkam. Und bei Freiheit Deluxe mal ganz andere Freiheiten anmahnt, z.B. die Freiheit von Liebeskummer. Und natürlich die Freiheit, nicht krank zu sein. Sie erzählt, wie sie sich wieder zurück ins Leben kämpfte und welche Freiheiten sie dadurch gewonnen hat. Kurz vor Veröffentlichung wurde gemeldet, dass Decker in Berufung geht - im Rechtsstreit um eine faire Beteiligung an den Erlösen der Kinohits „Keinohrhasen“ und Zweiohrküken“, für die sie das Drehbuch geschrieben hat. Das Berliner Kammergericht hatte ihr zwar schon Recht gegeben, aber ein Großteil ihrer Ansprüche waren bereits verjährt. Bei FREIHEIT DELUXE berichtet sie, dass viele Menschen in der Filmbranche Angst haben, sich mit ihr zu solidarisch zu zeigen und sie von vielen Einladungslisten gestrichen worden sei wegen des Rechtsstreits gegen Till Schweigers Firma. Ein vertrautes Gespräch, das wir zufällig mithören dürfen. Bei FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic: Warum Anika Decker Angst hat, dass selbst diese Folge FREIHEIT DELUXE gegen sie im Prozess um eine faire Beteiligung an den Filmen „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ verwendet werden könnte. (1:35:51) Wieviel eine Wiederbelebungsmaßnahme im Krankenhaus kostet (48:30) Wie Decker aus ihrer selbst diagnostizierten „krankhaften Neugier“ Kapital schlägt. (46:59) Warum es nicht so schlimm ist, dass sie von vielen Einladungslisten gestrichen wurde. (1:43:10) Wie es sich anfühlt, aus dem künstlichen Koma aufzuwachen. (55:06) FREIHEIT DELUXE mit Jagoda Marinic ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels.
26.10.23 • 110:13