BITTE NICHT ANFASSEN! - Museum mal anders ist der Podcast, der dich mitnimmt zu den kleinen und skurrilen Museen dieses Landes. Dabei besuchen wir – Lukas Fleischmann und Ralph Würschinger - abwechselnd Ausstellungen und sprechen mit den Menschen dahinter. Ob Geschichte, Technik oder Kunst – jede Folge enthüllt die kuriosen Geschichten hinter scheinbar banalen Objekten. Erlebe überraschende Fun-Facts über Mausefallen, Peitschen, Klopapier, Zusatzstoffe und Vieles mehr. Ein Podcast für alle, die Museen und spannende Fakten lieben, oder die einfach Lust auf verrückte Geschichten haben. Mit BITTE NICHT ANFASSEN! entdeckst du die Welt der kleinen, alternativen Museen – unterhaltsam, informativ und manchmal ganz schön weird! ~~~~~~~ Wenn dir der Podcast gefällt, dann abonnier uns und empfehle uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreib uns!Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Willst du uns unterstützen? Dann schau doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
1633 rennt Sultan Murat durch Istanbul in tödlicher Mission: Er will alle Kaffeetrinker persönlich enthaupten. Der Grund: Kaffee animiere zum Aufruhr und frevelhaftem Verhalten – heute wissen wir, dass er damit gescheitert ist, denn die Welt trinkt so viel Kaffee wie nie zuvor. Für die Zubereitung des beliebten Heißgetränks braucht es vor allem gute Kaffeemühlen. Die erzählen uns wiederum viel über die Zustände der jeweiligen Zeit. Theresa Ostwald vom Kaffeemühlenmuseum Wiernsheim fabuliert über schrullige Kommodenmühlen, während uns Kaffeeröster Marco Burkhart den Unterschied zwischen Espresso und Kaffee aufzeigt. Darüber hinaus erfahrt ihr, warum Kaffee eigentlich gerade so teuer ist und woran ihr Qualitätsware von Ramsch im Supermarkt unterscheiden könnt. Achja: Unter allen Zuhörenden verlosen wir drei Espressoprobierpakete im Wert von jeweils 40 Euro von der Rösterei Marco Burkhard. Zwei davon verlosen wir über unseren Instagram-Kanal bittenichtanfassen_podcast. Dazu abonniert ihr am besten unseren Kanal und kommentiert den entsprechenden Post damit, zu welcher Gelegenheit ihr am liebsten Kaffee trinkt.Wenn ihr kein Instagram nutzt, könnt ihr auch per Mail am Gewinnspiel teilnehmen. Schreibt einfach eine Mail an info@escucha.de. Unter allen Teilnehmenden verlosen wir hier ein Paket. Wenn ihr eure Chancen erhöhen wollt, einfach beide Optionen nutzen. https://www.burkhart-kaffee.de/probierpaket-espressoUnd: Wir sind auf eure Unterstützung angewiesen! Damit wir regelmäßig neue Folgen produzieren können, brauchen wir eure Hilfe. Schaut doch dazu mal auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen~~~~~~~ #podcastdeutsch #museenentdecken #geschichte #museum #kaffee #wiernsheim #rösterei #espresso #café #sultan #Murat ~~~~~~~Hilfreiche Links:Ein Audioguide über die Kommodenmühlen: https://www.museum.de/audioguide/422/7/DE/0~~~~~~~Infos zum MuseumKaffeemühlenmuseum WiernsheimMarktplatz 2175446 Wiernsheimhttps://www.kaffeemuehlenmuseum.deRösterei und Weingut Burkhart Am Haberbert 179361 Sasbach am Kaiserstuhlhttps://www.burkhart-kaffee.de ~~~~~~~Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.06.25 • 54:01
Diese Folge ist Mystery und True-Crime pur! Denn wir sprechen über den Spiritismus. Dazu begibt sich Ralph zunächst in die USA Mitte des 19. Jahrhunderts. Ralph erzählt zusammen mit Nina vom Podcast “Früher war mehr Verbrechen” den Fall der Fox-Schwestern, die durch Kommunikation mit Geistern berühmt und so die ersten Medien der Geschichte wurden. Ein großer Fan dieser Fox-Schwestern war Cornelius Röder. Der deutschstämmige Kaufmann und Arzt (*1822) reiste um die Welt und brachte allerlei fragwürdige Gegenstände in seinen Heimatort Nykobing-Falster in Dänemark. So fragwürdig, dass seine Nachfahren lieber alles in Kisten gepackt und einem Museum vermacht haben. Dem Museum Obscurum, das 2016 seine Pforten geöffnet hat. Museumsbetreiber und Archäologe Leif Lauritsen schildert, wie er auf den Fund aufmerksam wurde und bald darauf an seinem Verstand zu zweifeln begann. Denn hier geht es nicht mit rechten Dingen zu... #podcastdeutsch #museenentdecken #geschichte #museum #spiritismus #dänemark #nykobingfalster #frueherwarmehrverbrechen #ghoststory #geister #ouija #foxschwestern ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Offizielle Podcastseite von Früher war mehr Verbrechen: https://frueherwarmehrverbrechen.podigee.io/ Hier geht’s zur Folge über die Fox Schwestern: https://frueherwarmehrverbrechen.podigee.io/92-new-episode Weitere Infos zum Fall der Fox Schwestern: https://www.americanheritage.com/they-said-they-spoke-dead Wer lieber YouTube mag: https://www.youtube.com/watch?v=kPPgwh4yk2Q Über die Herkunft des Ouija-Bretts: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2016/oct/30/ouija-board-mystery-history ~~~~~~~ Infos zum Museum Museum Obscurum Færgestræde 1a 4800 Nykøbing Falster Dänemark https://museumlollandfalster.dk/de/museum-obscurum/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Folgencover erstellt mit KI https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.05.25 • 53:39
Was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du an Coca-Cola- und Nivea-Dosen denkst? Sind es die schwarze Flüssigkeit und die weiße Creme – oder doch eher die ikonischen, geschwungenen Logos auf rotem Etikett und eine tiefblaue Blechdose mit weißer Schrift? In dieser Folge von BNA dreht sich alles um legendäre Verpackungen, die wahre Zeitzeugen ihrer Epoche sind. Außerdem erfährst du von mystischen Tabakdosen auf der Titanic, wie der Kölner Dom ohne eine Verpackung gar nicht fertiggestellt worden wäre und wie das Bauhaus Apple beeinflusst hat. Auf dieser Reise durch die Verpackungsgeschichte begleitet uns Florian Schmidgall vom Deutschen Verpackungsmuseum in Heidelberg.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #unboxing #verpackung #design #heidelberg #nivea #cocacola ~~~~~~~Infos zum MuseumDeutsches VerpackungsmuseumHauptstraße 22 (Innenhof)69117 HeidelbergTelefon 06221 21361www.verpackungsmuseum.deinfo@verpackungsmuseum.deüber BITTE NICHT ANFASSEN!:Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha - Kultur für's Ohr.Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de Wollt ihr uns unterstützen?Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.04.25 • 42:14
Wer sagt, dein kleines Zitronenbäumchen kann kein Bonsai werden?!? Mit dem festen Wunsch, genügend Ausdauer und dem richtigen Training kann deine Topfpflanze alles erreichen! Allerdings ist dann jeden Tag Gym-Tag, so wie für Werner Busch. Er ist Leiter des Bonsai-Museums in Düsseldorf und trainiert seit 40 Jahren kleine Bäume. Mit seinem Coaching machen wir auch aus euch einen echten Bonsai-Trainer bzw. -Trainerin. Schritt Eins: Folge anmachen!#podcastdeutsch #museenentdecken #geschichte #museum #bonsai #hobby #NRW #düsseldorf #japan #gärtnern #garten #topfpflanze ~~~~~~~Hilfreiche Links:Mehr zum Bonsai, der die Atombombe überlebt hat: https://www.smithsonianmag.com/history/390-year-old-tree-survived-bombing-hiroshima-180956157/Hier das Video über den Transport der Bonsai von Japan nach Washington D.C. https://www.youtube.com/watch?v=-5AzWPrf5gIPenjing, die Vorläufer der Bonsai: https://www.bonsai-als-hobby.de/lexikon/chinesische-penjing/Für die Recherche wurde u.a. dieser Podcast konsumiert: https://www.youtube.com/watch?v=MJ3cy5UMtUsGute Website, um die Stile der Bonsai kennenzulernen: https://www.bonsaiempire.com/origin/bonsai-styles~~~~~~~Infos zum MuseumBonsai Museum DüsseldorfHammer Dorfstraße 17640221 Düsseldorfhttps://www.bonsai-museum.de/ ~~~~~~~Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~Wollt ihr uns unterstützen?Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen~~~~~~~Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Folgencover erstellt mit KI https://www.instagram.com/don_t_obey/Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.03.25 • 43:00
Leder – ein Material, das Pamela Anderson in Rage versetzt, aber zugleich extrem haltbar, nachhaltig und stilprägend ist. Es begleitet die Menschheit vermutlich schon so lange wie der Gebrauch von Werkzeugen und hat von der Steinzeit bis heute seine Spuren in unserer Geschichte hinterlassen. In dieser Folge sprechen wir mit Natalie Ungar vom Ledermuseum Offenbach über die vielen Facetten von Leder: von einer altägyptischen Rohhaut-Box aus dem Jahr 4.000 v. Chr. über lederüberzogene Telefone bis hin zu Joschka Fischers legendären Turnschuhen. Dazwischen Protz-SUVS, Wahlzähne und deutsche Design-Geschichte. Viel Spaß beim Hören!#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #leder #anderson #offenbach #hessen #mode #lederjacke #walpenisHilfreiche Links:Joschka Fischers Turnschuhe: https://de.wikipedia.org/wiki/Joschka_Fischer#/media/Datei:Joschka_Fischer_Turnschuhe.jpegDas ist Natalie Ungar: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldi https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2559-scaled.jpegSo sieht der Narwal Futteral aus: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2551-scaled.jpegDas ist das Museum von außen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2538-scaled.jpegDie Wikipedia-Seite über den teuersten Lederstuhl der Welt: https://en.wikipedia.org/wiki/%22Dragons%22_armchair~~~~~~~Infos zum MuseumDeutsches Ledermuseum Offenbach Frankfurter Straße 8663067 Offenbach am Mainwww.ledermuseum.de ~~~~~~~Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~Wollt ihr uns unterstützen?Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen~~~~~~~Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
31.01.25 • 37:34
Stöffche, Äppler, Viez oder Most – Apfelwein ist unter vielen Namen bekannt. Weniger bekannt ist, dass Apfelwein ein für ganz viel politischen Zündstoff gesorgt hat: Im Mittelalter wurde er von den Herrschenden verboten und im 20. Jahrhundert auch von Nazis. Wenn ihr wissen wollt, warum der gute Äppelwoi die Nazis auf die Palme gebracht hat und was jetzt eigentlich der Unterschied zwischen Cider, Cidre, Cidra und Apfelwein ist, dann hört euch diese Folge mit Jörg Stier an. Er ist Apfelwein-Kelterer und Betreiber des Gerippten Museums in Hanau. Achja: Natürlich gibts noch geheime Apfelwein-Logen, Lichtbrechungen und den ein oder anderen Bembel. Cheers. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #apfelwein #cider #hessen #hanau #bembel #geripptes #geschichte #äppler #funfact ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Wissenswerte Seiten zur Geschichte des Apfelweins: https://ebbelwoi-frankfurt.de/neues/ https://www.apfelwein.de/index.php/rund-um-den-apfelwein/historisches-zum-apfelwein https://www.deutsches-apfelweinmuseum.de/geschichte/ebbeldrang-und-aepffelwein/ Zu unserem Halbwissen über Fanta: https://www.stern.de/genuss/trinken/fanta--die-wurzeln-der-orangenlimo-liegen-in-nazi-deutschland-30462586.html ~~~~~~~ Infos zum Museum Geripptes Museum – Raum für Apfelweinkultur Am Heumarkt 6 63450 Hanau http://www.apfelwein-centrum-hessen.de/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Folgencover erstellt mit KI https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.01.25 • 37:28
Bällebad statt Krieg, Trampolin statt Trump, Lachodrom statt Rechtspopulismus. Weil 2024 ein Jahr war, das man mit dem Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ bezeichnen würde, wird es nun Zeit für eine Wohlfühlfolge. Und dazu geht’s nach Madrid ins Museo de la Felicidad (Glücksmuseum). Darüber hinaus tauchen wir in die am längsten geführte Studie der Weltgeschichte ein und geben euch die ultimative Anleitung ein möglichst langes, gesundes und glückliches Leben zu führen. Holt euch einen Tee, kuschelt euch ein und lauscht! #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #glück #lachen #madrid #felicidad #studie #feelgood ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Robert Waldingers Ted Talk: https://www.ted.com/talks/robert_waldinger_what_makes_a_good_life_lessons_from_the_longest_study_on_happiness?subtitle=en&lng=de&geo=fr Die Homepage der WT-Grant Foundation: https://wtgrantfoundation.org/ Buch „Das Glücksdiktat“: https://www.suhrkamp.de/buch/das-gluecksdiktat-t-9783518469989 ~~~~~~~ Infos zum Museum Museo de la Felicidad Rda. De Valencia 8 28012 Madrid https://www.museodelafelicidad.com/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Folgencover erstellt mit KI https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
24.12.24 • 41:11
In dieser Folge sind diesmal nicht wir im Museum, sondern unser geschätzter Freund und Kollege Philipp vom Podcast Heldendumm. Im März 2017 steigen drei Männer in das Bode-Museum in Berlin ein. Ihr Ziel: die Big Maple Leaf, eine(!) Münze. Der Schaden beträgt mehrere Millionen Euro. Denn bei der Big Maple Leaf handelt es sich um eine 100 Kilo schwere Münze aus Gold. Es ist einer der größten Kunstdiebstähle des 21. Jahrhunderts. Als die Polizei ermittelt, fällt auf: die drei sind nicht nur einmal ins Museum eingestiegen. Wie kann das sein? Warum hat niemand etwas bemerkt? Und kann bitte endlich jemand das Fenster reparieren? #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #MapleLeaf #Bode-Museum #Berlin #heldendumm #kunstraub #truecrime ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Hier geht’s zum Podcast Heldendumm https://heldendumm.de/ Hier zur Episode über Fürst Pückler: https://heldendumm.de/podcast/hermann-der-fuerst/ Ein Link zur Geschichte im Tagesspiegel https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/21-millionen-euro-entschadigung-fur-eigentumer-des-big-maple-leaf-6857521.html ~~~~~~~ Infos zum Museum Bode Museum Am Kupfergraben 3 10187 Berlin https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/bode-museum/home/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
14.12.24 • 36:18
Er war mit den Größen der Weltgeschichte auf Kuschelkurs: der Dackel. Ob Napoleon, Queen Victoria, Willy Brandt oder Pablo Picasso – der kurzbeinige Hund war ihr treuer Begleiter, Ruhepol und Inspirationsgeber. Diese Folge zeigt seinen Werdegang vom Jagdhund zum Haustier, vom Maskottchen zum Bestseller, von den Kelten bis zu Gen Z. Dafür haben wir Josef Küblbeck und Oliver Storz in Regensburg besucht. Sie betreiben seit 2018 das Dackelmuseum und erzählen uns, wie es zur Gründung kam und wie es dazu kam, dass ein Dackel einen Picasso gefressen hat. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #hund #dackel #regensburg #bayern #waldi #wackeldackel #hundebesitzer ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Kulturgeschichte des Dackels: https://www.dackel.de/dackel-geschichte/ Mehr zum Maskottchen Waldi: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldi Homepage der Wackeldackel-Firma Rakso: https://www.rakso-kunststofferzeugnisse.de/sortiment/wackeldackel.html ~~~~~~~ Infos zum Museum Dackelmuseum Weiße-Hahnengasse 3/5 93047 Regensburg Deutschland https://www.dackelmuseum.de/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.12.24 • 27:42
Mit Voodoo-Puppen kannst du erfolgreich Menschen schaden, im Voodoo gibt es Menschenopfer und mal wieder kommt alles Dunkle und Mysteriöse aus Afrika. Alles ausgemachter Bullshit, der sich aber hartnäckig bis in die Gegenwart hält. In dieser Folge geht es deswegen ins Château Musée Vodou nach Straßburg, das mit einigen Vorurteilen aufräumt. Denn unser Bild dieser jahrhundertealten ursprünglich westafrikanischen Religion ist geprägt von schlechten Filmen aus den 60ern und Drehbuchschreibenden, die diese Religion bis heute falsch darstellen. Ihr erfahrt in der Folge, wie Voodoo wirklich funktioniert, was es mit den Ahnen auf sich hat und warum es im Museum ein Objekt gibt, das man regelmäßig mit Gin bespucken muss. Für alle die dann noch nicht genug haben empfehlen wir die aktuelle Folge von „Heldendumm“. Da erklärt Lukas unseren Freunden die Geschichte von François Duvalier, dem ehemaligen haitianischen Diktator, der nach einem Unfall davon ausging, die Reinkarnation eines Voudou-Geistes zu sein. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: So sieht die aktive Khelessi aus https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2596-scaled.jpeg So sieht eine von vielen Legbas aus: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2593-scaled.jpeg Die Fassade des Museums im alten Wasserturm https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2593-scaled.jpeg Im Inneren des Museums mit den Ngungun-Kostümen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/IMG_2608-scaled.jpeg ~~~~~~~ Infos zum Museum Château Musée Vodou 4 rue de koenigshoffen 67000 STRASBOURG 03 88 36 15 03 contact@chateau-vodou.com https://www.chateau-vodou.com/ ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ , Rahmen KI-generiertIntro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
30.10.24 • 44:35
BITTE NICHT ANFASSEN! #34 Das Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach Show Notes Schmutz, Schund, Mittel zur Verdummung – so wurden Comics in den 50er Jahren von vielen Menschen bezeichnet. In den USA gab es heftige TV-Debatten, Behörden prüften, ob das Lesen von Comics zu Gewalttaten führe, und Menschen verbrannten in der Öffentlichkeit Comic-Hefte. Only in America? Nein, auch in Deutschland. Aber eine Frau mit dicken Brillengläsern verteidigte das Medium Comic: Erika Fuchs. Sie war die erste Chefredakteurin des damals neu entstandenen Micky Maus -Magazins und übersetzte die englischen Texte ins Deutsche. Aus Halloween wurde Fasching/Karneval, aus Vroom Brumm. Viele Anspielungen aus ihrer Wahlheimat Schwarzenbach an der Saale haben es ins Magazin geschafft, aber auch Zitate aus Werken Goethes und Schillers sowie der Popmusik. 2015 hat ihr der Ort ein Museum gewidmet, das Erika-Fuchs-Haus. In dieser Folge machen wir einen #deepdive in die Welt der Comics, insbesondere Entenhausens. Wir lernen Museumsleiterin Joanna Straczowski kennen und Jakob Breu, der als Donaldist in seiner Freizeit wissenschaftliche Arbeiten über den Kosmos von Dagobert, Donald und Co. verfasst. #kannmanmalmachen Außerdem: ein Exkurs zur Frage, was eigentlich Comics auszeichnet. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #franken #bayern #Geschichte #schwarzenbach #comic #mickymaus #disney #donald #donaldist ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Ein Foto vom Liporello: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/EFH_Simon_Schwartz_Fuchs_Biografie.jpg Ein Foto aus der Entenhausener Ausstellung: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/EFH_Dauerausstellung_Donald-scaled.jpg Infos zu den Verbrennungsaktionen: https://giubanski.wordpress.com/2016/12/12/buecherverbrennung-der-kreuzzug-der-bibliotheken-gegen-comics/ https://kingkalli.de/comics-vor-60-jahren-im-schmoekergrab-verbrannt-heute-in-aachen-gefeiertÜber den Comics Code in den USA: https://en.wikipedia.org/wiki/Comics_Code_Authority# Zum Erikativ: https://de.wikipedia.org/wiki/Inflektiv#:~:text=Der%20Inflektiv%20wird%20scherzhaft%20auch,wurde%20sie%20aber%20schon%20fr%C3%BCher Literatur Comics richtig lesen von Scott McCloud: https://www.carlsen.de/softcover/comics-richtig-lesen/978-3-551-74817-1?srsltid=AfmBOorF1dnzpKJELlyHMKyMjCysmrtNFBC-DTzswB0BTghAfmnep1gd Über die Geschichte des Comics: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/arts/bande-dessinee/die-geschichte-des-comics-in-deutschland Offizielle Homepage der deutschsprachigen Donaldisten: https://www.donald.org/ Direktlink zu Jakob Breus Arbeit über die Geschichte Entenhausens: https://www.donald.org/uploads/downloads/Forschung/2024_Jakob%20Breu_Eine%20kurze%20Geschichte%20Entenhausens_s-w.pdf ~~~~~~~ Infos zum Museum Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst Bahnhostraße 12 95126 Schwarzenbach https://www.erika-fuchs.de~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? 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Ralph Und mein Name ist Ralph. Lukas Und in diesem Format nehmen wir euch mit zu ganz verrückten kleinen alternativen Museen, die jenseits der großen Häuser nicht ganz unbedingt in den Zentren der Städten sind, vielleicht doch manchmal ein bisschen außerhalb. Und die Idee ist, dass wir einmal im Monat dem anderen ein Museum vorstellen. Und der andere hat wiederum keine Ahnung, wo der eine war. Und das sorgt für Geschichten, die skurril sind, die verrückt sind, die für ordentlich Fun Facts auf Partys sorgen. Und, Ralph, im September hatten wir ja ein kleines Special. Ralph Genau da hatten wir eine Kooperation mit einem Museumsverbund im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz. Das Zwoelfer heißt er, und da haben wir anstatt eine Folge pro Monat vier Folgen gemacht. Es ging beispielsweise um Zoigl. Das ist eine ganz besondere Braukunst, die es eigentlich nur in der Oberpfalz gibt. Es ging auch um die Glasherstellung auf traditionelle Art und Weise, also um das Glasblasen. Aber auch den Unterschied zum Glasmachen. Es ging noch um Mystizismus am Rande, um NS Widerstand. Lukas Ja, genau. Ralph Und was hatten wir in der vergangenen Folge? Weißt du das noch? Lukas Da warst du mit Karl Schneider in einem untergegangenen Dorf in Lohhäuser, was heute in Tschechien ist, aber eben damals in Bayern lag, also ein wirklich eine total spannende Folge, was alles an dieser Grenze passiert ist und was das Leben an der Grenze mit den Menschen gemacht hat. Ralph Ja, sehr gut, dass du sogar noch den Namen Lohhäuser drauf hast. Lukas Na ja, weil ich das total spannend fand. Genau. Und das heißt aber, das wir jetzt quasi wieder in den regulären BNA Modus reinkommen. Und da ich im August dran war den regulären BNA Modus einzuleiten und jetzt mal eine Ausnahme war, heißt es, dass ich heut eigentlich nichts machen muss, sondern nur mich auf deine Vorstellung freu. Ralph Lukas, Du kennst doch bestimmt den Begriff bildende Kunst. Lukas Ja? Ralph Was stellst du dir darunter vor? Was gibt es da so? Lukas Na ja, halt verschiedene Formen der bildenden Kunst, also Malerei, Bildhauerei, äh, vielleicht Fotografie, Zeichnungen, irgendwie so was in der Richtung. Ralph Und es gibt auch eine sogenannte neunte Kunst. Kannst du dir vorstellen, was das sein könnte? Lukas Neunte Kunst, also irgendwas, was mit einer klassischen bildenden Kunst zu tun hat, aber ein bisschen außerhalb davon steht. Performance? Ralph Nein, nein, ist es nicht. Comic wird oft als die neunte Kunst bezeichnet. Lukas Okay. Ralph Darum wird es heute gehen. Ja, es geht um Comics. Und zwar Ich war im Erika Fuchs Haus in Schwarzenbach an der Saale. Lukas Ja. Ralph Das liegt ja in Oberfranken. Und das Museum, das widmet sich eben Comics, aber auch vor allem den Werken von Erika Fuchs, nach der das Haus benannt ist. Und die hat einen wirklich sehr großen Anteil daran, wie wir Comics in Deutschland lesen. Ja, also in der kommenden Folge, da geht es um Nachkriegsdeutschland, um Nerds. Und es geht um das Unsichtbare. Lukas Also gut, ich bin gespannt. Ralph Also ich bin mit dem Zug nach Schwarzenbach an der Saale gefahren, vor gar nicht allzu langer Zeit. Gute Anbindung zum Glück. Und wenn man da aussteigt, am Bahnhof und den Bahnsteig verlässt, dann findet man da sehr schnell Fußspuren auf dem Asphalt. Gelbe Fußspuren, aber nicht Menschliche Fußspuren, sondern tierische Spuren mit Schwimmhäuten dazwischen. Und wenn man dieser Spur folgt, so 3 bis 4 Minuten, dann kommt man zu dem Museum, zum Erika Fuchs Haus. Und das musst du dir so vorstellen, dass am Vorplatz da ist es gepflastert. Da hat man so ein paar Stelen aufgestellt, wo auch Comickunst drauf ist und man hat eine ganz große Glasfront. Und wenn man reinschaut in dieses Museum, dann sieht man erst mal den Museumsshop. Und da liegen ganz, ganz viele verschiedene Comics, Comicbücher, Comichefte aus. Und ich habe mich mit Joana Straczowski getroffen. Sie ist Leiterin des Museums und hat mich durch die Räume geführt. Es sind insgesamt 600 Quadratmeter. Lukas Wow. Ralph Ja, und dort geht es eben, wie gesagt, um das Leben der Namensgeberin Erika Fuchs. Aber dazu soll dir die Leiterin einfach kurz mal was erzählen. Joana Straczowski Die Biografie ist in Form eines Comics dargestellt, das ja so ein bisschen Liporello-artig würde ich sagen, in den Raum reingestellt ist, ist von hinten beleuchtet. Erika Fuchs ist ja in Rostock geboren, also im hohen Norden im Dezember, am 7. Dezember 1906. Aber sie hatte eben das Glück, dass sie in ein wohlhabendes Elternhaus eingebunden ist. Sie hat Kunstgeschichte studiert, hat dann auch in Kunstgeschichte promoviert, war in London, war in Lausanne, und als sie dann in München war, hat sie den Günter Fuchs kennengelernt. Und der Günter Fuchs ist wiederum aus Schwarzenbach. Und so hat sich das Ganze dann ergeben, dass die doch sehr weitgereiste Erika Fuchs in das kleine, aber feine Schwarzenbach an der Saale gekommen ist. Lukas Alles klar, was ist denn ein Liporello? Ralph Das ist so was Auffaltbares, Längliches wie so ein Banner im Endeffekt. Und den kann man dann von links nach rechts lesen. Lukas Ah, okay, alles klar. Ralph Ja, und so ist das halt in einem Comic angeordnet. Lukas Das heißt, wenn ich das richtig verstanden habe, Du gehst da rein und dann sieht erst mal das Leben der Erika Fuchs. Aber im Comic. Ralph Ja, das ist nicht das Allererste, was du siehst. Aber ja, genau. Und Joana Straczowski hat ja schon gesagt, dass dann Erika Fuchs nach Schwarzenbach an der Saale gekommen ist. Das war 1932 und ein Jahr später hat sie dann ihr erstes Kind bekommen. Ein paar Jahre später dann das zweite Kind und der Günter Fuchs, der sie nach Schwarzenbach geführt hat, war zu der Zeit Geschäftsführer in einem Mittelstandsunternehmen und im Rahmen des Zweiten Weltkriegs wird er dann eingezogen und ist beim Militär als Ingenieur tätig. Unter anderem verbessert er zum Beispiel Panzer und ist auch zu einem gewissen Grad an der Entwicklung der V2 Rakete beteiligt. Als dann die Fabrik von den Amerikanern eingenommen wird, kooperiert Günter Fuchs und kommt dann relativ bald wieder nach Schwarzenbach zurück. Jetzt wenn wir uns schon nach dem Krieg befinden. Dann ist es ja so, dass Deutschland ja dann in Zonen eingeteilt war. Das hatten wir ja auch schon in einer der Spezialfolgen mal gleich behandelt. Und Bayern war ja in der amerikanischen Zone und damit kamen ja auch amerikanische Einflüsse ins Land, also Coca Cola, Rock'n'Roll, Nike Lukas T Shirts. Ralph Hast du da eine kleine Anekdote zu? Lukas Na ja, aber das hatten wir doch im Elvis Museum, dass das mit Elvis und mit dem Rock n Roll gekommen ist. Und die Jeans ist ja nach Bayern gekommen und das hatten wir ja beim Levi Strauss Museum, was ja auch in Oberfranken ist, dass die Jeans erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär wurde. Ralph genau. Ralph Folge Nummer 3? Lukas Irgendwie so was. Ja, Frühwerk. Ralph Ja, ja, ja, genau. Und es kamen eben auch Comics nach Deutschland. Und Comics waren zu dem Zeitpunkt in den USA sehr populär. Also innerhalb von wenigen Jahre sind da die Verkaufszahlen an die jährlichen Verkaufszahlen von 180 Millionen auf 540 Millionen verkaufter Comics gestiegen im Jahr 1948. Grund dafür ist auch, weil die so günstig sind, die kosten ja nur wenige Cent und deutsche Verlage haben dann darin auch Potenzial gesehen. Dann war es eben so, dass die Erika Fuchs eines Tages kontaktiert worden ist. Joana Straczowski Und der neu gegründete Ehapa Verlag damals hatte sie dann gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, diese neuartigen Jugend- und Kinderheftchen zu übersetzen, die in in Amerika, in Amerika oder in englischsprachigen Ländern natürlich schon der große Hit waren. Erika Fuchs war am Anfang sehr skeptisch. Sie hatte sich das vielleicht jetzt nicht so unbedingt vorstellen können, hat sich dann aber ein bisschen Bedenkzeit eingeräumt und es dann mit ihrem Ehemann ins Gespräch gegangen. Und der fand die Idee ganz gut. Der hat sie darin auch bestärkt und hat gesagt Ach, schau mal, da kann bestimmt was draus werden, Probier's einfach mal! Und Erika Fuchs hat sich dann auch nach ersten Zweifeln recht schnell für ihre Arbeit entschieden und hat gesagt Ja, das mach ich. Lukas Alles klar. Ich habe aber nicht verstanden. Warum sind sie denn jetzt genau auf die Erika Fuchs zugegangen? Ralph Ja, die hat sich vorher schon als Übersetzerin einen Namen gemacht, weil sie Readers Digest übersetzt hatte. Ah, na ja, und jedenfalls hat sie sich dann darauf eingelassen und die Zweifel wurden dann relativ schnell aus dem Weg geräumt, weil die erste Ausgabe, die wurde dann schon rund 130.000 Mal verkauft. Lukas Was war das für eine Ausgabe? Ralph Das war die Ausgabe vom Micky Maus Magazin. Sagt dir das was? Lukas Na ja, kennt man ja, oder? Ralph Also, hattest du das mal in der Hand, oder kennst du das nur vom Sehen? Lukas Na, ich kenne das halt noch aus meiner Kindheit oder Jugend. Da gab es ja das Micky Maus Magazin, wo es immer so o Spielzeuge mit dabei gab. Genau. Also ich hab das bestimmt mal gekauft. Ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt, aber damals auf jeden Fall. Ralph Genau. Es gibt es heute auch noch. Tatsächlich. Und dieses dieses Billo Spielzeug, das gibt es auch schon relativ lang, das gab es noch nicht von Anfang an, aber das hat sich dann relativ schnell etabliert. Trotz oder vielleicht auch wegen des Erfolgs haben halt immer mehr Leute von diesem Magazin erfahren. Und es sind halt auch Stimmen laut geworden, die dann angefangen haben, diese Comics zu kritisieren. Und das war auch in den USA so, deswegen machen wir einen kleinen Ausflug noch mal zurück in die USA. Da war es nämlich so, dass eben eine Gegenbewegung aus Lehrkräften und Bibliotheksmitarbeitenden entstanden ist, die Comics als Schundliteratur betitelt haben und darin halt eine Gefahr für das Leseverhalten der Kinder gesehen haben. Und das Ganze wurde dann noch befeuert. 1954 von einem amerikanischen Psychiater, der eine Studie herausgebracht hat, wonach Comics die Leser und Leserinnen halt gewalttätiger mache. Lukas Na ja. Ralph Und im selben Jahr gab es dann auch eine Umfrage, nach der 70 % der US Bevölkerung Comics daran die Schuld geben an der gestiegenen Jugendkriminalität. Lukas Es ist logisch, dass das Micky Maus Heftchen Gewalt verherrlicht. Das sind halt Studien und Erhebungen aus den 50er und 60er. Ich meine, es ist verrückt, wie viel wir heute noch an Mythen glauben, die da an den 50er und 60 ern in irgendwelchen pseudowissenschaftlichen psychologischen Instituten gemacht worden sind. Dieses Gefangenenexperiment, alles Mögliche, das ja alles ist ja alles aus der Zeit. Also mich wundert da gar nichts. Ja. Ralph Aber ich finde es trotzdem krass, weil ich hab ich mich so ein bisschen reingefuchst und es war halt jetzt nicht nur einfach so hier eine Umfrage und da der Psychiater. Es gab dann auch TV Debatten, es wurde extra eine Kommission, so ein US Komitee gegründet zur Bekämpfung von Jugendkriminalität. Und es hat dann so eine Anhörung im Fernsehen gemacht, wo dann eben Verleger befragt worden sind und die Verleger kamen da relativ schlecht weg, so sodass nach der Ausstrahlung dann in mehreren Städten, also der Protest dann so groß war, dass sie dann Comics verbrannt haben und dass es auch Forderungen nach Zensur gab. Lukas Irre. Ralph Und im selben Jahr hat dann auch eine Vereinigung von Comicverlegern, Vorgaben erarbeitet mit dem Ziel, halt die Comics sittlicher zu machen den Comics Code. Und da stand zum Beispiel drin, dass keine Nacktheit mehr gezeigt werden dürfte, dass Worte wie Horror oder Terror nicht beim Namen auftauchten dürften und auch, dass Homosexualität, Scheidungen und Flüche sowie Drogenkonsum nicht mehr Bestandteil von Comics sein sollten. Lukas Und das war vorher der Fall. Ralph Das war vorher der Fall. Ja, es gab ja auch Comics, die also Extra Horror Comics gab's zum Beispiel Geschichten aus der Gruft, Das ist ja vielleicht auch was, was man kennen könnte, weiß ich nicht. Ja, und der sich nicht daran gehalten hat, der hat von dieser Vereinigung halt kein Prüfsiegel bekommen. Was jetzt nicht so schlimm wirkt, aber es war so, dass dann viele Läden halt keine Comics mehr ohne Prüfsiegel verkauft haben und erst viele Jahrzehnte später, weil wir befinden uns ja jetzt gerade 1954 und die Folgejahre. Ralph Aber erst 1989 wurden dann die Beschränkungen im Verkauf eingestellt und Homosexualität durfte dann wieder thematisiert werden, sodass es ein Prüfsiegel gab. Lukas Das hat bis 1989 gab's diese Zensur, um dieses Prüfsiegel zu bekommen? Ralph Ja. Lukas Das ist ja verrückt. Ralph Ja, dieses Prüfsiegel, das gibt es ja sogar immer noch offiziell. Lukas Okay. Ralph Aber es sind halt dann nach und nach mehr Verlage abgesprungen. Wobei echt große Verlage relativ lang dabei geblieben sind. Also Marvel war bis 2001 dabei und DC Comics ja, Verleger von Batman bis 2011. Lukas Krass. Ralph Und in Deutschland war es dann ähnlich. Also jetzt nicht 2011, sondern in Deutschland. Was dann? Zur selben Zeit, also von Erika Fuchs war es dann ähnlich, das auch ganz viel Diskussion gab. 1953 wird dann Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdende Schriften erlassen und das führt dann auch zur Gründung, zur Institution, die heute als Bundeszentrale für Kinder und Jugendschutz bekannt ist. Ah und Comics, das ist auch ein Fun Fact. Comics werden zu den ersten überhaupt initiierten Schriften in Deutschland gezählt. Ja, und weil jetzt die USA so krass klang in Deutschland gab es tatsächlich auch extreme Aktionen, sag ich mal. Also da war es dann so, dass es die Schmökergrabaktionen gab. Hast du von denen schon mal gehört? Lukas Nein. Ralph Also 1954 war das. Das waren sogenannte Tauschaktionen, bei denen Kinder und Jugendliche ihre Bücher und vor allem Comics gegen gute, Spannende und Jugendliteratur bei Bibliotheken eintauschen konnten. Und in der Stadt Hagen wurden da 15.000 Comics eingesammelt. Und was mit denen passiert ist, ist nicht so leicht zu verifizieren. Ich hab da ein bisschen recherchiert, aber es gibt auf jeden Fall Quellen, die nahelegen, dass die Comics verbrannt und vergraben worden sind. Deswegen ja auch Schmökergrab. Und zum Beispiel in Aachen. Da habe ich zum Beispiel Beweise dafür gefunden, dass bei einem Martinsfeuer 1958 Comics verbrannt worden sind. Lukas Verrückt. Ralph In Deutschland war es so, dass Erika Fuchs sich in TVDebatten dafür eingesetzt hat, Comics aus dieser Schundecke heraus zu hieven, weil sie war zu dem Zeitpunkt Chefredakteurin des Micky Maus Magazins und war im Endeffekt ja, sie war dafür zuständig, diese Comics um Donald, Micky Maus usw zu übersetzen. Und das hat sie dann relativ gut verteidigt. Dazu Joana Straczowski. Joana Straczowski Sie hat mit ihren Übersetzungen immer wieder versucht, eben einmal auch bildungsbürgerliche Elemente, also Zitate aus Schiller, aus Goethe, aus berühmten Sagen, auch teilweise von Richard Wagner Elemente da einzufügen und dann aber auch gleichzeitig wieder aus der Populärkultur, also auch Texte aus Schlagerliedern oder dergleichen. Sie hat da wirklich eine bunte Mischung gemacht, und das hat die Comics besonders anspruchsvoll, denke ich, gemacht und gerade auch für eine Leserschaft im Nachkriegsdeutschland noch mal neuen Reiz hervorgerufen, weil dann eben auch Worte vielleicht mal gefallen sind, die nicht jedes Kind kannte, aber die dann natürlich intellektuell noch mal gefordert haben. Ralph Sie hat halt gewisse Freiheiten in der Übersetzung und nutzt das dann, um ja einen gewissen Bildungsauftrag sozusagen umzusetzen. Ja, also dieses Museum widmet sich ja dem Leben von Erika Fuchs, aber auch der Arbeitsweise von Erika Fuchs. Und da gibt es einen Raum, wo man zum Beispiel die Schreibmaschine von ihr sieht, und daneben liegen Blätter und auch ihr Notizbuch, wo es halt reingeschrieben hat, wie sie was übersetzt hat. Aber wie dieser Prozess genau ablief, das soll dir mal Johanna Strakowski erklären. Joana Straczowski Man sieht hier Originaldokumente auch aus ihrem Haus, also aus dem Nachlass von Erika Fuchs. Sie hat im Prinzip die englischen Originale zugeschickt bekommen. Sie konnte aber zum Beispiel die Farben gar nicht sehen. Also das hat auch am Anfang vor allem für Probleme oftmals gesorgt, weil sie natürlich nur raten konnte, welche Farbe dann irgendwelche Kleidungsstücke oder so hatten. Und man sieht in den Sprechblasen das Englische. Also ist ja im Allgemeinen relativ kurz im Vergleich zum Deutschen. Und sie hat sich diese Blasen dann durchnummeriert und anhand dieser Nummern dann eben die deutschen Übersetzungen auf ein separates Blatt, dann abgetippt. Lukas Okay. Ja gut, das ergibt ja irgendwie Sinn, also. Aber warum hat sie die Farben dann nicht gesehen? Hat sie dann nur Schwarz Weiß Exemplare bekommen oder was? Ralph Ja, richtig. Die Blätter, die sie halt dann übersetzt hat. Das ging dann zurück an Verlag. Der hat dann die Texte in die Comics eingefügt, auch in diese Sprechblasen usw und das Ganze dann schließlich farbig gedruckt und Herausforderungen, die Erika Fuchs bei der Übersetzung zu meistern hatte, waren zum Beispiel auch kulturelle Unterschiede zu den USA. Vom Verlag bekam sie dafür aber sehr viel Freiraum. Joana Straczowski Dinge wie Thanksgiving und Halloween, das kannte man hier noch nicht so richtig in den Fünfzigern und das musste sie ja auch irgendwie für ein deutsches Publikum aufarbeiten und hat dann daraus eben den Faschingsumzug gemacht. Oder das Erntedankfest. Lukas Ja, okay, das gibt ja auch Sinn. Ralph Und eine weitere Leistung, die sogar nach ihr benannt ist, ist der Erikativ. Hast du von dem schon mal gehört? Lukas Nein. Ralph Also der Erikativ, das sind so Wörter wie quietsch, seufz, grübel. Lukas Ah okay. Ralph Also so Infinitive, wo dann was weggenommen wird und die untermalen halt so Gemütszustände oder gestische Handlungen. Und Erika Fuchs, ja, die hatte ja natürlich auch die Aufgabe, genannte Soundwords zu übersetzen Bumm oder so und das passiert ja meist auf lautmalerische Art und Weise. Und hier schieb ich jetzt mal einen kleinen Exkurs ein Was ist ein Comic? Denn da gibt es auch wirklich Abhandlungen darüber, was ein Comic ist. Und ich habe eine Abhandlung gelesen von Scott McCloud. Der ist selbst Comiczeichner und -theoretiker und der bezeichnet die Comickunst als sequentielle Kunst, Das heißt, der Comic wird erst zum Comic durch die Abfolge von Bildern. Also ein Einzelbild ist kein Comic, aber hat man zwei, hat man schon eine Abfolge. Und möglich macht auch diese Abfolge oder diese Rezeption der Abfolge der sogenannte Rinnstein. Das ist die Abtrennung bzw. der Platz zwischen den Kästchen, zwischen Kästchen eins und zwei beispielsweise. Da ist ja nichts zu sehen. Das ist das unsichtbare. Aber unser Verstand erkennt, dass ein Zusammenhang zwischen dem ersten Bild und dem zweiten Bild bestehen muss und dadurch reimt man sich ja irgendwas oder fantasiert man sich was zusammen, was eigentlich nicht da ist? Es kann aber auch eine Detailaufnahme sein oder ein anderer Blickwinkel oder ein anderer Ort, an dem gleichzeitig was passiert. Und Scott beschreibt das sehr schön als Zitat: “Zwischen den Panels ist nichts zu sehen, aber unsere Erfahrung sagt uns, dass dort etwas sein muss. Lukas Okay. Woher kommt denn eigentlich der Comic? Wer hat den Comic erfunden? Ralph Wer hat Comic erfunden? Eine ganz schwierige Frage. Also Comic gibt es schon sehr, sehr lange. Und der älteste Comic, der stammt aus dem Jahr 1400 vor Christus aus Ägypten und erzählt von einer Getreideernte. Und der besteht nur aus Bildern. Also das sind jetzt keine Worte oder Sprechblasen oder so dabei. Im elften Jahrhundert, da haben wir dann was, was schon Wörter drin hat, nämlich den Teppich von Bayeux. Also der Teppich von Bayeux ist, wie der Name schon sagt, ein Teppich mit bildlichen Darstellungen von der Eroberung Englands durch William, den Eroberer stammt aus dem elften Jahrhundert und da findet man auch schon Beschreibungen. Beschreibungstexte zu Bildunterschriften, aber immer noch keine Sprechblasen, denn da dauert es dann noch mal viele Jahrhunderte, bis die auftauchen. Nämlich erst im Ende des 19. Jahrhunderts im amerikanischen Comic The Yellow Kid, also das gelbe Kind. Da sprechen aber nur die Nebencharaktere in Sprechblasen, weil das Yellow Kid, das hat das, was es sagt, auf seinem gelben Nachthemd draufstehen. Lukas Okay. Ralph Kommen wir mal zurück zu Erika Fuchs und zum Museum Erika Fuchs. Die war ja noch bis 1988 Chefredakteurin des Micky Maus Magazins und du hast ja auch schon erwähnt, dass du das noch in den Händen gehalten hast. Und es gibt es auch immer noch in den 90er Jahren, was am auflage auflagenstärksten. Da hat es eine Auflage von einer Million. Lukas Krass. Ralph Heutzutage ist es wirklich stark zurückgegangen, da hat die Auflage nur noch 60.000 Stück. Und das Museum, das musst du dir hands on tatsächlich vorstellen, auch wenn wir jetzt dieses Leporello zum Anschauen hat und eine Schreibmaschine usw, da gibt es auch trotzdem sehr viele Stationen, wo man das machen kann. Es gibt zum Beispiel eine Station, wo man ja eine Explosion zieht und das Mikrofon aufgestellt und dann kannst du da Boom oder was rein machen, rein sprechen. Oder es gibt auch andere Sachen, wo man Sprechblasen beschreiben kann und es gibt auch Entenhausen. Joana Straczowski Das Ganze hier basiert tatsächlich auch auf den Zeichnungen von Carl Barks. Carl Barks ist ja eben einer der großen Disneyzeichner, der vor allem für Donald so relevant ist. Und alles, was Sie hier sehen, sind eigentlich Carl Barks Zeichnungen im Großformat, die dann eben uns ermöglichen, als Besucherinnen und Besucher durch Entenhausen durchzulaufen, die Werkstatt von Daniel Düsentrieb anzugucken, sich genauer in Donalds Haus umzusehen. Wir haben dann natürlich auch Emil Erpel. Das ist der der Gründer von Entenhausen. Wir haben die entsprechenden Soundeffekte. Also man hört eben Kirchenglocken, Autohupen, Wir haben den Geldspeicher von Onkel Dagobert, der darf natürlich nicht fehlen. Lukas Okay, das heißt, Sie haben diesen Miniatur Entenhausen dann im Museum nachgebaut? Ralph Ja, richtig. Es ist auch richtig schön. Das kann ich jetzt gar nicht so wirklich beschreiben. Ich kann ja schon mal ein Foto reinhauen. Das muss man, muss man sich angucken vor Ort. Das ist wirklich schön. Vor allem für Kinder ist es natürlich toll. Aber ich fand's auch schön. Ein schöner, bunter Raum einfach. Und es gibt noch einen Tisch, den fand ich sehr interessant. Ein Tisch mit einer digitalen Platte oder einem digitalen Bildschirm drauf. Auf diesem Bildschirm sieht man die Stadtkarte von Entenhausen und man kann darum klicken und sich angucken, was für Sehenswürdigkeiten es gibt. Das ist wirklich sehr aufwendig gestaltet. Dazu soll dir aber Joana Straczowski was erzählen. Joana Straczowski Da kann man dann noch mal sehen, wo Erika Fuchs ihre Inspiration aus dem Fichtelgebirge in die Entenhausen Comics hat einfließen lassen. Und so kann jede Besucherin, jeder Besucher noch mal ganz konkret nachgucken. Aber wo taucht denn zum Beispiel der Ochsenkopf auf? Oder wo taucht das Cafe Rheingold auf? Oder wo sind einzelne Figuren, auch die hier in Schwarzenbach, also Menschen, die es wirklich gab? Das ist also unser ich sag immer Alleinstellungsmerkmal, weil wir sind das real existierende Entenhausen. Erika Fuchs hat ihre eigene Umgebung hier diese Stadt wirklich für die Inspirationen ihrer Übersetzungen genommen. Lukas Also ist in den deutschen Übersetzungen von Micky Maus Magazin Das ganze Fichtelgebirge dabei. Ralph Und auch ganz viel Schwarzenbach tatsächlich also Name der örtlichen Bäckerei findet sich also insgesamt 60 Einwohner und Geschäftsleute werden auch namentlich genannt. Das Elektriker heißt eben dabei Konditor. Alles mögliche. Lukas Ja, krass, was du vorhin gesagt. Sie hat bis 1988 das gemacht. Ja, dann war sie ja, weil du hast gesagt, sie ist 1906 Geborenen, hat selbst mit 82 Jahren aufgehört. Ralph Ja, richtig, das hat sie lange gemacht. Und was ich so faszinierend auch fand an dieser Karte, die ist ja nicht von Carl Barks oder von einem offiziellen Comiczeichner gefertigt worden, sondern von einem deutschen Fan. Der hat unzählige Comics von Carl Barks ausgewertet und mithilfe eines Stichwortregisters hat er geguckt, wo steht welches Haus, was sie immer im Hintergrund oder daneben? Und anhand dieser ganzen Hinweise hat er diese Karte gebaut. Und die Fertigstellung dieser Karte hat 13 Jahre gedauert. Lukas Ja, krass. Ralph Es ist halt so, dass diese Comics um Micky Maus und Donald die haben so eine große Fangemeinde und offensichtlich auch eine echte Bedeutung für die Leute. Dass sich daraus ein Kult entwickelt hat und in vielen Ländern, so auch in Deutschland, aber auch in Skandinavien gibt es dazu extra Vereine. In Deutschland heißt der. Deutsche Organisation nicht kommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus, kurz Donald. Die hat sich 1977 gegründet und Stand heute hat die rund 1200 Mitglieder im deutschsprachigen Bereich also gar nicht so wenig. Und die haben diese Prämisse, dass sie die Geschichten von Carl Barks nicht als fiktiv auffassen, sondern als wahre Tatsachenberichte, die dann auch eben ja Wirklichkeit wiedergeben. Und ausgehend davon erforschen die Entenhausen, also das ganze Universum und verfassen wissenschaftliche Arbeiten darüber. Lukas Hä? Verstehe ich nicht. Ralph Ja, also die sagen das, was wir lesen von Carl Barks. Es ist kein Roman, kein fiktiver Text, sondern es ist ein Sachtext. Das sind Erlebnisberichte, Das sind wahre Begebenheiten, die da geschrieben hat. Wenn da diese Geschichten von Donald und so stattfinden. Lukas Noch mal kurz ein Gang zurück zu Carl Barks, der war Chefzeichner, das heißt, der hat auch die Geschichten erfunden, oder was? Ralph Genau. Carl Barks ist der, der Dagobert Duck erfunden hat und noch einige andere Charaktere wie Daniel Düsentrieb zum Beispiel. Ich glaube auch Tick, Trick und Track. Und er hat ganz viele Geschichten geschrieben über dieses, über Entenhausen. Und diese Geschichten fassen die Donaldisten eben als Erlebnisberichte auf, als Tatsachenberichte. Also nutzen die quasi als Quelle und verfassen da wissenschaftliche Arbeiten drüber. Zum Beispiel habe ich da Arbeiten gefunden mit dem Titel Abfallwirtschaft in Entenhausen oder physikalische, anatomische und soziokulturelle Grundlagen der Entenhausener Psychoakustik und systematisches Verzeichnis von Donald's Berufen bei Carl Barks usw. Da gibt es richtig viel und die treffen sich auch jedes Jahr zu dem Kongress. Lukas Der Wahnsinn. Ralph Und da wird dann der Professor Püstele Preis vergeben für besonders tolle wissenschaftliche Arbeiten. Und ich, lieber Lukas, ich hatte die Ehre, mit einem der beiden diesjährigen Preisträger zu sprechen, mit Jakob Breu, der 27 Jahre alt ist, also ein vergleichsweise junger Donaldist. Das sind sonst schon eher ältere Leute. Der wohnt in Wien und ist Historiker und sein geschichtliches Interesse? Ja, das macht dann auch nicht vor Entenhausen halt. Jakob Breu Also ich habe versucht, eigentlich ein Grundlagenwerk, ein Überblickswerk über die gesamte Geschichte von Entenhausen, vom Entenstern, wie man bei uns halt sagt, zu schreiben. Also eben nicht nur die Stadt, wo Donald und Dagobert usw wohnen, sondern auch alles darüber hinaus. Noch was, wo sie hinreisen, wen sie dort treffen, was man über die jetzt erfahren kann. Da geht es dann auch natürlich. Es ist so, es ist so, umfasst eigentlich alles so von Architektur, von Bekleidung, von allem Möglichen, womit man sich halt auch als Historiker beschäftigen kann. Lukas Noch mal, ich verstehe es immer noch nicht zu 100 %, das heißt, der liest jetzt alle Comics oder oder alles was es gibt und denkt, das ist jetzt wirklich die reale Welt und sein Ziel ist, eine umfangreiche Geschichte von Entenhausen zu schreiben. So als wäre, als würde ich mich jetzt keine Ahnung in Stadtarchiv München setzen, weil ich eine neue Stadtgeschichte über München schreiben will. Ralph Ja, so kann man das verstehen. Also die Donaldisten, die beziehen sich eigentlich nur auf Carl Barks, auf die Geschichten von Carl Barks. Und da gibt es 600 Stück und die nehmen das als Quelle für wissenschaftliche Arbeiten. Die nehmen das an sich ernst, so innerhalb dieser Donaldisten. Aber denen ist Klar, das ist einfach Quatsch. Und sie machen es halt aus Spaß. Also die glauben jetzt nicht dran. Es ist keine Verschwörungstheorie. Lukas schon klar. Ralph Ja, ja, ich wollte es nur mal klarstellen. Lukas Man weiß ja nie. Ralph Ja, und der hat halt diese ganzen Comics auch daheim, hat er mir erzählt, der hat diese 600 Geschichten, und zwar drei Mal und hat die sich halt angeguckt. Und herausgekommen ist dann eine 80-seitige Arbeit, die kann ich auch gern verlinken, die findet man im Internet und er saß sieben Jahre dran. Aber natürlich nebenbei. Ja, und da gab es natürlich auch einige Herausforderungen, weil er möchte es ja wissenschaftlich gut aufarbeiten. Jakob Breu Was einem dann schnell auffällt, ist das, dass die ganzen Jahreszahlen und ein Gutteil der Jahreszahlen passen einfach nicht zusammen. Gut, jetzt kann man natürlich sagen, die Autor und Zeichner bzw Übersetzerin haben sich halt nicht so wahnsinnig viel dabei gedacht. Aber es ist natürlich etwas, was dann, was dann eben auch das Schöne ist an unserer Donaldismus und unserer wissenschaftlichen Herangehensweise, dass man dann versucht, genau solche Widersprüchlichkeiten oder irgendwelche originellen oder nicht so originellen wie auch immer Theorien dafür zu finden, die das erklären. Und dann habe ich das Ganze mit einer sozusagen sehr, sehr abgedrehten physikalischen Theorie von Macro Microzeit versucht zu klären. Ralph Jetzt, nachdem er ja schon einen geschichtlichen Abriss über Entenhausen verfasst hat, der Jakob Breu, hat er auch schon die nächste Idee für ein Forschungsprojekt. Jakob Breu Ich habe jetzt mal einen kleinen Artikel vor zu Betrugsverhalten von Tieren in Entenhausen. Ich habe bemerkt, dass Donald vor allem zum Beispiel Vögeln sagen Wir sind vor allem mal Vögel. Immer ganz interessante, einfallsreiche, unfreundliche Spitznamen gibt. Ich habe festgestellt, dass sich dieses Tier auch noch besonders unfreundlich verhält und man teilweise sogar. Und es betrifft auch noch andere Tiere. Also im Endeffekt unterstelle ich sozusagen mal diesen diesen Tieren, dass sie, dass sie, dass sie absichtlich die Leute quälen und betrügerisch handeln. Das ist so ungefähr die These. Also er liest sich jetzt alle 600 Comics noch mal durch und will dann quasi eine Abhandlung darüber schreiben, ob Donald Duck jetzt irgendwie feindselig gegenüber Vögel ist, weil die in der Regel so assoziiert sind. Ralph Er stellt halt eine These auf und die versucht er halt zu belegen oder zu widerlegen, nämlich dass Tiere wie zum Beispiel der Vogel, der genannt worden ist, dass die betrügerisch sind und dass sie eigentlich falsch dargestellt sind im Comic. Und da überlegt es sich, gibt es da nicht vielleicht Beweise dafür, dass die Tiere das auch verdient haben, weil sie irgendwelche betrügerischen Geschäfte durchziehen oder so. Lukas Okay. Ralph Es ist eine andere Welt. Ich fand es auf jeden Fall sehr faszinierend, dass man sich das so ja, dass er so viel Zeit investiert und sich das so reinfuchsen und auch extra dann auf die Kongresse immer fährt und die Vorträge hält und so. Ich finde, das verdeutlicht halt trotzdem, was für einen Einfluss diese Comics und auch was für eine Bedeutung diese Comics für Leute haben. Also ich könnte mir jetzt nicht vorstellen, Donaldist zu werden. Das wäre jetzt ein bisschen zu krass. Lukas Ich auch nicht. Ralph Hab ich auch so gedeutet ja. Aber es ist trotzdem erstaunlich. Und da möchte ich jetzt mal wieder weg von Entenhausen zu den Comics an sich, dass Comics ja schon längst aus dieser Schundliteratur Ecke draußen sind, also die Comics, die beeinflussen ja uns. Und jeder von uns kennt Comics und hat irgendwie mit Comics zu tun. Comics befruchten Kunstgattungen, die wie Pop Art zum Beispiel. Ralph Es gibt Comicfestivals, Conventions, wo sich Leute wie Comicfiguren verkleiden. Es gibt die Marvel Filme, die unglaublich erfolgreich sind und das findet man leider im Erika Fuchs Haus eher weniger. Aber es gibt da trotzdem auch ein paar Gegenstände, die ausgestellt sind, also Merchandise. Menschen als Gegenstände zum Beispiel. Da gibt es ja viel und es gibt auch ein paar Kuriositäten und eine davon, die möchte ich dir nicht vorenthalten. Joana Straczowski Also für mich wirklich kurios war dieses Feuerzeug. Das ist ein Feuerzeug aus dem Vietnamkrieg und da es hinten damit ich es auch richtig vorlese, lese ich sie ab. Darauf eingeritzt Der Tod ist mein Geschäft und das Geschäft lief gut. Und vorne drauf ist eine selbst eingravierte Donaldfigur zu sehen. Also da sieht man dann auch noch mal, wie weit die Disneyfiguren natürlich auch noch in allen Varianten für Propaganda teilweise auch verwendet wurden, aber dann eben auch für die Soldaten während des Kriegs, die sich dann ihre Figuren da in die in die Feuerzeuge haben rein gravieren lassen. Das finde ich schon sehr seltsam. So dieses dieses martialische Kriegsmotto und dann der lustige Donald vorne drauf. Lukas Ja, auf jeden Fall. Ralph Und diese Bibliothek mit dieser Kuriosität, die befindet sich am Ende des Museums. Und ich wollt jetzt zum Ende dieser Folge auch noch mal Joana Straczowski fragen, wohin sich denn die Comics entwickeln. Joana Straczowski Allgemein kann man sagen, dass einfach Mangas, also diese japanischen Comics, die ja wirklich mit Anime fallen, auch also in meiner Jugend so in den Neunzigern schon sehr beliebt geworden sind, dass das ein riesen Trend ist. Das hat sich denke ich auch einfach die letzten Jahre noch mal verstärkt, auch über Internet, soziale Medien, Cosplay. Und da sind einfach diese ästhetischen Elemente aus Manga Comics einfach noch mal viel bewusster in Deutschland wahrgenommen worden. Mangas nehmen tatsächlich einen großen Platz auch bei den Comicverlagen ein. Und dann denke ich, ist es hier in Deutschland auch weiterhin so, dass schon auch da Anspruch besteht, die Comics eben mit ernsten Themen durchaus auch aufzustellen. Also dass man wie jetzt bei der Sonderausstellung, die bei uns ab August geplant ist, auch ein schweres Thema wie den Holocaust in Comicform darstellt, also die Erinnerungen an diese fürchterlichen Verbrechen dann eben in Bildsprache umsetzt. Und das ist eine große Leistung. Also da hat damals mit Maus, also den kennt man wahrscheinlich das Buch hat einen Pulitzerpreis gewonnen Art Spiegelman hat da den Grundstein für so was gelegt, dass eben Bildgeschichten nicht nur dieses Schenkelklopfer, haha sind, sondern eben auch solche geschichtlichen Themen sehr seriös und sehr ernsthaft auch behandeln können. Ralph Sagt dir Maus was? Lukas Ja, kenn ich. Ralph Hast du es Gelesen? Lukas Nee, aber ich kenne das von der Ästhetik. Ich habe vielleicht mal einige Seiten gelesen oder so, aber nicht ein ganzes Buch. Ralph Ich hab den gelesen. Fand ich sehr eindrücklich. Auch dass so schon viele Jahre her und tatsächlich ist es bei mir ja so, also ich finde das super interessant alles. Aber so wirklich Comics lesen mache ich eigentlich fast gar nicht. Ich weiß nicht, wie ist das bei dir? Lukas Ich verbringe sehr viel Zeit in Frankreich und in Frankreich sind Comics zum Beispiel viel größer als in Deutschland. Hier gibt es überall Comicläden und alle haben Comics zu Hause. Das ist total verrückt. Kenne ich so aus Deutschland überhaupt nicht. Für mich kenne ich das so in Deutschland. Du bist Comicleser wegen Micky Maus Magazin, oder Lustiges Taschenbuch. Oder eben Mangas dann in der Pubertät und dann irgendwann verlierst du so diese Leidenschaft für Comics. Wenn du also aus dem Gröbsten draußen bist. Und hier in Frankreich habe ich den Eindruck, ist es ganz anders. Da wird das ganze Leben lang werden. Da komme ich in Kauf, dass auch die Kultur viel größer. Ich meine, du hast ja mit Belgien die Comicnation nebendran. Die Franzosen selbst haben ja auch sehr viele Comics gemacht. Also das ist ganz anders. Ich hab den Eindruck, dass wir in Deutschland keine wirkliche Comicnation sind. Ralph Ja, den Eindruck habe ich auch. Aus meinem eigenen Leben ist es ja auch so, dass wenn ich jetzt mit meinen Eltern drüber rede oder so, die würden sofort sagen Comics ist irgendwas für Kinder, das ist doch keine erwachsene Person. Lukas Ja, genau. Ralph Und ich glaube, wir haben einfach. Also wir haben ja schon Comiczeichner und Zeichnerinnen in Deutschland. Aber irgendwie ist es nie so wirklich in den Mainstream gedrungen, habe ich den Eindruck. Lukas Zumindest nicht für Erwachsene. Ja, oder vielleicht war das irgendwann mal so, aber ab dem Zeitpunkt, wo du in Deutschland zu alt bist, um in der Pubertät Mangas zu lesen. Ja, also du schaust dir vielleicht irgendwelche Anime Serien an oder so was, aber das ist ja dann auch kein Comic mehr. Das ist ja dann eher Zeichentrickfilm. Hm, also das heißt Comic im Sinne von sequentielle Bildabfolge, so wie du das in deinem Intermezzo da erklärt hast, Ja, keine Ahnung. Ralph Ja, eigentlich ein bisschen schade, weil ich find dass Comic ja schon viel Potenzial hat. Und tatsächlich habe ich auch zwei Graphic Novels. Das ist ja auch ein Comic. Ich hab sapiens von Harari zum Beispiel und auch das geheime Leben der Bäume von Wohlleben und find das ja ganz toll, weil es ja zugänglicher sein müsste. Aber jetzt weiß ich natürlich auch nicht die genauen Verkaufszahlen, aber ich finde auf jeden Fall die Entwicklung ganz gut. Lukas Also generell würdest du sagen, hatte das Museum und das Thema auf jeden Fall gut gefallen, oder Das habe ich schon so raus gehört. Ralph Ich fand's total spannend und find es auch nach wie vor spannend, das Comic Thema. Also ich habe vorher nie von diesen Donaldisten gehört gehabt. Das ist irgendwas sehr spezielles, aber ich mag halt so nerdige Sachen. Das fand ich ganz cool. Und vor allem ich fand auch die Aufbereitung im Museum sehr abwechslungsreich. Du hast dieses bunte Entenhausen, Dann hast du diesen Comic, der das Leben von Erika Fuchs erzählt. Dann hast du ganz viel Station, wo du was machen kannst. Also nicht nur für Kinder, was sondern eigentlich ist das Familienmuseum würde ich jetzt mal beschreiben. Lukas würde ich mir auf jeden Fall angucken. Ralph Hast du noch Fragen zum Museum? Zu Erika Fuchs, sonst in der Nähe? Lukas Aktuell nicht! Vielen Dank auf jeden Fall für die sehr umfangreiche Vorstellung mit Intermezzo, mit Donaldisten Portrait und dann mit dem Exkurs Quo vadis Comiclandschaft? Ähm, nee, also es war zu viel Information für mich. Erstmal denke ich, bin ich soweit befriedigt. Ralph Was ist denn Thema der nächsten Folge? Kannst du so was erzählen? Lukas Ja, die nächste Folge wird sich drehen, um eine Religion. Um eine Religion, die ursprünglich aus Westafrika kommt. Eine Religion, die Popkultur und unser Leben viel mehr beeinflusst hat, als wir uns das vorstellen. Und die, würde ich mal sagen in 95 % der Fälle missverstanden wird und gleichzeitig und da kann ich ja auch schon mal drauf hinweisen, Ralph, wirds eine Kooperation geben mit einem Podcast und zwar mit dem Podcast Heldendumm und da könnt ihr euch also kannst du dich, da könnt ihr euch auf jeden Fall sozusagen auf eine kleine Doppelfolge freuen. Es wird einmal in bei uns um das Museum gehen, von dem ich gerade erzählt habe. Und dann geht es im Podcast Heldentum, zu dem ich eingeladen bin, um einen Menschen, der genau diese Religion auf ziemlich brutale Art und Weise missbraucht hat, um sich um an die Macht zu kommen und um lange an der Macht zu bleiben. Ralph Okay, das reicht jetzt, aber du hast dazu wirklich sehr, sehr viel verraten. Lukas Ja. Ralph Gut, dann würd ich sagen, verabschiede ich uns mal in Art der Donaldisten und sag ja bis zum nächsten Mal und Duck auf! Der Beitrag Menschen, die auf Enten starren – Von einer mutigen Übersetzerin, einem akribischen Fan und viel Widerstand erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.10.24 • 41:13
BITTE NICHT ANFASSEN! Zwoelfer Special 4: – GrenzregionShow Notes Weil jemand einen Leichnam auf der falschen Seite begraben wollte, wäre es im Spätmittelalter in der heutigen nördlichen Oberpfalz fast zum Krieg gekommen. Doch dem Kaiser wurde das zu blöd. Daher schritt er ein und legte fest, dass mal das Stift Waldsassen und mal die Stadt Eger Urteile fällen durfte. Und schön jedes Jahr abwechseln! Die Probleme hat das jedenfalls nicht gelöst. Das hat dann erst ein Vertrag Jahrhunderte später geschafft.In dieser Folge erzählen wir vom Leben an der Grenze: von Streitereien, Todesurteilen, Zerstörung und Vertreibung, aber auch von Annäherung. Dazu haben wir den Sengerhof in Bad Neualbenreuth besucht und waren mit dem Vertriebenen Karl Schneider in einem heutigen Waldstück, wo früher sein Dorf stand. Wir haben uns das Gelebte Museum in Mähring angesehen und gehen der Frage nach: Wie hält man die Erinnerung an etwas hoch, das verschwunden ist?Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #Geschichte #Grenze #Grenzregion #Frais #Kondominat #Sudeten #Vertreibung #Mähring #Neualbenreuth~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zur Fasaneninsel: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasaneninsel_(Baskenland)Liste historischer Kondominate: https://de.wikipedia.org/wiki/KondominiumWeitere Infos zur Frais/Fraisch: https://www.neualbenreuth.de/gemeinde/geschichte/die-fraisch/http://www.schmidt-grillmeier.de/Frais-Webseite.htmZu Lohhäuser: Online findet man so gut wie nichts dazu. Das Buch “Lohhäuser. Das verschwundene Dorf” von Karl Schneider kannst du dir über das Gelebte Museum in Mähring bestellen. Es kostet 30 Euro.~~~~~~~Infos zum Museum:Kultur- und Dokumentationszentrum FraischSengerhofTurmstraße 5 – 7D-95698 Bad Neualbenreuthhttps://www.neualbenreuth.de/tourismus/sehenswertes/museen/#/de/neualbenreuth/default/detail/POI/p_100000920/sengerhofGelebtes Museum MähringRathausstraße 98D-95695 Mähringhttps://www.maehring.de/museen~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“:Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Teaser Ralph Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Bitte nicht anfassen – Museum mal anders. Der Podcast, wenn's um skurrile, schräge, kleine alternative Museen geht und auch um deren Kuratoren, Kuratorinnen, was auch immer. Ich bin aber nicht alleine hier. Mein Name ist Ralph. Ich habe bei mir …. Lukas ja der andere hier mit im Boot, der bin ich. Ich bin Lukas und unser Konzept ist einfach erklärt: Wir stellen nämlich dem anderen normalerweise pro Folge ein skurriles Museum mitsamt all seiner Geschichten vor. Aber in diesem Monat September ist ja alles ein bisschen anders, denn der September steht im Zeichen einer Kooperation zwischen Bitte nicht anfassen! und das zwoelfer, Museen im Landkreis Tirschenreuth. Das ist ein Museumsverbund, der uns einfach eingeladen hat, mal seine skurrilen Museen anzugucken. und wir waren bislang schon bei Zoigl, also in der regionalen Biertradition. Wir haben uns angeguckt, wie das Glas aus der Oberpfalz nach Notre Dame und zum Big Ben kommt. Wir haben uns verrückte Geschichten über den Widerstand des ehemaligen sowjetischen Botschafters und der katholischen Anziehungsperson Resl von Konnersreuth angehört. Und jetzt sind wir bei der letzten Folge dieser Kooperation. Und da ich ja in der vergangenen Folge über den Widerstand parliert habe bis zu dem Rand, das heißt, ich kann mich mal wieder zurücklehnen und deiner schönen Geschichte hoffentlich zuhören. Ralph Heute geht es um das Thema Grenzen, also Grenze zwischen Gebiet A und B und im Laufe der Geschichte, das weiß ja jeder, haben sich Grenzen verschoben. Das ist auch in der nördlichen Oberpfalz passiert. Heute liegt ja die nördliche Oberpfalz an der Grenze zu Tschechien. Und diese Grenzlage, die hatte auch früher schon enorme Auswirkungen auf die Menschen, die dort gelebt haben. Und ich habe unter anderem mit jemanden gesprochen, der gezwungen war, sein Leben komplett umzustellen und den das bis heute nicht loslässt. Aber ich fang mal mit einem Exkurs an Ich weiß, du bist nicht der größte Freund von Exkursen, sondern willst eigentlich direkt rein, aber ich fand es trotzdem interessant. Wir werden ja sehen, ob es drin bleibt. Kennst du den Fluss, Oh Gott. Ich hoffe, ich spreche ihn jetzt richtig aus, Bidasoa? Lukas Noch nie gehört. Ralph Das ist der Grenzfluss zwischen Frankreich und Spanien. Und der mündet im Norden in den Golf von Biscaya. Es ist ein sehr breiter Fluss. Und in diesem Fluss, da gibt es eine Insel, die Fasanen-Insel, auch genannt Konferenzinsel. Und die ist rund 220 Meter lang und bis zu 42 Meter breit, unbewohnt. Und da die auf der Grenze liegt, hast du eine Ahnung, wem diese Insel gehört? Lukas Also es gibt ja immer wieder so Geschichten, dass sich dann das von Jahr zu Jahr abgewechselt wird, dass es einmal, dann Frankreich gehört und im nächsten Jahr wieder Spanien. So kenne ich das von Inseln, die, bei denen sich zum Beispiel Dänemark und Kanada, die sich da immer abwechseln. Vielleicht ist es da ja auch so? Ralph Ja, das ist auch so, nur dass es nicht jährlich ist, sondern halbjährlich. Also mal untersteht es den Franzosen, mal den Spaniern und das schon seit mehr als 350 Jahren. Das Gebiet, das wird sozusagen gemeinschaftlich verwaltet und da gibt es auch einen Fachbegriff dafür. Ich hoffe, ich spreche den jetzt auch richtig aus. Kondominium oder Kondominat, also vom lateinischen con zusammen und dominare herrschen. Und was die Fasaneninsel jetzt ganz einzigartig macht, ist das, dass es das kleinste Kondominat der Welt ist und auch eines der wenigen, das bis heute noch existiert. Früher kam das öfter vor. Und mit Bildung der modernen Nationalstaaten ist es dann fast verschwunden. Und ein anderes Kondominat, das aber heute auch verschwunden ist, das lag in der nördlichen Oberpfalz, genauer gesagt im Grenzgebiet zu Tschechien. Und das hat rund ein Dutzend von Ortschaften umfasst, unter anderem die Ortschaft Bad Neualbenreuth. Es ist ein Kurort, wie der Name schon sagt, mit rund 1500 Einwohnern liegt nur wenige 100 Meter entfernt von der heutigen tschechischen Grenze. Und dort gibt es ein Museum, das heißt Sengerhof. Also es ist ein Bauernhof, ein Vierseithof aus dem 18. Jahrhundert, und der wurde dann von den Leuten dort an die Marktgemeinde vermacht und beherbergt unglaublich viele Gegenstände der Vorbesitzer, also ganz viele Kleidungsstücke, Alltagsgegenstände, Werkzeuge usw alles in gutem Zustand. Darum geht es aber heute nicht. Es geht ja um Grenzen, hab ich gesagt. Und ich habe Albert Köstler kennengelernt, den Museumsleiter. Der ist auch zufällig der ehemalige Bürgermeister von Bad Neualbenreuth. Hatten wir schon mal in der Folge. Ja. Und in einem Raum von diesem Museum, Da geht es um die Geschichte der Fraisch. Hast du davon schon mal gehört? Lukas Noch nie. Fraisch? Keine Ahnung. Ralph Ja, das ist ein ganz altes Wort. Und was das bedeutet, das soll dir mal Albert Köstler erklären. Albert Köstler Es ist ein Begriff aus dem Althochdeutschen, der ursprünglich Angst und Schrecken heißt. Ja, im engeren Sinn war Fraisch die Blutgerichtsbarkeit, die höhere Gerichtsbarkeit. Also wer Todesstrafe, die Todesstrafe hat. Malefiz-Fälle, so hat es damals geheißen. Lukas Der Name Fraisch für ein Gebiet ist jetzt eigentlich nicht sehr positiv konnotiert. Todesstrafe, höchste Gerichtsbarkeit. Klingt ja jetzt eher nach einem Gebiet, was sich so ein bisschen nach Guantanamo Bay anhört. Ralph Ja, aber das ist tatsächlich ein bisschen irreführend. Es geht um diese Besonderheit im Gebiet, dass nämlich die Blutgerichtsbarkeit oder die hohe Gerichtsbarkeit sich da ständig geändert hat. Okay, das kann ich schon mal verraten. Und zur hohen Gerichtsbarkeit. Albert Köstler hatte schon gesagt, da geht es um Todesstrafe und wir befinden uns jetzt im Spätmittelalter, also müssen wir wirklich weit zurückgehen. Was meinst du, was hat der früher so zur Todesstrafe geführt? Lukas Vieles. Ralph Ja, richtig, Albert Köstler zählt mal für dich auf. Albert Köstler Ketzerei, Zauberei. Vergiftung. Kirchenraub. Ehebruch. Notzwang. Blutschande. Unkeuschheit. Entführung einer Witwe oder Jungfrau. Um Gottes Willen. Wer sich mit zwei Personen verlobt. Oh Gott. Mord, Raub, Brennen, Wegelagerei und, und, und. Lukas Also alles so stakkatoartig. Hätte ich jetzt nicht aufzählen können. Ralph Ja, ja, alles Mögliche. Er hat aufpassen müssen. Sagen wir es mal so und wie schon angedeutet, bezeichnet die Fraisch ein Gebiet, wo die hohe Gerichtsbarkeit sich geändert hat. Jetzt ist aber die Frage ja, warum ist das dann so? Warum hat sich da diese hohe Gerichtsbarkeit geändert? Und auch inwiefern? Darauf gehe ich jetzt ein bisschen ein. Es ist ja so, dass du in der vorletzten Folge von dem Stift Waldsassen schon gehört hast. Ja, und dieses Stift Waldsassen das war sehr mächtig. Es war sehr kaufkräftig, hat sehr viele Gebiete sich angeeignet. Also wir sprechen jetzt so vom 12., 13., 14. Jahrhundert, und es gab aber noch ein anderes Gebiet, das war die Stadt Eger oder auch Tschechisch Cheb. Die war auch einigermaßen wohlhabend und hat sich auch Gebiete angeeignet. Und so entstand dann in dieser Region ein Flickenteppich, wo es Gebiete gab, die dem Stift Waldsassen zugewiesen waren und dann wieder der Stadt Eger. Und es gab auch sogenannte gemengte Orte, wie auch Neualbenreuth einer war, in dem sich Bürger, die zum Stift Waldsassen gehört haben, aufgehalten haben, genauso wie Leute, die halt zur Stadt Eger gehörten. Und da kannst du dir vorstellen, das könnte zu Streitereien geführt haben, gerade über Steuerabgaben, Brauereirechte, Bäckereirechte usw. Hinzu kommt noch als wichtiger Punkt, dass sowohl das Stift Waldsassen als auch die Stadt Eger. Das waren sogenannte reichsunmittelbare. Sagt dir das was? Lukas Ja, das heißt reichsunmittelbar heißt doch in dem Fall, dass die keinem Kurfürsten unterstehen, sondern direkt dem Kaiser. Ralph Genau. Das heißt, wenn es da zu Streitereien kam, die man nicht sofort auflösen konnte, da musste sich letzten Endes der Kaiser in Österreich einschalten. Das war dann auch der Fall bis zum 16. Jahrhundert, das dann immer wieder Streitereien gab und dann ist aber was passiert, das dann die Situation mit einem Schlag umgestellt hat. Albert Köstler Der Mord von Hundsbach, wo ein waldsassener Bürger einen egerischen Bürger an der Grenze jämmerlich ableibig gemacht hat, erschossen. Und der hat dann den Leichnam genommen, aufgeladen auf einen Bruckwagen und hat ihn auf dem Waldsassener Friedhof eingscharrt. Das haben die Egerer aber mitbekommen und haben die Bürger als Geisel genommen und haben die gesagt: Also wenn ihr ihn nicht rausrückt, den Toten, dann gibt es Krieg und das ist dann so passiert, der wurde zurückgegeben. Aber die ganze Geschichte ist da wieder sage ich jetzt noch mal dem Kaiser von Österreich vorgetragen worden, und der hat gesagt: jetzt ist Ruhe. Ralph Ja kurz zusammengefasst: jemand aus Waldsassen hat einen Egerländer umgebracht also Egerländer, der gehört zur Stadt Eger sozusagen, und hat dann diesen Egerländer, ja genau diesen Egerländer auf Waldsassenr Gebiet begraben. Das fanden die Egerländer aber nicht so toll und haben dann ihrerseits Lukas Aber die Tatsache, dass der Waldsassener den Egerländer umgebracht hat… Ralph Das war auch schon nicht toll. Und dann war es eben so, dass die Egerländer dann ihrerseits Geiseln genommen haben. Leute, die sich zu dem Zeitpunkt Egerland sozusagen aufgehalten haben, aber aus Waldsassen stammen und gesagt haben So, ihr gebt jetzt da diesen Leichnam raus, sonst geben wir die Geiseln nicht frei. Dann gab es halt diesen Austausch und das Problem hat dann auch der österreichische Kaiser mitbekommen und hat gesagt Ich will jetzt endlich eine Lösung für finden, damit es nicht ständig diese Streitereien auf diesem Gebiet gibt. Und dann hat er 1591 einen Vertrag aufgesetzt und in diesem Vertrag stand, dass sich jedes Jahr die Gerichtsbarkeit in dem Gebiet abwechseln sollte, also die hohe Gerichtsbarkeit, das heißt jedes, also auch nicht so zum 1. Januar oder was, sondern jeden Sommer hat jemand in Neualbenreuth verkündet, wer ab jetzt die Gerichtsbarkeit für ein Jahr innehat, also das Stift Waldsassen oder die Stadt Eger und wer eine Tat während des Waldsassener Jahres begangen hat, der ist dann auch von Waldsassen verurteilt worden und umgekehrt. Also auch wenn es jetzt ins nächste Jahr rüber gereicht hätte oder so. Ja, und laut Albert Köstler hat das dann trotzdem nicht verhindert, dass es weiterhin Streitereien gegeben hat. Aber die Verurteilung wird halt jetzt leichter und es hat sich noch was verändert, nämlich die Fraisch wurde ein zollfreies Gebiet, das heißt sie konnten da zollfrei bestimmte Sachen einführen, wie zum Beispiel aus Böhmen Eisen, aber aus Bayern auch Bier und Salz. Und eigentlich sollte das nur eine Übergangslösung sein und hat dann aber relativ lang gehalten. Hast du eine Ahnung, wie lang das gegangen sein könnte? Lukas Hmm, also geschichtlich müsste sich ja an den Staaten was ändern, also schätze ich mal wird es mindestens bis. Also ich schätze mal Säkularisation. Das heißt ich würde sagen bis Napoleon bis sich halt das Königreich Bayern gegründet hat, also Anfang 19. Jahrhundert. Ralph Ja schon sehr gut geraten. Also bis 1862 ging es tatsächlich noch. Mit dem Wiener Vertrag hat sich das dann geändert. Letzten Endes, das war der war ja dann 1862 und da wurde dann eben der Grenzverlauf zwischen Bayern und Böhmen neu geregelt und die Fraisch wurde aufgelöst. Neualbenreuth ist zu Bayern gekommen und Altalbenreuth, der Nachbarort, der nur wenige Kilometer entfernt liegt, der kam zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich. Lukas Okay. Ralph a und heute ist es so, also es ist natürlich schon sehr lange her. Heute ist es so, dass man ja eigentlich gar nichts mehr wirklich sieht von diesem Gebiet. Was soll man auch groß sehen, aber es gibt trotzdem ein Überbleibsel aus dieser Zeit, nämlich kulturell: Das ist das Egerländer Fachwerk, okay. Und dieser Sengerhof, also das Museum in Bad Neualbenreuth, das ist in der Egerländer Fachwerkbauweise erbaut, das Fachwerk, das zieht sich nicht durch das komplette Haus durch. Das geht eher so im Obergeschoss los und hat dann ein Rautenmuster, das sehr eigen aussieht. Und außerdem gibt es auch noch die Sprache, die Egerländer Sprache, die sich bis heute erhalten hat. Dazu Albert Köstler. Albert Köstler Wie die Grenze geöffnet worden ist 1990 1991, wie wir die ersten informellen Treffen hatten, auch mit Leuten außerhalb der Grenze, Tschechischen Landsleuten, sind welche auf uns zugekommen, haben uns Deutsch angesprochen. Aber nicht Deutsch, sondern egerländisch, so überraschend und reinrassig, dass ich es selber nicht verstanden habe. Aber ich wusste es von meinen Großeltern her Namen, wie zum Beispiel der Schurl, das war der Georg. Lukas Okay, das heißt, sie haben jetzt in der Zeit ihre eigene Sprache entwickelt, die dann egerländisch war und das ist ein Dialekt, aber ein bayerischer Dialekt dann. Ralph Ja, also es ist schon ähnlich zur Oberpfälzisch, aber das ist schon noch mal was eigenes. Lukas Okay, also hatte wahrscheinlich irgendwelche slawischen Einflüsse durch das tschechische. Ralph Gut möglich. Lukas Ja okay, aber ist ganz interessant, dass dann die Leute auf tschechischer Seite dann noch dieses Egerländisch sprechen.Vermutlich auch noch mehr als die Leute im bayerischen Teil. Ralph Und viele Ortschaften, die sich im damaligen Gebiet befunden haben, vor allem auf tschechischer Seite die sind nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört worden, sind geschliffen worden von den Sowjets und die deutschsprachigen Einwohner vertrieben worden zwar auch in Altalbenreuth das ist zum Beispiel der Fall. Also Altalbenreuth existiert eigentlich nicht mehr, im Gegensatz zu Bad Neualbenreuth. Neben den Orten im Gebiet der Fraisch waren noch ganz viele andere Orte von Zerstörung betroffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nämlich die im ehemaligen Sudetenland. Das waren rund 2400 Orte, die da zerstört worden sind. Die Sudeten das ist ja ein Gebirgszug, der sich durch Tschechien erstreckt und in den heutigen Gebieten von Böhmen, Mähren und Schlesien, da ist das ehemalige Sudetenland zu verorten, gerade auch hin zur deutschen bzw. zur österreichischen Grenze. Und einen diese abgerissenen Orte habe ich besucht und kann schon mal sagen, das es echt was ganz Besonderes für mich war. Ich hab mir das vielleicht anders vorgestellt, aber das war echt krass. Ja, aber ich war nicht allein unterwegs. Karl Schneider Ist schon schmerzhaft, wenn man dort hinkommt, wo man als Kind gespielt hat und es ist nichts mehr da. Das Haus der Großeltern steht nicht mehr. Das Haus, in dem meine Eltern gewohnt haben, steht nicht mehr. Es ist kein Haus mehr. Lukas Okay, das heißt, von dem Ton ausgehend gehe ich davon aus, dass du da mit jemanden warst, der wirklich in diesem Dorf gelebt hat. Ralph Ja, richtig. Das ist Karl Schneider, den du gerade gehört hast. Der ist natürlich schon etwas älter. Und er ist in einem dieser Dörfer aufgewachsen, das es nicht mehr gibt. Und das Dorf hieß Lohhäuser. Die Ruinen davon stehen auf heute tschechische Seite. Bis 1946 gab es das Dorf, das hatte 29 Häuser und auf der einen Seite grenzt es an An Wiese an und auf der anderen Seite war Wald. Und als ich da war, also du musst dir das so vorstellen, du gehst über die Grenze drüber, das ist eh schon im Wald und dann bist du einfach mitten im Wald und überall hast du Bäume und keine Gebäude mehr. Dann sagt Karl Schneider halt so, ja, hier stand das Gebäude und da stand das Gebäude. Und heute sind halt echt sauhohe Bäume. Also ist das für mich so überraschend, dass diese Bäume, die waren ja 30 Meter hoch oder so, Lukas Aber hast du da trotzdem noch Ruinen gesehen? Aso von einem Haus habe ich eine Ruine gesehen, sonst nichts mehr. Das ist echt krass, dass das so abgetragen ist. Das sind einfach Wiese, Waldboden, Sträucher, Bäume. Hast aber keine Häuser mehr. Und für mich war das ja quasi einfach so Waldstück. Für Karl Schneider war das aber ein Ort der Erinnerung. Karl Schneider Ist sicherlich auch Nostalgie. Muss man ja vorsichtig sein. Man verfälscht dann auch manches. Das ist alles nicht ganz ohne. Aber ich weiß noch genau, mein Onkel, der Heger war, der im Forst tätig war, hatte einen kleinen Dackel, den Waldi, und der war mein Ein und Alles. Ich habe mich neben unserem Haus ja in die in die Försterwiese gelegt, bin eingeschlafen. Der Waldi hat gebellt, wenn jemand sich näherte. Und das sind halt so kleine punktuelle Erinnerungen, die ich auch noch habe. Und aus diesem Kinderparadies bin ich ja vertrieben worden. Ralph Er war neun Jahre alt, als er diesen Ort verlassen musste, zusammen mit seiner Mutter, seinen zwei Brüdern und den Großeltern. Und die Leute wurden ja verteilt in die verschiedenen Zonen in Deutschland. Und er hatte gehofft, nach Bayern zu kommen, in die amerikanische Zone. Es ging aber für sie in die russische Besatzungszone nach Thüringen. Von dort sind sie dann bald darauf geflohen. Also er ist geflohen, zusammen mit seinem jüngeren Bruder und seiner Mutter. Der andere Bruder und die Großeltern mussten noch eine Weile in Thüringen bleiben, weil was gesundheitlich einfach nicht gepasst hat. Sie sind dann geflohen ins Allgäu, zu Karl Schneiders Onkel und später dann in die Oberpfalz gezogen. Da kam dann auch seine Großeltern dazu, und sein mittlerer Bruder und damit war der Umzug aber noch nicht ganz abgeschlossen. Karl Schneider Und weil kein Platz mehr für mich war und ich schon immer früher bei den Großeltern, bin ich mit meiner Großmutter und meinem Onkel, dem Bruder meines gefallenen Großvaters, bin ich dann in eine Waldhütte gezogen, die heute noch steht. 20 Quadratmeter mitten im Wald. Und da musste ich zwei Jahre lang leben. Sommer und Winter, Winter auf Skiern und ganz allein im Winter. Ganz hart. Meine Mutter hatte mir ein Fahrrad noch besorgt, das machte mir das Ganze dann leichter. Aber ich hatte keine Spielkameraden da, und das hat mich natürlich auch geprägt. Ralph Vom zehnten bis zum 13. Lebensjahr war er dort in dieser Waldhütte, und ab und zu ist er von seinen Verwandten noch besucht worden. Später, als er dann erwachsen war, war es dann ich sage mal, nicht mehr so einsam. Er ist dann in die Nähe von Bremen gezogen, wo er auch heute noch lebt. Lukas Ich wollte doch sagen also, dass er für den Oberpfälzer einen ziemlich norddeutschen Einschlag hat, finde ich. Ralph Und für ihn war lange Zeit die Sache mit Lohhäuser, also mit diesem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, ja gegessen, war irgendwie vom Tisch, weil es ja auch schwierig war, dorthin zu gehen. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs noch. Und als dann aber die Grenzen geöffnet wurden. Am ersten Tag sind dann Karl Schneider und seine Brüder dort hingegangen nach Lohhäuser und haben dann schon komplett zerstört das Dorf vorgefunden. Einzig da Fundament der damaligen Mühle steht noch sowie ein Mahnmal für die im Krieg Gefallenen und aus Angst, dass das Dorf, also sein Ort, wo er aufgewachsen ist, dass das in Vergessenheit gerät, ist ein Karl Schneider an den damaligen Bürgermeister des Nachbarortes Mähring herangetreten. Also das liegt dann in der Oberpfalz, in Bayern und hat gefragt, ob es nicht möglich ist, so eine Patenschaft irgendwie zu übernehmen, um das im Gedächtnis zu behalten. Karl Schneider Und dann sagte der Bürgermeister Das kann ich nicht entscheiden, das muss der Gemeinderat. Und meine Anmerkung Ja gut, es gibt doch in der Schule Heimatkunde, habe ich irgendwo gelesen. Werden doch sicherlich Lehrer erklären, dass da auch mal hinter der Grenze ein Dörfchen war und dass die Menschen Kontakte hatten. Dann hat er mich oder uns beide, mein Bruder und mich, mit großen Augen angeschaut und gesagt Nein, da irren Sie ja, die Lehrer kommen von auswärts. Sie haben keine Ahnung, dass da mal Leute hinter der Grenze waren, dass da mal ein Dorf war, das weiß keiner von den Lehrern. So, Wie bitte? Und das mag jetzt pathetisch klingen. Dann habe ich mir gesagt, So, ich komme aus diesem kleinen Dorf. Aber die Menschen, die dort gelebt, geliebt und gelitten haben, haben es nicht verdient, im Schwarzen Loch der Geschichte zu verschwinden. Lukas Und dann hat er selber das Heft des Handelns in die Hand genommen? Ralph So ist es ja. Er hat dann angefangen, ganz viel zu recherchieren, hat Archive aufgesucht, die Dorfchronik ausfindig gemacht, mit Überlebenden gesprochen und hat letzten Endes dann ein ausführliches Buch darüber geschrieben. Auch mit ganz vielen Fotos. Und er hat es geschafft, dass Mähring dann die Patenschaft übernommen hat. Lukas Für Lohhäuser? Ralph Genau. Ja. Und heute ist es noch so, dass mindestens einmal im Jahr Karl Schneider von der Nähe von Bremen nach Lohhäuser kommt, um sich mit anderen ehemaligen Bewohnern zu treffen. Lukas Ja, gibt es davon noch welche? Weil es können nicht mehr viele sein. Oder wenn es 29 Häuser waren und wir reden da von 1946. Ralph Also laut Karl Schneider sind es nur 4 bis 5 Leute, die es noch gibt. Ja, und der Ort Mähring, Der erinnert auch noch an dieses Lohhäuser, nämlich im Museum, das Sie haben. Sie haben das sogenannte gelebte Museum Mähring. Das Problem ist ein bisschen, dass es wenig Objekte gibt aus Lohhäuser und deswegen ist gerade auch nicht viel ausgestellt in dem Museum. Dort gibt es eine Miniatur, so ein Modell, das veranschaulicht, wie das damals ausgesehen hat, wo die Häuser standen, wie die Straße verlief. Und es gibt auch noch so so Perlen anzugucken, die sind mir aufgefallen. Worum es sich dabei handelt, erzählte Roland Weiß, er ist Leiter des Museums. Roland Weiß Ja, hier in Lohhäuser sind in der Mühle dann so Holzperlen gefertigt wurden sogenannte Badl. Und da sind unter anderem so Alltagsgegenstände, wie Einkaufstaschen gefertigt wurden. Und ja, Kreuz und verschiedene andere Sachen. Kleine Taschen. Lukas Ich glaube, ich kenne diese Holz einkaufstaschen. Ich glaube, dass meine Oma so eine hatte. Ralph Ja. Ja, gut möglich. Ja. Und diese Perlen, die ich da gesehen hab, die waren auch eine Tasche rein gemacht und haben einer Frau gehört, die aus Lohhäuser geflohen ist und die Tasche dann dem Museum vermacht hat. Ja, Außerdem kann man noch den Mühlstein sehen. Der wurde in einer Nacht und Nebel Aktion dann irgendwann mal geborgen. Aber ja, das war's dann leider. Also es gibt einige Sachen, die im Lager sind, hat mir Roland Weiß versichert. Aber zu dem Zeitpunkt gab es sonst nur eine Ausstellung mit Gemälden eines erst örtlichen Künstlers, der dann auch Landschaften gemalt hat. Und Roland Weiß den du jetzt gehört hast, der hat Lohhäuser nicht mehr miterlebt, der ist ein bisschen jünger. Der ist aber gebürtige Mähringer und da wollte ich wissen, was er da mit Lohhäuser dann überhaupt noch verbindet. Also gibt es da überhaupt noch eine Verbindung oder wie wird das denn am Leben erhalten? Roland Weiß Das hier das war immer früher in meiner Kindheit verbotenes Land, da war hier die Grenze, da hast du bloß rüber geschaut und konntest nicht rüber und da haben immer bloß Großvater erzählt, Lohhäuser; wie es da drüben zugangen ist, also dass sie da rüber gegangen sind ins Wirtshaus usw aber man konnte es nie sehen selber. Und das hat mich immer interessiert und fasziniert. Lukas Ja, das kann ich mir aber gut vorstellen. Ich glaube, so verbotene Orte oder so Orte, die gibt es, weil man so eine Grenze, das muss eine unglaubliche Faszination ausüben. Jetzt zum Beispiel bei mir, wo ich aufgewachsen bin, im Nachbardorf, im Wald da ist noch ein Munitionsdepot, der Nazis. Ist auch alles abgesperrt, weil vielleicht liegt da noch Munition irgendwo rum. Ich weiß es nicht. Aber du kannst dir vorstellen, wie oft wir uns als Kinder entlang an den Zäunen da entlang gehandelt haben und rüber geguckt haben und vielleicht ein Ort gefunden hat, wo man drüber klettern kann oder drunter klettern kann. Oder irgendwie so. Das übt eine wahnsinnig Faszination aus. Ralph Aber es wird natürlich immer schwieriger. Je mehr Wald darüber wächst, desto weniger bleibt halt erhalten von diesem Dorf, was eh schon fast nichts mehr ist. Und ich glaube auch, dass es für die jüngeren Generationen immer schwieriger vorstellbar ist, dass da überhaupt mal ein Dorf war. Und heute sieht das halt einfach alles anders aus als früher. Früher hatte man zu Zeiten von Roland Weiß hatte man halt einfach da eine Grenze und also geografisch wie auch kulturell. Und heut ist es halt anders. Roland Weiß Ja früher waren wir am Ende der Welt. Wenn man so sagen kann, da ist ja Mähring mehr oder weniger so abgeschlossen gewesen, der ging ja nur in zwei Richtungen konnte man rausfahren. Früher, vor der Wende gab es überhaupt keine Beziehungen darüber, dass war halt einfach, weil der Zaun war, gab es nicht. Man konnte da nicht hin und her. Und nach der Wende ist es ja schon ganz anderes Verhältnis. Es wird rübergefahren, es gibt Tschechen, die hier arbeiten, also bissel Bremsen tut das Ganze die Sprache tschechisch. Die wenigsten können das. Also es ist eine schwere Sprache. Ich habe das sogar mal versucht, aber aufgegeben. Lukas Ja, das kann ich mir vorstellen. Wenn da irgendwie über Jahrzehnte hinweg war ja bis 1900 plötzlich 1990 und das dauert halt so was. Na und wenn es dann diese sprachlichen Kontakte nicht mehr gibt und wenn auch die Leute zum Beispiel nicht zweisprachig aufwachsen, weil warum sollten sie es? Ich meine, wenn da die Grenze ist, wenn da der Zaun ist, die werden ja deswegen nicht nach Tschechien rübergehen, weißt was ich meine? Das heißt, es gibt ja für die überhaupt keinen Grund, Tschechisch zu lernen. Genossen ist das eigentlich für die Tschechen kein Grund? Gibt Deutsch zu lernen? Das kann ich mir schon gut vorstellen. Für die gibt es glaube ich, eher noch einen Grund, Deutsch zu lernen, weil halt viele hier in Deutschland arbeiten. Lukas Jetzt aber, ich meine jetzt die Generation, dann während des Eisernen Vorhangs und das glaube ich halt, wird halt schwierig sein. Ralph Was mich noch so ein bisschen beschäftigt hat, nachdem ich diese beiden Museen da besucht habe, war die Frage ja, wie vermittelt man so was eigentlich am besten, wenn es nichts, also fast nichts gibt, was übrig geblieben ist, sozusagen gegenständlich? Und in Neualbenreuth, um jetzt da noch mal zurückzukommen, da ist es nämlich so, dass in dem Raum, wo es um die Fraisch geht, um dieses Gebiet, Du hast eigentlich nur Texttafeln, die es vermitteln. Das fand ich schon, Ja, ist halt nicht so anschaulich. Da habe ich mich gefragt ja, wie würde ich das denn anders machen usw und dann hab ich lange überlegt. Hast du das jetzt eine fixe Idee? Lukas Warum denn keine Waldhütte in dieses Gebiet reinstellen und es so ein Open Air Museum, wo du kein Eintritt zahlen musst, wo du reingehen kannst und da kannst du zum Beispiel Fotos machen und die an die Fenster hinhängen, damit du quasi aus dem Fenster rausgucken kannst und dann siehst du, wo diese Häuser wie gestanden wären. Ralph Du meinst im Fall von Lohhäuser, oder? Lukas Genau. Ralph Ich hab mir gedacht, bei der Fraisch, wo es nur Texttafeln jetzt zu sehen gab, vielleicht wäre das ja ganz interessant gewesen, da konkrete Fälle halt zu präsentieren, weißte? Weil es ja um diese unterschiedliche Gerichtsbarkeit geht, dass man einfach Fälle herholt und sagt naja, okay, Person XY hat das gemacht und wurde dann nach Eger recht verurteilt und dann Person Y hat dies und jenes gemacht und so, aber sonst ist tatsächlich gar nicht so leicht. Wollte ich jetzt nur einfach mal streuen. Ich habe da keine Lösung und ich habe da auch jetzt niemanden der Museumsleiter noch mal extra nachgefragt. Aber das empfinde ich auf jeden Fall als eine Herausforderung. Hast du denn sonst irgendwelche Fragen noch dazu oder möchtest du irgendwas loswerden zu dem Thema? Lukas Wie verrückt es vielleicht ist, dass sind wir jetzt uns heute zu Grenzgebieten befinden, dass wir dann teilweise nicht mal mehr wissen, sind wir jetzt in Bayern oder sind wir in Tschechien, weil es geht einfach ein Waldweg durch den Wald durch und zack, du bist halt im anderen Land. Ralph Ja, das stimmt. Lukas Und damals halt einen Todesstreifen oder halt Zaun mit Sicherheitskontrolle oder keine Ahnung was. Und das ist halt schon irgendwie so für mich so ganz schwer nachzuvollziehen, wie auch der Roland weiß es gesagt hat. Das irgendwie so bei Mähring hört die Welt auf und danach war halt einfach Schluss. Nicht, weil dann die Welt zu Ende war, es dann halt einfach, weil es dann keine Reisefreiheit mehr gab. Du konntest nicht mehr weitergehen und ich glaube, das ist ein Privileg. Also ich meine, wir können uns vielleicht noch an Grenzkontrollen in Österreich erinnern oder nach Tschechien oder so was, aber da waren wir sehr jung. Also das heißt, seitdem ich irgendwie politisch ein bisschen ein Gewissen habe, habe ich, glaube ich, kenne ich keine Grenzkontrollen mehr. Und es ist schon irgendwie verrückt, wenn man damit aufgewachsen ist und wenn man sich dessen bewusst ist, dass es irgendwie zumindest in der näheren Umgebung keine wirklichen Grenzen mehr gibt. Wie krass ist es. Und da möchte ich eigentlich auch nicht mehr in die Zeit früher zurück. Ralph Ja, da hast du recht. Ich kann mich da auch, obwohl ich ein bisschen älter bin, also ich kann mich da auch so gut wie gar nicht dran erinnern an diese Grenzkontrollen. Ja, und bin froh drum, dass es den Schengenraum hier gibt. Lukas Vielen lieben Dank für diese Geschichte, für diesen Schwung durch die Zeit. War auf jeden Fall echt höchst interessant. Karl Schneider Wie alt ist er jetzt? Der muss ja dann auch jetzt schon auf die 90 zugehen, oder? Ralph Ja, der ist Mitte 80. Ja, das sind die letzten Zeitzeugen bei solchen Geschichten, das ist ja krass. Ich fand es unglaublich spannend, was er erzählt hat und er hat sich auch richtig viel Zeit genommen für mich. Wir sind da bestimmt, ich möchte es nicht übertreiben, aber bestimmt zwei, drei Stunden durch Lohhäuser gegangen. Lukas Ja, aber sehr cool. Also ich meine, das ist ja so ein Privileg, wenn man so was machen kann, dass man da sich mit solchen Leuten unterhält. Ralph Na ja, ihm ist es halt auch total wichtig, dass er das alles erzählt, dass es weitergegeben wird. Ja gut, dann sind wir jetzt am Ende unserer Sonderstaffel angelangt. Genau. Es ist auf jeden Fall ein wilder Ritt durch den Landkreis Tirschenreuth und noch darüber hinaus. Ja, ich habe auf jeden Fall wahnsinnig viel über die Region gelernt. Lukas Bin auch sehr überrascht, was es da alles gibt und was für verrückte Traditionen und Industriezweige und Menschen in Geschichte und so! Es passiert ja doch nicht alles in den großen Städten. Manches passiert halt auch einfach auf dem Kaff und es ist halt nicht weniger spannend. Ralph Aber das wissen wir ja bereits. Das ist so seit zwei Jahren Bitte nicht anfassen. Lukas Das stimmt ja. Ja, ich finde, es zeigt sich noch mal. Ja, auf jeden Fall. Geschichten finden sich überall. Das heißt, dass wir jetzt im kommenden Monat ja wieder in unsere regulären Sendemodus übergehen. Genau. Im Oktober geht's wieder in den monatlichen Rhythmus über. Kannst du mir dann schon sagen, womit es dann im Oktober weitergehen wird? Ralph Ja, es wird ein ein lockeres Thema sein, Ein heiteres Thema, vielleicht auch ein bisschen nerdiges Thema. Und es geht um etwas, das auf jeden Fall meine, gut möglich auch deine Kindheit und die vieler anderer Menschen geprägt hat. Lukas Ich bin gespannt. Ralph Und Leute, ist ja super, wenn ihr uns Feedback geben könnt zu der Sonderstaffel. Wir arbeiten daran, dass wir immer besser werden, dass wir euch immer ansprechenden interessanten Content liefern können und sind auch offen für Neuerungen. Das heißt, wenn ihr die Sonderstaffel toll findet, dann schreibt uns doch, was ihr toll findet. Wenn es nicht so toll findet, sind wir auch froh darum, Verbesserungswünsche oder Kritik zu erhalten. Ja, tretet in Kontakt. Das war die letzte Folge des Specials, der Kooperation von Bitte nicht anfassen, Museum mal anders und das Zwölfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Kooperation wurde gefördert von der Landestelle für nichtstaatliche Museen Bayern. Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 4: Geteiltes Land, geteiltes Leid – Tragödien einer Grenzregion erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
22.09.24 • 33:17
BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 3: WiderstandShow Notes Was haben ein Ex-Botschafter und eine wundersame Bauernmagd aus den 1920ern gemeinsam? Richtig, beide stehen für den Widerstand gegen die Nazis. Wie das zusammenpasst? Friedrich von der Schulenburg, ein ehemaliger Botschafter, will seinen Lebensabend in der Oberpfalz verbringen und kauft sich dafür eine alte Burgruine. Aber seine Kontakte zu den Leuten rund um das Hitler-Attentat, darunter Stauffenberg, machen ihm 1944 einen Strich durch die Rechnung.Und dann ist da noch Resl von Konnersreuth, eine Mystikerin, deren Wunderheilungen in den 1930ern dafür sorgen, dass Menschen den Mut finden, sich öffentlich gegen die Nazis zu stellen – auch wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen.In dieser Folge geht es um Mut und Widerstand. Wir besuchen das Therese-Neumann-Museum in Konnersreuth und die Burg Falkenberg.Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #falkenberg #konnersreuth #resl #Schulenburg #Widerstand #Nationalsozialismus #Hitler #Stauffenberg #katholisch~~~~~~~ Hilfreiche Links: Eine alte Doku mit vielen Informationen zur Resl von Konnersreuth:https://www.youtube.com/watch?v=4DLI2VgUaRYDas ist eine Seite mit vielen Informationen zu Fritz Gerlich:https://www.gerlich.comHier findet sich der Stolperstein von Pater Ingbert Naab:https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/614/pater-ingbert-naabMehr Informationen zu Schulenburg auf der Internetseite der Gedenkstätte Deutscher Widerstand:https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/friedrich-werner-graf-von-der-schulenburg/?no_cache=1Ein Vortrag über Stephan von der Schulenburg über seinen Ahnen:https://www.youtube.com/watch?v=WjMKFprEEJ8So sieht die Burg Falkenberg aus:~~~~~~~Infos zum Museum:Therese-Neumann-MuseumInformations- und Begegnungszentrum SchafferhofHauptstraße 2095692 Konnersreuthhttps://theres-neumann-museum.de/de/kontaktBurg FalkenbergBurg 195685 Falkenberghttps://www.burg-falkenberg.bayern/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“:Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript NachrichtensprecherDer Tod hat dem Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das Unerklärliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter. Widersprüch lichem.LukasHallo und herzlich willkommen, euch allen zu dieser dritten Folge des Septemberspecials von Bitte nicht anfassen! In Kooperation mit dem Zwölfer, Hi Ralph.RalphHi Lukas, für all die Leute, die nicht wissen, was bitte nicht anfassen ist. Das ist der Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen, bei dem das Konzept so ist, dass wir abwechselnd Museen besuchen. Das heißt, in der vergangenen Folge habe ich Museen besucht, die Lucas nicht kannte, und habe sie ihm und auch euch vorgestellt. Und in dieser Episode. Lukas, Da bist du wieder dran.LukasGenau. Und was ist jetzt hier so Special An dieser Zwölferedition? Das liegt einfach daran, dass uns das zwölfer eingeladen hat in die Oberpfalz zu kommen, in die nördliche Oberpfalz, genauer gesagt in den Landkreis Tirschenreuth. Und da befinden sich eben ganz viele kleine und liebenswerte Museen. Davon haben wir jetzt immer jeweils zwei für euch zusammengefasst. Und in der vergangenen Folge, Ralph, hast du mir ganz viel über die Tradition des Glasmachen und das Glasblasen vorgestellt und was der Unterschied zwischen dem Ganzen ist.RalphGenau. Und ich habe sogar noch was über das Glas Schmelzofen Bauhandwerk erzählt.LukasRichtig? Ja, genau. Das heißt, dass ich jetzt dran bin für diese Folge.RalphJa, ich bin schon gespannt.LukasWeißt du, das 2024 ein Jahr voller bedeutender Jahrestage ist, wenn man sich die jüngere deutsche Geschichte anguckt. Vielleicht hast du das mitbekommen. Es gab ja vor 80 Jahren die Landung der Alliierten in der Normandie und ebenfalls vor 80 Jahren, genauer gesagt am 20. Juli 1944, da scheiterte das Attentat von Graf Stauffenberg und sein Mitverschwörer auf Hitler. Ich nehme mal an, von diesem Attentat und Graf Stauffenberg. Hast du schon gehört?00:02:07:14 – 00:02:08:05RalphJa, habe ich.LukasJetzt fragst du dich natürlich. Was hat das Ganze mit unserem Podcast zu tun? Und ich kann dir schon mal sagen, auf eine ziemlich einzigartige und fast schon ja irgendwie absurd zufällige Art und Weise eine ganze Menge.RalphBei Stauffenberg, der kommt ja nicht aus der Oberpfalz. Gebürtig war es und das Attentat hat er auch nicht, oder? Dieser Versuch hat auch nicht in der Oberpfalz stattgefunden.LukasGenau.RalphAber es muss ja irgendeinen Oberpfalz Bezug haben.LukasGenau den hat es auch, denn es geht nämlich in dieser Folge um Mut. Es geht um internationale Beziehungen. Es geht um ein katholisches Massenphänomen, das bis heute weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Es geht um einen burgenliebenden Botschafter. Und das hast du vielleicht so ein bisschen aus meiner, aus meinem Intro herausgehört. Es geht um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit teils tragischem Ende für die Beteiligten.LukasDazu war ich in zwei Museen. Ich war einmal im Museum auf der Burg Falkenberg, und ich war im Therese-Neumann-Museum in Konnersreuth. Beide dieser Museen sind wieder in der nördlichen Oberpfalz, und unsere heutige Geschichte, die sich eben um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus dreht, beginnt mit einer Kontroverse. Und diese Kontroverse hat auf dem ersten Blick erst mal so gar nichts Politisches an sich.LukasEs ist aber für unsere Geschichte noch ziemlich wichtig. Hast du von dem Ort Konnersreuth schon mal gehört?RalphJa, Ja. Wegen der Resl von Konnersreuth.LukasJa, genau. Das sind die Namen genannt. Sehr gut. Bürgerlicher Name ist Therese Neumann. Und wie krass dieser Hype, und diese, ja, diese Anziehungskraft dieser Therese Neumann nach Konnersreuth war, zeigt die Tatsache, dass zu ihrer Beerdigung im Jahr 1962 in der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein sieben Minuten langer Beitrag ausgestrahlt wurde. Und wir hören uns jetzt mal ganz kurz ein Ausschnitt aus dieser Wochenschau an, vom September 1962, denn ich glaube, dass der schon mal eine ganz gute Einführung gibt.LukasWas das Faszinierende an dieser Therese Neumann ist. Und dann gehen wir den Schritt zurück und gucken uns an Was hat das jetzt eigentlich mit dem Widerstand zu tun?RalphOkay.00:04:22:02 – 00:04:49:09NachrichtensprecherSeit 36 Jahren war die Rede von Konrad Reuter im Mittelpunkt einer nicht endenden Kontroverse. Wissenschaftler bemühten sich um Erklärung. Die Gläubigen kamen in großer Zahl, die Kirche blieb zurückhaltend und die Presse machte sie zum Gegenstand einer sensationellen Publicity. Der Tod hat im Leben dieser in der ganzen Welt bekannten Frau ein Ende gesetzt. Geblieben aber war das Unerklärliche, das Problematische in der Meinung der verschiedenen Betrachter Widersprüchliche.RalphJa, in den Ton hat man ja schon viel gehört über Kontroversen, Widersprüche. Wissenschaftler kommen darin vor, die Kirche kommt auch drin vor. Da geht es doch, so weit ich mich erinnern kann, um ja, wie tue ich das aus, um vermeintliche Wunder, die in Zusammenhang stehen mit der Resl von Konnersreuth, oder?LukasJa, genau so kann man das zusammenfassen. Also Resl von Konnersreuth war eine katholische Frau, die in ihrem Leben angeblich mehrere Wunderheilungen erfahren hat, die angeblich jeden Karfreitag Blutungen an den Stellen bekommen hat, an denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde. Das nennt man sogenannte Stigmata. Ich weiß nicht, ob du den Namen schon mal gehört hast, aber daher kommt das ja.LukasUnd angeblich hat sie lange Zeit bis zum Tod nix getrunken und nix gegessen, außer eine Hostie. Also die heilige Kommunion. Sie ist 1898 geboren, wächst erst mal ganz normal auf, hat dann aber mehrere Anfälle, möglicherweise epileptische Anfälle und gilt 1919 ab 1910 als völlig blind und bereits schon vorher als gelähmt, als. Es liegt blind und bettlägerig im Bett und ein paar Jahre später zur Seligsprechung der Therese von Lisieux.LukasAlso das ist eine jetzt eben Heilige. Damals war eben die Seligsprechung verfahren, also diese Vorstufe der Heiligsprechung. Dann können Sie auf einmal wieder sehen. Und am Tag der Heiligsprechung dieser Therese von Lisieux, also ein paar Jahre später, 1925, da kann sie wieder laufen auf einmal und keiner kann sich das erklären. Keiner weiß, woher das kommt. Man spricht von einer sogenannten Wunderheilung.LukasDer örtliche Dorfpfarrer erzählt es weiter und begründet damit ein weltweites Phänomen. Denn in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird die Resl von Konnersreuth, wie sie dann genannt wird, diese Ortschaft, aber auch die ganze Umgebung sehr stark verändern. Das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklären. Elisabeth Vogl. Sie ist Historikerin und sie hat das Therese Neumann Museum in Konnersreuth mitgestaltet.LukasDas ist ein Museum, was relativ modern ist. Es gibt ja seit ein paar Jahren und das dreht sich um diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, der Therese Neumann, aber eben auch aus ganz verschiedenen Perspektiven.Elisabeth VoglDie kommen dann wirklich in Massen. Und die Reuter, Die waren da ganz pragmatisch am Anfang Ja gut, dann haben sie angefangen, ihre Misthaufen ein wenig ordentlicher hinzurichten, die Straßenlöcher bissl zuzuschütten. Und es gab natürlich Wissenschaftler, Einzelbesucher, die dieses Phänomen kritisch untersucht haben und das auch enttarnen wollten. Also die haben einfach gesagt, das ist ja Betrügerin, das, was die da behauptet wird, das kann nicht stimmen.RalphWas es wurde wie sie zu so einem Pilgerort, wenn ich das richtig verstanden habe. Oder dass Gläubige aus ganz Deutschland oder vielleicht auch aus anderen Ländern, aus der ganzen Welt in dieses, in diese kleine Ortschaft namens Konnersreuth gekommen sind? Was haben sich die Leute dann da erhofft?LukasJa, wahrscheinlich einfach ein Wunder. Teils. Also Elisabeth Vogl hat das für mich so ausgedrückt, dass es diese 1920 Jahre eine Zeit der Instabilität. Es ist trotzdem noch kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Dieser Krieg ist noch irgendwie präsent, auch im Alltag. Und gleichzeitig ist diese Unsicherheit da. Hohe Arbeitslosigkeit, diese goldenen 20er neigen sich dann ja auch schon dem Ende entgegen und da passt einfach diese Geschichte der Resl von Konnersreuth, dieser Bauernmagt dieser ganz einfachen Frau, die passte einfach perfekt in den Zeitgeist.LukasJa, und sie ist immer wieder medizinisch untersucht worden, vor allem, nachdem sie 1926 angeblich ganz mit dem Essen aufgehört hat. Und das ist nochmal ganz wichtig. Und das soll ja Elisabeth Vogl noch mal kurz erklären.Elisabeth VoglDas war dann 1927 durch Mallersdorfer Schwestern, die praktisch jede Sekunde bei ihr waren, in ihrem Zimmer waren, die es gewogen waren. Alles ist gemessen worden, sämtliche Ausscheidungen usw. und das waren 14 Tage, in denen sie tatsächlich weder was getrunken noch gegessen hat, außer die heilige Kommunion.RalphDamit also bewiesen wurde, wie?LukasJa, also es ist bis heute nicht ganz geklärt, das muss man auch wirklich sagen. Und es gibt auch gut begründete Zweifel an dieser Essenslosigkeit. Das ist aber nicht der Gegenstand dieser Folge. Da komme ich später noch mal kurz dazu. Aber du fragst jetzt natürlich zurecht.RalphAber was hat das denn eigentlich mit Widerstand zu tun?LukasRichtig. Was hat das Ganze mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu tun? Und ich musste deswegen bisschen länger ausholen, weil die Resl von Konnersreuth in ihrem Leben einfach sehr viele Menschen beeinflusst hat, unterstützt hat und sogar motiviert hat, die sehr früh aktiv gegen Hitler wurden und sie animiert diese Menschen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auf eine ganz eigene Art, würde man sagen.LukasUnd zwar kommen ganz viele aus dem Umfeld der der Universität Eichstätt nach Konnersreuth und dieses Phänomen auch zu untersuchen, um dieses Phänomen besser zu verstehen oder eben auch zu entlarven, das sind ganz viele verschiedene Professoren dabei. Und im Laufe dieser Geschichte entwickelt die von Konnersreuth viele persönliche Freundschaften zu Menschen aus dem Eichstätter Umfeld, die nach die nach Konnersreuth kommen und umgekehrt wird Eichstätt auch für die Rätsel von Konnersreuth ein ganz besonderer Ort.LukasUnd das soll dir noch mal Elisabeth Vogl erklären.Elisabeth VoglEichstätt, das ist jetzt eine freundschaftliche Beziehung, das wird ihr Zufluchtsort. Und Eichstätt ist Symbol für den Eichstätter Freundeskreis. Und dort treffen sich Menschen, die aktiv gegen den Nationalsozialismus praktisch eingetreten sind.RalphOkay, Eichstätter Freundeskreis, muss ich ehrlicherweise sagen, habe ich vorher noch nicht von gehört.LukasIch auch nicht. Und es ist auch tatsächlich eine Widerstandsgruppe, die nicht so bekannt ist, wie ich finde. Also was es da für Gründe gibt, keine Ahnung. Da müsste man noch mal tiefer eintauchen. Jedenfalls, das sind halt Äbtissinen dabei, Professoren, Priester, alles Mögliche. Und die treffen sich in dem Haus von dem Professor Franz Xaver Wutz. Das ist ein Professor, der sich damals mit der Resl von Konnersreuth anfreundet.LukasUnd du musst dir das ungefähr so vorstellen: Diese Leute, die diesem Eichstätter Freundeskreis angehören, die kommen nach Konnersreuth und besuchen die Resl und wollen sich von ihr spirituell begleiten lassen. Und eine Person, die sehr mutig, sehr früh gegen den Nationalsozialismus auftritt, ist Pater Ingbert Naab. Der ist Priester, Mönch und Publizist und er hat am 20. März 1932, also kurz nachdem die NSDAP zum Ersten Mal die meisten Stimmen bei den Reichstagswahl in Deutschland erhalten hatte, einen extrem mutigen Brief verfasst.LukasUnd der wusste, glaube ich, ganz genau, was er zu befürchten hat, wenn er diesen Brief veröffentlicht. Ich habe hier mal einen Ausschnitt dabei und auch diesen Ausschnitt, den kann man sich an einer der Medienstationen im Therese Neumann Museum anhören.NachrichtensprecherSehr geehrter Herr Hitler, wo Sie hinkommen, werden Sie umschmeichelt und der Rausch der Begeisterung, der sie in ihren Versammlungen umwogt, lässt sie kaum mehr auf die Idee kommen, ob ihre Arbeit vor Gott bestehen kann, denn sie sind des Glaubens. Deutschland steht auf meiner Seite. Ihre Presse verherrlicht sie in einer widerlichen Weise. Sie gelten als der große Erlöser aus der Not.Herr Hitler, Wer hat Sie denn gewählt? Sie und Ihre Presse sagen das kommende Deutschland, die besten der Nation. Es gibt unter Ihren Reihen auch eine gute Zahl Idealisten, die ernstlich von Ihnen alles Gute erhoffen. Diese Idealisten kennen den wahren Nationalsozialismus nicht, wissen nicht um das, was sie planen, und nicht um das, was sie persönlich oder durch Unterhändler verhandelt haben. Wer hat sie gewählt? Die Masse der suggerierten, sie wollten die Suggestion. Sie sprachen davon, dass man den Massen einen fremden Willen aufzwingen, dass man sie fanatisch und hysterisch machen muss. Sie betreiben dieses Geschäft jetzt seit mehr als zehn Jahren.RalphAlso er hat da schon einen wichtigen Punkt angesprochen, finde ich, dass Hitler halt einfach die Hoffnungen, also die Hoffnungen genährt hat und daraus eben seine seine Stimmen gezogen hat. Aber alles Versprechungen, bei denen manche Leute dann vielleicht gar nicht wussten, wohin das führen wird.LukasJa, auf jeden Fall. Also ich finde halt, dass dieser Brief, also dieser ganze Artikel ist natürlich noch wesentlich länger, der ist ja dann dieser Zeitung abgedruckt worden und zu dem Herausgeber dieser Zeitung kommen wir später noch. Es heißt sehr weitsichtig, also 32 durchschaute er den Nationalsozialismus komplett. Also wer gewählt hat, wie er auf widerliche Weise von seiner eigenen Presse da gehypt wird, und der.RalphHat diesen Brief, also der wurde als Leserbrief dann irgendwo veröffentlicht und grundsätzlich an Hitler oder so geschickt.LukasNein, der wurde in der Zeitung veröffentlicht. Eine Zeitung, der gerade Weg, Da kommen wir eben später noch dazu. Ganz kurz noch zu Ingbert Naab. Der ist eben, wie gesagt sehr oft in Konnersreuth und die Resl wird für ihn so eine Freundin. Spirituelle Begleitung. Und nach der Machtergreifung muss Pater Naab fliehen, weil ganz klar publizistisch, so sich aus dem Fenster zu lehnen hat natürlich dann auch Konsequenzen.LukasUnd tatsächlich wird er mit der Unterstützung der Familie von Therese Neumann erst nach Esslingen ins Kloster gefahren und dann kommt er in die Schweiz. Und er kommt in die Tschechoslowakei, also in die damalige Tschechoslowakei, und ist dann aber 1935 in. Drei Jahre später in Straßburg gestorben, in einem Kloster, aber nach Krankheit und nicht, weil er von den Nazis entdeckt wurde.LukasUnd es gibt so eine Anekdote im Museum. Das kann man natürlich jetzt nicht so nachvollziehen, aber angeblich soll die Theres Neumann immer eine Eingebung bekommen haben, wann die Gestapo kurz vor der Haustür stand.RalphAber das hat ihm im Endeffekt nichts gebracht.LukasNa ja, doch, weil er ist ja nie von der Gestapo verhaftet worden. Ist in Straßburg eines natürlichen Todes gestorben.RalphNa ja, aber weil die Resl dann da angerufen hat oder was?LukasAngeblich hat halt, war halt die Resl immer genau die, die eine Eingebung bekommen hat. Genau in dem Moment, als die Gestapo kurz vor der Haustür stand. Die hat ihn quasi immer warnen können.RalphNa ja, verstehe.LukasWas in diesem Bezug einfach sehr wichtig ist, dass es noch mal andere Widerständler, die sich ganz offen gegen Hitler aussprach und der auch von der extrem beeinflusst wurde. Ich würde sogar sagen, ja, ich würde sogar sagen lebensverändernd beeinflusst wurde. Das war Fritz Gerlich. Hast du den Namen Fritz Gerlich schon mal gehört?RalphJa, habe ich schon mal gehört. Tatsächlich. Aber kann ich jetzt grad nicht zuordnen, was dich wie, in welch welchen Zusammenhang ich das gehört hab.LukasAlso möglicherweise in einem journalistischen Zusammenhang, denn Fritz Gerlich war von 1920 bis 1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten. Die Süddeutsche Zeitung sagt heute von sich, dass sie die Nachfolgezeitung ist. Jedenfalls war Fritz Gerlich Calvinist ursprünglich als ein reformierter Christ, und der wollte das Phänomen von Konnersreuth journalistisch untersuchen. Und er ist einer von denjenigen, der diesen ja Betrug aufdecken wollte.LukasEr ist dann nach Konnersreuth gefahren, hat sie kennengelernt und ich fasse es jetzt alles sehr, sehr zusammen, war von ihr heute würde man sagen, so geflasht, dass er zwei Bände über sie geschrieben hat und dann sogar 1931 zum Katholizismus konvertiert ist.RalphNa ja.LukasAus diesem Glauben und das ist Unterstützung hat er dann die Zeitschrift Der gerade Weg herausgebracht, dass es eine NS kritische Zeitschrift und in dieser Zeitschrift in dieser Zeitung wurde eben der Brief von Pater Ingbert Na dann abgedruckt, was sehr interessant ist bis zur Verhaftung von Fritz Gerlich von Fritz Gerlich ist verhaftet worden, hat er diese Zeitung mit seinem Klarnamen herausgegeben, also wissend, in welche Gefahr sich damit begibt.LukasDas schon wirklich? Herausgeber Fritz Gerlich. Ja, und Konnersreuth wird auf einmal irgendwie zu so einem spirituellen Kraftort für Leute, die aus katholischem, aus katholischer Überzeugung in den Widerstand gehen. Und du kannst natürlich vorstellen, dass das auch die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zieht. Und die Aufmerksamkeit des Regimes nach Konnersreuth.RalphSollte also gefährlich werden.Elisabeth VoglKurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hat man eben begonnen, die Freunde von der Therese Neumann auch in Konnersreuth zu überwachen. Und dann haben die Nationalsozialisten den Begriff Konnersreuther Kreis, geprägt. Das waren also praktisch die Menschen, die nach Konnersreuth kamen, um sich mit der Resl zu treffen.RalphAlso wurde die Resl dann auch zur Widerstandskämpferin, oder wie?LukasDazu werde ich noch was sagen. Mir war es einfach wichtig zu verstehen, dass dieser Eichstätter Freundes Kreis nicht deckungsgleich mit dem Konnersreuther-Kreis. Dass aber die Resl so ein bisschen verbindendes Element war, weil die quasi alle Leute, die aus christlich überzeugen, in den Widerstand gegangen sind, irgendwie sehr angezogen hat.LukasJa eben dieser Fritz Gerlich, also derjenige, der Journalist, der dann der gerade Weg herausgebracht hat, der wurde dann 34 verhaftet, der wurde mehrfach misshandelt und schließlich im Konzentrationslager Dachau als einer der ersten politischen Gefangenen ermordet. Und bis zum Schluss hat er nicht vom Widerstand abgelassen, wohl wissend, was das für ihn für Konsequenzen hat. Und er hat selbst mehrfach betont, dass er ohne die spirituelle Unterstützung der Resl und ohne diese Glaubensüberzeugung, die er dann dadurch bekommen hat, niemals die Ausdauer gehabt hätte, das bis zum Ende durchzuziehen.LukasJa, und man kann jetzt natürlich von diesen Wunderheilungen und den ganzen wundern und uns der Dorfkatholizismus und keine Ahnung davon kann man jetzt halten was man möchte. Man kann das jetzt sagen, brauche ich glaub es oder nicht werden bis heute Artikel Veröffentlichungen rausgebracht, die sich die sich diesem Phänomen von Konnersreuth sehr kritisch widmen, obwohl die.RalphSchon viele Jahrzehnte gestorben ist.LukasJa, aber das zieht bis heute. Ich meine, deswegen gibt es ja auch jetzt ein neues Museum da.RalphNa ja, was eine historische Persönlichkeit dieses Ortes ist.LukasUnd die halt auch darüber hinaus. Weil du musst überlegen, wirklich bei ihrem Tod, da waren sieben oder 8000 Leute sind zu ihrer Beerdigung gekommen, in den Sechzigern.Weißt, dass das in Konnersreuth und ohne Bahnhof, ohne keine Ahnung, was. Das ist schon ziemlich krass. Und was auf jeden Fall Fakt ist, das kann man sagen. Sie selbst hat sich nie gegen den Nationalsozialismus geäußert. Man kann aber aus Aussagen Ihrer Familie und aus Aussagen in Briefen schon herausziehen, dass sie diese Ideologie abgelehnt hat. Und sie hat auch selbst Widerständler immer ermutigt und immer versucht, die halt auch ja spirituell zu begleiten.LukasUnd Fakt ist auch und das finde ich sehr interessant Adolf Hitler hat höchstselbst angeordnet, dass man die Resl von Konnersreuth heute in Ruhe lässt und nicht verhaftet, weil er befürchtet hat, dass würde man sie verhaften und würde man sie vielleicht auch. Ja keine Ahnung, möglicherweise sogar ermorden, dass man sie dann zu eine Märtyrerin machen würde. Das kann nur nur Nachteile für einen haben.RalphDass das dann vielleicht noch mehr Widerstand hervorgerufen hätte. Ein Aufschrei unter den Gläubigen, unter den Anhängern.LukasAlso Hitler muss selbst auf jeden Fall sehr viel Respekt vor diesem Einfluss und vor dieser Reichweite gehabt haben. Und die Geschichte von Fritz Gerlich und die Geschichte von Pater Ingbert Naab zeigen einfach sehr deutlich, wie das dann funktioniert hat. Und das ist in diesem Museum halt auch ein Teilaspekt. Es geht natürlich in den meisten Fällen um die Rätsel, um ihre Wunderheilungen.LukasKeine Ahnung was, aber es geht eben auch um diese Geschichte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Und das war der erste Teil meiner Geschichte. Aber ich habe ja noch einen sowjetischen Botschafter erwähnt, bzw einen deutschen Botschafter in der Sowjetunion, einen Adeligen.RalphUnd war das der Burgliebhaber?LukasGenau. Und der Liebhaber? Dazu müssen wir jetzt von Konnersreuth mit dem Auto 20 Minuten wegfahren und zwar in die Ortschaft Falkenberg. Falkenberg Den Namen hast du. Habt ihr auch schon mal in der ersten Folge dieses Specials gehört. Denn in Falkenberg befindet sich noch ein Kommunbrauhaus für die Herstellung von Zoigl. Naja und für was Falkenberg bekannt ist, ist die Burg Falkenberg.LukasDie Burg Falkenberg ist eine Burg aus dem Mittelalter, die echt sehr, sehr schön auf so einem großen Felsen steht. Also das sieht so richtig nach Märchenburg mystisch aus. Die Burg ist wohl im elften Jahrhundert begonnen worden, also dass der Bau begonnen worden. Im zwölften Jahrhundert ist sie dann erstmals urkundlich erwähnt. Sie hat dem Geschlecht, der von Falkenberg gehört ist irgendwie naheliegend.LukasHat mal dem Kloster Waldsassen gehört. Das hatten wir in der vergangenen Folge schon mit dem Glas. Und schließlich ist es im 30., im 30-jährigen Krieg von den Schweden zu der Ruine geschossen worden. Also das mache ich jetzt wirklich sehr, sehr zusammenfassend, denn dann ist sie irgendwann mal renoviert worden und das hat mit einem Grafen zu tun, mit Friedrich Werner Graf von der Schulenburg.LukasHast du den Namen schon mal gehört?RalphNö.LukasOkay, Friedrich war der Graf von der Schulenburg. Hat einen romantischen Altersruhesitz gesucht, wo er seine Memoiren schreiben kann. Und er hat 1929 diese Ruine zum Ersten Mal gesehen. Die wollte er sofort kaufen, wollte sagen Ja, das ist meine Mal, meine Burg, da möchte ich mal meinen Lebensabend verbringen. Das hat dann sehr lange gedauert. 1936 hat er die Burg dann schließlich gekauft und hat den Wiederaufbau koordiniert.LukasDas heißt, heute ist die Burg keine Ruine mehr. Heute ist die Burg komplett begehbar. Es ist auch im Museum drin. Seine Memoiren wird er in dieser Burg nie verfassen und er wird noch. Er wird auch nie längere Zeit auf dieser Burg leben, Denn Graf Friedrich Werner von der Schulenburg wird 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet und hat auch vorher eigentlich kaum Zeit und kaum Gelegenheit, nach Falkenberg zu kommen.LukasUnd das ist jetzt der zweite Teil der Geschichte.RalphJa, wo war er denn vorher?LukasGute Frage. Also Friedrich Werner Graf von der Schulenburg wird 1875 in Kemberg geboren. Das ist in Sachsen-Anhalt. Er kommt, wie der Name schon sagt, aus adeliger Familie. Und er ist vor allem Offizier und Diplomat. Also vor dem Ersten Weltkrieg arbeitet er schon als Gesandter und ist dann im Kurz Hauptmann im Krieg, bevor er dann wieder diplomatisch zum Beispiel als Verbindungsmann beim osmanischen Heer im Ersten Weltkrieg unterwegs ist und auch nach dem Ersten Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik.LukasDa bleibt er den internationalen Beziehungen treu. Er arbeitet dann in Teheran, im Iran, in Tbilissi, als damals Deutsch Tiflis in Georgien und ist natürlich auch immer wieder in Deutschland zurück. Da fällt eben sein Auge auf die Burg Falkenberg. Und genau da, wo Graf von der Schulenburg zum Ersten Mal die Burg betreten hat, da stand ich mit Herbert Bauer.LukasHerbert Bauer ist der ehemalige Bürgermeister von Falkenberg und der Markt Falkenberg ist nämlich der heutige Besitzer dieser Burg. Wir hatten ein bisschen was zu der Geschichte dieser Burg erklärt.Herbert BauerKomm da von dieser Seite, da wo das Tor steht und sieht praktisch diese Ruine das erste Mal. Es war dann für ihn auch ein sportliches Unterfangen, denn er hat erst 1936 im Juni den Notarvertrag bekommen und gleichzeitig musste er 300.000 Reichsmark löhnen, um diese Ruine zu kaufen.RalphTatsächlich habe ich das Glockenläuten ein bisschen rausgebracht. Es war ja mindestens 4 Uhr.LukasIch hab's extra drin gelassen, weil ich mir gedacht hat, es zeigt so ein bisschen das Ambiente vor Ort. Also du hast diese Burg auf den Felsen. Es war ein schöner Sommertag. Außen rum ist die Kirche. Falkenberg ist so richtig idyllisch um diese Burg herum, irgendwie angeordnet als Ortschaft. Und wir sind da auf diesem Hof. Dieses Torhaus hatte Herbert Bauer schon erwähnten.LukasDann schauen wir nach links und es ist einfach diese Burg da aufragen, Das ist wirklich schön. Das ist jetzt keine immens große Burg, aber es ist halt eine sehr schöne Burg.Ralph300.000 Reichsmark hat die Ruine gekostet, hat er gesagt. War das sehr, sehr viel Geld oder sehr wenig? Ich kann es gar nicht einschätzen.LukasJa, ist natürlich immer schwer das jetzt inflationsbereinigt oder irgendwie so was. Zu beschreiben. Ich glaube schon, dass es sehr viel Geld war. Vor allem dafür, dass es ja wirklich eine Ruine war. Der muss ja noch mal viel mehr investieren. Da gibt es dann noch eine kleine Kontroverse, aber dazu später mehr. Ich habe mal gelesen, dass seine Adelsfamilie keine wirkliche Burg mehr hatte und deswegen hat er halt gerne eine Burg gehabt hätte und deswegen hat er das investiert.RalphNachvollziehbar.LukasJa, also diese Burg kauft er also 1936, als es dann letztendlich geklappt hat, da ist er mittlerweile Botschafter in der Sowjetunion. Die Nazis haben ja 1933 die Macht ergriffen und von der Schulenburg ist 1934 der Partei beigetreten, der NSDAP. Jetzt weiß ich nicht, ob das. Ich vermute, dass das damals als Berufsdiplomat halt irgendwie zwangsläufig notwendig war, dass er der NSDAP beitritt.LukasIch glaube jedenfalls nicht, dass er überzeugter Nationalsozialist war. Ich glaube auch, dass er damals trotzdem auch relativ karriereorientiert war und dass er halt deswegen gesagt hat ja okay, dann trete ich halt der Partei bei, wenn ich dafür in den Botschafter Posten bleiben kann und wenn ich dafür sogar diesen wichtigen Botschafterposten der Sowjetunion bekommen.RalphKlingt ein bisschen so, weil er vorher auch schon sehr oft die Länder und Stellungen wechselt.LukasGenau. Ja, er gilt auf jeden Fall als Russlandliebhaber. Er magister dieses Land, er schätzt die Leute sehr. Es schätzt die Kultur sehr und er setzt sich zeitlebens dafür ein, dass diese beiden totalitären Diktaturen also müssen jetzt überlegen. Er ist jetzt Botschafter in Moskau, der es die totalitäre kommunistische Diktatur unter Stalin gibt. Und er setzt sich halt irgendwie Zeit näher dafür ein, dass diese beiden Diktaturen nicht anfangen, sich zu bekriegen.LukasVor allem halt auch nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Er gilt zum Beispiel auch als einer derjenigen, der damals den Nichtangriffspakt zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion formuliert hat. Also dieser Nichtangriffspakt, der quasi besagte Man greift sich eben nicht gegenseitig an! Von Ribbentrop war ja damals der Deutsche, der deutsche Außenminister, der ja dann auch die Verhandlungen mitgeführt hat.LukasUnd es gibt ja diese, diese Geheimvereinbarung zwischen Stalin und Hitler, dass die sich gegenseitig Polen territorial aufteilen wollten, unter sich. Davon wusste von Schulenburg angeblich nichts. Und es hat ihn wohl maßlos geärgert, weil er quasi als Botschafter angelogen wurde. Was, glaube ich, könnte ich mir vorstellen, in Schulenburgs Leben, glaube ich, einer dieser Momente war, wo für ihn wahrscheinlich alles zusammengebrochen ist.LukasDas ist im Jahr 1941, denn da muss er dem damaligen Regierungschef Wlatscheslaw Molotow eine ziemlich bittere Botschaft überbringen. Und dazu noch mal Herbert Bauer.Herbert BauerEr liest im Molotow die sechs Seiten sogenannte Kriegserklärung von Hitler vor. Und Molotow sagt sie mir, das bedeute Krieg. Sie müssen Moskau sofort verlassen, und sie dürfen nichts mitnehmen.RalphKönnte ja dann bedeuten, dass er nach Falkenberg kommt oder nicht?LukasKönnte es bedeuten. Genau, aber. Also vielleicht noch mal ganz kurz. Also er liest halt wirklich die Kriegserklärung gegen die Sowjetunion vor. Und die Deutschen haben ja damals sehr, äh, ich ja ebenfalls ein Dokument voller Lügen und Anschuldigungen verfasst, was als Grundlage diese Kriegserklärung gilt. Die ganzen Jahre vorher. Hatte gehofft, dass er das verhindern kann. Er war von vornherein überzeugt.LukasAlso Schulenburg war von vornherein überzeugt, dass Deutschland diesen Krieg gegen die Sowjetunion niemals gewinnen könnte. Und natürlich war auch er nicht naiv. Er hat auch bereits 41 und auch vorher schon gedacht, dass Deutschland irgendwie alles dafür tut, in der Rhetorik, in der Vorbereitung, um in den Osten einzumarschieren. Also es gibt ja auch diesen Begriff vom Lebensraum Ost, dass man Osteuropa und alles das nennt es halt germanisieren wollte.LukasUnd er hat sich noch 1941 dafür eingesetzt, eine Audienz bei Hitler persönlich zu bekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Der musste da zehn Tage warten. Und Hitler hat noch 1941 gesagt, dass er eigentlich gar nicht vorhabe, die Russland anzugreifen, wie er es gesagt hat. Halt eine 3. Lüge. Er hat sogar im Vorfeld versucht, die Sowjetunion zu warnen. Aber noch mal ich habe mich jetzt da nicht stundenlang in die Archive reinsetzen können.LukasDas sind so meine Recherchen und da muss man immer ein bisschen vorsichtig sein. Aber ich habe mehrfach gelesen, dass er versucht hat, die Sowjetunion zu warnen im Vorfeld, aber dass sie nicht ernst nehmen, dass die quasi sagen das kann nicht sein. Und nach Kriegsbeginn wird er, nachdem er das vorgelesen hat, dann wird er eben festgesetzt. Er schafft es aber über verschlungene Pfade, also noch halboffiziell, weil es ist klar, dass wir natürlich jetzt nicht dann in der Kriegserklärung das ganze Botschaftspersonal festnehmen.LukasJedenfalls wird er dann über verschiedene Länder und Wochen kommt er nach Deutschland zurück. Man könnte jetzt meinen, dass er nach Falkenberg geht. Es ist auch so, dass er da immer wieder ist. Aber er wird ein diplomatisches Amt wiederbekommen in Berlin. Aber er wird politisch aufs Abstellgleis geführt. Der wird nämlich Leiter des Russlandkomitees. Also das hat überhaupt keine, keinen politischen Einfluss genommen.LukasUnd während all das passiert, also während er in der Sowjetunion ist, muss ja irgendjemand den Aufbau koordinieren und die Bauarbeiten auch so ein bisschen begutachten. Es passierte die ganze Zeit.RalphIn der Burg Falkenberg.LukasGenau. Und das soll die Herbert Bauer noch mal kurz erklären.Herbert BauerEr hat nämlich hier seine Lebensgefährtin oder Lebensabschnittsgefährtin, die Alla Duberg, die hat den hier den Wiederaufbau der Burg organisiert und er war nicht in Moskau. Ist er nur ein, zwei Mal im Jahr anwesend gewesen.RalphWie war das jetzt noch mal? Ich dachte, der ist nach Deutschland zurückgekommen.LukasAber dann in Berlin.RalphAh ja, okay, weil er jetzt gerade gesagt hat, der war in Russland, weil es noch während dessen war, so ein bisschen davor noch.LukasGenau. Ja, genau. Weil es hat dann ein paar Jahre gedauert, das alles herzurichten. Und dann war er entweder in Moskau und dann war in Berlin. Also jedenfalls, er war nicht oft da, er war auf jeden Fall da und es gibt auch Bilder von ihm da, aber er war halt nicht viel, als er nicht viel Zeit da verbracht.RalphWas ich mich jetzt frage, weil. Aber wahrscheinlich kommst du noch dazu. Du hast ja eingangs erwähnt, dass er hingerichtet worden ist.LukasGenau.RalphAber eigentlich klingt das alles ja jetzt so, als hätte der Deutschland ja bislang ordentlich vertreten. Das Deutsche Reich. So.LukasJa, da wird es ehrlich gesagt nicht so ganz einfach. Aus meinen Recherchen konnte ich rekonstruieren, dass auf jeden Fall. Also Schulenburg will auf jeden Fall keinen Krieg mit der Sowjetunion. Der will den Frieden im Osten. Und er würde sich auch bereit erklären, mit Stalin zu verhandeln. Aber mit dieser Art und Weise ist er natürlich gegen den Duktus der nationalsozialistischen Regierung, weil die wollen die Sowjetunion und ich drücke das jetzt mal sehr martialisch aus, die wollen die Sowjetunion plattmachen und das ist natürlich der Unterschied. Der Unterschied ist, dass er gegen deutsche Linie ist und du kannst dir in einer totalitären Diktatur nicht deine eigenen politischen Friedensschlüsse forcieren wollen.LukasAlso das ist natürlich schon mal ganz, ganz schwierig. Aber er hatte Kontakte zu Carl Friedrich Goerdeler, das ist auch ein Widerstandskämpfer, und der wäre nach den Plänen der Attentäter vom 20. Juli, also eben dieser Attentäter um Graf von Stauffenberg als der neue Reichskanzler forciert worden und Graf von Schulenburg wäre war, wurde kurzzeitig gehandelt als Außenminister des Neuen Deutschen Reichs des Neuen Deutschlands, wäre dieses Attentat eben erfolgreich gewesen. Die Frage ist jetzt wie eng ist jetzt von Schulenburg mit diesem Attentat vom 20. Juli verbunden oder nicht? Also er wird im Zuge einer Mitwisserschaft an diesem Attentat letztlich 1944 festgenommen und dann wieder kurzfristig freigelassen, um dann wieder festgenommen zu werden. Am 10. November 1944 wurde er von den Nationalsozialisten ermordet.LukasMan weiß es nicht oder ich konnte es mir nicht so ein Bild davon machen, wie eng jetzt der Kontakt zwischen Schulenburg und den Verschwörern vom 20. Juli, also den Kreis um Carl Friedrich Goerdeler und Graf von Stauffenberg, wirklich, wirklich war. Es gibt Berichte, dass sie regelmäßig Kontakt miteinander haben. Es gibt auch Berichte, dass die sich gegenseitig inspiriert haben.LukasEs gibt aber auch Berichte, weil zum Beispiel von Schulenburg noch bis zum Ende geleugnet hat, dass er damit was zu tun hatte. Und warum er das geleugnet hat, weiß ich nicht. Also ja, jedenfalls. Er stirbt dann 1944, weil er gehängt wird in Berlin, Plötzensee.RalphWas so Ich dachte, es wäre nicht eindeutig beweisbar gewesen, dass er das wusste.LukasOder doch. Kann auch sein. Das Ding ist es halt. Man weiß es halt nicht. Also ich könnte das aus meinen Recherchen nicht so hundertprozentig rausfinden. Ja, seine Lebensgefährtin, die Alwine von Duberg oder auch Alla von Duberg, das ist übrigens eine gebürtige Russin und die wurde bereits 1941 verhaftet. Und zwar, Also angeblich soll sie ein Alkoholproblem gehabt haben.LukasSoll gar nicht klar gekommen sein mit der ländlichen Bevölkerung in Falkenberg und soll da deshalb teilweise sehr offen und sehr ehrlich ihre Meinung herausgeschrien haben. Halt im Rausch. Das habe ich in einem Video gesehen, was Nachfahren von Schulenburg dem ein bisschen seine Geschichte erklären, beschreiben. Ich werde auch dieses Video in den Shownotes verlinken, das sieht man noch mal gern.LukasAlso es ist ein wissenschaftlicher Vortrag zur Geschichte der Schulenburg. Da kann man sich dann noch mal ein bisschen, wenn man das interessant findet, noch mal angucken. Genau. Und sie wird in der Nervenheilanstalt ermordet. 1944. Also das heißt, auch seine Lebensgefährtin wird dann ermordet. Genau. Aber es gibt auch ein paar Kontroversen. Wo man noch keine Antwort gefunden hat. Und es ist natürlich auch immer so, dass bei der ganzen Geschichte natürlich auch die Menschen vor Ort in Falkenberg die Orte, die auch im Museum mitbeteiligt sind, natürlich immer sehr im Austausch mit Historikern zum Beispiel stehen und einfach was Wissen so ein Geschmäckle reingebracht hat.LukasSoll dir Herbert Bauer noch mal erklären.Herbert BauerUnd Hitler hat ihm ja 1941 200.000 Reichsmark als Geschenk gegeben, um seine Schulden zu bezahlen.LukasAlso jetzt Welche.Herbert BauerSchulden bei Burg? Die Burg schulden.LukasUnd wieso hat Hitler 200.000.Herbert BauerGeschenkt? Das wissen wir überhaupt nicht.LukasDu musst überlegen. Du hast ja vorhin mich nach diesen 300.000 Mark gefragt, ob das jetzt viel oder wenig Geld ist für die Renovierung dieser Burg bzw für den Kauf dieser Burg. Insgesamt hat sich das über die Jahre auf 1,2 Millionen Reichsmark geläppert und und. Von diesen 1,2 Millionen Reichsmark hat das wahrscheinlich noch ganz viele Schulden. Entstanden ist mir mal an das Schulenburg gut verdient.LukasHat aber wahrscheinlich auch nicht so gut, dass er das einfach so aus da aus der Portokasse zahlen kann. Und Hitler hat eben dazu 200.000 € einfach dazu geschenkt. Also von, wenn ich jetzt nicht komplett bescheuert bin, 1/6. Ja ja, wenn man jetzt Widerständler im Nachhinein so ein bisschen bewerten will oder sagen ja, war das jetzt heroisch, weil es nicht heroisch ist, ein Held ist er kein Held ist es.LukasNatürlich gibt es da keine einfache Antwort drauf. Fakt ist Schulenburg war Humanist, Schulenburg war gebildet, Schulenburg war international, Schulenburg hat andere Länder, Menschen, Kulturen auf jedenfalls sehr wertgeschätzt. Das heißt, ich würde jetzt mal sagen, er war kein überzeugter, glühender Nationalsozialist, der diese rassische Ideologie verinnerlicht hat. Aber er war halt trotzdem Diplomat. Ich glaube, er war trotzdem sehr ehrgeizig, karriereorientiert.LukasUnd er war ja trotzdem auch Offizier. Und das ist halt für mich deswegen einfach schwierig, jetzt so ein Bild von ihm zu bekommen. Ob man ihn jetzt da als Held des Widerstands hinstellen kann, der für seine Überzeugung gestorben ist oder nicht.RalphUnd gleichzeitig denke ich mir, er hat ja jetzt auch nicht groß im Widerstand gekämpft oder irgendwie Flugblätter verteilt oder was weiß ich was. Sondern er hat halt einfach letzten Endes nicht gestanden oder seine Mitwisserschaft.LukasWiderstand ist ja trotzdem sehr vielfältig. Also ich glaube, die Tatsache, dass er versucht hat, während der Zeit, als es als der Krieg schon am Laufen war mit der Sowjetunion. Die Tatsache, dass er sich da für Frieden einsetzen wollte, sich als Verhandlungspartner angeboten hat, wenn auch unter Widerstandskreisen, ist schon krass, weil das ist ja offiziell Staats verrat, wenn du dich im Krieg befindest, Du kannst ja nicht.LukasAlso du musst überlegen, Du lebst in der nationalen, in der totalitären Diktatur und die sagen Hey, wir kämpfen gegen die Sowjetunion. Und er sagt Nein, wir brauchen den Frieden. Das ist eine totalitäre Diktatur, nicht hinnehmbar. Das ist Verrat.RalphAh, okay, das habe ich so nicht verstanden. Ich habe nur verstanden gehabt, dass er halt vorher sich dafür eingesetzt hat, um Krieg zu verhindern. Ja, und auch gegen Krieg war prinzipiell. Und dann auch dieser Nichtangriffspakt und so, äh. Aber dass er dann danach halt, weil er musste ja dann Moskau verlassen, als er dann diese Kriegserklärung da übermittelt hat.LukasJa, aber so funktionieren halt internationale Beziehungen. Du kannst jetzt nicht einfach, wenn Krieg ausbricht, er jeden Botschafter sofort lynchen. Das funktioniert halt so nicht. Es sind ja trotzdem noch so Regelwerke am Laufen. Aber Graf Schulenburg war aus meiner Sicht davon überzeugt und es hatte er auch schon vor dem Krieg gesagt. Er hat gesagt, die Deutschen werden diesen Krieg nie gewinnen können, und das ist ja schon was, wo er sagt, dass er da von der offiziellen Linie des Nationalsozialismus abgewichen ist.LukasAber was für mich halt nicht so ganz klar wurde, ist die Tatsache wie öffentlich hat er das gesagt und mit wem hat er das kommuniziert und wie wurde das rausgefunden? Und ich glaube, das ist noch so was. Ich glaube, da gibt es wirklich noch viel Potenzial, das zu untersuchen.RalphIch glaube, dass genau das eben ein Problem ist, weil es nicht klar für mich rausgekommen ist.LukasJa, und das ist halt auch was, wo ich sag, da müsste man sich einfach viel länger damit beschäftigen. Ja, genau. Ich habe noch mal einige Links zum Grafen von der Schulenburg eingefügt, was man so finden kann, damit ihr euch auch noch mal ein eigenes Bild davon machen könnt. Das Museum auf der Burg.LukasWas sich um Schulenburg hauptsächlich dreht, das kann ich jedenfalls sehr empfehlen. Das ist auch sehr neu und es ist sehr, sehr schön gemacht. Bewegend, weil man geht da wirklich durch. Und es gibt da verschiedene lebensgroße Aufnahmen von ihnen in verschiedenen Anzügen. Dann kann man diese diplomatische Karriere gut nachvollziehen. Es gibt so ein Zeitstrahl, es ist wirklich da ist viel, viel Medienstationen, also dass viel, viel Energie reingeflossen und warum gibt es dieses Museum überhaupt?LukasDas liegt darin, dass der Markt Falkenberg unter der Initiative von Herbert Bauer, der uns ja die Routine gegeben hat, im Jahr 2009 die Burg für 650.000 € von den Erben von den Schulenburg gekauft hat und noch mal 10 Millionen € reingesteckt hat, um das zu restaurieren. Und seitdem ist die Burg da gibt es Veranstaltungen, da gibt es eben das Museum, da gibt es Tagungsräumen, Hotel usw und was ich besonders cool finde, wenn du da hoch willst, Du kannst entweder mit dem Fußvolk hoch oder die haben sich den kompletten Felsen.LukasEs ist ein keine Ahnung wie hoch dieser Felsen ist. Ich würde jetzt mal schätzen 30 40 Meter. Also das ist wirklich ein sehr hoher Felsen, wo diese Burg drauf steht, haben die einen Aufzugsschacht reingebohrt. Das heißt du kannst dann mit einem Aufzug von unten rein und kannst dann durch diesen Felsen hoch in die Burg fallen. Das ist auf jeden Fall ein Erlebnis.LukasAlso kann ich als Museum so auf jeden Fall empfehlen.RalphJa, sehr schön. Und eine Frage habe ich noch dazu.LukasGerne.00:40:19:09 – 00:40:23:17RalphSchulenburg und Konnersreuther Kreis. Da gibt es aber keine Beziehung, oder?LukasNee, weil die Leute beim Konnersreuther, die waren ja alle schon tot, ermordet oder kaltgestellt, als Schulenburg ja angefangen hat. Da sprechen wir von den frühen dreißiger Jahren. Also Fritz Gerlich wurde 34 ermordet, Ingbert Na bis 35 gestorben. Und Schulenburg wäre dann letztlich ja erst und ich Ja, ich glaube einfach, dass das der Widerstand von Schulenburg und Gerlich, den kannst du nicht vergleichen, weil das ist eine andere Motivation, das ist eine andere Zeit.LukasIst es ein anderer Beweggrund? Genau das sind einfach zwei unterschiedliche Art und Weisen, Widerstand zu leisten oder halt aktiv passiv Widerstand zu leisten, je nachdem, wie man das halt definiert.RalphOkay.LukasJa, das war meine Folge zum Thema Widerstand. Und dazu habe ich das Therese Neumann Museum in Konnersreuth und das Museum auf der Burg Falkenberg besucht.RalphSehr. Ja, einiges gelernt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich in den Museen mal war. Also in Konnersreuth war ich noch nicht im Museum. Hast du auch gesagt, es relativ neu und Falkenberg wie neu ist das?LukasIch glaube 2021.RalphJa, nee, dann war ich da auch auf keinen Fall drin. Aber die Burg Falkenberg, klar, die sagt mir was. Und ich glaube, ich war da früher auch mal.LukasWir haben ja jetzt noch eine Folge in unserem 12. September. Special übrig. Worum wird es denn in der nächsten Folge gehen?RalphIn der nächsten Folge wird es um das Leben an der Grenze gehen. Das ist ja Grenzregion und im Laufe der Geschichte der Jahrhunderte, auch der vergangenen zehnte hat sich da ja einiges getan. Auch jetzt. Du hast die Sowjetunion angesprochen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich einiges geändert und das hatte dann auch enorme Auswirkungen auf die Menschen vor Ort.RalphUnd ich habe unter anderem mit jemandem gesprochen, dessen Leben sich wirklich radikal dadurch verändert hat.LukasIch bin sehr gespannt. Also es bleibt historisch auf jeden Fall super spannend. Das war die dritte Folge des September Specials von Bitte nicht anfassen, Museum mal anders. Gemeinsam mit dem Zwölfer, dem Museumsbund in der nördlichen Oberpfalz, der Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Folge wurde auch unterstützt von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern.RalphWenn euch dieser Podcast gefallen hat, wenn euch die Folge gefallen hat, dann teilt sie doch unseren Freunden, Familie, Verwandten, Arbeitskollegen, Arbeitskolleginnen. Wir freuen uns über alle, die uns hören. Auch über Feedback. Ihr erreicht uns entweder über Social Media, Instagram oder per Mail.LukasBis dahin.RalphBis dahin ciao.Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 3: Burgherren, Bauernmädchen und der Kampf gegen den Nationalsozialismus erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
15.09.24 • 43:25
BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 2: Glas und GlasschmelzöfenShow Notes Wer durch den Flughafen in Orlando läuft, durch Paris schlendert oder die Uhrzeit vom Big Ben in London abliest, der hat – vermutlich unbewusst – schon Glas gesehen made in Waldsassen, in der Oberpfalz. Die Firma Lamberts ist eine von weltweit drei Firmen, die auf traditionelle Weise Flachglas herstellen. In dieser Folge geht es um die Geschichte von Glas, um den Unterschied zwischen Glasbläsern und Glasmachern und um die Frage: warum hat sich denn ausgerechnet hier so eine Industrie angesiedelt?Dazu haben wir das Stiftlandmuseum in Waldsassen besucht, einen Abstecher zur Firma Lamberts gemacht und sind in das Glasschmelzofenmuseum in Plößberg gegangen. Denn ohne Ofen kein Glas. Und auch ohne Wald kein Glas. Zumindest früher. Warum das so war, erfahrt ihr in der aktuellen Folge.Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #handwerk #Glas #Ofenbau #Waldsassen #Plößberg~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zum Agricola Ofen: https://de.wikipedia.org/wiki/ProbierofenMehr Infos zu Georgius Agricola: https://www.georgius-agricola.de/leben.htmlZum Waldglas: https://de.wikipedia.org/wiki/WaldglasZum Floatglas: https://www.youtube.com/watch?v=57TE8lHSzBEOffizielle Homepage der Firma Lamberts: https://lamberts.de/start~~~~~~~Infos zum Museum:Stiftlandmuseum WaldsassenMuseumstraße 1D-95652 Waldsassenhttps://waldsassen.de/rathaus/staedtische-einrichtungen/stiftlandmuseumMuseen im Rathaus (Schmelzofenbaumuseum Plößberg)Jahnstraße 1D-95703 Plößberghttps://ploessberg.de/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“:Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript TranskriptTranskriptSprecher 1Ja das Archaische, das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her und das Glas oder einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele.Sprecher 2Hallo und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Mein Name ist RalphLukasund mein Name ist Lukas und wir stellen für euch weirde Museen vor, die aber alle sehr liebenswert sind. Und in diesem September ist alles ein bisschen anders, denn ihr hört Folge zwei unseres Zwoelfer Specials.RalphWer vor ihr eins nicht gehört hat, da ging es ja um die Biertradition in der nördlichen Oberpfalz mit dem Namen Zoigl und Lukas. Du hast ja da einiges erzählt. Zum Zoigl wiederhergestellt wird, was sie in auszeichnet. Und du hast ja auch eine Werkstatt besucht, in der Fässer hergestellt werden.LukasJa, auf jeden Fall eine sehr coole Folge, nicht nur für Bier Fans, sondern für alle, die sich auch so ein bisschen für ja lokale Geschichte interessieren. Und es ist auf jeden Fall so, dass diese Tradition da jetzt auch zu einem richtigen Touristenmagneten geworden ist.Also von daher hört da gerne mal rein.RalphUnd ich weiß jetzt auch, dass ich wahrscheinlich immer einen falschen Zoigl getrunken habe. Richtig. Ja, genau. Das ist jetzt auf meiner Bucketlist der Dinge, bevor ich sterbe, echten Zeugen trinken.LukasUnser Prinzip ist es so, dass wir uns gegenseitig immer Museen vorstellen. Ich war jetzt in der letzten Folge dran. Das heißt, dass ich mich für diese Folge entspannt zurücklehnen kann, denn da hast du was für mich vorbereitet.RalphRichtig. Wie vergangenes Mal angekündigt, geht es bei mir auch wieder um Handwerk, aber um ganz anderes und um auch ein ganz seltenes Handwerk, an dessen Ende ein Produkt steht, das Du und auch viele andere Menschen auf der ganzen Welt schon mal gesehen haben. Und zwar produziert von einem Unternehmen in der Oberpfalz. Da hören wir gleich einen Ton rein.Unbekannter Sprecher 1:Wir haben zum Beispiel die Zifferblätter von Big Ben geblasen. Das sind mundgeblasene Gläser aus Waldsassen. Es gibt in den bekanntesten Flughäfen Orlando Airport, London, Stansted, wo auch immer, Glas, Kunst mit Glas aus der Oberpfalz, aus Waldsassen, aus unserer Hütte. Es gibt aktuell auch wieder Projekte im arabischen Raum, die wir noch nicht nennen dürfen, aber die jetzt dieses Jahr bekannt werden werden. Es gibt auch zum Beispiel hier in der Oberpfalz die Walhalla in Regensburg.LukasJa, krass. Also Moment, es war Big Ben. Es war, äh, Projekte in im arabischen Raum, die noch nicht genannt werden können. Und es war auch ein Flughafen und Flughäfen. Genau richtig. Ja, krass.RalphDie Walhalla in Bayern. Ja, und da kommen auch noch viele andere dazu, die er jetzt nicht genannt hat. Zum Beispiel Notre Dame oder auch der Kölner Dom.LukasKrass. Und da haben sie die Gläser gemacht,RalphDa haben die die Gläser gemacht und es geht in der heutigen Folge um welches Handwerk? Glasbläserei genau, Es geht um Glasbläserei.Es geht's aber im Speziellen um die Glasmacherei, denn da gibt es einen Unterschied. Den kann ich auch gleich erwähnen. Dann haben wir es hinter uns, sozusagen. Dann weißt auch gleich, was gemeint ist, also Glasblasen.Damit ist er gemeint, dass jemand so ein Rohr hat, in das er hinein bläst, Luft hineinbläst. Und dann, am anderen Ende dieses Rohrs, hat man Glas, das dann wie ein Ballon aufgeblasen wird. Darum spricht man von Glasblasen. Heute geht es ums Glasmachen. Da wird die Technik des Glasblasens benutzt, aber es wird nicht ein ein rundes Glasstück oder ein ein kugelartiges Glasstück hergestellt, sondern Flachglas.Bei diesem Handwerk spricht man vom Glasmachen.Lukas Wie will man Flachglasblasen? Du kannst ja schlecht in Quadraten blasen oder in rechteckigen Blasen.RalphNa ja, man bläst das schon, aber es wird dann im Prozess flach gemacht. Aber das erzähle ich dir später. Alles klar. Es soll außerdem auch darum gehen, warum denn gerade ein Unternehmen in der Oberpfalz damit so bekannt geworden ist.Welche guten Gründe es dafür gibt, dass sich genau hier in der nördlichen Oberpfalz das Glasmacher Handwerk angesiedelt hat. Und ich beginne die Folge in Waldsassen. Das liegt rund 70 Kilometer östlich von Bayreuth, und dort gibt es das Stiftlandmuseum. Kurz zum Namen. Das kommt daher, weil es in Waldsassen ein Kloster gibt, einen Kloster Stift und das hatte im Mittelalter sehr viele Ländereien, die dann als Stiftland bezeichnet worden sind.Und im Museum da gibt es eine ganz, ganz breite Palette an Ausstellung Stücken und es ist auch sehr groß und ich möchte nicht vorenthalten, was es da alles zu sehen gibt.Franziska BeckUnfassbar viele Gewerke, die man hier im Stiftlern Museum zeigt, vom Brotbacken, Metzgerei, Flachsverarbeitung über alle möglichen anderen Handwerksberufe, zum Beispiel der Büttner, also der Fassmacher. Wir haben uns sogar eine eigene Dorfschule. Also wir haben hier querbeet alles, würde ich sagen, aus dem Stiftland, aus der Region.LukasOkay, also auch hier ist wieder der Fassbinder Kontext sehen, auch im StiftlandRalphja also wen du gerade gehört das ist Franziska Beck sie ist Museumsfachkraft und zuständig für die Sammlungsarbeit im Stiftland Museum, die Sammlung ist wirklich sehr umfangreich. Sie hat es ja auch schon beschrieben.Konkret sind das vier Stockwerke und ganz viele Räume, durch die man durchgehen kann. Da kann man echt ein paar Stunden drin verbringen. Es gibt auch einen Raum, der sich eben mit dem Glasmachen auseinandersetzt und im speziellen halt den Beruf des Glasmachers. Und in diesem Raum erfährt man auch, warum die Tradition des Glasmachens denn in dieser Region angesiedelt ist.Dazu Franziska BeckFranziska BeckIm Bayerischen Wald oder im Ostbayern war es einfach so die Frage: Was kann man denn machen? Was haben wir eigentlich für Rohstoffe vor Ort? Brennholz natürlich. Sonstige Ausgangsstoffe für Glas konnte man da entsprechend auch zum Beispiel durch die Eisenbahn hierher überführen. Also das wird dann ein Vorteil, sagen wir an dem Standort. Aber andere Gewerke, die es vielleicht in anderen Regionen geben hat, haben hier wenig Sinn.Macht einfach vom Aufwand her zum Beispiel.LukasOkay, also was ich jetzt noch verstanden habe es gibt wahnsinnig viel Wald und damit wahnsinnig viel Brennholz. Genau. Und man kann da mit der Eisenbahn gut hinfahren und er kann dann halt Rohstoffe hinbringen. Äh, okay, aber jetzt mal kurze Frage. Ich dachte Glas ist doch Sand. Das heißt, man braucht doch eigentlich erst mal Sand oder geschmolzene Sand und jetzt weniger das Brennholz.Oder liege ich da falsch?RalphDu brauchst schon beides. Das hast schon Recht Glas besteht aus Sand, aber nicht nur. Es gibt ja noch andere Bestandteile. Hast du eine Ahnung, was da sonst noch dazugehört?LukasNee, ich dachte, das ist halt Sand, der geschmolzen wird. Und wenn der dann wieder abkühlt, wird er zu Glas.RalphJa, im Endeffekt schon. Aber es ist zu schwierig, diesen Sand zu schmelzen, weil er eine zu hohe Temperatur hat. Und darum braucht man gewisse Flussmittel. Heißt, das Material in die die Temperatur, die die Schmelztemperatur senken. Und da nimmt man Asche her und Kreide.lukasDas heißt, wenn der Sand bei einer so und so hohen Temperatur schmelzen würde, machte das früher, wenn man das zugibt.RalphJa, ja, man sinkt um rund 200 bis 300 Grad. Die Temperatur zum Schmelzen.Also man braucht dann eine Temperatur von 1500 Grad immer noch sehr viel. Also nicht so einfach im Backofen daheim zu machen.LukasAber das heißt jetzt hier, meine Fensterscheiben sind auch Sand und Kreide.RalphHeutzutage ist es so, dass man anstatt der Asche industriell erzeugtes Soda nimmt. Das ist Natriumkarbonat, nicht zu verwechseln mit Backpulver. Das ist wieder was anderes. Genau. Aber im Prinzip ja. Also die frühesten Nachweise von Glas, Die reichen zurück bis in die Pharaonenzeit In Ägypten, nämlich um 1800 vor Christus. Und die ersten Erzeugnisse waren dann Perlen, die man geschmolzen hat. Und erste Hohlglasgefäße, also sowas wie Gläser, aus denen man trinkt, die gibt es seit 1500 vor Christus. Und das erste bekannte Rezept, das stammt aus dem siebten Jahrhundert vor Christus, aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal.Und da steht eben auch schon drin, das mit Sand, Asche und Kreide und auch noch im Verhältnis. Also da heißt es Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile, Asche aus Meerespflanzen und fünf Teile Kreide und erhältst Gas. Ja und wie gesagt, im Endeffekt ist dieses Rezept so im Großen und Ganzen bis heute erhalten geblieben. Man hat ein paar Stoffe ausgetauscht und die Verhältnisse auch angepasst.Es hat dann noch relativ lange gedauert, bis dann das Glas blasen erst erfunden worden ist. Also vorher hat man das geschmolzen und hat das dann wieso Teigwülste um und um Tonformen herum gelegt und dann hat man gewartet, bis das halt wieder abgekühlt ist. Jedenfalls im ersten Jahrhundert vor Christus haben dann die Phönizier das Glasblasen erfunden und ich mach jetzt ein Zeitsprung ins 17. Jahrhundert, weil da ist es dann auch interessant für die Oberpfalz vor der Industrialisierung.Da gab es vorwiegend Waldglas in der Gegend und das wurde in sogenannten Wald Glashütten erzeugt. Das waren halt quasi diese Betriebsstätten, die sind dann immer gewandert, weil das Holz in der Umgebung dann ausgegangen ist. Und wie du schon richtig gesagt hast. Es gab halt sehr viel Holz, Holz und auch Wald in der Oberpfalz ist ja noch immer so und der Verbrauch war was enorm hoch, dass man immer wieder wandern musste.Also eine Hütte hat da pro Jahr 20 bis 30 Hektar Wald verbraucht. Und dazu muss ich aber sagen, nicht nur als Brennholz, sondern für die Herstellung von Asche. Also man hat da Pott asche hergestellt, das ist ja ein Bestandteil des Glases und das hat halt das meiste Holz tatsächlich verbraucht. Okay, und das bekannteste Waldglas ist so grünlich gefärbtes Glas und das kennste bestimmt auch.Das soll ja aber Franziska Beck kurz mal erklären, für was man dieses Waldglas auch verwendet hat.Franziska BeckButzenscheiben sind runde Glasscheiben mit einem leicht wulstigen Rand und in der Mitte praktisch auch so ein kleiner Wulst.LukasButzen scheiben, hat sie gesagt. Das Wort sagt mir jetzt gar nicht. Wieso meint er, dass ich das kann?RalphWeil das noch oft in alten Wirtshäusern zu sehen ist oder in alten Gebäuden generell, dass sie da oder in Rathäusern zum Beispiel, Da hat man oft noch so Butzenscheiben drin. Es musst dir vorstellen, das sind halt so runde Scheiben aus Glas, die eingefasst sind in so Bleiruten oder so Metallrahmen. Ja, es wirkt ein bisschen wie ein Mosaik. Ja, nur dass das halt alles runde Scheiben sind, die sich da einfügen.LukasIch glaube sogar, dass meine Oma ganz früher mal so Butzenscheiben hatte beim Hauseingang zumindest sah das auch so aus.Das war waren so runde, wulstige Dinger, die dann mit so Metallgerüsten zusammengehalten worden sind. Es war immer von von Innenseite sah es dann so ein bisschen so aus, als hätte man irgendeine Weinflasche, als hätte man den Boden von so einer Weinflasche dahin gehalten. Und dann kam so, so, so grünes Licht rein, grünliches Licht rein.RalphJa, das ist ein sehr guter Vergleich, weil man darf sich von dieser Wulst da jetzt nicht zu sehr in die Irre führen lassen. Ist jetzt auch nicht so extrem wulstig, sondern es sieht eher aus wie so ein Flaschenboden. Ah okay, alles klar. Und zur Herstellung komme ich jetzt auch gleich noch. Die Industrialisierung, die hatte ja dann auch enorme Auswirkungen auf die Oberpfalz. Also vorher hat man eben dieses Waldglas da hergestellt und das Textilhandwerk war auch in der Oberpfalz vorher noch sehr verbreitet.Dann kam ja mit der Industrialisierung die ganzen Maschinen, die mussten umstellen und ein anderes Handwerk, das es in der Region gab, trat dann in den Vordergrund. Und um zu erklären, um welches Handwerk es sich da handelt, springen wir jetzt mal in den Ort Plößberg. Der hat 3500 Einwohner und liegt auch wieder östlich von Bayreuth, rund 60 Kilometer davon. Und dort habe ich Benno Krottenthaler getroffen.Benno Krottenthaler ist inzwischen in Rente, hat viele Jahre als Konstruktionsleiter gearbeitet und Glas Schmelzofen entworfen. Und er hat mich durch das Aufgepasst das Glas und Schmelzofen Bau Museum geführt. Also das ist ein Titel, der gut in unsere Reihe passt. Ja, kurz und knackig, oder? Das Glas und Schmelzofen war Museum. Ja, genau. Und er ist einer der beiden ehrenamtlichen Leiter.Und das Museum? Das muss sich sehr so vorstellen. Es gibt zwei Räume. Und in dem einen Raum geht es um die Glasprodukte und in dem anderen Raum geht es um die Öfen, die man zur Herstellung des Glases braucht.LukasAlso das heißt, diese Öfen hat man ab dem Zeitpunkt gebraucht, wo man mit dem Wald Glas nicht mehr weitergekommen ist, sondern mit dem Waldglas einfach zu viele Ressourcen verbrannt hat.Und dann hat man sich überlegt okay, wir müssen industriell Glas herstellen, brauchen dafür aber Öfen. Und da hat sich dann diese Industrie angesiedelt. Habe ich das richtig verstanden?RalphJein. Also es war so, dass diese Öfen schon vorher hergestellt worden sind. Aber die Leute, die vorher im Textilhandwerk tätig waren, die hatten jetzt keine, keine Aufgabe mehr. Dann ist eben das Handwerk der Ofenbaumeister so, hat an Popularität gewonnen.Okay. Und dann sind die halt umgesattelt darauf. Wenn man dann in den Raum reingeht, dann sticht einem gleich so eine ganz bestimmte Konstruktion ins Auge. Das ist so ein kegelartiger Ofen, den Benno Krottenthaler die auch mal beschreiben soll.Benno KrottenthalerZunächst einmal, wenn wir beginnen, ist ein kleines Modell. Das ist das sogenannte Agricola Ofen. Dann haben die Venediger schon betrieben. In der Zeit im 16. Jahrhundert hat sich das entwickelt, ganz einfach aufgebaut unten der Befeuerungsraum ist natürlich ein Nachbau. In Wirklichkeit schaut natürlich anders aus. Dreifach so groß der Schmelzraum mit kleinen Tiegel zu der Zeit noch, dann oben der Kühlraum.LukasOkay. Ähm. Also was ich verstanden habe, das ist ein kegelartiger Ofen, den befeuerste unten dann hasste in der Zwischenebene Tiegel. Ich nehme meinen Tiegel, wenn ich das richtig verstehe. Das sind diese Formen, oder wo man dann den Sand rein macht, dann würde das schmelzen, richtig?RalphJa. Also es sind wie so Eimer im Endeffekt, nur dass die aus Stein bestehen, die müssen ja diese Hitze aushalten können.Das ist dann oft Schamottstein. Genau. Und dass wir das Tiegel oder auch als Hafen bezeichnet, das ist beides das Gleiche. Okay, und da füllt man den Sand rein. Also das Sandkreide Aschegemisch, heizt es dann auf und es schmilzt dann. Das schmilzt dann. Genau. Und dann hätte man oben noch wie so ein Regal, wo man das abstellen kann. Damit kühlt aha alles klar und er hat auch das bezeichnet als Agricola Ofen.Agricola Ofen heißt er deswegen, weil er nach Georgius Agricola benannt ist. Das war ein Deutscher, ja, ich würde sagen Universalgelehrter, der im 16. Jahrhundert gelebt hat, der viel herumgereist ist und dann auch nach Venedig zum Beispiel, weil zu der Zeit war Venedig ein herausragender Ort für Glasproduktion. Und der hat dann eben ein Buch geschrieben zum Berg und Hüttenwesen, und darin ist so ein Ofen beschrieben und das war damals echt was, was sehr Neues und auch sehr Innovatives.So ein Buch zu schreiben, weil handwerkliches Wissen eigentlich bis dahin mündlich weitergegeben worden ist. Und was auch ganz interessant ist, also das ist in Lateinisch verfasst. Dieses Buch, dass er dann auch so Sachen drin hat wie Umweltschutz, das finde ich ja ganz, ganz löblich. Aber auch Geister, Kobolde und Drachen, die im Zusammenhang stehen mit den Rohstoffen und mit dem Berg und Hüttenwesen, also Metaphysik und Naturschutz und Bauanleitung.Alles drin, alles richtig schöne Zeichnungen sind auch drin, richtiger Renaissance, Mann. Und was man im Museum in diesem Raum auch noch sieht, das sind die Werkzeuge, die man gebraucht hat zum Glasmachen. Also ich hatte ja ganz am Anfang schon vom Glasblasen und dem Rohr erzählt, das man dafür braucht. Aber es gibt ganz viele unterschiedliche Rohre für verschiedene Arten der Tätigkeiten und je nachdem, was man halt für eine Art von Glas herstellen möchte, da zählt es gleich aus auf.Benno KrottenthalerUnd nicht wundern, wenn du nicht alles verstehst. Ich hab's ja sogar gesehen, dass mir das gezeigt hat und habe auch nicht alles so wirklich verstanden. Aber ich fand es trotzdem spannend zu hören, was da alles so eine eigene Bezeichnung hat und was es da alles gibt.Benno KrottenthalerDas ist eine Hohlglaspfeiffe für kleine Artikel, natürlich mit einem Loch drin. Und hier wird zum Beispiel für zum Herstellen von Kelchglas. Das ist eine Pfeife für größere Artikel. Das ist ein Abfemmeisen. Das heißt, wenn ich mit der Arbeit beginne, dann muss ich das Glas oben säubern. Beim Hafen natürlich. Es ist eigentlich eine rheinische Pfeife, die hat nun eine konische Form, dass ich gleich mir Klaus aufnehmen kann.LukasOkay. Also ich glaube wirklich, da muss man vor Ort sein und sich diese Instrumente wahrscheinlich anschauen.RalphEs klingt auch bisschen wie Witz, oder? Also wenn man sich das anhört. Als Außenstehender könnte ich mir vorstellen, dass jemand einfach irgendwelche Worte erfindet. Ja, aber es ist wohl eine Fach eine Nomenklatur. Von daher ist es halt soRalphAuch heute gibt es im Plasberg noch vier große Firmen, die Glass Schmelzöfen herstellen und die auch weltweit verkaufen. Also nach Australien, Indien, Brasilien, also in mehr als 75 Länder. Und das sind dann aber jetzt nicht so Agricola Öfen wie der Benno Krottenthaler vorgestellt hat, sondern das sind dann moderne, richtig, richtig große Anlagen, sogenannte Floatglasanlagen. Float, so aus dem Englischen. Wie sagt man da fließen, schweben, gleiten, irgendwie so was. Und das funktioniert so, dass man das Glas schmilzt und das kommt dann als teigige Masse auf.So ein längliches Board aus flüssigem Zinn. Aufgrund des Dichteunterschieds und der Oberflächenspannung schwimmt dann das Glas oben und vermischt sich jetzt nicht mit dieser Zinnlösung und dann kühlt sie oben ab. Es ist ein bisschen wie Öl und Wasser, weißt du, Öl ist ja auch okay und dann vermischt sich nicht mit Wasser. Und so entsteht dann eine flache Scheibe. Die wird dann halt auch wieder mit Maschinen direkt handlich geschnitten und dann schnell verpackt und dann kann es verkauft werden.LukasAlso das heißt, unser Glas ist jetzt Fensterscheiben, oder für keine Ahnung, Möbel oder was weiß ich benutzen. Das wird in diesem Verfahren dann hergestellt.RalphJa okay, weil man einfach in großen Mengen so Glas herstellen kann. Flachglas Okay, genau.Es gibt aber noch Unternehmen, die auf traditionelle Art und Weise Flachglas herstellen, in dem sies halt blasen. Und ganz am Anfang hast du einen Ton gehört, wo es um das Glas vom Big Ben geht und auch an Flughäfen. Und das ist das Unternehmen, um das es geht. Das ist die Firma Lambertsund die stellt das eben noch auf ganz klassische Art und Weise her.Robert ChristAlso ich kann mich noch erinnern, als ich den ersten Tag hier begonnen habe, bin ich in der Früh in die Hütte rausgegangen, als junger 15-jähriger und hab mir dann diese diese Eindrücke zu Gemüte geführt, dass einfach in die Hütte rauszukommen und dann bin mir vorkommen wie bei Schneewittchen und den sieben Zwergen in den Minen. Das waren also alles dunkle Öfen und alles hat gefunkelt.Und ja, das Archaische, einfach das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her. Und das Glas hat einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele.RalphWen du da gerade gehört hast. Das ist Robert Christ und er als Prokurist bei Lamberts, eben dieser Firma in Waldsassen. Und es ist so was ich vorher nicht wusste, dass die Glasmacher ja sehr, sehr früh mit der Arbeit beginnen, nämlich um 3:30 in der Nacht. Oh Gott, ja, ja, die haben dann gegen 9:30 Feierabend. Wenn es bei uns erst losgeht.Das ist so, weil die in ihrer Arbeit eben großer Hitze ausgesetzt sind, weil die Öfen halt sauheiß sind. Und gerade im Sommer wär das einfach zu anstrengend für die Leute. Die müssten ja so viel auch trinken. Und dann aber das festgelegt, dass man in der Nacht eben anfängt. Und ich wollte ja trotzdem mal sehen, wie wird das Glas hergestellt?Das heißt, ich musste dann doch relativ früh dahin, aber nicht um 3:30, sondern zu einer relativ humanen Zeit um 8:00 in der Früh.Reportage vor OrtGuten Morgen.Ralph:Vielleicht können Sie gleich mal beschreiben, wo wir uns jetzt befinden, als.Robert ChristWir stehen jetzt mitten in der Ofenhalle der Glashütte Lamberts. Das ist ein eindrucksvolles Gebäude. Es wird auch bezeichnet als die Kathedrale der Glaskunst, auch mit den ganzen Fenstern. Es ist eine eigene Holzkonstruktion in einer damalig nahezu einzigartigen Art und Weise, wie es gebaut worden ist. Die sehr, ja hohe Halle mit 18 Metern. Wir haben 28 Meter Breite und eine Länge von 70 Meter.Und wenn Sie jetzt hier stehen und dann auf die Öfen schauen und ja, das Feuer und die Kollegen, die es ausblasen, dann ist das schon eindrucksvolle Szene.LukasOkay, was ich jetzt aus beiden Tönen zum herausgehört habe er ist anscheinend ziemlich begeistert von seiner Arbeit und spricht Ja, es scheint jetzt ein mythischer Ort zu sein, so ein mystischer Ort zu sein, wo es überall funkelt. Und du hast diese Hitze, dass diese Öfen und diese Männer, die da irgendwie Glasblasen, ähm, so wie du es beschrieben hast, stelle ich mir das so ein bisschen vor wie so eine alte Bahnhofshalle.Kennst du die zum Beispiel vom Kölner Hauptbahnhof oder vom ja, vom Kölner Hauptbahnhof? Die so aussehen wie Flugzeughangar mit diesen Eisenkonstruktionen. Und da dazwischen stehen dann so diese Öfen, So stelle ich mir das so ein bisschen vor.RalphJa, Hangar klingt nicht schlecht. Also das glaube ich. Kommt gut hin. Ja, es sind halt hohe Decken und man hat da oben noch so Balkenkonstruktionen drin, das ist also Träger.Ja, ja, so darfst du sie es auch vorstellen. Ich fand es sehr faszinierend, da rein zu gehen und das zu sehen. Er hat halt wirklich was, wie soll ich sagen, ein bisschen was aus der Zeit gefallenes. Eine moderne Fabrikhalle sieht ganz anders aus. Und es gibt da eben diese Öfen und verschiedene Stationen an die, an denen die Leute arbeiten.Und an einer Station wurde dann eben das Glas wirklich erst so bearbeitet. Man muss zuerst mal aus dem Ofen holen, das geschmolzene Glas und dann wird ja geblasen. Und an dieser einen Station, da stand ein Team von drei oder vier Leuten, ich weiß nicht mehr ganz genau, da gibt es da noch einen speziellen kleineren Ofen, den die haben.Das ist die sogenannte Trommel, weil es halt ein bisschen aussieht wie so eine Wäsche Trommel beispielsweise und in der wird dann das Glas noch mal je nach Farbe unterschiedlich erhitzt, weil man gibt da Färbemittel dazu. Also es sind oft Metalloxide wie Eisen, das färbt das Glas zum Beispiel grün oder Silber für gelb und Gold für rosa und die brauchen eben unterschiedliche Temperaturen und da wird das dann noch mal geschmolzen.Ja, und was die Arbeiter dort genau machen, das soll dir Robert Christ noch mal beschreiben. Und falls du es nicht verstehst, fragt er noch mal nach. Dann kann ich das auch noch mal mit eigenen Worten zusammenfassen.Robert ChristAlso wir stehen jetzt hier am Ofen und wir sehen es. Das Glasmacherteam, das Glasscheiben bläst, wobei natürlich eine Scheibe zu blasen nur über die Form des Hohlkörpers geht und dazu wird ein Ballon aufgeblasen, das heißt der sogenannte Anfänger oder auch die Kölblmacher, bei anderen Gläsern beginnt das Glas dadurch, dass er an die Glaspfeife das Glas heran dreht und dann formt und dann hier dieses diesen Posten sogenannten Pfosten aufbläst und den Glasmacher Meister übergibt.Und der Glasmachermeister, das sehen wir jetzt gerade. Er bläst den Ballon weiter auf und gibt dem Ballon dann seine endgültige Größe. Aus dem Ballon selbst wird dann 1/2 Zylinder erstellt. Dadurch, dass das vorne geöffnet wird und aus dem Halbzylinder ein Zylinder und dieser wird dann längsseitig aufgeschnitten und wird dann wieder aufgeklappt, nachdem er erwärmt worden ist. Und so entsteht dann ein flaches Glas, wenn dieser Zylinder dann gestreckt worden ist. Ja, und so wird mundgeblasenes Flachglas gefertigt.RalphUms noch mal zusammenzufassen. Also erst mal muss das Glas ja ans Rohr reingebracht werden. Also an diese Pfeife wird dann aufgeblasen zu einem Ballon, dann übergeben an den Glasmacher Meister, der bläst noch mal größer und dann hat der so eine Konstruktion. Also das ist wie so eine Form im Endeffekt die so bogen förmig ist, sage ich jetzt mal so ein Halbrund und da legt er das Glas rein und kann es dann dadurch durch drehen halt noch mal so nachformen, das einfach recht gleichmäßig wird und das wird dann vorne aufgeschnitten, weil es ist ja ein geschlossener Ballon vorher noch, das wird dann aufgeschnitten und man hat dann einen Zylinder und diesem Zylinder schneidet man dann der Länge nach auf. Und wenn wir den der Länge nach aufschneidet und ausklappt, dann entsteht ein flaches Glas. Ja, das halbwegs vorstellen ja jetzt schon. Ja und dieses flache Glas, das kühlt dann aus, wird vermessen und geht dann an die Kunden raus. Genau. Und dann findest du es halt irgendwann, beispielsweise im Big BenLukasWas ist denn jetzt der Vorteil von diesem Handgeblasen in Glas im Vergleich zum industriell hergestellten Glas? Weil ich nehme mal an, die ganzen Farbstoffe könntest du doch auch in dieses andere Verfahren reinbringen.RalphDas ist richtig, Das sieht einfach anders aus. Also ich weiß nicht, ob das jetzt der Vorteil ist, aber zumindest ist das halt so die Eigenart davon. Das sieht ganz anders aus. Wenn du das einmal gesehen hast, dann erkennst du das überall wieder kann ich dir versprechen, das ist so, das ist nicht so charakterlos wie andere Gläser, andere also das Fensterglas an sich ist ja finde ich immer sehr neutral.Was das ich mein ja, das ist einfach durchsichtig, der Sinn des Glases. Genau. Und bei Lambertz ist es aber so, das ist in der eher Kunstgläser muss man sagen.Es wird eigentlich immer gefärbt in ganz, ganz vielen verschiedenen Farben und dann halt für künstlerische oder künstlerisch wertvolle Sachen eingesetzt. Das sieht einfach anders aus. Es hat mehr, wie soll ich sagen, das hat mir Textur, Textur oder Kontur.Das ist nicht so gleich.LukasAber das heißt, dieses Glas wird dann auch wirklich nur für ziemlich prestigeträchtige Projekte verwendet, weil ich nehme auch an, dass das schweineteuer dann ist.RalphMan kann sich das als Privatperson auch kaufen, das geht schon auch, muss mal ein paar 100 € hinlegen, aber dann kannst du auch so ein schönes Glas haben und das kannste, weil sie nicht irgendwo hinhängen oder irgendwo aufstellen, draußen, wie du halt magst, weil es wird aber auch in Verwaltungsgebäuden eingesetzt. Und Robert Christ hat auch gesagt, dass immer mehr Shops das für sich entdecken, was irgendwie so so exquisite Mode Shops zum Beispiel, dass sie sagen ach, wir wollen dieses Glas, weil dann wirkt unser Shop irgendwie noch mal interessanter, dann drapieren wir, da weiß ich nicht, Schuhe oder Taschen drauf oder so, alles klar.Lamberts ist die einzige Firma in Deutschland, die so mundgeblasenes Flachglas herstellt. Und weltweit, das muss man wirklich anerkennend mit viel Anerkennung eigentlich schon sagen. Hey, Weltweit gibt es nämlich nur drei Firmen, die das insgesamt so machen.LukasKrass, Wo sind die anderen zwei?RalphEine ist in Frankreich und eine irgendwo außerhalb von Europa. Das weiß ich gar nicht mehr. Und damit das Handwerk nicht in Vergessenheit gerät und sogar noch mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die Technik inzwischen Teil des immateriellen UNESCO Weltkulturerbes geworden. Und im Stiftland Museum, um jetzt endgültig den Kreis zu schließen, da findet man auch ganz viel von der Firma Lamberts ausgestellt. Da gibt es Fotos vom Prozess, es gibt aber auch fertige Gläser. Es gibt Pfeifen, aber nicht so viele wie im Schmelzofen Baumuseum. Und ja, angefangen das Glas auf diese Ballone kann man das sehen? Ja, und wen das interessiert, der kann sich auch über die Touristeninformation in Waldsassen für eine Führung anmelden in der Firma und das würde ich echt empfehlen. Also wenn man in der Gegend ist, schaut euch das an, es ist total interessant und eindrucksvoll.LukasWenn ich wieder da bin, dann schaue ich mir das mal an, das klingt wirklich gut.RalphDann schau dir das an und dann geht es auch durch die Stadt durch, durch Waldsassen. Und dann wirst du sehen, dass da überall Lamberts Glas hängt. Alles klar damit, Lukas hätte ich jetzt so ein Rundumschlag in Sachen Glas gemacht?LukasJa, danke. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt. Also erstmal, was Glas überhaupt ist. Jetzt kann ich ein bisschen klugscheissen, dass es so da und Sand ist und auch die Geschichte ist echt spannend. Ich hab halt Glas immer mit Venedig in Verbindung gebracht und mit Murano und dieses berühmte Murano Glas, was vielleicht von dieser Insel daherkommt und so, aber ich wusste nicht, dass es in der Oberpfalz auch diese Glasbläser Tradition gibt. Und vor allem wusste ich nicht, dass es immer noch diese diese Hidden Champions gibt. Also diese kleinen Firmen, die irgendwie so Weltmarktführer sind und was Krasses machen und irgendwie auf einem, also irgendwie voll abseits der großen Städte irgendwie so, aber, aber das gibt es ja wirklich häufig und überall. Und das ist halt mal wieder ein Beispiel, dass es das ist. Also auf jeden Fall vielen Dank. Ich habe da viel dazu gelernt.RalphJa, gerne. Ich meine, ich habe auch sehr, sehr viel dazu gelernt und es bleibt mir natürlich die Frage, was hören wir dann das nächste Mal? Weil da bist du wieder dran.LukasJa, das nächste Mal geht zum Thema was auf jeden Fall nichts mit Handwerk zu tun hat, sondern es wird politisch, es wird historisch. Es geht um Menschen, die sehr mutig waren, die für ihre Überzeugungen eingestanden sind. Und es geht um Menschen, die das auch bisweilen sehr, sehr, sehr teuer bezahlt haben. Und es geht auch darum, was das Ganze mit einem katholischen Massenphänomen zu tun hat und mit angeblichen Wunderheilungen und einer ganz berühmten Frau. Also es wird auf jeden Fall sehr umfangreich, aber es wird alles, es steht alles unter einem großen thematischen Überpunkt.RalphDann vielen Dank an alle, die uns bis hierher zugehört haben. Wir freuen uns natürlich immer über Feedback. Gerade jetzt zu dieser Sonderstaffel. Schreibt uns doch eure Meinung dazu. Was haltet ihr davon, dass wir jetzt pro Folge zwei Museen vorstellen oder auch, dass wir jetzt wöchentlich veröffentlichen? Wir profitieren von eurem Feedback und nehmen das auch sehr ernst.LukasUnd wenn es dieses Format gefällt, dann sind wir immer über fünf Sterne Bewertungen dankbar. Wir sind über Weiterempfehlungen dankbar. Über Feedback, über alles Mögliche. Also teilt dieses Format mit Leuten, die es interessieren könnte.RalphDas war die zweite Folge unserer Kooperation mit Das Zwoelfer Museen im Landkreis Tirschenreuth. Und das Ganze wird gefördert durch die Landesstelle für nicht staatliche Museen in Bayern.Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 2: Glas aus Waldsassen für die Metropolen dieser Welt – von Pfeifen, Bläsern und Häfen erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
08.09.24 • 31:47
BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 1: Der Zoigl und die FassbindereiShow Notes Der Zoigl ist ein Bier, das einzigartig ist. Von einem Kellerbier für arme Leute in der Oberpfalz hat er sich zu einem fancy Lifestyle Produkt mit Tradition entwickelt, der sogar schon schändliche Plagiate hervorgebracht hat! Er steht für das Gegenteil von Industriebier: Denn der Brauprozess des Zoigls wird in kleinen Kommun-Brauhäusern begonnen und zu Hause bei Privatleuten zu Ende gebraut. In dieser Folge klären wir, woher das Bier kommt, und wie ihr als künftige Zoigl-Connaisseure einen echten von einem falschen unterscheiden könnt.Wir sprechen darüber, wie es fast verschwand, um dann wieder voll einzuschlagen. Außerdem machen wir einen Abstecher in eine Scheune, in der Menschen ein fast ausgestorbenes Handwerk wieder zum Leben erweckt haben: Die Fassbinderei. Denn was nutzt das beste Bier, wenn’s nicht in die Wirtschaft oder zu euch nach Hause transportiert werden kann?! In diesem Sinne: Prost und zurücklehnen.Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #mitterteich #tirschenreuth #zoigl #bier #kellerbier #genuss #biergarten #handwerksscheune #fassbinderei~~~~~~~ Hilfreiche Links: So sieht der Zoiglstern aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Zoiglstern-scaled.jpegSo sieht das Kühlbecken im Kommun-Brauhaus aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Kuehlbecken-im-Kommunbrauhaus-scaled.jpegWeitere Informationen zum Zoiglbier mit der Seite des Zoigl-Kalenders:https://zoiglbier.deDas ist der Arbeitskreis Historisches-Handwerk, der unter anderem die Fassbinderei wiederentdeckt hat:https://ak-historisches-handwerk.deDas ist ein Video über die Fassdaubenmaschine:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Video-Fassdaubenmaschine.mp4Und das hier über die Stemmmaschine:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Video-Stemmmaschine.mp4~~~~~~~Infos zum Museum:Museum MitterteichTirschenreuther Straße 1095666 Mitterteichhttps://tourismus.mitterteich.de/freizeit-erlebnis/museum/museum-mitterteichMuseumsquartier TirschenreuthMaximilianplatz 3595643 Tirschenreuthhttps://www.stadt-tirschenreuth.de/museumsquartier~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“:Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken. Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!Wollt ihr uns unterstützen? ~~~~~~~ Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript TranskriptLukasHallo und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Normalerweise hört ihr hier einen Ausschnitt aus unseren Interviews, aber diesmal ist alles anders, denn wir haben eine kleine Ankündigung. In diesem Monat könnt ihr euch auf ganze vier Folgen freuen und das liegt an unserer Kooperation mit dem Museumsverbund. Das Zwölfer museen im Landkreis Tirschenreuth.RalphGenau das ist ein Museumsverbund in der nördlichen Oberpfalz, also in Ostbayern. Und die haben uns eingeladen, damit wir ihre schrägen Alternativen und liebenswerten Museen besuchen. Und ihr könnt euch auf krasse Geschichten über Bier, über verrückte Grenzen, über mutigen Widerstand und ganz viel Handwerkskunst freuen.LukasUnd jetzt geht's los. Juhu!LukasJa. Hi, RalphRalphHallo Lukas und hallo an alle Leute da draußen, die uns hören. BNA ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Und was sie jetzt hört, ist der erste Teil einer vierteiligen Reihe, in der es um Museen in der Oberpfalz geht.LukasGenau richtig. Und vielleicht ganz kurz das Konzept erklärt. Wir besuchen abwechselnd Museen und stellen diese Museen dem anderen vor. Und wir haben schon Kriterien, was diese Museen betrifft, denn wir gehen nicht in die großen Häuser, in die großen Galerien, sondern uns interessieren die kleinen Museen, die ein bisschen abseits gelegenen Museen, die vor allem mit schrägen, aber vor allem liebenswerten Geschichten aufwarten.LukasUnd auch jetzt, in dieser zwölf Special Edition, wird es so sein.RalphUnd normalerweise ist es ja so, dass der eine nicht weiß, wo der andere hingeht, welches Museum er besucht. In dem Fall ist es so, dass wir das wissen, welches Museum der andere besucht hat. Aber abseits davon wissen wir nichts. Das heißt, die Ahnungslosigkeit bleibt. Also wenn dumme Fragen auftauchen, dann ist das nicht gestellt.LukasVielleicht noch kurz zu der Region, in der wir uns jetzt im September aufhalten werden. Die Oberpfalz ist einer von sieben bayerischen Regierungsbezirken und ist in Nordostbayern, also an der Grenze zu Tschechien zum Beispiel oder im Süden zu Niederbayern angrenzend. Städte, die man in der Oberpfalz kennt, sind normalerweise Regensburg, Amberg, vielleicht noch Weiden. Genau. Und diese Museen von Zwölfer, vom Museumsbund, die befinden sich in der Nord Oberpfalz.LukasUnd das ist eine Region, die sehr ländlich geprägt ist, die aber trotzdem ganz schön viel Museen in petto hat.RalphZwei Diese Museen hast du ja für diese Folge besucht.LukasGenau. Und deswegen würde ich sagen fangen wir an mit der eigentlichen Geschichte. Und bevor ich dir diese Museen vorstelle und die Objekte und worum es in dieser Folge geht, will ich dir eine ganz allgemeine Frage stellen. Und zwar, weißt du, lieber, als warum der Mensch sesshaft geworden ist. Also wir waren ja alle mal Jäger und Sammler und dann, ungefähr vor 10.000 Jahren beginnt ja diese neolithische Revolution.LukasAlso wir werden sesshaft, Wir werden von Jägern und Sammlern zu Bauern. Weißt du eigentlich, warum der Mensch das gemacht hat?RalphWeil er die Landwirtschaft für sich entdeckt hat. Und dadurch konnte er halt kontrolliert Lebensmittel anbauen.LukasDas ist eine der Theorien dazu. Und eine andere Theorie dazu, die so ein bisschen mit deiner Theorie einhergeht, ist tatsächlich die Erfindung des Bieres. Davon gibt es zwei Varianten Variante Nummer eins, die von der Wissenschaft auch wirklich als seriös wahrgenommen wird. Menschen haben mit dem Ackerbau begonnen und mit dem, was sie über hatten, haben sie Bier hergestellt und das hat dann wiederum die Menschen motiviert, weiter Ackerbau zu betreiben, weil sie neben der Nahrungsaufnahme auch den berauschenden Effekt von Bier gut fanden oder aber und auch das ist eine ernst genommene Theorie, die ich persönlich fast besser finde.LukasJemand hat zufällig vergorenes Getreide mit Wasser irgendwo stehen lassen, dann getrunken und gemerkt alles wird gut. Und es gibt auch einen Rausch. Weil man dieses wortwörtliche Kultgetränk halt nicht auf Wanderschaft herstellen konnte, musste man sich nebenbei sesshaft machen. Das heißt, es gibt wirklich Archäologen, die davon ausgehen, dass Bier der Grund ist, warum die Menschheit sesshaft wurde und nicht die Menschheit wurde sesshaft.LukasUnd dann wurde in der Folge das Bier kultiviert.RalphNur das es schon damals abhängig gemacht hat.LukasAlso jedenfalls ist es so, dass Bier einen sehr großen Teil der Menschheit im Prinzip seit tausenden von Jahren begleitet. Und so ist das natürlich auch für Bayern und natürlich auch für die Nord Oberpfalz. Denn in dieser heutigen Folge wird es um eine ganz besondere und ziemlich verrückte Biertradition gehen. Die ist so nur noch in fünf Dörfern und Städten in der Nord Oberpfalz gibt.LukasEs geht um den sogenannten Zoigl. Dazu war ich in zwei Museen, nämlich in Tirschenreuth und in Mitterteich. Darüber hinaus habe ich noch eine Handwerkscheune besucht und ich war in einem Kommun Brauhaus. Also es wird eine sehr, sehr ausschweifende und sehr lange und hoffentlich auch sehr schöne Folge. Und weil ja weiß, dass ich Bier Liebhaber bin, kann ich dir schon mal sagen, dass ich bei der Aufnahme und natürlich auch bei der Verkostung sehr viel Spaß hatte.RalphJa, freut mich. Ich freu mich jetzt auch sehr auf die Folge, weil Zoigl kenne ich vom Namen her und hab sie auch schon öfter getrunken, aber viel weiß ich nicht darüber genau.LukasDu kommst sie aus der Region, du kommst ja aus Weiden und von daher ist dir der Begriff Zoigl natürlich geläufig. Aber wir werden im Laufe dieser Folge klären, ob du in deinem Leben bislang immer nur falschen Zoigln getrunken hast oder möglicherweise immer nur echten Zoigl.RalphHmm.LukasAlso ich hab den Begriff Zoigl vorher auch schon mal gehört, aber ich hatte überhaupt keine Ahnung, was es ist. Also keine Ahnung. Ich dachte, es handelt sich nur um eine Biersorte, aber es handelt sich um deutlich mehr. Ich wusste nur, dass das jetzt bei Touristen ziemlich beliebt ist, die alle auf den Zoll gehen. Also nicht nur bei Touristen, auch bei Einheimischen.LukasAber es ist auf jeden Fall eine ziemliche Touristenattraktion geworden. Um mich dieser Geschichte anzunähern, bin ich erst mal nach Tirschenreuth ins Museumsquartier gefahren, um erhellt zu werden. Das Museumsquartier Tirschenreuth ist ein Museum, das sich in mehreren Gebäuden befindet und das sich so ein bisschen um lokale Geschichte dreht. Ich finde es sehr modern. Ich finde es auch sehr ansprechend und vor allem fand ich dafür, dass Tischenreuth jetzt keine Großstadt ist, sehr, sehr groß und sehr, sehr ausführlich.LukasEs ist wirklich, da kann man echt mehrere Stunden drin verbringen. Jedenfalls, als ich in dieses Museum gefahren bin, da sind mir auf dem Weg ein paar Dinge aufgefallen und die fand ich ziemlich verwirrend. Und zwar gab es an sehr vielen Häusern, wie ich dachte, Davidstern. Und dann war ich verwirrt, weil ich mir gedacht hab Hä? Gab es zu viele jüdische Gemeinden da in der Nord Oberpfalz?LukasWas hat es damit zu tun? Aber diese Davidsterne an den Häusern haben überhaupt gar nichts mit Juden zu tun, oder? Judentum, sondern mit Bier. Wie das genau zusammenhängt, das hat mir Marianne Stangl erklärt. Weil sie hat mir eine kleine Führung über den Säugling im Museum Tirschenreuth gegeben.Marianne StanglDas Wort Zoigl kommt wahrscheinlich von dem Wort vor oazeign anzeigen. Und damit wollte man einfach sagen Unser Bier ist fertig, kommt her und trinkt mal damit man das gesehen hat, hat man einen Zoiglstern rausgehängt oder manchmal auch einem Fichtenbusch.LukasKönnen Sie mir kurz erklären, wie schaut der aus?Marianne StanglJa, das ist wie ein Davidstern. Er hat sechs Zapfen und auf der einen Seite ist praktisch Hopfen und Malz und Wasser und auf der anderen Seite die Elemente Erde, Luft und Feuer, die wichtig sind, dass man solche brauen kann. Früher hat man dann aus dem Giebelfenster einen langen Stab rausgehängt und vorne war eben der Zoigl Stern dran. Also ich schätze jetzt mal mindestens 2 Meter ist es rausgegangen.Und der Zoigl Stern so einen halben Meter. Damit hat jeder gesehen. Da kann ich jetzt reingehen und als Zoigl fertig, da darf ich trinken.RalphHmmm. Okay, ja, da waren einige Sachen dabei, die ich noch nicht kannte. Sei es, wo das Wort herkommt, also auch die Bedeutung der Zacken. Aber es ist schon ein riesen Zufall, dass das genauso aussieht wie ein Davidstern, oder nicht?LukasDas liegt wirklich an diesen drei Elementen plus einen drei Zutaten des Bieres. Im Mittelalter wusste man noch nicht, dass Hefe auch essenzieller Bestandteil von Bier ist und deswegen müssten sie eigentlich vier Bestandteile sein. Aber in dem Fall sind es halt drei. Es ist halt auch schon seit dem Mittelalter als das Symbol für das brauen Mälzer Handwerk überliefert. Jetzt wusste ich auf einmal, woher diese ganzen Sterne in den Ortschaften kommen und woher auch der Name Zoigl kommt.LukasDer richtige Artikel ist übrigens auch der Zoigl. Ich dachte Was heißt das? Zoigl Aber es ist wirklich der Zoigl.RalphGanz wichtig. Hast du dir die Finger verbrannt?LukasJa. Und, äh, Marianne Stangl hat ja schon im O-Ton anklingen lassen, was jetzt das Besondere an diesem Bier ist, an diesem Bier. Denn Zoigl ist sozusagen das Gegenteil von Industriebier. Denn dieses Bier wird seit Jahrhunderten von den Bürgerinnen und Bürgern der Dörfer und Städte in dieser Region selbst gebraut und normalerweise zu Hause dann zum Zoigl ausgeschenkt.LukasUnd dazu gibt's feste Listen, wo sich die Bürger die Hausbrauer damals in Listen eintragen konnten. Dann wussten sie okay, heute gibt es Zoigl Ausschank. Bei dem Morgen gibt es Zoigl Ausschank bei dem und in zwei Wochen gibt es zwei Ausschank bei denen.RalphEs gibt ja heutzutage auch noch Zoigl Kalender, aber den findet man online.LukasUnd der wird auch natürlich in den Song verlinkt werden. Zu Hochzeiten gab's in zum Beispiel in Tirschenreuth 360 diese Hausbrauer. Also müssen wir vorstellen, 360 Minibrauereien in den Häusern von Leuten, die ihre Wohnzimmer heute würde man sagen als Pop up Kneipe zur Verfügung stellen. Denn was auch ganz wichtig für die Zoigl-Tradition ist, ist, dass man einen Zoigl in einer sogenannten Zoiglstube trinkt.LukasDa gibt es bei den muss sie nicht besucht habe auch eine, und zwar aus den 1930 er Jahren und die steht im Museum mit der Teich mit der Teich das es von Tirschenreuth etwa 10 bis 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Und in diesem Museum geht es ganz viel um die Porzellangeschichte der Stadt. Aber eben auch und darum soll es ja vorwiegend in dieser Folge gehen, um die Tradition.LukasDie haben da eine Zoiglstube aus den 1930 er Jahren vor der Zerstörung oder vor der Verschrottung gerettet und eins zu eins im Museum ausgestellt. Rainer Gottas gibt in diesem Museum Führungen. Er ist ziemlicher Zoigl, Fan. Er soll uns mal beschreiben, wie diese Zoiglstube aussieht aus den 1930 er Jahren.Rainer GottasDann hat man einen Schanktisch, der wird dann immer extra, wenn ausgeschenkt wird reingestellt und auch die Garnitur, die Stühle und der Tisch, der sind extra für die Stube gemacht worden, die sind schmäler, weil man muss einfach sagen, früher ist ja das Zoigl nicht in der Wirtsstube ausgeschenkt worden, sondern zu Hause im Wohnzimmer. Dann ist das Wohnzimmer ausgeräumt worden und es sind dann extra Tische reingestellt.Rainer GottasDeswegen sind die etwas schmäler, damit ein bisschen mehr reinbringt. Dann ist natürlich früher Karten gespielt worden, knüpft worden.LukasUnd dann siehst du im Hintergrund schwarz-weiß Bilder mit Aufnahmen aus einem Zoiglausschank aus den 1930 Jahren. Also das ist wirklich die Spucknäpfe. Du siehst die Herren in ihren Anzügen, in dem Gewand, die da ja halt Karten und ihr Bier trinken. Keine Ahnung, was und was ich auch extrem cool find. Du siehst also, dass es nicht auf den Fotos, das ist wirklich vor Ort den alten Schanktisch.LukasMich hat es ein bisschen wie an so ein Altar erinnert, nur dass anstatt irgendeiner keine Ahnung christlichen Statue oder halt statt irgendeinem Kreuz halt es Bierfass so eine Art. Und obendrüber ist so ein Haken und das sind Biergläser dran. Und dann gibt es zwei verschiedene. Es gibt sozusagen die Biergläser für die StammZoiglgänger und da hat jeder dann sein eigenes Bierglas, das es dann zum Beispiel im Zinndeckel einer Gravur drinnen oder irgendwie so was.LukasUnd dann gibt es halt noch die Biergläser von den Leuten, die halt spontan vorbeikommen. Heute wie damals ist der Zoigl im Prinzip also von der Biersorte her. Wir haben jetzt ja ganz viel darüber gesprochen, woher das kommt, was diese Tradition ausmacht, was es mit der Teufelstube auf sich hat. Aber was ist das jetzt eigentlich für ein Bier?Rainer GottasEs ist ja Kellerbier. So in der Richtung kann man sagen, es ist ein ungefiltert das Bier. Jeder hat halt sein eigenes Rezept, nachdem er Braut gebraut wird im Brauhaus. Nach den eigenen Rezepten von denjenigen, der es dann auch schenkt, der gibt seine Zutaten dazu. Nach den Zutaten wird dann der Sud gemacht und dann der Sud nach Hause gefahren und dann wird es bei ihm zu Hause fertig gemacht. Da kommt dann die erste Hefe dazu.RalphHast hast aufpasst. Der hat ganz am Anfang gesagt ist s‘ZoiglLukasJa, ja, ja, ja, da muss ich nochmal nachfragen. Ich wurde jedenfalls mehrfach darauf hingewiesen. Es handelt sich um der Zoigl und das Zoigl sagen nur Leut, die nicht Bescheid wissen. Das sind jetzt ein paar Stichworte gefallen, die wir vielleicht noch mal so ein bisschen nacheinander abklappern müssen. Also zunächst Reiner Gottas hat gesagt, Zoigl ist ein Zwickel oder Kellerbier. Noch mal, das ist eine ungefilterte Natur, trübes Bier, das sich dadurch auszeichnet, dass es in der Regel wenig Kohlensäure hat und es ist ziemlich würzig und süffig.LukasEine Zeit lang war Zwickel oder Kellerbier so ein bisschen verschrien als so plumpes äh, ja, plumpe Plörre. Keine Ahnung, weil es halt nicht gefiltert war oder so, aber seit ein paar Jahren vielleicht doch schon seit ein paar Jahrzehnten ist es wieder ziemlich und wog. Und auch große Brauereien brauen Kellerbiere und Zwickel Biere als es gibt es überall in Kiosken, Supermärkten.LukasKeine Ahnung was. Also das hat ein ziemliches Comeback gefeiert. Dieses Comeback, also die Entwicklung, dass es erst unbeliebt war und wiederbelebt wurde, das hat auch letztlich der Zoigl erlebt. Und da müssen wir uns noch mal die Geschichte anschauen. Das heißt, wir gehen jetzt ganz kurz noch mal auf die Geschichte des Zoigls ein, und dann gehen wir noch mal darauf ein, was Rainer Koch das gesagt hat, was es mit diesem Kommunbraurecht eigentlich auf sich hat.LukasAber ich glaube, man versteht es nicht so gut, wenn man sich nicht erst die Geschichte anguckt und dann in das Kommun Brauhaus geht.RalphNa dann, auf geht's.LukasMan fragt sich ja, warum gibt es den Zoiglgenau in dieser Region und nicht irgendwo anders? Und warum hat sich der Zoiglgenau in dieser Region bis heute gehalten? Und das liegt vor allem daran, dass halt die Region ziemlich arm war. Punkt. Das heißt, in der Regel haben sich die Leute das teurere Brauereibier nicht leisten können. Und bis heute ist es ja so, dass Bier in den Brauereien vor Ort.LukasEs gibt natürlich auch in der Region Brauereien und Wirtschaften und natürlich ist es auch heute noch so, dass das Brauereibier teurer ist als es Bier. Deswegen sind die Leute halt damals vorwiegend in die Zollstuben gegangen. Das erste Zoiglbraurecht, dieses Recht, das Bürgerinnen und Bürger, also in dem Fall Bürger, weil wir sprechen hier übers Mittelalter bzw über die frühe Neuzeit, dass Bürger zu Hause brauen können in den Ortschaften, das ist zuerst in Neuhaus, das ist auch ein Ort, da in der Oberpfalz im Jahr 1415 nachgewiesen, in der Theiß, da wo das Museum steht und da, wo ich auch das Kommun Brauhaus besucht habe, da gehen wir später noch mal drauf ein.LukasDa ist es im Jahr 1516 nachgewiesen, also eine über 500 Jahre alte Tradition. Und weißt du, warum zu dieser Zeit im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hauptsächlich Bier getrunken wurde?RalphIch bin mir nicht ganz sicher, aber hängt das mit dem Fasten zusammen?LukasAlso da wär es Starkbier. Wie Also das ist die Erfindung des Starkbieres. Wie soll man quasi gesagt hat man Flüssiges, bricht es Fasten nicht und deswegen hat man in der Fastenzeit so viel Starkbier gebraut. Daher kommt auch dieser Ausdruck Flüssigbrot. Aber das hat damit nichts zu tun.RalphHm, nee, war sie nicht. Erhelle mich.LukasEs gab ja damals keine Kanalisation, keine Wasserleitungen. Das heißt, häufig war halt einfach Wasser ziemlich verdreckt und kein belastet. Und indem man Wasser zu Bier gebraut hat, hat man halt relativ viele Keime abgetötet. Und deswegen war es so, obwohl man die ganze Zeit Alkohol zu sich genommen hat. Trotzdem war fast gesünder Bier zu trinken, als es Wasser zu trinken, was halt viel mehr keimbelastet war.LukasAlso weil wir in dieser Zeit von einer relativ armen Region sprechen, ist es halt so, dass die Leute halt relativ viel Bier gebraucht haben und zu relativ günstigen Preisen. Und das hat halt dazu geführt, dass dieses Haus braurecht entstanden ist und dass alle Leute dann angefangen haben, dieses Bild zu Hause zu brauen und sich eben in diesen Kommunen, Brauhäusern zusammenzutun.LukasNoch mal zu den Kommunen Brauhäusern also was es mit denen auf sich hat. Da kommen wir gleich dazu. Ja, genau. Das heißt also, dass also eigentlich bis bis ins 20. Jahrhundert rein kannst du sagen, der Zoigl ohne Edelstahlfässer und Kühlhäuser letztlich gemacht wurde? Und das soll noch mal kurz Reiner Gottes erklären.Rainer GottasIn den 50er Jahren war das noch ganz gut, aber dann ist es immer weniger geworden. Die Nachfrage hat nachgelassen, es ist der Brauerei Bier getrunken worden und es ist, weil es auch teilweise qualitätsmäßig ein bisserl geschwankt hat, immer ein bisschen in Vergessenheit geraten.RalphDu hast ja jetzt schon mehrfach auf diese Kommunbrauhäuser verwiesen. Was genau hat es denn mit denen auf sich? Also ein bisschen was weiß ich schon, dass das das sozusagen Häuser sind, die die Leute halt nutzen konnten zu Gemeinschaftshäuser, aber mehr auch nicht.LukasBeim Zoigl ist es ja so jeder Zoigl schmeckt unterschiedlich und es liegt daran, dass hinter jedem Zoigl ein eigenes Rezept steht, was halt logischerweise von den Hausbbrauern da verwendet wird. Damit es soweit kommt, müssen wir jetzt erst mal uns angucken. Okay, wie wird der Zoigl denn überhaupt hergestellt? Und da ist es eben, dieses Kommunbrauhaus ganz wichtig.LukasFrüher gab es davon etliche, heute sind noch fünf Stück geblieben und zwar in Mitterteich, da wo das Museum steht, in Falkenberg, in Windisch Eschenbach in Eslarn und in Neuhaus. Falls du dich an den Anfang der Folge erinnern kannst, da waren wir Museumsquartier Tirschenreuth. In Tirschenreuth gibt es zum Beispiel kein Brauhaus mehr. Und jetzt sind wir schon bei der Definition Was ist echter Zoigl und was ist falscher Zoigl?LukasEchter Zoigl ist der Zoigl, der aus Kommunbrauhäusern kommt, das heißt in der der Biersud in Kommunbrauhäusern hergestellt wird. Und falscher Zoigl oder das falsche Echtfalsch, das vielleicht ein bisschen hart, die Unterscheidung aber nicht traditioneller Zoigl ist. Zoigl, der einfach dann auf der Karte in der Wirtschaft als Zoigl deklariert wird. Aber das ist dann einfach nur ein Kellerbier.LukasHat aber mit der Herstellung nix zu tun. Ein Kommun Brauhaus. Das hast ja auch schon gut zusammengefasst, dass es halt ein Brauhaus im Ortskern und das da von allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Ortschaft genutzt werden. Wenn die ein Haus oder Immobilienbesitz in dieser Ortschaft besitzen.RalphKürze von Fakt Ja, in Folge zehn war ich doch im Knopfmuseum in Bernau. Ja, und das ist ja angesiedelt in einem ehemaligen Kommunbrauhaus.LukasIch war jedenfalls in einem Kommunbrauhaus in was noch als solches genutzt wird, und zwar in Mitterteich. Und als wir da reingekommen sind, habe ich natürlich Rainer Gottes gefragt, Da sind wir dahingegangen. Das hat mir das mal kurz erklären soll.Rainer GottasDer Raum hier oder das Kommunbrauhaus ist jetzt circa 160 Jahre alt. Es ist damals neu gebaut worden, weil die Eisenbahn nach Mitterteich da gekommen ist. Und genau in dem Bereich, wo dann die Bahnhofstraße gebaut werden sollte, stand das alte Kommunbrauhaus. Das war damals schon baufällig. Und dann haben wir gesagt Gut, dann reiß mers ab, jetzt bauen wir da die Straße in die Bahnhofstraße rein und dann stellen wir das neue Brauhaus hier hin.RalphJa, man hört es schon. Es muss ein großes Gebäude sein, weil es ja halt und du was dort wurde zu der zu dem Zeitpunkt dann auch was gebraut.LukasNee, als ich da war wurde nix gebraut. Von der Größe kannst du sie vielleicht vorstellen wie so eine Kapelle. Du hast es ja auch vom Hall her gehört. Also es ist recht.RalphHell.LukasEs sind drei Stockwerke, aber die Stockwerke sind jeweils unterschiedlich hoch. Und es liegt vor allem daran, dass halt in dem KommunBrauhaus verschiedene Einrichtungen drin sind. Also ganz unten. Ebenerdig ist sozusagen der Maische-Bottich und der Sudkessel. Das sind zwei sehr, sehr große Kessel aus Kupfer Farben und dann sind da die ganzen Leitungen usw und so fort und da wird es dann gebraut.LukasWir können jetzt natürlich nicht auf das Bierbrauen im Allgemeinen eingehen, weil es ist halt echt ein sehr komplizierter Prozess. Und dann gehst du aber durch die verschiedenen Stockwerke hoch und unterm Dach und das fand ich ziemlich witzig. Da ist 1 Meter, ein paar Meter breit und ein paar Meter lang eine metallene Wanne und in der wird der Sud dann gekühlt.LukasIch habe natürlich ganz viele Bilder davon gemacht. Ich habe auch Videos gemacht, die sind alle in den Shownotes, damit ihr euch das alles angucken könnt. Das ist natürlich immer ein bisschen schwierig im Podcast zu beschreiben, aber wie gesagt, da wird es auf jeden Fall Materialien dazu geben. Und der Unterschied zwischen einem Kommun Brauhaus und einer Brauerei ist der, dass in einem Kommun Brauhaus, das was da gebraut wird, ist noch kein Bier, das ist der Sud und der wird dann über Fässer oder über Tanks wie auch immer zu den jeweiligen Hausbauer nach Hause gebracht. Die versetzen das dann zum Beispiel mit Hefe und lassen es zu Hause gären. Das, was in den Kommunbrauhäusern gebraut wird, das nennt man die Anstellwürze. Deswegen ist auch der Geschmack immer anders, weil jeder zu Hause halt einen anderen Hefe Stamm hat.LukasJeder hat andere Kellertemperaturen, jeder hat andere Feuchtigkeitswerte usw und so fort. Und deswegen schmeckt jeder anders, weil du eigentlich bei den Hausbrause nie dieselben Bedingungen hast.RalphJa okay, aber das heißt das jetzt nicht derjenige, der führen soll am Abend oder so öffnet, dass der in das Kommun Brauhaus geht und dort halt alle Schritte durchmacht, sondern der bekommt den Sud und finalisiert das dann zu Hause.LukasGenau. Und da gibt es ja verschiedene Brautage. Ja, und da im Mittelteil ist es so in der Regel werden dann 42 Hektoliter gebraut und diese 42 Hektoliter werden dann an die Hausfrau verteilt Und in mit dabei sind zum Beispiel noch zwölf. In den anderen Ortschaften dieser fünf Zoll Ortschaften sind es teilweise noch viel mehr. Also da gibt es auch eine Homepage, Zoigln wir die Ehe, die habe ich auch verlinkt in den Shownotes.LukasDa gibt es dann alle möglichen Zahlen, Daten und Fakten dazu. Heute ist eben dieser Zoigln wieder ziemlich on vogue, weil natürlich sich auch die Herstellung professionalisiert hat und weil natürlich jetzt auch hochwertiges Brauereiequipment genommen wird. Also die Zeiten sind vorbei, in denen man irgendwelche keine Ahnung halb verschimmelten Biersud da in der Gegend auf dem auf dem Ochsenkarren rumgetragen hat.RalphSo war das früher. Und dieses Braurecht, das liegt auf diesen Kommunbrauhäusern. Oder die Leute müssen dort hingehen, um es zu brauen. Die können es jetzt nicht einfach zu Hause brauen.LukasSo, genau. Der Sud muss im Kommun brauhaus hergestellt sein. Und was? Und der letzte Schliff und die Reifung und so was. Das passiert dann jeweils bei den Leuten zu Hause. Zoigl Keller und bei dem ganzen Bierkonsum, bei dem ganzen Hin und her tragen zum Kommunen Brauhaus und dann wieder zu den Hausbrauern und dann wieder wohin auch immer hat man natürlich Behältnisse für das Bier gebraucht.LukasHeute sind das Edelstahlkessel. Sind es Tanks, sind es alles möglich. Heute ist das alles viel einfacher. Früher waren das natürlich Holzfässer. Lieber Ralph, aus meiner kleinen Expedition möchte ich dir jetzt noch die letzte Station vorstellen, denn wir fahren jetzt aus dem Kommun Brauhaus Mitterteich wieder zurück zum Museumsquartier nach Tirschenreuth. Da waren wir ganz am Anfang, wo auch der Zoiglnstand war.LukasWir gehen aber nicht in das Hauptgebäude, sondern wir gehen ein paar Kilometer entfernt in die Handwerksscheune. Da habe ich Herbert Konradgetroffen und Herbert Konrad hat mit seinen Kollegen eine fast ausgestorbene Tradition wieder zum Leben erweckt.Herbert KonradUnsere Herausforderung war eben, das Fassbinderhandwerk Nach 50 Jahren Stillstand wieder zum Leben zu erwecken, wieder in Betrieb zu nehmen, wo zwischenzeitlich kein gelernter Fassbinder mehr vorhanden ist. Und das heißt, wir mussten uns alles wieder aneignen, dieses Wissen, was die Fassbinder damals besessen haben.LukasAlso du könntest jetzt, du kannst jetzt wieder Fässer bauen herstellen.Herbert KonradJa. Wir sind jetzt wieder soweit, dass wir wieder Fässer herstellen können.RalphJa, ein fast verloren gegangenes Handwerk. Ich kenne auch niemanden, der das macht oder auch nur irgendeinen Bezug dazu hat. Finde ich aber sehr, sehr spannend. Fassbinder, Böttcher oder Das ist doch auch ein Begriff dafür, oder? Oder Büttner Oder irgendwie so?LukasGenau. Büttner, Böttcher, Fassbinder. Es gibt ganz viele deutsche Nachnamen, die auf dieses Handwerk hinweisen. Das mal ganz kurz zu dieser Handwerkscheune, diese Handwerkscheune, das ist eine Außenstelle des Museumsquartier. Und im Prinzip ist der Name Programm. Es ist wirklich eine riesengroße Scheune, in der ganz viele verschiedene handwerksbezogene Dinge ausgestellt sind. Es geht vom Schuster Handwerk über. Keine Ahnung, was eben Handwerks Tradition, die aus der Region kommen Und dieses Herzstück dieser Handwerkscheune ist, dass man eine alte Fassbinderfabrik bzw die Maschinen der alten Fassbinderfabrik wieder in diese Scheune reingebaut hat, und zwar der alten Fassbinderfabrik Mikesch.LukasUnd diese Maschinen, die da jetzt drin stehen in dieser in dieser Handwerkscheune und von Herbert Konradeben auch mitbenutzt werden, die sind über 100 Jahre alt und die wurden in einen sehr aufwändigen Prozess vor der Verschrottung bewahrt und können heute wieder benutzt werden.RalphAber macht er das jetzt zu Demonstrationszwecken oder kommerziell zu Demonstrationszwecken?LukasEs gibt auch Kurse, wo du selber deine eigenen Fässer binden kannst usw. Das ist total spannend. Da macht doch viel mit Kindern, mit Schulklassen. Ich habe die Seite auch in den schon uns verlinkt. Da gibt es einen kleinen Eindruck darüber, was da alles angeboten wird. Aber ich hab mir echt überlegt an so einem Fassbinderkurs mal teilzunehmen, weil die Kulissen des Du gehst da irgendwo hin und dann kommst du am Ende mit einem mit einem schönen Holzfass, das kannst du für alles benutzen.RalphWas willst du mit dem Fass machen?LukasHey, das kannst als Nachttisch benutzen, das kannste als Dekoartikel benutzen. Das schaut total cool aus. Das kannste Gartenstellen als. Als schanktisch. Bierfässer sind so schöne alte Bierfässer sind schon was wert. Und wenn du die selber baust. Ich finds cool.RalphAber ich merke es mir für deinen Geburtstag.LukasGenau da muss man viel Geld ausgeben.Lukas300 bis 450 Euro das Fass allein. Also so ein Holzfass, wenn du dir das jetzt kaufst. Es gibt da noch Fassbinder Fabriken und wir haben ja beide mal in München gelebt und da gibt es dann auch etliche Biergärten, die zum Beispiel nur das Bier aus Holzfass ausschenken und die müssen ja irgendwo gebaut werden und so Bierfässer kosten paar 100 €. Also da biste, da kannst du schon sehr schnell sehr viel Geld los sein.RalphJa, nee, okay, okay, weiter.LukasDamit du mal jetzt einen Eindruck bekommst, wie sich diese 100 Jahre alte, reaktivierte Fassbinder fabrik anhört, kriegst du einen Höreindruck von der sogenannten Stemmmaschine. Was das ist, was die genau macht, das erkläre ich dir dann im Anschluss.Herbert KonradDenn Maschine setzen wir jetzt über den Transmissionsantrieb. Der gibt dann KraftHerbert KonradIst also die Stehmaschine und der Riemen Antrieb. Der setzt also die zwei Fräsköpfe in Gang.RalphHmmmm, ja, Kopfkino. Da können jetzt mal alle Hörerinnen und Hörer kurz mal pausieren und sich überlegen, was da eigentlich passiert ist.RalphAlle wieder da? Also ich. Ich kanns mir gar nicht vorstellen, weil er hat gemeint okay, da werden die Fräsköpfe da angeschaltet. Und fräsen bedeutet doch im Endeffekt, dass man Loch irgendwie reinmacht oder halt irgendwie ja doch schon irgendwie was in ins Holz rein reinbohrt sozusagen. Aber was macht man denn bei einem Fass? Was bohrt mir dann? Ich dachte, es sind einfach nur so so wie heißen es?RalphDaumen oder so? Also Holzbretter und die werden dann irgendwie, die müssen gebogen werden und dann kommt ein Eisenring drüber und gerade ich hab keine Ahnung.LukasPaar der Ideen, die du gesagt hast, sind gar nicht so falsch. Ein paar Dinge sind grob unterschätzt. Transmission. Musst du dir so vorstellen: Da hast du ein Motor, der eine ganz große Achse zum Drehen bringt. Der ist wirklich. Und diese Achse, die diesen Meter breit. Und damit du mehrere Maschinen betreiben kannst, musst du über kurze Keilriemen und Holzräder verschiedene Maschinen rein klinken.LukasUnd das ist halt irgendwie fast voll verrückt, finde ich, weil du hast nur einen einzigen Motor, der einfach nur eine Drehbewegung auslöst und der betreibt aber alle Maschinen, je nachdem wie du die da rein klingst. Und das ist das, was quasi im Hintergrund die ganze Zeit so rum wabert. Genau. Ja, und das, was du da gehört hast, diese Stemmmaschine, die ist dazu da.LukasDie dort keine Löcher rein. Das wären riesengroße Löcher. Die ist dazu da, ein Holzfass von innen zu bearbeiten. Das musst du dir vorstellen. Das ist auch so ein wirklich und gusseiserne 10 Meter langes Ding, wo das Fass eingespannt wird. Und dann hassen sich drehende Fräsköpfe, die dieses Fass von innen sozusagen glatt schaben.RalphJa, verstehe, Auch.LukasDavon habe ich ein Video in den Shownotes verlinkt, damit man sich das besser vorstellen kann. Ja, ganz viele dieser Maschinen sind halt in Handwerk schon aufgebaut, so dass sie wirklich von vorne bis hinten Unfassbar. Und kannst um das auch Herbert Konradund seine Kollegen wieder machen. Aber bevor jetzt natürlich so ein Fass in die Stamm in diese Stemmmaschine reinkommt und dieses Stichwort hast du ja auch so eine genannt, brauchts erst mal Fassdauben.LukasAlso da spricht man von den von diesen Holzblöcken, die die Fasswand bilden, also so Holzlatten, die zu der, die dem Fass zu dem machen, was es eigentlich ist, Dafür nimmt man normalerweise amerikanische oder slawonische Eiche. Das ist tatsächlich so, dass auch bei der Rettung der Maschinen noch ganz altes Holz gefunden wurde, was heute noch eben benutzt wird, um daraus die Fässer herzustellen, die noch einen kleinen Holzvorrat sichern können.LukasWas echt cool ist, So ein Baum, der wächst logischerweise nicht in kreissrunder Fassform. Weißt du, wie man diese Form hinbekommt?RalphIch glaube, dass das mit Wasserdampf gemacht wird.LukasJa, fast.RalphAlso. Oder mit Wasser? Bad? Ich weiß es nicht. Also irgendwie oder war das mit Rauch oder so?Herbert KonradDieses Holz wird zunächst in einem Bottich gekocht. Und dieser Bottich, das war früher bei der Mikisch, wo das eingemauert der Bottich, der unten mit mit Kohlen und Holz beheizt worden ist. Und da kommen diese Holzteile, die in der Länge vorgefertigt sein, kommen in diesen Bottich und in den Bottich kommen sie mindestens eine Stunde, und dann wird das Holz weich, ein trockenes Holz.Herbert KonradWenn mir dann in die Maschine hinein legen würden und fressen würde brechen steht. Man sieht, dieses ist auch gebrochen.RalphJa, ich finde, er erklärt das ja sehr schön mit viel Dialekt, aber ich war ja nah dran. Es.LukasJa, also du hast es halt nicht gesagt. Das sind sie, die wollte ich, war aber geschenkt. Jetzt ist es so, dass dieses Holz, äh, bearbeitbar bzw biegbar ist. Und damit das aber alles möglichst einheitlichen möglichst präzise ist, wird das dann in die Maschine reingebaut. Und nach diese Daumen Maschine es an die Transmission angeschlossen. Und da steckst du diese Hölzer rein.LukasDas ist auch ein ein Stahl Eisenkoloss, wo du diese Holzplanken darein steckst und dann hast du einen Metallstempel, der von oben kommt. Es ist so ein Metallkeil letztlich, der drückt die da oben dann von oben nach unten, so dass die sich biegen und gleichzeitig drückt die Maschine an der Seite die Daumen zusammen. Und so wird diese Taube von oben und von der Seite in die Form gepresst.LukasAber damit diese da oben die Form bewahren und ich gleichzeitig dann aber die weiteren Daumen bearbeiten kann, weil ich kann jetzt diese Tauben da nicht wieder in der Maschine drin lassen, bis sie getrocknet sind, brauche ich ja fünf fast drei Wochen und dann werden am Ende Spannklammern draufgemacht. Spannklammer das sind so wirklich martialisch wirkende Eisenklammern, die man dann so an die Ecken reinschlägt.LukasUnd die halten dieses Holz auf Spannung, bis es trocken ist.RalphDass es diese Klammern erwähnt. Aber Ringe oder so? Kommt die dann auch noch drauf oder gibt es das gar nicht?LukasDoch wenn du jetzt von diesen Tauben je nach Größe und Form, sagen wir mal 15 Stück hast, dann musst du die ziemlich genau anordnen und dann muss so einen Spannring rum machen, dessen diese komischen Metallringe und das kommt dann in die Stemmmaschine rein. Weil jetzt hast du den Außenbereich und die Stemmmaschine fressen den Innenbereich so aus, dass dieses Fass, das da fast in den Raum entsteht.LukasAber ich fasse es auch sehr, sehr stark zusammen, weil die Spinnerei ist noch mal deutlich komplexer. Natürlich noch die Löcher für den Zapfhahn und natürlich auch der Fußboden. Und ich dachte, na ja, so ein Fußboden, den schlägt man dann halt rein und gut ist. Aber dass es deutlich komplizierter.Herbert KonradDa muss immer hineingepresst werden. Aber wenn es zu wenig stark ist, dann bringts er nicht dicht. Nee, also es muss wirklich haargenau auf zehntel Millimeter muss diese Nut zu dem zu der Boden Stärke passen.RalphVielleicht kannst du mir das noch mal kurz erklären, wie dann der Boden aussieht. Sind das dann auch mehrere Holzbretter, die nebeneinander angeordnet sind? Ich weiß nicht ob die verleimt sind oder sonst irgendwas.LukasNein, nein, da wird nichts geleimt. Also meistens kommt noch noch so ein Dichtring rein. Das hat man früher tatsächlich mit Schilf gemacht. Dann wird dieser Boden wirklich rein geschlagen. Der wird den Kreis vom ausgeschnittenen und rein geschlagen. Aber damit es fast dicht ist, also die Dichtigkeit wird nicht hergestellt, indem man dann keine Ahnung ist von innen mit Gummi versiegelt oder was?LukasDie Dichtigkeit wird nur dadurch hergestellt, dass diese Hölzer so präzise wie möglich zueinander gebaut werden. Und das ist schon cool, weil da musst du schon wirklich wissen, was du tust, damit dieses Fass halt auch dicht bleibt. Ja, und da kommen noch die Löcher rein und der Deckel. Aber das kann ich jetzt nicht weiter ausführen, auch mit Blick auf die Zeit.LukasWas aber dann noch interessant ist, zumindestens ein Bier was sein soll, weil wir reden ja von von Zoiglnfässern. Das ist ja sozusagen der der Zusammenhang. Das muss dann auch ausgepicht werden. Weißt du was?RalphPech ist immer im Moment Pech, ja, dass es doch flüssiges. Tja, was ist denn das eigentlich?LukasFlüssiger.RalphFlüssiger Teer oder was ist das? Ist das Scheiße? Ich dachte, das ist es gar nicht. Oder ist es Harz oder so? Ne.LukasDoch, ja, aber ich dachte bei Pech auch, das muss doch irgendwas ölige sein. Und dann war ich erstmal verwundert, dachte ich Häme macht doch nicht so einen Satz damit. Erdöl oder was? Es kann eine gut sein. Und es ist tatsächlich so, dass Paech aus Baumharzen hergestellt wird. Und auch da gab es noch von der Fassbinder Fabrik einiges und er stand nicht neben so einem Fass mit getrocknetem Pech drinnen und es sieht aus wie eine riesen Klumpen Bernstein, aber den kannst du wesentlich leichter halt wieder flüssig machen.LukasUnd da muss man dieses Fass dann von innen auspichen. Warum? Um dicht zu machen, sondern damit vom Holz keine Gerbstoffe in das Bier reinkommen. Und das ist jetzt der Unterschied zwischen einem Bierfass und einem Weinfass oder einem Whiskyfass. Wenn es aus Holz ist, willst du diese Gerbstoffe bei einem Wein oder bei einem Whisky, weil sich das auf den Geschmack auswirkt?Beim Whisky ganz besonders. Deswegen sind dann die Fassgrößen und was das für ein Holz ist usw für den Whisky super wichtig. Bei einem Bier möchtest du das nicht, weil das Holz für die Gerbstoffe in das Bier reinbringen und dann wird es halt ziemlich scheußlich. Ich weiß jetzt nicht, ob es Biere gibt, die das wollen. Keine Ahnung, aber in der Regel macht man das nicht.LukasHerbert Konradund sein Team haben mir diese Handwerkstradition wieder zum Leben erweckt und die lernen auch noch wahnsinnig viel dazu. Also die Fässer werden auch besser. Am Anfang sind ganz viele Daumen gebrochen. Man hat sich dann Beratung aus einer Fassbinderfabrik in München geholt, die das tatsächlich noch machen. Genau. Und jetzt ist es halt so wirklich, dass auch Leute, die interessiert sein können, die können da Kurse belegen, die können da Fassbinderei mitmachen.LukasUnd ich glaube, es gibt einen Vormittag in der Woche, wo diese Fassbinder einfach so Tag der offenen Tür, da kann jeder reinkommen und halt gucken, worauf er Bock hat. Aber es ist auf jeden Fall darauf ausgelegt, dass man viel mitmacht, dass man sich das nicht nur anguckt, sondern dass man auch wirklich selbst mit diesen Fässern, also selber auch an Fässern herstellen kann.LukasJa, lieber Ralf, das war jetzt alles, was ich dir zu sagen habe. Meine sehr, ich würde mal sagen ausführliche Folge über den Zoigl und die Fassbinderei. Ich hoffe, dass ich dir einige Wissenslücken schließen konnte. Hast du noch Fragen?RalphJa, ob du denn die Gelegenheit hattest, dann ein bisschen Zoigl zu probieren?LukasJa, das habe ich ganz vergessen. Ja, klar. Logisch. Ich bin dann vom Brauhaus in Mitte. Gleich bin ich dann in so einen Keller gegangen und da habe ich ein Zoigl getrunken und es war sehr schmackhaft, was sehr gut. Da waren ja auch wirklich in so einem alten Keller. Es war auch faszinierend, weil dieser, weil da war auch keinen, keine Kühlanlage, nix drin ist.LukasWirklich einfach nur ein alter Felsenkeller und da ist das ganze Jahr über acht Grad, egal wie heiß es draußen es war voll kommen verrückt, weil es ein sehr heißer Tag war und dann Gäste rein und bis auf einmal in der Gefriertruhe, ohne dass da irgendwie Nachschub. Julian habe ich da schon. Das war sehr, sehr gut.RalphNa schön, schön, freut mich. Ja, wie gesagt, ich habe einiges gelernt, viel sogar gelernt. Und jetzt erst mal ich bin erst mal erschlagen von all den Informationen da.LukasDann würde ich sagen, vielleicht findet bis zur nächsten Folge noch was. Einfällt, kannst du ja das in der nächsten Folge noch mal stellen und vielleicht kannst du schon mal so ein bisschen darauf hinweisen, was denn unsere Hörerinnen und Hörer in der zweiten Folge von Bitte nicht anfassen im Zwölferspecial erwarten können.RalphIn einer zweiten Folge geht's auch wieder um ein Handwerk, eigentlich sogar um zwei Handwerks berufe, die sehr selten geworden sind. Ehrlich gesagt, von dem einen wusste ich gar nicht, dass du existiert.RalphUnd ich habe auch sehr viel Fachjargon gelernt. Zum Beispiel, was ein Koelbl ist. Und der Durandl, habe ich gehört, also dass das wird auf die Hörer und Hörerinnen, auf euch da draußen zukommen in der nächsten Folge. Und sehr wissenswert auf jeden Fall auch wieder.LukasIch bin gespannt. Ein kurzer Hinweis noch zu dieser Folge Bitte nicht anfassen! Zwölfer-Edition ist eine Kooperation aus Bitte nicht anfassen und dem Zwölfer. Das sind Museen im Landkreis Tirschenreuth. Diese Kooperation wird gefördert von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern.Der Beitrag Zwoelfer-Special Folge 1: Der Zoigl: Vom Hausgebrautem zum Craft-Beer-Champion erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.09.24 • 40:34
BITTE NICHT ANFASSEN! #33 – Das Bremer GeschichtenhausShow Notes Es gibt Museen zur Stadtgeschichte und dann gibt es das Bremer Geschichtenhaus. Statt schnöder Objekte stellen hier Menschen verschiedene Szenen aus der Stadtgeschichte dar; weder cringe noch langweilig, sondern ziemlich witzig und vor allem ziemlich interessant. Darüber hinaus ist das Geschichtenhaus auch noch ein soziales Projekt: Denn die Darstellenden sind Langzeitarbeitslose, die hier die Möglichkeit haben über sich hinauszuwachsen. Lukas berichtet von seinem ganz spontanen Besuch im Bremer Schnoorviertel.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Bremen #sozial #impro #Geschichte~~~~~~~ Hilfreiche Links: Hier noch ein paar Infos zu Gesche Gottfried:https://www.bremen.de/bildung-und-beruf/politische-bildung/gesche-gottfriedInsgesamt behaupten Leipzig, Regensburg und Hamburg das erste Kaffeehaus in Deutschland zu haben. Alles Quatsch. Es ist Bremen:https://www.faz.net/aktuell/reise/nah/bremen-ein-hort-deutscher-kaffee-kultur-1438233.htmlInfos und Videos zum Schnoorviertel.https://www.bremen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/schnoor~~~~~~~ Infos zum Museum: Bremer Geschichtenhaus Wüstestätte 1028195 Bremenhttps://bremer-geschichtenhaus.de~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Sara FruchtmannHier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten Dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Scooter.LukasHallo an alle da draußen und herzlich willkommen zu dieser brandneuen Folge von Bitte nicht anfassen! Muss jemand anders. Ich bin Lukas.´RalphUnd ich bin Ralph. Und zusammen haben wir diesen tollen Podcast über kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen in Deutschland, aber auch darüber hinaus. Bei dem wir abwechselnd die Museen besuchen, mit den Betreiber Betreiberin sprechen und dem anderen davon erzählen.´LukasUnd das Tolle ist, dass es nicht ausschließlich um die Museen geht, sondern dass in jedem Museum sich immer fantastische kleine Geschichten verstecken, die gut für Fun Facts auf Partys. Und ich habe so einen Fun Fact in der letzten Folge gelernt. Ralph. Und zwar, als du mir erklärt hast, wo hier die Ursprünge der Nachrichtenagentur Reuters kommt, nämlich von Brieftauben, die von Brüssel nach Aachen organisiert worden sind.LukasUnd das hat mich ehrlich gesagt ziemlich geflasht.RalphFreut mich. So soll es ja sein. Vielleicht hat es den einen oder anderen da draußen auch geflasht. Wir hatten ja am Ende der Folge auch über die auflagenstärksten Zeitungen ein bisschen gesprochen, wo ich gesagt habe na ja, es gibt da dieses Japanische und das gemeint, dass durch die chinesische Zeitung, also die der Kommunistischen Partei, eigentlich mehr Auflagen haben müsste.RalphIch hab da jetzt mal nachgeguckt und die Parteizeitung heißt Renmin Ribao und die hat eine Auflage von nur 2,5 Millionen Exemplaren.LukasAlles klar?RalphJa, und ich hab nochmal geguckt, weil die New York Times hast ja auch genannt und die New York Times, die hat, wenn man jetzt wirklich alle Abonnenten auch mit dazu nimmt, auch online und so, dann kommt die auf 10 Millionen. Aber im Print ist es dann doch deutlich weniger. Da hat sie nur eine Auflage von knapp 300.000 Stück.LukasDas ist ja weniger als der Spiegel, oder? Ich glaube, der Spiegel hat noch irgendwie acht oder 900.000. Ich glaube.RalphDass die Bild auch deutlich mehr hat. Ich habe mal geguckt. Die auflagenstärksten Zeitungen der Welt und da ist die BILD. Ich möchte jetzt nicht lügen, aber die ist glaube ich, in den Top fünf.LukasHätten wir das auch geklärt. Ähm, genau. Und da du ja in der vergangenen, im vergangenen Monat die Folge vorgestellt hast, das Museum vorgestellt hast, bin ja dieses Mal echt dran.RalphGenau. Hoffentlich mit einer sommerlichen Folgewoche.LukasJa, es ist auf jeden Fall was für ein Städtetrip. Sagen wir's mal so.RalphNa schön, lasse ich mich mal überraschen.LukasHast du weiße Flecken in Deutschland, wo du schon immer mal hinwollte, es aber noch nie warst? Oder Städte, in die du schon immer mal besuchen wolltest, Aber wo du es noch nie geschafft hast.RalphOh, hier jetzt schon einige. Tatsächlich? Ich war zum Beispiel noch nicht in Dresden. Das sind noch auf meiner Liste. Ich war aber auch nicht in der. Wie heißt die Mecklenburgische Seenplatte? War ich auch noch nicht. Und hm. Und ich war zum Beispiel auch noch nicht mal im Schloss Neuschwanstein. Warst du da mal?LukasJa. Also, alles das, was du gesagt hast. Da war ich schon. Und das kann ich auch alles empfehlen. Bis auf Neuschwanstein. Das fand ich nicht so cool. Ein bisschen Disneyland bei mir wars Bremen. Tatsächlich ein bisschen. Beruflich viel unterwegs gewesen. Und ich war ja schon in Deutschland. Echt fast überall. Aber ich war eben noch nicht in Bremen. Für diese Folge bin ich ganz spontan über das Museum gestolpert, weil eigentlich hatte ich einen anderen beruflichen Termin in Bremerhaven und habe mich dazu entschlossen, eine Nacht in Bremen zu verbringen, um mir mal so ein bisschen das Stadtzentrum von Bremen anzuschauen.LukasJa, was weißt du über Bremen, dass ich da.RalphSchon mal war und dass im Stadtzentrum eine Statue der Bremer Stadtmusikanten steht?LukasGenau, Bremer Stadtmusikanten, ganz bekannt. Darüber hinaus ist es der zweitgrößte deutsche Hafen. Man kennt den Roland noch, dass es diese dritter Statue die gibt es übrigens weltweit 27 Mal hab ich nachgeguckt, die ist sehr häufig und sehr gerne kopiert worden. Er ist eine schöne Stadt und ich weiß nicht, Wenn du in Bremen warst, warst du im Schnoor Viertel.RalphNee, ich war das so kurz. Nur ich hab da. Ich war da auch beruflich.LukasAlso das Schnoor Viertel, das ist ein Stadtviertel, was bei Touristen besonders beliebt ist. Das ist total süß. Sind lauter so kleine Häuser, Teehäuser, Läden. Keine Ahnung, was. Manche Gassen sind so eng, dass man da kaum durchkommt. Also, das ist irgendwie so ganz, ganz süßes, mittelalterliches Gässchen Viertel. Und ich bin da natürlich auch durch, weil ich am Spätnachmittag abends noch Zeit dafür hatte und auf einmal stehe ich, bleib ich von dem Haus stehen mit roter Fassade auch ich schätze mal 16. Jahrhundert, 16., 17. Jahrhundert.LukasIrgendwie so was. Und da stehen zwei Leute vor dem Haus, zwei Männer mit so Spitzhüten. Diese historischen Spitzhüte, die man vielleicht kennt. Wenn du an so klassische Piratenhüte denkst, diese Dreieckshüte.RalphNa ja.LukasGenau. Mit zwei, drei Spitz, genau, mit so einem Gehrock usw und so fort. Und ich habe dann rausgefunden, dass dieses Haus früher ein Witwenhaus war, das von bremischen Kaufleuten finanziert wurde. Also das heißt, verarmte Witwen haben da sozusagen Unterkunft kostenlos gefunden. Und heute hat es aber eine ganz andere Funktion. Diese zwei Männer, die da in den Spitzhüten und historischen Ausstattungen vor diesem Museum standen, deren Funktion war, so ein bisschen dich in dieses Haus reinzuführen.LukasUnd ich habe dann mit den Leuten gesprochen, die haben auch geantwortet, wie man im 18. Jahrhundert antworten würde, also schwülstig bis hin zu pittoreske Sprache. Die haben mir dann erklärt, worum es in diesem Haus geht. Ich habe mich dann vorgestellt und gesagt, dass sie DNA machen und was es mit Bitte nicht anfassen soll auf sich hat. Und die fanden es dann ziemlich cool und meinten ja, wir könnten spontan was machen.LukasUnd dann habe ich gesagt Scheiße, ich habe mein Aufnahmegerät vergessen und dann bin ich wirklich zurückgerast zum Hotel, habe das Aufnahmegerät geholt und bin dann wieder hin, habe das Aufnahmegerät angeschaltet und die haben tatsächlich für mich noch ein bisschen länger aufgemacht und haben das ganz spontan für mich ermöglicht, dass ich da eine BNA Folge machen konnte. Also noch mal, noch mal vielen Dank.LukasSo was sich im Inneren dieses Hauses verbirgt. Da haben wir mal ganz kurz in einen Ton rein.RalphDa bin ich ja mal gespannt.(Ton aus dem Geschichtenhaus. Georg, Schauspieler, stellt sein fiktives Bremer Kaffeehaus aus 1810 vor)RalphOkay, machen wir das. Gut. Okay. Das war ja mal strange. Ja, Ja. Also, ich habe mich ja am Anfang gewundert. Okay, sind auch noch andere Leute da. Und das wirkt ja dann irgendwie wie so ein Theaterstück. Aber ist es ja nicht.LukasJa, also du hast schon echt paar gute Schlagworte genannt und was du da gerade gehört, dass das war eine Stelle, aus der aus dem Bremer Geschichtenhaus und das Bremer Geschichten Haus. Das ist eine Mischung aus Museum und Improtheater, was sich um die Stadtgeschichte Bremens dreht und was du da gehört hast. Dass es eine von bis zu sieben Stationen, die es auf drei Stockwerken gibt.LukasUnd alle diese Stationen haben eine Gemeinsamkeit Es gibt eigentlich keine Museumsobjekte, es gibt nur ein bisschen Kulisse. Es gibt dafür aber immer Menschen, die Geschichten aus dieser Zeit nacherzählen. Und was du jetzt gerade gehört hast, das ist der fiktive Kaffeehausbesitzer Georg, der 1810 in das Kaffeehaus einlädt. Also wir sind da zu der Zeit, in der Bremen von von Franzosen besetzt ist, also von napoleonischen Truppen besetzt ist.LukasUnd der erklärt dann zum Beispiel weiter im Ton, aber das dauert noch zu lange. Deswegen hab ich nur den ersten Eindruck da rein gemacht, dass zum Beispiel in Bremen das erste Kaffeehaus im deutschsprachig Raum eröffnet wurde, noch zehn Jahre vor Wien, weil die Wiener ja immer behaupten, dass sie die ersten Kaffeehäuser im deutschsprachigen Raum gehabt hätten. Es stimmt nicht.LukasEs war in Bremen, das lag am Hafen usw und so fort. Genau, genau nimmt das Wien. Und diese Menschen, die wie Georg in diesem Fall die spielen also nicht wirklich historische Menschen nach, die es wirklich gegeben hat. Also das ist kein Fake Napoleon der irgendwas vorstellt, sondern die spielen Menschen nach, die und das ist so ein bisschen das Motto, die es hätte geben können.LukasJa, das ist sozusagen schon mal die erste Idee dieses Bremer Geschichtenhauses. Es gibt aber noch eine zweite Besonderheit und diese Besonderheit soll dir SaraFrucht Mann erklären. SaraFruchtmann ist diejenige, die die Idee des Bremer Geschichtenhauses hatte und die einen ganz besonderen Twist in das Geschichten aus eingebaut hat.Sara FruchtmannWas sie gemeinsam haben, ist Sie waren lange arbeitslos. Wir gehören zu einem Beschäftigungsträger. Das heißt, wir bieten Arbeit an für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Arbeit finden und in dem Rahmen lernt man hier als Darstellerin zu agieren und mit großem Erfolg. Das kommt sehr gut an bei den Besucherinnen.RalphSehr, sehr cool. Ein soziales Projekt, das den Leuten wahrscheinlich dann auch wieder so ein bisschen Selbstvertrauen gibt. Und vor allem sie kommen unter Menschen werden ja auch sozial eingebunden. Finde ich super. Also bin ich jetzt schon Fan.LukasJa, es ist ein tolles Projekt und vor allem Langzeitarbeitslosigkeit ist in Bremen ein Riesenproblem. Davon hat nämlich Bremen überdurchschnittlich viel. Aktuell sind es um die 16.000 Menschen die Langzeitarbeitslos sind. Und statistisch ist es so Je länger du arbeitslos bist, desto schwieriger findest du auch was. Da auch noch mal zu Relation was Langzeitarbeitslosigkeit mit dir macht. Noch mal ein kurzer Ton von SaraFruchtmann.Sara FruchtmannGlücksforscher ordnen lange Arbeitslosigkeit so knapp unter chronischer Krankheit an, wenn es um das Unglück geht, das das mit sich bringt. Und das heißt, eine unserer Aufgaben ist, die Menschen wieder aufzubauen. Das Schöne, wenn man mit Spiel mit Darstellen im Spiel arbeitet, ist das ist ja nichts anderes als Leben. Also einer meiner Lieblingssätze ist Spiel ist konzentriertes Leben. Was tut man schon, wenn man spielt?Sara FruchtmannMan steht, man geht, man lacht, man redet. Alles Dinge, die wir sonst auch tun. Aber in einem, wenn Sie so wollen, in einer kontrollierten Versuchsanordnung. Das heißt, da gibt es Möglichkeiten, das Verhalten, das Selbstempfinden neu auszurichten.RalphJa, kann ich voll nachvollziehen. Klingt total logisch und auch cool. Ich habe eine Frage noch Langzeitarbeitslosigkeit. Also auf welche Dauer geht es dann los?LukasLangzeitarbeitslosigkeit ist natürlich eine Definitionsfrage, aber im Prinzip spricht man davon, Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Das Klientel von SaraFruchtmann. Es sind wirklich Menschen, die mehr als ein Jahr würde ich mal sagen, in der Regel keine Arbeit hatten. Also mehrere Jahre.RalphWas sind das denn für Menschen dann vom Alter her?LukasAlso ich komme da später noch ein bisschen drauf zurück, aber vielleicht jetzt schon mal, die sind vom Alter her. Also als ich da war, würde ich sagen, dass es eher Menschen waren jenseits der 50, wo es womöglich auch aus Altersgründen schon relativ schwierig sein könnte, auf dem ersten Arbeitsmarkt noch mal eine Anstellung zu finden. Also das war, als ich hatte, als ich da war, nicht den Eindruck, dass es jemand gab, der da unter 50 war.LukasAber vielleicht habe ich auch einfach jemanden übersehen. Das war jedenfalls mein Eindruck.RalphUnd das sind alles Leute, die vorher noch keine Erfahrung mit Theater hatten.LukasGenau. In der Regel vielleicht noch mal kurz, um dir das zu erklären. Also SaraFruchtmann ist eigentlich Regisseurin und hat halt fürs Theater und so gearbeitet. Und sie hat aber diese Idee gehabt mit dem Geschichten aus und leitet es seitdem. Und wir sprechen hier seit 18 Jahren hauptberuflich. Ich habe ihr kurz erklärt, dass in diesem großen Haus ursprünglich mal dieses Witwenhaus drin war, wo arme und mittellose Witwen versorgt worden sind.LukasUnd danach war ein Museum zur Stadtgeschichte drin. Das lief aber nicht wirklich und es ging bankrott. Jetzt war aber der Besitzer dieses Hauses immer noch dieser Beschäftigungsträger und da sollte wieder irgendein Projekt rein und vielleicht irgendwas, was auch mit der Stadtgeschichte zu tun hat. Und dann wurde Sara Fruchtmann gefragt, ob sie sich das Haus nicht einfach mal angucken könnte und vielleicht mal so ihre Ideen mitteilen könnte.LukasUnd sie hat man dann im Interview gesagt. Eine Regisseurin, das heißt, ab dem Zeitpunkt, wo sie quasi ein leeres Haus sieht, sieht sie Bühnen und das muss bespielt werden. Und dann war diese Idee geboren. Das heißt, die Leute waren dann relativ schnell begeistert. Es gab am Anfang natürlich einige Bauchlandung, logischerweise, weil es ist natürlich nicht einfach so, aus dem Nichts so ein Improtheater Schrägstrich Museum mit Langzeitarbeitslosen auf die Beine zu stellen.LukasAber eben wie bereits erwähnt, jetzt gibt es Geschichtenhaus, mittlerweile seit 18 Jahren stark. Zu den einzelnen Herausforderungen habe ich Sara Fruchtmann natürlich auch noch mal gefragt.Sara FruchtmannEine Grundschwierigkeit ist, dass sie einem nicht Schauspieler kein Text auf Papier geben können und sagen So, jetzt spricht das mal, als wäre das gerade eingefallen. Wenn Sie in Schauspieler Papier reintun, kommt Leben raus. Und wenn Sie in Nicht Schauspieler Papier reintun, kommt Papier raus oder etwas. Das klingt wie Papier. Konsequenz Wir arbeiten ohne geschriebenen Text. Wir entwickeln die Rollen ausschließlich aus der Improvisation und da, das ist vielleicht spezifisch, fällt dann auch das Problem weg, dass durchaus nicht alle lesen oder unsere Schrift lesen können.Sara FruchtmannUnd es entsteht etwas, das beweglich plastisch genug ist, das man sich dann auf jeden Gast, jede Gruppe, wie sie so reinkommen, einstellen kann.RalphAlso, wenn ich das richtig verstanden habe, ist auch ein Aspekt, also ein Aspekt, warum das so extrem improvisiertes? Weil die Leute halt keine Schauspielerfahrung haben und das einfach besser funktioniert und zweitens, weil sie das an das Klientel anpassen können, das Konzept.LukasGenau, und das hast du am Anfang auch gehört. Bei meinem Beispiel aus dem Kaffeehaus mit Georg, dass er dann gefragt hat Ja, warum sind Frauen im Kaffeehaus? Weil zu dieser damaligen Zeit durften Frauen halt nicht ins Kaffeehaus. Es geht also darum, dass man sich so eine gewisse Bandbreite an Wissen draufschafft. Dazu gibt es, habe ich später auch noch ein paar Töne mitgebracht.LukasWir hören auch noch mal andere Ausschnitte rein. Genau. Also ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber damit eben schon mal weiß, die erzählen ja nicht irgendeinen Stuss. Aber das Prinzip ist Improvisation. Und die Leute, die bleiben auch wirklich in ihrer Rolle. Also egal ob die Menschen am Eingang, die mich dann das Haus reingeholt haben und die mir dann auf schwülstiger Sprache erklärt haben, dass er in dem Podcast schon möglicherweise interessiert sein könnten.LukasOder halt die Person an der Kasse. Also die bleiben da von der Rolle, die haben auch alle ihre Kostüme an und normalerweise ist es so, dass für das Geschichtenhaus 80 Menschen in der Regel arbeiten, also sowohl als Darstellerinnen, aber auch in der Verwaltung oder hinter den Kulissen. Und natürlich ist es so, dass diese Leute dann nicht einfach so ins kalte Wasser reingeschmissen werden.LukasSie sind immer hier. Hast jetzt fünf Texte zu Historisches Material über Bremen, Jetzt such dir eine Figur aus und spielt es dann. Die bekommen auch eine Ausbildung und da kann dir vielleicht auch Sarafruchtbar noch mal kurz was zu erklären.Sara FruchtmannBin heilfroh, dass man niemanden zum Spielen zwingen kann. Das wird nix. Das heißt, ich habe von vornherein keine Chance, irgendwie autoritär zu werden. Der Mensch muss so weit sein und da kriegt hier jeder und jede so viel Zeit, wie er sie braucht. Es ist, glaube ich, noch nie jemand unter drei Monaten ins Spiel gekommen. Aber es hat schon Leute gegeben, die haben zwei Jahre was anderes gemacht.Sara FruchtmannGenau gesagt Ich will gar nicht spielen, ich will hier. Ich finde den Besucher im Service toll und ich denk nicht dran, vor Publikum spielend aufzutreten. Nach zwei Jahren kamen sie plötzlich und sagten Ich würd jetzt doch ganz gerne mal ne Rolle spielen.RalphAlso die bekommen eine Ausbildung im Sinne von so eine Schauspielausbildung.LukasAlso Improausbildung genau, oder Improausbildung.RalphJa stimmt, ist auch was anderes, aber nur.LukasWenn die das halt auch wollen. Also natürlich, wenn die im Geschichtenhaus mitarbeiten wollen, dann müssen die auch was machen und die müssen auch in der Regel Kostüme zumindest anhaben oder irgendwie so was, weil das ist halt die Idee von dem Geschichtenhaus. Also da laufen halt nur historische Persönlichkeiten rum. Letztlich aber ob die spielen wollen oder nicht, das bleibt ihnen überlassen.LukasUnd das ist natürlich schon krass. Jetzt überleg dir mal, du bist irgendwie lange arbeitslos, du bist jenseits der 50, du hast irgendwie keine Ahnung. Also ich kann mir vorstellen, ich bin nicht in der Situation, aber ich kann mir vorstellen, dass das natürlich einiges an dem Selbstbewusstsein macht und noch an einem Selbstwert möglicherweise. Und dann stellst du dich auf einmal vor wildfremde Menschen hin und imitierst eine historische Persönlichkeit.LukasDas finde ich schon ziemlich krass.RalphJa, finde ich auch. Mein größter Respekt dafür. Wie ist das denn mit den Leuten? Du hast jetzt die ganze Zeit von diesen Langzeitarbeitslosen gesprochen. Sind die dann trotzdem nach wie vor langzeitarbeitslos oder sind die beschäftigt, also angestellt in diesen Geschichten aus. Wie ist das?LukasAlso die sind nicht Angestellten im Geschichtenhaus, weil das ja von dem Beschäftigungsträger ist. Das heißt, die Idee ist, dass die über dieses Geschichtenhaus und über die Darstellung als Skills erwerben, also im Sinne von mit Menschen reden, also eigentlich klassische Dienstleistung, Skills auf Menschen, eigenen Kundenkontakt usw und so fort. Die trainieren ihre Stimme und das soll eine Weiterbildungsmaßnahme sein, die dann wiederum den Staat zurück auf den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht?RalphDenn ja.LukasJa und vielleicht noch mal ganz kurz zum Aufbau. So ein bisschen habe ich es ja schon anklingen lassen. Also du gehst da rein, nachdem ich diese Leute da erfolgreich angeworben haben. Bei mir hat das gut geklappt, dann gehst du erst mal sonst ein Souterrain, Das ist so ein Felsenkeller und der ist auch. Also das ist doch dieses ganze historische Mauerwerk und so was.LukasDu siehst einfach sofort, Du bist in so einem spätmittelalterlichen Gebäude und dann warten die Leute, bis eine Gruppe zusammenkommt und dann geht es durch diese drei Stockwerke durch und da gibt es bis zu sieben Spielstätten. Normalerweise hätten die mehr Geschichten, aber mehr als sieben, da hält keiner aus. Also weil das dauert dann einfach zu lang. Und insgesamt würde ich mal sagen, dass du je nach Gruppe, je nach Interaktionen zwischen zwei und drei Stunden drin bist.RalphJa.LukasGenau, weil ich für den eigentlichen Start der Führung zu spät gekommen bin. Ich habe dir erklärt, dass das eine total spontane Aktion war. Habe ich leider nur das dritte Stockwerk mitbekommen. Das hat aber gereicht, weil ich, während ich auf die eigentliche Gruppe gewartet habe, das heißt die Gruppe, die du am Anfang gehört hast. Im Kaffeehaus habe ich mich so ein bisschen mit den Darstellern unterhalten können, die im dritten Stockwerk waren und die sich auf ihre Rollen vorbereitet haben.(Darstellerinnen beschreiben ihre Kostüme und ihre Vorbereitung. Einmal ist ein Kostüm von 1821, dann von 1910, am Ende werden wir drauf hingeweisen, dass wir uns zu laut unterhalte haben)RalphSolltet ihr leise sein?LukasJa, wir. Waren zu laut. Ist es auch so. Ein mittelalterlicher Holzdielen Boden, Der halt knarzt. Alles mögliche. Nur Gäste sind dann das Treppenhaus hoch und ja, möglicherweise hat man uns halt gehört und der, der seinem Ende zu es ein bisschen zurück gewiesen hat. Es war dann Georg. Also das hat derjenige, der da der Schauspieler war, der Kaffeehausbesitzer.RalphJa und wie ist das, wenn man da jetzt so durchgeht? Ich habe es noch nicht ganz verstanden, Ich hab nur verstanden, Es dauert halt 2 bis 3 Stunden und man geht da durch mehrere Räume bzw Stockwerke. Äh, und dann setzt man sich hin, wie bei deinem ersten Ton. Oder steht man dann oder.LukasIn der Regel sitzt man und dann dann kommt der Darsteller, die Darstellerin rein in einem Kostüm und erzählt halt eine Geschichte. Und damit du dir das noch mal besser vorstellen kannst, hab ich natürlich noch mal eine zweite Szene mitgebracht. Das ist die Szene, die auf das Kaffeehaus, äh, danach gefolgt ist. Im Nachhinein werde ich dir noch so ein bisschen erklären lassen nach dem Ton, warum ich, also was ich besonders cool an dieser Szene find einen Platz.Anna (DarstellerinUnter also bitte schön jetzt.Ja, schön, dass ihr mich besuchen kommt. Seit ihr den Bremer? Ja noch nicht. Bremer Ich auch nicht mehr da.Nicht draufgekommen.Ja, die Liebe hat mich hier nach Bremen geführt. Mein Mann, der Johann Lang und ich, wir haben uns in Leipzig bei der Messe kennengelernt. Der arbeitet hier beim Schiffsbau und brauchte noch Teile für sein Schiff. Und als wir uns sahen, haben wir uns doch gleich ineinander verliebt. Und er fragte mich Anna, möchtest du mit mir nach Bremen kommen?Ja, sagte ich, und so waren wir hier schon viele Jahre hier in Bremen, in Babelsberg Straße und gegenüber wohnte meine Nachbarin, die geheiratet. Bisher war schon Bescheid. Ich hab mich ja, ja, sie wollte ja mit den Johann Miltenberg, den Zack war Meister mit 21 verheiratet, damit sie in höhere Kreise kommt. Aber ich kann euch verraten, diese Ehe, die war alles andere aber nicht gut. Jeden Abend ist er in die Schenke, hat das Geld besoffen und verspielt. Und wenn man nach Hause kam, haben sie geschlagen und beschimpft. Und mit dem hatte sie ja auch noch drei Kinder.RalphHmmm, ja, wahrscheinlich spricht sie von einer historischen Persönlichkeit, die ich jetzt zumindest nicht kenne.LukasGenau. Und ich finde, dass das zweite nicht werde jetzt gleich zu dieser historischen Persönlichkeit noch mehr erzählen. Aber ich finde, dass du hier dieses Konzept supergut mitbekommst. Was du. Die Idee ist, wie die Leute ihre Rolle entwickeln, Denn Anna kommt und das hast du mal Dialekt al gehört aus Sachsen. Und jetzt ist es natürlich so, dass eine historische Figur, die in Bremen ist, womöglich mit einem sächsischen Dialekt halt irgendwie auffallen würde und deswegen hat sie für die Entwicklung ihrer historischen Figur ihren eigenen Dialekt halt so ein bisschen mit in die Waagschale geworfen und hat die Geschichte erzählt, dass sie ihren Mann 1820 auf der Messe in Leipzig kennengelernt hat und es sehr sie mitgenommen hat.LukasUnd in dieser Rolle ist sie auch gleichzeitig nicht nur die Ehefrau, sondern auch so eine Tante, die strickt auch die ganze Zeit. Währenddessen hat schon so so ein schwarz weißes Kleid an und sitzt da auf ihrem Holzschemel und erklärt immer so nebenbei sie will ja eigentlich gar nicht tratschen, aber das habe ich mitbekommen. Eigentlich will ich ja auch da nicht raten, aber das habe ich mitbekommen.LukasDas ist halt total sympathischen total lieb und sie geht halt auch wirklich mit dem mit dem Publikum in Kontakt. Gesche Gottfried. Was es damit auf sich hat, weil man da auch mal sieht, wie die Geschichten so entwickelt werden. Also es geht darum, sie ist die fiktive Nachbarin von Gesche Gottfried und weil sie halt auch so ein bisschen so ein Waschweib ist, kriegt sie den ganzen Gossip aus den Straßen mit.LukasWas man über Gesche Gottfried weiß: Sie ist eine Serienmörderin, die 15 Menschen vergiftet hat und dann 1831 hingerichtet wurde, nachdem man vier Jahre später die Mordserie nachweisen konnte. Sie wurde auch Engel von Bremen bezeichnet, weil die Leute ursprünglich alle Mitleid hatten, dass es so viele Leute in ihrem Familien und Bekanntenkreis verloren hat. Bis man halt mitbekommen hat, dass sie diejenige, die es tat, alle Genau.LukasAlso es ist jetzt irgendwie lustig, aber damals irgendwie ziemlich krass. Also die hat von 18, 12 bis 18 17 nahezu wahllos Arsen an Menschen verteilt und sehr viele verletzt, womöglich auch Menschen getötet, von dem man das gar nicht weiß. Und es gibt zwei so Mordserien und in ihrer ersten Mordserie hat sie jeweils zwei Ehemänner umgebracht mit Arsen. Ihre Mutter, ihren Vater, ihren Bruder, zwei Töchter und ein Sohn.LukasDas sei die erste Mordserie. Dann hat sie ein paar Jahre aufgehört, und dann hat sie sich damals von einer Magd sogenannte Mäusebutter holen lassen. Das ist Butter, die zu einem Teil aus Arsen bestand und mit der man dann teilweise Mäuse vergiften wollte als Mausefalle. Und da sind auch insgesamt ihr Verlobter und Freundinnen und Freunde draufgegangen. Also ziemlich krass, ja.LukasIrgendwann hat ihr Vermieter mal Verdacht geschöpft, als er im Schinken so kleine weiße Körner gefunden hat und die hat er dann zu untersuchen geschickt und dabei kam raus, dass das Arsen ist. Dann ist halt festgenommen worden. Ihre Hinrichtung war dann 1831 durch das Schafott und das sind 35.000 Menschen gekommen. Und diese Hinrichtung war die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen.LukasUnd seitdem ist diese Gottfried ein bisschen so, ja, historisches True Crime Format. Also es gibt auch Theaterstücke und Filme und auch Hörspiele und keine Ahnung was. Also es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Persönlichkeit. Und Anna also, die du da gehört hast, die möchte halt einfach so das Waschweib sein, die halt das alles mitgekriegt hat. Und dann sagt sie mir wusste das ja nett und dachte immer, dass sie so gut ist und dann hat die so tragisch alle Menschen verloren und ja, aber dann ist rausgekommen, dass sie das war uns so weiter und so fort.LukasAlso die gehen voll in ihrer Rolle auf, aber alle, die da arbeiten, das ist echt cool.RalphUnd geht man da chronologisch durch dieses Gebäude, durch die Räume, weil dem Georg war 1810 glaube ich, habe ich in Erinnerung, jetzt immer schon ein bisschen weiter.LukasIn der Regel ist es so, dass das Ganze vor dem 30-jährigen Krieg beginnt und dann glaube ich, nach dem Ersten Weltkrieg aufhört. Ah ja, ich hoffe, dass Sie da keinen kein Schmarrn erzählt hab. Da muss ich noch mal nachfragen, aber so ungefähr. Also genau, man geht auf jeden Fall chronologisch durch.RalphHmm.LukasZum Abschluss noch mal möchte ich dir noch einen Ton von SaraFruchtmann nicht vorenthalten, weil ich glaube das in dem Ton, dass sie das noch mal sehr schön zusammenfasst, worum es bei diesem Projekt eigentlich geht.Sara FruchtmannHier packen Leute was an, was sie nie gedacht hätten, dass sie das machen, nie geglaubt hätten, dass sie das können. Wir werden mächtig unterstützt von uns, kriegen jede Menge Training. Aber sie schaffen etwas, das in ihrem Leben noch nie vorgekommen ist. Überwinden natürlich auch Angst. Publikum ist kann was Furchterregende sein?RalphDas glaube ich auch. Also das klingt total anders. Kann ich mir richtig gut vorstellen, dass das einfach ein Projektes, an dem die Leute, die daran teilnehmen, wachsen können und wo die viel mitnehmen können, sei es für für die künftige Arbeit. Mal schauen. Aber auf jeden Fall auch fürs Persönliche.LukasAlso ich kann das Geschichten aus jedem empfehlen. Also ich habe ja nur zwei Stationen mitbekommen, aber die waren cool genug. Also wenn ich das nächste Mal in Bremen bin, dann mache ich da auf jeden Fall eine komplette Tour mit. Es ist auch sehr gut besucht. Also vor Corona waren es 40.000 Menschen pro Jahr, da gehen die jetzt wieder so ein bisschen hin.LukasIm Schnitt kommen 100 Leute am Tag, die da eine Führung wollen und das ist natürlich schon cool. Also ist auch immer gut geöffnet, das heißt ganz zu ganz normalen Bürozeiten.RalphAlso ich find halt was, was du mir und uns jetzt vorgestellt hast. Ich finde, dass das so eine solche Technik auch ist, die sich ruhig auch andere Museen vielleicht angucken könnten und vielleicht übernehmen könnten, weil es könnte man ja locker auch in Museumskontext von also von einem regulären Museum oder von einer Galerie oder was weiß ich was übernehmen.LukasVoll Also es ist immer noch ein bundesweit einmaliges Projekt und das finde ich echt krass, weil es funktioniert ja super. Also da sind mehrere 1000 Menschen durch dieses Improtheater Schauspielprogramm durchgegangen und viele haben halt auch Jobs gefunden. Also SaraFruchtmann hat mir erklärt, also nicht jeder findet was, das ist ganz klar. Nur weil die da spielen, heißt es nicht, dass sie dann drei Monate später ihren Traumjob finden.LukasAber es gibt halt auch so Biografien von Menschen. Das hat ne SaraFruchtmann erzählt. Da dachte sie, der findet nie was. Und dann hat er was gefunden. Und da hat dieses Projekt einfach so viel Selbstbewusstsein gegeben, dass der halt dann auch ganz anders zum Beispiel in Bewerbungen reingegangen ist und ganz anders sich halt auch verkaufen konnte. Ja, das ist halt schon super.LukasAlso ich versteh's nicht, warum es das nicht häufiger gibt. Und ich denk mir, dass viele Stadtmuseen von solchen Initiativen echt profitieren könnten, weil ich glaube, dass gerade bei Stadtmuseen, die haben ja manchmal so ein Nimbus, so ein bisschen antiquiert zu sein und ich finde, das ist halt irgendwie superk cool, wie du einfach mit mit wenig Geld. Also es ist sehr, sehr, sehr viel Aufwand.LukasEs ist ja nicht wenig Aufwand, aber es ist halt irgendwie Aufwand, der halt vielen Menschen sehr viel Gutes bringt, weil die Gäste haben ne tolle Führung. Ich glaube, dass das viel kurzweiliger ist als alle anderen Museen. Die Menschen haben was davon, weil die was Gutes bekommen und die Museumslandschaft wird wird reicher. Um dieses Projekt also von daher ich kann das.LukasIch kann das nur raten, wenn hier Leute zuhören im Museumskontext, die sich überlegen Hey, wie können wir unsere Ausstellung sozialer gestalten, wie könnten wir vielleicht auch ein Projekt mit Langzeitarbeitslosen machen oder so was? Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass man das analog zum Bremer Geschichtenhaus machen kann. Und ich glaube auch so wie SaraFruchtmann einschätzt, dass sie auch wirklich sehr kooperationsbereit wär und auch gerne ihre Erfahrungen weitergeben würde, sage ich jetzt einfach mal Frau Fuchtel, wenn Sie das wirklich.RalphJa, schön, schön. Ja, vielen Dank für dieses mal andere Haus, das du jetzt heut vorgestellt hast. Also mich würde es auch reizen. Ich würde auch hingehen. Also eine Frage habe ich noch, weil ich ja immer so ein bisschen so ein schüchterner Typ bin. Du kommst da hin und du würdest ja gefragt, wie du heißt und würde auch so ein bisschen fragen ans Publikum gibt es da und so, aber man hat da jetzt nicht so viel, wie soll ich sagen Interaktion oder wird da irgendwie im Mittelpunkt gestellt als Besucher, Besucherin oder doch.LukasDoch, die gibt es dann auch, als sie. Die Leute interagieren auch mit dir, die sind ja Impro geschult, das heißt die also das heißt natürlich, die reden mit dir und du redest auch mit denen. Du kannst sie noch fragen, Die Hemmschwelle ist sehr niedrig. Also noch mal, ich habe nicht alles dazu mitbekommen. Ja, das heißt, ich kann da nur von meiner Erfahrung sprechen.LukasUnd natürlich war das dann irgendwie erst mal wird, wenn ich dann von diesem Kaffeehaus Georg angesprochen werde, aber das ist so schnell, das ist eine total entspannt und total lockere Atmosphäre.RalphJa schön.LukasJa, dann so viel zum Bremer Geschichtenhaus. Ich habe meinen Soll erfüllt für diese Folge. Und Ralph, wir haben ja für den September ein kleines Special vorbereitet, und zwar können sich ja die Hörenden von Bitte nicht anfassen auf eine Kooperation freuen und auf eine sehr große Kooperation dieses Mal Vielleicht kannst du ein bisschen was dazu erzählen.RalphJa, und zwar haben wir uns gedacht, wir gehen doch mal eine Kooperation mit einem Museumsverbund ein, der mehrere Museen und das sich eben verbindet und wir werden mal ein bisschen was anderes machen. Also keine Sorge, Leute, es bleibt schon noch. Bitte nicht anfassen. Und wir besuchen abwechselnd Museen und stellen das dann dem anderen vor. Aber es wird dann doch irgendwie die eine oder andere Überraschung dabei geben.RalphIch möchte nicht zu viel verraten, aber im Monat September werden wir wahrscheinlich mehr als eine Folge veröffentlichen. Das wird jetzt mal intensiver für euch alle.LukasDas ist richtig. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf dieses Projekt und sind natürlich dann auch gespannt, wenn ihr zum Beispiel Feedback zu dieser Folge habt. Vielleicht, wenn ihr auch ähnliche Ideen kennt. Museumsinitiativen. Irgendwie ist das ein rechter. Meldet euch gerne bei uns, wir bauen es gerne mit ein oder lass uns davon auch gerne inspirieren. Und natürlich wie immer der Aufruf Wenn euch bitte nichts anfassen gefällt, dann bewertet uns, schickt uns weiter, abonniert uns.LukasDas ist für uns ganz wichtig, damit wir auch Reichweite bekommen und auch möglichst viele Menschen von diesen kleinen Museen und den tollen Geschichten profitieren können.RalphSo ist es. Dann entlasse ich euch alle mal in den Feierabend oder in den Tag, wo noch immer ihr das hört. Und wir wiederum hören uns dann im September Zack, Tschüss.Der Beitrag Über eine Giftmörderin und wie der Kaffee nach Deutschland kam – das Bremer Geschichtenhaus erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. 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01.08.24 • 34:57
BITTE NICHT ANFASSEN! #32 – Das Internationale Zeitungsmuseum Aachen Show Notes Oscar liebt Zeitungen und Reisen. Auf Arbeit hat er nicht so Lust. Als er mit Ende 30 eine reiche Frau kennenlernt, die ihm das Ja-Wort gibt und auch noch für ihn sorgt, gibt er seinen Job auf und begibt sich auf Dauerurlaub. Von überallher bringt er insgesamt 80.000 (!) Zeitungen mit und eröffnet damit ein Museum in Aachen. Mehr als 120 Jahre nach seinem Tod wird das Museum heute fortgesetzt von dem Historiker Andreas Düspohl. Er gibt Einblicke in alte Zeitungsexemplare, erzählt von Paul Julius Reuter, der mit Hilfe von Brieftauben sein Nachrichten-Imperium aufgebaut hat, und erklärt uns, welchen geschichtlichen Wert Kleinanzeigen haben. Und ja, es ist das älteste Museum, das wir bislang besucht haben! #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Aachen #zeitung #reuters #Presse #Geschichte ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Offizielle Homepage der Insel Tristan da Cunha: https://www.tristandc.com/index.php Hier liegt Tristan da Cunha: https://www.google.com/maps/place/Tristan+da+Cunha/@-36.8447867,-12.1307037,10z/data=!4m6!3m5!1s0x25a3b1a1af6dc9b:0x69ee2d95dc98aedb!8m2!3d-37.1052489!4d-12.2776838!16zL20vMDdxNDg?entry=ttu Über die Namensherkunft von Zeitung: https://taz.de/Das-gedruckte-Wort-in-digitalen-Zeiten/!5536196/ Artikel über die erste Tageszeitung der Welt “Einkommende Nachrichten”: https://www.grin.com/document/134011?lang=en Weitere Infos über Oscar von Forckenbeck: https://rp-online.de/nrw/staedte/wassenberg/walter-bienen-ueber-oskar-von-forckenbeck_aid-24134519 Wikipedia Artikel zu Paul Julius Reuter: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Julius_Reuter Das meistgesprochene Wort der Welt: https://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article11856002/Der-Siegeszug-von-O-K.html Auflagenstärkste Zeitungen (Stand 2016 – hier taucht auch die Zeitung der Kommunistischen Partei China auf): https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_newspapers_by_circulation Artikel über Zeitungen und Zeitschriften: https://www.historia.net/de-de/geschenke-ratgeber/zeitung-vom-tag-der-geburt-verschenken/was-ist-der-unterschied-zwischen-zeitung-und-zeitschrift/#:~:text=Zeitungen%20und%20Zeitschriften%20im%20Vergleich,Inhalte%20zu%20bestimmten%20Themen%20bieten. ~~~~~~~ Infos zum Museum: Internationales Zeitungsmuseum Pontstraße 13 52062 Aachen www.izm.de~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Andreas Düspohl Da geht es um die Arbeit von Presseagenturen, die interessanterweise ja zurückgehen auf Paul Julius Reuter, der sein weltweites Geschäft in Aachen gestartet hat, weil er hier Brieftauben gemietet hat, mit denen er ein Loch in dem europäischen Telegraphennetz zwischen Aachen und Brüssel überbrücken konnte. (Jingle) Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von Escucha. Ralph Hallihallo, liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Museumsbesuche oder auch ungepflegtne Museumsbesuche. Herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Mein Name ist Ralph. Lukas Und mein Name ist Lukas und wir stellen euch in diesem Podcast einmal im Monat schräge, skurrile Alternative, aber durchaus liebenswerte Museen vor und verbinden das immer mit größeren Geschichten. Denn jedes kleine Museum hat echt ganz viele Dinge zu erzählen. Ganz viele tolle Geschichten zu erzählen. Und ja, das ist so unser Konzept. Ralph Und das vergangene, liebenswerte Museum. Das war ja das Rauchermuseum in Paris, das du mir vorgestellt hast. Und ich habe da mitgenommen, dass es ja um die Geschichte des Tabaks in Europa auch ging und wie dort Rauchen salonfähig geworden ist bzw. ja auch in der Medizin so seine Anwendung gefunden hat. Lukas Genau. Also seine zwielichtige Anwendung, wenn man das so sagen kann. Aber genau darum ging es genau. Ralph Und dann warst du ja noch in einer Zigarrenmanufaktur. Lukas Genau richtig. Ralph In dieser Folge bin ich wieder dran. Lukas Das heißt, ich kann mich zurücklehnen. Ralph Ja, also in der vergangenen Folge ging es ja ums Rauchen und um Rauchen als Medizin zum Teil ja auch. Und in dieser Folge geht es am Rande auch um Rauchen. Beziehungsweise möchte ich da damit einsteigen, denn Zigaretten wurden ja nicht nur geraucht, sondern auch für andere Dinge verwendet. Und da habe ich gleich einen Ton mitgebracht vom Museumsleiter, also vom Museum, wo ich war, nämlich Andreas Düspohl. Ralph Und das klingt dann so Andreas Düspohl Hier eine interessante Zeitung. The Tristan Times, das ist eine Zeitung von der Insel Tristan, der Kutscher, das ist eine Inselgruppe zwischen Südafrika und der Antarktis. Da braucht man eine Woche, um dahin zu kommen. Kommt man auf Schiffe nicht mit einem Flugzeug? Und interessant ist, dass hier der Preis der Zeitung angegeben ist. Sie sehen es hier drei Zigaretten oder vier Kartoffeln, und das ist so ein bisschen selbstironisch, weil auf der Insel wächst nicht viel anderes als Kartoffeln und deswegen gibt es die da zu Hauf. Ist ja auch nur ein DIN A4 Format, das mit der Schreibmaschine geschrieben ist. Aber das ist so ganz interessant, dass wir tatsächlich diese Zeitungen, von denen wir nicht wissen, wie sie zu uns gekommen sind, in unseren Beständen drin haben. Lukas Okay, also, Tristan da Cunha Es geht um diese Insel. Ähm, es geht um die Zeitung. Und es geht darum, dass Zigaretten als Handelsware genutzt wurden. Bzw. Als Währung. Was man ja auch kennt. Gerade von zum Beispiel dass Deutsche nach dem Jahr der Deutschen, nach dem zweiten Weltkrieg und nach der Inflation. War ja auch eine Art Zigarettenwerbung. Okay, und was ich so mitbekommen habe der der Museumsleiter bzw. die Person, mit der du dich dann gehalten hast, hat dir gezeigt, dass es eines von vielen Exemplaren ist. Das heißt, ich gehe mal davon aus, dass das, dass der Protagonist dieser Folge die Zeitung ist. Ralph Ja richtig, 100 Punkte. Ja, ich war im Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen und die Tristan Times, von der er gerade gesprochen hat, also diese Zeitungsausgabe, das ist nur eine von rund 400.000 Zeitungen, die das Museum beherbergt. Es sind dort aber nicht nur Zeitungen aus verschiedenen Ländern ausgestellt, sondern es geht auch um die Geschichte der Zeitungen. Also wieder mal ein Geschichtsthema heute. Und kurz zum Begriff Zeitung kommt aus dem Mittelhochdeutschen zidunge, was so viel bedeutet wie Botschaft, Nachricht und Nachricht wiederum kommt von Nachrichtung, also etwas, nach dem man sich zu richten hat. Lukas Ah, okay. Ralph Und was verstehen wir heutzutage unter einer Zeitung? Ich habe mal geguckt, was es für Definitionen gibt und so. Die gängige Definition lautet, dass eine Zeitung ein Druckwerk ist, das in regelmäßigen Abständen erscheint mit nachrichtlichen bzw. aktuellem Inhalt. Daran orientiert sich auch dieses Museum. So, jetzt ist es aber so, dass die Zeitungen nicht einfach plötzlich da waren, sondern die müssen ja irgendwie entstanden sein und die sind ja, man könnte sagen Seite für Seite gewachsen, nämlich aus Flugblättern. Dazu Andreas Düspohl: Andreas Düspohl Eines unserer ältesten Blätter ist dieses Flugblatt hier von 1577. Da hat dann ein Drucker für ein Ereignis einen Kupferstich mit ein bisschen Schrift einmal in den Druckstock eingegeben und hat das dann verkauft. Und Leute haben das dann gelesen. Und aus diesen ja ab und an erscheinenden Flugblättern hat sich dann irgendwann jemand gedacht, man könnte doch auch so was jeden in regelmäßigen Abständen herausbringen in einer Sammlung. Und daraus ist dann die älteste Zeitung entstanden. Sehen Sie hier die Relation aus Straßburg, dass die älteste Zeitung der Welt das ist die älteste Zeitung der Welt ist allerdings in diesem Fall ein Faksimile und kein Original ist leider nicht mehr so häufig vorhanden auf der Welt. Ralph Und diese erste Zeitung, die da rausgekommen ist, das war dann im Jahr 1605 und die erschien dann wöchentlich so und dann haben sich halt im Laufe der der nächsten Jahrzehnte diese Zeitungen in anderen Ländern auch verbreitet und es dauert dann genau 45 Jahre, also 1650 ist es dann so weit, dass die erste Tageszeitung der Welt erscheint. Die trägt den Namen Einkommende Zeitungen und es ist nicht ganz sicher, aber sehr wahrscheinlich, dass diese Zeitung in Leipzig gedruckt worden ist. Und jede Ausgabe bestand aus insgesamt vier Seiten. Warum Leipzig? Leipzig war eben damals schon eine sehr verkehrsgünstig gelegene Stadt. Die Regierung dort war nicht so stark am Zensieren wie beispielsweise in Frankfurt, habe ich gelesen und es gab dort auch schon viele Messen, die ja dann auch schon Zeitungen bzw. Zeitschriften dann an die Besucher rausgegeben haben. Lukas Weil du das gerade mit Leipzig und der ältesten Zeitung angesprochen hast. Ich habe vor kurzem gelesen, dass ja die älteste Zeitung, die heutzutage noch erscheint, glaube ich, die Wiener Zeitung ist. Oder wie viel älter ist sie dann? Weil die erscheint ja noch. Ich nehme an, die in Leipzig erscheint heute nicht mehr. Ralph Die in Leipzig erscheint heute nicht mehr. Und du hast recht, die Wiener Zeitung ist die älteste, noch veröffentlichte Zeitung und die wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet, also 1705 oder zehn oder so, okay, wir wissen es ja. Bis heute gibt es Zeitungen, also die Druckverfahren haben sich verbessert, es wurde günstiger. Der Umfang der Zeitungen nahm dann dementsprechend auch zu. Und heutzutage gibt es ja auch noch Zeitungen und ich möchte auf ein bestimmtes Jahr in der Vergangenheit zurück, nämlich auf das Jahr 1854. Da war ein Deutscher im Urlaub in den Niederlanden und auf dem Boden eines Schiffs hat er eine alte Zeitung liegen gesehen, die zum Einwickeln von Fisch benutzt worden ist. Und da hat er sich gedacht: “Na ja, also für so was sind mir irgendwie die Zeitungen zu schade. Ich fange mal an, die zu sammeln, dass er nicht einfach die ganze Zeit Zeitungen weggeschmissen werden.” Ja, und 170 Jahre später hängt dann von diesem einen deutschen Urlauber ein Bildnis im Zeitungsmuseum, das ich besucht habe. Denn dieser Mann ist Oscar von Forckenbeck und der Gründungsvater des besagten Museums. Lukas Dann ist das ein Museum mit sehr, sehr langer Tradition. Ralph Hm, ja, und ich stand dort mit Andreas Düspohl und habe ihn auch gefragt, was denn Oscar von Forckenbeck so für ein Typ war. Und das hat er gesagt: Andreas Düspohl Da sehen wir ihn. Er hat also Jura studiert und war Amtmann in Rheine und war damit sehr unglücklich. Also dieses Verwaltungsbeamten da sein, das hat ihm nicht gefallen. Er ist kein gebürtiger Aachener gewesen. Also er kam aus Wassenberg, und er ist dann halt durch die Umstände seiner seiner Tätigkeit ist er dann in Aachen gestrandet, sozusagen. Er hat erst so im lokalen Bereich angefangen, Zeitungen zu sammeln, hat sich damit beschäftigt, hat versucht, hier in Aachen einen Lesesaal einzurichten und hat dazu alle möglichen Verleger angeschrieben und hat auch relativ schnell einen ganz guten Fundus gehabt. Aber irgendwann hat er seinen Fokus auf das Internationale ausgeweitet. Und da kam es ihm. Da kam es den ihm sehr zupass, dass er, wie wir heute sagen würden, glücklich geheiratet hat. Maria Packenius. Die brachte eine stattliche Mitgift in die Ehe rein, und fortan ist Oscar von Forckenbeck dann in der Weltgeschichte herumgereist, war in ganz vielen Ländern und hat von dort Zeitungen mitgebracht, sehr zum Verdruss seiner Ehefrau. Die hat ihn kaum noch gesehen. Lukas Der Wild, also jemand, der Verwaltungsbeamter war, darauf kein Bock mehr hat, dann sehr reich heiratet, um den Rest seines Lebens womöglich den Großteil seines Lebens damit verbringt, durch die Weltgeschichte zu reisen und Zeitungen zu sammeln, muss man sich auch leisten können. Ralph Ja, auf jeden Fall. Ich habe da auch ein bisschen in der Biografie von ihm gelesen. Der war wirklich, wie soll ich sagen, da wirklich oft in seinem Leben sehr unglücklich mit der Situation, hat dann auch ein paar Umzüge hinter sich gehabt und als er dann eben geheiratet hat, war das so irgendwie. Seine Probleme Lösung dann, dass er jetzt nicht mehr arbeiten musste und dass er viel herumreisen konnte, was so seine Leidenschaft war. Er hat dann auch zu Hause sehr viel gelesen und eine Bibliothek aufgebaut. Und ja, das Verhältnis zu seiner Frau aus dem, was ich so gelesen habe, scheint das ja nicht das innigste zu sein. Meine war oft unterwegs, auch eben ohne Frau. Sie haben zwar über Briefe kommuniziert, aber ja, das war ein schwieriges Verhältnis. Lukas Aber der hat dann die ganzen internationalen Zeitungen, die ganzen Sammelobjekte nach Aachen gebracht. Ralph Richtig, Der hat dann in Aachen in den 1880ern das Zeitungsmuseum gegründet, was seine Frau dann vielleicht auch gar nicht schlecht fand, weil dann sind die Zeitungen quasi aus seinem Haus in dieses Museum ausgelagert worden und er hat dann auch mit Gründung dieses Zeitungsmuseums eine gleichnamige Zeitschrift veröffentlicht. Zeit seines Lebens hat er dann diese Zeitungen gesammelt und solange es ihm noch einigermaßen gut ging, denn er hat ja auch lange Jahrzehnte Rheuma, muss man sagen, hat er halt dann diese Sammlung weiter aufgebaut. 1898 ist er dann gestorben an Magenkrebs. Er hat dann insgesamt 80.000 Zeitungen schon beisammen gehabt, die, die er ja quasi seiner Witwe vermacht hatte. Und die wiederum hat gesagt Ja, das schenke ich der Stadt Aachen und die Stadt Aachen, die war erst mal nicht so happy drüber, weil die hat sich überlegt, wo kommen jetzt diese ganzen Zeitungen hin? Dann haben sich aber schon Plätze gefunden. Das wurde dann also hat dann öfter so den den Platz auch gewechselt. Also es war nicht von Anfang an in dem Museum in dem ich war, sondern erst 1923 ist das dann an den heutigen Standort gekommen. Kurz zum Standort der – Wer sich da auskennt oder Bock hat, halt da hinzufahren – Das Zeitungsmuseum ist sehr im Zentrum. Ralph Ich würde sagen, wenige 100 Meter vom Rathausplatz entfernt in der Pontstraße. Eine also eine ganz wichtige Studentenstraße. Lukas Wenn man sich, du kennst dich in Aachen ja gut aus. Wenn man sich also mal Dom oder Rathaus angucken will, kann man auch einen Abstecher zum Zeitungsmuseum machen. Ralph Genau. Lukas Ja, ich würde auch sagen, also ich glaube, das ist damit auch das älteste existierende Museum, was Sie bislang vorgestellt haben. Kann es sein? Mir würde jetzt keins einfallen, was noch älter ist, weil wenn es 1870 gegründet wurde, dann ist es doch jetzt mit Abstand sogar das älteste Museum, was Sie bislang vorgestellt haben? Lukas Ja, aber. Also für so Alltagsmuseen ist doch 1880 extrem früh. Das sind ja keine Kunstgalerien. Ralph Nee, nee, stimmt schon. Äh, ja, du hast recht, weil wir haben ja oft private Sammler, die dann daraus ein Museum machen. Das ist natürlich dann sehr jung. Ja, gut, wir hatten das Museum Ville Montagne, wo ich jetzt gerade dran denk. Lukas Aber das ist ja nicht 1880, da haben die doch noch mal mehr abgebaut. Ralph Na ja, ne, stimmt, hast recht. Lukas Weil Altenberg gab es ja bis 1900. 00:13:06:05 – 00:13:20:00 Lukas Ich bin mir ziemlich sicher, dass es für unsere Serie mit Abstand das bislang älteste Museum ist. Aber wir können ja mal noch mal alle Museen durchgehen und dann geben wir euch bei der nächsten Folge Bescheid, ob es sich hier auch wirklich um das älteste Museum handelt. Ralph So machen wir es. Dann kommen wir zurück zum Museum. Was ich nämlich auch ganz interessant fand, dass Aachen ja in der Geschichte des Nachrichtenwesens eine besondere Rolle spielt. Ich weiß nicht, ob dir das vorher klar gewesen ist. Nein, das kommt in dem Museum auch ganz gut raus. Man geht dann also erst mal geht man halt in diesen alten Museumsbau rein, die Treppe hoch ins erste Stockwerk und dort betritt man einen Raum, in dem man auch so ein regelmäßiges Piepen von Nachrichten tickern hört. Und was es damit auf sich hat, soll dir mal Andreas Düspohl erzählen. Andreas Düspohl Da geht es um die die Arbeit von Presseagenturen, die interessanterweise ja zurückgehen auf Paul Julius Reuter, der sein weltweites Geschäft in Aachen gestartet hat, weil er hier Brieftauben gemietet hat, mit denen er in ein Loch in dem europäischen Telegrafennetz zwischen Aachen und Brüssel überbrücken konnte und infolgedessen einen großen Geschwindigkeitsvorsprung hatte gegenüber den Agenturen, die dann Nachrichten mit einem Boten berittenen Boten zwischen Aachen und Brüssel hin und her schicken mussten. Als das Telegrafennetz dann geschlossen war, schlussendlich Mitte des 19. Jahrhunderts. Er war also nur wenige Monate hier, hatte er aber so viel Geld, dass er dann sein weltumspannendes Nachrichtenimperium gründen konnte, ist er nach London gegangen und hat die Nachrichtenagentur Reuters gegründet. Lukas Äh, ja, das ist ein krasser Fun Fact. Also noch mal Paul Reuter, der Typ, auf den die wohl bekannteste Nachrichtenagentur Reuters zurückgeht. Der, der hat die gegründet, weil er binnen weniger Monate so viel Kohle mit Brieftauben gemacht hat, weil die schneller waren als berittene Kuriere zwischen Brüssel und Aachen. Es hieß die weltumspannende Nachrichtenagentur Reuters ist Das ist ja auch nur der Fun Fact. Ralph Ja, ich kann ja noch einen weirden Fact nennen. Ich habe den nicht verifiziert, aber Andreas Düspohl hat gesagt, dass der Name Reuters der meistgedrückte Name der Welt ist. Eben aufgrund der Tatsache, dass viele diese Quellen oder die Informationen von Reuters verwenden. Lukas Ja, das kann schon sein. Ralph Also wer es nicht kennt das Geschäftsmodell ist ja, dass das Reuters, also seine Journalisten Journalistinnen hat, die dann Texte schreiben. Und diese Texte gehen dann an verschiedene Medienhäuser, mit denen halt vorher Verträge geschlossen worden sind und dann können die diese Texte halt verwenden für ihre Zeitungen, Onlineauftritte usw, müssen aber als Quellenangabe Reuters nennen und natürlich was dafür zahlen. Lukas Was man vielleicht auch noch in Deutschland kennt. Die dpa. Ralph Genau. Lukas Ist ja auch eine Nachrichtenagentur, Das ist ja dasselbe Geschäftsmodell Modell, nur das Reuters halt Internationales. Ralph Ja, genau. Also ich hab versucht das zu verifizieren, aber nichts gefunden. Und jetzt auch ein Fact. Ich habe nur gefunden, was das meistgesprochene Wort der Welt ist. Eine Ahnung, was das sein könnte? Lukas Das meistgesprochene Wort der Welt. Gesprochene Worte. Hi. Ralph Na ja, es ist nah dran. Es sind zwei Buchstaben in Englisch. Ok. Lukas Ah ja. Ok. Ralph Also, jetzt haben wir schon gehört, dass Aachen hier glänzen könnte. Durch Paul Julius Reuter. Aachen hat aber auch in jüngerer Geschichte eine Vorreiterrolle in Sachen Nachrichten Zeitung gespielt. Eine Ahnung, welche das sein könnte? Lukas Was ist jüngere Zeit? Ralph 20. Jahrhundert. Ich kann auch sagen Mitte des 20. Jahrhunderts. Vielleicht ein bisschen leichter. Lukas Nee, keine Ahnung. Ralph Macht nix. Ich hab es jetzt ja auch nicht gewusst. Aber Aachen hatte die erste Freie Zeitung nach dem Zweiten Weltkrieg, weil es ja als erste Stadt erobert worden ist von den Amerikanern. Lukas Ah, okay. Ralph Am Anfang waren die Amerikaner noch ein bisschen beteiligt an dieser Zeitung, haben ja auch dann den Wert der Zeitung gesehen als Informationsquelle, in der die Leute Anordnungen oder Gesetze halt nachlesen konnten. Kurz nach dem Krieg wurde dann aber diese Zeitung auch wirklich frei und da fand man dann auch Informationen drin, ja, wo die Leute halt was zu essen bekommen oder medizinische Hilfe, aber auch Kleinanzeigen. Wir hatten das ja mit den Kleinanzeigen oder mit Werbung hatten wir ja schon mal, wenn ich mich richtig erinnere in der Folge vom Kleingartenmuseum, wo du darauf verwiesen hast, sie waren das, was die Leute gegessen haben, dass das irgendwie genau rausgekommen ist. Lukas Also was ich gesagt habe im Kleingarten Museum, das man aus NS-Zeitschriften und den das waren keine Kleinanzeigen, das waren Rezepte. Und je nachdem was für Rezepte vorgestellt worden sind, konnte man Rückschlüsse ziehen, wie die Versorgungssituation zu Hause war. Ralph Ah ja. Na ja, dann habe ich das ein bisschen falsch in Erinnerung, aber, ähm, es ist jetzt in ähnlicher Weise auch so, was uns Andreas Düspohl gleich sagen wird, dass man aus den scheinbar unscheinbaren Texten dann doch einige Rückschlüsse auf die Vergangenheit ziehen kann. Andreas Düspohl Die Kleinanzeigen wurden damals allerdings umformuliert, damit nicht bestimmte Codes weitergegeben werden konnten an irgendwelche Werwolfverbände und irgendwelche Exnazis und dergleichen. Aber der Inhalt ist interessant und in der ersten Zeit, nachdem Aachen ja 1944 erobert worden war und fast entvölkert war, es lebten nicht mal mehr 10.000 Menschen hier in der Stadt, hatten die Menschen ein Bedürfnis nach sehr fundamentalen Dingen wie Nahrung, ein Dach überm Kopf. Und da waren dann entsprechend Kleinanzeigen, dass jemand noch Kartoffeln hat, die er verkaufen kann, dass jemand ein Handwerker ist und eine Schubkarre und kann helfen, Schutt wegzuräumen. Also wirklich das, was die Leute zum Überleben brauchten. Und plötzlich hat man etwas später, nachdem der Krieg auch schon zu Ende war, ist plötzlich eine Kleinanzeige drin. Klavierlehrer gesucht. Und daran sehen Sie, wie die Zeit sich gewandelt hat. Und das ist auch wieder das, wo man dann die Zeitung entsprechend umdreht und sieht, dass die, die der Quellenwert der der Kleinanzeigen in diesem Fall oftmals höher ist als das, was in der Zeitung drin stand. Lukas Ja, es auf jeden Fall. Es ist auf jeden Fall total spannend, sich Kleinanzeigen der letzten, ja der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte anzugucken. Was da drin steht, finde ich auch. Finde ich super interessant. Ralph Ja, und das hat mir da noch ein paar andere Beispiele genannt. Fand ich auch alles sehr, sehr spannend. Lukas Ich habe gelesen, weil ganz am Anfang von dem Ton ist er ein bisschen auf Codes eingegangen. Ich habe zum Beispiel einen Podcast vor kurzem gehört, einen Geschichtspodcast. Da wurde erzählt, dass deutsche Spione in den USA Kleinanzeigen im Chicago Tribune genutzt haben, um mit den Deutschen während des Krieges zu kommunizieren. Also die sollten immer eine bestimmte Zeit in unter der Woche eine bestimmte Kleinanzeige schalten. Ist da irgendwie ein Handwerker der der irgendwie verfügbar ist? Und wenn diese Anzeige immer Donnerstag drin stand, dann wussten die okay, die Spione existieren noch und gehen ihrer Spionagetätigkeit nach oder ihre Sabotage. Ralph War ja spannend, Da soll es auch mal Museum drüber geben über Codes. Vielleicht wäre ja das mal was für die Zukunft. Lukas Ich hab so was im Kopf. Ich glaube, es gibt so ein ähnliches Museum. Ich weiß auch schon wo. Es steht auf meiner Liste. Ralph Ja, Andreas Düspohl hat es ja auch gerade angesprochen und ich meine, es war der zweite Weltkrieg. Aachen war da auch schwer betroffen. Es wurde vieles zerstört und und damit das Zeitungsmuseum dieser Gefahr entgehen konnte, hat man die auch dann ausgelagert. Also man hat dann diese Zeitungen zu so bündeln, so richtig großen Bündeln oder Rollen halt zusammengeschnürt und auf einem Bauernhof außerhalb der Stadt versteckt. Da gab es dann auch ein paar Verluste, aber relativ wenig an Zeitungsmaterial, sodass das meiste dieser Sammlung überlebt hat und jetzt auch kontinuierlich nach dem Krieg halt weiterwächst. Das hat dann zum Beispiel während der Coroner Pandemie einen neuen Schub gegeben, weil es ist ja so, dass das Zeitungsmuseum sich natürlich immer wieder über Zeitungen freut und so können Privatleute ihre Zeitungen da auch vorbeibringen. Und die Pandemie haben halt anscheinend viele Leute genutzt, um auszumisten. Und dann standen fast täglich Leute mit Farbmaske vor der Tür, um Andreas Düspohl Ihre Zeitung in die Hand zu drücken. Und so gab es dann zigtausend Neuzugänge. Es ist aber so, dass Andreas Düspohl und sein Team halt auch eigenständig Zeitungen sammeln. Und gerade zum Thema Corona haben sie das sehr intensiv betrieben. Andreas Düspohl Wir haben die Corona Pandemie ziemlich gut dokumentiert. Von den ersten Gerüchten, dass es ein neuartiges Virus irgendwo in China gibt, bis hin zu den ersten Fällen in Deutschland, den ersten Toten, den ersten Maßnahmen. Und da haben wir wirklich von jedem Tag mindestens eine Zeitung gesammelt, teilweise auch aus dem Ausland und irgendwann mal, wenn man sich da wieder mit beschäftigen möchte, vielleicht in einigen Jahren, dann können wir wirklich lückenlos diese Pandemie nachzeichnen. So direkt nach dem Ende der Pandemie hatte da keiner Lust mehr drauf. Dann haben wir auch immer gesagt Jetzt ist Schluss, jetzt sammeln wir nicht mehr jeden Tag eine Zeitung zum Thema. Aber da sind natürlich dann etliche Hunderte von wenn nicht Tausende von Zeitungen zusammengekommen, die irgendwann mal eine wertvolle Quelle sein werden. Lukas Ja, spannend. Kann ich mir auch gut vorstellen. Ralph Und auch jetzt schon eine spannende Quelle sind. Also klar, wir haben vorhin das gehört von diesen Kleinanzeigen und die Tatsache, dass diese Zeitungen halt international sind, also aus verschiedenen Ländern. Das zeigt sich darin, dass das Zeitungsmuseum auch öfter Anfragen bekommt. So hat Andreas Düspohl zum Beispiel gesagt, dass die Universität in Lahore, in Pakistan dass die halt nach Zeitungen gefragt haben, weil damals bei der Teilung von Indien und Pakistan ganz viele Archive zerstört worden sind und damit auch ganz viele Zeitungen. Und so konnte er dann mit seinem Team zusammen Zeitungen, die er halt hatte, einscannen und an die Universität schicken. Lukas Als wissenschaftlicher Service. Ralph Ja, genau. Also zum Museum gehört auch eine Bibliothek und ein Archiv eben. Also man kann da schon viel arbeiten, wenn man möchte. Was jetzt nicht erwähnt habe und das jetzt auch nur am Rande mache, ist so der Aufbau des Museums. Ich habe gesagt, klar, es geht um die Geschichte des Journalismus, es geht aber auch um Buchdruck und Typographie. Es geht dann noch um Fake News und Zensur. Es sind auch ganz interessante Bilder dabei. Also man kann sich auch Bilder angucken, die ich jetzt schlecht zeigen kann. Bilder, wo man halt sieht, wie manipuliert worden ist. Das fand ich auch sehr eindrücklich. Und es geht auch um die Zukunft von Zeitungen, was ja bei uns in der Journalisten Bubble ja auch schon länger ein Thema ist. Viele, viele gedruckte Zeitungen kämpfen ja ums Überleben oder zumindest nimmt die Leserschaft ab. Lukas Aber ich habe den Eindruck, wenn ich dich da mal kurz unterbrechen kann. Ich habe den Eindruck, dass diese Diskussion schon irgendwie seit zehn, 15 Jahren da wird. Und irgendwie jedes Jahr heißt es, die Zeitungen sind mehr und mehr unter Druck, aber deswegen gibt es die trotzdem alle noch, Die meisten. Und von daher. Also entweder ist es ein sehr langsames, sehr siechen Niedergang oder aber Totgesagte leben länger. Lukas Wahrscheinlicher ist es beides. Ich hätte noch mal eine noch eine andere Frage, die ja zum Wesen des. Ich habe mal gehört, dass die berühmteste Schriftart der Welt nach Comic Sans Times 's Roman, dass die auch von der Zeitung kommt. Ralph Ja, das ist richtig. Die kommt auch von der Zeitung und zwar, wie der Name schon sagt, von der Times, aber nicht von der New York Times, sondern von der Times, also von der britischen Zeitung. Lukas Ah, okay. Ralph Aber was jetzt auch eine spannende Frage werde ich nicht beantworten. Kann. Welchen Deal gibt es denn da zwischen Microsoft und dieser Zeitung, oder. Weil das ist ja immer standardmäßig eingestellt. Oder wenn man Wort öffnet, dass man dann sofort Times New Roman als Schriftart hat. Lukas Also bei mir ist es mittlerweile anders, bei mir ist eine andere Schriftart drinnen, weil ich mal gelesen hab, dass die das mit dem neuen Update irgendwie ausgetauscht haben. Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es da Stil gibt, aber ich glaube, vielleicht ist ja diese Schriftart so universell und so alt, dass es da halt auch keine Urheberrechte mehr gibt. Das ist ja eine freie Font dann sozusagen. Ralph Ja, ja, müssen wir mal recherchieren. Ja, jetzt waren wir schon bei Wort und beim Computer. Es geht auch ein bisschen ums Digitale und Multimediale. Das hat man auch in der Ausstellung. Das möchte ich jetzt auch nicht verschweigen, dass diese das dieses Museum echt sehr multimedial aufgestellt ist, was ich echt cool fand. Also das sind total viele, wo man was angucken kann. Also Video angucken oder es gibt Hörstation, es gibt Sachen, wo man was drücken kann, Schubladen, die man rausziehen kann. Ganz eindrucksvoll fand ich Boah, ich kann ja nicht beschreiben, wie groß das war. Ich will es mal sagen die Diagonale von drei, vier Metern oder so, okay, also einen Bildschirm, auf dem eine Weltkarte drauf ist und du kannst dann mit dem Finger auf die verschiedenen Länder klicken und dann kannst du dir Zeitungen aus diesen Ländern angucken. Lukas Ja, krass. Ralph Das ist wirklich spannend anzugucken, wie unterschiedlich die zum Teil auch aussehen. Auch wenn man die Schrift jetzt nicht lesen kann, kriegt man trotzdem irgendwie ein Gefühl dafür, was für eine Art von Zeitung das vielleicht sein könnte. Also Boulevard oder eher weiß ich nicht, wie Süddeutsche Zeitung mehr zum Lesen. Ja, also das fand ich ganz schön. Lukas Also du kannst das Museum empfehlen? Ralph Ich kann es Museum auf jeden Fall empfehlen. Also wenn ihr nach Aachen kommt, dann macht doch da einen Abstecher hin. Man kann da schon viel Zeit verbringen in diesem Museum. Ich denke aber, dass man auch viel mitnehmen kann innerhalb von ein, zwei Stunden. Lukas Alles klar. Ralph Und eine Frage habe ich noch, weil du bist doch der Mann der Superlative. Das ist doch immer dann drin so, ja, das ist das Größte und das meiste usw. Ja, jetzt habe ich eine Frage an dich: Was meinst du ist die oder wie hoch ist die höchste Auflage einer Zeitung weltweit und aus welchem Land könnte diese Zeitung kommen? Lukas Äh, gute Frage. Also ich habe. Ich habe eine Theorie und du kannst es sagen, ob ich mich da annehme oder nicht. Okay. Ralph Ja, gerne. Lukas Also, ich meine, sie kommt aus China und es müsste die Parteizeitung der Kommunistischen Partei sein. Ralph Na ja, also nicht, dass ich wüsste, aber sehr, sehr gute Überlegungen guck ich noch mal nach. Aber was ich herausgefunden habe, ist die meistgelesene, oder die Zeitung mit der höchsten Auflage ist die Yomiyuri Shimbun aus Japan, eine Auflage von 7 Millionen Exemplaren. Lukas Okay, aber das ist nur eine japanische Zeitung. Ralph Was heißt nur eine japanische? Lukas Na, weil ich mal zum Beispiel die New York Times gibt es weltweit. Ralph Die New York Times hat aber trotzdem eine niedrigere Auflage. Lukas Echt? Obwohl es auf der ganzen Welt gibt, hat die weniger? Ja, krass. 7 Millionen. Ich mein, es gibt 1,4 Milliarden Chinesinnen. Ralph Alles Illiteraten. Lukas Die Frage ist was ist eine Broschüre? Was ist ein Magazin? Was ist eine Zeitung? Das also ist jetzt eine Zeitung, die täglich erscheinen, wöchentlich? Oder ist eine Monatszeitung auch eine Zeitung? Kann ja gut, aber das da wird es dann philosophisch. Ralph Nee, also laut Definition und was ich so gelesen hab im Internet ist eine Zeitung einfach was, Was regelmäßig erscheint, das muss nicht täglich sein, kann auch wöchentlich sein oder monatlich. Lukas Was ist dann der Unterschied zum Magazin? Weil ich würde jetzt den Spiegel nicht als Zeitung bezeichnen. Ralph Hm, eine Zeitung ist relativ aktuell und Magazin ist es zwangsläufig nicht okay. Vielleicht ist der Spiegel eine Zeitung laut dieser Definition. Lukas Ist auch noch mal nachzugucken, auch wenn wir das in der nächsten Folge beantworten. Wir wissen es nicht. Ist der Spiegel eine Seite? Okay, na gut, dann stelle ich jetzt mal keine weiteren Fragen und philosophischen Exkurs. Ralph Ich schwitze auch schon so genug. Lukas Er ist es auch recht warm heute, von daher ist es kein Problem. Ja ja, dann vielen lieben Dank, dass du mir das Zeitungsmuseum in Aachen vorgestellt hast. Ralph Sehr sehr gerne. Jetzt ist meine Frage an dich Was hören wir denn das nächste Mal? Lukas Das nächste Mal geht's in den hohen Norden Deutschlands und es wird um ein Projekt gehen, das ich ganz zufällig besucht habe, weil ich eigentlich für ein anderes Projekt da war und dieses Museum nicht mal auf dem Schirm hatte. Ich wusste nicht von dessen Existenz und bin dann durch besagte Stadt im Norden Deutschlands gelaufen und bin da zufällig vorbei. Ralph Die Straße entlanggegangen und dann hast du da dieses Museum entdeckt, oder? Lukas Und dann habe ich einfach bin ich da einfach rein Und es war interessanterweise, ich glaube eine Stunde vor Schluss. Ich hatte nicht mal mein Aufnahmegerät dabei. Und dann habe ich sie gefragt Ja, ich hab mich kurz vorgestellt, wer ich bin und keine Ahnung. Und dann habe ich gesagt hab ich kurz aufnehmen kann. Ich bin aber nur noch heute da. Lukas Und da ich ja nicht in Norddeutschland wohnt, sondern sehr weit südlich, da habe ich gesagt, ich komme auch in nächster Zeit da nicht mehr hin. Und dann haben die gesagt ja, easy, kein Stress, fahr einfach mit der Tram noch mal zu deinem Hotel, hol das Aufnahmegerät und wenn wir 20 Minuten länger aufmachen wegen dir, dann machen wir 20 Minuten länger auf. Lukas Wegen dir haben wir dann tatsächlich getan. Und ich freue mich, dir in der nächsten Folge ein sehr cooles Projekt vorzustellen. Ralph Hm, hm. Ja, wenn ich schon Sehr gespannt. Lukas Alles klar. Ralph Vielen Dank an alle Leute, die bis hierhin zugehört haben. Wir freuen uns natürlich, wenn ihr diesen Podcast abonniert, wenn ihr das schon getan habt, dann vielen Dank und empfehlt ihn doch an Freunde weiter. An Freunde, Freundinnen, Familie, Verwandte, Kollegen, Kolleginnen. Wir freuen uns wirklich über alle Leute, die uns zuhören und uns auch Feedback geben, weil ihr habt ja die Möglichkeit auch aktiv mitzuwirken, wo wir hinfahren, welches Museum wir besuchen. Das wär so mein Aufruf am Schluss. Lukas Ein wichtiger Aufruf, ein schöner Aufruf, ein toller Aufruf und damit bis zur nächsten Folge. Ralph Bis zum nächsten Mal. Ciao. Der Beitrag Wie Paul Reuter die Nachrichtenagentur erfand und was wir aus Kleinanzeigen lernen können – das Internationale Zeitungsmuseum in Aachen erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.07.24 • 32:04
BITTE NICHT ANFASSEN! #31 – Le Musée du Fumeur (Das Rauchermuseum) ParisShow Notes Paris ist die Stadt der Lichter, der Liebenden und der Raucher. Kein Wunder also, dass es eigentlich nur hier das Rauchermuseum (le musée du fumeur) geben kann. Gegründet von einer Ikone der Cannabis-Szene klärt das Museum über geschichtliche und schamanistische Aspekte des Rauchens auf. Aber weil Rauchen nun mal tödlich ist, erfahrt ihr in dieser Folge außerdem über die tragische Geschichte der Marlboro Men. Schließlich machen wir einen Abstecher in eine Zigarrenmanufaktur, die unweit des größten Tabakanbaugebietes in Europa liegt. Und all das in nur einer einzigen Folge!#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Paris #Tabak #Rauchen #Lahr #Schwarzwald #lemuseedufumeur #Frankreich~~~~~~~ Hilfreiche Links: So sieht das Musée du fumeur von innen aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/rauchermuseum-von-innen-scaled.jpegDas ist Museumsbetreiber Max:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Museumsbetreiber-Max-scaled.jpegSo sieht der Wickeltisch für Zigarren aus dem Jahr 1924 aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/der-wickeltisch-von-1924-scaled.jpegHier bereitet Monika ein Zigarrendeckblatt vor:Und das hier ist Gregor Grüb: https://escuchade-my.sharepoint.com/:i:/g/personal/lukas_escucha_de/ERDpwaf_DEFFtXDVy7NNx7gBoE5SfOvn0bGhYdPB9tGAvA?e=kS30tJ~~~~~~~ Infos zum Museum: Infos zum Museum:Le Musée du fumeur7 Rue Pache75011 Parishttps://www.museedufumeur.net–Herr Lehmann CigarrenmanufakturLotzbeckstraße 4777933 Lahr/SchwarzwaldDeutschlandhttps://herr-lehmann.com~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript MaxThere’s a north American Indian saying that says what a rabbit can eat a human can smoke. So we can got over there to my peace pipe.INTROBitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von EscuchaLukasEinen wunderschönen guten Tag und ganz herzlich willkommen zu dieser brandneuen Folge von Bitte nicht anfassen Museum mal anders. Mein Name ist Lukas.RalphUnd mein Name ist Ralph. Und in diesem Podcast geht es um kleine, skurrile, ungewöhnliche Museen in Deutschland und darüber hinaus. Und der Clou an unserem Podcast ist ja der, dass wir abwechselnd immer diese Museen besuchen und dann dem anderen und auch euch da draußen davon erzählen.LukasUnd das Spannende in diesen Museen ist, dass es eben nicht nur um die Objekte geht, sondern das eigentlich in jedem Museum ganz viele tolle Geschichten dahinter stecken. Und so war es auch in der letzten Folge. Ralph, Da hast du mir das Kleingärtnermuseum in Leipzig vorgestellt und wir haben oder ich hab rausgefunden und damit ist wirklich eine Wissenslücke geschlossen worden, warum der Schrebergarten eigentlich Schrebergarten heißt. Das heißt für alle unter euch, die diese letzte Folge vom Kleingartenmuseum noch nicht angehört haben, hier noch mal die dringende Empfehlung.RalphJa und weil ich ja jetzt mein Soll wieder mal erfüllt habe, heißt es, dass du dran bist. Ja, ich erinnere mich ja noch daran, dass du das letzte Mal gesagt hast, dass es in dieser Folge um ein Museum gehen wird. Das, na ja, das Museum nicht. Aber ich glaube, das, was darin ausgestellt ist, dass das ein beschissenen Ruf hat.LukasGenau so ist es.RalphSag aber, was das ist, das erfahren wir jetzt erst mal heute. Weil. Ich hab gar keine Ahnung.LukasIch steige einfach direkt ein mit einer Frage an dich Was haben Bono, Bill Kaulitz und Ben Affleck gemein, außer dass sie alle berühmt sind und dass alle Namen mit B beginnen.RalphSind alles weiße Männer?LukasAuch das ist richtig.RalphWas haben die gemeinsam?LukasBono, Bill Kaulitz und Ben Affleck.RalphOkay, okay. Also Bono ist ja der Sänger von U2. Bill Kaulitz ist der Sänger von Tokio Hotel und Ben Affleck ist der Mann von Jennifer Lopez und Schauspieler und Regisseur. Ja.LukasVielleicht gibt es eine ganz berühmtes Bild von Ben Affleck. Das ist sogar zu einem Meme geworden.RalphOh Gott.LukasUnd es ist immer ein Meme. Wenn du gestresst bist, dann siehst du dieses Bild von Ben Affleck und er macht da was.RalphDa macht er was Hujemine aus. Welche von welchem Jahrzehnt sprechen wir jetzt aus?LukasNicht so altes Bild. Ja, genau das ist das Problem. Also, du kommst. Du kommst nicht drauf.RalphIch komm nicht drauf. Keine Ahnung.LukasAlso, Bono und Bill Kaulitz und Ben Affleck eint, dass sie alles passionierte Raucher sind. Und wie du sicherlich weißt, ist Rauchen erst mal keine gute Sache. Ganz im Gegenteil. Das möchte ich ganz am Anfang mal feststellen, wenn man sich mal die Zeit anguckt. Weltweit sterben jährlich fast 8 Millionen Menschen an den Folgen von Rauchen. Das sind etwa 33-mal so viele Menschen, wie durch Kriege und bewaffnete Konflikte pro Jahr sterben.LukasAlso das mal ganz kurz Rauchen ist nicht gesund und tötet, weil Rauchen tötet. Es stimmt. Aber: Aber Tabakkonsum und Glimmstängel haben eine ziemlich interessante globale Geschichte. Und in dieser Folge soll es unter anderem darum gehen. Es geht um die Geschichte des Tabaks, es geht um die Geschichte des Rauchens und es geht um die Kulturtechnik Rauchen. Und dazu habe ich nicht nur ein Museum für diese Folge besucht, sondern auch einen Handwerksbetrieb mit Musealem Wert.LukasUnd jetzt kannst du dir wahrscheinlich vorstellen, wie das Museum heißt oder worum es in diesem Museum geht. Ich stelle trotzdem die Frage In welches Museum gehen wir heute?RalphIns Rauchermuseum? Richtig.LukasUnd letztendlich eine Stadt oder ein Land, das du mit Rauchen in Verbindung bringst?RalphIch würde jetzt sagen, aus eigener Erfahrung. Frankreich.LukasBingo. Genau. Das Rauchermuseum ist in der französischen Hauptstadt. Es heißt also offiziell Le Musee du Fumeur. Und es ist ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr eigentümlicher Ort. Und das schon mal vorweg Es ist ein Museum, was ich nicht uneingeschränkt empfehlen würde.RalphJa, gut für Kinder wahrscheinlich schon mal ungeeignet.LukasJa, aber auch für Museumsbesucher.RalphFür Menschen generell.LukasOkay, also vielleicht mal, vielleicht mal so ein bisschen. Also das Museum befindet sich im 15. Arrondissement in Paris und ist eigentlich ein Laden für Raucherzubehör. Und du gehst da rein und es ist ein kleines Museum, wo du allen möglichen, also wo du alles mögliche kaufen kannst, das irgendwie mit Tabak Vaping CBD. Keine Ahnung, was zu tun hat und dieser Laden ist ein bisschen unaufgeräumt und dann gibt es aber so eine zweite Tür und die öffnet sich. Und wenn du durch diese Tür durch gehst, dann kommst du in so eine richtig lange Galerie eines Pariser Altbaus. Also total schön, Alles ein bisschen runtergekommen, aber trotzdem stylisch. Und in diesen drei Hinterzimmern sind verschiedene Galerien ausgestellt, sind verschiedene Vitrinen ausgestellt und da ist alles Mögliche drinnen, was irgendwie mit Tabakrauchen, Pfeifen und allem darüber hinaus zu tun hat.LukasDas Museum selbst ist von Mishka gegründet worden, die es in der Kifferszene ein riesen Name, die gilt als die Grande Dame des Cannabis Aktivismus. Die ist mittlerweile 80 Jahre alt und ist leider krank. Deswegen konnte ich mich nicht mit ihr unterhalten und sie hat aber damals das Museum gegründet mit dem Impetus, also mit der Idee, den spirituellen, schamanistischen und historischen Wert des Rauchens darzustellen, darauf aufmerksam machen zu wollen.LukasUnd vielleicht Funfact. Diese Mischa ist in der Kiffercommunity so berühmt, dass nach ihr sogar eine Marihuanamischung benannt wurde.RalphWusste ich nicht.LukasJa, wusste ich auch nicht. Jedenfalls hat sie das Museum und den Shop irgendwann mal aufgegeben, um sich komplett auf Verlag und Publikationen zu konzentrieren. Und Max war damals in dem Museum angestellt, also bzw. in dem Laden auch angestellt und hat dann dort sozusagen als Aushilfe begonnen und dann irgendwann mal den Laden und das Museum übernommen. Ich habe ihn natürlich gefragt, warum er der Meinung ist, dass gerade in Paris so viel geraucht wird.LukasUnd das soll dir Max mal selber erklären.MaxFrench people love to smoke. That’s for sure and I think French people they accept their bad stuff. Some people hide, in France we don’t hide. I think that’s the main reason.RalphAlso die Franzosen gehen halt einfach offen damit um und zeigen, was sie machen, auch wenn es nicht so toll ist oder was.LukasDer Grund, warum die Franzosen auch weiterhin so viel rauchen, liegt daran:. Die Tabak- oder Zigarettenpolitik in Frankreich ist ja deutlich restriktiver als zum Beispiel in Deutschland. Das siehst du zum Beispiel daran, dass Zigarettenschachteln nur noch in so einem einheitlichen Vogelschisskackbraun verkauft werden, dass Zigaretten fast doppelt so teuer sind wie in Deutschland und dass quasi der Staat irgendwie alles dafür macht, Zigaretten Konsum zu verhindern. Und er meint halt, dass die Franzosen dann so einen natürlichen Widerstand haben und sagen Ja, jetzt erst recht. In diesem Museum geht es halt vor allem um die Kulturgeschichte, den Anbau und halt, das habe ich ja vorhin schon so ein bisschen erwähnt, die gesellschaftliche und spirituelle Bedeutung des Rauchens. Ja, und ich habe ja gesagt, dass ich diesen Museumsbesuch nicht so uneingeschränkt empfehlen kann. Und aus meiner Sicht liegt es daran, dass das Museum ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Und ich hatte außerdem auch nicht den Eindruck, dass es derzeit krass genutzt wird. Und das hat mich ehrlich gesagt gewundert, weil bei der Recherche gab es zahlreiche Artikel über dieses Museum von französischen Zeitungen, also wirklich auch bekannter und großen Magazinen, die da drin waren. Und deswegen dachte ich okay, das ist vielleicht wirklich was, aber ich hatte den Eindruck, dass es noch so ein bisschen so ein Anhängsel von dem Laden ist, wird aber eigentlich nicht mehr so wirklich benutzt. Und das ist eigentlich schade, weil es ein tolles Museum sein könnte, weil es wirklich differenziert ist und es ist jetzt keine Werbeplattform fürs Rauchen und es ist jetzt auch nicht keine Werbeplattform für diesen Laden, aber es ist halt einfach so ein bisschen so ein bisschen links liegen gelassen worden.LukasEinwas, was ist in diesem Museum halt auch süß und es hat mir auch Max erklärt, dass halt Menschen so ziemlich alles geraucht haben, was sich irgendwie rauchen lässt. Aber das soll er dir nochmal erklären.MaxIt was smoking all plants not just tobacco. I was just saying right here you can see some opium. You can se tobacco, you can see cannabis. There is a lot of things that can be smoked. There’s a north American Indian saying that says what a rabbit can eat a human can smoke. So we can got over there to my peace pipe.RalphHast du das verifiziert? Ob das Zitat der indigenen Bevölkerung Amerikas ist?LukasNee, habe ich nicht. Aber ich find es trotzdem witzig. Was ein Hase essen kann, kann mensch rauchen. Und ein Beispiel ist eben das, was man vielleicht mit dem Rauchen so krass in Verbindung bringt. Also zum Beispiel die Friedenspfeife. Also die Friedenspfeife gab's wirklich, die wurde auch wirklich benutzt von verschiedenen Stämmen amerikanischer Ureinwohner und da gibt es auch ein paar ausgestellt in den Vitrinen, die schon noch alle wirklich ganz schön aus.LukasEine ganz besonders. Das ist sozusagen das krasseste Exponat in dem Museum. Das hat mir Max auch noch mal gezeigt.MaxThis is one of my main artifacts. It’s a peace pipe from south dakota so it’s made with real limestone. It’s a sacred earth. So you can see it’s not hooked up together because it’s not war-time. So this comes really from the South Dakota, 19th centure.RalphAlso ich finde, man hört auch viel frei heraus, dass der Bock darauf hat, das zu erzählen und dass er ganz begeistert von ist. Kurze Verständnisfrage Limestone Was ist denn das auf Deutsch?LukasLivingston lässt sich übersetzen mit Kalkstein. Also das ist quasi der Pfeifentopf der Friedenspfeife, Der ist aus Kalkstein, und da hat man, und das ist eben auch ein Beispiel, da hat man eben gar kein Tabak verwendet, sondern für die Friedenspfeife hat man Süßgras und Salbei verwendet. Und das liegt unter anderem daran, dass traditionell Tabak, also die Tabakpflanze, als solche gar nicht in Nordamerika gewachsen ist, sondern ausschließlich in Südamerika.RalphKommt die ursprünglich aus Südamerika?LukasGenau die kommt ursprünglich aus Südamerika. Und jetzt gibt es einen kleinen Exkurs in die Geschichte des Tabaks und in die Geschichte, wie der Tabak eigentlich zu uns gekommen ist, weil das ist nämlich ziemlich verrückt und auch echt interessant. Musikalisch über die können wir eigentlich machen, finde ich.RalphJa, ich bin gespannt.LukasIn der deutschen Sprache heißt die Pflanze ja Tabak, in der spanischen Sprache heißt sie Tabaco und es gibt verschiede Theorien, woher der Name stammt. Das ist nicht ganz geklärt. Es gibt die, die die Version, dass es aus Mundarten, spanischen Mundarten, aus Haiti oder Kuba entsteht. Die haben das damals Tauaco genannt und aus dem Tauaco ist dann Tabaco geworden.LukasEs gibt aber auch die Theorien, dass der Name Tabak sich von dem mexikanischen Ort Tabasco ableitet oder von der Antillen Insel Tobago, denn da wurde nämlich das Rauchrohr, also quasi auch ein Rauchgerät, was indigene Stämme zum Rauchen benutzt haben. Für rituelle Leistungen. Das wurde da Tobago genannt. Andere wiederum sagen, es kommt von der neuspanischen Provinz Tabaco, aber das kann man so in 100-prozentiger Sicherheit nicht sagen. Was man aber sagen kann und deswegen auch der Ursprung Südamerika. Tabak gehört zu der Pflanzengattung der Nachtschattengewächse. So, und jetzt die Frage. Ralph, welche Pflanzen gehören denn noch zur Gattung der Nachtschattengewächse?RalphHm, das sind ja alles Pflanzen, die nicht so viel Sonne brauchen, Richtig, oder?LukasNicht unbedingt. Also der Name schon der Name ist ein bisschen irreführend. Was die eint ist, dass die aus Südamerika kommen. Was kommt alles aus Südamerika?RalphÄh, Tomaten. Ja.LukasBingo.RalphWas kommt noch aus Südamerika. Paprika. Vielleicht.LukasMan kann eigentlich sagen, 3/4 dessen, was in der mediterranen Küche als Gemüse verwendet wird, kommt aus Südamerika. Ursprünglich also Tomaten Auberginen. Jedenfalls Tomaten, Auberginen und Tabak gehören derselben Pflanzengattung an, nämlich der Pflanzengattung der Nachtschattengewächse. Hätte ich auch nicht gedacht, dass Aubergine und Tabak dieselbe Pflanzen Pflanzengattung sind. Woher das Wort Tabak kommt, ist nicht so einwandfrei geklärt, aber es ist einwandfrei geklärt, woher das Wort Nikotin kommt.LukasAlso einer der Hauptinhaltsstoffe von Tabak ist ein Nervengift, und das ist ja das, was unter anderem in Zigaretten so suchtmachend ist. Nikotin Hast ne Idee oder willst du? Willst du dich dem annähern oder soll ich es einfach sagen?RalphIch könnte mir vorstellen, dass das irgendwie mit Negro oder so zu tun hat. Schwarz?LukasNee.RalphDann habe ich keine Ahnung.LukasDer Name Nikotin kommt vom französischen Diplomaten und Gesandten am portugiesischen Hof, Jean Nicot. Der hat von 1530 bis 1604 gelebt. Und Jean Nicot war derjenige, der den Tabak nach Frankreich gebracht hat. Das heißt, die Ursprünge einer jeden französischen Raucher Geschichte beginnt, lässt sich sozusagen auf Jean Nicot zurückführen. Und das interessant dabei ist, dass Jean Nicot den Tabak vor allem als Heilpflanze eingeführt hat und dazu Tabaksamen an den französischen Hof geschickt hat. Und er hat tatsächlich mit dieser Tabak, mit der Tabakpflanze als Heilpflanze Werbung dafür gemacht, dass man mit Tabak so ziemlich alles und jeden heilen kann. Gerade im französischen Hof damals ist es dann, als Wunderkraut bezeichnet worden.RalphNa ja, für manche Leute bis heute.LukasKatharina de Medici, damals die französische Königin, soll zum Beispiel den Tabak gegen Migräne genommen haben und den Tabak am liebsten geschnupft haben. Eine Folge davon ist, dass zum Beispiel Schnupftabak lange als poudre de la reine, also quasi Pulver der Königin bezeichnet wurde, weil jemand Schnupftabak gegen Migräne genommen hat. Und nachdem Jean Nicot gestorben war, wurde dann einige Jahrzehnte später das Nikotin nach Jean Nicot benannt und die Pflanzengattung, also die Untergattung der Nachtschattengewächse, als Nikotiana.RalphOkay, also.LukasAlle nikotinhaltigen Pflanzen sind Nikotiana. Jedes Mal, wenn ich mich mit Medizingeschichte beschäftige, bin ich einfach so dermaßen froh. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts geboren worden zu sein. Weil ich glaube, dass Medizin früher mehr kaputt gemacht hat, als dass es geholfen hat. Das sieht man übrigens auch bei den Tabakblättern. Die hat man nämlich zum Beispiel auf offene Wunden gelegt und bei Magenbeschwerden sollte der kranke Tabaksaft trinken. Und es gibt eine Überlieferung dazu aus einem Kräuterbuch aus der Schweiz im Jahr 1656. Und da steht drinnen das Kraut, reinigt Gaumen und Haupt, vertreibt, die Schmerz und Müdigkeit, stillt Zahnweh, behütet den Menschen vor Pest, verjagt Läuse, heilt den Grind, Brand, alte Geschwüre, Schaden und sonstige Wunden.RalphDas stimmt nicht, oder was?LukasNein, es gibt überhaupt keine Kinder. Und. Und jetzt wird's total interessant, weil mit dem Tabak hat man sogar. Also mit dem Tabakrauch, also wirklich schon der Verbrennung von Tabak hat man versucht, sogenannten Miasmen entgegenzuwirken. Miasmen das war damals eine Theorie, dass Krankheiten wie Pest vor allem aus Ausdünstungen des Erdbodens kommen. Das ist quasi verdorbene Luft und der schreibt man Verunreinigungen zu, die dann Pest oder andere Seuchen ausgelöst haben, indem man quasi einfach Tabak geraucht hat, hat man gemeint, dass man quasi damit diesen Miasmen, also den bösen Ausdünstungen aus dem Boden entgegenwirken kann.RalphOkay, ja, noch nie gehört.LukasUnd jetzt kommt mein persönlicher Favorit der Medizingeschichte. Ich glaube, da hatten wir auch schon mal bei Bitte nicht anfassen irgendwann mal darauf rekurriert, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Mein persönlicher Favorit ist die Humoralpathologie. Sagt dir der Name was? Humoralpathologie?RalphNein.LukasDie Humoralpathologie ist die sogenannte Vier Säfte Lehre. Hast du den schon mal gehört?RalphUff, Ja, ich habe das schon mal gehört, aber ich habe keine Ahnung, was das wirklich bedeutet.LukasVier-Säfte-Lehre bedeutet, es gibt vier Säfte. Das ist unter anderem Blut und Galle. Und Krankheiten werden vor allem dann ausgelöst, wenn diese. Wenn diese Säfte nicht in Einklang sind. Und es geht auf ein antikes Prinzip zurück. Und hat sich aber in weiten Teilen eigentlich bis ins 18. Jahrhundert, sogar bis ins 19. Jahrhundert teils gehalten. Jedem Stoff werden dann verschiedene Charakteristika zugewiesen und zum Beispiel wenn man jetzt irgendwie Grippe hat, dann hat man zu wenig schwarze Galle oder zu wenig Blut. Und dann muss man Stoffe nehmen, denen gewisse Eigenschaften zugeschrieben wird. Und das wird dann wieder angeglichen. Und beim Tabak war man der Meinung, dass es quasi die schwarze Galle, Blut, Schleim und gelbe Galle ist und diese vier Säfte besonders gut in Einklang bringt. Aber das ist natürlich kompletter Schmarrn. Aber die Mythen um die Gesundheit des Tabaks halten sich bislang noch. In den 1950 er Jahren galt zum Beispiel Rauchen am Steuer als medizinisch empfehlenswert.RalphOkay, verrückt.LukasDie Begründung war Nikotin hält wach und es trägt zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Und da gibt es also es gibt einen Ausweg.RalphAber da ist was dran, oder?LukasJa, es gibt einen ADAC. Also es gibt eine Ausnahme von der ADAC Motorwelt aus dem Jahr 1952, die eine englische Studie zitiert. Die habe ich aber nicht recherchieren können. Das heißt, das jetzt bitte unter Vorbehalt. Da steht Kraftfahrer unter dem Einfluss des Nikotins neigen weniger zu alkoholischen Beeinträchtigungen ihrer Fahrtleistungen. Das heißt, wer raucht, fährt betrunken sicherer. Und der ADAC sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die laufende Zusammenarbeit zwischen den Tabak und den Kraftfahrer Vereinigungen zu sichern. Ja, es ist erstens schon irgendwie ziemlich wild, da. Und hast du ne Idee, wann sie dieses Image von Tabak als Heilpflanze gewandelt hat?RalphVor allem wie war das das als Heilpflanze dann? Könnte sich das denn gewandelt haben? Gibt es da ein auslösendes Ereignis.00:18:36:02LukasMal anders rum? Welche Epoche? Also wann? Ab wann glaubst du, wusste man, dass Tabak schädlich ist?RalphAlso auf jeden Fall 20. Jahrhunderts?LukasGenau.00:18:45:19 – 00:18:50:08RalphOb es früher. Ich würde tatsächlich sagen, ich bleibe beim 20. Jahrhundert.LukasJa. Also, die erste offizielle Publikation, dass Tabak schädlich ist. Das war 1952, der Artikel Cancer by the Carton im Readers Digest. Und zum Ersten Mal gab es 1964 einen großen wissenschaftlichen Report, der den Zusammenhang zwischen Krebs und Zigaretten belegt hat, ja, der aber lange vor allem auch von der Tabakindustrie geleugnet wurde. Und ich glaube, die Tabakindustrie gerade in den USA im 20. Jahrhundert kann man schon sagen, das ist schon so eine ziemlich ruchlose und skrupellose Vereinigung gewesen. Also es ist ziemlich übel. RalphDa gibt’s doch diesen Film. Vielleicht kennst du den auch. Thank you for smoking.LukasGenau da geht es unter anderem darum. Ja. Und? Hast du die Serie Mad Men angeguckt? Zufällig?RalphNein.LukasAlso, Serie Mad Men geht es ja darum. Um um eine Werbeagentur aus den 50er und 60er Jahren in New York. Und Don Draper. Der ist sozusagen das Mastermind der Werbeindustrie ist, und der kriegt ja damals Lucky Strike als Kunden und soll quasi diesen gesundheitsschädlichen Report anders framen und da ist eben dieses Ding entstanden, eben auch von Philip Morris, dass Tabak Ja, wir wissen, dass es das ist Schädliches, aber es ist halt vor allem Lifestyleprodukt. Und ich glaube, dass kein anderes Produkt so krass dafür steht wie der Marlboro Mann. Also den Marlboro Man, den kennst du, glaube ich, auch, oder?RalphAlso ja, das ist so ein Cowboy, der früher immer am Lagerfeuer saß, glaube ich. Das war ja die Werbefigur genannt. Na ja, da wirst mal was sagen. Aber ich glaube, da hat eine ganz tragische Geschichte dann noch.LukasJa, also es gibt ja nicht nur einen Marlboro Mann, es gibt ja mehrere Marlboro Men und die meisten haben ziemlich große Geschichten. Also der Marlboro Mann Wayne McLaren, der ist 1992 im Alter von 51 Jahren an Lungenkrebs gestorben, hat nach eigener Aussage am Tag eineinhalb Schachteln Zigaretten geraucht und gilt sozusagen als der berühmteste Marlboro Man. Und ab dem Zeitpunkt, wo er wusste, dass er Lungenkrebs hat, ist er krasser Anti Tabak Aktivist geworden. Ja, 1987 ist ein weiterer Marlboro Mann Darsteller gestorben, David Miller an einem Lungenemphysem. 1995 starb wiederum der nächste Mal David McLean an den Folgen des Rauchens und Eric Lawson, auch der war Marlboro Man, aber auch zwischen 78 und 81, also der hat und trotzdem eine ganz schöne Zeit gelebt. Aber der starb 2014 an chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. Und du hast ja gerade den den Film Smoking erwähnt und da spielte der Marlboro Mann auch eine Nebenrolle. Na also. Die ganze Geschichte mit dem Marlboro Men ist einfach ziemlich übel, weil die sind also ich glaub ein oder zwei gibt es, die relativ alt geworden sind, aber alle anderen sind quasi an den Folgen des Rauchens gestorben.RalphHmm, ja schlimm.LukasJa genau. Also das ist eine Geschichte des Marlboro Men, dass halt Rauchen generell einfach ein ziemlicher Scheiß ist. Das kann man nicht anders ausdrücken. Gleichwohl kann man einfach nicht negieren, dass halt Rauchen auch eine gewisse Kulturgeschichte ist, dass halt Rauchen auch als Genussmittel genutzt wird und dass halt Rauchen auch zumindest in gewissen Kreisen sehr edle Sache sein kann.LukasSo, jetzt denk mal, wenn du jetzt ans Rauchen denkst, jetzt denkt man nicht an Zigaretten und an Marlboro, Mann. Und dann drei Schachteln Lucky Strike am Tag, sondern denk mal an was Edles, an etwas, was man sich nur einmal. Keine Ahnung, alle paar Monate gönnt. An was würdest du da denken?RalphWas man raucht oder wie? Ein paar Monate? Ja. Ähm. Ach, so eine Zigarre.LukasGenau richtig. Eine Zigarre. Und ich habe ja schon erwähnt, dass es in diesem Teil noch einen Handwerksbetrieb mit musealen Wert geben wird. Und zwar war ich dazu im Schwarzwald, genauer gesagt in Lahr am Schwarzwald, denn da befindet sich die letzte Zigarrenmanufaktur, die aus deutschem Tabak in Deutschland deutsche Zigarren dreht.RalphJa, ja, ich wusste gar nicht, dass Tabak in Deutschland angebaut wird.LukasWusste ich auch nicht. Tatsächlich ist Südbaden das größte Anbaugebiet in ganz Europa. Und Gregor Rübder ist einer der Geschäftsführer dieser Manufaktur. Der soll dir mal kurz erzählen, was es mit dem Tabak da auf sich hat.Gregor GrübAlso die Gegend hier war ja abwechselnd Deutsch, Französisch, Französisch, Deutsch und der Name des Tabaks ist badischer Geudertheimer. Geudertheim ist ein kleines Dorf im Elsass, gehörte aber damals zu Deutschland und danach wurde der Name benannt. Es gab noch zwei weitere Sorten. Die Hauptsorte ist der Virginia, der Virginia Tabak aus dem Zigarette und Shisha Tabak gewonnen wird. Aber wir brauchen unseren badischen Geudertheimer.RalphWie heißt der noch mal?LukasBadische GeudertheimerRalphJa, Und die stellen da noch Zigarren her?LukasGenau. Die drehen die selbst. Und zwar gibt es diese Manufaktur, die heißt Herr Lehmann. Die gibt es seit 1924. Und damals gab es in Lahr im Schwarzwald noch über 200 Tabak Manufakturen und da war generell in der ganzen Tabakwelt recht bekannt, weil die Marke Roth-Händle auch von daher kommt. Ich weiß nicht, ob du das schon mal gehört und es war eine sehr berühmte. Ich weiß nie, ob es sie noch gibt, aber es war jedenfalls eine sehr berühmte deutsche Zigarettenmarke. Genau. Und Herr Lehmann ist die letzte Manufaktur, die noch in Lahr produziert. Und das ist das Spannende daran. Und deswegen bin ich da auch hingegangen. Die machen das noch mit originalem Equipment aus den 1920 er Jahren.RalphWas heißt das?LukasDas heißt alle. Also da, das ist ein Handwerksbetrieb und da gibt es Apparaturen und Werkzeuge und Tische und alles. Das ist aus den 20er Jahren. Und das siehst du auch. Und damit du mal vielleicht einen Eindruck davon bekommst, wie das genau geht, soll dir das Gregor Grüb einfach noch mal kurz erklären. Und zwar Was ist so der erste Schritt, wie man in Deutschland in der Manufaktur eine Zigarre macht?Gregor GrübWir stehen ganz konkret jetzt vor einem vor einem Wickeltisch. Das Tabakherstellen, ist oder Zigarrenherstellen ist ein zweistufiger Prozess. Und da möchte ich gerne einmal damit aufräumen, was das typische Bild ist, das man im Kopf hat bei Zigarren, da geht es ja immer um ganze Tabakblätter und Cuba und irgendwelche Schenkel auf denen rumgerollt wird. Das ist bei uns nicht der Fall. In Europa war es immer sogenannter gerissener Tabak, also wie bei der Zigarette auch kleine Stücke von Tabak und die werden genommen im ersten Schritt und werden auf diesem Wickeltisch wird ein Blatt ausgelegt, in das dann wiederum dieser gerissene Tabak eingefüllt wird. Und das ist wie so ein optisch so halb so wie so ein Webstuhl. Es wird nämlich mechanisch mit dem Fuß nach vorne und hinten bewegt, damit man diesen ersten Schritt ermöglichen kann. Das Ergebnis nennen wir einen einen Wickel oder eine Puppe.RalphGut, also wenn ich das richtig verstanden habe, haben die einen Blatt Papier oder irgendwie so was.LukasNee, so ein Tabakblatt.RalphUnd auf dieses Tabakblatt kommt kommen so gerissene Stücke von dem Tabak drauf.LukasGenauRalphDieses große Tabakblatt, Das wird dann gerollt und ja, das ist dann irgendwie die Zigarre. Letzten Endes werden wahrscheinlich über mehrere Schichten dann.LukasGenau das ist Schritt eins und eben, man hat ja dieses Bild im Kopf und das gibt es tatsächlich auch in Südamerika, dass man eine Zigarre wirklich nur aus Tabakblättern dreht, also dass man Tabakblätter so fest und so lange ineinander dreht, bis es quasi eine Zigarre ist. In dem Fall ist es aber so, dass das halt gerissen wird. Das hat verschiedene Vorteile, die ist dadurch länger haltbar. Zum Beispiel Gregor Grüb hat es als Webstuhl ausgedrückt. Es musste dir wirklich vorstellen, wie so ein uralten massiven Tisch, wo du unten mit dem Fuß so eine Mechanik bewegen kannst. Und diese Mechanik löst einen Dreh Mechanismus aus und die sorgt dafür, dass dieser Tabak gleichmäßig verteilt wird, sodass eine gleichmäßig dicke Puppe eben entsteht. Das ist Schritt eins der Tabakherstellung.LukasUnd wenn diese Puppe dann dann fertig ist, dann wird die in so eine Holzschablone rein gepresst. Auch das ist total des sind einfach so Holz Aussparungen, die sind auch uralt. Die sind genauso 100 Jahre alt, da werden die reingepresst und dann kommt ein Negativ obendrauf genau in die andere Richtung, wird dann eingespannt, festgezurrt und dann wird es 24 Stunden lang gepresst und erst dann ist der erste Schritt.LukasErst dann ist die Puppe voll und ganz fertig. Genau. Aber das ist eben noch nicht die fertige Zigarre. Also das könnte man so zwar schon rauchen, aber es fällt noch nicht gut, weil das Kronjuwelen der Zigarren Herstellung fehlt, nämlich das Deckblatt und es Deckblatt ist ja auch aus Tabak und das ist quasi das, was bei beim Zigarrendrehen besonders schwer es.LukasGregor Grüb und sein Team die haben ja sozusagen die Manufaktur übernommen, weil die gesagt haben, sie wollen nicht, dass diese Tradition ausstirbt, weil Gregor Grüb selbst keine Zigaretten, keine Zigarren drehen kann, haben die Leute gesucht, die diese Kunst, die Puppe mit dem Deckblatt zu verbinden, noch können.Gregor GrübEs war nicht einfach, jemanden zu finden, der das wirklich kann. Also unsere Annahme war, als wir anfingen, Na ja, es wird noch ein paar nicht ganz mehr Junge, aber die schon mal gemacht haben, geben, die uns da unterstützen können. Und das war gleich null. Die hatten keine Lust oder waren halt dahin gestorben und haben wir diese Anzeige geschaltet, im Zigarrendreher gesucht und wir bekamen wahnsinnig viele Anrufe, wenn sie Zigaretten drehen wollen. Das kann ich auch, da kann ich Ihnen helfen. Und das hat uns aber natürlich nicht geholfen. Also mussten wir wirklich warten. Wir hatten sehr, sehr viel Glück, dass die Monika und noch zwei andere dann zu uns kamen und uns da unterstützt haben.RalphAlso insgesamt drei Leute haben sie gefunden.LukasDie es sind keine gelernten Zigarrendreher, die haben das halt einfach ausprobiert und haben sie dann selber drauf gebracht. Das heißt verlorenes Handwerkswissen, was die sich wieder drauf gemacht haben und Monika war auch vor Ort. Also eine der Zigarren erinnern und sie macht es eben professionell für die Zigarren Manufaktur. Ich war nebendran, als sie mir das erklärt hat, wie dieser letzte Schritt, also diese Veredelung der Zigarre erfolgt. Das heißt, wir erinnern uns, vorhin gab es diese Puppe, die 24 Stunden gepresst wurde. Dann werden da die Enden abgeschnitten. Und jetzt kommt dieses Deckblatt drauf. Und wenn dieses Deckblatt drauf ist, dann schaut diese Zigarre auch richtig schön und richtig ist dieses.RalphDeckblatt, die äußerste Schicht sozusagen.LukasGenau. Es auch ein Tabakblatt. Genau. Und sie hat mir das jetzt erklärt. Ich habe das aufgezeichnet. Ich weiß nicht, ob das akustisch so gut rüberkommt, sonst. Ich habe auch ein Video davon aufgezeichnet und dieses Video gibt es in den Shownotes. Aber wir hören jetzt mal rein, wie Monika diese Zigarre veredelt.00:29:22:02RalphDa hören wir jetzt mal rein.MonikaDas ist jetzt angefeuchtet und wenn ich das nicht in der Tüte hätte, würde es in einer halben Stunde trocken sein. Wenn ich jetzt diese Mittelrippe entfernen will, sie nicht.LukasDu kuckst dann natürlich auch Sind da Löcher drinnen? Sind jetzt große, unregelmäßige?MonikaJa, und vor allen Dingen wie rum leg ich es also hier? Das sind ja die Nähte von Ihnen. Das ist wie im Socken innendrin die Nähte. Die müssen natürlich nachher wieder drin sein. Deswegen muss ich es richtig rum hinlegen. Das sind die Nähte. Innendrin sind nicht außen. Und dann schneide ich mir das passende Stück raus.LukasDas sieht aus wie so ein Minipizza-Roller, mit dem du ja die. Das Ding ist aber auch schon wahrscheinlich so alt wie die Möbel.RalphJa der Minipizza Roller. Ja, man hat halt viel oder Ich habe viel Geraschel gehört und ich glaube jetzt habe ich durch diese. Ja durch den Kommentar von Monika habe ich erst so richtig gecheckt, dass es ja ein Blatt ist, das ja auch diese Rippen hat und dass man da eben drauf achten muss, welchen Teil ich habe, welchen Teil man nimmt.Also wie groß ist denn eigentlich so ein Tabakblatt? Das habe ich noch gar nicht verstanden.LukasAlso das Tabakblatt wird ja geerntet, dann ist es grün und dann wird es getrocknet und irgendwann fermentiert und dann wird es so braun. Das ist so ein ganz dunkles Braun halt, wie eben so Zigarrenblätter aussehen und es ist aber total trocken. Das heißt, wenn du das nicht anfeuchten würdest und du würdest es einfach drehen wollen, das würde dir sofort auseinanderbrechen.LukasDas heißt, du musst es wirklich mit so einem Spray befeuchten, damit es überhaupt elastisch wird. Und deswegen lässt Monika in dieser Plastiktüte drinnen, damit quasi die Feuchtigkeit nicht rausgehen kann. Dieses Tabakblatt ist ferment iert, würde ich mal sagen. Wie? Wie hoch wird es sein? So 30 40 Zentimeter maximal. In der Regel irgendwas. Also ich, ich, ich Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und sag 27,5 Zentimeter im Durchschnitt Länge und 15,3 Zentimeter im Durchschnitt Breite.LukasUnd das ist so eine ovale Form, die geht genau die Rippen von dem Blatt kann es natürlich nicht verwenden. Deswegen musst du die Blätter Ränder so rausschneiden, dass du immer ein perfektes Blatt hast, in der du die Puppe dann einwickeln kannst. Da zeigt sich halt so ein bisschen die Handwerkskunst, weil es ist nämlich wirklich verdammt schwer, ein Blatt so zu finden, dass das mit der Puppe so passt, dass am Ende eine perfekte, überall gleichmäßige und gut rauch bare Zigarre entsteht.LukasUnd deswegen ist es eigentlich auch so, dass man industrielle Zigarren, also hochklassige Zigarren sind in den seltensten Fällen industriell. Es würde zwar gehen, aber dieses Deckblatt machen. Das ist halt was, was maschinell kaum umsetzbar ist.RalphStelle ich mir gar nicht so kompliziert vor, aber ich muss dann einfach das Video mal angucken, weil ich denke mir halt grad so ja gut, das ist ein ovales Blatt, das hat diese Mittelrippe und dann.LukasDie musste raus machenRalphSchneidest du halt weg und nimmst du dann nur das linke Teil oder nur das rechte Teil dafür?LukasAber das muss es so sein, dass es trotzdem nah an die Puppe ran gemacht wird. Also es hört sich einfach an, es ist aber wirklich nicht einfach. Da muss man wirklich reinkommen.RalphWenn es zu lang ist, dann schneidet man es weg mit diesem Minipizza Rolle vielleicht an oder so.LukasGenau, aber dann sieht die Zigarre scheiße aus. Am Ende hast du quasi ein Produkt, das sowohl optisch gut ausschaut, als auch die Qualität stimmt. Das ist dann wirklich Handwerkskunst und das sieht man zum Beispiel auch. Ich habe mal geguckt, ich bin ja immer so ein Fan was es was kosten die teuersten Zigarren, was kostet der teuerste Wein blablabla Darin ist es vielleicht.LukasIch habe natürlich bei den Zigarren auch nach geguckt. Die teuerste Zigarre, da kostet die Kiste 15.000 € und das macht einen Zigarrenpreis von 375 € pro Zigarre. Das ist die Meister Torcedora Norma der Marke Cohiba aus Kuba. 375 € pro Zigarre. Auch ziemlich wild, oder? Wenn du überlegst, ist das nur Tabakblättern? Und dann geht noch die Gurkha Majesty’s Reserve. Und da kostet die Zigarre 400 $ das Stück.LukasAlso, das ist so ein bisschen, so ein bisschen das Spannende. Und angeblich ist sie deswegen so gut, weil das Deckblatt, was da genommen wird, 18 Jahre lang gereift hat und eine ganz streng geheime Einlagen Mischung in diesem Deckblatt diese Zigarre so außergewöhlich macht.RalphHattest du denn auch die Möglichkeit, da ein bisschen zu rollen oder was anzufassen?LukasNee, ich muss auch ehrlicherweise gestehen, ich habe Respekt vor Handwerkskunst und ich finde es dann immer so ein bisschen übergriffig, wenn ich dann sagen würde Ja, lassen Sie mich da mal hin rollen, weil ich habe halt gesehen, was es für einen, was es für ein Aufwand ist, was und dann weiß ich nicht, Finde ich es irgendwie so? Keine Ahnung.LukasIch habe das zugeguckt, geguckt und ich war das sehr fasziniert von und das soll reichen. Und dadurch, dass ich ja weder Zigarrenrauch noch irgendwie in nächster Zeit vorhabe, daran etwas zu ändern, ist es für mich auch voll okay.RalphOkay. Ja.LukasJa, lieber Ralph, hast du noch Fragen?RalphDu hast ja am Anfang dieses Museum in Paris beschrieben und die Friedenspfeife zum Beispiel. Da gezeigt, Was ist denn da sonst noch so ausgestellt? Also Zigarren sind da auch oder Zigarren eher nicht.LukasDas sind auch Zigarren ausgestellt. Das sind auch zum Beispiel Überlieferungen aus alten Schriften ausgestellt, die noch mal das Thema Tabak als Heilpflanze haben. Sind alte Fotografien ausgestellt. Also alles mögliche alte Opiumpfeifen, ähm, Sachen, was man zum Beispiel in Asien geraucht hat, also verschiedenste Rauchgeräte und alles was damit zusammenhängt in der ganzen Welt. Aber wie gesagt, es ist halt und das eben noch mal, es ist halt alles so ein bisschen.LukasMan hatte das Gefühl, dass es seit 30 Jahren keiner mehr hingegangen ist und das soll auch keiner mehr Lust hatte hinzugehen. Und deswegen wirkt es halt alles ein bisschen runtergekommen weißer und das ist halt echt schade.RalphJa, auf jeden Fall. Also, um es noch mal zu sagen Wir sind jetzt nicht.RalphWir wollen jetzt keine Werbung für's Rauchen machen, aber das Rauchen eine spannende Geschichte ist und halt einfach auch gesellschaftlichen Aspekt und und Wert hat. Das ist ja gegeben und darum ist eigentlich auch die Forschungen und Museum dahingehend eigentlich recht wertvoll. Und dann schade, dass es halt nicht so gepflegt worden ist in den letzten Jahren.LukasVielleicht kann man das ja mal wieder machen, Vielleicht kann man das ja wieder wieder irgendwie ein bisschen revitalisieren. Aber jetzt aktuell, glaube ich, wird es erst erstmal so weitergehen. Um ganz ehrlich zu sein. Deswegen würde ich jetzt auch sagen, jeder der jetzt in Paris ist oder da Urlaub macht, Paris ist ja die Stadt der Museen möglicherweise und wissen ja immer für Alternativen, kleinen und skurrile Museen da.LukasDeswegen machen wir diesen Podcast. Aber das Rauchermuseum könnte ich jetzt nicht uneingeschränkt empfehlen.RalphJa, okay, hat dann überhaupt Eintritt gekostet.LukasUnd gute Frage. Ich weiß, es kann keinen. Ich hab nichts gezahlt. Kann ich dir nicht sagen.RalphJa gut, macht nix. Ja, ja, Hier. Wunderbar. Dann vielen Dank für diese Vorstellung. Ich bin auf jeden Fall schlauer geworden. Ich habe mich noch mal mit den Nachtschattengewächse auseinandersetzen. Das ist eine Bildungslücke. Auch mit der Lehre der vier Säfte.LukasVier Säfte Lehre.RalphAber ja, spannend. Also muss ich nicht auch, dass in Deutschland Zigarren hergestellt werden aus deutschen Tabak?LukasJa, das größte Tabak Anbaugebiet Europas.RalphNa ja, Irre. Hm. Nie gehört.LukasIch habe jetzt meinen Soll erfüllt für diese Folge. Und ich will natürlich wissen, was wird in der nächsten Folge auf mich zukommen. Also ich will es nicht komplett wissen, aber zumindest will ich so bissel erfreuen können, damit ich den ganzen Monat drüber nachdenken kann. Oha, was wird er mir erzählen?RalphWas wird also die nächste Folge? Die wird wieder richtig spannend. Es geht um ein Museum, das nur existiert. Also wie sage ich, dass dieses Museum existiert, Nur weil ein Mann, der Gegenstände gesammelt hat, mit einer reichen Frau verheiratet war? Also diese reiche Frau, die hat ihm ermöglicht, dass er auf der ganzen Welt seine Sammelleidenschaft da erfüllen konnte und und Gegenstände sammeln konnte.RalphWird das nicht gegeben, wird vielleicht auch dieses Museum nicht geben und der Gegenstand ist eigentlich ein ganz, ganz alltägliche Gegenstand. Hast auch schon mal eine Hand gehabt und die gibt es halt überall auf der Welt.LukasIch bin gespannt.RalphSo soll es ja sein.LukasEigentlich ist es ja nur dazu gedacht, dass die Leute wissen, das bitte nicht anfassen, sie Gefallen gefunden haben und das Vorhaben, lange, lange, lange weiterzumachen.RalphUnd genau das Ding mit den Teasern ist halt Eigentlich möchte man schon teasern, aber man hat so Schiss, dass man zu viel Tesa hat. Oder weiß es die andere Person? Warum machen wir das so kryptisch? Das sage ich ja. Keiner weiß, was es ist. Ja.LukasWie dem auch sei, wenn ihr uns unterstützen möchte, wir betreiben bitte nicht anfassen ehrenamtlich, dann könnte das tun. Über Steady oder über Go fand Meter haben wir jeweils zwei Kampagnen eingerichtet. Wir würden uns natürlich wahnsinnig darüber freuen, denn für uns ist es natürlich auch ein ziemlich großer Aufwand. Wir sind ja jedes Mal bei den Museen vor Ort und machen nichts remote, sondern wir sind wirklich da und sprechen mit den Leuten.LukasUnd natürlich ist es für uns immer super, wenn ihr uns unterstützt. Das könnt ihr auch tun durch eine fünf Sterne Bewertung, durch eine Weiterempfehlung, durch Teilen mit so vielen Leuten der Bewertung schreiben, uns Briefe schreiben, Liebeserklärungen schreiben usw und so fort.RalphAlso jetzt am Ende dieser Folge, schickt das mal weiter an Leute, die sich für Zigarren interessieren. Genau die werden ihre Freude damit haben.Der Beitrag Kippen statt Mona Lisa und Montmartre – das Rauchermuseum Paris erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.06.24 • 39:28
BITTE NICHT ANFASSEN! #30 – Das Kleingärtnermuseum in LeipzigShow Notes Leipzig ist nicht nur bei jungen Leuten angesagt, sondern auch (und das schließt sich nicht aus) bei Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern. Leipzig ist sogar DIE Kleingarten-Hochburg in Deutschland mit rund 32.000 Anlagen. Zurück geht das auf den Leipziger Turnfan Dr. Moritz Schreber. Dabei wollte der Arzt doch eigentlich nur, dass Kinder mehr draußen spielten. Erlebt hat das der Arzt zwar nicht mehr, ist aber zum Namensgeber dieser speziellen Grünflächen geworden: die Schrebergärten. Wo also, wenn nicht hier ein Museum für Kleingärten aufmachen. Ralph hat dort Leiterin, Diplom-Museologin und – natürlich! – Kleingartenbesitzerin Caterina Paetzelt getroffen. Mit ihr reisen wir vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #Leipzig #kleingarten #Schreber #Laube #Garten #Industrialisierung #Geschichte ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Literatur zum Kleingartenwesen: https://www.kleingarten.de/verbandsnews/4180/der-bdg-informiert—januar-2022—100-jahre-organisiertes-kleingartenwesen Literatur zum Schrebergarten: https://www.amazon.de/150-Jahre-StadtErnte-Geschichte-Schreberg%C3%A4rten/dp/3981628810 Foto des Laubengartens: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Laubengarten-scaled.jpg Foto Kirschbaumlaube Außen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Kirschbaumlaube-Aussen-scaled.jpgFoto Kirschbaumlaube Innen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Kirschbaumlaube-Innen-scaled.jpg Infos zu Regeln im Kleingarten: https://www.mdr.de/mdr-garten/podcast/audio-kleingarten-gesetz-sinn-unsinn-100.html ~~~~~~~ Infos zum Museum: Deutsches Kleingärtnermuseum Aachener Straße 7 04109 Leipzig https://www.kleingarten-museum.de~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Caterina Paetzelt Um es gleich vorwegzunehmen Dr. Schreiber ist erst posthum Namensgeber geworden. Und Dr. Schreiber hatte auch nie die Idee, einen Kleingarten zu gründen. Dr. Schreiber wollte eigentlich nur, dass sich die Kinder, die er schon viel in der Schule sitzen mussten, viele, viele Stunden lang, dass die sich eigentlich sportlich betätigen. INTRO Ralph Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Mein Name ist Ralph. Lukas Und mein Name ist Lukas und wir stellen euch einmal im Monat kleine, skurrile, alternative und liebenswerte Museen vor und vor allem die Geschichten dahinter. Und wenn ihr uns kennt, dann wisst ihr, dass wir normalerweise immer zu Beginn eines jeden Monats publizieren. Aber heute ist es anders, Denn heute ist der 19. Mai und das ist der Internationale Museumstag. Ralph Da konnten wir es natürlich nicht lassen, diesen Tag zu feiern und eine extra Episode rauszuhauen. Lukas In Deutschland gibt es schätzungsweise über 7.000 Museen, und das ist natürlich eine Auswahl. Die müssen wir mit Bitte nicht anfassen erst mal abklappern. Aber die meisten Museen, die wir besucht haben, die machen eine wahnsinnig tolle Arbeit. Viele davon ehrenamtlich, viele davon mit einfach unglaublich viel Engagement, Potenzial. Und wir freuen uns, einfach jedes Mal in den Museen zu sein. Und deswegen freuen wir uns, wenn wir mit dieser Bitte nicht anfassen Museumstags Folge einen kleinen Beitrag dazu leisten können. Ralph In der vergangenen Folge hatten wir Julia Rübisch zu Gast und sie ist an Stelle von uns ins Bikiniartmuseum gegangen, in Bad Rappenau in Baden Württemberg. Kannst du dich noch dran erinnern, worum es da ging? Lukas Ja da hab ich viel gelernt über die Geschichte des Bikini. An der A6 Autobahnausfahrt Bad Honnef im Bikini Museum liegen und dass man da freien Eintritt bekommt, wenn man in dieses Museum mit einem Surfbrett und mit Badehose reingeht. Was ich auch ziemlich witzig finde. Ralph Und du hast ja auch gesagt, du möchtest da gern mal reingehen. Wenn du's machst, mach ein Foto. Lukas Ja, Ja, mach ich auch. Ich habe überlegt. Ich hab einen Ständer. Paddleboard. Vielleicht kann ich das ja auch als Surfbrett dann sozusagen verkaufen und dann mal gucken. Na, wir werden sehen. Wir werden sehen. Genau. Das heißt aber, weil die letzte, ich sage mal, reguläre Folge, die kam ja von mir. Das ging ja. Dann waren wir im Gießkannenmuseum in Gießen. Das heißt, dass du jetzt in dieser Folge dran bist. Und ich bin schon ganz gespannt, was du mir da mit eingepackt hast. Ralph Ja, dann packen wir doch mal aus. Und zwar war ich in Leipzig und Leipzig, da warst du auch schon mal, wir waren gemeinsam sogar in Leipzig. Wenn du jetzt an Leipzig denkst, woran denkst du da? Lukas Ich denk an Hipsterviertel. An die Thomaserkirche. Johann Sebastian Bach. Ich denk an die Buchmesse. Ich denk an krasse Altbauviertel. Und vielleicht noch an Connewitz. Connewitz, wo die Autos brennen. Ralph Also wirklich sehr unterschiedliche Sachen, sehr viele unterschiedliche Facetten. Ich fand es interessant, dass deine allererste Assoziation, die Hipsterviertel sind. Na ja, es gibt aber noch eine Sache, an die du jetzt dann hoffentlich denkst, wenn du an Leipzig denkst. Und zwar Kleingärten. Lukas Kleingärten? Ralph Leipzig hat deutschlandweit die höchste Kleingartendichte. Bezogen auf die Einwohnerzahl, das heißt auf 100 Einwohner kommen circa sechs Kleingärten. Im Vergleich dazu ist es jetzt in anderen Städten wie jetzt Berlin oder Hamburg da ist es so, dass nur zwei Gärten auf 100 Einwohner kommen. Und wenn man das Ganze jetzt mal hochrechnet, dann bedeutet das, dass in Leipzig rund 100.000 Leute, Kleingärtner bzw. Kleingärtnerinnen sind. Lukas 100.000 Leute sind in Leipzig Kleingärtner:innen oder Kleingärtner? Krass, hä? Aber das ja, das ist ja ein bisschen viel. Wie soll das gehen? Das ist ja wirklich viel sehr. Ralph Ja, warum jetzt Leipzig für Kleingärten so bekannt ist, das werde ich dir im Laufe der Folge erzählen. Es ist auch so, dass die Kleingärten 1/3 der städtischen Grünflächen ausmachen in Leipzig. Und ich war, um natürlich jetzt wieder den Dreh zu Bitte nicht anfassen zu finden. Ich war im Kleingärtnermuseum, das behauptet von sich, das weltweit einzige seiner Art zu sein. Und ja, heute mach ich so ein bisschen Rundumschlag. Die Geschichte des Kleingartenwesens, auch den sozialen Wert von Kleingärten und ja, auch ein bisschen Punk wird drin vorkommen. Lukas Sehr geil. Kannst du mir vielleicht erst mal kurz erklären Was versteht man denn unter Kleingärten? Gibt es eine Definition? Ralph Eigentlich möchte ich später dazu kommen, aber ich kann es trotzdem jetzt mal vorwegnehmen: Als Kleingarten zählt nur ein Garten, der eine Drittelregelung hat, das heißt 1/3 des Gartens ist Erholungsfläche, 1/3 ist beispielsweise jetzt eine Laube oder ein Schuppen oder so, also irgendwas Häusliches und 1/3 Anbaufläche. Und nur wenn diese Kriterien erfüllt sind und auch nicht überschritten werden oder so, dann kann man erst von Kleingärten sprechen. Und dann gibt es natürlich noch verschiedene Regelungen, weil die Kleingartengärten, die sind ja in Vereinen organisiert. Lukas Also gut. Ralph Kleingärten waren auch nicht immer so, wie sie heute sind, aber da müssen wir, glaube ich, am Anfang anfangen. Ja, aber bevor wir das machen, ne kurze Frage Hast du denn eigentlich irgendeinen persönlichen Bezug zu Kleingärten? Gibt es da jemand in deiner Familie? Vielleicht hast du selber mal einen Kleingarten gehabt Oder hast. Lukas Du, nicht nur einen. Meine Eltern haben ja einen Kleingarten. Dann haben wir die Kleingärtnerei als Anbaufläche meiner Großtante übernommen. Das heißt, wir sind quasi voller Gärten und Kleingärtnern, alles Mögliche von Kartoffeln, Karotten, Salat im Sommer, Zucchini, Tomaten, alles Mögliche. Also wir sind da voll, voll drinnen und da du ja weißt, dass ich aus Bamberg komm. In Bamberg gibt es sogar die Gartenstadt, ein Stadtteil, in dem seit dem Mittelalter genauso Gärtnereien und Kleingärtnereien auch überall vertreten sind. Lukas Das heißt, ich bin eigentlich im Gartenbusiness, ziemlich up to date, okay. Ralph Aber da wäre ich ja gespannt, ob du auch über die Geschichte schon ganz viel weißt. Aber ansonsten ist es natürlich für viele Leute, die jetzt zuhören sehr aufschlussreich. Zumindest war es für mich sehr aufschlussreich. Ich habe nämlich gar keinen Bezug zu Kleingärten und die Person, die ich dir jetzt vorstellen werde, die hatte am Anfang auch keine Ahnung von Kleingärten. Caterina Paetzelt Ich hatte vorher auch keine Verbindung zum Kleingartenwesen, hatte viele mögliche und unmögliche Gedanken im Kopf. Endete dann darin, dass ich zwei Jahre später auch selber ein Kleingarten hier hatte, eine Anlage. Aufgrund der Arbeit und der Erkenntnis, dass ich das schön finde. Lukas Aufgrund der Erkenntnis, dass ich das schön finde, habe ich beschlossen, einen Kleingarten anzulegen. Sehr geil. Ralph Also, wen du jetzt gerade gehört hast, das ist Caterina Paetzelt, Sie ist Diplom Museologin und die Leiterin des Kleingärtnermuseums in Leipzig und sie hat mich so herumgeführt durch das Museum. Da muss ich dazu sagen Das Museum ist so aufgebaut, dass es einmal das Museumsgebäude gibt. Das befindet sich innerhalb einer Grünanlage und außen rum, wie es natürlich auch passt Zum Thema Es sind halt Kleingärten und es gibt dann sogenannte Schaugärten, die zum Museum gehören, die man sich angucken kann und die historischen Kleingärten aus unterschiedlichen Zeiten entsprechen. Wenn man jetzt in das Museum reingeht, dann stellt man schnell fest, dass das chronologisch aufgebaut ist. Also es geht wirklich um die Ursprünge und die Entwicklung das Kleingärtnerwesens und später kommen dann noch andere Aspekte dazu. Das heißt, ich fange jetzt auch mal bei dem Anfang an und es ist nämlich so, dass alles angefangen hat im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das heißt, wir sprechen von Industrialisierung, die ja die Arbeitsweise, aber auch die Lebensweise der Menschen stark verändert hat. Viele Leute sind dadurch in Städte gezogen, um dann in Fabriken zu arbeiten. Die Wohnpreise sind in den Städten gestiegen, Leute sind dann verarmt. Und dieser Verarmung entgegenzuwirken, hat sich dann im Jahr 1801 wie sagt man dann da eine Gesellschaft oder ein Verein dafür eingesetzt, diese Armut zu bekämpfen, nämlich die Society for bettering the conditions and increasing the conditions of the Poor hat dann 100 Parzellen an Fläche an bedürftige Familien günstig abgegeben und dann wurde darauf Kartoffelanbau betrieben und das war sozusagen der erste Kleingarten oder so ein bisschen Vorläufer, könnte man sagen. Und dann ist das rübergeschwappt auf Festland, Europa, genauer gesagt jetzt Deutschland. Da gab es den ersten Kleingärtner Verein in Norddeutschland, nämlich in Kappeln an der Schlei, und da kann dir Caterina Paetzelt was zu erzählen. Caterina Paetzelt Der allererste Kleingartenverein überhaupt, der wurde sogar schon 1814 in Kappeln an der Schlei gegründet, also im norddeutschen Raum und ausschlaggebend dafür, dass man heute von der ersten Gründung spricht, ist, dass dieses dieser Verein, der als Armenfürsorge angedacht war, sich eine Gartenordnung gegeben hat. Also die Gartenordnung ist ausschlaggebend für die Definition des Kleingartens. Wie gesagt, schon 1814, also schon ein Weilchen her. Die Anlage gibt es auch heute noch dort. Lukas 1814. Krass, aber ja, interessant, dass Armenfürsorge und Kleingärten so zusammenhängen, hätte ich auch nicht gedacht. Ralph Das waren dann immer so 500 bis 1500 Quadratmeter große Felder, die dann die Leute nutzen konnten, um da Grundnahrungsmittel anzubauen. Ja, und der damalige Pachtvertrag, also diese Ordnung, von der Caterina Paetzelt gesprochen hat, die hatte auch schon einige Aspekte drin, die es heute immer noch gibt, nämlich einmal den Gemeinschaftspachtvertrag, dann eine jährliche Pachtzahlung, festgelegte Wegbreiten ganz wichtig und zum Beispiel auch Hecken als Einrichtung der Gärten. Und die Pächter waren überwiegend Handwerker, Arbeiter und Kaufleute. Das Modell, das hat sich dann aber irgendwie nicht so wirklich durchgesetzt, was zu teuer war für die wirklich armen Schichten. Und dann haben sich zeitgleich, würde ich es mal sagen oder ungefähr zur selben Zeit haben sich noch andere Ursprungslinien der heutigen Kleingärten herausgebildet. Das ist zum Beispiel Garten von Betrieben. Also es haben sich ja ganz viele Fabriken in der Zeit gegründet und die haben auch Land dazu gekauft und wollten versuchen, da die Arbeiterschaft anzusiedeln und damit auch zu ködern und bei der Stange zu halten, dass sie auch wirklich im Betrieb blieben. Und sie haben das auch teilweise an Konditionen geknüpft, zum Beispiel, dass Mitarbeitende, die eine Garten Parzelle haben wollten, dass die keine Gewerkschaft beitreten dürften. Lukas Also Union Busting mit Kleingärten. Auch interessant. Ralph Ja, ja, oder auch Eisenbahnverwaltungen haben öfter Gärten gehabt. Dass es neben den Schienentrassen das gibt, haben ja heute auch immer noch neben den Schienentrassen haben sich halt sehr viele Kleingärten herausgebildet. Also wenn jetzt heute nach Berlin fährst, dann siehst du links und rechts ganz viele Kleingartenparzellen. Lukas Aja. Ralph Und der andere Ursprungslinie sind Arbeiter, Gärten des Roten Kreuzes. Also das Rote Kreuz hat sich damals dafür eingesetzt, mittellose und kinderreiche Familien mit solchen Gärten zu versorgen, damit die wiederum Obst und Gemüse anbauen konnten und auch um den Familiensinn zu stärken und auch damit Männer dem Wirtshaus fernbleiben. Eine weitere Ursprungslinie, die sich herausgebildet hat, waren die sogenannten Berliner Laubenkolonisten. Ralph Hast du davon schon mal gehört? Lukas Nee, also eine Laube. Ist es so eine Gartenhütte, oder. Richtig. Und ich könnte mir vorstellen, Laubenkolonisten sind dann Leute, die halt vielleicht einfach in diesen Lauben dauerhaft wohnen und eine Kolonie haben. Und das könnte ja wiederum eine Vorform vom heutigen Schrebergarten sein. Ralph Ja, da komme ich später noch dazu. Aber du bist auf jeden Fall schon sehr nah dran. Im Detail wird's der Caterina Paetzelt erklären. Caterina Paetzelt Berlin selbst als Stadt wurde 1871 Reichshauptstadt, und damit verbunden war ein starker Anstieg der dortigen Einwohnerschaft, weil natürlich viele Leute vom ländlichen Raum in den Großstadtraum gegangen sind, um dort Arbeit zu finden. Gründung von Fabriken. Ja, und die Leute gingen natürlich in die Stadt. Arbeit finden hat auch geklappt. Da war genug für alle da. Nur der Wohnraum war zu knapp. Und aus dieser Not heraus haben die Leute sich halt auf Freiflächen, die da noch waren, ja kleine Hütten zusammengebaut und haben da nicht gewohnt, ja gehaust und aus Ermangelung des Geldes haben sie sich jetzt selber auch Kartoffeln und Kohl angebaut. Das war alles sehr autonom. Also aus der Not heraus geborener Punk. Und wurde dann aber geschluckt durch die ersten Vereinsgründung. also die haben einfach gemacht, hatten natürlich das Problem, dass sie ständig wieder von den Flächen mussten. Mittlerweile gab es dann auch mobile Lauben oder gibt es auch schon wieder ein Gemeinschaftsgarten? So bewegliche Obstpflanzungen, also so was hatten die dann teilweise auch an irgendwelche Bretter Kisten gepflanzt, damit wir sie jedes Mal ausgraben mussten. Lukas Jo, ist er jetzt eine ähnliche Situation in Berlin? Ich kenne tatsächlich auch ein paar Leute, die mal in Berlin vorübergehend in der Laube gewohnt haben, weil sie keine Wohnung gefunden haben. Ralph Ach, echt? Lukas Ja, Kein Scheiß, kein Scheiß. Ralph Es gibt da noch weitere Ursprungslinien, auf die ich eingehe. Und noch zwei sind das eine davon, die auch im 19. Jahrhundert entstanden ist. Das ist die Naturheilbewegung. Die hatte da nämlich auch Gärten angelegt, um da ja verschiedene Veranstaltungen zu machen, um Gesundheitspflege zu betreiben, alternative Heilmethoden anzuwenden, aber sich auch gärtnerisch zu betätigen. Und dazu zählen Bewegungen wie Vegetarier, Antialkoholiker auch frei Körperkultur und auch die Turnbewegung. Ralph Und was jetzt diese dieser Ursprungslinie sehr nahe kommt, auch wenn man es vielleicht jetzt gar nicht vermuten würde. Das sind die Schrebergärten. Das ist nämlich jetzt ein ganz großer Punkt, auf den ich eingehen werde. Schrebergärten. Den Namen kennt ja glaub ich jeder. Und der kommt von Dr. Schreber. Lukas Echt? Ja. Krass. Okay, Weil ich dachte, Schreber heißt irgendwie so was wie. Keine Ahnung. so eine veraltete Form von Anbau. Irgendwie ein altes Verb, was es heute nicht mehr gibt. Oder irgendwas. Das ist wirklich nach einem Typen benannt? Geiler Funfact. Okay, erzähl mir mal das nächste. Ralph Ja, dazu hat Caterina Paetzelt auch was gesagt. Caterina Paetzelt Dr. Schreber wurde geboren 1808 hier in Leipzig und war dann nach seinem Studium der Medizin hier auch Arzt und Orthopäde in der Stadt. Um es gleich vorwegzunehmen Dr. Schreiber ist erst posthum Namensgeber geworden. Und Dr. Schreiber hatte auch nie die Idee, einen Kleingarten zu gründen. Dr. Schreiber wollte eigentlich nur, dass sich die Kinder, die ja schon viel in der Schule sitzen mussten, viele, viele Stunden lang, dass die sich eigentlich sportlich betätigen. Dr Schreiber war nämlich Mitbegründer des ersten Turnvereins hier in Leipzig, der überhaupt gegründet wurde. Er war dort Vorsitzender und Mitglied und selbst begeisterter Sportanhänger. Und diese sportliche Idee, auch im Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass viele Kinder halt auch orthopädische Probleme hatten, führte dazu, dass er sich dafür ausgesprochen hat, sogenannte Spiel und Tummelplätze in der Stadt einzurichten, also Spielplätze, die es ja bis dato noch nicht gab. Lukas Das heißt, der Namensgeber des Schrebergarten, Dr. Schreiber, ist sozusagen auch der Erfinder der Spielplätze. Ralph Ich lege meine Hand nicht dafür ins Feuer, aber er ist zumindest einer der Miterfinder. Ja, ob er der einzige Erfinder ist, weiß ich nicht. Aber diese Spielplätze, die wurden dann zu der Zeit nicht Spielplätze genannt, sondern Schreberplätze. Lukas Und aus den Schreberplätzen, wie sind dann aus den Plätzen die Schrebergärten geworden? Ralph Das wurde so, in dem ein Pädagoge und Schuldirektor namens Ernst Innocenz Hauschild 1864 einen Verein gegründet hat, den er dann eben zu Ehren von Dr. Schreber Schreber Verein gegründet hat. Und da war dann relativ bald festgelegt, dass halt Gärten genutzt werden und in der Mitte dieser Gartenanlagen soll sich so ein Schreberplatz befinden. Also so ein Spielplatz für Kinder. Und außenrum wurden dann Beete angepflanzt. Also wurden Beete angepflanzt. Die hießen dann auch erst Kinderbeete, Also sollten sich die Kinder beteiligen. Aber irgendwie haben die dann relativ schnell die Lust daran verloren und dann wurde ein Familienbetrieb draus. Die Erwachsenen haben sich dann darum gekümmert und 1870 trat dann die erste Gartenordnung in Kraft und damit haben sich dann die Beete zu Gärten gewandelt. Die haben dann so einen Zaun bekommen und einen kleinen Schuppen nebendran. Und in dieser Zeit haben sich dann auch weitere Vereine gegründet, weil das anscheinend so erfolgreich war. Dann musste das Areal in Leipzig umziehen. Eines Tages war es da so ein Straßenbauvorhaben gibt und ist umgezogen. Nämlich dorthin, wo heute das Museumsgelände ist. Lukas Das Museumsgelände ist auch ein historischer Ort sozusagen. Ralph Richtig. Und das Museumsgebäude ist auch ein historischer Ort, denn es ist das damalige Vereinsheim vom Schreberverein. Ist auch immer noch aktuell das Vereinsheim vom Verein. Lukas Ah, okay, krass. Gibt es da nicht diese Schreber Vereine nur in Deutschland oder gibt es die auch darüber hinaus? Ralph Ähm, bei den Schrebervereinen weiß ich's nicht, aber Schreberverein ist im Endeffekt ja eine Art von Kleingarten und Kleingärten gibt's weltweit. So hat mir zum Beispiel Caterina Paetzelt erzählt, dass auch öfter mal internationale Gäste kommen, um den Verein und auch das Museumsgebäude zu besuchen. Und das sind dann zum Beispiel auch Leute aus Japan dabei. Also auf internationaler Ebene gibt's eine Föderation Ralph Diese Vereinigung ist die größte europäische Freizeitorganisation mit über 2 Millionen Kleingärtnerfamilien und Kleingärtnern aus 13 Ländern. Lukas Krass. 2 Millionen? Ralph Ja. Und kleiner Funfact. Da habe ich jetzt aber nicht weiter recherchiert. Diese Vereinigung hat sogar einen partizipativen Status im Europarat. Lukas Krass. Na ja, gut, bei 2 Millionen ist auch echt einiges. Ralph Ich komm jetzt aber wieder zurück zum Schreberverein. Da war es nämlich so, dass ja am Anfang die körperliche Ertüchtigung der Kinder im Vordergrund stand. Also was im Turnen herauskam. Und dann kamen da diese Beete dazu. Also man hat ein bisschen Sachen angepflanzt, aber das Ganze hat auch so ein bisschen, soll ich sagen, Ja, so ein Weib wie bei weiß ich nicht, wie bei Jugendfreizeiten halt einfach das Kinder und Jugendliche da Verantwortung übernommen haben in der Gruppe, dass sie sich drum gekümmert haben, dass der Spielplatz und die Beete intakt gehalten worden sind usw. Und es ging auch darum Kinder zu fördern, die benachteiligt sind. Also Kinder aus armen Familien beispielsweise. So gab es zum Beispiel eine Zeit lang die Milchkolonien. Hast du davon schon mal gehört? Lukas Nee. Ralph Bei den Milchkolonien war es so, dass auf dem Platz während der Sommerferien vergünstigt Milch verkauft wurde und kränkliche oder besonders erholungsbedürftige Kinder. Das haben sich vorab dann Ärzte oder Ärztinnen angeguckt. Die haben dann eine Milchkarte bekommen und mit der konnten die dann während der Sommerferien unentgeltlich Milch erhalten und auch ein bisschen Brötchen und Gepäckstücke. Also das sind jetzt diese ganzen Ursprungslinien, die ich aufgezählt habe. Ich versuche es noch mal zusammenzufassen. Also die Schrebergärten, die wir jetzt grad haben, die Berliner Lauben Kolonisten, die Arbeitergärten des Roten Kreuzes, Gärten von Betrieben und Gärten, der Naturheilbewegung und Armengärten. So also sechs Ursprungslinien gibt es. Und ich spring jetzt mal an der Zeit, weil die haben sich dann alle vermischt. Die wurden dann alle zusammengefasst zu Kleingärten. So, und nach dem ersten Weltkrieg, da war die Wohnungsnot auch sehr groß und es gab Lebensmittelknappheit und da wurde dann staatlich auch das Kleingartenwesen gefördert, indem die Pachtpreishöhe eingeschränkt wurde und städtisches Gelände zur Gartenbaustellung bereitgestellt worden ist. Lukas Ah, cool. Ralph Und auch ein Funfact als sich die Weimarer Republik gegründet hat, 1919, war die Kleingarten und Kleinpacht Landordnung eins der ersten Gesetze, die beschlossen worden ist. Lukas Ernsthaft? Ralph Ja, nur wenige Monate nach der Gründung. Lukas Also das heißt, der Kleingarten ist wirklich im modernen deutschen Staatswesen irgendwie sehr eng verankert. Ralph Ja, es ist wohl ein Stellenwert auf jeden Fall. Und 1921, also ein paar Jahre später, hat sich dann auch der erste Dachverband gegründet, in dem alle Vereine dann untergebracht waren. Der sogenannte Reichsverband, der Kleingarten vereine Deutschlands. Und der hat verfolgt, dass so eine gerechte Regelung der Pachtpreise gibt und dass auch Dauerkolonien eingerichtet werden konnten. Also dass diese Kleingärten da stehen bleiben durften. Ist auch immer noch heute so in da komme ich auch noch später dazu. Ja, wir springen wieder ein bisschen in der Zeit, weil da war es dann erst mal ruhiger. Da kann ich jetzt gar nicht so viel zu erzählen. Und dann im Nationalsozialismus war es so, dass dann auch das Kleingartenwesen gleichgeschaltet worden ist. Das heißt, da sind dann halt Leute ausgetauscht worden und der Dachverband wurde dem Amt für Agrarpolitik unterstellt. Und die Kleingärten? Die sollten dann helfen von Importen unabhängig zu werden. Hat letzten Endes eigentlich nicht wirklich geklappt und es gab auch ganz. Ich finde lustige Auswüchse. Also das Kleingartenwesen. Da gab es dann so eine Idee, dass man Maulbeerbüsche anpflanzen sollte. Maulbeerbüsche. Wofür braucht man die, weißt du das? Lukas Nee. Ralph Für die Seidenspinnerraupe. Also, da sollten die ganz viele Maulbeerbüsche anpflanzen für diese Seidenspinnerraupe. Um so viel Seide zu gewinnen, die dann für die Fallschirmproduktion verwendet werden sollte. Lukas Ah, das hat aber nie geklappt. Ralph Nee, das hat nicht wirklich geklappt. Lukas Was ich mal gelesen habe. Ich glaube, das war damals im Bachelor sogar. Da habe ich mal ein Referat gehört und das fand ich irgendwie nett, weil das habe ich mir gemerkt und zwar, da hat jemand analysiert anhand von nationalsozialistischen Gärtnerzeitschriften, wie die Versorgungslage im Krieg gewesen sein musste. Gemessen an dem, was quasi als Nahrungsmittel in diesen Zeitschriften empfohlen wurde, also ab dem Zeitpunkt, wo man quasi gesagt hat Ja esst Kohl Suppe oder esst Kartoffelschalen-Suppe oder was weiß ich, weil da sind total viele Vitamine für euch drin. Lukas Und zweitens konnte man darüber Rückschlüsse ziehen über die Ernährungssituation und darüber auch über die aktuelle Kriegssituation. Das fand ich total spannend, wie man quasi vom Kleingarten, also wobei, das ist ja auch große Landwirtschaft. Ich meine, Kleingarten werden dann ja auch ihre Bedeutung gehabt haben. Es schon spannend, was man da für Rückschlüsse auf die gesamte Gesellschaft ziehen kann. Ralph Ja, total. Also Kleingärten wurden ja auch da einbezogen in diese Lebensmittelproduktion, also durch diese Gleichschaltung, das wurde ja forciert, dass dann die Kleingärten zu einem gewissen Teil die Produktion übernehmen sollten. Geklappt hat es nicht wirklich. Die Kleingärten wurden auch für andere Zwecke verwendet. Es wurden dort Zwangsarbeiter untergebracht. Auch Militärbauten wurden in Kleingartenanlagen untergebracht oder auch so Flaks zum Beispiel hat man da aufgestellt. Aber zu der Zeit kann dir auch Caterina Paetzelt noch mal was erzählen. Caterina Paetzelt Die Kleingärten in der Zeit des Nationalsozialismus waren auch ein Ort zum Beispiel von Widerstand oder von Verstecken. Es gab Leute, die ja so ein bisschen die vermeintliche Anonymität in einem Kleingarten verwendet haben, um sich dort zu treffen, in den Lauben oder um dort auch Leute zu verstecken. Berühmtestes Beispiel ist der Hans Rosenthal, der ein Jahr und ein halbes Jahr in einer Kleingartenanlage in einem kleinen Bretterverschlag an der Seite überlebt hat, als Jude und hätte die Pächterin den nicht versteckt, hätte er das wahrscheinlich auch nicht überlebt. Lukas Kann ich mir auch gut vorstellen, dass das noch so eine Art Refugium in der Stadt ist. Für politisch Verfolgte. Oder auch wahrscheinlich etwas, was sich einfach wahnsinnig schwer überprüfen lässt. Ralph Kennst du Hans Rosenthal? Lukas Nee, noch nie gehört. Ralph Okay, dann, in ganz wenigen Sätzen erzähle ich was über den. Ich kannte den vom Namen, aber wusste auch nicht viel und habe mir dann nur den Wikipedia Artikel durchgelesen. Gibt nicht so viel auf meine Worte, aber ich fand es ganz spannend, weil der ist halt in der jüdischen Familie in Berlin aufgewachsen und sein Vater hat bei einer Bank gearbeitet. Ralph Aber während des Nationalsozialismus, weil er Jude war, ist ihm dann gekündigt worden. Das dann kurze Zeit später dann auch gestorben. Die Mutter von Hans Rosenthal ist dann auch nur ein paar Jahre später an Krebs gestorben. Und Hans‘ Bruder, der, der wurde verschleppt und dann erschossen. Also Hans war dann nur noch übrig und der musste dann ab 1940 Zwangsarbeit leisten, Da war er noch nicht mal 20 und ist dann getürmt. 1943 Und dann eben in den Kleingarten gegangen, um sich da zu verstecken, wie jetzt Katharina Pestel erzählt hat, bis der Krieg vorbei war. Und dann ging die Karriere von Hans Rosenthal los, muss man sagen, weil der war TV Moderator unter anderem von der Show Dalli Dalli. 80er irgendwie so und der war halt bekannt dafür, dass der dann immer so sich ans Publikum gewandt hat und gesagt hat, Sie sind der Meinung, das war… Und dann hat das Publikum wieder gerufen Spitze! Und Hans Rosenthal ist dann in die Luft gesprungen und das Bild wurde dann eingefroren. Das sieht man ganz oft. Lukas Na ja, der Name sagt mir schon was. Ja, jetzt, wo du das sagst mit Dalli Dalli und so, das okay. Also das heißt, man kann sagen, dass der Kleingarten das Überleben von Hans Rosenthal garantiert hat in dieser Zeit. Ralph Auf jeden Fall. Lukas Ja, das. Ralph Also noch mal zusammenfassend der Kleingarten, der wurde von den Nationalsozialisten auch missbraucht, aber gleichzeitig war es irgendwie ein Ort auch von Widerstand. Und ja. Lukas Okay, gut. Ralph Und in der Nachkriegszeit war es dann so, dass 1949 in Westdeutschland der Verband Deutscher Kleingärtner gegründet worden ist, der dann auch eine Ordnung drin hatte. Dass er nicht parteipolitisch ist und auch nicht konfessionell ausgerichtet und ausschließlich gemeinnützigen Zwecken dient. Und in Westdeutschland lief das alles so ganz gut. Aber in der DDR, da gab es Widerstände. Caterina Paetzelt Unter Walter Ulbricht waren Kleingärten aufgrund ihrer Vereinsstruktur gar nicht so gerne gesehen. Also Ulbricht hat die gar nicht gefördert und erst mit Honecker hat sich dann auch quasi auf parteipolitischer Ebene dieses Image gewandelt. Und es wurde erkannt, dass Kleingärten wichtig sind, um auch die Standards ernährungsmäßig zu erhöhen für die Bevölkerung der DDR. Und deswegen wurden damals auch noch mal Mitte der 70er Jahre massiv Kleingartenflächen in den berühmten Neubauvierteln der DDR gleich mit eingeplant. Deswegen ist es heute ganz gut sichtbar, wenn sie in so einem Neubauviertel unterwegs sind. Da ist immer irgendwo eine Kleingartenanlage. Lukas Jetzt mal unabhängig von dem, was Caterina Paetzelt gesagt hat, ist da eine Vogel Aufzucht im Hintergrund, weil du so krass viel Vogelgezwitscher hörst? Ralph Ja, wir waren im Museum und die haben so eine Zwitscherbox aufgestellt, sodass man da immer Vogelgezwitscher hört. Lukas Künstliches okay, aber das ist künstliches Vogelgezwitscher. Ja, okay, alles klar. Okay, zurück zu Geschichte. Auch interessant, dass der Kleingarten dann für die DDR Führung so ein Politikum dargestellt hat. Oder möchte man ja auch meinen, dass es wichtigeres gibt als Kleingärten. Aber offensichtlich ist halt dem Staat nichts unwichtig, vor allem nicht der DDR. Ralph Na ja, die war da schon sehr paranoid, würde ich mal sagen. Lukas Und da hätten wir es ja wieder. Es gibt halt viele Parallelen zur Gießkannen Folge. Ich hoffe, dass du auch ein Hörspiel vorbereitet hast über die Spionages, weil die Hans Rosenthal Geschichte die wäre zum Beispiel auch sehr cool gewesen. Oder? Ralph Ja. Aber nein. Es hat sich jedenfalls dann 1959 in der DDR der Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter gegründet. Und darin gab es die Fachrichtungen: Ich habe die jetzt mal alle aufgelistet die Rassekaninchenzüchter, die Rassegeflügelzüchter, die Ziergeflügelzüchter, die Exoten und Kanarienzüchter, die Edelpelztierzüchter, die Ziegen- und Milchschafzüchter, die Rassehunde- und Rassekatzenzüchter und die Bienenzüchter. Ralph Die haben ja alle ihre eigenen Anstecknadeln und und und Symbole usw. Lukas Zierhuhnzüchter wäre ich gerne geworden. Ralph Ziergeflügelzüchter. 00:31:33:21 – 00:31:34:24 Lukas Bin ich Pfauzüchter? Ralph Du hättest ja auch noch Rassegeflügel. Lukas Rassegeflügelzüchter. Zücht ich da Rebhühner, die dann nicht gegessen werden, sondern als mit gestutzten Gefieder irgendwelche ehemaligen Höfe verschönen? Ralph Das wäre wahrscheinlich was für die Exotenzüchter. Lukas Also wenn jemand von euch da draußen weiß, was der Unterschied in der DDR war zwischen einem Ziergeflügelzüchter und einem Exotenzüchter, bitte melden. Ralph Ja bitte. Und nach der Wiedervereinigung, da wird dann dieser Verband aufgelöst und überführt in den von Westdeutschland. Und das heißt dann verband der Garten und Siedler Freunde. Und jetzt, mehr als 100 Jahre nach Gründung des ersten Kleingartenverbands Deutschland, Das war ja dieser Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschland 1921, also über 100 Jahre her gibt es hierzulande, also in Deutschland rund 14.000 gemeinnützige Kleingartenvereine, 14 mit 5 Millionen Mitgliedern. Lukas 5 Millionen Mitglieder. Ja krass, da muss ich ja mal meine Eltern fragen, ob sie da auch in so einem Kleingartenverein Mitglied sind. Ralph Bestimmt. Wenn die Kleingärtner sind. Lukas Millionen Mitglieder. Ralph Und wenn jede Stadt einen Kleingartenverein hat oder vielleicht mehrere sogar? Ja, hier, hier in meiner Kleinstadt gibt es auch einige. Da kommt schon einiges zusammen. Lukas Ja, es kann mir vorstellen. Aber 5 Millionen sind echt eine Zahl. Ralph Ja. Lukas Also von daher keine Ahnung. Ralph Ich hatte schon angekündigt, dass diese Kleingärten einen sozialen Aspekt haben und das ist auch schon, glaube ich, durch die Geschichte einigermaßen rausgekommen. Durch diese Armengärten usw. Und da sagt aber Caterina Paetzelt auch noch mal was dazu, dass sie aktuell auch immer noch einen Wert haben. Caterina Paetzelt Und ohne eine gesetzliche Sicherung und eine rechtliche Absicherung würde es Kleingärten heute gar nicht mehr geben, weil natürlich Schlagwort Gentrifizierung in den Städten die Grundstücke natürlich finanziell viel mehr hergeben würden und das Kleingartenwesen aber gesetzlich geschützt, also die Anlagen, die es gibt, die kann man nicht so ohne Weiteres wieder auflösen. Und dafür gibt es ja zum Beispiel das Bundeskleingartengesetz. Ist natürlich verknüpft mit ein paar Bedingungen an die Vereine, an die Pächter. Das sind dann meistens die Punkte, die irgendwo mit diesen spießigen Image in Verbindung gebracht werden. Ja, aber wer was will, muss was tun. Und das ist auch beim Kleingärtner so. Lukas Ja krass. Nö, kann ich total nachvollziehen. Also stimmt dieses Spießerimage, was Kleingarten so anhaftet. Aber ich kann mir schon vorstellen, wie das kommt, weil ich meine, es hört sich ja auch erstmal total wild an die deutsche Kleingartengesetzgebung oder whatever. Ich glaube auch, dass wir für Artenvielfalt und Erhalt von natürlichen Lebensraum auch innerhalb einer Stadt innerhalb eines Ballungsraums total wichtig sind. Ralph Und dass sie halt Leuten, die nicht so viel Geld haben und die jetzt keinen Garten in ihrem Grundstück haben, weil sie vielleicht auch kein Grundstück haben, denen wird halt die Möglichkeit gegeben, dass sie dann halt einen Garten haben, weil dieses Kleingartengartengesetz, das besagt, dass die Pacht maximal der vierfache Preis von dem sein kann, was im gewerblichen Bereich gezahlt wird. Ralph Also es gibt so eine Preisdeckelung, um jetzt mal eine Zahl zu haben: Im Schnitt kostet ein Quadratmeter Kleingarten 0,18 € pro Jahr pro Jahr. Lukas Pro Jahr. Ralph Ja, das heißt im Endeffekt, wenn du einen Kleingarten hast, dann zahlst du pro Jahr dafür vielleicht so zwei 300 €. Lukas Und dann ist es dein Kleingarten. Hopp! Lass uns eine Kleingartensiedlung in Weiden aufmachen! Ralph Das hat inzwischen halt lange Wartezeiten. Da muss man mal gucken, was man da raus kriegt. Ich kann mir ja mal anfragen. Lukas Komm mach, das ist witzig. Ralph Also in dem Museum. Da gibt es dann noch so Dokumente zu sehen und ganz viele Fotos auch von früher. Und es gibt auch eine Kabinettsausstellung mit wechselnden Themen. Als ich da war, war das Thema Kitsch, Gartenzwerg und man hat halt Gartenzwerge gesehen und auch woher kommt das usw. Ralph Das hebe ich mir jetzt mal auf, weil ich glaube, es gibt in Deutschland auch ein Gartenzwerg Museum. Aber was ich ja schon angesprochen habe, es gibt auch diese Schaugärten draußen vor dem Museumsgebäude und da gibt es einen Garten der sogenannte Laubengarten. In dem sind vier historische Lauben aufgestellt und die reichen vom Jahr 1890 bis 1925. Also sie standen nicht von Anfang an dort, sondern die wurden da hin transportiert und aufgebaut. Viele Teile davon sind aber noch original, also was man original erhalten kann, das wird auch versucht original zu erhalten. Und bei einer Laube ist mir aufgefallen Hä? Die die Dachrinne sieht irgendwie komisch aus. Caterina Paetzelt Diese Regenrinnen aus Holz haben wir nacharbeiten lassen von dem Tischler. Finden Sie mal einen Tischler, der Ihnen Regenrinnen hobelt. Die ersten drei Leute haben aufgelegt am Telefon, weil sie dachten ich bin Spaß Radio. Und dann haben wir aber einen gefunden, der hat die tatsächlich selber noch aus dem Stück gehobelt und hat die auch noch geteert. Und ich lerne hier jeden Tag auch dazu, auch jetzt noch. Ralph Weil im Original, das eben auch eine Holzregenrinne hatte. Caterina Paetzelt Ja. Ralph Also ich habe auch für alle Leute, die es interessiert und jetzt auch für dich habe ich auch ein paar Fotos von meiner Lieblingslaube. Es ist die Kirschbaumlaube aus dem Jahr 1924. Kannst gern mal angucken. Lukas Die sieht wirklich schön aus. Also ich beschreibe mal kurz, was ich da sehe. So ein Haus mit so einem, mit so einem doppelten Walmdach und außen sind verschiedene Türen dran, mit Ornamenten drauf. Die Türen sind an einem Grasgrün gestrichen. Dazwischen gibt es Fenster, die wiederum auch einen eigenen Walmdachaufsatz haben und mit so Gardinen gehäkelten. Und ich weiß nicht, wie man das dann nennt gestrickten Gardinen versehen sind. Also das sieht alles sehr nach 1920 aus. Stimmt. Und wenn ich jetzt in den Innenbereich gehe, hab ich mir das auch so vorgestellt. Also ein Tisch mit weißen, relativ rustikalen Möbeln, unseren Tischdeckchen drüber, eine Gasflasche im Hintergrund zwickt es die geflochtenen Korb und ich weiß nicht, was dieses rote Ding ist. Ein Ofen oder irgendwie so was oder in diesen Schrank. Ralph Ich glaube, das ist nur ein Schrank. Aber es gibt auch Lauben mit Ofen drinnen. Das ist so mein Abschluss davon. Die habe ich mir dann auch zuletzt angeguckt. Es gibt dann auch noch einen Entdeckergarten, in dem es Veranstaltungen gibt, wo man gerade für Kinder Jugendliche, aber ich glaube auch für Erwachsene, wo man einfach so ein bisschen was erfährt über Natur, Umwelt, Garten usw. Also ich war da insgesamt, ich glaube oder zwei Stunden und muss sagen bis jetzt bin ich schon so durchgesprintet, weil man kann da wirklich einen halben Tag verbringen um sich das alles in Ruhe anzugucken. Am besten an sonnigen Tag. Natürlich, um sich außen alles anzugucken und vielleicht auch mit den Kindern, weil es gibt ja auch ein Spielplatz da drin. Lukas Wie viele Menschen besuchen denn dieses Museum? Ralph Beliebte Frage also pro Jahr sind mehr als 7000 Besucher. Lukas Mehr als 7000? Ja, krass. Okay. Ralph Falls du Fragen hast, weitere Fragen. Hau raus. Ich versuchs zu beantworten. Lukas Nee, also, ich bin total fasziniert. Natürlich habe ich ein paar Folgefragen, aber das würde jetzt, glaube ich, zu weit gehen, weil wir so unendlich verschiedene Dinge angesprochen haben. Ich find's super spannend, wie alles miteinander zusammenhängt und wieso der Kleingarten so viele verschiedene Dimensionen hat. So cool. Also danke für die Folge habe ich wirklich viel gelernt und das mit endlich zu wissen, woher dieser Schrebergarten kommt. Lukas Ich bin jetzt noch nie nachts eingeschlafen, dachte mir, woher kommt der Schrebergarten? Und ich dachte mir ja auch keine Ahnung, das kann man sich auch wahrscheinlich relativ leicht ergoogeln, aber trotzdem ist es so, wenn man irgendwie viel unterwegs ist. Man kommt immer an Schrebergärtensiedlungen vorbei und ich habe mir immer gedacht okay, hä, was steckt mehr dahinter? Warum gibt es die eigentlich? Warum heißen die so? Und jetzt bin ich da ein bisschen schlauer. Vielen Dank. Ralph Ja, aber da musst du mitnehmen, dass halt nicht jeder Kleingarten, den du siehst, ein Schrebergarten ist. Schrebergarten haben in der Mitte eben so ein Spielplatz für Kinder. Lukas Genau. Und ich glaube, Schrebergärten müssen auch nicht zwangsläufig für Gemüse oder Anbau von irgendwas genutzt werden, oder? Ralph Doch, das kommt auch noch dazu. Also diese Drittelregelung gilt dann auch für den Schrebergarten. Weil Schrebergarten ja Teil des Kleingartens und der Kleingarten der unterliegt ja diesem Bundeskleingartengesetz. Da gibt es eben diese Drittelregelung. Lukas Also das heißt, ich kann jetzt nicht einfach ein Schrebergarten pachten und dann quasi keine Ahnung, einfach eine Laube draufstellen, einen Baum pflanzen und irgendwie Rasen auslegen, sondern ich muss da auch wirklich auf einer Drittelfläche dann noch was anbauen. Ralph Ja, genau. Und es gibt sogar noch eine Maximalgröße für die Laube. Die darf nicht größer als 24 Quadratmeter sein. Okay, das hat sich irgendwie so durchgesetzt. Ich weiß schon gar nicht mehr, warum. Und in der DDR gab es ja diese ganzen Züchtervereine usw. Also Tiere darfst du auch nicht halten im Kleingarten. Das gab es in der DDR, aber danach nicht mehr. Ausnahme Bienen. Lukas Alles klar. Ist ja sehr schön. Dann lieber Ralph, vielen Dank für diese tolle Folge und ich hab auf jeden Fall Lust, wenn ich das nächste Mal in Leipzig bin, da mal vorbeizuschauen. Das hört sich wirklich spannend an. Ralph Das freut mich. Und jetzt freue ich mich ja drauf, was es in der nächsten Folge zu hören gibt, denn da wirst du wieder unterwegs sein. Lukas Genau. Und da geht es um ein Museum und um eine Tätigkeit oder um etwas, das heute einen, ich sag mal, ziemlich beschissenen Ruf hat, aber historisch ganz anders betrachtet wurde. Also es geht um ein Museum und dann parallel habe ich noch einen zweiten Ausflug für dieses Schiff unternommen und es wird um die Geschichte von etwas gehen, von einer Tätigkeit, eines Konsums, der heute den beschissensten Ruf ever hat, aber damals eben nicht. Und wie es dazu gekommen ist, was das alles impliziert und wie sich das auch auf unsere Gesellschaft ausgewirkt hat. Ralph Sehr vage, aber auch sehr spannend und sehr wichtig klingt dasirgendwie. Dann sage ich mal, wenn euch diese Folge gefallen hat, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dann teilt doch die Folge, teilt unseren Podcast und vergesst auch nicht, selbst den zu abonnieren und keine Folge zu verpassen. Wir betreiben Bitte nicht anfassen ehrenamtlich. Das heißt wir bekommen kein Geld dafür. Wir fahren immer sehr gerne hin, aber auf unsere Kosten, wenn ihr uns da irgendwie unterstützen möchtet. Wir freuen uns auch über Spenden. Lukas Das könnt ihr zum Beispiel tun über GoFundme. Da haben wir eine aktuelle Kampagne oder über Steady. Da könnt ihr ein Abonnement abschließen. Und wir sind natürlich auch immer wieder dankbar für Empfehlungen von Museen, Weiterleitungen usw. und so fort. Und Feedback genau. Von daher bis zum nächsten Mal und ciao. Ralph Ciao, ciao! Der Beitrag Das Vermächtnis des Dr. Schreber – das Kleingärtnermuseum in Leipzig erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
19.05.24 • 43:51
BITTE NICHT ANFASSEN! #29 – Das BikiniARTmuseum Bad Rappenau Pack die Badehose ein! – Das BikiniARTmuseum Bad Rappenau Show Notes 13 der 17 ältesten Bikinis der Welt plus ein Badeoutfit von Marilyn Monroe befinden sich an der Autobahnraststätte Bad Rappenau an der A6. No Joke. Denn genau hat das BikiniARTmuseum 2020 seine Pforten geöffnet. Höchste Zeit also, dass dieses Museum bei BNA auftaucht. Unsere Praktikantin Julia hat war vor Ort und ist mit Direktor Marco Preißer einmal tief in die Geschichte der Bademode eingetaucht. Zurückgekommen ist sie mit jeder Menge spannendem Hintergrundwissen zu kuriosen Kleidern, ideenreichen Ingenieuren und David Hasselhoff. Denn in euren Bikinis, Badeanzügen und Badehosen steckt mehr Geschichte als ihr glaubt! #podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #badrappenau #autobahn #bikini #baden #badenwuerttemberg #schwimmen #bikiniartmuseum ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Der „Goldene Réard“: https://www.bikiniartmuseum.com/die-sammlung Badekarren im 18. und 19. Jhd.: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Badekultur-in-Norddeutschland,badekultur102.html Badekleider, 1906: https://assets-global.website-files.com/5d2082bb946d402df8669a1a/6181117aa9ec3aa5be1b3b65_image8-45-p-500.jpeg ~~~~~~~ Infos zum Museum: BikiniARTmuseum Buchäckerring 42, (An der Autobahn A6, Ausfahrt 35-Bad Rappenau), 74906 Bad Rappenau, Germany Mail: info@bikiniartmuseum.com Tel: +49 7066 91 73 700 https://www.bikiniartmuseum.com~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger, Julia Rübisch Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript folgt… Der Beitrag Pack die Badehose ein! – Das BikiniARTmuseum Bad Rappenau erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.05.24 • 33:55
BITTE NICHT ANFASSEN! #28 – Das Gießkannenmuseum GießenRevolution, Spionage-Stories, und ein Chor aus Belarus – das Gießkannenmuseum GießenShow NotesGießkannen sind langweilig, werdet ihr sagen. Aber nicht mehr nach dieser Folge. Denn beim Besuch des Gießkannenmuseums in – Achtung – Gießen geht’s um so viel mehr. Es geht um Kunst und bewegende (internationale) Geschichten. Zusätzlich hört ihr Musikstücke und sogar ein kleines Hörspiel über die Stasi-Spionage-Gießkanne aus der DDR.Danach seht ihr Gießkannen mit anderen Augen. Versprochen.#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #gießen #gießkanne #Stasi #Havemann #hessen #giesskannenmuseum~~~~~~~Hilfreiche Links:Hier ist der Link zu unserem Podcastprojekt über Palliativversorgung: https://jenseits-der-schwerkraft.blogs.julephosting.de/1-new-episodeDas ist Ingke Günther mit dem ältesten Exponat des Gießkannenmuseums:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/ingke-guenther-scaled.jpegSo sieht das Museum von innen aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/giesskannenmuseum-von-innen-scaled.jpegDas ist eine Beschreibung der Stasi-Gießkanne:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/stasi-giesskanne-scaled.jpgEine Bild-Meldung aus dem Jahr 2013 über die Havemann-Beerdigung:https://www.bild.de/regional/dresden/stasi/so-hinterhaeltig-ueberwachte-die-stasi-ihre-buerger-30157286.bild.htmlZu den Gießkannen:Die Igl Can: https://giesskannenmuseum.de/exponat/dri-k-111-modell-igl-can/Die „Rarität aus Belarus“:https://giesskannenmuseum.de/exponat/dra-m-125-modell-raritaet-aus-belarusDie Einhorn-Gießkanne:https://giesskannenmuseum.de/exponat/dra-p-147-modell-einhorn~~~~~~~Infos zum Museum:GießkannenmuseumSonnenstraße 335398 Gießen0641 – 3062028https://giesskannenmuseum.deStasimuseum Berlin/ASTAK e.V.Normannenstraße 2010365 Berlin-Lichtenberg030 553 68 54~~~~~~~über BITTE NICHT ANFASSEN!:Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr.Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de~~~~~~~Wollt ihr uns unterstützen?Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen~~~~~~~Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph WürschingerProduktion: Escucha GbRPodcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge!~~~~~~~TranskriptRalphHallo zusammen, bevor es losgeht mit unserer aktuellen Folge von Bitte nicht anfassen möchten wir auf ein Projekt hinweisen, an dem wir in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Mit unserer Audio Agentur mit Das Kutscher. Und zwar haben wir einen Podcast veröffentlicht namens Jenseits der Schwerkraft unterwegs mit dem Kinder Palliativ Team und haben da sehr viel Herzblut reingesteckt und würden uns natürlich freuen, wenn ihr mal rein hört.Den Link dazu packen wir euch in die Shownotes und jetzt geht's los.LukasEinen wunderschönen guten Tag und ganz herzlich willkommen zu dieser neuen Folge von Bitte nicht anfassen Museum mal anders. Hi Ralph.RalphHi Lukas und hallo an alle da draußen, die uns jetzt zuhören, die neu zuschalten oder auch nicht. Ich erklär's trotzdem ganz kurz für alle. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Das ist unser Podcast über skurrile, kleine, ungewöhnliche Museen in Deutschland und darüber hinaus. Und das Konzept ist so, dass Lukas und ich abwechselnd diese Museen besuchen. Wir nehmen euch da mit, sprechen mit den Betreiberinnen, aber auch mit Expertinnen, also Wissenschaftlerinnen beispielsweise.Und erzählen uns dann gegenseitig davon.LukasUnd glücklicherweise kommen wir aus jeder Folge immer ein bisschen schlauer raus und nicht dümmer, weil sich doch hinter diesen kleinen Häusern extrem viele tolle Geschichten, Fun Facts und Dinge verbergen, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so offensichtlich sind. Letzte Folge hatten wir ja eine Kooperation mit Iris vom Podcast im Museum und da ging es ja in das Museum nach Wien, was ja auch irgendwie passt.LukasUnd Ralph, du hast dazu noch Feedback bekommen. Und zwar ging es noch um eine Frage, die offen war, und zwar das Herz Stich Messer.RalphSo ist es, denn das Bestattungs Museum in Wien, das ist ja auch ein Bestattungsunternehmen und das bietet als Zusatzleistung den sogenannten Herzstich an, also um sicher zu gehen, dass die Person auch wirklich tot ist und nicht wieder auferstehen wird als Vampir oder Zombie. Und da haben wir uns gefragt wie ist es denn in Deutschland? Geht es da auch?RalphUnd die knappe Antwort ist Nein. Ich habe da beim Bundesverband Deutscher Bestatter nachgefragt und die Frau aus der Presseabteilung hat mir mitgeteilt, dass sie von diesem Herz Stich noch nie gehört hat und dass es das in Deutschland ihres Wissens nach nicht gibt, dass aber auch jedes Bundesland so ein eigenes Bestatter Gesetz hat, das hast du auch in der vergangenen Folge schon eingebracht.RalphWas es halt gibt in Deutschland ist die erste und zweite Leichenschau. Die erste Leichenschau wird bei allen Leuten, die sterben durchgeführt, von einem Arzt oder einer Ärztin geguckt, was da Todeszeitpunkt und soweiter. Und die zweite Leichenschau bei all denjenigen, die eingeäschert werden da, weil man dann noch mal überprüfen kann, ist die Person eines natürlichen oder natürlichen Todes gestorben.RalphWeil wenn die dann verbrannt worden ist, dann kann man das ja nicht mehr nachgucken. So.LukasJa, fantastisch. Das heißt, dass ich jetzt in dieser Folge dran bin, dir ein Museum vorzustellen. Und ähm, ich bin schon ziemlich gespannt, denn es wird in dieser Folge um einen Alltagsgegenstand gehen. Es wird um sehr rührende Geschichten gehen und am Ende gibt es sogar einen Spionage Thriller der deutsch deutschen Geschichte.RalphDer deutsch deutschen Geschichte.LukasUnd als wäre das jetzt nicht schon genug, starten wir diese Folge zum Ersten Mal in der Geschichte von Bitte nicht anfassen mit MusikRalphMusikalisch haben wir noch nicht gemacht. Vorher. Nee, nö.MUSIK – GiesskannensensembleRalphA Hohe Berge, tiefe Täler das klingt so ein bisschen nach Alpenpanorama.LukasGenau richtig in Kannst du dir vorstellen, was das in etwa für Musikinstrumente sein könnten, die du da gerade gehört hast?RalphNa ja, ein Alphorn halt. Oder so ein langer Stängel.LukasFast genau, was du gerade gehört. Das ist das legendäre Gießkannen Ensemble, bestehend aus Andreas, Rene und Stefan. Und die haben tatsächlich auf drei Gießkannen gespielt und sind ein Exportschlager des Museums, das ich dir heute gerne vorstellen möchte. Und zwar das Gießkannen Museum. Und als ob dieses Intro mit dem Gießkannen Ensemble nicht schon abgefahren genug wäre, sage ich sie auch noch, wo dieses Museum liegt, nämlich in Gießen.RalphJa, passt.LukasPasst. Genau. Und jetzt frage ich dich natürlich, Ralph, glaubst du, dass das Zufall ist? Und wenn ja, jetzt überleg einfach mal warum ist das Gießkannen Museum in Gießen?RalphJa? Na, ich würde vermuten nichts, auch wenn es so naheliegend ist. Aber ich werde ja bestimmt gleich erleuchtet.LukasGenau. Du wirst gleich erleuchtet. Und zwar war das Gießkannen Museum in Gießen eine Idee einer Künstlergruppe aus Gießen, die aus zwei bildenden Künstlern und drei Theaterwissenschaftler besteht. Die arbeiten auch performativ zusammen und wollen einfach so ein bisschen Kunst und Alltagskultur nach Gießen bringen. Und in dieser Stadt? In Hessen gab es im Jahr 2011 die Gartenschau und dann dachten sie sich Hättest War doch so witzig, wenn wir im Rahmen dieser Gartenschau ein Museum gründen.LukasUnd das ziemlich Absurde an dieser Geschichte ist die hatten damals weder Sammlung noch Konzept noch Lager. Aber sie hatten halt Bock auf Museum. Und dann ging es los und dann haben sie einen Aufruf gestartet und haben gesagt Hey, wir würden gern Gießkannen Museum gründen. Und jetzt, 2024, also 13 Jahre später, ist dieses Museum mittlerweile eine Sammlung von über 1700 Objekten.LukasEs hat ein krasses Konzept, es hat mehrere Lager und Depots und auch mehrere 1000 Besucherinnen pro Jahr. Ingke Günther ist eine dieser Betreiberinnen des Museums und auch Teil dieser Künstlergruppe. Und damit du dir mal so ein bisschen vorstellen kannst, wie das Museum ausschaut, soll sie das mal erklären.Ingke GüntherMan kommt in die Räumlichkeiten rein. Das war früher mal ein Geschäft. Also von daher sieht es auch ein bisschen aus wie ein Laden. Manche denken auch, es ist ein abgefahrener Laden für Vintage Gießkannen. Man kommt rein, hat eine große Fenster Fläche. Dann rechterhand eine große Wand, die wir auch Freifläche nennen, wo eben einmal im Jahr eine kuratierte Kunstausstellung stattfindet und so und die Wand anders bespielt wird.Ingke GüntherUnd ansonsten hat man rechts und links und in der Mitte Regale mit Gießkannen, wo dann eben Gießkannen für drinnen, für draußen, Gießkannen mit Migrationshintergrund, die aus verschiedenen Ländern zu uns gekommen sind.RalphGießkannen, Gießkannen, Gießkannen, drinnen, draußen Vintage, Migrationshintergrund, irgendwie auch das erwartet.LukasJa, aber es ist halt total. Es ist ein total schöner Ort, weil ich war da im November und es war ein ziemlich verregneter November und es war vormittags. Und ich muss ehrlicherweise gestehen, ich war noch so ein bisschen so im Halbschlaf und dann so nach Gießen, guckst du so ein bisschen das Zentrum an und dann stehst du vor diesem Museum.LukasDas liegt relativ zentral, ist es auch gut beschildert, Und dann trittst du ein in einen Ort voller Farben, Freude, Frohsinn und irgendwie auch so ein bisschen einfach eine gute Inneneinrichtung. Also das Museum macht einfach optisch total was her und man fühlt sich einfach wohl. Das Thema Gießkannen ist halt irgendwie so richtig banal, aber die haben einfach aus diesem Thema wahnsinnig viel gemacht und ich glaube, das ist halt diese künstlerische Leistung.RalphJa, das steckt wahrscheinlich so eine so ein Sinn für Ästhetik dann drin. Oder wenn du sagst, das ist dann alles irgendwie so schön angeordnet und das Farbkonzept dann so genau.LukasUnd die Idee von dem Museum ähnelt so ein bisschen einem Museum, in dem du vor kurzem warst, und zwar dem Museum of broken Relationship in Zagreb, Denn da war es ja so, dass Leute Objekte hinschicken konnten. Wenn es eine gute Trennung Geschichte war oder eine Trennung allgemein. Und beim Gießkannen Museum ist es ähnlich. Und zwar können da Leute aus der ganzen Welt ihre Gießkannen hinschicken.LukasWenn es dazu eine gute Geschichte gibt und dann entscheiden die Betreiberinnen, ob die Geschichte gut genug ist und ob die die dann mit in die Sammlung aufnehmen. Und ich glaube, dass das so auch was ganz tolles ist, weil wenn du durch dieses Museum durch gehst, dann hörst du und liest du einfach ganz viele verschiedene Geschichten, die von überall herkommen.LukasWenn du mgast, würde ich dir einfach mal ein paar vorstellen bzw Günter soll dir ein paar vorstellen.RalphAlso du hast das schon angeteasert. Spionage und so da bin ich ganz gespannt ob es da so eine Spionage Geschichte rauskommt.LukasDie Spionage Geschichte ist dann ganz am Ende. Das ist das grande Finale dieser Folge. Ja ja und das wird auch etwas sein, was wir bislang noch nicht hatten. Aber ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen. Wir können ja vielleicht noch mit einem ganz mit einem sehr wertvollen Objekt des Museums beginnen, weil das ist ein Objekt, das so nicht nur im Gießkannen Museum stehen könnte, sondern auch in ganz vielen anderen Museen, die sich zum Beispiel um das Thema Design oder Alltags Kunst widmen.LukasUnd zwar das ist eine Gießkanne des Designers Earnest Igl. Der heißt eigentlich Ernest Hoffmann und war vor allem für einen legendären Schreibtisch bekannt in Igl Desk Also, es ist ein ganz berühmter bekannter Designer. Und natürlich steht auch eine Gießkanne von Earnest Igl im Gießkannen Museum. Aber Ingke Günter erzählte kurz die Geschichte.Ingke GüntherAlso ich beschreibt sie jetzt mal Keramik Kanne, hessische, Maiolica. Und das Besondere ist, dass sie von Ernest Hoffmann, einem ganz Bekannten, später Industriedesigner, entworfen wurde. Aber das hat uns seine Tochter vor paar Monaten, die lebt noch bestätigt, dass das eines seiner ersten Entwürfe war, und der ist später total berühmt geworden. Und das ist eine kleine Keramik Kanne kugelrund mit Streifen Hand bemalt in schwarz und lila, eine dünne, lange Tülle, Kakteen, Gießkanne, die ja schön wässern kann.Ingke GüntherUnd das Besondere an dieser Kanne ist, dass die Dame, die damals schon weit über 80 war, sich erinnerte, dass sie die zum 16 Geburtstag geschenkt bekommen hat.RalphAlso ich dachte erst, dass das eine Teekanne ist ja zumindest optisch so vorgestellt, weil Keramik und rund, aber die hat dann doch so einen längeren Schnabel, wenn ich das richtig verstanden habe. Da sagt man dazu Ich weiß es nicht.LukasNein, das spricht man von einer Tülle. Also wenn es jetzt so eine klobige Gießkanne für draußen ist, dann ist es das Rohr Gießkannen Rohr der Kopf. Dieses Gießkannen Rohr ist quasi dann definiert, ob das Wasser jetzt in so einem Strahl rausgeht oder ob das ein bisschen gebrochen wird wie in der Dusche.LukasÄhnlich wie die Dusche. Da spricht man von der Gießkannen Brause. Bei kleineren Gießkannen ist es jetzt so, also häufig bei Indoor Gießkannen, dass man da nicht von einem Rohr spricht, sondern von einer sogenannten Tülle. Das ist auch ein Wort, das ich zum Ersten Mal gehört hatte. Aber das Wissen, häufige Hören und alle Hörenden da draußen auch. Und deswegen Tülle damit.LukasDarunter bezeichnet man das Rohr einer Gießkanne, wenn es halt sehr klein und zierlich ist.RalphIch habe das Wort nicht zum Ersten Mal gehört, aber weil es auch im Archäologie Studium vorkam, also da gibt es Waffen, die dann eine Tüll dran haben, zum Beispiel einen Speer oder so, kann er mit der Tülle auf den Schaft gesteckt werden. Beispiel so Ende.LukasAh, krass. Also okay, ich habe das noch nie gehört. Genau. Aber du hast ja schon was angesprochen. Und zwar wie sieht diese Gießkanne jetzt genau aus? Und ich glaube, das ist total wichtig, dass man sich das so ein bisschen vorstellen kann. Und das ist natürlich Audio mäßig immer ein bisschen schwierig zu beschreiben. Deswegen Mag ich kurz einen Hinweis geben auf die Homepage Gießkannen, Museum. Denn jedes Objekt, was die im Museum ausstellen, jedes Objekt ist fotografiert, mit der Geschichte beschrieben und online gestellt.LukasDas heißt im Prinzip kann man das das Gießkannen Museum virtuell supergut besuchen und auch die Verschlagwortung funktioniert super. Das heißt da könntest du jetzt einfach Hoffmann eingeben. Also Hoffmann mit doppelt doppeln und dann kommst du eben auf diese Gießkanne und darüber hinaus haben die sich sogar und das finde ich auch irgendwie ziemlich witzig. So ein Signatur Modell überlegt, das heißt die Igl can also von Ernest Igel bzw Ernest Hoffmann wäre unter der Signatur der I.LukasDas steht für drinnen. Punkt K 0.1111 Modell Igel kann so finden. Das ist doch witzig, oder?RalphJa, voll sehr aufgeräumt.LukasEs gibt einfach so unglaublich viele Alltagsgeschichten. Und eines hat mich total fasziniert. Und zwar das Gießkannen Museum hat natürlich auch versucht, so eine kleine Typologie von Gießkannen einzuführen. Und dabei ist sind sie zum Beispiel auf den Begriff der Schwiegermutter Kanne gekommen. So was stellst du dir unter einer Schwiegermutter Kanne vor.RalphVor keine. Also ich würde natürlich jetzt denken, das ist irgendwas, was, was man der Schwiegermutter schenkt oder was man von der Schwiegermutter geschenkt bekommt, dass irgendwie so ein unliebsames Modell. Aber vielleicht ist das komplett falsch, was ich hier denke. Und was wäre dann das unliebsame Modell? Na ja, das wäre halt diese klassische Gießkanne, oder aus als es ist das aus Metall!RalphGut ist jetzt die Frage, ob Indoor oder Outdoor etc. aber richtig im Thema Indoor Outdoor Subsahara? Ich weiß es nicht. Ja, keine Ahnung, also bin ich es gar nicht. Bin ich zumindest nah dran.LukasDu bist sehr nah dran, Du bist extrem nah dran. Also tatsächlich. Erfahrungsgemäß ist es so, dass das Museum relativ viele Gießkannen von Schwiegertöchter bekommen hat, aber die haben sich erstaunlich genähert.RalphAch was.LukasTatsächlich alles so metallische Indoor Gießkannen wie diesen direkt.RalphSo silber oder so oder wie ist das selber Farben?LukasDa gibt es verschiedene Ausführungen, aber was halt total spannend ist und da hat mir Günther auch eine Geschichte erzählt von einer, die zeichnet sich halt dadurch aus, dass die eine relativ feine Tülle haben und dass man da zum Beispiel früher durch die Gardinen durch gießen konnte. Also man hat quasi mit der Tülle durch die Gardine durchgestochen und konnte dann die Pflanzen gießen, die hinter dieser Gardine waren zum Beispiel.LukasJa, und es gibt so viele, offensichtlich Schwiegertöchter, die ihre Gießkanne in die Hände genommen haben, loswerden wollen, dass ich hier der Begriff Schwiegermutter Kanne etabliert hat, was ich schon ziemlich witzig finde.RalphUnd es gibt ja zu jeder Kanne, wie du sagst, eine Geschichte. Ja, Hat es dann auch mit der Schwiegermutter zu tun? Offensichtlich, oder?LukasJa, zum Beispiel. Also dieses war dieses. Dieses eine, was ich dir jetzt gerade erzählt habe. Das war zum Beispiel, dass Inka Günther gesagt hat, dass die Schwiegertochter womöglich gedacht hat, dass ihre Schwiegermutter immer dann die Pflanzen gegossen hat, wenn sie zum Beispiel noch im Morgenmantel war, die Haare nicht gemacht waren. Da wollte sie nicht gesehen werden und deswegen hat sie durch die Gardinen durchgestochen oder so, aber da gibt es immer verschiedene Geschichten und vielleicht noch eine sehr persönliche und sehr rührende Geschichte Rund um das Thema Gießkanne versteckt sich hinter der Signatur.LukasDie Raps 147 Modell Einhorn, also draußen Plastik 147 Modell Einhorn und das ist eine sehr rührende Geschichte. Und die kann dir Günter auch noch mal erklären.Ingke GüntherDas ist eine Plastikfolie, eine eigentlich übliche Garten, Freiland Kanne. Da ist ein Einhorn drauf gemalt und oben auch noch ein einzelnes Horn in Fimo draufgesetzt. Und Kinder finden die immer ganz toll. Und wenn die danach fragen, was gibt es denn da für eine Geschichte dahinter? Dann erzähle ich die gerne, weil die so eine Mut machen, eine Geschichte ist.Ingke GüntherDie hat nämlich ein Mädchen abgegeben, zusammen mit ihrem Großvater und die waren so ein bisschen betreten, als sie die abgegeben haben. Und die haben die zusammen gebastelt. Und dann meinte der Großvater Ja, wir geben die jetzt ab und meine Enkeltochter muss ins Krankenhaus demnächst. Und die hat eine ganz schwere OP vor sich und wir wissen nicht, ob sie das schaffen wird.Ingke GüntherIch habe dann die Geschichte aufgenommen und die haben sich verabschiedet und wirklich so mit dem na ja, wir wissen nicht, ob wir noch mal wiederkommen werden. Und die Geschichte würde ich nicht erzählen, wenn sie nicht wiedergekommen wären. Monate später. Die Kleine hatte das Bein unterhalb des Knies amputiert. Sie hatte Knochenkrebs und die mussten ihr das Bein abnehmen. Aber sie hat es geschafft.Ingke GüntherSie gilt jetzt als geheilt.RalphEine sehr tragische Geschichte. Ja, jetzt nicht vermutet.LukasTragisch, aber trotzdem irgendwie schön. Weil das Mädchen hat sie überlebt und ja, natürlich. Und was ich halt cool finde, ist diese Idee mit dem Großvater zusammen eine Gießkanne ins Gießkannen Museum zu bringen. Diese Geschichte finde ich total schön und die steht halt noch. Und weißt du, das ist so ein bisschen der Punkt. Also ich glaube, die Idee dahinter war einfach zu zeigen Gießkannen ist was so Alltägliches, aber man kann einfach tolle Geschichten mit Alltagsgegenständen verbinden und das ist halt auch eine.LukasIch könnte jetzt glaube ich, noch 25 Geschichten erzählen. Ich mache halt so eine Auswahl von denen, die ich interessant fand. Bei den ganzen Gießkannen habe ich mir natürlich als Historiker gedacht Woher kommen die eigentlich? Und ab wann gibt's eigentlich Gießkannen? Was macht eine Gießkanne zur Gießkanne und was unterscheidet sie zum Beispiel jetzt von dem Kübel oder von dem Eimer?LukasOder irgendwie so was? Und kurz der Spoiler. Das ist gar nicht so einfach. Aber ich habe natürlich dann versucht, mich anzunähern und Ingke Günter gefragt, was so das älteste Objekt ist, was sie im Museum haben. Das, was sie dir auch mal erklären.Ingke GüntherDas ist antik. Das ist Ende des 18. Jahrhunderts eine große Dicke. Auch Kupfer kam. Ich hol die mal runter, weil die auch so eine bezaubernde dicke Brause hat. Wir nennen die auch das Brausen. Wunder schön eingestellt. Die kommt aus Paris, die hat uns ein befreundeter Künstler in Paris auf einem Flohmarkt erworben. Aber wie gesagt, wir wollen also wir kannten diese Form schon und haben gesagt, wir wollen unbedingt mal so ein Wir ein bisschen Ton auch machen, unbedingt so ein Teil haben.Ingke GüntherDass es die gibt, wussten wir von Grafiken. Es gibt ja ganz viele alte Grafiken, die auch Gärten zeigen. Und da wird dann natürlich auch gegossen. Und mit Sicherheit hat die mal in einem vornehmen Garten gegossen. Das war sicherlich keine Bauern Kanne da. Auf Bauernhöfen hat man mit Krügen und Eimern gegossen, Das war sicherlich ein vornehmes Teil. Also die Geschichte ist die finde Geschichte auf dem Flohmarkt und dass die extra aus Paris dann zu uns gereist ist.Ingke GüntherUnd wir haben ganz viele Gießkannen Scouts, sagen wir, die für uns dann Objekte auch finden und sagen Habt ihr das schon, Ist es interessant für euch?RalphDie treiben das auf jeden Fall schon sehr weit mit der Gießkanne. Ja, das alles sehr ernst. Finde ich sehr gut.LukasDie nehmen sehr ernst, aber halt auch als ich glaube, die sind sehr gut vernetzt. Und ja, es zahlt sich halt auch aus, weil das ist halt einfach ein sehr beliebtes Museum und auch sehr gut frequentiert das Museum und natürlich auch an alle Hörenden da draußen. Wenn ihr jetzt eine total witzige oder Museums würdige Gießkanne habt, dann könnt ihr euch sehr gerne bei Ingke Günter melden oder einfach bei der Homepage vorbei gucken und dann Kontaktformular nutzen.LukasAber die sind immer wieder auf der Suche.RalphAlso Ingke hat ja gesagt, dass das älteste Modell, das wir haben aus dem 18 Jahrhundert stammt. Und du hast ja jetzt schon angesprochen, dass du so ein bisschen geguckt hast. Wie alt sind Gießkannen eigentlich? Deswegen interessiert mich natürlich jetzt, wie weit geht das noch zurück? Was ist 18. Jahrhundert wirklich so das älteste? Oder geht das nicht noch viel weiter zurück?LukasIch habe gefürchtet, dass du diese Frage stellen wirst und ich kann dir keine eindeutige Antwort darauf geben. Also es ist so Gießkannen, die quasi dargestellt sind. Also man hat ja mehrere Möglichkeiten Sachen zu also zu wissen, welche Gegenstände benutzt worden sind. Entweder indem man sie ausgräbt, das weißt du als Archäologe ja, oder indem.RalphMan Gießkanne bestattet oder.LukasIndem sie beschrieben werden oder dargestellt sind. Das ist ja dann mein Metier als Historiker. Und bei der Gießkanne ist es so, dass es wohl schon einzelne Abbildungen davon auf Stichen aus dem Mittelalter gibt. Aber dass man die quasi so richtig nachvollziehen kann, dass sie häufiger auftritt auf Bildern zum Beispiel oder auf Stichen oder beschrieben wird, ist tatsächlich erst ab dem 17. Jahrhundert der Fall.LukasWas es genau für Gründe hat, kann ich nicht sagen. Da würde ich mich jetzt einfach zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich glaube, dass vieles damit zusammenhängt, dass man halt einfach Eimer oder Amphoren oder irgendwas anderes benutzt hat, das halt wirklich dieser Typus Gießkanne eine moderne Erfindung ist. Wenn du dich an die Folge mit dem Korkenzieher Museum zurückerinnern.LukasDa war ja der Grund, warum der Korkenzieher erfunden wurde, dass ja erst Glasflaschen zu spät benutzt wurden für die Dinge, die wir die eigentlich selbstverständlicher scheine. Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der Gießkanne ganz ähnlich ist. Also ich bin mir sicher, dass es schon in der Antike irgendwo Gießkanne gegeben hat, weil das Prinzip ist jetzt nicht so schwierig, aber historisch nachvollziehbar sind sie dann erst ab dem 17 bzw 18 Jahrhundert.LukasJa, wir haben jetzt darüber gesprochen, wie alt Gießkannen sind. Und natürlich ist auch spannend, wie werden diese Gießkannen produziert oder bzw wo kommen die eigentlich genau her? Und da gibt es natürlich tausende verschiedene Möglichkeiten, aber eine ganz besondere Möglichkeit und das wäre sozusagen die nächste Gießkannen Geschichte, die kommt aus Belarus. Und zwar ist es so, dass eine befreundete Organisation vom Gießkannen Museum unterwegs war, um da Spenden zu überbringen als es galt.LukasUnd die wollten dann tatsächlich eine Gießkanne fürs Gießkannen Museum aus Belarus mitbringen. Und da hat Ingke Günther auch noch eine coole Geschichte dazu.Ingke GüntherMan sieht sie nicht, aber ich kann sie beschreiben. Eine, ich glaube so zehn Liter Kanne. Man sieht, dass sie selbst gemacht wurde, geflickt, ein steiles Rohr angelötet, mit einem Draht verbunden, mit einem ganz einfachen Blech versehen. Also echt handmade mit wenigen Mitteln. Und die hat uns eine Weißrussland Hilfe mitgebracht, als die in Weißrussland waren und die haben die nette Geschichte erzählt.Ingke GüntherSie haben wollten unbedingt eine Gießkanne mitnehmen, haben überall geguckt und haben nur neue schöne Plastik angeboten bekommen und irgendwann in einem Dorf, nachdem sie gesagt haben Nein, wir wollen was, was ein bisschen was erzählt, hat, dann ein ältere Herr sich erinnert, dass sein Vater vor Urzeiten mal eine Gießkanne gebaut hat und hat dann gesagt, die müsste noch irgendwo da oben im Hühner Haus sein und ist dann mit seinen über 80 Jahren die Leiter hoch ins Hühner Haus hat tatsächlich diese schöne Kanne gefunden und die wurde uns dann über übergeben und da war ein belarussischen Chor dabei, der dann gesungen hat zur Übergabe.Ingke GüntherAlso das war herzzerreißend.RalphEin echter Staatsakt, Aber ich kann mir die Kanne noch nicht so gut vorstellen. Das ist jetzt da beschrieben, aber irgendwie ist nicht greifbar. Können wir vielleicht auch ein Bild von der verlIngken?LukasJa, natürlich. Also vielleicht ganz kurz. Du siehst einfach, dass diese kann es sehr handmade ist und sehr alt. Es ist wie ein Blecheimer. Das könnte so eine alte Öl Dose oder irgendwas gewesen sein oder so eine Laktose und da hat er halt eine Tülle rein gemacht. Ein Rohr hat es selber verlötet und hat halt mit Draht so eine zwischen befestigen reingemacht, dass halt die Tülle oben noch mal zusätzlich stabilisiert wird, denn die ist ja schräg, die geht da weg, sonst würde sie nicht gießen.LukasUnd auch der Griff ist total, also Eigenbau mäßig da drauf klatscht. Ich weiß nicht wie der da verbunden wurde, aber es ist halt einfach. Du siehst das Ding und du siehst, es ist alt, es ist selbst gemacht und es war wohl aus der Not geboren. Ich nehme mal an, dass dieser Mann damals auch nicht so viel Geld hatte, sich wahrscheinlich keine Gießkanne kaufen konnte und ich finde es aber cool.LukasAlso du holst so eine alte in Anführungszeichen, schrottigen Gießkanne aus dem Hühner Haus und dann kommt ein belarussischen Chor und verabschiedet diese Gießkanne. Das ist doch total cool. Es heißt ja, Gießkannen sind Gute Laune Objekte und ich habe dir auch erzählt, dass das Museum so anfühlt, dass es einfach ein Ort mit schöner, guter Energien. Man merkt auch, also man merkt einfach, dass da sehr viel Liebe drinsteckt.LukasAber, aber es steckt nicht viel Liebe in allen Gießkannen, Geschichten. Und ich hatte ja am Anfang erwähnt, dass es am Ende noch einen Thriller geben wird, einen Miniserie. Du, du, du. Genau. Und eine ganz spezielle möchte ich die hier erzählen. Ja, was hast du? Hör einfach zu.RalphJa, ich war zu genau.LukasAlso, ganz kurz. Ich habe für dramaturgische Zwecke. Ich habe diese Geschichte ein bisschen nacherzählt und vertont. Und ich habe für dramaturgische Zwecke die ein oder andere Sache ein wenig fiktionalisiert, um es spannender zu machen. Ich war dann im Nachhinein noch mal drauf eingehen, was es ist. Bzw du oder alle hören, denn die werden es schon merken. Aber was du dir jetzt anhörst, es ist ein kleines Mini Hörspiel.LukasWir springen da ins Jahr 1982 und holen gleichzeitig noch ein zweites Museum. In dieser Folge. Es war der 17. April 1982, ein Tag, der von den ersten zaghaften Sonnenstrahlen durchbrochen wurde, als sich Friedhofs Gärtner es auf dem Waldfriedhof in Grün Heide östlich von Berlin wiederfand. Seit Stunden schon verharrte er dort, die schwere Gießkanne fest umklammert, in seinen Händen.LukasEtwa 200 Gäste hatten sich einige Meter entfernt versammelt, um Abschied zu nehmen von Robert Havemann, dem einst gefeierten Chemiker, Kommunisten und prominenten Regimekritiker. Mit 72 Jahren war er wenige Tage zuvor verstorben, in Ungnade gefallen. Bei einem Regime, das seine eigene Furcht vor seinem Einfluss nicht verbergen konnte. Havemann, einst als Kämpfer gegen den Faschismus gefeiert, war zum Staatsfeind Nummer eins der Deutschen Demokratischen Republik erklärt worden.LukasDie Anklage lautete auf Abweichung von der Linie des Marxismus Leninismus und Verrat an der Sache der Arbeiter und Bauern macht seit 1976 hatte er mit seiner Familie unter ständiger Überwachung des berüchtigten Ministeriums für Staatssicherheit, kurz der Stasi, in Hausarrest gelebt. In einem Land, in dem offiziell 100.000 Menschen für die Stasi arbeiteten und inoffiziell wohl noch einmal 200.000 mehr, konnte man nie sicher sein.LukasWer Freund und wer Feind war. Und so war auch es, der scheinbar unscheinbare Gärtner mit der Gießkanne, in Wirklichkeit ein Spion, von der Stasi rekrutiert, um jeden Schritt auf dieser Beerdigung zu überwachen. Die Gießkanne, ein alltägliches Ding aus Blech, 45 Zentimeter hoch und klobig, das war sein Werkzeug. Getarnt als Gärtner hatte er Zugang zu den intimsten Momenten dieser Trauerfeier.LukasMit einem einzigen Ziel vor Augen Informationen zu sammeln, die dem Regime von Nutzen sein können.Felix MüllerWas vor allem auf den ersten Blick nicht sieht, ist, dass da eben untenEinfach eingebaut war. Ohne Kamera drin saß eine westdeutsche Kamera, in dem Fall sogar eine Robostar und damit wurde nach hinten fotografiert. Man kann sich vorstellen, vorn und hinten geht.Der Griff sozusagen hinten an den Körper. Dann wieder, der geht einmal ringsherum fast.Bis zum hinteren Teil der Gießkanne. Und da ist ein Loch. Wodurch fotografiert wurde und was man auf den ersten Blick überhaupt nicht sieht, ist, dass man da immer noch gießen kann. Von oben reingucken kann man sehen. Dass die das Abteil, wo die Kamera drin war.Ist wasserdicht abgeschlossen und es ist so gebaut. Das kann man wahrscheinlich. Gar nicht sehen. Das ist so gebaut, das Wasser noch bis zur Tülle kommt.LukasDas ist Felix Müller vom Stasi Museum in Berlin. Er hält heute, mehr als 40 Jahre später, so eine Kanne in der Hand, da, wo man den Griff der Gießkanne mit der Hand umfassen kann. Der Mittelfinger mit einem kurzen Druck den Auslöser betätigen. Doch was in der Theorie so einfach klingt, muss in der Praxis lange geübt werden. Es machte das nicht zum Ersten Mal und hatte jahrelange Erfahrung beim Ausspionieren seiner Mitbürger.Felix MüllerStellen Sie sich vor, Sie stehen und Sie sind Rechtshänder. Neben Ihrem rechten Bein. Hängt nun dieser, dieser, diese Gießkanne. Und wenn Sie die nicht falschrum halten, fotografiert sie nach hinten, so aus Ihrem Waden Bereich heraus. Damit irgendwie nützliche Aufnahmen zu machen und nicht nur irgendwie Himmel und Füße ist nicht leicht. Das heißt dann muss man trainieren, wahrscheinlich mehrere Filme verschießen, die entwickeln, gucken.Was funktioniert, aber nicht manchmal. Bei solchen Objekten haben wir auch so einen kleinen Laser gehabt, mit dem man das Zielen üben konnte. Aber das ist nichts, was man einfach jemandem in die Hand drückt, sondern das macht wahrscheinlich ein Spezialist von den Abteilung acht, also von den Beobachtungs Abteilungen oder Spezialisten Abteilung des. Das mache ich einfach auch in Wald und Wiesen Stasimitarbeiter, der das mal ausprobieren würde.LukasUnd so versucht er es auch an diesem Tag möglichst gute Bilder zu schießen. Mit einem geübten Griff umklammerte er die Gießkanne fester, während seine Augen die Szenerie scharf beobachteten, Denn für ihn gab es keine Zweifel. Diese Beerdigung würde nicht den Abschied von Robert Havemann sein, sondern auch die Gelegenheit, die Machenschaften der Stasi weiter voranzutreiben. Heute stehen diese Gießkannen Museen in Gera, Leipzig, Dresden oder eben Berlin.LukasUnd weil es so viele davon gibt, wissen wir, dass das ganze System hatte.RalphJa sehr gut. So muss ich immer applaudieren. Sehr geil. Ja, coole Idee, das ist ein Hörspiel daraus gemacht, das auch sehr, sehr spannend aufbereitet. Also ja, Wahnsinn, habe ich nicht mitgerechnet.LukasIch habe mir überlegt, wie ich diese Stasi Gießkanne noch ein bisschen mit reinbringen. Und vielleicht noch mal kurz zur Einordnung Diese Gießkanne steht nicht im Gießkannen Museum, aber im Gießkannen Museum wird darauf verwiesen. So bin ich auf diese Stasi Gießkanne gekommen. Danke noch mal an das Stasi Museum in Berlin und Felix Müller, der mir diesen Fall noch mal so ein bisschen erklärt hat.LukasUnd jetzt noch mal zur Einordnung. Also diese Kanne, die Felix Müller an der Hand hatte. Ja, das ist nix. Das war mit ziemlicher Sicherheit nicht die Kanne, die bei der Havemann Beerdigung benutzt wurde. Und es ist nicht mal sicher, ob das überhaupt eine Gießkanne war, die da genutzt wurde. Es gibt halt noch viele Berichte, die sagen, da wurde mit der Gießkanne fotografiert und es ist halt relativ wahrscheinlich, weil wenn man sich diese Bilder ansieht, kann man ja WIngkel und Entfernung und so was zurück rekonstruieren.LukasUnd dann ist es halt irgendwie sinnvoll, dass es halt oder möglicherweise eine Gießkanne gewesen. Die Stasi hat ja noch ganz andere Methoden als sie, die hatten ja auch Kameras in Blumenkästen in Baumstämmen. Und so weiter und so fort. Genau. Aber ich habe jetzt einfach aus dramaturgischen Zwecken so getan, als wäre das die Kanne, die Felix Müller da an der Hand hielt.LukasUnd ich denke, der The Big Picture wird ja, glaube ich, dadurch gut ersichtlich.RalphAber der der Gärtner, der hat quasi auch existiert.LukasNee, das war auch eine aktualisierte Version, deswegen habe ich den einfach nur so genannt.RalphJa, ja, okay.LukasAlso du siehst, ich bin erst mal mit wenigen Erwartungen an das Gießkannen Museum gegangen. Ich dachte, das ist so ein bisschen die Geschichte der Gießkanne Manufaktur in Gießen. Keine Ahnung. Ach nee, also nicht, dass ich wüsste. Aber diese Geschichten gefallen einfach. Und die gefallen auch einfach einem breiten Zielpublikum. Und deswegen hörst du noch mal ganz am Ende Ingke Günther, die dir so ein bisschen erklärt, wer eigentlich alles in dieses Museum kommt.Ingke GüntherEs kommen ganz viele Studierende mit ihren Eltern, die zeigen wollen, was Gießen für einen abgefahren Stadt ist und alt wie jung. Und man kann sich hier halt auch in unterschiedlichen Bereichen einklIngken. Man kann es nur lustig finden, man kann ein Design Geschichte eintauchen, man kann sich an den Geschichten freuen. Es ist einfach, man denkt, es ist ein Gag und dann steigt man ein bisschen tiefer ein und merkt, das kommt mitten aus dem Leben.RalphJa, ja, kann ich, kann ich voll nachvollziehen. Also ich würde auch reingehen. Ja, wie sich das anhört, das würde dir sicherlich. Wahrscheinlich bin ich mit meinen Eltern auch reingehen. Ich würde jetzt nicht meine Eltern extra in Gießen kennenlernen. Soll ich da studieren, wäre es wahrscheinlich nicht meine erste Adresse, aber ich war ja auch noch nicht da.LukasNa ja, und ich glaube, ich habe jetzt alles erzählt, was ich für diese Folge erzählen wollte. Haste denn sonst noch Fragen?RalphJa, wie lang braucht man denn, um da durch diese Ausstellung zu gehen? Das ist ungefähr.LukasJa, das kann ich schlecht sagen. Also je nachdem, es gibt, ich schätze mal, diese Führungen sind 1 bis 2 Stunden und da dieses Museum im Winter nur an drei Nachmittagen und im Sommer an vier Nachmittagen geöffnet hat, haben die nicht ewig viel Zeit. Die machen das auch alles ehrenamtlich. Eintritt frei. Also du kannst 20 Minuten drin verbringen, du kannst auch zwei Stunden drin verbringen.LukasDas kommt so ein bisschen darauf an, wie sehr du dich von diesen Gießkannen Storys quatschen lässt.RalphGibt es dann da auch Führungen durch?LukasJa, ja, genau.RalphUnd eine Frage: Was eine Gagfrage inzwischen geworden ist. Aber wie groß ist dann das Museum?LukasUngefähr ungefähr 300 Quadratmeter. Keine Ahnung. Wie groß ist es also? Kannst du dir so eine die Größe von so einer kleinen innerstädtischen Buchhandlung vorstellen?RalphVon der kleinen innerstädtischen?LukasGenau. Also nicht so eine riesen Buchhandlung auf drei Stockwerken, sondern so eine Buchhandlung, wo man reingeht, oder, oder.RalphJa, kann ich mir vorstellen.LukasEine Handlung, die irgendwie so Küchenutensilien wie Töpfe oder Messer oder irgendwie so was verkauft. So die Größe.RalphAuch das kann ich mir gut vorstellen.LukasSo ungefähr. Weil du musst ja überlegen. Vorher war da ja auch ein Laden drin und die haben es dann übernommen. Und es hat auch von außen aus den Laden, also mit den Schaufenstern und so was. Das hat ja Günter am Anfang gesagt. Es hat ein bisschen so aus wie ein Shop für Vintage gehst kann. Ja und so ist es auch.RalphNur dass man die Gießkanne nicht kaufen kann. Genau. Ja, okay. Ja. Nee, sonst keine weiteren Fragen, Euer Ehren.LukasSehr gut. Dann würde ich sagen, bin ich jetzt auch interessiert, ob du mir einen kleinen Hinweis geben kannst, was dann in der nächsten Folge behandelt werden wird.RalphAlso bleiben der Natur treu. Wir bleiben draußen bei Pflanzen und bewegen uns so in den Hobbybereich. Und da erzähle ich ein bisschen was über die Geschichte dieses Hobbys, wenn man das Hobby nennen kann. Es führt jetzt vielleicht auf eine falsche Fährte, aber irgendwie hat es schon was mit freier Zeit zu tun. Freizeit?LukasAlso gut, ich bin gespannt und hoffe, dass dieses Museum dann genauso überraschend sein wird wie das Gießkannen Museum für mich. Und zwar Anyas. Wenn ihr uns jetzt unterstützen wollt, dann könnt ihr das machen. Über ein Abonnement. Über Steady. Wir betreiben bitte nichts anfassen. Ehrenamtlich. Das heißt, ihr könnt uns damit helfen. Ein Dank geht noch mal raus an einen Spender.LukasUnd zwar Sven, der uns bei Bitte nicht unterstützt hat. Vielen Dank. Und natürlich ist es so bewertet und leitet uns weiter. Empfehlt uns weiter auf allen Podcast Plattformen eures Vertrauens. Genau. Sonst würde ich sagen zum nächsten Mal empfehlt.RalphUns doch eure Schwiegermutter.LukasWeiter. Vielleicht haben wir noch Gießkannen zu verschenken.RalphOder ein Abonnement.Der Beitrag Revolution, Spionage-Stories und ein Chor aus Belarus – Das Gießkannenmuseum Gießen erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.04.24 • 36:35
BITTE NICHT ANFASSEN! #27 – Das Bestattungsmuseum Wien Klappsarg für alle! – das Bestattungsmuseum Wien Show Notes Heute geht’s unter die Erde und um Särge, wilde Traditionen und – vollkommend naheliegend – Kindergruppen. Iris Borovčnik vom Podcast “Im Museum” hat für uns das Bestattungsmuseum auf dem Wiener Zentralfriedhof besucht. Mitgebracht hat sie Interviewtöne von Leiterin Cornelia Fassl und Mitarbeiter Erich Traxler. Und wie es im Song des österreichischen Sängers Wolfgang Ambros so schön heißt: “Am Zentralfriedhof is’ Stimmung!” Herausgekommen ist eine Folge, in der es viel zu lachen gab: über sargdeckelsprengende Gärprozesse, den Service des Herzstichmessers und Lego-Sets zum Beerdigung Nachspielen. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Link zum Podcast “Im Museum” von Iris Reformen unter Joseph II: https://de.wikipedia.org/wiki/Josephinismus Nicht vergessen! Wir verlosen ein T-Shirt! Hier zu sehen: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Verlosung-T-Shirt-scaled.jpg Schreibt uns per Mail oder Instagram, wenn ihr das T-Shirt gewinnen möchtet! ~~~~~~~ Infos zum Museum: Bestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof Tor 2 (Haupteingang), rechts Untergeschoß der Aufbahrungshalle 2 Simmeringer Hauptstr. 234 1110 Wien https://www.bestattungsmuseum.at/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript folgt…Der Beitrag Klappsarg für alle! Das Bestattungsmuseum Wien erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.03.24 • 40:05
BITTE NICHT ANFASSEN! #26 Stories über Trennung – das Museum of Broken Relationships Zagreb Show Notes Als Dražen Grubišić und seine Partnerin Olinka Vištica sich getrennt hatten, wussten sie nicht, was sie mit einem Aufzieh-Hasen machen sollten. Der Hase stand für gemeinsame Erinnerungen. Zu schade, um ihn wegzuschmeißen zu verletzend, um ihn zu behalten. Weil es keinen neutralen Ort dafür gab, haben die beiden einen geschaffen. Zunächst als temporäre Ausstellung konzipiert, ist das Museum of Broken Relationships in Zagreb heute das Zuhause tausender Gegenstände aus vergangenen Beziehungen. Ralph hat darin lustige, aber auch traurige Geschichten gefunden, mit Dražen Grubišić, einem der beiden Museumsgründer, gesprochen und die Neurowissenschaftlerin und Autorin Anne Freier gefragt, warum Trennungen so weh tun. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Nachreichung Kernspintomographie: https://stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/was-ist-eine-magnetresonanztomographie-mrt Kurzes Videoportrait über das Museum of Broken Relationships: https://www.youtube.com/watch?v=R6Q731asMtg&ab_channel=GreatBigStory Interview mit Anne Freier: https://editionf.com/liebeskummer-interview-anne-freier-editionfplus/ ~~~~~~~ Infos zum Museum: Museum of Broken Relationships Ćirilometodska 2 10000, Zagreb Kroatien https://brokenships.com/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Till-Illustration mittels KI von Canva.com https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Dražen Grubišić We have a ritual for all sorts of things and there is nothing when we break up. INTRO Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von ESCUCHA. Lukas Hallo, einen wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen im Februar 2024 zur zweiten Folge von Bitte nicht anfassen im Jahr 2024. Hallo Ralph. Ralph Hallo Lukas und schön, dass wir wieder zusammensitzen und eine neue Folge besprechen. Lukas Genau das Konzept unseres Podcasts relativ schnell erklärt. Es geht darum, dass Ralph und ich abwechselnd einmal im Monat ein kleines, skurriles, alternatives, aber vor allem liebenswertes Museum besuchen. Und dass wir euch so ein bisschen erklären wollen und uns gegenseitig so ein bisschen erklären wollen, was denn für Geschichten hinter diesen ganzen Häusern, Museen, aber auch Museums Betreiber innen stecken. Ralph Ja, und in der vergangenen Folge, da warst du in einem Museum, nämlich im Draht Museum Altena. Richtig. Und was bei mir hängen geblieben ist, ist, dass es früher wohl aufgrund der Herstellung sehr stark gestunken haben muss in Altena. Und dass dort im Museum ganz unterschiedliche Drähte ausgestellt sind. Also sehr alte und dicke Drähte, aber auch sehr moderne und sehr dünne Drähte, wie zum Beispiel Supraleiter. Lukas Genau richtig. Und zu diesen Supra Leitern haben wir Feedback bekommen. Bzw wir müssen noch etwas korrigieren. Wir müssen zwei Kleinigkeiten korrigieren. Das ging in der letzten Folge ein bisschen schief. Ich bin kein Physiker, deswegen verzeiht mir das bitte. Also Nummer eins, das ist jetzt ganz formeller Natur. Es war ja Dr. Marc Uhlarz vom Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf als Experte dabei, der uns die Supraleitung erklärt hat. Lukas Ich hatte das Helmholtz Zentrum als Helmholtz Zentrum Dresden vorgestellt, ist es aber Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf. Das ist ganz wichtig und das ist auch gut so, dass man die Bezeichnungen wirklich korrekt hält. Das Zweite ist, und das ist ein fachlicher Fehler ganz am Ende geht es ja um Kernspintomografen. Und da habe ich so, also ich habe das quasi so verstanden, als dass ein hohes Magnetfeld nötig wäre, um die Supraleitung zu erzeugen. Lukas Das ist nicht korrekt. Es ist vielmehr so, dass man ein hohes Magnetfeld braucht, um die Kerne in Schwingungen anzuregen. Und das braucht man dann wiederum für die Bildgebung bei Kernspintomographie. Und dieses Magnetfeld, das wird mit einer supraleitenden Spule erzeugt. Also wir werden noch mal auch in dieser Folge die Supraleitung und auch die Funktionsweise des Kernspintomographie in Shownots packen Ralph Aber nur die Shownotes, weil ich sonst jetzt auch nichts dazu sagen kann Ralph Nein, aber wir nehmen das natürlich sehr ernst und freuen uns auch immer über Feedback und Richtigstellungen und sind immer froh darüber. Lukas Genau so! Und das heißt aber wiederum, dass wenn ich in der vergangenen Folge das Museum und die Supraleitung vorgestellt habe, das heißt, dass du jetzt in dieser Folge dran bist. Ich kann mich zurücklehnen, du wirst mir ein schönes Museum erzählen und hoffentlich richtig gute Geschichten. Ralph Das hoffe ich auch. Ja, es ist ja jetzt die Februar Folge und Februar. Der Februar ist ganz bekannt für einen besonderen Tag. Weißt du, für welchen. Lukas Der Valentinstag. Ralph Genau, Der Break-Up-Day Der ist nämlich eine Woche nach dem Valentinstag. Und da geht es eben darum, dass man so sein Singledasein feiert und auch alte Trennungen verarbeitet und alte Beziehungen hinter sich lässt. Und passenderweise war ich im dazugehörigen Museum, könnte man sagen, ich war im Museum of broken Relationship. Das werde ich heute vorstellen. Lukas Ja, sehr cool. Ich habe von dem Museum tatsächlich schon mal gelesen oder irgendwelchen Artikeln da was drüber gelesen und ist natürlich. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein alter Klassiker der skurrilen Museen ist und deswegen freue ich mich. Ich habe gelesen, dass es in Zagreb, in Kroatien. Ralph Das ist, in Zagreb, in Kroatien. Ich war da im vergangenen Herbst. Das ist schon ein bisschen her, dass ich dort war, und bin dann mit der Managerin des Museums durch die Ausstellung gegangen. Und ich habe einen der beiden Gründer interviewt. Das sind zwei Leute, die das gegründet haben. Und ich saß, bevor ich durch die Ausstellung gegangen bin, mit dem Gründer zusammen mit Dražen Grubišić im Museums Cafe. Ralph Und der hat mir dann erzählt, wie es überhaupt zu diesem Museum kam, also wie die überhaupt auf die Idee gekommen sind, da ein Museum über zerbrochene Beziehungen hochzuziehen. Und das war eben so, dass Dražen Grubišić und Olinka Vištica. Ich hoffe nicht auf die Namen richtig ausgesprochen. Die waren ein Paar und haben beide Kulturmanagement studiert. Also die waren in der Kultur Branche aktiv. Ralph Dražen hat in Wien zuerst studiert, Olinka in Paris und nach dem Studium sind sie dann wieder zurückgekommen nach Kroatien, haben zusammen in einem Haus gewohnt, Dražen war als Bildhauer tätig und Olinka ist Theater Produzentin und im vierten Jahr der Beziehung ist es dann in die Brüche gegangen. Da war es dann vorbei mit der Beziehung. Und wie das halt so ist, weil man sich trennt und vor allem auch noch zusammenwohnt. Ralph Da geht es dann daran, den Hausstand aufzuteilen. Wer bekommt was? Und das ging für einige Gegenstände ganz einfach. Für einen Gegenstand im Besonderen war es aber bisschen schwierig und der war aber der ausschlaggebende. Dražen Grubišić „There was this one thing that little bunny-wind-up-bunny, a little toy we had sort of a joke with. It was like sort of a pet. I was here, then Olinka came up and then I wind it up and put it in the foyer. So when she opens the door he’s like running around in circles. ut in this moment of discussing about, so you take the telly, sure yeah, I take the table, okay. And then you look down and there’s this bunny. Even if I put it in the basement I would still know it’s in the basement, you know. Not to mention putting it in a shelf. You see it everyday and it just reminds you of this kind of sadness. There are objects that mean so much just for two people and for nobody else. That actually there should be a place where you can send these objects to in the moment of a breakup. And then we were sure that there must be a place where you can send it to and we looked for it and there was none. Then we decided it would be a good art project. Lukas Also, wenn ich das richtig verstanden habe, der Ton war ja auf Englisch, dann hat Drazen gesagt, dass er sich quasi getrennt hat und dann ging es um so einen Hasen. Ich nehme mal an, das war so ein Stoff Hase, so ein Kuscheltier Hase, irgendwie sowas in der Richtung. Ralph Er hat das wind up Bunny genannt. Also so ein aufzieh-Häschen, das ziehst du auf, dann geht das halt so durch die Gegend. Lukas Ah, verstehe. Und das heißt, er konnte sich dann mit seiner jetzigen Ex damals nicht einigen, wer jetzt diesen Hasen nimmt. Und dann dachte er sich, es müsste einen Ort geben, das quasi ist sozusagen ein neutraler Platz, wo dieser aufzieh-Hase dann quasi bleiben kann. Ralph Ja genau, weil der Hase halt eben so viel für die Beziehung bedeutet hat. Also die haben den Hasen halt dann oft auf Reisen mitgenommen, wenn zum Beispiel nur einer der beiden irgendwo anders hin musste oder so, dann haben die den irgendwo drapiert, zum Beispiel neben den Eiffelturm oder was weiß ich wo und haben dann Fotos gemacht. So ein bisschen wie in dem Film Die fabelhafte Welt der Amelie mit den Zwergen, mit den Garten-Zwergen. Lukas Ja, krass, sehr coole Idee. Ralph Ja, ja, aber das war ja erst der Anfang. So einfach ist es ja nicht ein Museum zu gründen. Also es war dann so, dass er diese Idee dann in sein kleines schwarzes Buch geschrieben hat, wo er auch andere Ideen festhält. Und da ist erst mal nichts passiert. Das hat dann zwei Jahre gedauert, bis Drazen für ein Kunstfestival in Zagreb angefragt worden ist, wo das Thema Synergie war. Und dann hat er halt rumüberlegt Synergie, Synergie. Was könnte ich denn da machen? Und hat da in seinem schwarzen Büchlein geblättert. Und dann ist er wieder auf diese Idee gestoßen. Mit diesen Trennungs-Gegenständen. Und dann hat er seine Partnerin Olinka gefragt, was sie davon hält, weil die ja doch dann im Guten irgendwie auseinandergegangen sind und eine Freundschaft zumindest aufrecht erhalten haben. Und dann haben sich die halt beworben für das Kunstfestival, sind genommen worden und hatten dann zwei Wochen Zeit, was auf die Beine zu stellen. So ein Kunstprojekt. Und dann haben sie halt Freunde gefragt und Freunde von Freunden. Und letztendlich sind dann 46 Gegenstände zusammengekommen und dort ausgestellt worden. Bei dem Festival. Und dann war das Festival vorbei und für die war das Projekt abgeschlossen. Ja, aber dann ist folgendes passiert. Dražen Grubišić Then we got a call if we want to host with this exhibition somewhere else. So we brought it somewhere else and it continued for four years. And then after four years, we were stuck with couple of hundreds of objects. And my studio was full and it was taking a lot of time. And I was like, what do we do now? Do we shut down everything? But then we met all these people and they kind of gave us all their emotional heritage and we can’t just throw it away. And then we were like: maybe we open a preminant display. It was the first private museum in Croatia. It wasn’t even in the law. The law didn’t have the idea of a private person. They changed the law afterwards. And then we opened the museum, like a permanent museum. So it was actually one step after another after another. Lukas Was für eine witzige Geschichte. Also, das heißt, die sind dann angefragt worden und die sind dann vier Jahre mit dieser Ausstellung rum getourt, da ist immer mehr dazugekommen. Ralph Ja durch die ganze Welt sind sie getourt, Argentinien, Philippinen, Südafrika, USA oder auch Deutschland. Lukas Krass. Es ist aber auch einfach eine gute Idee. Es ist einfach eine wirklich gute Idee. Und dann haben die quasi gesagt, wenn ich das so verstanden habe, also dann wollten halt einen dauerhaften Platz haben. Aber es gibt in Kroatien keine legale Grundlage für ein privates Museum. Ralph Zu dem Zeitpunkt. Lukas Zu dem Zeitpunkt. Das heißt, Sie haben mit diesem Museum sogar ein stückweit kroatische Gesetzgebung verändert? Ralph Ja, Sie haben definitiv Pionierarbeit geleistet und Drazen und Olinka, Die wurden ja dann quasi Geschäftspartner auch, und die mussten mit ihrem eigenen Geld halt dann dieses Museum hochziehen. Lukas Wie alt sind die denn, wenn ich fragen darf? Also von wann sprechen wir denn da? Ralph Naja, das Museum, das ich besucht habe, das gibt es seit 2010. Lukas Okay. Ralph Und dann kann man ja jetzt zurückrechnen, wann die erste Idee war. Ich glaube, 2004 oder so müsste das gewesen sein und ich würd die vom Alter her, das weiß ich jetzt nicht wie alt die sind. Ich würde die schätzen, auf Mitte 40 oder so vielleicht. Lukas Okay. Alles klar. Ja. Ralph 2010 ist dann eben dieses Museum entstanden, das ich besucht habe. Das liegt auf dem Berg von Zagreb, in der sogenannten Oberstadt. Und von dort aus kannst du total schön über die Stadt gucken, über die Unterstadt und ist auch ganz witzig, so ein kleiner Funfact: Um den Berg hoch zu kommen, kannst du natürlich Treppen steigen oder du fährst mit der Zahnradbahn. Das ist die kürzeste öffentliche Bahnstrecke der Welt mit 66 Metern. Lukas Ah ja. Ralph Ja, das Museum, das ist, ich würde sagen, vergleichsweise klein. Wobei, wenn man jetzt den BNA also den BITTE NICHT ANFASSEN- Index nimmt, dann ist es vielleicht schon wieder ein überdurchschnittlich großes Museum. Es ist eine Fläche von rund 300 Quadratmetern und es gibt noch ein Cafe dazu, das man ja auch schon gut rausgehört hat im Hintergrund und einen Shop gibt es auch. Und natürlich eine Kasse. Und dann die Ausstellung. Durch die Ausstellung bin ich mit Adriana Juraic gegangen, das ist eine Managerin von dem Museum und die hat mich das so durchgeführt durch diese circa 80 Objekte, die da gleichzeitig ausgestellt sind. Das wechselt immer, weil die dann doch wieder im Depot sehr viele andere Gegenstände haben. Drazen hat es ja vorher schon angedeutet, dass das immer mehr geworden sind und mittlerweile haben die mehr als 4.000 Gegenstände. Du musst dir das so vorstellen Wenn du da reingehst in die Ausstellung, dann sind das erst mal weiße Wände und du hast weiße Podeste, auf denen kleine Gegenstände stehen. So wie jetzt zum Beispiel dieser Aufzieh-Hase. Ganz gewöhnliche Gegenstände eigentlich. Die können aber in der Größe total variieren. Also es gibt viel Spielzeug, es gibt aber auch Kleidung, an der Wand. Habe ich mal gerade gesehen, so ein Post-it Zettel und ganz ganz unterschiedliche Sachen eben. Bei all diesen Sachen geht es halt um vergangene Beziehungen, aber das Beziehungen ist wirklich allgemein gefasst. Das heißt, es geht es nicht um Partnerschaften, die auseinandergegangen sind, sondern ja alles mögliche. Aber das soll dir mal Adriana kurz von ihrem Lieblings Exponat erzählen. Das ist so ein Pizza KIT. Das ist eine Schachtel, wo man eine Pizza ganz einfach machen kann mit Pizzateig drin und Tomatensoße. Ariana Juraic So we have the box of Pizza maker. I think there something inside is flour. Okay, the girl is writing a story to a Pizza because during the years she has found out that she has allergies for the food and she found out that she can’t eat it. I think it’s lactose. She is allergic to pizza and she is like: please stay hot and tasty. I will always love you. Lukas Also es geht darum, dass sie Ihre Beziehung zu Pizza verloren hat. Ralph Genau aufgrund einer Allergie. Und es ist ja auch eine Beziehung. Lukas Und wie ist dann dieses Objekt in das Museum gekommen? Ralph Das funktioniert über Spenden, also Leute können auf die Website gehen, füllen dann ein Formular aus, schreiben alle Infos zum Objekt rein. Dann auch noch eine Story und das ganze kann man anonym machen. Du musst nicht mal deinen echten Namen angeben. Was aber auch heißt theoretisch kannst du irgendwas angeben. Lukas Wollte Ich grad sagen, oder? Also ich meine, da kann ich irgendwas hinschicken und sagen keine Ahnung, was habe ich gerade bei mir auf dem Schreibtisch stehen? Eine Tasse mit dem Löffel drinnen und dann kann ich sagen… Ja, wobei. Mir fällt jetzt nichts ein. Ralph Ja, wenn dir was Gutes einfällt, dann hast du die Chance, dass es dort auch ausgestellt wird. Das kann man ja schlecht nachprüfen. Wie soll man das dann nachprüfen? Okay, das sind ja so Sachen, die kann man ja nicht aus dem Objekt herauslesen, ob das jetzt zum Beispiel schon im Weltall war oder nicht. Wobei das kann man vielleicht rauslesen. Ralph Wir sind ja Physiker. Aber auf jeden Fall kriegen die sehr, sehr viele Spenden, sagt Ariana Juraic. Ariana Juraic We are receiving on a daily basis a lot of items. Maybe today 5, tomorrow will be 7. these are especially small items. But there was this guy in Los Angeles, they told me, a story about it. That he wanted to donate a real car, a jeep. So it was interesting. They couldn’t transport it here. Where would they store it. But it is an interesting story. Lukas Alter, ein Jeep, ein Geländewagen. Ralph Alles geht. Du kannst auch Hautschuppen hinschicken. Lukas Aber das ist ja Wahnsinn. Das ist ja, das ist ein Riesenaufwand. Wenn die da 5 bis 7 Objekte, die müssten noch unendlich viel Fläche dann haben. Wir entscheiden dann, was dann reinkommt und was nicht. Ralph Also erst mal müssen die das ja lagern irgendwo. Das ist ja dann schon mal das Problem. Und dann gibt es da Kuratoren, also Leute aus dem Team halt, die dann entscheiden Ja, jetzt können wir mal das reinpacken und nicht. Es geht ja erst mal darum, erstmal muss er die ganze Sache sichten und dann, wenn das halt eine gute Story hergibt und vielleicht auch thematisch zur Ausstellung passt, weil die ja immer wieder sich ändert, dann landet das eben dort im öffentlichen Bereich. Aber es ist auch so, dass nach wie vor gehen sie noch auf Tour und das sind dann oftmals ja andere Gegenstände als die, die man jetzt in der Haupt Filiale muss ich ja fast schon sagen, weil es gibt noch ein zweites Museum of broken relationships, das sie in Los Angeles gegründet haben. Lukas Und da kann dann der Jeep hingeschickt werden. Hat dich ein Objekt besonders berührt? Ralph Also das mit dem Pizza Maker, das war ja jetzt was Lustiges. Aber du kannst dir vorstellen, wenn Beziehungen auseinandergehen und wenn es zwischenmenschliche Beziehungen sind, dass sie oftmals auch sehr traurig und schmerzhaft sein können. Lukas Na klar. Ralph Und ein Objekt hat mich schon sehr berührt, also mich haben tatsächlich einige Objekte berührt. Aber eins hat mich schon sehr getroffen. Und zwar war das in so einer Vitrine, das waren gefaltete Kraniche aus Papier, ganz viele aufgefädelt an so einer Schnur, die von von oben herunterhängen. Und das waren 1.000 Stück angeblich. Und dann habe ich diese Tafel daneben gelesen. Da stand dann drauf 1000 Kraniche, Beziehungs Dauer, weil das steht auch immer drauf. Beziehungs, Dauer, sechs Monate. Ort: Triest, Italien und dann noch ein Text dazu und den kann ich dir mal vorlesen, dann kriegen alle, die das jetzt hören, kriegen ein Gespür dafür, wie diese Geschichten sich anhören können. Und die sind auf Englisch und Kroatisch. Und ich hab's es jetzt mal auf Deutsch mit besten Wissen und Gewissen übersetzt. Ralph Und zwar geht der Text so: „Ich habe in Triest zwei Kinder geboren. Das erste Kind lebt gerade mit mir. Das zweite Kind ist in meinem Mutterleib gestorben. Zwei Monate vor Geburtsdatum. Das Gefühl von Schmerz und Trauer war überwältigend, aber ich kannte niemanden, mit dem ich in diesem fremden Land meine Agonie teilen konnte. Ich dachte, ich wäre nie wieder in der Lage zu lachen. Mein liebes Baby, das mit mir 24 Stunden am Tag kommunizierte, indem es sich in mir bewegt und getreten hat, war für immer fort. In der Zeit, als ich nichts machen konnte, weil ich mich so verloren gefühlt habe, absorbierte ich mich ins Falten von einem Kranich nach dem anderen, in der Hoffnung, dass mein Baby glücklich im Himmel lebt. Das pure Lächeln meines ersten Kindes haben mich zusammengehalten, aber ich konnte mich nie wieder mit meinem Ehemann verbinden, der im Gegensatz zu mir seine Gefühle rational in den griff bekommen hat. Schließlich bin ich mit meinem Kind zurück nach Japan gegangen. Ich werde nie wieder die stürmische Nacht vergessen, in der ich mein Baby verloren habe. Ich habe sogar einen Tannenbaum in Finnland gepflanzt und nach ihm benannt. Ein Baum, der jetzt vermutlich größer ist, als das Baby jemals sein würde, wenn es am Leben wäre. Ich habe diese tausend Kraniche bei mir behalten all die Zeit, aber jetzt habe ich entschieden, sie nach Zagreb zu schicken, zusammen mit all der Liebe, die ich für mein verlorenes Kind habe und mit meinem Gebet für Frieden. Mögen alle Kinder, die nicht geboren wurden, in Frieden ruhen und für alle Zeit glücklich im Himmel leben.“ Lukas Okay, das ist auf jeden Fall eine sehr berührende Geschichte. Aber das heißt, das ist quasi die eigentliche, zerbrochene Beziehung, die zum Ehemann und gar nicht die zum Kind. Ralph Für sie ist es schon die Beziehung zum Kind, war ja auch die Beziehung. Monate mit Sex Beziehung ist auch mit sechs Monaten angegeben, also okay. Und sie hatte ja quasi in der Beziehung zu diesem Kind in ihrem Bauch und da war die Beziehung natürlich weg. Als das Kind das nicht überlebt hat. Lukas Verstehe. Die Geschichte ist natürlich deutlich tragischer und tiefer als jetzt Die Geschichte zum Pizzakarton. Ralph Ja, das ist jetzt ein krasser Einschnitt. Lukas Aber Ralph, es gehört dazu. Ich meine, dass es so ist. Ich meine, das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber ich denke mal, wenn du an deine gescheiterten Beziehungen denkst, wenn ich an meine gescheiterten Beziehungen denke, das ist immer super schmerzhaft. Natürlich kann es auch was Lustiges sein, aber es kann natürlich auch was total Tragisches sein, das ist ganz klar. Ralph Oder es kann auch was Versöhnliches sein, etwas, mit dem man dann trotzdem auf eine gewisse Art und Weise abschließen kann. Das hat mir ein Objekt gezeigt. Dabei handelt es sich um so eine kleine Dose, in der man normalerweise so Filmrollen von analogen Kamera irgendwie aufbewahrt. Worum es sich dabei handelt, das hat mir Ariana verraten. Ariana Juraic So the story is about a woman who met his partner, when he was widowed at 19 years old with a baby. So they made another baby, it was family of four in the end. And they spent together 33 years in a relationship. He got cancer, that took him in four months, so very sadly. And he said to his wife that when he died, that she gives all the ashes away in film canisters. So she put them in a lot of different film canisters and she was travelling around the world and she spread them or buried them all over the part in the caribbean ocean, indian atlantic and also here in croatian adriatic. So the story comes from the USA. Lukas Auch eine sehr schöne Geschichte. Oder Was heißt schön? Schön klingt so positiv, aber es ist so eine tiefe Geschichte. So eine irgendwie bedeutsame Geschichte. Ralph Ja, ich weiß auch nicht, ob ich es vorher richtig benannt habe, weil es ist natürlich schon sehr tragisch, dass dieser Mann an Krebs vorzeitig quasi gestorben ist. Aber das Objekt und was sie quasi dann für ihn noch nach seinem Tod gemacht hat, hat so was, so was Friedliches in gewisser Weise. Lukas Ja, das ist ein guter Begriff oder halt einfach so irgendwie. Ich finde auch, vielleicht so eine gesunde Art des Abschiednehmens. Ralph Ja, genau. Lukas Ich glaube, wenn gescheiterte Beziehungen, wenn es auf eine irgendwie gesunde Art und Weise zu Ende geht oder auf eine friedliche Weise zu Ende geht, dann ist es, glaube ich, für alle Beteiligten einfacher. Ralph Dazu komme ich aber später noch. Ich wollte noch was zu der Geschichte sagen, weil die noch nicht zu Ende ist. Die Geschichte, die sie erzählt hat. Es ist nämlich so, dass irgendwann der Bruder des Verstorbenen ins Museum gekommen ist. Der ist dann gekommen und hat gefragt, ob diese Dose noch ausgestellt ist. Und dann haben sie gesagt Ja, und dann ist er in den Raum gegangen, hat sich die Dose angeguckt und hat sich dann lange Zeit hingesetzt und angefangen zu schreiben. Und dann ist er irgendwann halt aus der Ausstellung rausgegangen und hat einen Zettel an der Kasse dagelassen. Auf dem stand, dass er sehr dankbar dafür ist, dass sich das Museum so gut um seinen Bruder kümmert. Ich finde, das zeigt ganz gut, dass dieses Museum halt Emotion mal einen erreicht. Also viele Museen erreichen einen ja rational mit der Information, obwohl sie es auch versuchen, emotional irgendwie aufzudröseln. Aber da stehen ja wirklich die Emotionen im Vordergrund. Und dass das eine Herzensangelegenheit der Leute ist, die dort die Objekte hin spenden, das hat mir Drazen auch erzählt. Dražen Grubišić We got lot of feedback from people who donated something that it hepled them move on. Because just this act of sitting down, writing down your little story, packing the object and sending it away. You know, now you are free and can move on. It is a closure. We have rituals for a lot of things. And there is nothing when you break up. Lukas Das ist ein total wichtiger Ton, finde ich. Und da gebe ich ihm voll Recht. Er hatte eigentlich gesagt, wir haben für jeden Scheiß ein Ritual, aber wir haben keine wirklichen Rituale für das Abschiednehmen. Und Ralph, du weißt ja, wir haben ja noch ein anderes Podcast Projekt, wo es ja ganz viel um Abschiednehmen geht. Und ich glaube in diesem Podcast Projekt habe ich mich zum Ersten Mal mit Ritualen fürs Abschiednehmen auseinandergesetzt. Und das ist wirklich so! Ich glaube, dass das so heilsam sein kann, wenn du einfach den Abschied genauso ritualisiert wie du eine Taufe, eine Hochzeit, ein Geburtstag, keine Ahnung, was ritualisiert. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass da Psycholog:innen womöglich genau das Gleiche sagen würden, dass es einfach so einen heilenden Effekt hat. Und ich könnte mir echt gut vorstellen, wenn du gerade den Trennungsschmerz durchmachst oder so und dann hast du so Projekte, weißt du, das hat ja auch so einen symbolischen Wert, es einfach wegzuschicken. Also du hast dich damit beschäftigt, du hast dich damit auseinandergesetzt, du akzeptiert es ja auch so ein bisschen die Gefühle, weil sonst hättest du ja nicht diesen Gegenstand. Ja und dann schickst du es einfach weg. Und ich glaube, dass das was total Befreiendes hat. Ralph Ich glaub, da glaubst du richtig, weil mich hat das dieser Ton von Drazen mit dem Ritual und so, das hat mich nämlich auch total zum Nachdenken gebracht, dass ich ja mit dem Ritual da hatte schon recht. Ja, wir haben für viele Sachen Rituale, aber jetzt, wenn so eine Beziehung auseinandergeht, ohne dass jetzt der andere stirbt oder so, da haben wir ja kein richtiges Ritual dafür. Jeder geht irgendwie anders mit um. Na, jedenfalls habe ich dann angefangen, so ein bisschen drüber nachzudenken. Gibt es da vielleicht doch irgendwas? Und habe dann recherchiert. Und dann bin ich auf Anne Freier gestoßen. Anne Freier ist Neurowissenschaftlerin und die hat ein Buch geschrieben mit den Namen “Science of Breakup. How love and Heartbreak Effect the Body and brain” Und ich habe mich dann bei Anne Freier gemeldet. Also ich hatte dann angeschrieben und sie war für ein Interview bereit. Das lustige ist ja, wenn du dich zurück erinnerst, wie ist das Museum of Broken Relationships entstanden? Lukas Weil die sich getrennt haben und dann nicht wussten, was sie mit diesem Aufziehhasen machen. Ralph Genau. Und bei Anne Freier und dem Buch ist es so, dass die auch eine Trennung hinter sich gehabt hat. Und dann hat sie angefangen, dieses Buch zu schreiben. Und von ihr wollte ich aber erst mal einen Schritt zurückgehen. Und ich wollte wissen warum tun denn Trennungen eigentlich so weh? Und ja, das hat sie mir gesagt. Anne Ffreier Die ganzen pathways in deinem Gehirn, die für deinen physischen Schmerz zuständig sind, überlappen sich ja mit den pathways, die für deinen emotionalen Schmerz zuständig sind. Das soll wehtun. Wenn du dich trennst, sollst du Schmerz haben, damit du dich aufrafft und jemanden neuen suchst. Rein aus anthropologischer Sicht gesehen, will die Natur nicht, dass du alleine bist, weil a wir Gruppentiere sind und in der Gruppe besser funktionieren und sicherer sind in der Gruppe. Und b natürlich, weil rein biologisch gesehen ist der Sinn des Lebens einfach nur fortpflanzen, dann sterben, aber fortpflanzen ist der eigentliche Sinn. Und das das geht als Mensch schwer alleine. Lukas Da hat sie einen Punkt. Ralph Und auch die Aufzucht von ein Baby geht halt bei Menschen schlecht alleine, weil diese Babys ja so unbeholfen sind und viel viel Sorge brauchen. Aber ob das jetzt ein anderer Partner ist oder ob das eine Gruppe macht, das ist eigentlich also anthropologisch, das ist egal, weil es gibt ja auch Kulturen oder vielleicht ethnologisch. Es gibt ja auch kulturelle Kulturen, wo Gruppen das Aufziehen von Kindern übernehmen. Aber aufgrund dieser Gemengelage macht es total Sinn, dass man sich schnellstmöglich wieder einen Partner sucht oder zumindest irgendwie Anschluss sucht. Und da hat mir Anne Freier auch gesagt, dass es genauso gut tun kann, jetzt nicht gleich den nächsten Partner, nicht gleich den nächsten Flirt oder so zu machen, sondern einfach ja sozialen Umgang zu haben mit Freunden. Aber es gibt auch noch andere Wege, um schnell über Trennungsschmerz hinwegzukommen. Das sind zum Beispiel neue Hobbies. Anne Freier Also wenn du schon immer mal stricken wolltest, dann hast du jetzt die perfekte Opportunity, Dich in dein Stricken irgendwie voll reinzuhängen und zu gucken, wie sehr es, dass es dir hilft, deine Person so ein bisschen neu zu konstruieren, weil man ja schon gerade bei einer langen Beziehung dann schon Teil seines Partners ist. So ein bisschen mit Co-Dependance und so was und das irgendwie wieder loszuwerden, dafür muss ich mich ändern. Und wie ändere ich mich? Indem ich neue Hobbies kreiere oder in dem ich vielleicht auch mal einen Job wechsle. Es muss jetzt nicht so traumatisch sein, aber oder dramatisch sein. Lukas Ich kenne es von Freundinnen, dass die dann erst mal zum Friseur gehen und sich irgendwie nen neuen Haarschnitt machen lassen oder zumindest Spitzen schneiden oder irgendwie so was. Wir haben jetzt ja schon viel über diese Hobbys gesprochen, dass man sich Stricken sucht oder dass dann die Freundinnen, die ich kenne, eben zum Friseur gehen. Hast du sie zufällig, das würde mich interessieren, diese Binsenweisheit gefragt, das dauert immer halb so lang, bis man über eine Trennung hinweg ist, wie die Beziehung gedauert hat? Also wenn ich jetzt mit einer Person vier Jahre zusammen war, dann würde die Trennung also bis man da komplett drüber hinweg ist, zwei Jahre dauern. Hast du sie da zufällig gefragt? Ralph Nach dieser Binsenweisheit habe ich sie nicht gefragt, aber sie hat mir gesagt, dass das wirklich sehr individuell ist, weil es kommt auch darauf an, wie sich die Leute trennen. Es ist schon so, hat sie gemeint, dass die aktiven Teile, also wer sich aktiv trennt, meistens sich auch leichter damit tut mit der Trennung als jemand, der verlassen wird. Und das kommt auch darauf an, wie intensiv die Beziehung war und auch, ob sie im Guten oder Schlechten auseinandergeht und was da halt vorgefallen ist, ob es Seitensprünge gab oder nicht. Also in der Regel ist es so, dass wenn man eine sehr gute Beziehung hatte und man die Trennung auch gut macht, dass man dann leichter drüber hinweg kommt, als wenn es abrupt und schmerzhaft ist. Lukas Ja, es ergibt Sinn, ja. Ralph Aber was ich sie gefragt hab ist, was sie von der Idee das Museum of broken relationships hält, also dass die Leute da persönliche Gegenstände hinschicken und die ja dann damit auch öffentlich machen, öffentlich zugänglich für andere. Anne Freier Man kann es ja sogar noch bei solchen Sachen sogar noch aufarbeiten, indem man sich mit dem Gegenstand beschäftigt bzw die Gegenstände natürlich auch dadurch verbannt. Na, du hast ja nicht mehr unbedingt im Haus, sondern jetzt in einem konkreten Space, der nicht mehr der ist, wo du täglich irgendwie zurückkommst. Also ja, ich würde sagen, das ist eine gar keine schlechte Idee. Lukas Ja, ich glaube auch, dass das keine schlechte Idee ist. Auf jeden Fall genau deswegen. Du beschäftigst dich damit und von daher glaube ich auch, Trennungen sind ja super individuell. Deswegen. Ich kann ja immer nur so wirklich über mich sprechen, weil ich glaube, auch dafür andere zu sprechen. Ich brauchte sehr, sehr viel Kommunikation nach Trennungen, egal welcher Art, ich musste dann immer mit vielen Leuten reden, mich viel damit beschäftigen, viel über Dinge reden und das es gibt ja Leute, die dann das so komplett ausklammern können, komplett wegschicken können oder so, aber ich muss da immer wahnsinnig viel reden, machen, tun und kommunizieren. Und dann geht es auch relativ gut, glaube ich bei mir. Ralph Ja, bei mir ist es ja so, dass ich ja Anfang vergangenen Jahres eine Trennung hinter mir hatte und da hat es mir sehr, sehr gut getan, dass ein Freund für mich da war, sodass ich tatsächlich mich ablenken konnte. Wie jetzt Anne auch gesagt hat, dass ich Beschäftigung hatte und zwar auch soziale Beschäftigung. Lukas Ja, also ich meine auch so was mit Kommunikation. meine letzte Trennung war Herbst 2022, da war es auch so, also ohne ein soziales Netz, ohne eine Kommunikation, ohne Freunde. Das wär richtig schlimm gewesen, wenn da mein soziales gewesen wäre, glaube ich. Ralph Könntest du dir vorstellen, einen Gegenstand von dir in das Museum zu schicken? Lukas Ich habe mir das die ganze Zeit jetzt schon überlegt. Tatsächlich. Und ich müsste überlegen, was es denn wäre. Um ehrlich zu sein, ich bin nicht so krass der Gegenstands Mensch, um ehrlich zu sein. Also auch so Deko Sachen oder irgendwie so so Anhängsel oder irgendwas was, das mache ich nicht. Ich meine, ich habe ein paar Kühlschrank Magneten, die ich da hinschicken könnte, aber da ist die Geschichte nicht gut genug. Ich müsste, ich müsste noch mal tief in mich gehen und mal gucken, ob es da irgendwas gebe, was ich hinschicken würde. Ich würde bestimmt was finden. Ja, und bei dir? Ralph Wüsste ich jetzt bezogen auf meine letzte Beziehung eigentlich – Ich will jetzt sagen eigentlich nichts, aber jetzt komme ich ins Nachdenken und man sollte eigentlich meinen, ich bin derjenige, der diese Folge vorbereitet hat. Ob ich nicht vorher mal drüber nachgedacht habe, aber tatsächlich nicht. Ich habe schon noch ein paar Gegenstände von dieser Beziehung in meiner Wohnung rumliegen. Nicht viele. Ich würde mal sagen eine Handvoll. Da fällt mir ein Stein ein, auf dem eine Sonne drauf gemalt und diesen Stein, den haben meine Ex und ich damals bekommen, als wir so einen Hütten Bau Kurs gemacht haben. Und natürlich wird mich der immer an diesen Hütten Bau Kurs erinnern. Nur das Ding ist, dieser Hüttenbau Kurs, der war scheiße. Der war richtig richtig mies, weil ich da so schlecht Anschluss gefunden hatte und wir, also meine Ex und ich uns auch da währenddessen nicht so gut verstanden hatten. Deswegen und eigentlich würde ich ja lieber gern was hinschicken, was irgendwie mich an eine gute Zeit erinnert. Keine Ahnung. Lukas Na ja, aber guck mal, du kannst es ja so und so sehen. Du kannst sagen ja, dieser Hütten Bau Kurs war scheiße und ja, du hast dich da unwohl gefühlt. Du kannst aber auch sagen, dass ihr trotzdem so lange eine gute Zeit hattet, dass ihr da überhaupt gemeinsam hingegangen seid. Also weißt, was ich meine? Dass ihr so viel gemeinsame Interessen dann trotzdem hattet, dass ihr euch beide ähnliche Dinge begeistern konnte. Und klar, vielleicht war das dann vor Ort scheiße. Aber letztlich spricht es ja schon dafür, dass ihr beide mit so einem gewissen Recht kommt. Ihr geht auf Hüttenbaukurs, es da muss ja schon bissl. Ralph Wir hatten natürlich die Ambition, dass wir eventuell dann aus dem Wissen irgendwann zusammen eine Hütte bauen. Lukas Siehste, und von daher ist es doch ein gutes und von daher ist es doch in dem Fall der Stein, ja sogar glaube ich nicht mal nur das Scheitern der Beziehung, sondern vielleicht auch das Scheitern von gemeinsamen Vorstellungen von gemeinsamen Projekten. Dass man sagt Hey, das ist vielleicht doch nicht das, was ich wollte und es ist doch voll in Ordnung. Also ich finde es doch was Schönes. Also selbst wenn die Woche scheiße war, finde ich die Geschichte mit dem Stein schön. Ralph Ja und vor allem war dieser Hütten Bau Kurs ja jetzt nicht der Trennungsgrund. Also das ging ja dann doch noch eine Weile. Lukas Die erste Trennung ist immer die schlimmste. Ich weiß nie, ob dir das auch so ging, aber bei mir war die erste Trennung furchtbar. Ralph Die war richtig schlecht. Bei mir auch. Lukas Da habe ich wirklich Jahre, glaube ich, gebraucht. Also um das so wirklich drüber hinweg zu sein, habe ich Jahre gebraucht. Und ich habe damals, da habe ich nach München gelebt. Dann habe ich mich damals mit meinem damaligen Mitbewohner getroffen, das war im Februar, Februar, März und in München lag überall Schnee. Wir haben in der Nähe von dem Park gewohnt und ich habe dann zu ihm gesagt Weißt du was, ich will jetzt ein Brandopfer darbringen mit ihm. Und dann sind wir mit einer mit einer Flasche Whisky und einer Musikbox…Ich habe ein paar Gegenstände genommen, die mich an die Beziehung erinnert haben. Also nicht alles. Ich habe auch noch ein bisschen was zu Hause, tatsächlich aber ein bisschen. Ich muss irgendwas machen. Und dann sind wir mitten in der Nacht um 3:00 auf diesen, auf einen berühmten Hügel in in der Münchner Stadt gegangen, wo der Schnee lag, weil da haben wir ein Feuer angezündet haben, da ich glaube, Motörhead reingemacht hatte, irgendwas haben die Flasche Whisky geleert und dann währenddessen ein paar Gegenstände verbrannt und es war unglaublich cool. Das war wirklich, wirklich cool. Aber was würde ich da jetzt hinschicken? weil es ist alles verbrannt. Ralph Na ja, wenn du die Asche noch hättest. Aber die hast ja dann wahrscheinlich auch nicht mehr. Lukas Ich habe noch ein paar von den Gegenständen, die habe ich, glaube ich noch. Ich glaube das noch bei meinen Eltern irgendwo auf dem Dachboden. Keine Anmerkungen. Ralph Ich habe auf jeden Fall auch noch sehr viele Gegenstände von verschiedenen Beziehungen. Lukas Aber das fällt mir gerade ein und das war so ein Läutern. Und vielleicht war ja auch dieses Verbrennen auch so ein bisschen so was wie zum Museum hinschicken müssen. Ein Gegenstand beschäftigt damit und dann sag es einfach und es war gar nichts. Also es war nichts irgendwie Krasses oder hasserfüllt. Es war die Trennung war zwar schmerzhaft, aber das war voll okay. Also da war auch kein böses Blut geflossen. Es war halt einfach so, wie es war. Schmerzhaft, aber okay. Und deswegen war das Feuer für mich nichts Gewalttätiges oder irgendwie so was oder nichts Bedrohliches, sondern einfach so was irgendwie reinigendes zu sehen. Dass es dann alles so nach oben steigt, ist alles nur Schall und Rauch. das fand ich cool damals. Ralph Das ist die transformative Kraft. Lukas Eine Frage: Hast du Anne Freier gefragt, ob Trennungen immer leichter werden, weil das heißt ja auch immer, dass die erste Trennung die schlimmste ist. Und je mehr kommen, desto einfacher wird's. Ralph Ja, haben wir auch darüber gesprochen, aber auch das konnte sie nicht eindeutig beantworten. Das kann man so nicht sagen. Lukas Okay. Ralph Also wenn das so wäre, dann wäre es ja ein Leichtes für mich, mittlerweile. Dann würde ich das jetzt sofort vergessen. Lukas Okay, gut. Ralph Aber ist doch toll, oder? Über dieses Museum kommen wir beide jetzt ins Gespräch über vergangene Beziehungen. Lukas War mir nach fünf Minuten klar, als du das Museum vorgestellt hast. Ralph Ich will doch nur darauf hinaus, dass dieses Museum ein guter Katalysator vielleicht ist oder ein guter Grund, um mal über eigene Beziehungen auch nachzudenken und vielleicht in Erinnerungen zu schwelgen und anfangs war ja, um wieder zum Museum zurückzukehren Anfangs war ja gar nicht so klar, ob das mit dem Museum überhaupt was werden wird, weil er ja angewiesen ist auf die Spenden und was da kommt. Und da hat er ja keinen großen Einfluss drauf, aber es wurde dann eigentlich ganz gut, hat Drazen gesagt. Dražen Grubišić I was afraid it would be horribly boring. Because what we get will be plushy toys and love letters and it will be super boring. And then you get first 46 objects and everything is diverse. It is incredible how people write stories. They are able to put in 5 or 6 sentences something that sounds like a script for a movie that you would like to see and find out more. That’s how creative people are when they are in love and they will, and of course when they fall out. Lukas Das kann ich mir auch gut vorstellen. Ja, ich glaube auch, dass die Objekte, die hingeschickt werden, schon viel zu sagen haben. Vor allem, weil ich glaube, dass jemand, der da wirklich was hinschicken möchte, der muss sich damit ja auch so ein bisschen auseinandersetzen. Und ich glaube, wenn du das so der Typ bist, der dann so was hinschicken würde, ich kann mir dann schon gut vorstellen, dass das dann auch was wurde, die vorher Gedanken darüber gemacht hast. Dann ist es ja kein Kuscheltier oder irgendwie so was. Es kann natürlich sein, aber ich glaube, das ist schon eher wahrscheinlich die Ausnahme als die Regel. Ich glaube, das sind Objekte, von denen denkt man gar nicht, dass es solche Objekte sind. Ralph Ja, und was dann für Geschichten da rauskommen, das sind Geschichten, die nur das Leben so schreibt. Lukas Da gehe ich jetzt gerade nicht drauf ein. Wie viele Leute sind denn da so im Jahr? Ralph Oh, im Jahr weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, in der Hochsaison sind's pro Tag so 600 Besucherinnen. Lukas so viel. 00:41:33:19 – 00:41:43:02 Ralph Da das Museum jetzt nicht so besonders groß ist, muss man wahrscheinlich da auch Wartezeiten einplanen, weil es passen nur 50 Leute gleichzeitig rein. Lukas Ja, krass. Ralph Das jedenfalls, lieber Lukas, war das Museum of broken relationships, dass ich dir und allen, die zuhören heute vorgestellt habe. Lukas Ja, vielen lieben Dank. Es ist ein schönes Museum. Es ist eine tolle Idee. Es ist sehr intensiv gewesen. Ich würde es mir, glaube ich, wirklich gerne mal angucken, wenn ich mal in Zagreb bin. Ralph Ich kann es sehr empfehlen. Lukas Danke noch mal für die Zusatzinfo von Anne Freier. Auch sehr schön. Von daher würde ich sagen, lassen wir es damit bewenden. Ralph Würde ich auch sagen. Lukas Ja, in der nächsten Folge, Ralph, wird es wieder eine Kooperation geben, die erste Kooperation für das Jahr 2024. Und wir freuen uns, dass wir Iris vom Podcast “Im Museum” dafür gewinnen konnten. “Im Museum” ist ein Podcast, der sich hauptsächlich um österreichische Häuser dreht. Ralph Ich glaube sogar hauptsächlich Wien. Lukas Aber Iris war für uns unterwegs und hat ein Museum rausgesucht, was ihrer Meinung nach gut in unsere Reihe passt. Und das werdet ihr dann im März vorgestellt bekommen. Ralph Und wenn ihr jetzt noch nicht genug von uns habt, dann guckt doch gerne mal auf unserer Instagram Seite vorbei. Da findet ihr auch oftmals Zusatzinfos und auch Bilder von den Museumsbesuchen, die wir gemacht haben. Ja, wir freuen uns, wenn ihr auf Instagram uns schreibt. Ihr könnt es aber auch gern per mehr schreiben an Info@escucha.de Lukas Wenn ihr unsere Narretei weiterhin unterstützen wollt, dann könnt ihr das über Steady tun. Wir würden uns wahnsinnig freuen. Die Links dazu findet ihr auch in den Shownotes. Damit will ich sagen bis zum nächsten Mal. Ralph Bis dahin Ciao. Der Beitrag Stories über Trennung – das Museum of Broken Relationships Zagreb erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.02.24 • 43:26
BITTE NICHT ANFASSEN! #25 – High-Voltage 2024 – zwischen Pisspott auf dem Nacken und Science-Fiction – das Drahtmuseum AltenaShow NotesWas hat ein Ort, der früher recht stark gerochen hat, mit einer der revolutionärsten Entwicklungen der Physik zu tun?Genau. Draht.Daher dreht sich die heutige Folge um die Geschichte des Drahtes. Wie dünn Draht wird, warum man früher dafür eine volle Blase gebraucht hat und wie wir in Zukunft damit nicht nur Kraftwerke optimieren können, sondern sogar unser Hirn neu vermessen.Dazu waren wir im Sauerland im Drahtmuseum in Altena, wo uns Christa Möntmann durch die Ausstellungen geführt hat. Außerdem haben wir mit Dr. Marc Uhlarz vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf über Supraleiter gesprochen.~~~~~~~Hilfreiche Links:Der Erdumfang beträgt 40.000 km. Das heißt, der Draht der Golden Gate Bridge reicht fast fünfmal um die Erde herum.Das ist ein Bild von Christa Möntmann aus dem Drahtmuseum:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/christa-moentmann-scaled.jpegSo sieht das Drahtmuseum von außen aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Drahtmuseum-aussen-scaled.jpegUnd eine Impression von innen:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/drahtmuseum-innen-scaled.jpeg~~~~~~~Infos zum Museum:Deutsches DrahtmuseumFritz-Thomée-Str. 1258762 Altenahttps://www.burg-altena.de/museum/deutsches-drahtmuseum/~~~~~~~über BITTE NICHT ANFASSEN!:Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr.Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~Kontakt:Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/E-Mail: info[at]escucha.de~~~~~~~Wollt ihr uns unterstützen?Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen~~~~~~~Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph WürschingerProduktion: Escucha GbRPodcast-Grafik: Tobias TrauthIntro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge.~~~~~~~Transkript:folgt…Der Beitrag Das Draht-Museum Altena und die Supraleitung erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
01.01.24 • 38:34
BITTE NICHT ANFASSEN! #24 – Till Eulenspiegel: 500 Jahre Punk, Schalk und Seiltänzer Show Notes Er ist der Punk des Mittelalters: Till Eulenspiegel. Seit hunderten von Jahren faszinieren die Geschichten über den Narren/Schalk/Streichemacher/Held?!? Ja, welche Bezeichnung trifft auf die Romanfigur eigentlich zu? Zum Ende des Jahres nimmt uns die selbstständige Museumsberaterin Annalena Knors mit ins Eulenspiegelmuseum nach Schöppenstedt in Niedersachsen. Sie zeigt uns, wie sich die Figur Till im Laufe der Zeit verändert hat, welche Parallelen sie zu türkischer Literatur aufweist und warum der Name Eulenspiegel gar nicht so unschuldig ist, wie er klingt. Unterstützung erhält sie dabei von Museumsleiter Benedikt Einert. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Hier geht’s zum Interview mit Luc Bernard, dem Betreiber des Digital Holocaust Museums: https://www.escucha.de/interview-luc-bernard/ Offizielle Homepage von Annalena Knors: https://www.corporate-inclusion.de/annalena-knors/ Foto zur Außenansicht des Museums: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Bild_1-1-scaled.jpgFoto zu einem Ausschnitt des Ausstellungsbereichs im Museum: https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Bild_2-1-scaled.jpgWikipedia-Artikel zu Nasreddin Hodscha: https://de.wikipedia.org/wiki/Nasreddin Infos zum Roman “Tyll” von Daniel Kehlmann: https://www.rowohlt.de/buch/daniel-kehlmann-tyll-9783499268083 ~~~~~~~ Infos zum Museum: Till-Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt Nordstraße 4 38170 Schöppenstedt https://www.eulenspiegel-museum.de/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Till-Illustration mittels KI von Canva.com https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Benedikt Einert Das ist etwas, was dieses Bild zeigt, finde ich, wie ich das noch nirgendwo gesehen habe. Also Till ist im Prinzip eine Randfigur auf dem Bild, schwebt und tanzt über den Dingen und unter ihm bricht das Chaos aus. INTRO Lukas Ein wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen zu einer neuen Folge einer fantastischen Folge von Bitte nicht anfassen Museum mal anders. Für alle, die uns noch nicht kennen Unser Prinzip ist relativ einfach erklärt Wir gehen einmal im Monat zu einem Museum, das sich auszeichnet, weil es ein bisschen kleiner ist, alternativer, skurriler, aber vor allem liebenswert. Wir gehen da hin und stellen euch die Museen, die Macherinnen und vielleicht auch einzelne verrückte Objekte vor. Ralph Ja, wir, das bist du, Lukas und ich, Ralph. Und in der vergangenen Folge, da habe ich ja das Digital Holocaust Museum im Spiel Fortnite besucht, woraufhin du einiges an Kritik geäußert hattest. Lukas Oh ja. Gleichzeitig hast du vorgeschlagen, wir sollten vielleicht mit Luc das Ganze noch mal besprechen und das nicht einfach so stehen zu lassen, sodass er sich auch noch mal erklären kann und auf die Kritikpunkte eingehen kann. Und das haben wir natürlich gemacht. Ja, das Interview mit Luc, das findet ihr auch, wenn ihr jetzt zum Beispiel auf die Shownotes geht, da verlinken wir das. Lukas Er hört einfach noch mal rein. Ich glaube, dass er total interessante Sachen, die noch mal gesagt hat, ist, auch noch mal so ein bisschen eingeordnet hat. Ich glaube trotzdem, dass man da noch einiges machen müsste in dem Museum. Aber ich habe mal einen Kontakt, ein paar Leute hier in Deutschland weitergeleitet, die sich mit politisch historischer Bildung auseinandersetzen. Von daher gucken wir mal, ob wir da ein bisschen mehr Kontextualisierung und Multiperspektivität reinbekommen. Ralph Und heute wäre es ja eigentlich so, dass du dran wärst. Lukas Aber ja, wenn die große Ehre, eine Gästin begrüßen zu dürfen, nämlich Annalena Knors. Sie ist freie Museums-Beraterin und wir haben sie nach dem DIGAMUS-Award kennengelernt. Also der Transparenz halber muss ich sagen, Annalena Knors war in der Jury, aber wir haben sie vorher nicht kennengelernt, sondern eben danach erst. Wir hatten da vorher keinen Kontakt, das heißt, wir konnten auch keinen Einfluss darauf nehmen, ob wir jetzt diesen Award gewinnen oder nicht. Ist mir ganz wichtig zu sagen Ja, Annalena, herzlich willkommen! Annalena Ja, vielen Dank! Hallo ihr beiden! Ja, das war wirklich super spannend, euch in diesem Rahmen auch kennenzulernen. Ich kannte euch vorher nicht und war ziemlich begeistert. Und ja, beim Podcast auch abonniert seitdem. Und ja, es ist auch mir eine große Ehre, mit euch heute hier diese Folge ja miterleben zu dürfen. Lukas Ja nicht nur miterleben zu dürfen, weil du musst diese Folge ja für uns quasi übernehmen. Und das ist natürlich praktisch, weil das letzte Mal habe ich mich schon zurückgelehnt und jetzt lehne ich mich wieder zurück. Ich könnte mich dran gewöhnen. Ralph Aber bevor wir jetzt zu dem Museum kommen, kannst du dich kurz vorstellen? Was machst du denn so in der Museumswelt? Annalena Beratung im weitesten Sinne, dass Museen etwas zugänglicher werden für Leute, die es besuchen möchten, die die Inhalte spannend finden und für Leute, die dort arbeiten können und möchten, dass das möglich ist. Das klingt jetzt super abstrakt, um es vielleicht ein bisschen anschaulicher zu machen Wenn wir ans Publikum denken, gibt es vielleicht Personen, die auf eine Fremdsprache angewiesen sind, um die super spannenden Inhalte auch zu offen wahrnehmen zu können, nutzen zu können. Dass diese Fremdsprache in dem gesamten Museum das Erlebnis eine Rolle spielt, also auf der Website beispielsweise Social Media. Also wie werde ich überhaupt aufmerksam dann auch vor Ort? Sind Ausstellungs Texte auch in einer anderen Sprache als beispielsweise in Englisch verfügbar und das schauen wir uns näher an und kombinieren es aber auch mit anderen Zugangs Faktoren, also beispielsweise Kontrast, reiche Gestaltung, Schriftgrößen, Sitzgelegenheiten, Raum, viele, viele Aspekte. Und da wird auch deutlich, dass es, dass es relativ komplex ist. Ralph Und welchen Eindruck hast du denn so? Wie zugänglich sind dann die Museen in Deutschland? Schwierige Frage. Annalena Ja, ja, sehr. Weil das ist ein unglaubliches Spektrum. Tatsächlich. In der Tendenz habe ich das Gefühl, dass sich da gerade sehr viel bewegt und auch bewegen muss. Also bei mir gehen ja in der Regel, wenn wir jetzt diese Publikums Seite betrachten, freiwillig ins Museum, mal abgesehen vom Klassenausflug. Das heißt, es muss attraktiv sein. Und Museen konkurrieren natürlich auch mit anderen attraktiven Freizeitangeboten. Annalena Und auch im Personalbereich betrifft auch mittlerweile in Museen der Fachkräftemangel. Lukas Annalena, Was mich jetzt noch interessieren würde Gibt es so Museumsbesuche, die dir dann ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind oder wo du dir gedacht hast Wow, das ist was, was mich irgendwie so positiv beeindruckt hat. Annalena Mir fallen einige Museen ein in Großbritannien. Ich war 2015 einmal länger dort unterwegs und habe mir, ich glaube, es waren so etwa acht, neun Museen angeschaut. Und wenn es so etwas gäbe wie die Top Ten, die mir gefallen würden, dann wären die, glaube ich, alle darunter. Weil so was werde ich natürlich sehr, sehr neugierig. Wie machen die das? Was werden da für Strukturen gelegt im Hintergrund, damit das möglich wird? Für mich ganz persönlich in diesem Moment und es war oft eine Mischung aus sehr, sehr angenehmem, lockeren Service. Sehr gut und klar strukturierten Inhalten mit viel Möglichkeit, mich zu vertiefen. Ich wurde ganz oft neugierig gemacht. Also eine schöne Mischung aus Ich war orientiert und total neugierig. Lukas So, und dann würde ich sagen, das ist schon mal ein perfekter Übergang eigentlich für das Museum. Dass du für uns in dieser Folge besucht hast. Ich hoffe einfach, dass es auch sehr viele dieser Kriterien erfüllt, die ein Museumsbesuch bei dem Gedächtnis bleiben lassen. Annalena Ich habe mich für ein Museum entschieden, was sich in einer Kleinstadt befindet. Bei Braunschweig. Ralph Kommt ja oft vor. Annalena Ein ein Museum, was sich mit einer literarischen Figur beschäftigt. Und da würde ich echt gerne einmal einen Eindruck zeigen. Es ist eine Aufnahme, die entstanden ist auf dem Marktplatz dieser kleinen Stadt. Und das muss ich vielleicht auch noch offenlegen an dieser Stelle. Also ich selbst bin fast ganz blind und wenn ich in Museen unterwegs bin, dann in der Regel in Begleitung. Annalena Und dabei unterstützen mich zwei verschiedene Personen und in diesem Fall war ich mit Peter Kampinski unterwegs und den hört er jetzt auch in dieser Aufnahme. Peter Kampinski Der eine sprach Dieser Schuss, mein, der andere sprach Du lügst, der ist mein und vielen, also einander in das Haar und bekunden sich, einander zu schlagen. Der eine lag unten, der andere oben. Der eine schrie. Der andere weint. Der dritte lacht. Lukas Also, was mir aufgefallen ist Dein Begleiter. Ich glaube, Peter hieß er Genau. Peter hat auf jeden Fall eine gute Vorleser Stimme. Ralph Auf jeden Fall. Der Text ist schon ein bisschen älter, zumindest so, wie es klingt. Annalena Ja, das stimmt. Ralph Aber ich persönlich hab noch gar keine Ahnung, ob sie gehen könnte. Keine Ahnung. Lukas Also, es ist eine Kleinstadt in der Nähe von Braunschweig, das heißt, es ist Niedersachsen. So, es geht um was Literarisches, Das heißt, es muss ja um irgend möglicherweise um das Museum von irgendeinem Dichter, eine Dichterin. Ralph Ja, oder eine Figur, dachte ich gerade. Vielleicht ist auch ne literarische Figur irgendwie diese Es ist. Lukas Ist es denn nicht? Ist denn nicht Hameln auch da in der Nähe? Ist es nicht irgendwie mit dem Rattenfänger? Das ist doch da auch Niedersachsen, oder bin ich jetzt bescheuert? Annalena Ihr seid. Ralph Ich weiß es. Annalena Ich glaube nicht. Tatsächlich in Niedersachsen aber ich kann tatsächlich schon verraten es ist. Es ist nicht der Rattenfänger. Das Museum hängt auch nicht mit dem Autor oder der Autorin zusammen, sondern ganz arg mit der Figur, um die es geht, die, wenn sie gelebt hat, im Mittelalter gelebt hat. Ralph Ja, es gibt doch da den. Den aber ist es in Niedersachsen der Till Eulenspiegel. An dem denke ich gerade Ist es nicht auch aus dem Mittelalter Jackpot? Annalena Ja, es ist Till Eulenspiegel. Ralph Aber ich weiß halt total wenig über den. Deswegen freue ich mich umso mehr, da jetzt was zu erfahren. Annalena Schön, denn spontan Gefühl zu Till Eulenspiegel Also wie findet ihr ihn? Also auch wenn er nicht allzu viel über ihn wisst, sympathisch? Ist es für euch eine positive Figur, oder? Ja. Lukas Also für mich ist es ein Hofnarr, also das Paradebeispiel eines Narren. Und das löst bei mir eigentlich immer sehr viel Positives aus, weil ich mir immer dann so denk, Keine Ahnung, einfach eine sehr lustige, eloquente, aber auch vielleicht so ein bisschen so eine bauernschlaue Person, die trotzdem immer auch so recht smart ist. Irgendwie. Ralph Ja, ist bei mir ähnlich. Ich denke auch, dass es eher eine positive Figur ist. Habe ich den in Erinnerung, dass der auch mit seinen Streichen so den den Leuten den Spiegel vorhält? Irgendwie. Annalena Sehr, sehr spannend. Ja, aber was man einfach für ein Gefühl auch zu ihm hat und und so ging es mir auch, dass ich dachte, das ist bestimmten ja ein sehr witziger Typ auch. Also für mich war er auch einfach jung, jung und witzig und ich war wirklich sehr, sehr begeistert, immer mehr einzutauchen, habe sogar ein Buch angefangen, was sich mit Eulenspiegel beschäftigt. Annalena Und das passiert mir wirklich selten, dass ich da noch mal so tief eintauche. Lukas Hast du das mit von Daniel Kehlmann? Glaube ich, dass Tyll. Ja, das habe ich gelesen, dass er hier. Annalena Na ja, und spiegelt auch eigentlich das große Museums Thema wieder. Also wie wird Till Eulenspiegel im Laufe der Jahrhunderte, seitdem das Buch zu Till Eulenspiegel und so 1515 veröffentlicht wurde? Wie wird er im Spiegel der Zeit betrachtet? Durch die laufenden Jahrhunderte, Sich das näher anzuschauen, das ist im Wesentlichen auch Inhalt, das muss ich haben. Es also verschiedenste Perspektiven auf diese literarische Figur und das macht das finde ich auch so enorm, ja multiperspektivisch. Lukas Wie hast du das Museum denn so wahrgenommen? Das war dann so ein erster Eindruck, als du da reingegangen bist. Annalena Wir haben uns dem Museum Stück für Stück genähert oder auch ich ganz stark aus der Ferne durch Recherche und hatte dort einen Eindruck. Auch natürlich gewisse Erwartungen. Also besonders der Ort, wo das Museum liegt, dass ist Schöppenstedt. Bei Braunschweig etwa 5000 Einwohner in Leben dort und die Stadt. Also es ist wirklich eine Stadt, ist auch schon super alt. Ich glaub es ist im elften Jahrhundert erwähnt worden. Der Grund, warum das Museum dort liegt, ist, dass der Geburtsort von der Figur Till Eulenspiegel ganz nah bei Schöffenstett liegt in dem Ort Kneitlingen, so etwa drei Kilometer entfernt. Und es gibt ein zweites Museum in Deutschland, in Mölln. Das soll der Ort sein, wo Till Eulenspiegel, wenn er gelebt hat, so um 1350 gestorben ist. Im Buch hat er, wenn diese Zeitspanne, also der Geburt, ihn und seinen Tod in Wellen extrem viel Zeit in ganz Europa verbracht, war ihn in Polen unterwegs, in Rom, beim König von Dänemark, in Braunschweig, bei Marburg. Und dort spielen all diese Geschichten. Das sind 96 Geschichten und also diese Szene, die wir, die wir gehört haben, die Peter eingesprochen hat, das ist eine der wahrscheinlich bekanntesten Szenen, die Seiltänzer Szene. Annalena Da steigt Till Eulenspiegel auf ein Seil ist er sehr, sehr tänzerisch unterwegs und beeindruckt auch seine Zuschauenden. Und dann hat er die Idee, dass die Bürger ich glaube, es spielt in Magdeburg tatsächlich, da bin ich mir jetzt aber auch nicht ganz hundertprozentig sicher, ihm ihre Schuhe geben ihren rechten Schuh und er sammelt diese Schuhe und ist dann mit diesen Schuhen auf dem Seil unterwegs und schüttet sie dann auch wieder aus. Annalena Und dann sind alle in der Verlegenheit, ihren Schuh wieder zu finden. Und das führt dazu, dass das ein großes Chaos ausbricht und in der Geschichte auch zu Prügeleien sogar führt, zu großen Unmut, bis alle wieder ihren rechten Schuh haben. Und das ist diese, diese erste Szene, die wir uns angeschaut haben. Und insgesamt 96 fand dann auch ganz spannend, noch mal noch mal mehr zu hören, wie das sich vielleicht im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Annalena Also da hat auch der Museumsleiter Benedikt Einert etwas zu erzählt. Es könnte man es vielleicht einmal kurz gemeinsam anhören. Benedikt Einert Also es gibt ein paar Episoden, also wir sprechen da von Historien. 96 gibt es in diesem Volksbuch, davon gibt es ein paar, die sind so populär, dass sie bis heute erzählt werden und bis heute auch funktionieren. Also hier in der Region wäre das zum Beispiel die Geschichte, wie Eulen und Meerkatzen bäckt, schiebt also Eulen und Meerkatzen in den Ofen. Und das ist etwas, was bei unseren Gästen immer sofort den Blick auf sich zieht, weil sie in der Regel, wenn sie hier aus der Region kommen, das schon mal gehört haben. Und dann gibt es welche, die auch überregional bekannt sind. Die haben sich schon gesagt, die Seiltänzer Episode zum Beispiel ist das, oder wie er behauptet, er könnte einem Esel das Lesen beibringen. Die, die, die kennt man üblicherweise. Und dann gibt es aber auch ganz viele mehr, die in Vergessenheit geraten sind, weil wahrscheinlich die Art und Weise, wie die Pointe funktioniert, wie Humor funktioniert, die tatsächlich in der überwiegenden Zahl auch gar nicht lustig sind und deshalb überhaupt kein Humor da drinsteckt, einfach nicht mehr funktionieren. Die möglicherweise deshalb, vielleicht auch aus anderen Gründen, weil zum Beispiel sich Moralvorstellungen ändern, einfach nicht mehr erzählt werden oder auch nicht mehr bekannt sind. Lukas Ich habe jetzt aber trotzdem noch mal eine Verständnis-Rückfrage. Gerade wenn wir über Till Eulenspiegel reden, dann reden wir jetzt nicht über den Autor der Geschichten, sondern über den Protagonisten der Geschichten. Das heißt, diese Geschichten muss ja irgendjemand geschrieben haben. Annalena Das stimmt. Lukas Weiß man denn, wer das geschrieben hat? Annalena Jein. Soweit ich das ablesen und rekonstruieren kann, die Ausgabe, die dann wirklich auch ganz schnell zum Bestseller geworden ist, auch so ein bisschen durch den Buchdruck beflügelt. Im 15. Jahrhundert diese diese Ausgabe von 1515 ist eine Ausgabe, in der es kein kein Autor gibt. Das wird oft so formuliert Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war es der Stadtschreiber Hermann Bothe aus Braunschweig also, der diese Geschichten zusammengefasst hat. Annalena Und es wurde dann in Straßburg gedruckt und auch ganz schnell schon in viele Fremdsprachen übersetzt. Aber auch dieses wahrscheinlich zeigt schlicht auch ganz deutlich, dass es was Größeres vielleicht geht, um auch ein Bedürfnis nach Geschichten, aber auch nach Geschichten, die nicht mehr Moralvorstellungen oder so was hinterfragen. Und da fand ich auch ganz spannend, dass eine solche Figur in ganz vielen Sprachen und Kulturkreisen es ist, die dort gibt, also in Ostafrika beispielsweise oder auf Sri Lanka, in der Mongolei vielleicht am bekanntesten oder uns am vertrautesten, weil so geografisch relativ nah ist die Figur Nasreddin Hodscha. Lukas Nasreddin Hodscha, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Annalena Ging mir auch, so muss ich gestehen. Ralph Ich auch nicht. Annalena Und aber gleichzeitig war ich dann überrascht, auch bei der Recherche zu lesen, dass er zum Beispiel in der Türkei eine große Rolle spielt. Also ich glaube auch als Figur direkt vor dem Hauptbahnhof steht, ich meine in Istanbul und dort auch vielen Leuten bekannt ist. Und das fand ich auch sehr, sehr interessant, dass es diese Art von von literarischer Figur zu einer ähnlichen Zeit an vielen Orten der Erde gab und gibt. Das fand ich ganz, ganz spannend. Ralph Aber es sind die Geschichten dann sehr ähnlich, Weißt du das? Annalena Ja, das ist eine gute Frage, wer da vielleicht wen auch beeinflusst hat. Aber das hier ist glaube ich schon recht ähnlich. Also ich habe mir von Nasreddin Hodscha auch nur so zwei, drei Geschichten angehört. Es geht tatsächlich auch gerade in diesen originalen, beispielsweise den Text von von Hermann Bote um 1515 auch ziemlich derb zu. Es gibt dann eine Facette, die sehr unbekannt ist, dass nämlich Till Eulenspiegel in dem Volksbuch, das von ihm erzählt, ein Schalk ist. Also nicht zwangsläufig das, was man heute einen Narren nennen würde, wie wir ihn uns heute vorstellen würden, sondern er ist ein Schalk. Und dass das meint er in der Zeit der Zeitgenossen dieses Buches, dass eine Person die Böse ist, die auch gegen die Moralvorstellungen seiner Zeit schon verstoßen hat, die möglicherweise mit dem Teufel im Bunde ist. Und genau dafür gibt es eben einen Raum, der diese Geschichte erzählt, der auch erzählt, warum dieses Buch aufgrund eben dieser Zeichnung des Charakters auf diese Art und Weise immer mal auch der Zensur unterlag oder verboten wurde oder jedenfalls von den Autoritäten kritisiert worden ist. Lukas Also quasi der Punk des Hochmittelalters oder des Spätmittelalters, sozusagen derjenige, der sich auch da so ein bisschen auf die Gesellschaft scheißt. So hätte ich das verstanden. Ralph Punk ist total negativ für den Punk. Annalena Und auch positiv für den Schalk. Gutes Stichwort. Lukas. Das fand ich auch interessant bei dem Wort Till Eulenspiegel oder wie es im Mittelhochdeutschen heißt Dull Ulenspiegel. Also ist es in Kurzform, wenn ich das richtig verstanden habe, von Dietrich oder Ägidius. Annalena Eulenspiegel oder Eulenspiegel hat mehrere Bedeutungen. Also Uhle ist ein Wort für Eule, tatsächlich. Und Spiegel auch für Spiegel. Und also diese Komponente, die ja auch so ein bisschen schon schon beide erwähnt hat und dieses Spiegel vorhalten, das spielt damit ist und soll Zustand auch abzugleichen. Und die Eule als ein ein Tier, dem auch viele verschiedene Eigenschaften zugeschrieben werden. Annalena Also einmal im Sinne von Weisheit, dass man einen Blick hat. Überblick. Aber auch ein etwas unheimliches Tier, was eher so die mittelalterliche Lesart war und was ich auch echt. Annalena Auch witzig fand, war, dass Eulen im Niederdeutschen so viel heißt, wie Wissen und Spiegel heißt so viel wie Gesäß oder Hinterteil auch jetzt in der Sprache, die die Jäger sprachen und kennen. Also es geht tatsächlich in vielen dieser Geschichten auch super derb noch mal zu. Es gibt viele sexuelle Andeutungen, auch bei Nasreddin Hodscha und auch in anderen Geschichten weltweit. Das ist schon auch Thema. Was ich ganz interessant finde bei dem Museum ist auch, was Benedikt Einert erwähnt, dass es wirklich so verschiedene Perspektiven gibt, die angeboten werden. Also hier spricht er diese diese Lesart eines bösartigen Scheichs an, aber es gab auch viele andere Perspektiven, die ziemlich gleichwertig dargestellt waren und das hat mir super gut gefallen. Lukas Hast du noch eine? Annalena Zum Beispiel zum Beispiel den Eulenspiegel als Held oder in Spiegel als Narr? Und das war dann oft auch mit dem Fragezeichen verbunden. Die Ausstellung selbst, also die Dauerausstellung, die jetzt seit 2017 besteht, also relativ neu ist, war da auch ganz, ganz angenehm gestaltet, mit verschiedensten Farben, sodass man von Raum zu Raum ganz gut auch mal wieder eintauchen konnte oder auch überspringen konnte, wenn einem so eine Überschrift nicht so ganz angelacht hat auf den ersten Blick. Ralph Till Eulenspiegel als Held. Wie darf er sich denn dann vorstellen? Also der geht dann auf Abenteuer und weiß sie nicht, Rettet keine Prinzessin, besiegt die Drachen, oder Ich weiß nicht. Ja. Annalena Ich muss gestehen, dass ich da zu diesem Raum jetzt kein konkretes Beispiel habe. Aber es gibt. Es gibt schon Geschichten, wo er so ein bisschen diesen, diesen Punk auch darstellt. Also wirklich jemand, der der cool ist, den man bewundert, der auch natürlich auch bewusst so die die Finger in die Wunden legt, aber der das auch vielleicht darf, dem ich das zugestehe. Annalena Es gibt so eine Passage in dem Buch von Daniel Kehlmann Was ich, was ich auch begonnen habe, die mir da total aufgefallen ist, die in so eine Richtung geht in der Lesart. Also in dem Buch spielt Till Eulenspiegel ja, im 17. Jahrhundert, also zurzeit des 30-jährigen Krieges. Aber das war so eine Szene, die mir noch mal sehr deutlich gemacht hat. Annalena Das ist eine Projektion. Eine Fläche ist diese literarische Figur, und wenn er mögt, kann ich euch die Passage auch noch mal kurz in Anführungszeichen vorlesen. Lukas Klar. Ralph Ja, gerne. Annalena Till Eulenspiegel über uns drehte sich langsam und nachlässig. Nicht wie jemand, der in Gefahr ist, sondern wie jemand, der sich neugierig umsieht. Der rechte Fuß stand links auf dem Seil, der linke quer, die Knie waren ein wenig gebeugt und die Fäuste in die Seiten gestemmt. Und alle, die wir hochsahen, begriffen mit einem Mal, was Leichtigkeit war. Wir begriffen, wie ein Leben sein kann für einen, der wirklich tut, was er will, an nichts glaubt und keinem gehorcht. Wie es wäre, so ein Mensch zu sein. Begriffen wir und wir begriffen, dass wir nie solche Menschen sein würden. Lukas Ich muss gestehen, ich habe das Buch hier in einem Bücherschrank gleich um die Ecke. Ich weiß gar nicht, wann ich das gelesen habe, aber es ist auch noch gar nicht so alt, gell? Ist es, glaube ich, das aktuellste von Kehlmann? Glaube ich sogar. Aber ich weiß gar nicht, warum ich mich da gar nicht mehr dran erinnern kann. Ich weiß, ich habe das wohl gemocht. Ralph Tja, so ist das. Annalena Manchmal ist auch die Seiltänzer Szene und ich, ich habe irgendwie auch gemerkt, dass ich auch so berührt war. Gerade durch diese Passage an nichts glaubt und keinem gehorcht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch über die Jahrhunderte vielleicht uns Menschen bewegt hat. Dieses Ja, man muss sich manchmal irgendwie einordnen, auch in Gesellschaft. Man ist nicht so unabhängig, wie man vielleicht manchmal gerne wäre, aber man wäre es vielleicht doch gerne. Lukas Oder man bewundert halt die Menschen, von denen man den Eindruck hat, dass sie das besser hinbekommen als man selbst. Besser also, dass die halt so keine Ahnung. Ich glaube, Menschen, die so ein ganz starkes diesen Autonomie Drang haben und den so auch selbstbewusst irgendwie durchziehen und dabei authentisch sind. Ich glaube, dass so was schon immer bewundert wurde und wahrscheinlich auch immer bewundernswert bleibt. Lukas Könnte ich. Also ich zumindest finde sowas immer recht bewundernswert. Annalena Hm. Ralph Ja, ja, ich auch. Aber in der Passage. Also ich meine, Eulenspiegel kommt halt sehr wie ein Held rüber. Ich weiß gar nicht, wie das dann ein Buch ist, wie das sich dann durchzieht. Aber er ist schon eine Figur also, zu der man jetzt auch metaphorisch aufblickt, weil er eben dann sich nicht unterordnet. Dann zieht sich das durchs ganze Buch durch, oder wie ist das dann? Annalena Oh, da könntest du vielleicht noch mehr zu sagen. Ich muss gestehen, ich bin erst bei Seite so etwa fünf, was. Ralph Du hast es es ja vergessen. Lukas Ich finde es total krass, weil ich habe dieses ich weiß ja gar nicht, das hat noch. Es hat einen Einband mit einem mit einem Gemälde drauf und ich glaube, dieses Schriftstück L ist Giftgrün. Ralph Ich habe das auch schon mal gesehen. Lukas Also das. Und ich habe das richtig gerne gelesen, weil ich sowieso ein Kehlmann Fan bin. Ralph Ist das dann so bei dem Kehlmann Roman, dass der diese 96 Geschichten als Grundlage nimmt, die ein bisschen umformuliert und, wie du sagst, ins 17. Jahrhundert überträgt? Oder ist das komplett was anderes? Annalena Ich habe den Eindruck, dass es tatsächlich eine Mischung ist, also eine eigene Interpretation und einige Szenen auch auch dort stattfinden. Oder auch einige Orte, die die, die dann besucht werden, einfach zu einer anderen Zeit. Ralph So wie diese Steiltanzszene jetzt gerade oder. Annalena Ich glaube, es ist nicht nicht, nicht ganz, ganz angelehnt an diese 96 Geschichten. Ich war total überrascht, wer, wer alles, auch seine eigene Interpretation von Till Eulenspiegel, ja dazu inspiriert war, also zum Beispiel Christa Wolf oder Richard Strauß hat eine Oper geschrieben oder Erich Kästner hat zwölf von diesen Historien ganz gut verpackt. Ich glaube, die anderen waren auch ein bisschen zu anzüglich. Hat er eine Auswahl getroffen. Das zeigt das Museum auch ganz schön bin ich. Da gibt es super viele Beispiele an an Ausgaben, die zu sehen sind oder an Filmausschnitten oder Plakate von von Ausstellungen. Ralph Gab es irgendwas, was dich besonders überrascht oder beeindruckt hat? Annalena Tatsächlich fällt mir die Auswahl ein bisschen schwer, aber was mir sehr in Erinnerung geblieben ist, ist ein Objekt, was einen im ersten Raum empfängt, auch ziemlich zentral arrangiert. Das ist ein Buch, das ist eine Ausgabe von Till Eulenspiegel von 1555. Und das ist wirklich sehr, sehr früh und sie haben es in einer Vitrine dargestellt und dann aber auch eine Möglichkeit, um Seite für Seite mal blättern zu können, weil man es natürlich auch auch nicht nicht berühren darf aus konservatorischen Gründen. Annalena Und an einem Bildschirm hinter dieser Vitrine, in dem das Buch liegt, wird dann in Anführungszeichen immer umgeblättert und man sieht dann jede einzelne sogenannte Historie auch mit Zeichnungen versehen. Und das ist echt ganz spannend, da noch mal einzutauchen und in diesem allerersten Raum geht es vor allem auch um das Buch und auch, wie es ins Museum gekommen ist. Annalena Also die Geschichten von Till Eulenspiegel spielen in der Region. Aber das ist natürlich die spannende Frage, warum ausgerechnet dann auch in Schöppenstedt dieses Museum entstand. Und da gab es einen ein Herrn im 29 Jahrhundert, Erich Lehmkuhl, Schöppenstedter, der dann aber eine Zeit lang auch in Essen verbracht hat. Und der hat aus Interesse, aus eigenem Interesse eine Privatsammlung angelegt zu Till Eulenspiegel, und diese dann 1947 der Stadt übergeben. Annalena Und dann zog diese Sammlung erst einmal ins alte Feuerwehrhaus ein. Da ist jetzt auch noch heute zu sehen die Dauerausstellung und wurde dann aber ergänzt durch einen entspannenden Neubau 1996. Der sieht auch ein bisschen aus wie so eine stilisierte Narrenkappe, wurde mir beschrieben. Und so kam das Till Eulenspiegel Museum nach Schöppenstedt. Ralph Ich habe es noch nicht ganz verstanden. Vielleicht war es auch zu viel Information für mich. Also wie ist das Museum jetzt noch mal aufgebaut? Kannst du noch mal kurz wiedergeben? Also es gibt ja Till Eulenspiegel, verstanden als Held und als Narr und Schalk. Und dann hat man alte Ausgaben drin, weil es ja aus dieser Privatsammlung entstanden ist. Gibt es dann auch was zur Forschung an sich? Annalena Ganz guter Punkt. Also es ist so, dass das das Museum, ich sage mal relativ klein ist, also etwa 450 Quadratmeter Ausstellungsfläche und man betritt den Neubau zunächst, und das ist auch ein Bereich, wo man sich Kassenbereich befindet und aber auch Veranstaltungen stattfinden können und auch schon so erste Exponate stehen, die so ein bisschen neugierig machen auf den Eulenspiegel. Annalena Als Figur. Und dann gibt es die Möglichkeit, in den ersten Stock zu gelangen und dort betritt man dann das Nachbargebäude. Dieses ehemalige Feuerwehrhaus und dort befindet sich die Dauerausstellung. Und hier geht es ganz stark darum, um diese. Man spricht dann ja immer von Rezeptionsgeschichte. Nicht immer sehr abstrakter Begriff, aber wie wird die Figur Till Eulenspiegel, also wie ist entstanden und wie wird sie interpretiert? Im Laufe der Jahrhunderte? Und ja, vielleicht auch die Frage, wie sie uns heute inspiriert. Und das wird in dieser Dauerausstellung dargestellt. Forschung spielt, glaube ich, insoweit auch auch eine Rolle, das dass diese diese Lesarten auch immer wieder unterfüttert sind mit wissenschaftlichen Perspektiven. Es gibt auch viele künstlerische Aspekte in der Ausstellung zum Beispiel gibt es Bronze Skulpturen, also jeweils zu einer Historie, die sind auch verteilt innerhalb des gesamten Gebäudes und der Ausstellung nur mit Nummern versehen. Annalena Und dann kann man in einem Katalog auch noch mal nachschauen, welche Figur es genau ist. Aber das ist auch so ein ganz starker künstlerischer Ansatz, der hier ergänzt wird. Also das hat mir wirklich auch richtig gut gefallen. Also diese Mischung aus so übergeordneten Themen und dann die Möglichkeit, noch mal tiefer einzutauchen, also zu verstehen, dass es zum Beispiel diese Bronze Skulpturen gibt. Annalena Und wenn ich Interesse habe, dann kann ich noch mal nachschauen und weiß wo. Aber ich ich kann selbst entscheiden, was mich an Till Eulenspiegel noch mal packt oder was ich gerne überspringen Mag. Ralph Also es funktioniert quasi losgelöst. Man muss nicht in einer bestimmten Reihenfolge da durch dieses Gebäude gehen. Annalena Ja, das ist wirklich ganz angenehm. Ralph Apropos durch dieses Gebäude gehen, weil wir hatten ja am Anfang davon gesprochen, dass ja auch immer sehr auf Zugänglichkeit achtest. Wie war es denn dann in diesem Museum? Annalena Auffällig zugänglich. Annalena Ja, da war ich auch auch einfach sehr, sehr positiv überrascht. Ich habe mir das Museum auch nicht in Hinblick auf die Zugänglichkeit ausgesucht und habe dann auf der Webseite auch schon viele Informationen gefunden, die ich auch total angenehm aufbereitet fand. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Also wie weit kann ich einen Museumsbesuch planen? Also wenn ich jetzt zum Beispiel ein kleines Kind habe, finde ich da die Informationen in Bezug auf einen Raum oder ob ich vielleicht ins Nachbar Kaffee gehen kann oder so? Annalena Oder finde ich da die Informationen, ob ich mir einen Rollstuhl borgen kann, wenn ich nicht gerade ein Bänderriss habe oder so? Oder was es vielleicht auch für Personen gibt, die die nicht sehen können oder so, das war da sehr, sehr gut vermittelt. Das hat mich echt, echt sehr angesprochen und auch vor Ort war es sehr überzeugend. Also die Zugänglichkeit fußt tatsächlich ganz wesentlich darauf, dass die Inhalte sehr klar definiert sind, also dass man quasi so etwas Zugang schaffen kann, was vorher benannt wurde, also dass das möglichst die gleichen Inhalte für möglichst viele auch verfügbar sind. Annalena Das fand ich da sehr, sehr überzeugend, auch durch diese Aufteilung der Räume. Dadurch ist es leichter, auch die Zugänglichkeit dann mit einzubinden. Lukas Ist es dann und ein statisches Museum oder geht es dann auch so ein bisschen mit der Zeit? Also hat es auch Projekte, Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft, was dann noch mal so ein bisschen verändert wird, oder bleibt es dann immer relativ in dieser Dauerausstellung? Annalena Was ich echt ganz interessant finde ist, dass das so touristisch auch viel verknüpft ist mit dem Museum. Also es gibt zum Beispiel eine Fahrtroute oder eine Wanderrouten, sogar eine Auto Route. Die sich mit diesen Orten beschäftigt, die mit Till Eulenspiegel zusammenhängen. So, so in der Region. Darauf verweist auch das Museum. Das gibt es. Es gibt auch einen Themen Spielplatz zu Till Eulenspiegel in Meppen steht und es gibt eine Art Outdoor Museum. Und zu diesen einzelnen Historien, und die finden sich immer wieder im Stadtbild wieder. Und das war auch eine der Stationen, wo Peter zu Beginn auch die Szene vorgelesen hat. Annalena Die Seiltänzer sind diese Stationen steht direkt vor dem Rathaus und stellt und so wird aktuell so ein bisschen kombiniert auch die Region mit dem Museum. Was ich auch ganz interessant fand, dass es auch so wissenschaftliche Kooperation gibt und Veranstaltungen. Benedikt Einert hat von einer Veranstaltung jetzt im September erzählt, wo Kolleginnen aus der Türkei zu Besuch waren und wo es ganz konkret um Nasreddin Hodscha und Till Eulenspiegel so im Vergleich ging. Annalena Und gleichzeitig habe ich so auch herausgehört, dass er sich da noch ein bisschen mehr wünscht. Also im Moment ist er auch dort weitestgehend alleine tätig und hat vor einem Jahr diese Stelle übernommen von von seiner Vorgängerin, die ja gut 30 Jahre auch dieses Museum weiterentwickelt hat und auch die die Dauerausstellung mit auf die Beine gestellt hat. Ralph Es ist auf jeden Fall faszinierend, wie lange sich das hält. Wenn es überlegst, dass Daniel Kehlmann erst vor ein paar Jahren ein Buch über den Eulenspiegel rausgebracht hat, dass es immer noch im Museum gibt und das halt nach 500 Jahren, wo es jetzt Eulenspiegel gibt. Lukas Das ist halt eine Figur, die halt einfach größer ist als die Geschichte, die da geschrieben wurde. Ich habe immer den Eindruck, es so Geschichten, die so ein bisschen Kultur bildend auch sind oder ganz wichtig für eine Kultur sind. Es sind ja selten die Geschichten und man sagen kann Ja, das ist diese eine Hälfte, die für diese eine Geschichte steht. Lukas Wenn du jetzt überlegst, bei der Odyssee oder bei der Ilias, weiß man ja auch nicht, ob es Homer jemals gegeben hat, ob es diese ganzen historischen Figuren jemals gegeben hat. Aber jeder kennt diese Geschichte, und diese Geschichte ist irgendwie auch schon 1000 Mal umfunktioniert, adaptiert, an den Zeitgeist angepasst worden. Keine Ahnung, oder? König Artus und die Ritter der Tafelrunde hat jeder schon mal gehört. Lukas Man weiß nicht, ob sie es jemals gegeben hat. Keine Ahnung, ja. Und ich könnte mir vorstellen, dass das halt bei Till Eulenspiegel auch so was ist. Nur dass da halt vielleicht weniger politische Tragweite und weniger Macht drin ist, sondern halt mehr Alltagsgeschichte, mehr Alltags Mythen. Ralph Keine Ahnung. Die Frage ist ja was macht so eine Geschichte so über dauernd? Das ist ja eigentlich die große Frage dahinter, weil es gibt ja sicherlich unzählige Geschichten, die dann quasi im Laufe der Geschichte ja hinten runtergefallen sind. Aber der Eulenspiegel hat sich halt dann als ein Beispiel jetzt gehalten. Annalena Das stimmt. Ja, offen gestanden glaube ich tatsächlich auch, dass es hier um Macht geht. Till Eulenspiegel ist zum Beispiel auch bei bei dem König von Dänemark und und ist dann dort Hofnarr und hält ihm den Spiegel vor. Das ist dann so eine Position, die ist dann auch sehr festgelegt, eine Rolle, die man dann hat. Aber ich kann mir gut vorstellen, dadurch, dass es diese Geschichten gibt, auch so manche Verhältnisse infrage stellt und so ein bisschen rüttelt an der gesellschaftlichen Ordnung voll. Lukas Aber Till Eulenspiegel zieht jetzt nicht mit einem Heer in den Krieg, weiß, was ich meine. Das meinte ich jetzt mit so alltäglichen Protest. Also wenn der zum Beispiel keine Ahnung die Odyssee anguckt, da geht es ja die ganze Zeit letztlich nur darum, da wird erobert, da wird sich gegenseitig umgebracht. Er gibt Heldentaten in der Schlacht. Keine Ahnung, was er blutrünstiges und ich habe den Eindruck, nachdem was du erzählt hast, geht es ja bei Till Eulenspiegel, der ja trotzdem auch diesen mythischen Charakter hat. Lukas Diesen epischen Charakter hat aus meiner Sicht natürlich auch um Spiegel vorhalten, um Machtverhältnisse infrage stellen. Aber da geht es jetzt nicht darum. Till Eulenspiegel möchte jetzt das Königreich Dänemark erobern. Wer weiß, was ich mein. So. So meinte ich. Ralph Das ja, dass. Annalena Das stimmt. Es hat mich ja nicht nicht was sehr gewaltvoll ist oder was was was ganz großes subtiler darstellt, weil ich dem total, weil ich glaube, manche dieser dieser Ebene, die du angesprochen hast, die haben auch so was, was vielleicht national Stärkendes oder Identitätsstiftendes. Und Till Eulenspiegel ist. Ralph Gleich ein. Annalena Wichtiges Stück, ein bisschen auf der Ja, stimmt schon, auf so einer kleineren Ebene. Wir waren insgesamt etwa anderthalb Stunden zu Besuch im Till Eulenspiegel Museum, und am Ende sind wir noch mal gemeinsam in die Ausstellung gegangen. Und es gibt einen ein Gemälde, eine Tuschezeichnungen, die Benedict Einheit gezeigt hat, die ihn besonders bewegt von Josef Hegen Part von 1942. Annalena Und das fand ich noch mal ganz spannend. Auch hier die Seiltänzer Szene und ja, dort ist auch noch mal zu hören, welche Leidenschaft auch dahintersteckt. Und ich freue mich einfach total, dass man sie haben auch weiter im Blick zu behalten und vielleicht noch mal in einigen Jahren zu besuchen. Auf jeden Fall werde ich weiter lesen und wir können uns gemeinsam noch mal diesen letzten Ton anhören, wo Benedikt Einert in der Ausstellung vor diesem Bild steht. Benedikt Einert Das ist etwas, was dieses Bild zeigt, finde ich, wie ich das noch nirgendwo gesehen habe. Also Till ist im Prinzip eine Randfigur auf dem Bild. Er schwebt und tanzt über den Dingen und unter ihm bricht das Chaos aus. Und das ist etwas, was diese Figur, finde ich, für mich fast ausmacht. Dass er also jemand ist, der über den Dingen schwebt, der vielleicht auch außerhalb von Gesellschaft ist, der seine Späße macht und der es schafft, damit alles, was man für fest gefügt und für selbstverständlich hält, durcheinanderwirbeln. Lukas Das finde ich eine schöne Zusammenfassung dessen, was ich von dieser Folge so ein bisschen mitgenommen habe, glaube ich. So ein guter Rundumschlag. Ralph Ja, ich fand es sehr, sehr spannend und ich werde jetzt euch nach der Folge trotzdem noch ein bisschen weiter drüber nachdenken. Über die Figur von Till Eulenspiegel weiß ja, weil es einfach interessant fand, dass sich das so lange gehalten hat, wie es, wie wir gerade vorhin ja schon kurz diskutiert hatten und ich das ein bisschen rausfinden möchte, woran das liegt. Lukas Ja, es ist die Zeitlosigkeit. Ich glaube, es ist wahnsinnig schwer, etwas Zeitloses zu schaffen. Egal was es ist, egal, ob das eine zeitlose Geschichte ist, egal, ob das ein zeitloses Accessoire ist. Zeitlose Musik. Keine Ahnung, was das ist unglaublich schwer. Und ich glaube, das ist die Kunst dahinter. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Figur Till Eulenspiegel zeitlos ist. Lukas Und deswegen überdauert sie. Und deswegen wird sie so sehr mystifiziert. Ralph Wahrscheinlich, weil weil wir nach wie vor in einer Gesellschaft mit Regeln und Normen leben, in der es dann so was wie Till Eulenspiegel gibt, der sich halt drüber hinwegsetzt und der halt mal ausbricht. Vielleicht. Annalena Vielleicht ja. Und vielleicht gehen wir alle auch noch einmal wieder auf ein Seil steigen oder zumindest auf die Slackline und was wagen. Lukas Und Schuhe auf andere Leute werfen. Liebe Anna Lena, vielen lieben Dank, dass du uns mitgenommen hast. Zum Till Eulenspiegel Museum nach Schöppenstedt in Niedersachsen. Ich habe auf jeden Fall Lust, einmal vorbeizuschauen. Und vielleicht, wenn ich mal wieder mit dem Outfit unterwegs bin in der Gegend halte ich dann mal. Ralph Danke dir und ich werde auf jeden Fall mal das Buch lesen von Daniel Kehlmann. Das reizt mich sowieso schon länger und hat mich jetzt noch mal bestärkt darin. Annalena Ja, ich wollte auch unbedingt Danke sagen. Also es hat mir großen Spaß gemacht, mit euch einfach zu plaudern auch und diesen Besuch Revue passieren zu lassen. Das hat einfach großen Spaß gemacht. Lukas Schön, jederzeit. Ja, und wenn ich euch jetzt bitte nicht anfassen gefällt, dann könnt ihr uns unterstützen. Wir betreiben dieses Format komplett ehrenamtlich und es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass ihr uns bei Steady abonniert und dann zum Beispiel unser Sprit Geld subventionieren könnt. Außerdem gilt natürlich wie immer Empfehlt uns weiter, gebt uns fünf Sterne Bewertungen, empfehlt uns all eure Verwandtschaft der kompletten Familie, all eure Bekanntschaft, dem Ralph. Ralph Ja, wem noch? Allen Social Media Kontakten? Vielleicht Den Nachbarn? Nachbarinnen? Ja, der Gemeinde. Lukas Oder natürlich auch euren lokalen Museen. Wir freuen uns natürlich immer über Feedback und über Kritik. Ach ja, genau. Wir müssen ja kurz überlegen. Ralph, machen wir die im nächsten Folge. Ralph Also weil du bist ja du dran. Deswegen musst du das jetzt entscheiden. Lukas Ja, in der nächsten Folge wird es um ein einen Alltagsgegenstand gehen, der in so ziemlich allem, was wir heute benutzen, drin ist, der total unscheinbar ist, aber der verrückt ist. Das kann ich schon mal sagen. Und vor allem auch, der wahrscheinlich auch in einer veränderten Form unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen wird, wie vielleicht wenige andere Erfindungen. Und dazwischen ein Museum. Lukas Schon ein bisschen länger her, aber das ist jetzt die perfekte Folge dafür. Ralph Okay. Na, das wird ja dann die Folge im neuen Jahr. Ui, da stimmt. Ralph Neues Jahr, neue Folge, neuer Gegenstand. Ja, genau. Jawohl. Aber dann vielen Dank für alle Leute, die uns zugehört haben. Und bis zum nächsten Mal. Der Beitrag Das Till-Eulenspiegel-Museum erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
08.12.23 • 42:15
BITTE NICHT ANFASSEN! SPEZIALFOLGE – Interview mit Luc Bernard, Betreiber des Digital Holocaust MuseumsShow Notes In der vergangenen Folge (Nr. 23 Das Metaverse, der Holocaust und ganz viel Kritik) haben wir das Digital Holocaust Museum im Spiel Fortnite besucht. Daran hatten wir ziemlich viel Kritik geübt. Lukas als studierter Historiker mit dem Schwerpunkt auf Politisch-historische Studien war es ein Anliegen, seine professionelle Sicht auf die Dinge einzubringen. Und weil wir die Kritik nicht einfach so im Raum stehenlassen wollten, haben wir uns nochmal mit Luc Bernard in Verbindung gesetzt. Er ist der Betreiber des Museums und war bereit, sich mit uns darüber auszutauschen. Das Ganze gibt es hier als englischsprachiges Interview.Falls ihr Folge Nr. 23 noch nicht gehört habt, dann beginnt am besten da. Dann könnt ihr unsere Kritik besser nachvollziehen.~~~~~~~ Infos zum Museum: Voices of the Forgotten – Digital Holocaust Museum https://www.voicesoftheforgotten.com/digitalholocaustmuseumInselcode: 1511-8598-6202 ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! Der Beitrag Interview mit Luc Bernard erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
24.11.23 • 32:38
BITTE NICHT ANFASSEN! #23 – Das Metaverse, der Holocaust und ganz viel Kritik Show Notes Wir verlassen Deutschland, lassen Europa – ja, den Planeten Erde hinter uns – und begeben uns in eine Welt, die nur digital existiert: Fortnite. Als eines der weltweit meistgespielten Games treffen hier hunderte Millionen Spieler:innen pro Monat aufeinander. Es wird gebaut, gekämpft und neuerdings ins Museum gegangen! Wir waren in Voices of the Forgotten, dem Digital Holocaust Museum, von Game Designer Luc Bernard und – oh boy! – sind wir uns uneinig, was wir von dem Projekt halten sollen. Es geht um die Frage nach Verantwortung und Entscheidungsgewalt, um das Zeitzeugen-Problem und als Cameo taucht auch noch Lukas’ kleiner Bruder auf. Im Nachklapp haben wir übrigens mit Luc Bernard gesprochen. Das Interview findet ihr hier: https://www.escucha.de/interview-luc-bernard/~~~~~~~ Hilfreiche Links: Worum es im Roman Snow Crash von Neal Stephenson geht: https://de.wikipedia.org/wiki/Snow_Crash Wikipedia-Artikel zu Second Life: https://en.wikipedia.org/wiki/Second_Life Hier gibt es Fortnite zum Download: https://store.epicgames.com/en-US/p/fortnite Falls ihr euch für das Pyramidenprojekt in Fortnite interessiert: https://preloaded.com/work/wonders-pyramids-of-giza/ Hier könnt ihr euch das Ariana Grande Konzert in Fortnite ansehen: https://youtu.be/CLAINFcwuIw?feature=shared&t=308 https://www.youtube.com/watch?v=RiM0moNk74o&ab_channel=ArianaGrande Die Bundeszentrale für politische Bildung über die Reichspogromnacht: https://www.bpb.de/shop/materialien/themen-und-materialien/37143/die-inszenierte-empoerung-der-9-november-1938/ Über die Kindertransporte: https://www.jmberlin.de/thema-kindertransport Offizielle Homepage des Zeitzeugen Gideon Lev: https://www.thetrueadventures.com/documentary Artikel über das Martin Luther King Event auf Fortnite: https://www.okayplayer.com/news/fortnite-mlk-i-have-a-dream-speech.html ~~~~~~~ Infos zum Museum: Voices of the Forgotten – Digital Holocaust Museum https://www.voicesoftheforgotten.com/digitalholocaustmuseumInselcode: 1511-8598-6202 ~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript folgt… Der Beitrag Voices of the Forgotten erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
08.11.23 • 55:25
BITTE NICHT ANFASSEN! #22 – Killer-Karpfen, Mönche im Teich und die nachhaltigste Fischzucht der Welt – das Karpfenmuseum Neustadt Aisch.Karpfen sind krasse Fische: Seit über 60 Millionen Jahren haben sie sich kaum verändert, sie können die widrigsten Umstände in einem Weiher aushalten und sind auch noch richtig gesund. Seit mehr als 1.250 Jahren ist der Aischgrund im Norden Bayerns einer der Hotspots der Karpfenzucht in Deutschland. Da ist es klar, dass genau dort, nämlich in Neustadt an der Aisch das Karpfenmuseum seine Pforten geöffnet hat. Eine Geschichte über Überlebenskünstler, uralte Traditionen und über das ultimative Rezept.~~~~~~~ Hilfreiche Links: Das ist das Nicky’s Gasthof:https://www.gasthof-schuetzengarten.de/Eine Doku des BR über den Karpfen:Alles, was ihr über den Aischgründer Karpfen wissen müsst:http://aischgruender-karpfen.com/So sieht das Museum von Innen aus:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/PHOTO-2023-09-17-09-40-02.jpg~~~~~~~ Infos zum Museum: Museen im Alten SchlossKarpfenmuseumUntere Schlossgasse 891413 Neustadt/AischTelefon 09161 / 66 20 905https://museen-im-alten-schloss.de/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript NickyMaximal eine Minute. Echt? Ja.LukasUm wie viel? Wie viel machst du da pro Jahr vor?NickyEs ist, boa. Kann ich so nicht sagen. Es gibt natürlich Karpfen HeiligabendEs wird viel Karpfen verkauft an Karfreitag. Aber so übers Jahr hinweg kann ich jetzt nicht sagen. Aber mehrere 1000.INTROBitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von ist gut.LukasEinen wunderschönen guten Tag, ihr Lieben da draußen und herzlich willkommen zu dieser neuen Folge von. Bitte nicht anfassen aus dem Oktober 2023.RalphJa, hallo, Auch von meiner Seite. Schön, dass Sie wieder dabei seid. Bei. Bitte nicht anfassen dem Podcast. Wenn es um kleine, skurrile, ungewöhnliche und vor allem liebenswerte Museen geht.LukasEinmal im Monat besucht einer von uns ein Museum oder eine Initiative. Ich beziehe mich da ein bisschen auf die letzte Folge, denn die war ein bisschen anders als sonst und wir stellen uns dann gegenseitig dieses Museum vor, wobei der andere nie weiß, wo wir genau waren.RalphUnd in der letzten Folge waren das ja Anke und Daniel vom Zeitreise Bus. Den habe ich besucht und war mit denen auf einer Tour durch durch NRW und waren wir da auf einem Acker. Und wir haben dann mittels eines Metalldetektor, alte Artefakte gesucht und auch gefunden und die dann von einer Archäologin bestimmen lassen. Also war auf jeden Fall für mich zumindest eine ganz interessante Folge.LukasJa, absolut und vor allem ja auch ein bisschen anders produzierte Folge, denn es waren sehr viele Reportage Teile. Das muss echt viel Arbeit für dich gewesen sein. Und da ich mir weniger Arbeit machen wollte und ich ja jetzt in dieser Folge dran bin, habe ich wieder sozusagen eine klassische Folge ohne irgendwelche Spezial Sachen. Wobei aber vielleicht doch mal gucken.LukasMal gucken. Lieber Ralph, ich würde sagen, wie der Lateiner sagt, wir gehen in medias res und ich werde dir das Museum vorstellen und die Geschichte vorstellen, die ich vorbereitet habe. Und zwar eins vorweg Ich habe letztes Mal ja die Folge angekündigt und diese Folge Dichte angekündigt habe. Um die wird es nicht gehen, denn es gab nämlich einen kleinen, einen kleinen Tausch in der folgenden Produktion.LukasUnd deswegen wird es heute um etwas ganz anderes gehen. Ralph vielleicht kannst du dich erinnern, dass ich im Jahr 2022 für ein Projekt an der Mecklenburgischen Seenplatte war, genauer gesagt in Welzin, in diesem kleinen Kaff in Mecklenburg, wo wir auf dieser Initiative Kultur Sommer 2022 Hörbücher mit Kindern produziert haben. Und wie du vielleicht weißt, habe ich ja gesagt, dass ich da weil der Tag ja echt immer sehr anstrengend war, war ich ja häufig am Abend an verschiedenen Seen.LukasUnd da ist es passiert, dass ich an einem Abend Zeuge von den Überbleibseln eines gescheiterten DDR Experiments wurde und dieses gescheiterte DDR Experiment ist in Deutschland gescheitert, aber nicht so schlimm wie woanders auf der Welt.RalphAlso es ist woanders auf der Welt auch gescheitert, aber da waren die Folgen dann schlimmer oder was ähnliches Prozedere.LukasAber da waren die Folgen viel viel schlimmer. Und zwar trug es sich zu, dass ich an einem Abend, nachdem ich den ganzen Tag mit diesen Kindern auf diesen Kultursommer Töne aufgenommen habe, mein Stand up Paddelboot eingepackt habe. Und ich bin zu dem sogenannten Passauer See gefahren. Der ist bei Passow, also ist ein kleiner See in der Nähe von von Lütz, also in Mecklenburg.LukasUnd während ich da so schön auf dem See rumtucker und die Natur genieße, es ist malerische, da wunderschön, fängt es auf einmal neben mir zu blubbern an und ich schau nach links und ich falle fast von dem Board runter, weil ich einen halben Herzinfarkt gekriegt hab, weil auf einmal links neben mir ein monströser grüner Fisch im Wasser schwimmt.LukasEin riesengroßes, ein fettes, grünes, großes, schleimiges grünes Viech. Ja, und bei genauerem Hinsehen habe ich gemerkt okay, das ist ein riesengroßer Karpfen. Ach, aber mit riesengroß meine ich jetzt nicht irgendwie. Kein Ahnung. Einen echten, fettes Teil so zu verwenden. Nie gesehen. Ich kenne die, weil mein Onkel war Angler. Und du bist ja auch Angler und hast deinen dein Angelschein gemacht.LukasKarpfen sind ja harmlose Tiere, aber allein von der Größe war ich auf jeden Fall ja fast gekentert.LukasIch geh also raus. Ich fahr mit dem Paddle-Board wieder zurück zum Ufer und merke, dass es nicht nur ein Karpfen war, sondern dass da keine Ahnung 30 40 drin waren. Und die sind alle so groß. Also wollte ich wissen, was hat es damit auf sich? Und ich gehe zu dem Bademeister vor Ort, der sich in der Region da gut auskennt.LukasUnd der hat mir gesagt, dass diese Karpfen in der DDR in diese Seen eingesetzt wurden. Und zwar sind es Graskarpfen, die gemeinsam mit Marmor Karpfen aus China oder Ostasien importiert worden sind, in diesen Szenen ausgelassen wurden, in der Hoffnung, dass diese Karpfen die Seen reinigen, weil sie die ganzen Wasserpflanzen essen. Ob das funktioniert? Warum das funktioniert, da kommen wir später noch mal dazu.LukasJedenfalls ja. Kurzer Teaser Es hat nicht funktioniert. Die Wasserqualität ist nicht besser geworden, aber die Karpfen hat man auch im Nachhinein nicht mehr aus diesen Seen rausgeholt. Und das heißt, dass immer noch Karpfen, die mindestens aus dem Jahr 1989 sind, in diesen Seen in Mecklenburg und in Brandenburg und eigentlich überall in der ehemaligen DDR herumschwimmen. Und jetzt kannst du dir vorstellen, wenn so ein Karpfen da 30, 40 Jahre in diesem, in diesem, in diesen Seen drin ist, wie riesig sie werden, wie schleimig sie werden und wie was das für Fische sind!LukasUnd jetzt habe ich ja gesagt, dass dieses Experiment auf woanders viel schiefer gegangen ist. Denn die Karpfen, diese riesengroßen Karpfen in Ostdeutschland, können sich nicht vermehren, dafür ist es zu kalt. In den USA allerdings, im Mississippi River und in angrenzenden Seen, da können die sich vermehren. Und da spricht man sogar teilweise von Killer Karpfen, weil die so krass sind, dass sie als invasive Art die heimische Arten verdrängt haben, weil die auch so fett werden, dass sie teilweise mit Booten und mit Surfern und mit Keine Ahnung Kajakfahren zusammenstoßen.So, und da sind die nämlich so in der richtigen Plage gekommen. Das ist eine sehr lange und sehr persönliche Einleitung zu einem Museum. Und vielleicht, vielleicht, lieber Ralph, kannst du dir jetzt ja überlegen, worum geht es in dieser Folge? Welches Museum habe ich besucht?RalphNa ja, ich habe tatsächlich eine Vermutung, weil es ja auch so ein gewisser Insider bei uns ist, dass es das Karpfen Museum ist, weil das schätze, ist es.LukasDas war im Karpfenmuseum ja, am Karpfen Museum in Neustadt an der Aisch in meiner wunderschönen fränkischen Heimat Franken. Grob gesagt zwischen Nürnberg und Würzburg in der Nähe von der A drei. Und da gibt es in diesem Museum, was sich im Alten Schloss befindet, also nebst anderen Museum, Museen. In diesem alten Schloss befinden sich nämlich drei Museen und das Karpfen Museum ist eines davon.LukasDa geht es um die Geschichte, um die natürliche Verbreitung, um die Teich Wirtschaft, um alles das, was mit dem Karpfen zu tun hat. Und ich sag dir eins es gibt echt wahnsinnig viele interessante Geschichten über Karpfen.RalphJa, glaube ich. Das ist ja auch ein Museum, das ich eigentlich gerne mal besuchen wollte. Ja, also ich bin super gespannt. Super, wie man sagt. Es ist echt ja eine Geschichte, die mich jetzt total interessiert. Als. Als frischen Angler jetzt sozusagen. Der einmal in seinem Leben was gefangen hat. Aber ich war auch nur einmal Angeln besitze, muss man sagen.RalphDa war es ja ein Karpfen, den ich ganz stolz präsentiert habe. Ja, schieß los.LukasWenn du auf dieser drei fährst und du fährst dann eben von Würzburg nach Nürnberg oder zurück, Das ist eine sehr hoch frequentierte Autobahn. Dann fährst du durch eine Region, die von Weihern und Teichen nur so wimmelt. Man weiß nicht genau, wie viele das sind in dieser Region, dem sogenannten Aischgrund in Franken. Daher auch der Name Neustadt an der Aisch, schätzt man, dass es so um die 7 bis 8000 Weiher gibt.LukasUnd das Krasse an diesen Weihern ist oder an diesen Seen ist, dass die allermeisten davon schon seit dem Mittelalter existieren. Denn die erste Karpfen Zucht lässt sich im Eishockey und also im nördlichen Bayern in die Zeit Karls des Großen datieren. Also die erste offizielle Dokumentation von einem Königshof mit einer Teich Wirtschaft, in der Karpfen gezüchtet wurden, ist 1250 Jahre alt und seitdem gibt es diese Tradition da.LukasUnd weil das schon so eine lange Zeit da ist und weil im Aischgrund schon so lange Karpfen gezüchtet worden sind, gibt es mittlerweile eine eigene Zucht Form, die auch geschützt ist, die eine geschützte Herkunftsbezeichnung ist und das ist der sogenannte Aischgründer Karpfen und was den auszeichnet und damit immer so ein bisschen Gefühl dafür kriegst, solltest du dir mal Walter Trapper anhören.Er ist ehrenamtlicher Führer im Karpfen Museum.Walter TropperDer Karpfen zeichnet sich auch durch den hohen Rücken und dass er fast keine Schuppen hat, im Gegensatz zu der wild Form, von dem der Karpfen ja da ist der Karpfen ja weg gezüchtet worden ist. Der hat viele, viele Schuppen, ganz normal.LukasUnd das heißt, man hat deswegen die Schuppen mehr gezüchtet, weil man dann weniger arbeiten.Walter TropperJa, beides. Schuppen sind natürlich nicht unbedingt das Beste zum Essen.RalphJa, Kann ich eine kleine Anekdote erzählen? Bitte. Als ich meinen ersten Fisch gefangen habe, das war ja ein Karpfen, da habe ich dann noch mal nachgelesen okay, den muss man in den Schuppen. Aber das Tolle am Karpfen ist, dass der nicht so viele Schuppen hat. Jetzt frage ich mich, ob das der Karpfen vielleicht war. Und jedenfalls habe ich dann gesagt Das ist so eine dumme Geschichte.RalphAber ich habe dann überlegt, ich habe ja keinen Schuppenmesser, was mache ich da? Und dann habe ich im Internet so ein Video gesehen, wie jemand aus einem Kronkorken und ein Stück Holz ein Schuppenmesser gebastelt hat. Und den habe ich dann einfach gebastelt und den benutzt und bin so drüber über den Karpfen. Was für eine Arbeit.RalphDann habe ich noch mal geguckt wegen Schuppen. Und so weiter, weil ich dachte, das wären so ganz kleine Schuppen, die ich einfach nicht sehe. Aber ich habe die Haut weggeraspelt, weil es insgesamt war an diesen Ding nur drei Schuppen. Die waren echt riesig, diese drei Schuppen. Und ich dachte mir, das kann es ja nicht sein. Na ja.LukasDann hast du wahrscheinlich einen Spiegel Karpfen gefangen, weil nämlich dieser Aischgründer Karpfen, der ist eine geschützte Bezeichnung. Der darf tatsächlich nur aus dem Aischgrund kommen.RalphJa. Spiegel. Karpfen. Genau. Ja, genau.LukasJetzt stellt sich aber die Frage Warum gibt es jetzt dieses Museum? Gerade da im sogenannten Aischgrund. Also warum gleich da? Weil es da die ganzen Weiher gibt. Aber warum gibt es sie da? Und das hat ganz viele Gründe. Also der wohl Wichtigste ist die Bodenbeschaffenheit. Da gibt es nämlich in dieser Region vor allem viel Lehmboden. Und dieser Lehmboden ist ziemlich scheiße für die Landwirtschaft, weil natürlich das ganze Wasser sich staut.LukasAber das ist natürlich fantastisch für die Weiher, weil das Wasser da nicht so versickert. Wenn du jetzt zum Beispiel 30 Kilometer weiterfährst, also in den Nürnberger Raum, da ist er Sandboden und da würden diese künstlichen Weiher, die da angelegt sind, die sind ja nicht besonders tief. Die würden sofort versickern. Und das ist natürlich fantastisch. Und dadurch, dass diese Weiher angelegt worden sind, die haben am Anfang dem Königshof gehört und dann irgendwann waren das vor allem Klöster, die sich darum gekümmert haben.LukasUnd da sind teilweise Klöster entstanden im Mittelalter, die bis zu 60 Weiher gleichzeitig betreut haben. Na ja, und es heißt, dass es vor allem im Mittelalter ein ein sehr, sehr lukratives Geschäft war, was dieser Region wirklich viel Einkünfte gebracht hat. Und jetzt? Vielleicht kannst du dir überlegen, warum ist es so, dass gerade Karpfen Zucht im Mittelalter eine lukrative Einkünfte ist?RalphMoment mal, als im Mittelalter, da waren natürlich die Nahrungsmittel, die man hatte, war noch sehr beschränkt. Und Karpfen, na ja, ist auf jeden Fall eine sehr gute Eiweiß Quelle, aber hier kann ich jetzt auch nichts dazu sagen.LukasAlso das spielt natürlich auch mit rein, aber der eigentliche Grund ist, es gab im Mittelalter bis zu 150 Fastentage pro Jahr und an Fastentage darf man ja kein Fleisch essen. Aber Fisch geht immer. Aber dieser Fisch darf wiederum nicht über den Tellerrand hinausschauen. Das heißt, man darf in der Fastenzeit nur das essen, was auf den Teller passt. Und das ist, so will es die Legende, hat damals der Bamberger Bischof gesagt, dass man doch bitte einen Karpfen züchten möge, der möglichst hoch und nicht so lang sei, um die Teller Form bestmöglich auszufüllen und um quasi genug an Nahrung oder halt auch auch festliche Nahrung für diese 150 Fastentage zu haben.LukasUnd so ist eben der Spiegel Karpfen gezüchtet worden. Also das will so die Legende. Ob das jetzt stimmt? Ich finde, es ist ein bisschen schwer nachzuvollziehen, aber ich finde die Legende ganz nett.RalphAber du meinst vielleicht den Aischgründer Karpfen.LukasGenau, aber der Karpfen ist ja letztlich auch eine Zucht wie der Spiegelkarpfen. Da geht es einfach nur darum. Also da ist der Karpfen, so wie er heute genannt wird, der muss noch weitere Kriterien erfüllen. Der darf zum Beispiel nur einen sehr geringen Fettanteil haben und er muss sehr naturnah aufwachsen. Aber da kommen wir auch später noch mal dazu.LukasIm Museum geht es quasi auch um diese Tradition, also dass die sich letztlich ja bis heute hält und dass im Museum genau diese Geschichte so ein bisschen kolportiert wird, immer noch. Also es geht von den Anfängen im Mittelalter bis hin zur Karpfen Teich, Wirtschaft im 19. Jahrhundert und wie das heute ist. Und es ist auch wirklich schön aufbereitet.LukasEs ist eine sehr neue Ausstellung, da ist viel Holz, da ist auch ein Aquarium drinnen wurde teilweise verschiedene Karpfen sehen kannst, dann sind da auch verschiedene Tafeln. Es wird auch gezeigt, wie Karpfen zubereitet werden. Also man bekommt da wirklich einen ganz fantastischen Rundumblick um die Geschichte des Karpfen um das Habitat Karpfenteich, was da noch für Arten vorkommen und so weiter und so fort.LukasAlles würde natürlich diese, ähm, diese Folge jetzt komplett sprengen. Aber und vielleicht noch ein Ding dazu, wie die Karpfen gezüchtet werden, also wie die Karpfen letztlich in die Teiche kommen, daran hat sich bis heute eigentlich nicht wirklich viel verändert. Das sagt noch mal Walter Topper vom Karpfen Museum.Walter TropperWir haben ja Weiher-Ketten, die haben da 30 und mehr Jahre war Weiher hintereinander. Aber man vermeidet, dass das Wasser von dem einen war er in den anderen Weiher fließt. Nicht, dass dadurch Krankheiten ausgebreitet werden, das heißt der Bach ist oft künstlich verlagert, läuft daneben. Da war er Kette. Und dann kann ich je nach Bedarf kann ich die wieder mit Wasser befüllen.RalphWie war das jetzt noch mal? Also es gibt Bäche und in denen werden diese Karpfen gezüchtet, oder was?LukasNein, nein, nein, nein. Die Karpfen werden ausschließlich in Weihern gezüchtet. Wie genau werde ich später auch noch erklären. Es ist nämlich im Ganzen ein komplizierter Prozess. Aber diese Weiher wurden schon im Mittelalter angelegt. Habe ich ja schon erwähnt. Und diese Weiher haben eine Funktion. Und zwar haben die alle einen Stöpsel. Das heißt, man kann, wenn man den sogenannten Mönch entfernt.LukasDer Mönch, das ist die Bezeichnung von einem Weiher-Stöpsel sozusagen. Das liegt daran, dass der im Mittelalter aus Weidenkorb Geflecht gebaut wurde. Und dann sah der von großer Entfernung aus wie ein Mönch also, der quasi in seinem in seinem Mönchs Gewand so dasteht. Daher die Bezeichnung. Heute wird es aus Beton und verschiedenen Holz Barrieren und sowas hergestellt. Jedenfalls man kann diese Weiher alle entleeren und das muss man auch machen, weil das ist ja stehendes Gewässer.LukasUnd an dieser Tatsache hat sich seit dem Mittelalter nichts verändert. Das heißt das einzige, wo quasi noch Bäche nebendran waren, ist, wenn man quasi gesagt hat, man wollte diesen war ja wieder auffüllen, dann hat man sozusagen vom Mönch die, dann hat man einen hochgehoben, dann konnte das Wasser wieder einströmen und dann konnte man den Mönch wieder zumachen. Und wenn jetzt aber zum Beispiel eine Krankheit in einem Weiher ausgebrochen ist bei den Fischen, dann wollte man ja nicht, dass diese Krankheit in den nächsten war übergeht.LukasUnd deswegen konnte man quasi jeden Weiher unabhängig voneinander immer mit dem Bach Wasser auffüllen oder nicht.RalphJa klar, verstehe. Ja.LukasDas hat sich bis heute nicht verändert. Jetzt ist es natürlich so Du hast einen Karpfen geangelt. Normalerweise werden Karpfen, wenn sie gefangen werden. Da werden die Weiher ja abgefischt. Also da gehen ja riesengroße Netze rein und die fischen die dann alles so raus, dass man zu den Karpfen mangelt. Es ist ja eigentlich entweder, wenn man auf Wildkarpfen angelt oder natürlich, weil man einfach angeln möchte.LukasAber das ist nicht effizient. Karpfen zu angeln, die werden abgefischt. Jedenfalls ist es so, dass dadurch alleine in Deutschland pro Jahr 4600 Tonnen Speise Karpfen produziert werden.LukasUnd alleine in Franken gibt es um die 3000 Teich Wirte, in ganz Bayern sind es 8000.RalphWow, Wahnsinn, fast die Hälfte.LukasDie machen es aber alle nebenbei. Also fast alle. Ich weiß nicht, ob es große gibt, aber jedenfalls die meisten machen es nebenbei. Und übrigens Funfact Ich habe natürlich mit meinem Vater darüber gesprochen, weil der ja da aus der Gegend gebürtig kommt, und der hat mir dann so erzählt Ja, ja, wir haben auch zwei Weiher gehabt, wieso weiß ich das nicht?LukasUnd dann hat er gesagt Ja, ich weiß es nur, wir haben damals immer ich war auch, ich habe die Weiher gemäht, ich habe die gedüngt, ich habe die teilweise mit ausgehoben und die gibt es jetzt immer noch. Aber die hat der Onkel hat er verpachtet und an anderen Teich wird das gemacht. Und ja, ja, wir haben die gezüchtet.LukasJa, alles möglich. Das heißt, mein Vater weiß, wie man Karpfen züchtet, aufwächst und ich hatte keine AhnungRalphMein Opa. Der hat übrigens auch ein Teich gehabt.LukasAber hatte er Karpfen gezüchtet.RalphDer war kein Züchter, der war nicht vom Fach. Also das sahen die ganz abstrus aus. Der wollte einfach einen Weiher haben und Fische drin. Und dann Es war ja so, dass mein Opa eine Baufirma gegründet hatte und dann hat er halt irgendwann immer die Bauleute kommen lassen, die Mitarbeiter, und die sollten dann die Fische raus rausholen. Aus dem war er und dann wurde gegessen.LukasNa ja, aber jedenfalls mein Vater, als ich ihm erzählt habe, wie das alles so funktioniert. Ich dachte, ich kann dem mal was erzählen, da hat er alles gewusst. Ja, und noch ein Funfact über den Karpfen Laut WWF und Greenpeace ist der Karpfen der einzige Fisch, der uneingeschränkt vertretbar ist mit Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck. Es gibt keinen anderen Fisch, wo Greenpeace und WWF sagt Ja, kann man, kann man verzehren, weil eigentlich 90 % der Fischbestände überfischt oder schon am Kollabieren sind.LukasBeim Karpfen, das ist der einzige Fisch, den du problemlos essen darfst. Wenn du jetzt natürlich an das ökologische Gewissen denkst.RalphWeil es einfach zu viele von denen gibt.LukasNein. Ja, und das liegt vor allem an der Zucht, denn die Zucht von Karpfen und speziell vom Eis und der Karpfen, deswegen ist er auch so berühmt, dies komplett naturnah. Und ich denke, jetzt ist es mal kurz an der Zeit, dass ich dir erkläre, wie eine Karpfen Zucht funktioniert.RalphNa ja, klar.LukasHab also Schritt eins Wenn du Karpfen züchten möchtest, dann brauchst du mehrere Teiche von verschiedener Größe und von verschiedener Tiefe. Ein Charakteristikum hatten wir ja schon Das Wasser muss abgelassen werden können. Der Boden dieser Teiche, der wird gepflügt, der wird gedüngt und der wird mit Samen von verschiedenen Pflanzen besät. Weil Karpfen brauchen halt einen schlammigen, planmäßigen Untergrund und die ernähren sich ja viel, indem der Bodengrund und indem die halt viel von dem Phytoplankton fressen.LukasUnd für die erste Karpfen Zucht werden im Frühjahr circa drei Jahre alte Karpfen von zwei von beiden Geschlechtern in die sogenannten Laich Teiche reingesetzt. So, und diese Teiche sind Teiche, in denen ganz viele Wasserpflanzen sind. Es ist sozusagen der natürliche Verlauf, oder? Und das sieht man auch im Karpfen Museum. In denen sind so Plastik bürsten, weil diese Plastik dessen riesengroße Plastik bürsten so ein bisschen so aussieht bei der Autostraße, weil da der Laich einfach sehr fantastisch dran klebt.LukasMännliche Karpfen bezeichnet man als Milchner, wahrscheinlich weil die weil der Same aussieht wie Milch und weibliche als Rogner. Vom Fisch her ja auch irgendwie logisch. Genau. Und da geben die dann 100.000 Millionen Eier ab, je nachdem, wie groß der Teich ist und die Eier werden dann befruchtet. Dann ist es so, dass die drei Jahre alten Karpfen wieder rausgenommen werden und die werden dann wieder in den anderen Teich eingesetzt und die Eier bleiben entweder im Teich oder kommen in Laich, Becken, je nachdem wie groß die Zucht ist.LukasUnd da schlüpfen die Eier dann. Das ist dann Schritt zwei wenn die geschlüpften Fisch Larven geschlüpft sind, dann werden die in größere Teiche ausgesetzt. Die nennt man Aufzucht, Teiche und da die müssen sehr seicht sein und die müssen Nahrung für reichhaltigen Pflanzenwuchs enthalten. Und da kommt ein bisschen drauf an, es gibt Weiher, da passiert das automatisch, da muss man gar nichts machen.LukasBei anderen gibt es halt Bauern, die müssen dann zum Beispiel noch Getreide reinschmeißen oder irgendwie so was, damit quasi die Karpfen es auch fressen und damit die das das aufnehmen können. Aber im Prinzip essen Karpfen nur naturnahe Sachen. Diese Karpfen, Larven, die da eingesetzt werden in diese Aufzucht Teiche, die sind so klein, dass 3000 Larven auf einen Teelöffel passen.LukasAlso die sind wirklich mini mini klein und innerhalb von einem Jahr wachsen diese Fisch Larven zu jung fischen heran. Und da spricht man dann vom sogenannten K1 Karpfen, also der 1-jährige Karpfen, daher K1. Und die sind dann bis zu zehn Zentimeter lang. Am Ende des ersten Jahres sozusagen.LukasDann kommt Schritt drei, Im Herbst kommen diese dann in sogenannte Überwinterung. Teiche, also das Frühjahr und den Sommer, verbringen die Karpfen größeren Teichen und da werden sie dann eben mit pflanzlichen Futter zusätzlich versorgt. Aber dann kommen sie in diese Überwinterung. Teiche. Warum sind die tiefer damit? Falls ein krasser Winter kommt, das Wasser nicht komplett zufriert? Aber normalerweise sind ja Karpfen so, dass sie sich in tiefere Gewässer zurückziehen, sich dann in den Schleim einbuddeln, in den Schlamm einbuddeln und dann da überwintern.LukasUnd jetzt Schritt vier Im Herbst des Jahres haben dann diese Fische eine geeignete Größe erreicht, das heißt, sie sind dann drei Jahre alt. Man spricht dann von einem K3 Karpfen. Also wenn die zwei Jahre alt sind, dann bleiben die noch ein Jahr länger in dem Teich logischerweise. Und beim Karpfen sind die dann so ungefähr 25 Zentimeter groß. Da spricht man wie gesagt vom K3 und in Deutschland ist es so Wenn du einen Karpfen ist, dann eigentlich immer den K3 Eigentlich.LukasAlso wenn ein Karpfen jünger ist, isst man da tatsächlich nur in Japan oder in Asien. Aber hier in Europa ist der Zucht Karpfen in der Regel drei Jahre alt. Und dann, wenn quasi der Karpfen abgefischt ist, dann wird das Wasser wieder rausgelassen und dann wird der der derweil gesäubert. Es wird halt wieder, als es beginnt, quasi wieder von vorne mit Schritt eins, dass dann quasi das ausgestreut wird, dass der Boden gedüngt wird.LukasUnd so weiter. Und so fort.RalphOkay, also die haben eine Lebensspanne von drei Jahren.LukasGenau da. Wild werden Karpfen allerdings bis zu 40 Jahre alt. Was ich super krass finde in der Beschäftigung mit dem Karpfen. Karpfen halten echt viel aus. Also vielleicht ein paar Fun Fact über den Karpfen von allen Fischen, die so gut vertragen. Karpfen, die geringsten Sauerstoffgehalt und die können steinalt werden. Also in Weihern, wo nix, wo kein anderer Fisch leben würde.LukasDen Karpfen ist es scheißegal, die sind richtig resilient gegenüber Umwelteinflüssen, was ich krass finde. Also die kannst du wirklich das zum Beispiel so wenn du Karpfen, die kannst du mehrere Stunden lang aus dem Wasser raus rauslassen und die überleben mehrere Stunden. Also die sind wirklich echt krasse Viecher. Vielleicht auch einer der Gründe, warum Karpfen eine der ältesten Süßwasser Fisch Gattungen überhaupt sind.LukasFossilien lassen sich bis in die Jetztzeit nach in die Tertiär Zeit nachweisen. Und die begann vor 60 Millionen Jahren. Das heißt seit 60 Millionen Jahren hat sich der Karpfen nur noch unwesentlich weiterentwickelt. Das Grundprinzip vom Karpfen ist gleich geblieben und das sorgt dafür, dass sie natürlich auch weltweit verbreitet sind. Man kennt ja zum Beispiel auch den Koi Karpfen aus Japan.LukasUnd das heißt, dass 8 % der gezüchteten Süßwasserfische weltweit Karpfen sind. Das war zum Beispiel im Jahr 2018. Aktuellere Statistik habe ich leider nicht gefunden. Über 4 Millionen Tonnen. Und wie gesagt, die Dinger können uralt werden bis zu 40 Jahre. Und davon bin ich ja Zeuge geworden. Das heißt bei meiner kurzen Karpfen Nahtoderfahrung in Passow sehe ich, konnte ich ja sehen, dass die Fische mindestens Jahrgang 1989 waren.RalphHaben Sie Ihren Pass gezeigt?LukasNein, aber die sind ja zu DDR Zeiten eingesetzt worden. Das heißt, sie müssen ja mindestens 1989 eingesetzt worden sein. Das heißt, sie waren zu dem Zeitpunkt über 30 Jahre alt und ich habe den Bademeister gefragt, hat sogar über 40 Jahre alt. Ich habe noch nirgendwo gesehen, dass Karpfen älter werden können als 40 Jahre. Deswegen bin ich vorsichtig mit dieser Aussage.RalphAber hätte es nicht sein können, dass die sich fortgepflanzt haben und dass die Kinder gesehen hast?LukasNein. Das ist nämlich der Unterschied zwischen den Karpfen in der DDR und den Karpfen im Mississippi, weil im Mississippi ist es wärmer als in der DDR und deswegen haben die sich fortgepflanzt. Aber diese Gras Karpfen, die man da eingesetzt hat, kommen ursprünglich aus dem Jangtse. Chiang in China zum Beispiel oder aus Südostasien, wo es wärmer ist. Und die brauchen viel wärmere Wassertemperaturen, um sich fortzupflanzen.LukasDas heißt, diese Dinger sind einfach ewig alt. Sind die gestorben? Sind auch nie raus geangelt worden, weil man die nicht essen kann oder weil die alle so fettig und jetzt mittlerweile sowieso viel zu groß sind. Das heißt ja, das heißt, ich bin Zeuge davon geworden, diese mindestens 33 Jahre alten Fische zu sehen.RalphDie interessant, was wir in so einem Altenheim für Karpfen.LukasJa so verrückt oder.RalphSchon verrückt auch irgendwie dann. Also klar, ich kann mich jetzt nicht in Karpfen reinversetzen, aber dass man halt weiß, okay, in diesen Gewässer befinden sich Karpfen, aber das werden die letzten Karpfen sein, weil da kommen keine neuen mehr rein.LukasDie letzten dieser Art, die diese alten Schuppen Karpfen na ja, und weil halt dieser Karpfen überall vorkommt, weil der halt überall gründelt, weil der Halt in schlammigen Weihern überlebt. Und so weiter und so fort. Hat jetzt der Karpfen abseits? Wenn also wenn du jetzt nicht aus Karpfenregionen kommst, wie gesagt, ich komme aus dieser Karpfen Region. Aber normalerweise hat der Karpfen als Speisefisch keinen allzu guten Ruf.LukasDer gilt als fettig, als schleimig, als modrig. Viele ekeln sich auch davor. Aber wenn der Karpfen schleimig oder oder fettig ist oder irgendwie so was, dann ist er entweder zu alt, hat viel zu fettiges Essen bekommen oder ist einfach nicht naturnah aufgewachsen. Ein Aischgründer Karpfen, der schmeckt definitiv nicht so, weil das ist wie gesagt eine geschützte Bezeichnung. Die darf einen gewissen Fettgehalt nicht überschreiten und die muss naturnahe Ernährung sein.LukasDas ist quasi auch so wie so ein Biosiegel für den Karpfen. Und deswegen ist es für Walter der Beste und der wohlschmeckende Karpfen. Aber gut ist er normal, Der kommt ja von da.RalphBesser als.LukasDer Rest. Ich muss dir recht geben.Walter TropperAndere Karpfen Gebiete haben wir zum Beispiel die Oberpfalz. Aber die Oberpfalz liegt landschaftlich etwas höher, das heißt vom Klima her ist da ein Grund mehr begünstigt. Und dann haben wir eine sehr kleinteilige War ja Landschaft in Tschechien, in Polen, da haben sie riesen Weiher und dann sind bei uns die Weiher relativ flach. Je wärmer das Wasser ist, desto besser wachsen die Karpfen, weil viel natürliches Plankton drin ist und hier mehr natürliches Plankton und drin ist, desto länger kann sich der Karpfen naturnah ernähren, wenn er sich naturnah sehr relativ lang ernähren kann, dann hat er wenig Fett.RalphJa, der bestätigt ja jetzt noch mal, was du gesagt hast mit diesem Fettgehalt.LukasUnd vor allem und das ist vielleicht noch ein was. Um noch mal zu diesem gescheiterten Experiment zurückzukommen Man hat ja damals versucht, diese Karpfen einzusetzen, weil man davon ausgegangen ist, dass der Karpfen die ganzen Algen wegfrisst und dass man deswegen mit dem Karpfen am sehen und weil er reinigen kann. Aber der ernährt sich eben hauptsächlich von dem Phytoplankton und deswegen hat das Experiment auch nicht funktioniert, weil die Wasserpflanzen trotzdem gewachsen sind.LukasUnd deswegen muss man ja auch trotzdem diese Weiher ausmessen. Also von daher, weil es einfach so eine so eine gescheiterte Maßnahme wird, es eben noch mal zu erklären, weil das.RalphPhytoplankton ja wirklich nur ganz, ganz kleinteilig ist.LukasGenau so und für all diejenigen von euch oder auch für dich, die jetzt Hunger bekommen haben jetzt ist ja Oktober 2023. Und es gibt ja eine Faustregel, und zwar alle Monate, die einen r im Namen haben, sind Karpfen, Monate, also von September bis April. Das ist die Faustregel. Die Saison die jetzige Karpfen Saison 2023 hat also 2023 erst begonnen.LukasUnd euch allen kann ich empfehlen, wenn ihr mal irgendwie da im bayerischen Raum seid. Ich muss natürlich jetzt für die fränkischen Karpfen eine Lanze brechen. Geht einfach mal in eine kleine Wirtschaft und esst einfach mal einen Karpfen. Das ist was, was ökologisch sinnvoll ist. Und es schmeckt einfach fantastisch. Und natürlich habe ich mich mit einem Koch unterhalten müssen, wie man so einen Karpfen gut zubereitet.LukasUnd wenn es einer weiß, dann.RalphDeine Oma.LukasAuch. Ja, die weiß es auch. Tatsächlich? Ja. Ach, ich habe mich mit Nicky unterhalten. Der kommt aus Neustadt an der Aisch, also quasi zwei Wirtschaften direkt beim Karpfen, und der betreibt mit seiner Familie den Gasthof Schützengarten im Nebenerwerb, aber betreibt den Gasthof und der hat natürlich Karpfen ohne Ende. Der kann dir mal sagen, was man also wie er seinen Karpfen so macht.RalphJa, gerne. Ich bin ja immer neugierig auf neue Rezepte.NickyWir bereiten den Karpfen so zu Salz und Pfeffer. Und dann noch eine geheime Zutat, Die möchte ich jetzt so nicht nennen. Manche machen es mit Semmelbrösel. Wir machen die Marinade aus Mehl und Grieß. Somit sage ich immer, ist es nicht ganz so aggressiv und man verletzt auch nicht so leicht den Gaumen. Beim Essen. Genau.LukasUnd das Ganze dann in die Fritöse.NickyIn die Fritöse. Genau zehn Minuten zwischen 165 und 170 Grad. Und nach fünf Minuten wendet man den Karpfen und so würde ich sagen, ist dann der perfekte Karpfen.LukasWas hat ein perfekte Karpfen für Größe zum Essen?NickyJa, so ein mittlerer Karpfen. Ich würde mal sagen, zwischen von Flosse bis Gesicht 25 Zentimeter.RalphNaja, das war auch so ungefähr.LukasJa, dann haste guten Karpfen erwischt.RalphJa, genau. Gott, ich hoffe, ich erzähle jetzt kein Schmarrn. Ich darf den ja erst ab einer bestimmten Länge entnehmen, aber ich glaube, es war schon ein so einer gewesen sein. Ja, interessant, was Nicky da erzählt hat. Auch mit dem Gries habe ich noch nie versucht, so eine Gries Panade. Hast du das mal gemacht?LukasNein, aber ich habe natürlich den Karpfen gegessen. Also ich bin ja Vegetarier in der Regel, aber manchmal gönne ich mir einen Fisch und Na, da habe ich einen Karpfen gegessen. Und der war wirklich gut. Also auch kaum irgendwie so Schmodder oder oder irgendwie keine Ahnung, modrig. Ich mein, mein persönlicher Favorit ist der Pfeffer Karpfen, also der gebackene Pfeffer Karpfen, falls du das kennst.LukasDa hat man wirklich Pfeffer Körner noch mit drinnen, die man in die Panade mit rein macht und das finde ich saugeil. Also aber das ist halt wirklich sehr sehr würzig dann. Und sonst ist man da den Karpfen entweder im Filet oder blau Karpfen. Blau ist er dann in so einem Wein so gut. Das mögen viele. Ich finde es richtig grässlich.Für mich ist es entweder gebacken oder im Filet, aber am liebsten gebackener Pfeffer. Karpfen.RalphUnd das werde ich mal probieren. Und die geheime Zutat, die er erwähnt hat. Hast du das noch rausbekommen? Was das sein könnte?LukasJa, aber das darf ich nicht sagen.RalphJa, letztlich.LukasMir im Vertrauen die geheime Zutat nennen und dann kann ich das jetzt hier nicht öffentlich rausposaunen. Gar keinen Fall. Nicki, Ich hoffe, du hörst zu. Und jetzt ist es natürlich so Es gibt eigentlich keinen frischeren Fisch, den du essen kannst als Karpfen. Das liegt daran, dass die Fische eigentlich zumindest wenn du zum Eis schon in der Hafenwirtschaft gehst, dann ist es so die dürfen maximal sechs Stunden, nachdem sie geschlachtet sind, auf dem Teller landen.LukasUnd dazu ist es so, dass die Karpfen normalerweise so ins Becken in der Wirtschaft unten drin sind und dann kriegen die auch mehrere Tage nichts zu essen, damit quasi der ganze Schlamm und Modder und so was den dünste das so ein bisschen aus. Und wenn die dann noch drei, vier Tage in diesem Abklingbecken drin waren, dann sind die vom Geschmack her auch total neutral.LukasAlso da schmeckt gar nichts nach Sumpf oder oder oder. Keine Ahnung was. Und dann ist es so, dass du die Karpfen raus nimmst, schlachtet und vor Ort eigentlich machst, ob das eine Wirtschaft macht oder nicht, kannst du ganz einfach erkennen. Und es soll dir Nickynoch mal sagen.NickyAlso grundsätzlich erkennt man schon mal daran, ob der Karpfen frisch ist, indem diese diese Beugung hat, diesen, wenn die Schwanzflosse sich biegt. Das heißt der Karpfen ist ganz frisch, weil nach circa sechs Stunden die Leichenstarre eintritt und es würde bedeuten, dass der Karpfen dann einfach nur flach am Teller liegt.RalphJa, guter guter Hinweis auf jeden Fall.LukasWenn jetzt ein Karpfen zum Beispiel eingefroren hat, das kann man schon machen, aber dann ist er nimmer so geil, dann würde der sich nicht aufrollen. Dann bleibt er flach. Also ein flacher Karpfen auf dem auf dem Teller heißt dieser Karpfen war entweder eingefroren oder er ist nicht mehr, hat nicht mit den Frische gerade, die man eigentlich braucht. Wenn der sich aufrollt, dann ist er perfekt.RalphJa, verstehe. Egal bei welcher Zubereitung ist, egal ob Frittieren im Ofen oder in der Pfanne.LukasJa, beim Filet jetzt halt, weil ich mein, was soll ich da aufrollen? Aber genau. Und ich hab natürlich auch gefragt, wie lange Nicky braucht, um so ein Fisch zuzubereiten, weil die haben natürlich noch andere Speisen und das ist ja schon interessant. Also wo hast du das? Das ein Tier was du isst frisst für das geschlachtet wird? Ja dann hat er auch noch mal so ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.LukasDas solltest du dir auch noch anhören.NickyMaximal eine Minute. Echt? Ja.LukasUm wie viel machst du da pro Jahr vor?NickyDas kann ich so nicht sagen. Es gibt natürlich an Heiligabend, es gibt es wird viel Karpfen verkauft oder an Karfreitag. Aber Informationen übers Jahr hinweg kann ich jetzt so nicht sagen. Aber mehrere 1000.RalphAlso habe ich das richtig verstanden. Eine Minute braucht er, um diesen Karpfen vorzubereiten oder zu schlachten, quasi.LukasZu schlachten, auszunehmen. Eine weniger als eine Minute.RalphJa.LukasAlso er hat mir das auch en detail erklärt. Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwie cool ist, das in den Podcast einzubauen, weil der halt schon sehr ins Detail geht. Und vielleicht könnte das ja für einige Leute, die da zuhören, möglicherweise ein bisschen abschreckend wirken. Aber ich kann dir den Ton natürlich noch mal so sagen, aber er hat mir das erklärt und der hat auch gesagt, dass in seinem Leben schon so viele Karpfen geschlachtet hat.LukasIch glaube, dass du dann irgendwann irgendwann weißt, wie es geht.RalphIst so.LukasDa brauchst du nimmer so lang.RalphDie Schwierigkeit oder das heißt die Schwierigkeit darauf immer achten muss. Beim Ausnehmen ist ja die Galle gefährlich.LukasVielleicht jetzt noch mal ganz kurz, um noch mal zurück zum Karpfen Museum zu kommen. Und damit würde ich dann sozusagen auch die Folge beschließen. Das Karpfen Museum gibt es seit 2009 und im Jahr haben die ungefähr 6000 Besucherinnen und da kannst du hingehen, Du kannst Führungen organisieren. Ich finde, man kann ganz gut auch ohne Führung durchgehen, weil es wirklich sehr informativ ist und weil es auch sehr schön aufbereitet ist.LukasNe Führungen macht aber schon jeden Fall auch Sinn. Und generell macht auch ein Trip zu dem alten Schloss in Neustadt an der Aisch Sinn, weil du halt mehrere Museen hast und die sind alle cool und die gehen alles so ineinander über. Also auch dieses Markgrafen Museum ist ganz nett und dann haben die noch so ein Heimatmuseum reingemacht, was auch ganz cool ist und die haben einfach dieses ganze alte Schloss ausgebaut genutzt.LukasDas Schloss generell ist auch einfach wirklich schön und man kann danach echt fantastisch essen gehen, weil es wirklich ein paar gute Wirtschaften in Neustadt gibt. Ja, also von daher kann ich soweit auf jeden Fall empfehlen.RalphDu hast ja auch erwähnt, dass es Aquarien gibt in einem Museum, wo dann noch Fische drin schwimmen, wenn ich das richtig verstanden habe.LukasJa richtig.RalphUnd haben die dann auch einen Teich oder Weiher, wo dann auch Fische drin sind, angrenzend oder im Außenbereich?LukasUnd es ist auch wirklich nur so, dass es keine Ahnung, wie viele da drin sind. Und 300 Liter Aquarium schätze ich mal, das ist auch nicht die Welt und es sind jetzt auch keine riesen Fische drinnen. Aber man sieht ja ganz gut verschiedenen Schuppen, Karpfen drinnen, Spiegel, Karpfen drin, andere Fische, die halt noch im Fluss vorkommen und so genau, ja.RalphJa, cool. Also habe ich einfach viel, sehr, sehr viel gelernt darüber. Was hat dir denn am am meisten gefallen? An dem Museum? Was? Das ist wirklich im Museum So gab es da was?LukasDas hat mir am meisten gefallen. Ich glaube so diese Vielseitigkeit, also dass du irgendwie das wieder so ein, ein einen Museums Gegenstand in Anführungszeichen hast in Karpfen, und du denkst ja, keine Ahnung, Du siehst jetzt Karpfen Zucht vor 1000 Jahren Karpfen so vor 500 Jahren. Karpfen, Zucht jetzt aber das ist einfach so vielfältig. Man geht da wirklich in die Welt des Schaffens und allem, was damit zu tun hat, rein.LukasUnd das sagt einfach so viel aus über die Kulturgeschichte dieser Region, über Landwirtschaft, Geschichte, aber auch über über Nachhaltigkeit, über Ökologie, Essen, einfach wahnsinnig viele Facetten. Und ich glaube, das hat mir gefallen. Und ich denke auch, dass ich das Museum da kannst du mit der Familie reingehen, kann es alleine reingehen. Das ist echt cool.RalphUnd es gibt dann halt auch diese Facts über Karpfen. Ist es nicht so, dass jetzt Karpfen als als Ressource gedacht, dass das Ich mehr als Objekt, das man einfach züchtet, sondern man erfährt auch, was ein Karpfen selbst genau.LukasNa, vielleicht noch ganz kurz. Ich möchte mit einem noch mit einem kurzen Funfact schließen, und zwar ein paar Mal. In der Folge ist ja schon der Koi Karpfen angesprochen worden, also Japan und der Koi Karpfen ist ja auch so ein und Karpfen und sucht Karpfen. Der wird ja auch gezüchtet, aber nicht zum Essen, sondern um den eigenen Gartenteich irgendwie schmucker zu gestalten.Schätze mal, das ist eine Scherzfrage der bisher teuerste Koi der Welt, der verkauft wurde an einen Sammler. Für wie viel Geld hat dieser Karpfen den Besitzer gewechselt?Ralph1,2 Millionen?Lukas1,5 MillionenLukasEuro 1,5 Millionen € für einen neun Jahre alten und knapp über 1 Meter großen Koi Karpfen.RalphDer werden ja jetzt auch 40 Jahre alte.LukasWeiß ich nicht.RalphNicht, dass der sich erst investiert, so viel Geld und dann zwei Jahre später stirbt er dann.LukasJa, keine Ahnung. Aber ich denke mal, dass ja, das war meine Folge über das Karpfen Museum Liberal. Vielen Dank, dass du zugehört hast. Vielen, vielen.RalphDank, dass du da warst.LukasAn euch alle, die ihr auch zugehört habt, wenn ihr Fragen habt, Feedback oder irgendwas. Ihr könnt euch natürlich jederzeit bei mir melden. Und bevor wir jetzt sozusagen in den organisatorisch bürokratischen Schlussteil gehen, wollte ich dich fragen, ob es schon einen Hint gibt für die nächste Folge.RalphJa, ich habe das schon befürchtet, dass das klappt und fand es interessant, dass ich schon die Folge damit begonnen hast, dass du gesagt hast Ja, übrigens, das eine Museum, das ich angekündigt habe, wird jetzt doch nicht, weil ehrlicherweise muss ich sagen, ich kann dir jetzt keinen Hund geben. Das ist noch sehr unklar, wo ich jetzt hingehe. Also das heißt, ich muss tatsächlich noch irgendwo hin, habe noch ein paar Wochen Zeit.RalphJa, ich würde sagen bitte, Leute, Daumendrücken, dass ich da noch was sind.LukasSehr gut. Dann in diesem Fall, wenn euch bitte nicht anfassen gefällt. Wir freuen uns, wenn ihr uns ein bisschen unterstützt. Wir machen bitte nichts anfassen ehrenamtlich. Wir verdienen damit kein Geld. Das heißt, wir haben natürlich trotzdem Fahrtkosten, alles Mögliche. Wenn ihr uns das subventionieren wollt, könnt ihr das tun. Über Steady. Wir haben auch eine Go Fund Me Kampagne. Die Kampagne, da sind die Links in den Shownotes.LukasUnd natürlich freuen wir uns, wenn ihr uns gut bewertet, weiter empfehlt euren Freunden und Freundinnen große Eltern und allen Angehörigen weiterleitet. Die Fans von skurrilen Geschichten, schönen Museen und allerlei liebenswerten Dingen sind.RalphJa, und lasst uns Feedback da. Also wie hat euch diese Folge gefallen? Was wünscht euch in Zukunft? Gibt es ein Museum, das wir unbedingt mal besuchen sollten? Lasst es uns wissen, schreibt uns eine Mail oder folgt uns auf Instagram oder schreibt uns über Instagram. Wir sind da sehr dahinter und nehmen alle Anfragen, alle Nachrichten ernst.LukasIn diesem Sinne bis zum nächsten Mal.RalphCiao.Der Beitrag Das Karpfenmuseum erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
07.10.23 • 44:45
BITTE NICHT ANFASSEN! #21 – Wenn der Metalldetektor plötzlich anders piept… Unterwegs mit dem Zeitreisebus Show Notes In dieser Folge finden wir Feuersteine aus der Steinzeit und Patronenhülsen aus dem zweiten Weltkrieg. Kein Witz! Denn der Zeitreisebus sorgt für krasse Erlebnisse. Vollgepackt mit tollen Sachen rollt das russische Kastenbrot auf vier Rädern durch das idyllische Nideggen-Embken in NRW. Das Team um Anke Leitzgen und Daniel Schöller besucht dabei Schulen, in Heimatvereine, Archive und vor allem die Natur, um Zeitpunkte in der Vergangenheit zu finden. Ralph ist live dabei, wenn der Metalldetektor die Geheimnisse des Bodens aufspürt. Also Lauscher auf und eintauchen in diese Folge, bei der wir uns mal stärker als sonst zurückgenommen haben und die Töne für sich sprechen lassen. ~~~~~~~ Hilfreiche Links: Zur Behind Science Folge über Constantin Fahlberg, den Entdecker des Süßstoffs: https://behind-science.blogs.julephosting.de/24-constantin-fahlberg-suesses-ohne-zucker Infos zum UAZ Buchanka, auch genannt UAZ-450: https://de.wikipedia.org/wiki/UAZ-450 Zur Website des Illustrators Hans Baltzer: https://hansbaltzer.de/ Die Schmetterlingsart Spanische Flagge wird auch als Russischer Bärz bezeichnet: https://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_B%C3%A4r Informationen zur Sondengängerei in NRW gibt es beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege: https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/bodendenkmal/private_suche/sondengaengerei_und_archaeologie.html Weitere Informationen zu Leitwerten eines Metalldetektors und Bodenmineralisierung: https://eifelsucher.de/metalldetektor-wissen/info-leitwerte/ Offizielle Homepage der Außenstelle des LVR-Amts für Bodendenkmalfplege in Wollersheim: https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/ueber_uns/aussenstellen/as_nideggen.html Zum Steinzeug: https://de.wikipedia.org/wiki/Steinzeug Das Westerwälder Steinzeug: https://de.wikipedia.org/wiki/Westerw%C3%A4lder_Steinzeug Gute Erklärung des Sinterungspunkts, der zur Wasserundurchlässigkeit von Keramik führt: https://keramiko.de/lexikon/sinterungspunkt/ Mehr zu Feuerstein und Abschlägen: https://www.debelemniet.nl/itemafslagenD.html Wer sich dafür interessiert, welche Projekte Anke Leitzgen umgesetzt hat, wird auf der Homepage ihrer Agentur Tinkerbrain fündig: https://tinkerbrain.de/ ~~~~~~~ Infos zum MuseumZeitreisebus: Förderverein der Katholischen Grundschule Embken Ringstraße 15 52385 Nideggen-Embken https://www.zeitreisebus.de/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Teaser-Ton Daniel Schöller Das scheint ein Stück rostiges Eisen zu sein. Wahrscheinlich ist es nicht das, was wir finden wollten. Es ist halt auch gar nicht so einfach. Hier ist es. Hier ist unser Fundstück. Und es ist eine Patronenhülse. INTRO Ralph Hallo und herzlich willkommen zu: Bitte nicht anfassen, dem Podcast, wenn es um skurrile, ausgefallene und kleine Museen in Deutschland und darüber hinaus geht. Hallo Lukas. Lukas Hallo Ralph, grüß dich! Ja, bei diesem Podcast geht es darum, dass wir einmal im Monat eines dieser kleinen Museen besuchen, von denen Ralph gerade schon gesprochen hat. Der Clou ist bei uns so ein bisschen, dass der eine nie weiß, wo der andere war. Das heißt immer auch so ein bisschen so ein Überraschungseffekt dabei. Und in der vergangenen Folge waren wir zum Beispiel im Flipper Museum in Neuwied und haben uns auch mit Flipper Weltmeister Johannes Ostermeyer unterhalten. Ralph Und wir haben ganz viel gelernt oder zumindest ich habe sehr viel gelernt über die Geschichte des Flippers, das da ja schon über 100 Jahre alt, das. Lukas Ach, das ist richtig. Genau. Und es gibt auch noch eine coole Nachricht. Und zwar gibt es die fantastischen Kolleginnen vom Podcast Behind Science, die eine Folge gemacht haben, in der auch unser Besuch im Zusatzstoffe Museum erwähnt wird. Also noch mal ganz liebe Grüße rüber zu den Kolleginnen von Behind Science. Wir haben natürlich die Podcastfolge und den Podcast generell auch in den Shownotes verlinkt. Hört mal rein, ist ein tolles Format. Ralph Jetzt ist ja so weit, dass ich quasi dir wieder ein Museum vorstellen darf. Und diesmal ist alles ein bisschen anders, sage ich mal! Ich habe ja schon in der vergangenen Folge angeteasert, dass es darum gehen wird, wie ein Objekt in die Sammlung gelangt. Dass ich da live dabei war und dass ich auch sehr viel draußen war für die Folge. Da hat es sich einfach angeboten, aus meinem Besuch eine Reportage zu machen. Das heißt, es wird weniger ein Gespräch zwischen uns, aber ich hoffe trotzdem, dass wir ins Gespräch kommen, sondern ich werde drei längere Reportage Töne einspielen und wir unterhalten uns dann darüber. Lukas Cool, freue ich mich drauf. Sehr schön. Wunderbar. Ralph Die Reise, die ich gemacht habe, die beginnt am Bahnhof. Ich fahr ja oft Zug, aber was ich aufgenommen habe, beginnt nicht in Aachen, von wo ich losfuhr, sondern dort, wo der Zug gehalten hat. Und das ist dann Ton eins. Reportage-Teil 1 Ralph Guten Morgen zusammen. Es ist gerade 9:17 und ich befinde mich am Bahnhof in Düren. Das liegt zwischen Aachen und Köln und hier erwartet mich der Zeitreise Bus und ich bin schon gespannt. Daniel hat geschrieben Er holt mich mit dem Zeitreisebus ab und steht außerhalb des Tunnels. Jetzt bin ich mal gespannt, ob das wirklich so ist. Tatsächlich ist er da. Daniel Guten Morgen in Düren. Ralph Jetzt sehen wir uns mal zum Ersten Mal in echt. Daniel Ja, ich freue mich total Und dann auch noch bei gutem Wetter. Ralph Und der Zeitreisebus ist ja nicht zu übersehen, der ist ja wirklich sehr auffällig. Kannst du kurz was zum Fahrzeug erzählen? Daniel Ja, das Fahrzeug ist das älteste Serien-Fahrzeug der Welt. Das ist ein UAZ Buchanka, das ist ein russisches Fabrikat und heißt so viel wie Kasten Brot. Und das ist auch eigentlich so die Form, die es am besten beschreibt. Das Fahrzeug wird seit 1957 fast baugleich gebaut. Die meisten Leute, die den Bus sehen, denken, es ist halt ein Oldtimer. Dabei ist er Baujahr 2022. Kaum glauben, er fährt sich auch so wie ein Fahrzeug von 1957. Also ist auf jeden Fall ein Abenteuer. Ralph Ihr habt ja sogar sehr schöne Illustrationen auf dem dran. Wer ist denn für die verantwortlich? Wer hat das gemacht? Du? Daniel Nein, die Illustrationen, die hat der Hans Baltzer gemacht. Das ist ein Professor für Illustration aus Berlin. Der war eine Woche zu Gast bei uns und wir haben dann in einer Auto Lackiererei den Bus dann mit so Graffiti Stiften bemalt. Also hauptsächlich der Hans hat den natürlich bemalt und ja, wir haben dann quasi einen Zeitstrahl rund um den ganzen Bus angelegt, um den und unseren Gästen oder Zeitreisenden dann halt auch mal so ein bisschen so und so einen Zeitstrahl aufzeigen zu können. Wir haben dann auch immer so ein bisschen den Bezug zum Pilot Ort gewählt, also zu Nideggen und viele Motive, die auf dem Bus vorkommen, die haben auch einen direkten Bezug zu Nideggen. Zum Beispiel ist das hier eine Bahn, die damals nach Emden gefahren ist. Diese Bahnlinie, die gibt es schon ganz lange nicht mehr. Die hieß Schweine Schnauze, wie man unschwer erkennen kann. Es gibt aber auch noch andere Begriffe. Also das ist total witzig. Ganz viele Leute kommen immer zum Bus und sagen so Ja, früher hieß die Bahn so und so und so und so, wir haben hier einen Schmetterling, das ist hier die spanische Flagge heißt der, und der kommt wohl auch nur bei uns in der Region vor. Ralph Und du kommst ja aus der Gegend. Daniel Ja, genau. Ich komme aus Nideggen-Embken. Das ist ein Ort, wo meine Familie schon sehr, sehr lange wohnt. Und ja, ich habe da einen sehr engen Bezug zum Ort. Ralph Okay. Ja, wunderbar. Dann würde ich sagen – Oh, ich lass schon mal die Frau hier vorbei – Und dann fahren wir mal los. Daniel Ja, sehr gut. Dann nimm Platz. Da haben wir so dein Sprudelwasser. Ralph Was für ein Service. Da muss man sich ja echt hoch wuchten. Und Anke kommt ja auch noch. Daniel Anke, Die kommt jetzt. Die wird um 10:00 dann zu uns stoßen. Also man kann nicht vermuten, dass es wirklich so ein modernes, modernes ist es ja nicht, aber das er erst kürzlich gebaut wurde. Der Bus, also der, der ist ja noch immer nicht ganz ganz fertig gebaut. Ralph Und eigentlich ist er schon voll mit allen möglichen Zeug. Daniel Ja, aber ich bin dann auch mal in die Kleinigkeiten total verliebt und hier und da gibt es immer noch so ein paar Sachen, die verändert werden. Also man kann eigentlich sagen, er ist jetzt fertig und er ist so ungefähr seit einem Monat oder seit zwei Monaten fertig. Also wir haben ein komplettes Büro mit Internet, Drucker, Computer, wir haben im Bus ein mobiles Fotostudio mit Beleuchtung, mit Makro Objektiv, womit man auch Fundstücke sehr groß abbilden kann. Wir haben im Bus eine Küche, wir haben Kühlschrank, wir haben Waschbecken, wir haben 30 Liter Wassertank, womit man halt auch mal was weiß ich Gummistiefel reinigen kann oder Spaten nehmen. Wir haben Funkgeräte und ich mache das Fenster und ich glaube, das Geräusch. Das kann man zwar rausnehmen. So, wir fahren jetzt von unserer Kreisstadt Düren in die Stadt Nideggen und dort speziell in den Ortsteil Embken und in Embken findet ja der Pilot Zeitraum vom Zeitreise Bus statt. Der wurde drei Jahre lang vom Heimatministerium NRW gefördert. Embken hat um die 800 Einwohner und das ist natürlich toll. Ich kenn mich ja da auch ein bisschen aus und ich weiß, dass schon seit der Steinzeit Menschen in Embken waren. Und das ist ja das optimale Modell Platz, um zu zeigen, wie viel Geschichte man aus so einem kleinen Kaff rausquetschen kann. Ralph In Nideggen bzw Emden gibt es noch gar kein Museum. Oder gibt es da schon ein Heimatmuseum oder so was? Daniel In Embken gibt es nichts in dieser Richtung. Das ist auch sehr schade Und genau das ist auch der Ansatz vom Zeitreise Bus. In den großen Städten gibt es ganz viele Einrichtungen, die sich darum kümmern, dass Geschichte weitertransportiert wird. Im ländlichen Bereich ist das halt leider nicht so, bei mir war es halt früher noch so meine Oma, die hat mir beim Abendbrottisch hunderte Male ihre Kriegsgeschichten erzählt. Diese Familien Konstrukte, die gibt es ja schon gar nicht mehr. Und es ist ähnlich wie bei der unendlichen Geschichte Wenn die Geschichten nicht mehr erzählt werden, verschwinden die halt im Nichts. Und da wollen wir mit dem Zeitreise Bus gegenhalten. Ich habe früher schon geliebt, wenn meine Großeltern alte Geschichten erzählt haben und man setzt das ja auch immer so in Bezug zu sich selber. Zum Beispiel hatte meine Oma erzählt, dass sie früher, zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, auch schon zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit ihrem Bruder auf dem Feld gearbeitet hat, die dann mit den alten Ochsenkarren dann über so einen Feldweg gegangen. Und sie wurden dann angegriffen von einem alliierten Jagdflieger, der über den Wald kam und sie wurden beschossen. Und meine Oma hat sich unter einer Brücke versteckt, sonst wäre sie wahrscheinlich dann getötet worden. Und dann immer wenn ich über diese Brücke gehe, so wird diese Brücke nicht existieren würde, dann hätte ich nie existiert. Und das Lustigste ist, dass ich wirklich auch in direkter Nähe Patronenhülsen von Munition gefunden habe, die aus diesem Flieger stammen könnte. Und so also steht man quasi auf einmal 80 Jahre später da und macht sich Gedanken Wie war die Welt früher? ENDE Reportage Teil 1 Lukas Wie groß ist denn dieser Bus eigentlich? Ist er dann so groß und Stadtbus oder wie muss man sich den vorstellen? Ralph Nein, der ist so groß wie ein VW Bus. Vielleicht sogar ein bisschen kleiner wie diese Bullis. Lukas Ah, da musst du mal Bilder in die Show Notes packen. Ralph Auf jeden Fall. Ja, das total klein. Ich habe ja schon irgendwo gesagt ja, der ist schon voll, weil das echt voll mit so viel Zeug, was die haben. Lukas Das habe ich ganz anders verstanden. Da dachte ich, dass es ein riesengroßes Ding ist. Ich dachte, das ist so ein flotter Doppeldecker. Was ich jetzt verstanden habe, Du hast dich mit Daniel getroffen in Düren. Und das seid ihr in diesen Bus rein gestiegen in diesem Zeit Reisebus. Und das haben die umgebaut. Das heißt, da ist jetzt ein Büro drinnen, alles mögliche und ihr fahrt von da aus weiter in diese kleine Stadt oder in dieses Dorf. Und Daniel erzählt von Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg, von seiner Oma. Ralph Ja. Lukas Genau so viel habe ich verstanden. Ralph Ja, ich kann da natürlich noch ein bisschen mehr Infos geben. Also es geht heute um diesen Zeitreise Bus und der Zeitreise Bus. Das ist so eine Art mobiles Forschungslabor, das eben die Geschichte von Nideggen erlebbar machen soll und das für Schulen, Heimat oder Geschichtsverein oder eben alle, die Bock draufhaben. Und den einen hast du ja schon kennengelernt von dem Projekt, das ist der Daniel Daniel Schöller, der ist Pädagoge und kommt eben aus dem Ort. Und dann gibt es noch Anke Leitzgen, nach der habe ich ja schon gefragt im Ton. Die ist Lerndesignerin und Bildungsjournalistin. Und beide haben sich bei einem Vorgänger Projekt, wo es auch schon um Denkmäler ging, haben die sich kennengelernt und haben halt rausgefunden ja, wir könnten ganz gut harmonieren und haben dann gebremst und was können wir machen und sind dann auf dieses Projekt Zeitreise Plus gekommen. Und der Zeitreise Reisebus, das ist ein Projekt des Fördervereins der Grundschule Nideggen Embken und wird auch gefördert durchs Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Und mit diesem Zeitreise Bus fahren die eben in der Gegend rum und fahren dann zum Beispiel zu Schulen oder anderswo hin, wo zum Beispiel jetzt Kinder sind. Und dann machen die halt ein Programm mit den Kindern, das ganz unterschiedlich sein kann. Und dieses Programm oder eins dieser Programme haben die quasi mit mir gemacht. Ich habe quasi die Rolle eines Zeitreisenden gespielt und wir waren da unterwegs, um Geschichte zu erleben. Lukas Was ist jetzt an dieser Geschichte von Nideggen Embken so interessant, dass die damit rumfahren? Wie ich das verstanden habe, ist es ein kleiner Ort. Warum sollten sich jetzt andere Menschen für diese Geschichte interessieren? Das ist halt ein Kaff mit acht Leuten. Ralph Ja, dieses Projekt richtet sich halt vornehmlich an Leute, die aus dieser Gegend sind. Und gerade Kinder haben ja oftmals nicht dieses Geschichtswissen oder diesen Bezug zum Ort oder wissen da nicht viel über die alte Geschichte. Und das Projekt soll da dazu helfen, dass die Kinder sich auch für Geschichte mehr interessieren für die eigene Geschichte? Noch eine Frage? Lukas Ne, erst mal nicht. Ralph Okay. Also es werden noch zwei längere Töne, das kann ich jetzt schonmal sagen. Lukas Daher werde ich auch nicht so viele Fragen stellen. Ich bin wieder so neugierig. Also ich habe natürlich noch Fragen im Kopf, aber ich möchte jetzt erst mal abwarten, ob sie vielleicht beantwortet werden. Ralph Dann kurz zum Kontext des nächsten Tons: Daniel und ich, wir fahren ja quasi da rum und sammeln dann auch irgendwann die Anke ein und fahren dann weiter. Zu einem sogenannten Zeitpunkt, also zu so einem Ort, wo Geschichte dann zum Leben erwachen soll. Und auf dem Weg dahin habe ich mich dann mit den beiden über ihr Projekt unterhalten, wo sie dann auch noch mal mehr Informationen darüber geben. Reportage Teil 2 Ralph Inzwischen haben wir ja Anke eingesammelt. Wie habt ihr eigentlich die Rollen unter euch verteilt? Beim Zeitreise Bus macht ihr beide genau das Gleiche, oder wie teilt ihr euch das auf? Anke Leitzgen Nee, wir machen auf keinen Fall das Gleiche, weil Daniel derjenige ist, der sich zum Beispiel hier lokal total gut auskennt. Ich komm ja hier gar nicht aus der Gegend und bin da dann auch an der Stelle wirklich Mitreisende und nehme aber da diese Rolle dann auch insofern wahr, dass ich eigentlich immer gucke, wie nimmt das jemand von außen, der das jetzt zum Ersten Mal sieht. Also insofern ergänze ich an der Stelle, dass das, was Daniel alles wirklich an enormem Wissen über, über Medien, über Nideggen und die ganzen Orte hier einfach mitbringt und über einen Vorvorgänger er Projekt das Denkmal Europa heißt, hatte ich die Gelegenheit, wirklich viele, viele, viele Vermittlungs-Projekte deutschlandweit kennenzulernen und hatte auch da so das Bedürfnis, dass ich dachte, das kann man moderner machen und so ergänzen wir uns, oder, Daniel, was würdest du sagen? Daniel Ja, also man kann es runter reduzieren, indem man sagt ich bin vielleicht derjenige, der für die Praxis zuständig ist und du bist so das Gehirn im Hintergrund. Also wir fahren jetzt hier immer die Felder ab und suchen ein Feld, auf dem wir mit dem Metalldetektor ein bisschen suchen gehen können. Da müssen wir natürlich gucken, dass da nichts eingesät ist. Aber im Moment gibt es ein paar Felder, die da infrage kommen. Wir gucken uns jetzt einfach mal ein bisschen um und schauen mal, wo man mal auf Schatzsuche gehen kann. Die Suche mit dem Metalldetektor ist natürlich ein sehr, sehr eine sehr, sehr ansprechende Methode, die wir als Zeitreise Team benutzen. Das ist aber nur eine von ganz vielen. Also wir haben auch noch einige andere Methoden, mit denen wir arbeiten können. Anke Leitzgen Also erst einmal. Erst einmal ist das Schauen und das Gucken eigentlich so die Einstiegs Methode überhaupt. Also dass wir versuchen zu vermitteln, dass man, wenn man einfach mit offenen Sinnen unterwegs ist, dass man ganz viel wahrnimmt und dass sich ganz viele Fragen stellen. Wir sagen ja auch, man kann immer direkt vor der Haustür eigentlich auch schon direkt loslegen und Einstiege finden oder Haltepunkte Zeitpunkte finden und so ist zum Beispiel jeder Gullydeckel eigentlich schon schon eine gute, ein guter Anfang, um überhaupt ins Gespräch zu kommen. Oder eine Hausnummer oder der Name einer Straße. Eigentlich kann man sich, egal wo man ist, einfach hinstellen und gucken, was gibt es, was erst mal eine Frage aufwirft und meistens kommt man mit der Frage auch zu einer spannenden Geschichte. Und das ist dann schon wieder der Einstieg in die Geschichte. Ralph Und genau das machen wir ja jetzt praktisch auch, dass wir jetzt rausgehen. Wir sind ja jetzt am Zielort angekommen und dass wir gucken, welche Geschichten erzählt uns dieser Ort bzw der Boden des Ortes. Anke Leitzgen Genau. Genau. Also hier legen wir genauso los, wie man zum Beispiel loslegen kann. Ralph Dann würde ich sagen, jetzt steigen wir mal aus, da legen wir los. Ja, wir befinden uns jetzt außerhalb des Ortes. Das heißt, es gibt einen Tennisplatz, ein Fußballplatz und Ecke. Ja, jetzt bin ich mal gespannt. Anke Leitzgen Ob es hier Geschichte gibt? Ralph Ob es hier Geschichte gibt. Daniel hat schon ein riesen Koffer dabei. Daniel Hier vorne haben wir ein Feld, das heißt am Reifenbrand. Und da habe ich in der Dorfchronik gelesen, dass es hier früher auch Funde von der Brand Bestattung von einer antiken Brand Bestattung wahrscheinlich römisch gegeben hat. Ich habe auf dem Feld selber noch nicht gesucht, aber es könnte jetzt durchaus spannend werden. Schauen wir mal nach. So, dann machen wir jetzt mal das Köfferchen auf und dann zeige ich euch mal, was hier alles drin ist. Also wir haben ja schon gesagt, wir wollen mit dem Metalldetektor suchen und hier ist jetzt unser Metalldetektor. Wir haben halt eine Spule, die sendet quasi ein Magnetfeld in den Boden und spricht dann halt auch verschiedenste Metalle an und gibt Halt, um es einfach zu beschreiben, einen gewissen Leitwert als Zahl und als Ton an und dann kann man Vorher hat man schon mal so eine Vorahnung, was hat man denn da jetzt gerade so unter sich? Oder bzw was könnte man so unter sich haben. Die Metalldetektoren, die kann man auch selber programmieren. Die meisten Leute, die haben die ja so programmiert, dass die dunklen Töne, dass das eigentlich eher so Eisen Sachen sind, die man jetzt als Sondengänger jetzt eher nicht so gerne finden möchte. Und die hellen Töne, das sind meistens Edelmetalle, wobei ein Kronkorken leider Gottes auch einen hellen Ton abgibt. Daniel Also es ist halt keine Garantie für einen Superfund, einen heller Ton. Dann haben wir hier noch so ein kleines Gerät, das sieht aus wie eine Kerze. Das ist der sogenannte Pin Pointer. Das ist dann die Schnüffel Nase. Also können wir Fläche absuchen. Und wenn wir dann unseren Fund haben, dann mache ich einen Spatenstich und hol quasi den Fund aus dem Boden raus. Und in diesen Spatenstich tauche ich dann quasi mit meiner kleinen Schnüffel Nase ein und die sagen mir dann genau, wo mein Fundstück ist und dass es dann halt auch schneller finden kann. Wir suchen uns jetzt mal hier auf diesem Feld, was halt frisch gepflügt ist. Dann suchen wir uns einen Zeitpunkt und ich kann euch versprechen, dass wir hier auf jeden Fall einen Zeitpunkt entdecken werden, der ein paar Jahrzehnte alt ist. Aber dieses Feld, das bietet halt auch genug Potenzial dafür, dass wir vielleicht einen Zeitpunkt finden, der weitaus mehr als 1000 Jahre alt ist und das weiß man halt nie. Ein Zeitpunkt ist halt ein Objekt oder das kann alles Mögliche sein, Es könnte auch ein Lied sein oder eine Erzählung oder ein Brauchtum. Und das transportiert uns dann quasi in die Zeit zurück, wo wir dann halt mehrere Sachen dann noch hinzufügen können und so ein umfangreiches Exponat schaffen können. Aus diesem Fund, den wir gleich machen, bauen wir dann quasi ein Exponat für unser digitales Museum. Und dann gehen wir jetzt mal von Lautstärke so zurück, zurück und jetzt ist das Ding scharf, Jetzt kann es losgehen. Ich schwenke jetzt den Metalldetektor hier auf dem Feld die ganze Zeit hin und her und ihr merkt, er fängt schon anzubieten wie wild. Es gibt natürlich eine gewisse Bodenmineralität, die halt auch immer wieder angezeigt wird. Man könnte jetzt noch fein justieren. Das machen wir jetzt nicht, weil wir wollen ja ein paar Töne hier haben. Wir hören immer wieder so ein Knirschen. Und das Schöne bei Metalldetektor ist also man geht halt übers Feld, man arbeitet nur mit Tönen. Also ich könnte jetzt quasi auch mit verbundenen Augen suchen. Somit kann ich meine Augen dazu nutzen, um hier zum Beispiel auch Scherben auf dem Feld zu finden. Und hier haben wir schon ganz, ganz viele Scherben, wenn man sich hier so umguckt. Das ist keine. Aber du hast eine Scherbe gefunden, die gehören sogar zusammen. Die nehmen wir dann auch der Archäologin gleich mal mit, mal gucken, was sie uns darüber zu erzählen hat. Also wenn man jetzt ganz frisch anfängt, da muss man sich schon tagelang mit der Materie befassen, um einigermaßen sicher suchen zu gehen, um mit der Metall Sonde suchen zu gehen, braucht man eine Genehmigung. Das ist aber von Bundesland zu Bundesland verschieden. In Nordrheinwestfalen ist es so, dass man zu erst mal eine Belehrung machen muss bei der Archäologin. Da kriegt man ungefähr einstündige Einführung in die Thematik. Es geht natürlich auch um Kampfmittel und aber auch um archäologisch relevante Themen, dass man die Funde auch ordnungsgemäß meldet, so dass die Archäologen damit arbeiten können. Dann muss man sich bei der Oberen Denkmalbehörde anmelden. Dort muss man auch einen gewissen Betrag für seine Tätigkeit zahlen. Und dann muss man sich noch bei der Unteren Denkmalbehörde an die wenden. Also die müssen das dann auch registrieren. Dann muss man natürlich noch den ganzen Bauern Bescheid sagen, auf deren Feldern man dann suchen geht und diese Felder, auf denen man suchen geht, die muss man halt vorher auch noch ganz genau der Archäologie mitteilen. Das wird dann in der Karte eingezeichnet und man darf dann nicht bei weitem in ganz NRW suchen gehen, sondern halt nur in den Feldern, die man halt auch angemeldet hat. Ich habe jetzt hier einen Fund, aber ich gucke jetzt hier auf mein Display und wir würden Leitwert von 35 angezeigt. Das ist eigentlich ein deutliches Indiz dafür, dass es vielleicht ein Nagel oder irgendein minderwertiges Eisen Teil ist. Das würde ich jetzt eher nicht ausgraben und gucken, dass wir hier einen besseren Leitwert finden. Hier habe ich jetzt einen guten Ton. Wir haben einen relativ klaren, hellen Ton. Das ist immer super und man Display zeigt mal an, dass wir hier einen Leitwert zwischen 78 und 80 haben. Da würde ich auf jeden Fall mal nachgucken, was das ist. Ich habe jetzt hier auch noch die Möglichkeit, im großen Metalldetektor eine Pin Pointer Funktion einzuschalten. Die, so sagt man das so ungefähr hier graben müssen. Ein sehr angenehmes Geräusch hier. Ich mache jetzt hier mal einen Spatenstich, ich hole mir hier was raus und dann noch mal drüber. Jetzt sagt mir der Metalldetektor, dass es hier wahrscheinlich drin ist. Ich lege jetzt den großen Metalldetektor Seite, nimmt den Pin Pointer raus. Ihr erinnert euch? Das Gerät, das aussieht wie eine Kerze und stecke diesen Pin Pointer in diesen Erdhaufen rein, den ich gerade ausgegraben habe und stelle fest, dass da nicht drin ist. Es ist noch im Boden. Das muss noch ein bisschen tiefer begraben. Hier ist unser Fundstück. Ich bin jetzt genau drauf. Jetzt gucken wir mal, das scheint ein Stück rostiges Eisen zu sein. Wahrscheinlich ist es nicht das, was wir finden wollten. Es ist halt auch gar nicht so einfach, diese ganze Suche für den jetzt noch mal mein Fundstück ist noch drin, ist noch drin, ist ganz anders. Komisch. Ja, hier ist unser Fundstück und es ist eine Patronenhülse. Wahrscheinlich aus dem Zweiten Weltkrieg. Kaliber 7,62, ein modernes Gewehr-Kaliber wurde im Zweiten Weltkrieg verwendet, als er. Auf den Feldern findet man auch echt viele Scherben, weil man Früher hatten die noch keine Müllabfuhr. Wenn ein Krug kaputt gegangen ist, zerbrochen ist, dann hat man die Sachen halt auf den Misthaufen geworfen, so dass das war dann halt der Abfalleimer und der Mist. Der wurde dann auf die Felder ausgefahren. Zum ja, zum zum Düngen. So jetzt haben wir mal wieder ein 80er Signal. So, ich habe es auf jeden Fall jetzt ausgebuddelt. Ein Pointer, der schlägt Alarm und hier in diesem Erd Knödel ist unser Fund drin. Ich breche ihn dann immer in zwei Teile. Dieser Teil nicht, der piept wie wild. Sprechen wir noch mal über. Hier ist nichts drin. Nächste Hälfte hier ist drin. Oh, und hier haben wir einen Fund. Das ist eine dicke Erbse aus Blei und das ist sehr sicher eine Musketenkugel. Reportage Teil 2 Ende Lukas Ja. Da wart ihr also ganz schön auf Schatzsuche unterwegs und wart auf irgendeinem Acker in der Nähe von diesem Dorf gestanden. Und seid da mit dem Metalldetektor unterwegs gewesen. Was mir aufgefallen ist, es ist ganz schön kompliziert das zu machen. Also die, wenn man Bock hat, sich so hobbymäßig auf Schatzsuche zu begeben, da ist ja die Bürokratie, die ist ja unendlich groß. Also zumindest nach der Beschreibung. Ralph Ja, also es ist auf jeden Fall Bürokratie dabei, das hat ja Sicherheitsgründe sozusagen. Also damit auch gewährleistet ist, dass dann die Funde, die jemand beim Gehen findet, dann auch beim Amt für Denkmalpflege zum Beispiel landen und dass das auch noch nach den Richtlinien geborgen wird. Also es ist schon mit Verantwortung verbunden, dieses Sondengehen. Lukas Und wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist es folgendermaßen, dass quasi die Werkzeuge dafür in dem Bus drin sind und der Bus nicht nur ein mobiles Büro ist, sondern auch mobiles Transport Gerät für verschiedenste Werkzeuge, wie man sich der Vergangenheit wehren kann. Und ein Beispiel davon war jetzt eben, dass ihr da auf dieses Feld gegangen seid. Ralph So ist es. Lukas Wie tief habt ihr da gegraben? Ralph Gar nicht tief, Ich würde mal sagen, vielleicht so 20 Zentimeter. Lukas Jetzt mal eine blöde Frage Habt ihr das da wirklich einfach vor Ort gefunden oder war das irgendwie drapiert? Ralph Nein, es war nicht drapiert, es war nicht fingiert. Das habe ich nämlich denen im Vorhinein auch gesagt. Wäre cool, wenn wir das nicht machen müssen. Ja, also wir haben das wirklich gefunden. Lukas Also eine Musketen Kugel und eine Patronenhülse. Ralph Ja, wir haben noch mehr gefunden. Aber ich wollte jetzt nicht diese 20 Minuten abspielen, weil das ja doch dann ein bisschen zu viel gewesen wäre. Also wir haben mehrere Objekte aus Metall gefunden, viel Neuzeitliches tatsächlich, also auch was von der Granate. Wir haben aber auch Sachen gefunden, für die man jetzt nicht unbedingt Metalldetektor gebraucht hat, wie Scherben oder oder Plastik Sachen, aber auch einen mysteriösen Stein, der dann in dem nächsten Ton zu hören sein wird, der ganz spannend ist. Lukas Das musst du für dich als studierter Archäologe ne coole Sache gewesen sein, oder? Ralph Klar. Ich hatte großen Spaß! Durfte das Ding ja nicht bedienen, weil ich ja keinen Schein sozusagen dafür habe. Das dürfen dann die Kinder oder die Zeitreisenden auch nicht, sondern das muss dann der Daniel immer machen. Aber trotzdem war ich da total gern dabei. Also es ist ja so, dass ich auch immer wieder mal über einen Acker gehe. Wenn ich zufällig spazieren gehe und an einem Acker vorbeikomme, dann gehe ich da immer noch gern drüber und gucken, ob ich nicht irgendwas find. Und wie Daniel gesagt hat, man findet immer irgendwas. Es ist halt dann meistens in Anführungsstrichen Schrott, also sehr neuzeitliches Zeug. Aber es ist trotzdem spannend, dass man das findet. Und das ist ja diesem Umpflügen Vorgang geschuldet, dass dann ja auch oft sehr alte Sachen dann wieder nach oben gelangen, weil ja diese Erdschichten umgewälzt werden. Lukas Ja gut, und das heißt, ihr habt dann einen mysteriösen Stein gefunden. Ralph Richtig. Und wir haben alles, was wir gefunden haben, haben wir eingetütet und sind dann nach Wollersheim gefahren. Das ist zwei Kilometer von Embken entfernt. Und da sitzt das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, denn wir wollten ja wissen, was haben wir denn jetzt gefunden? Isses historisch relevant? Haben wir einen Schatz gefunden? Und das erfahren wir in Ton 3. Reportage Teil 3 Petra Tutlies Mein Name ist Petra Turtles, ich bin gelernte Archäologin und Leiterin der Außenstelle in Nideggen im Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Das ist diejenige Außenstelle, die für das südwestliche Rheinland zuständig ist. Ralph Wie kommen jetzt Zeitreisebus und Sie zusammen? Petra Tutlies Also das Projekt, das hat uns ja Daniel Schöller vorgestellt. Und tatsächlich haben habe ich es so verstanden, dass die Sonde, die da auch mit verwendet wird, ein Tool ist, in dem großen Gedanken, welche Möglichkeiten und wie kann ich der Geschichte meines Heimatdorfes näherkommen? Wir sind interessiert daran, als Amt für Denkmalpflege im Rheinland, im Landschaftsverband Rheinland junge, Menschen heranzuführen an die archäologische Kulturlandschaft, die direkt an ihre Haustür ist. Sie das erste Mal damit in Berührung zu bringen, dass andere Menschen hier gelebt haben, andere Kinder ihres Alters hier gewohnt haben, vielleicht arbeiten mussten, zum Lebensunterhalt beitragen mussten und welche Spuren sie hinterlassen haben. Und dass es wichtig ist, dass diese Spuren uns allen gehören und wir dafür Sorge tragen wollen, dass diese Spuren erhalten bleiben. Das ist unser Anliegen. Das sollen nicht alles kleine Archäologen werden. Aber es sollen Bürgerinnen und Bürger werden, die verstehen, dass man nicht alles weg baggern kann, was einem störend beim Hausbau im Weg ist. Oder dass man es an fachkundige Stelle bringt, was man beim Spaziergang am Wegesrand findet und dass das spannend sein kann, sich darüber Gedanken zu machen. Das zu vermitteln ist unser Anliegen und alles das, was dazu hilft, die Kinder genau da abzuholen, wo sie heute stehen. Dazu hilft der Zeitreise Bus. Da können wir von profitieren und möchten das auch gerne. Ralph Und wie oft kommt der Daniel vorbei bei Ihnen? Petra Tutlies Der darf nur einmal pro Jahr kommen, weil wir derzeit jedenfalls in seiner Funktion als lizenzierter Sondengänger – davon haben wir jede Menge. Im Moment sind es glaube ich, aktuell über 270, die alle einmal jährlich kommen. Und wenn das? Sie können sich vorstellen, alle zweimal pro Jahr machen würden und dann auch vielleicht sogar noch ein drittes Mal, dann wären wir komplett überfordert. Es ist ja nicht der Sondengänger an sich, der gut oder schlecht ist. Auch nicht die Methode, die gut oder schlecht ist, sondern das ist der Umgang, den wir miteinander pflegen, der gut oder schlecht sein kann. Einen guten Umgang darüber freuen wir uns, denn die archäologische Kulturlandschaft kann dadurch gewinnen durch weitergehende Informationen, die im Grunde wie eine Schwarmintelligenz gewonnen wird. Und die schlechte Zusammenarbeit bestünde dann eben darin, dass sie nicht besteht, sondern dass für die eigene Tasche dann eingesammelt und letztlich unser aller archäologisches Erbe darüber geschmälert wird und da teilweise sehr fadenscheinig Argumenten, man sichere es vor dem Vergammeln im Boden oder oder oder. Was wir als fadenscheinig deshalb empfinden, weil das auf heimischen Kaminen genauso rum gammelt und nie die öffentliche Wahrnehmung erreicht. Also Zahlen können wir natürlich nicht benennen, weil die natürlich nicht zu uns kommen. Insofern gibt es keine Statistik. Aber wir befürchten, dass es etwa die vierfache bis fünffache Menge derjenigen ist, die hier mit einer Lizenz arbeiten und wenn ich sage, derzeit sind es über 270 lizensierte Sondengänger, dann können Sie sich vorstellen, wie viele darauf gerechnet werden müssten, die das Ganze illegal machen, die auch grenzübergreifend tätig werden. Ralph Und Daniel ist einer von den lizensierten Sondengänger. Und wir haben jetzt einiges gefunden und sie gucken das jetzt für uns durch, ob da was Wertvolles ist, was interessant ist für die Archäologie. Petra Tutlies Aber gerne. Daniel Wir haben jetzt einfach mal alles eingepackt. Petra Tutlies Also ich sehe hier ein Potpourri von verschiedenen Funden, verschiedenen Fundaarten, solche, die man mit dem Auge finden kann und solche, die man mit dem Ohr sozusagen finden kann. Also über den das Signal, was der Metalldetektor abgibt. Und da sind es ganz unterschiedliche, zum Teil sehr moderne Sachen. Hier habe ich zum Beispiel ein leuchtend oranges Teil, was offensichtlich aus Plexiglas besteht, was so eine Noppen Oberfläche hat. Da gehe ich mal davon aus, dass es ein Teil ist vom Fahrrad Blinklicht. Ich weiß gar nicht, wie man nennt, die in den Speichen sitzen und dann reflektieren, dass da ein Fahrradfahrer geradelt kommt. Also ganz sicherlich ein sehr neuzeitliches Teil, denn im Grunde dieses Plastik in der Form würde ich denken, gibt es vielleicht 50 60, Ja, dann gibt es Keramik, Bruchstücke, die ich hier sehen kann. Das sind eine ganze Reihe. Habe ich die natürlich nur in ungeraden, nicht im Zustand hier vor mir. Ich kann beispielsweise steinzeitlich Bruchstücke sehen, dass es eine sehr dichte keramische Masse, die sehr hoch erhitzt, fast glasig verbrennt oder gebrannt wird. Dadurch wird die Masse Wasser undurchlässig und spätestens seit dem späten Mittelalter konnte man auch die Töpfer Öfen so heiß erhitzen, dass eben diese sogenannte Versinterung dann eintritt. Diese Stücke sind allerdings jünger. Ich würde auf den ersten Blick sagen das sind Stücke, die in die frühe Neuzeit, also ins 16., 17., 18. Jahrhundert hineingehören, hier ganz hübsch mit so einer Rosette verziert, und drum herum sieht man an einigen Stellen noch eine blaue Verzierung. Das ist eine Kobalt Glasur, die aufgetragen und dann im Brand zu blau geworden ist. Also eine schmückende Zutat, die auch hier auf dem anderen Stück so in den letzten Resten erhalten ist. Das sind diese ganz typischen Westerwälder Steinzeug, solche Waren, die im Grunde meine Großmutter noch im Schrank stehen hatte. Wir haben hier einmal eine kleine Blei Kugel, die hat vielleicht einen Durchmesser von zehn Millimetern, vielleicht auch ein bisschen weniger. Das müsste ich natürlich nachmessen. Eine Musketen Kugel ist eine Vorderlader Kugel. Vorderlader Gewehre sind im Prinzip bis in die 1800 50er 60er Jahre hergestellt worden. Sind dann von Hinterlader Gewehren abgelöst worden, die technologisch verbessert und auch einfacher in der Handhabung sind, aber in bäuerlichen Schränken sicherlich auch noch länger waren die Vorderlader Gewehre vorhanden. Die Soldaten zum Beispiel, die haben ihre Kugeln selber hergestellt, die hatten alle so ein Blei Fähnchen mit dabei und hatten Bleistangen die dann schon den Durchmesser hatten und die wurden dann angeknipst und in den Blei Fähnchen erhitzt und dann quasi als Kugel dann vor Ort, da wo man sie brauchte dann hergestellt. Das hier ist eine Patronenhülse, die aber wahrscheinlich ich sehe das jetzt nicht so direkt, also die ist ja leer im Sinne von also das Projektil fehlt. Also die ist ganz sicher abgefeuert worden und ist dann als Hülse weggekommen. Das kann aber Jagd Munition sein, wo jetzt also nicht unbedingt ein militärisches Ereignis dahintersteht, so wie das also auch diese Vorderlader Kugeln natürlich nicht nur bei Auseinandersetzungen verwendet wurden, sondern ich sage jetzt mal etwas kleinere, auch Hasenjagd und sonst irgendwas. So, dann haben wir hier ein kleines Stückchen ganz anderer Art, das ist ein Stein zunächst mal, aber das ist ein ganz besonderer Stein. Das ist nämlich ein Feuerstein, und das ist ein ganz besonderer Feuerstein, das ist nämlich ein Schotter. Feuerstein Einmal ist das Besondere, das ist Schotter, die Feuerstein führend sind, hier in der unmittelbaren Umgebung gar nicht gibt. Das heißt, wenn das aus geologischen Gründen gar nicht hier auftauchen kann, dann muss man sich fragen Wie kommt es denn dann hierhin? Das kann natürlich von der letzten Schotter Lieferung aus dem Kies Werk von Jülich an den Bauherrn XY gewesen sein. Das ist natürlich möglich, denn in Jülich und in dem Schottern der Ruhr gibt es so Feuersteine. Aber es ist natürlich auch möglich, dass das von Menschenhand hergebracht wurde, denn man sieht noch mehr, man sieht Facetten, Schlagfacetten, die das Stück auf den ersten Blick das müsste ich natürlich noch prüfen ausweist. Als ein Abfall Stück von Menschenhand bearbeitet ein sogenannter Kernstein also, der hat eine Länge von 25 Millimetern und eine Grundfläche von knapp 20 Millimeter und hat ganz unzählige kleine Schlagflächen. Und man kann auch sehen, er ist ein bisschen verwittert, das heißt er hat so ein paar Optimierungswahn, Ansätze, die ihn so graublau erscheinen lassen. Also mit allem Vorbehalt und der Tatsache, dass ich das erst mal wirklich genau prüfen müsste, wäre das das Stück, was weitaus das älteste ist von dem, was hier auf dem Tisch liegt, nämlich Das könnte in die mittlere Steinzeit gehören, die das sogenannte Neolithikum in einer Zeit, also als Jägerische Gruppen, hier durch die sich gerade wieder Wald Landschaft gelaufen sind und hier unterwegs waren. Ja, aufnehmen würde ich schon, und sei es nur als Fund Information mutmaßlich frühneuzeitliche Keramik, aber auf jeden Fall würde ich berücksichtigen, dieser kleine entzückende jesuitische, also mittel steinzeitliche Rest Kern. Wenn der Daniel Schöller mir sagen würde na ja, also das habe ich so in den letzten fünf Jahren irgendwie in der Umgebung von Nideggen gefunden, Ich weiß auch nicht mehr genau wo, dann würde ich sagen ja, dann packt man mal schön wieder ein, dann werde ich das nicht aufnehmen. Will sagen, es ist ganz wichtig, dass man bei allen Stücken immer weiß, wo genau kommen sie her, denn sie sind Informationsträger aus sich selbst heraus, aber nur in Kombination mit dem Ort, wo sie gefunden wurden. Reportage Teil 3 Ende Lukas Jawohl, da war eure Suche ja ganz schön erfolgreich, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Ralph Na klar, wenn schon der Archäologe dabei ist. Lukas Ich habe da noch eine Frage. Petra Tutlies hatte gemeint, dass man da nur einmal im Jahr als lizenzierter Sondengänger hin darf. Wenn jetzt aber Daniel mit diesem ganzen Projekt mehrere Schulklassen hat und auch mit diesen Schulklassen immer auf Wanderungen bzw. auf Ausgrabung geht bzw. auf Sondengänger geht, müssen sie denn immer so lang warten? Ralph Nee, also als Sondengänger kommt man nur einmal im Jahr zum Landesamt und gibt dort die Funde ab. So, und wir waren jetzt unterm Jahr halt dort und sie hat sich dankenswerterweise diese Funde angeguckt, aber sie nimmt sie nicht an! Das heißt, der Daniel, der muss jetzt erst mal noch warten, bis dieses Jahr vergangen ist. Und dann gibt er alle Funde, die er in diesem Jahr gefunden hat, auch bei mehreren Aktionen des Busses gebündelt ab. Lukas Verstehe. Das heißt jetzt bei der Zeitreisebus ist jetzt dieser Sonnenaufgang Hauptbestandteil oder gibt es da dann auch noch andere Angebote? Ralph Es gibt noch andere Angebote, also zum Beispiel machen die dann Fluss Wanderungen, wo die dann mit dem Kescher auch rumgehen und dann Funde aus den Flüssen ziehen und dann haben sie zum Teil auch Metalldetektoren dabei. Oder sie gucken sich halt die Straßennamen an oder machen Archivarbeit. Sie haben auch eine Drohne, mit der man dann das Gebiet eben sich angucken kann, die Landschaft und vielleicht ja auch Hinweise findet auf die Vergangenheit. Also es ist nur ein ansprechendes Werkzeug, mit dem die unterwegs sind. Lukas Und wie lange gibt es dieses Projekt denn jetzt schon? Ralph Das gibt es erst seit diesem Jahr. Seit Frühling dieses Jahres sind die unterwegs. Die machen das jetzt drei Jahre gut. Ich weiß, mit der Fokussierung auf Niedecken Imkern. Und dann muss man gucken, wie sich das entwickelt. Es ist ja so, dass wir diese Funde eben dort gezeigt haben der Petra Tutlies, die jetzt aber nicht an allen Funden interessiert ist und die Funde, die Daniel und Anke behalten können, aus denen Trommelwirbel machen sie ein Museum. Lukas Cool. Ralph Also der Zeit Reisebus ist ja diese mobile Forschungsstation, mit der die unterwegs sind und quasi auch diese Funde sammeln für das künftige Museum. Daniel hat es ja in einem Nebensatz mal gesagt, das ein oder andere. Ich weiß gar nicht mehr, dass es ein digitales Museum geben soll. Es soll aber auch ein reales Museum geben und aktuell suchen die nach Räumlichkeiten, wo die dieses Museum eben aufbauen können. Und das soll so ein Hands on Museum werden. Also bitte anfassen, sozusagen. Dass die Leute halt auch wirklich mit diesen Funden interagieren können und dass sie auch quasi eine Beziehung zu diesen Funden aufgebaut haben. Im besten Fall, weil es sind ja die Zeitreisenden, mit denen Daniel dann diese Funde findet und die dann sich im Museum vielleicht auch angucken oder anderen Leuten zeigen können Hey, das habe ich zusammen mit Daniel gefunden. Lukas Aber das wäre dann auch in Nideggen Embken. Dieses Museum. Ralph Ja genau, die suchen dort wie gesagt aktuell und das sollte dort sein. Ja. Lukas Das wäre ja schön. Das heißt, dann wird es irgendwann mal eine weitere Folge geben von bitte nicht anfassen, wenn es dieses Museum gibt. Ralph Vielleicht sogar schon in einem Jahr. Anke hat gemeint, im besten Fall haben sie in einem Jahr schon das Museum und dann würde ich da natürlich gerne hinfahren. Aber wir könnten auch zusammen hinfahren. Weil es ist ja keine Überraschung, dass es dahin gehen wird. Lukas Das ist richtig. Das würde mich auf jeden Fall interessieren. Ja, das wäre schon cool. Auf jeden Fall. Ja, ja, dann vielen Dank. Lieber Ralph, dass du mir diese Initiative vorgestellt hast. Sehr schön. Ich habe da echt lauschend zugehört und sah für mich ein bisschen so wie Kopfkino. Vor allem die Töne mit dem mit dem, das war schon cool. Lukas Also ich war da auch echt so ein bisschen da. Ja, das ist schon cool. Auf jeden Fall. Ralph Ja, freut mich. Freut mich wirklich. Genau genommen ist es ja noch kein Museum, deswegen war das so grenzwertig. Aber weil die ein Museum bauen wollen, dachte ich mir Ist ganz spannend, das mal vorzustellen und auch diesen ganzheitlichen Ansatz. Lukas Und wir sind hier einfach ein freies Projekt. Also von daher, warum denn nicht? Also für mich ist es bei weitem keine Themenverfehlung. Überhaupt nicht. Ralph Glück gehabt. Lukas Na ja, war ja schön. Ralph Dann habe ich meinen Teil wieder geleistet und das heißt, du bist nächstes Mal dran. Kannst du da schon ein bisschen was verraten? Lukas Ja, und zwar das nächste Museum wird nicht in Deutschland sein, sondern im Ausland. Und zwar wird es um ein Museum gehen. Was ein bisschen, ich würde mal sagen, zu der Seele des Landes passt, welches ich für dich, für euch, für uns besucht habe, welches eine Tradition eines Landes beschreibt, die früher überall war, ganz wichtig war und jetzt aber ein bisschen in Verruf gerät. Und das auch vollkommen zurecht. Aber auch es wird das ein bisschen vergangen und zurecht. Also sei gespannt. Es wird auf jeden Fall interessant und aufschlussreich. Hoffe ich doch mal. Ralph Jetzt müsste ich ja nur noch wissen, welches Land das ist. Lukas Richtig, aber das verrate ich dir nicht. Wenn du weißt, was es ist, dann ist der Gag weg. Ralph Na dann, dann lassen wir den Gag so aufrecht. Lukas Gut, wenn euch dieses Format gefällt, dann gebt uns fünf Sterne Bewertungen, leitet uns weiter, macht Mundpropaganda für uns. Oder aber vielleicht habt ihr ja auch Museen für uns, die wir vielleicht oder Initiativen was auch immer, die wir für euch besuchen können. Wir würden uns sehr darüber freuen und ihr könnt uns außerdem auch finanziell unterstützen mit Steady Wir betreiben bitte nichts anfassen, Ehrenamtliche verdienen damit kein Geld und mit SETI könnt ihr uns helfen, Fahrtkosten oder Reisekosten usw ein bisschen zu drücken. Lukas Wir würden uns sehr freuen. Ralph Auf jeden Fall! Dann vielen Dank für alle, die so lange durchgehalten haben und wir hoffen, dass wir uns alle dann das nächste Mal wieder hören. Bei Bitte nicht anfassen! Ciao! Der Beitrag Der Zeitreisebus erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
07.09.23 • 47:20
BITTE NICHT ANFASSEN! #20 – Das Deutsche Flippermuseum Neuwied und Flipper-Weltmeister Johannes OstermeierShow Notes Flipperautomaten sind so viel mehr als Kneipenmuff und Glücksspiel. Ganz im Gegenteil: Jede Maschine erzählt eine Geschichte: über Guns’n’Roses, Star Trek oder Indiana Jones. Im Flippermuseum in Neuwied sammelt Axel Hillenbrand diese Geschichten und bewahrt die über 100-jährige Geschichte und die Freude an diesem Spiel. Außerdem reden wir in dieser Folge als Special Guest mit Johannes Ostermeier. Der 21-Jährige ist Flipper-Weltmeister und hat einige Rekorde gebrochen. Er erzählt uns, wie man beim Pinball die meisten Punkte raushaut und welche Strategie er hat, um sich auf Weltmeisterschaften vorzubereiten.~~~~~~~ Hilfreiche Links: Das Flipper-Museum bietet auch Hotel-Zimmer an. Das ist die Homepage:https://www.flipperhotel.de/Das ist das Finalspiel von Johannes Ostermeier aus dem Jahr 2019 mit Live-Kommentar:Aktuelle Flippernews, Turniere und einen Gebrauchtmarkt gibt’s hier:https://www.flippermarkt.de/community/forum/Foto: Axel Hillenbrand vor seinem Lieblingsflipper:https://www.escucha.de/wp-content/uploads/axel-hillenbrand-scaled.jpegDas ist ein Video, in dem Elton John im Jahr 1975 „Pinball Wizard“ singt. Das Video stammt aus dem Film Tonny und ist eine Verfilmung.Danke nochmal an Bulls and Balls Fulda für die Kontaktvermittlunghttps://www.bullsandballs.de/~~~~~~~ Infos zum Museum: Deutsches Flippermuseum NeuwiedHermannstraße 956564 Neuwiedhttps://flippermuseum.eu/~~~~~~~ über BITTE NICHT ANFASSEN!: Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für's Ohr. Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ ~~~~~~~ Kontakt: Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ E-Mail: info[at]escucha.de ~~~~~~~ Wollt ihr uns unterstützen? Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen ~~~~~~~ Podcast-Credits: Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger Produktion: Escucha GbR Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/ Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik) Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! ~~~~~~~ Transkript Johannes OstermeierIch glaube, was in ihren Köpfen noch verankert ist, ist, dass man ganz viel Glück oder so ist. Und ich würde mich jetzt mal so positionieren und sagen, das ist nicht so einfach aufgrund der letzten 17 Jahre, aufgrund der ganzen Turniere, die ich gespielt habe.INTROBitte nicht anfassen, Museum mal anders. Ein Podcast von Esucha.LukasHallo und herzlich Willkommen, liebe Zuhörer zu dieser 20 Folge von. Bitte nicht anfassen Museum mal anders, Ralph 20 Folgen.RalphDas freut mich sehr, dass wir 20 Folgen schon erreicht haben. Lukas Und es ist ja noch kein Ende in Sicht.LukasLukasNein, zum Glück, denn es gibt so viele Museen in ganz Deutschland und darüber hinaus, die in unser Format passen. Und für all diejenigen, die jetzt zum Ersten Mal zuhören. Wir erklären unser Format kurz. Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Da besuchen wir einmal im Monat für euch schräge alternative kleine Museen abseits der großen Häuser. Wir gehen dahin, reden mit den Museums Schaffenden und erzählen euch dann von diesem Museum.LukasUnd meistens geht es dann nicht nur um das Museum, sondern auch noch um eine große Geschichte. Das kann mal, es kann Geschichte sein, es kann mal Naturwissenschaften sein, alles Mögliche.RalphJa, und der Clou dabei ist ja auch der, dass wir das abwechselnd machen. Das heißt, die andere Person weiß gar nicht, in welchem Museum der eine war.LukasGenau. Ja, und in der vergangenen Folge, Ralph, hast du mich mit ins Bernstein Museum genommen, an die Ostsee. Für all diejenigen, die das noch nicht gehört haben, da geht es um die Geschichte des Bernsteins. Und wir haben natürlich ein für alle Mal aufgeklärt, wo das Bernsteinzimmer ist. Das heißt, alle Leute, die sich dafür interessieren, hört einfach mal rein.RalphDas heißt natürlich auch, dass du in dieser Folge dran bist und erzählen wirst, in welchem Museum du warst. Und ich bin schon sehr gespannt. Ich weiß ehrlich gesagt schon gar nicht mehr, wie du drauf hast. Ich glaube wieder über ein Objekt, das sehr klein ist. Nee, nee, das Wir waren es. Ein Objekt, das mittelgroß ist. Daran kann ich mich noch erinnern.LukasKleiner als ein Unimog größer als die Mausfalle. Also fast alles, was es gibt. Wahrscheinlich.RalphJa, ich bin gespannt.LukasJa, lieber Ralph, es wird in dieser Folge, weil es eine Jubiläums Folge ist, ein kleines Special geben. Denn wir werden nicht nur über ein Museum sprechen, sondern sogar mit einem amtierenden zweifach Weltmeister einer Sportart. Und diese Sportart hat indirekt mit dem Museum zu tun. Wir werden über eine sehr lange Tradition sprechen, die ihren Peak. Kann man so sagen. In den 70er Jahren hatte dann fast verschwunden wäre und jetzt in den letzten 20 Jahren ungefähr so ein kleines Comeback feiert. Ich bin mir auch relativ sicher, was zu 100 %, dass du auch schon mal Teil dieser Tradition warst und dass du dieses Objekt, was ich einige dieser Tage als kleiner als ein Unimog und größer aus dem als Mausefalle garantiert schon mal bedient hast.LukasUnd ich bin mir auch fast sicher, dass dieses Objekt bei dir sofort Bilder, Assoziationen und Erinnerungen und Gefühle auslösen wird. Aber bevor ich jetzt irgendwas weiteres sagt, bevor du dich quasi dem Ganzen annähern kannst oder vielleicht sogar noch errätst, worum es geht, möchte ich, dass sie mit einem kleinen Ton beginnen. Der Ton dauert nur fünf Sekunden und du sagst mir danach, worum es in diesem Museum geht.RalphOkay.RalphJa, es ist auf jeden Fall was Mechanisches. Und ich dachte, ich hätten Münzeinwurf oder so was gehört, sondern Ist natürlich ein bisschen schwierig. Ja, wahrscheinlich. Die Münze hat halt irgendwas, hat dazu geführt, dass sich ein Automat oder irgendwas einschaltet. Aber keine Ahnung, ich musste noch mal hören. Moment, so viel Zeit muss sein, diese fünf Sekunden.LukasWir hören dir noch mal an und.RalphAlso anhand des Geräusches ist es wirklich sehr schwer.LukasAlso gut, es handelt sich um einen Flipper Automaten und heute wird es um die Tradition, die Geschichte und die Sportart des Flippers gehen. Und dazu sind wir im Flipper Museum in Neuwied gewesen. Und du hast doch bestimmt schon mal in einem Leben geflippert.RalphGanz besonders als Jugendlicher war ich der Flipper Gott von Weiden. Das stimmt nicht. Aber ich kann mich erinnern, dass in meiner Heimatstadt ein Flipper gab in im Eisstadion, also das Eisstadion von uns. Das hatte so einen Kaffee und da gab es einen Flipper Automaten mit Indiana Jones als Thema und da war ich ein paar mal.LukasUnd das ist das faszinierende an Flipper Automaten. Jeder hat irgendwo einen Ort wo er oder sie Flipper hat und man spricht nur über dieses Wort Flipper und sofort kommen ganz viele Assoziationen Und einer, der auch für diese Flipper Automaten brennt, das ist Axel Hillenbrand und der betreibt mit seinem Verein, also mit einem kleinen Museumsführer gemeinsam das Flipper Museum Neuwied. Neuwied, das liegt am Rhein zwischen Koblenz und Bonn, in Rheinland Pfalz und relativ im Zentrum.LukasDa gibt es dann dieses Museum und das kannst du dir vorstellen, dass es in der Nähe der Innenstadt, das ist so ein Reihenhaus und auf drei Stockwerken stehen da einfach extrem viele drei Stockwerken. Es steht komplett, er steht komplett mit Flippern voll. Also ich dachte, ich komm da rein und da stehen vielleicht so zehn 20 Flipper, aber ausgestellt sind derzeit über 150.LukasDas habe ich noch nie gesehen. Sowas. Und besonders kurios ist es deswegen, weil nämlich Axel Hildenbrand, der die Idee mit diesem Museum hatte, eigentlich ursprünglich überhaupt nichts mit Flipper Automaten zu tun hatte. Er ist nämlich ganz indirekt an Flipper Automaten gekommen. Aber ich würde sagen, das erklärte der am besten mal selbst.Axel HillenbrandAlso angefangen hat alles damit mit meiner zweiten Diplomarbeit. Die erste habe ich über die Simpsons geschrieben und die zweite über Star Trek. Und da habe ich auch erfahren, dass es da einen Flipper Automaten gibt, den Next Generation und den habe ich mir damals dann als Belohnung gekauft. Und ich habe aber kein technisches Verständnis und dabei den desolaten Zustand.Axel HillenbrandUnd dann kam ihm ein Freund und Mitbegründer des Museums, Harald Fleischhauer. Der hat dann gesagt als Elektro Ingenieur ich helf dir und reparieren wir ihn zusammen. Und dann hat er eingekauft, und ich hatte immer mehr. Und dann standen in meiner Wohnung sechs Stück und in meinem Keller noch mal 20, und dann hat meine Frau auch mal so gemeint, meine heutige Frau, ob man nicht was verkaufen möchte.Axel HillenbrandUnd da ist ein Sammler immer schwierig, sich von den Exponaten zu trennen. Und da kam die Idee, weil auch wir immer wieder angesprochen wurden Ihr habt da so eine schöne Sammlung, Könnte man die nicht mal öffentlich zugänglich machen? Da kam dann die Idee, dass wir ein Museum gründen und da haben wir uns dann auch. Wir wollten auch richtig als Museum auch gesehen werden.Axel HillenbrandAlso wir sind Mitglied im Deutschen Museums und Museums Verband Rheinland Pfalz und dann haben wir so langsam. 2006 haben wir dann das Museum eröffnet.RalphSchöne Geschichte. Was hat denn Axel Hillenbrand studiert?LukasLieber Axel Hillenbrand, falls du das hörst, ich hoffe, ich fasse es richtig zusammen. Soziologie und seine Abschlussarbeit ging um die Wahrnehmung von Weiblichkeit und von vor allem von weiblicher Action im Star Trek Universum. Von den frühen Star Trek Staffeln bis quasi damals, als er die Arbeit abgegeben hat. Also quasi wie aus Frauen, die ursprünglich nur Deko Material waren, also.RalphDie damaligen Diskurse, die dann gerettet werden musste.LukasGenau und irgendwann mal handelnde Personen wurden.RalphJa, interessantes Thema und wie sich das entwickelt hat, weil Flipper Automaten nehmen wir doch ziemlich viel Platz ein. Ich könnte mir nicht vorstellen jetzt sechs Flipper Automaten in meine Wohnung zu stellen.LukasEhrlich gesagt ja, das ist ein Punkt. Und vor allem überlegt man jetzt 150. Und ja, noch etliche, die in den Depots liegen. Das heißt ja, es ist jetzt einfach eine riesengroße Tradition geworden. Bevor wir jetzt dann nochmal weiter auf das Museum eingehen, sollten wir vielleicht erst mal klären, was Flipper eigentlich sind und wie die Geschichte dieser Flipper Automaten eigentlich ist.RalphGerne.LukasWas glaubst du, wie alt sind Flipper? Also wann gab es sozusagen die ersten Automaten?RalphIch würde schätzen, vielleicht Mitte Ende 60er Jahre.LukasNein, die sind tatsächlich noch viel älter. Also, die sind schon über 100 Jahre alt. Die ersten Automaten waren sogenannte Bajazzo. Da hat Axel Hildebrandt auch einen im Museum stehen. Hast du den Begriff Bajazzo schon mal gehört? Ich kannte den nicht.RalphIch kenne ihn auch nicht. Er klingt japanisch.LukasJa. Nee, Bajazzo, Das ist ein italienischer Clown. Also, das ist ein Clown, der irgendwie der Bajazzo Clown ist. Wohl dieser typisch italienische Clown. Ich wusste das auch nicht. So hieß ein Automat, ein Münz Automat, der damals im Deutschen Reich zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden wurde. Und das heißt, da kann man noch so ungefähr sagen also du weißt ja, wie das mit solchen Automaten ist.LukasAb wann ist es ein Flipper? Ab wann ist es keiner blablabla. Aber die ersten das erste Prinzip, wo es darum ging Du hast einen Ball, Dieser Ball kommt auf eine schräge Ebene, da rollt er irgendwo runter und dann passiert etwas auf dieser schrägen Ebene. Dieses Grundprinzip, das stammt aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Und da hat übrigens, wie gesagt, das sind noch ganz alte Formate im Flipper Museum in Neuwied.RalphUnd das wurde im Deutschen Reich erfunden.LukasJa, aber zu dieser ganzen Genese sagt ja auch noch mal Axel Hildebrand was.Axel HillenbrandUnd das ist hier zum Beispiel ein Gerät Victory Ball von 1932 und Ende der 20er. So etwa kam dieses Spielgerät sehr, sehr stark in den amerikanischen Gaststätten an, und Sie sehen hier schon mal dieses grundsätzliche Prinzip ist beigeblieben. Nur damals gab's noch keine Flipper Finger, die wurden 1947 erfunden. Aber das Prinzip wir haben eine schräge Ebene und wir haben Kugeln.Axel HillenbrandUnd Sie sehen hier auch diese Nagel Nester. Und das ist eben, was dem im Amerikanischen heißt. Man nennt die ja Pinball. Eben wegen diesen Pins, wegen diesen Nagelnestern daherkommt. Da kommt das genau. Und bei uns kamen die hießen die Geräte erst Bomber, wenn da schon Schlag Türme verbaut wurden. Und später dann, als die Flipper Finger kamen, hat man die dann zu Flipper Automat oder im niederländischen Flipper Knast bezeichnet.RalphAha. Also prinzipiell weiß ich ja wie so ein Flipper Automat aufgebaut ist. Trotzdem habe ich nicht ganz verstanden was diese Ball Nester sind.LukasAlso vorher war es quasi so, wenn der als der Ball dann hoch gestoßen wurde von dieser Feder bevor es noch diese am die Flipper Finger gab. Es ist quasi so, dass es auf dieser Ebene verschiedene Löcher gibt und unter diesen Löchern ist dann quasi ein Ball Netz. Und je nachdem wo der Ball reingefallen ist, hast du dann Punkte gekriegt.LukasDas heißt damals was? Quasi ein Glücksspiel oder was das ein Glücksspiel, aber halt ein Spiel, was man jetzt nicht manipulieren konnte. Du konntest jetzt nicht sagen okay, wo fällt es rein? Es war halt zufällig oder eben Glücks bezogen. Wo der Ball reingefallen? Genau. Axel Hildenbrand hat schon einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, denn seitdem stehen diese Dinger hauptsächlich in Gaststätten, Kneipen und eben jetzt seit kurzem in Museen.LukasUnd was er ja auch schon gesagt hat, ist, dass vor allem das dann in den USA stark war, also diese richtige Revolution, dass Flipper wirklich überall standen oder Pinball Machines überall in den Gaststätten und Kneipen standen. Das war dann hauptsächlich in den USA so und von da kam es dann wieder nach Europa rüber.RalphNa ja, weißt du, warum ich angenommen habe, dass das vielleicht irgendwie aus Mitte Ende der 60er Jahre stammt?LukasSag?RalphNa, weil ich an diesen Song dachte. Pinball Wizard und war ja, da dann irgendwie diese Flipper Automaten sehr populär waren. Deswegen dachte ich, dass es da vielleicht erst erfunden worden ist.LukasAh, cool. Ja, stimmt.RalphDas ist sogar ein Film, glaube ich.LukasMüsste man ja.RalphDiesen blinden tauben Jungen geht der, der so gut Flipper Automat spielt.LukasKrass, Den kannte ich gar nicht. Ja, würde ich sagen, verlinkt mir den Shownotes. Cool. Und ich bin ein großer Beruf Fan. Das wusste ich dann gerne. Also in den Sechzigern. Aber dazu kommen wir später noch dazu. War halt auch der Peak, dass Flipper Games da waren, halt omnipräsent. Aber um dahin zu kommen, müssen wir erst mal noch mal ein bisschen zurückgehen.LukasUnd das war alles interessant. Es gibt sozusagen eine Flipper Hauptstadt und das ist diese Stadt auch noch bis heute, weil bis heute die meisten Flipper da gebaut werden. Vielleicht kannst du dir raten, welche Stadt in den USA hat sehr viele Kneipen, hat so ein bisschen verruchtes Image, hat eine große Industrie und viele Einwanderer, die solche Traditionen eben aus Europa mitgebracht haben.RalphChicago?LukasGenau, Chicago. Sehr gut. Also, das ist die inoffizielle Flipper Hauptstadt.RalphWusst ich nicht.LukasGenau. Und wie du eben gerade schon erwähnt hast, ist es so, dass den Peak hatten die Flipper in den 60er und 70er Jahren. Das war sozusagen das goldene Flipper Zeitalter, kann man sagen. Da gab es noch die meisten Produzenten, übrigens auch in Deutschland, aber das hat sich dann ein bisschen abgekühlt in den 80er Jahren. Kannst du dir vorstellen, wieso?RalphJa, ich glaube, dass das vielleicht verdrängt wurde von diesen Arcade, wo Computerspiele aufkamen.LukasExakt. Ich sehe schon, du bist. Wir sind hier in einem Kultur Pop historischen, in einer kultur pop historischen Dimension, in der du dich gut auskennen. Ich wäre nicht auf die Idee kommen. Wahrscheinlich. Keine Ahnung. Aber gut.RalphJa, ich habe das schon auch mitbekommen, auch jetzt, wie ich aufgewachsen bin, dass früher eben Flipper Automaten präsenter waren. Und dann sind die irgendwann abgelöst worden. Gut, ich bin jetzt nicht so alt, dass ich irgendwie mitbekommen habe, wie es da diese Arcade gab. Aber ein bisschen so Computer Spielautomaten gab es tatsächlich schon auch seit, aber das wurde halt immer weniger.LukasDas ist halt auch der Punkt, dass man jetzt wieder von so einer kleinen Renaissance sprechen kann. Die kommen wieder zurück, natürlich als Retro Objekt, weil es ein bisschen wie Schallplatten wahrscheinlich das ist einfach was, was irgendwie cool ist und was ein Gewissen schick hat und was ja auch irgendwie auch cool aussieht. Und wenn's um Deko Objects und eine ein Grund dafür, warum Flipper Automaten nie ganz untergegangen sind und einen sehr guten Grund aus meiner Sicht, den kann dir Axel Hillenbrand noch mal erklären.Axel HillenbrandIch finde faszinierend, einmal die Geschichte letztendlich unter diesem Glas eine Geschichte erzählt wird, die der Spieler die Spielerin mit der Kugel sozusagen entdeckt. Das Spielfeld, die Geschichte des Spieles entdeckt und natürlich dabei auch die Unterhaltung, die Geschichtlichkeit, all diese Elemente, auch diese Sache. Auf der einen Seite ein ganz einfaches Gerät, von dem jeder sofort versteht, worum es geht und auf der anderen Seite auch sehr komplex, dann später in den modernen Geräten.RalphWas meinte er denn mit den modernen Geräten?LukasDamit meint er, dass natürlich die Flipper auch mit der Zeit gegangen sind. Also ganz früher war es ja nur mechanisch. Irgendwann kam dann Elektronik dazu und irgendwann natürlich auch digitale Technik. Und es ist auch ganz schön im Museum, dass es quasi du siehst, wie die wie diese Flipper Automaten mit der Zeit gehen. Das Prinzip ist immer das gleiche, aber die passen sich so ein bisschen an und es gibt auch Flipper Automaten mit relativ viel Computertechnik.LukasUnd vielleicht reden wir mal kurz über den modernsten Flipper, den Axel Hillenbrand im Flipper Museum in Neuwied hat. Das ist nämlich der ganzen Roses Flipper ja, und da wird es jetzt philosophisch. Vielleicht kommt da der Soziologe in ihm raus, denn er sagt nämlich, dass Flipper auch immer so ein bisschen ein Spiegel der Gesellschaft ist. Aber hör am besten selbst mal rein.Axel HillenbrandDas haben wir hier momentan bei uns, der Guns’n‘Roses.Axel HillenbrandWeil Slash, das ist glaub ich, der Bassist. Der ist ein großer Flipper Fan und die hatten für den anderen Automaten im Vorgänger hatten sie sogar ein Musikstück komponiert. Und hier hat er sozusagen beim Design ein bisschen mitgewirkt. Und Sie sehen, das ist jetzt natürlich ganz was anderes. Wir haben ganz, ganz viele Ebenen, wir haben Licht Elemente, wir haben Displays, Sie sehen, das ist natürlich von der Spieltiefe und von der Präsentation her natürlich deutlich moderner und auch deutlich schneller.Axel HillenbrandUnd das finde ich auch eine interessante Geschichte. Beim Flipper Automaten. Sie können auch die Beschleunigung der Gesellschaft daran feststellen, wenn sie so die Alten haben eben den Fireball gespielt. Das geht doch alles noch ein bisschen gemächlicher vonstatten, möchte ich sagen. Und hier haben Sie ein ganz schnelles Gerät, wie auch unsere Gesellschaft immer schneller wird, von der es von 20 21.RalphAch wow, okay, so modern, krass. Hätte ich nicht gedacht, dass das das 20211 ganz großes Flipper rauskommt für die Band eigentlich kaum noch existiert.LukasJa, und man muss auch der Richtigkeit halber hinzufügen Slash ist natürlich der Gitarrist der Band, der Gitarrist der Band und nicht der Bassist. Aber sei's drum.RalphWeißt du, wer der Bassist ist?LukasNiemand weiß jemals, wer der Basser einer Band ist. Höchstens so Leute wie Sting oder Lemmy Kilmister von Motörhead. Ähm, das ist und das sage ich ja selbst als Spieler. Das ist eine ja die Frage Frage.RalphJa oder John Paul JonesLukasJa, stimmt, den kennt man noch von LED Zeppelin. Ja, aber das sage ich als Bassist ja selbst, dass das immer sehr tragisch ist, dass der Bass immer in der öffentlichen Rezeption sehr untergeht.RalphAber ein Spiegel, unsere Gesellschaft.LukasUnsere Gesellschaft, genau.RalphDass da immer darum geht, sich in den Vordergrund zu drängen und aufzufallen.LukasGenau.RalphJetzt hast du auch gesagt, dass der Axel Hillenbrand hat ja auch gesagt, dass der schneller ist als die alten Maschinen als die Automaten. Und in meiner Erinnerung waren Flipper Automaten schon immer sehr schnell. So schnell, dass ich die ja gar nicht handhaben konnte. Ja hast du das auch mal ausprobiert?LukasIch habe es natürlich auch mal ausprobiert, aber nur ganz kurz, weil mir das wichtiger war, das Museum an und für sich vorzustellen. Aber wenn du ins Museum gehst, da kannst du natürlich alle Flipper ausprobieren, also fast alle. Also Axel Hildenbrand meinte auch, dass quasi sein Museum das Gegenteil von unserem Podcast Titel eigentlich impliziert, weil unser Podcast heißt da bitte nicht anfassen und er möchte aber unbedingt, dass gespielt wird.LukasEr möchte auch unbedingt, dass sich quasi, dass diese Automaten genutzt werden, auf dass verschiedene Spielerlebnis nachempfunden werden können, was total cool ist. Sonst könnte man sich ja überlegen er Museum. Vielleicht sind die Flipper ja alle auf Freispiel gestellt, damit man ja ausprobieren kann. Dem ist aber nicht so, weil wenn du ins Museum gehst, bekommst du Marken. Dadurch dass ganz viele Flipper Automaten sehr alt sind, sind die nicht mehr auf Euro umgestellt.LukasDas heißt du müsstest Mark Stücke reinwerfen und da haben die halt so verschiedene Marken einfach nach pressen lassen, die dann so ein bisschen die Größe haben. Und wenn du das Museum gehst, du bekommst eine gewisse Anzahl an Marken und die kannst du dann in die Flipper reinschmeißen und dann kannst du zocken. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass die damit Kohle machen wollen bei dem Museum oder dass sie halt, keine Ahnung einfach Geld damit einnehmen wollen, sondern aus Sicht von Axel Hillenbrand ist das ganz wichtig, um den Wesenszug von Flippern zu verstehen.LukasAber das soll er dir auch noch mal gerade erklären.Axel HillenbrandWir wollten ganz bewusst diese Geräte nicht auf Freispiel einstellen. Das kann man auch machen, aber für uns entwertet das das Spiel und eigentlich auch das, was den Flipper ausmacht, dass man eine Münze einwirft und damit startet man das Spiel, dann spielt man. Und wenn man dann den Ball verliert, dann ärgert man sich. Und wenn man extra Ball bekommt oder Highscore, dann freut man sich.Axel HillenbrandUnd dieses emotionale Element, das ist natürlich mit Freispiel ist das weg. Und deshalb haben wir gesagt, wir müssen auf jeden Fall so einen Einwurf haben, um das Spiel in der Komplexität zu präsentieren.RalphVerstehe ich. Wobei es ja schon, wenn es Geld kostet, schon in die Richtung geht.LukasJa, und schön, dass du das genau jetzt sagst. Ich hatte so ein bisschen gehofft, dass du das sagst, weil das ist die perfekte Überleitung. Man könnte jetzt ja sagen. Okay, Flipper steht in Kneipen. Das ist im Prinzip Glücksspiel oder einfach nur Zeitvertreib. Aber das stimmt einfach nicht, weil.Johannes OstermeierIch glaube, was in ihren Köpfen noch verankert ist, ist, dass man ganz viel Glück oder so ist. Und ich würde mich jetzt mal so positionieren und sagen, dass es nicht so einfach aufgrund der letzten 17 Jahre, aufgrund der ganzen Turniere, die ich gespielt habe und wo ich halt immer wieder auch gesehen habe. Es zeigen sich gewisse Muster und gewisse Leute, die halt auch immer wieder die Turniere gewinnen.Johannes OstermeierUnd es gibt halt auch zum Beispiel nur eine Handvoll von Leuten, die eine WM bisher gewonnen haben.LukasIch habe mich im Vorfeld zu dieser Folge mit Johannes Ostermaier unterhalten. Er ist aktuell der amtierende Flipper Weltmeister.RalphOh mein Gott, ja, das ist ja eine riesen Ehre.LukasEhre, Es ist eine riesen Ehre. Und im Juni 2023 hat er mit 21 Jahren zum Zweiten Mal den Titel geholt. Er hat nämlich in seiner Flipper Karriere verschiedenste Rekorde gebrochen. Erstens 2019 hat er den Titel zum Ersten Mal geholt. Damals war er 17 Jahre alt und ist zum Ersten Mal bei einer WM angetreten und hat sie gleich mal gewonnen.LukasUnd er ist auch gleichzeitig der erste Deutsche, der eine WM gewonnen hat. Und jetzt, 2023, hatte die WM noch mal gewonnen. Vielleicht kurz zum Hinweis Flipper WM findet fast jedes Jahr statt, aber halt immer irgendwo anders. Und da Johannes noch in München studiert, ist es so, dass es halt teilweise wann die WM in den Semesterferien wird, mitten im Semester.LukasUnd da ging es halt nicht irgendwie. Keine Ahnung, nach Los Angeles zu fahren, weil da grad die Flipper WM ist. Aber jedenfalls deswegen hat er dazwischen zweimal nicht an der WM teilgenommen. Aber 2023 hat er sie dann zum Zweiten Mal gewonnen.RalphJa, interessant. Ja, cool, dass du den aufgetan hat. Wie bist du denn auf den gestoßen? Hast du gegoogelt? Flipper? Weltmeister.LukasNa ja, ich habe über verschiedene Kontakte nachgefragt. Also, ich wollte mich mit einem professionellen Spieler unterhalten. Und dann habe ich in Fulda angerufen, bei einem bei so einem Center, wo ganz viele Flipper drinstehen. Und dann hat mich der Chef da gesagt Ja, er könnt mir schon Leute organisieren. Aber ob ich denn nicht auch am Weltmeister einfach interessiert wäre? Und dann habe ich gesagt ja klar voll, weil der ist aus München 21, ein cooler Typ und der da bestimmt Bock drauf.LukasJa, und dann habe ich ein bisschen gewartet und dann hat mich Johannes angerufen, haben wir uns zum Interview vereinbart und das war echt super interessant. Ja.RalphJa, ich bin gespannt, was du dir gleich erzählen wirst. Ja, vielleicht war das mit dem Glücksspiel auch so ein bisschen vorschnell von mir, aber ich meinte damit mehr. Es kostet halt Geld und ich glaube schon, dass der Hintergrund früher war. Wenn das in Kneipen steht, dass die Leute da Geld einschmeißen und dann können die Kneipen Betreiber das Geld.LukasJa vor allem, weil die Flipper sind ja auch nicht gerade günstig. Heute muss man da schon so schätzen. Für neuen Flipper, den man sich dann so bestellt, muss man da schon so um die 10.000 € ausgeben. Ungefähr. Also es ist schon teuer.RalphInvestment, das man dann quasi wieder reinholen muss.LukasGenau. Ja, ja. Aber zurück zu Johannes. Er flippert, seitdem er vier Jahre ist und wie jede Flipper Geschichte hat das auch wieder mit einer persönlichen Erfahrung zu tun.Johannes OstermeierMein Papa hat früher in seiner Jugend und also in seinen Zwanzigern war quasi selber gespielt, damals eben noch ein bisschen öffentlicher, ein bisschen mehr im öffentlichen Raum zu sehen. Und dann wurde es aber weniger, weil er irgendwie okay mehr wurde und so um seinen 40. rum hat er sich dann selber mal ein Verbot gekauft. Das war 2006 und seitdem hat die Sammlung einfach.Johannes OstermeierAlso sie wurde größer und seitdem habe ich auch angefangen mehr zu spielen. Und das war eigentlich von Anfang an so, dass ich Lust draufhatte und wir hatten dann teilweise im Wohnzimmer welche stehen, teilweise auch im Keller und im Keller wollte ich einfach immer nicht, weil es irgendwie auch Keller war. Und wie gesagt, 2006 war ich vier und dann habe ich im Wohnzimmer gespielt.Johannes OstermeierWenn ich also als ich in der Schule war, dann kam ich nach Hause, Mittagessen und dann habe ich halt geflippert. Irgendwie.RalphAlso auch ein Sammler, der Vater mit vier Jahren, das war doch total klein. Also reichen da erstens die Arme, die Armlänge und zweitens muss man sich ja wahrscheinlich auf dem Hocker stellen oder so, damit man das sieht.LukasAlso letzteres denke ich auch. Armlänge keine Ahnung, weil ich meine, die sind ja teilweise nicht so breit, die Flipper. Also von daher kann ich mir das schon vorstellen, dass das geht. Habe ich aber auch gar nicht extra gefragt. Ist aber ein guter Hinweis. Keine Ahnung. Ja, aber irgendwann ist es so, dass Johannes Ostermeier natürlich immer besser wird. Irgendwann spielt er Turniere.LukasEs gibt da auch so eine Community hier, die kann man über die Homepage Flipper MArkt aufrufen. Da werden dann Turniere angezeigt.RalphMuss ich mal gucken. Ich habe nämlich tatsächlich auch mal geguckt nach einem Flipper Automaten zu kaufen, weil es so ein Ja, das Kind habe ich mir gedacht, wenn ich mal erwachsen bin, weißt du was man sich so denkt, wenn man Kind ist und dann er hofft, dass man irgendwann viel Geld hat, dass man sich dann Flipper Automat kaufen kann.RalphUnd dann habe ich auch geguckt, was diese Indiana Jones Flipper Automat kostet.LukasUnd.RalphReicht mein Geld irgendwie nicht. Bzw ist mir dann fast zu schade, weil es echt mehrere 1.000 € sind. Ich glaube sogar im fünfstelligen Bereich.LukasJa, so um die 10.000 € muss man ausgeben für den Flipper, wenn der neu ist. Ich meine klar, ich kann ja mal mit Axel Hillenbrand kontaktieren, vielleicht hat er noch den alten Indiana Jones Flipper im Keller rumstehen und da gibt.RalphEs einen alten, kaputten für mich oder so.LukasGenau. Irgendwann ist er Deutscher Meister geworden und dann hat er sich für die WM qualifiziert. Das ist so Früher war es so, dass 64 Spieler weltweit an der WM teilgenommen haben, jetzt sind es 80 und insgesamt gibt es weltweit 50.000, also registrierte Turnier Spieler, die sich auf dieser Rangliste dann positionieren. Jetzt ist aber nicht so, dass diese 50000 Spieler gleichzeitig immer Turniere spielen, sondern ab dem Zeitpunkt, wo du einmal an so einem Turnier teilgenommen hast, bist du auch auf dieser Liste.LukasDas heißt, die Zahl derjenigen, die wirklich Flipper spielen, ist noch mal deutlich geringer. Aber es ist auf jeden Fall weltweit mehrere 1000 Personen, die professionell, also was heißt professionell? Die verdienen damit nicht Geld, aber die halt um die Weltmeisterschaft spielen. Natürlich wollte ich wissen, wie sich Johannes vorbereitet, ob er jetzt noch trainiert, ob er da keine Ahnung, irgendwelche absurden Übungen hat, keine Ahnung.LukasDen Flipper mit den Füßen bedienen, nur eine Hand benutzen, irgendwie sowas natürlich. Es kann ja sein, zum Physiotherapeuten regelmäßig zu gehen, um die Finger Muskulatur zu trainieren, whatever. Und jetzt ist natürlich die bahnbrechende Aussage Jetzt kommts, jetzt wirst du erfahren, wie sich ein Weltmeister auf Turniere vorbereitet. Aber als krasses, weil es absolut krass ist.Johannes OstermeierDas einzige Turnier, wo ich mich so ein bisschen vorbereite, ist die WM. Aber da weiß man im Vorhinein, welche Flipper auch dastehen werden und dann kann man sich da auch vorbereiten. Bei vielen anderen Turnieren ist es eher so, dass man hin kommt und dann läuft man quasi durch die Reihen, wo die Flipper stehen und da sieht man da also dann, dann erst dann weiß man quasi, welche Flipper da sind und da kann man sich auch nicht wirklich vorbereiten.Johannes OstermeierUnd Übung in dem Sinne mache ich jetzt nicht so viel. Also ich komm da auch mal ganz gut rein. Es ist immer wieder ein bisschen wie Fahrradfahren oder wenn man meint, es sei denn, man braucht vielleicht fünf oder zehn Minuten und zwei drei Kugeln, aber dann geht es auch wieder.RalphOkay, okay, also eher krass wie Fahrradfahren, aber da muss ja, dann müssen die Flipper von denen soll ich sagen, von der Art, wie sie halt auf deine Tasten, auf dein Tastendruck reagieren, müssen sie alle relativ ähnlich sein. Also sowohl vom vorn, also von der Kugel her, vom Gewicht, vielleicht auch der Kugel oder was? Oder. Ich weiß, ich kann mir gerade gar nicht so vorstellen.RalphAlso er muss ja genau wissen, wann er drückt, damit die Kugel da und dahin fliegt.LukasAlso das es gibt ein WM Spiel von Johannes Ostermeier von 2019 auf YouTube. Das werden wir auch schon uns verlinken. Da kannst du dir mal angucken, wie das dann ist. Und das ist auch kommentiert mit Kommentatoren, die drehen da voll durch, weil da siehst du auch das siehst du auch, wie das funktioniert. Aber wie gesagt, er ist jetzt halt einfach so, er macht da nicht so viel.LukasEr sagt, dass er da halt als kleines Kind begonnen hat.RalphEr ist der Pinball Wizard.LukasEr ist. Dann finden wir genau, Johannes war da 23, hat er den Titel verteidigt bzw wieder geholt? Ich habe ja vorhin schon erklärt, dass er dazwischen nicht zu den WMs antreten konnte. Das war sogar in Deutschland die WM, also eine Heim WM in der Nähe von Frankfurt und da kann er mal ein bisschen vom Finalspiel erzählen.Johannes OstermeierIch habe immer noch das gleiche Ziel gehabt. Ich wollte wieder unter die Top acht kommen, weil das ist immer einfach schön bei der WM. Das bedeutet, dass man am Sonntag noch mal spielen darf. Und wenn man rausfliegt, ist man halt auch Samstagabend fertig und dieses am Sonntag spielen habe ich wieder geschafft. Und dann irgendwann war es Halbfinale und dann war wieder das Finale.Johannes OstermeierUnd tatsächlich, ich habe wieder in der Verlängerung gewonnen. Also wieder fünf zu vier, genauso wie vor vier Jahren. Also da gibt es ja auch gewisse Parallelen, Aber ich habe glaube ich trotzdem auch nicht irgendwie mehr Druck verspürt. Also nur weil es jetzt bei uns in Deutschland war.LukasWer war der Gegner im Finale.Johannes OstermeierDas war ein einer aus Finnland. Markus wird da, der sich da einen Namen gemacht hat. Ich sage es mal so mit dem hätte glaube ich niemand gerechnet, so am Anfang, dass der am Ende irgendwie im Finale stehen würde. Der hat auch auf dem Weg ins Finale wirklich viele, viele Gegner jetzt rausgehauen und also den wird man jetzt nicht mehr unterschätzen, da bin ich mir sicher.RalphDu musst mir jetzt erklären, wie diese Wettkämpfe funktionieren, weil ich habe das noch nicht ganz verstanden. Ich dachte eigentlich, die spielen nacheinander und der derjenige, der die höhere Punktzahl hat, gewinnt. Aber er hat ja gesagt fünf zu vier, das ist ja wie so so einen Schlagabtausch.LukasDann also wenn zwei Leute gegeneinander spielen, dann ist es so, dass es verschiedene Spiele gibt und es reicht nicht, ein Spiel zu gewinnen, sondern du musst mehrere Spiele gewinnen.RalphAlso mehrere verschiedene Flipper Automaten oder.LukasNe am selben Automaten. Es gibt dann einen Final Flipper und da spielen beide und die wechseln sich ab. Und wer dann die meisten Punkte am Ende einer Runde hat, der gewinnt. Du musst drei Spiele gewinnen und jetzt kann es aber sein, dass es dann am Ende drei zu drei steht. Also du musst mit einem gewissen Abstand gewinnen. Kann sein, dass am Ende drei zu drei steht und dann gibt's eine Verlängerung.LukasUnd diese Verlängerung ist ein Best of three. Das heißt, du musst quasi vor diesen drei Verlängerung spielen. Entweder drei oder zwei gewinnen und daher kommt dieses fünf zu vier, weil es dann quasi im Finale drei zu drei, dann ging es in die Verlängerung und dann am Ende war es dann vier zu vier, fünf zu fünf und dann irgendwann mal sechs fünf.RalphUnd haben die dann immer eine gewisse Anzahl an Kugeln oder ist es immer eine Kugel, ein Spiel?LukasNe, die haben ein Spiel und es gibt ja auch zehn teilweise Multi balls, das heißt je nachdem wie du halt verschiedene Sachen in einem Flipper aktiviert, da geht es eben noch mal um diese Dichte der Flipper Geschichte, also der Flipper Automaten, weil zum beispiel während einer gewissen Zeit sind ja gewisse Special bumper offen oder halt gewisse Falltüren. Und wenn du darauf gehst, dann kriegst Multi Ball.LukasAlso da kommen viele Bälle mit rein. Aber letztlich ist es so du hast verloren, wenn du bei einem normalen Flipper Spiel auch verloren hast, wenn du einfach keinen Ball mehr hast und je nach Flipper Automat sind die Regeln halt ein bisschen anders.RalphUnd zwei Fragen habe ich noch. Wenn ich darf. Zum Wettbewerb Ja bitte. Und zwar wie lange dauert so ein Wettbewerb? Weil es ging ja über mehrere Tage, habe ich jetzt gehört.LukasJa, das ist immer ganz unterschiedlich, dass mehrere Tage, weil du musst überlegen, es sind ja jetzt eben aktuell 80 Spielende, die da gegeneinander spielen und die Spiele muss erst mal organisieren. Also ich schätze mal, dass in der Vorrunde da relativ viele gleichzeitig nebeneinander spielen. Und wenn es in die Finals oder Halbfinals geht, dann kann es natürlich nicht parallel stattfinden, weil das muss am selben Automaten sein.RalphUnd die andere Frage ist die Geldfrage, also was gewinnt dann so ein Weltmeister an Geld oder gewinnt da nur Prestige.LukasAlso meistens Prestige. Dann kriegst du jedes Mal, wenn du die WM gewinnst, einen Flipper von einem Flipper Produzenten geschenkt und ein Preisgeld von 1.000 $. Also reich wirst du damit nicht. Es gibt auch niemanden der. Also ich habe ihn gefragt, ob es Leute gibt, die vom professionellen Flippern leben können. Und Janis hat gesagt ja, nur die Leute, die dann wirklich auch bei einem Flipper Hersteller arbeiten oder in irgendeinem Flipper in der Flipper Bar arbeiten und dann halt irgendwie so ihren Room da benutzen oder so, aber er ist wirklich von der Sportart leben in Form von Turnier Preisgeldern.RalphDas gibt es für Leute die dann in die Bar gehen und die anderen Leute abzocken. Hey, lass mal Pinball spielen.LukasJa genau so und jetzt ist es so! Natürlich habe ich damit gerechnet, dass du dir einen Flipper sicherlich irgendwann mal zulegen wolltest.RalphAch komm doch, da habe ich das schon mal erwähnt.LukasGanz nett, aber ich habe mir einfach gedacht, du bist der Typ dafür.RalphJa, das stimmt.LukasUnd das heißt auch wenn du das tust, musst du ja auch irgendwann mal nicht nur Spaß an der Freude haben, sondern ich erwarte auch von dir Höchstleistung. Und von daher gibt es jetzt noch ein paar Tipps vom Profi, was du da mitbringen muss, um quasi auch mal Flipper Weltmeister werden zu können.Johannes OstermeierAlso was man auf jeden Fall braucht ist Reaktionsgeschwindigkeit. Also man muss einfach schnell auf Sachen reagieren können. Was man auch können sollte, ist sozusagen die Schüsse auch treffen, also eine gewisse Treffsicherheit, dann aber auch die Kontrolle behalten im Sinne von mit dem Gerät ein bisschen arbeiten. Soll heißen, dass man ja auch das Gerät bis zum gewissen Grad auch rütteln darf, bis es dann hier ist.Johannes OstermeierWenn es dann zu viel ist und ein Kurzschluss, das heißt dann Tilt. Aber man darf bis zu einem gewissen Grad auch damit arbeiten und das hilft halt, um Kontrolle über die Kugel zu behalten.RalphSchnelle Reaktionsfähigkeit?LukasJa, da bist du wahrscheinlich raus.RalphDa bin ich dann echt raus, ja.LukasDu brauchst vor allem auch echt gutes räumliches Denken, weil du musst dich ja parallel. Gerade bei Multi Ball stell ich mir das echt krass vor. Stell dir mal vor, du hast irgendwie vier vier Bälle gleichzeitig auf dieser schrägen Ebene, dann musst du unten aufpassen, dass die nicht das ziemlich ins Loch fallen Und du musst ja aufpassen, dass du die auch noch gleichzeitig platzieren kannst.LukasAlso du bist auch wirklich ein Scharfschütze, weil du musst. Ja und das ist wieder so ein Punkt. Du musst ja diese Geschichte des Flippers verstehen. Also das hat ja auch Axel Hildebrand schon angedeutet, dass das so vielfältig ist, weil verschiedene Boni oder verschiedene Bumper, die halt mehr Punkte bringen oder einen Special Bonus bringen. Und nur so gewinnst du auch Weltmeisterschaften.LukasDu gewinnst die Weltmeisterschaft nicht, indem du einfach drei Jahre Flippers und einfach nur verhinderst, dass dein Ball nicht ins Loch fällt, sondern du musst auch wirklich strategisch spielen.RalphAuf jeden Fall glaube ich, du musst diesen Flipper tatsächlich, wie du sagst, jetzt verstehen, analysieren. Du musst erst mal, wenn du spielst, dann hast ja keine Ahnung, was bringen eigentlich, Was gibt es überhaupt für Möglichkeiten? Das fordert auch schon viel Zeit, viel Zeit und Geduld, weil du ja immer mich so ins Spiel bringst. Du ja, du bist doch der Typ fürs Flippern.RalphUnd so weiter. Ja, wie geht es dir denn eigentlich? Also hast du früher auch mal geflippert oder war das für dich komplett?LukasNein, ich habe auch geflippert. Ich finde es auch nach wie vor mega cool. Also ich finde es auch krass, wenn man überlegt, wie du dann also scheinbar einfache Sachen komplexes Spiel machen kannst. Und ich fand es schon immer cool. Ich habe das immer gern im Urlaub gemacht. Ich kann mich erinnern, dass wir, wenn wir früher im Urlaub waren, dass diese Flipper Automaten auch echt überall standen.LukasUnd da weiß ich noch, dass ich auch entweder meine Eltern oder mein Opa gefragt habe, ob es auch 1 € haben kann. Eine Mark? Ich weiß es gar nicht. Ich glaube sogar meistens. Aber wenn ich nur mit Mark da war, ein kleiner Stöpsel, na und? Ich habe da auch lebhafte Erinnerungen dran. Es ist einfach ein Ja, ich mache das gern und klar.LukasAlso ich meine, so ein Flipper Automaten in die Wohnung stellen finde ich auf jeden Fall auch supergeil. Aber es ist halt einfach sauteuer.RalphWenn ich ganz viel Geld übrig habe, dann vielleicht, aber ansonsten bin ich da doch zu rational.LukasJa, ich habe natürlich auch Johannes Ostermeier gefragt, was seine Lieblings Flipper sind. Vielleicht hat er ja auch eine Lieblingsgeschichte oder irgendwas, was er besonders gerne spielt. Und natürlich kannst du dir vorstellen, dass ein Weltmeister sagt Ja, ich kann jetzt nicht sagen, aber zum Parteivorsitz.RalphOkay, hör mir mal rein.Johannes OstermeierWas ich sehr gerne spiele, ist der ACDC Flipper. Was ich auch sehr gerne spiele, ist Iron Maiden. Ich Mag ganz gern die Musik Flipper einerseits wegen der Musik, andererseits aber auch einfach, weil die sehr tiefgehende Regeln haben und weil man da sehr viel machen kann und so und das macht einfach Spaß und ist auch eine Herausforderung. Ja, aber da gibt es echt viele.RalphCool, Ein sehr Musik begeisterter Mensch.LukasIch glaube, dass Johannes Ostermeier auch den ganzen Roses Flipper im Flipper Museum in Neuwied gerne zocken würde, weil das passt ja auch in diese Region rein. Ja und du siehst also, die Flipper Welt ist so viel mehr als einfaches Glücksspiel und Kneipen, Romantik, Flipper Welt bringt wahnsinnig viele Leute zusammen und ich finde so ein Flipper sorgt einfach immer für gute Laune und eine Form von Unbeschwertheit.LukasIch habe mir die ganze Zeit überlegt, was ist das Wort, was ich am meisten mit Flippern verbinde. Und für mich ist es Unbeschwertheit.RalphJa, schön.LukasJa, und wenn du das jetzt erleben möchtest, wenn ihr das erleben möchtet, ihr alle da draußen, die ihr dieser Folge zugehört habt. Das kann man im Flipper Museum von Axel Hildenbrand machen. Also erstens ich kann das Museum durchweg empfehlen, weil es einfach riesengroß ist, weil Axel Hildenbrand echt ein sympathischer Typ ist, der wirklich geduldig erzählt. Und die merkt einfach an, dass es mega cool finden, dass er mega Bock drauf hat, was er da tut.LukasUnd weil das Museum echt toll ist. Das ist immer samstags von 14 bis 18 uhr geöffnet. Samstag und Sonntag. Entschuldigung, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 uhr geöffnet. Aber, und das ist noch ein kleines Special für all diejenigen, die jetzt zum Beispiel schon immer mal den Rhein bei Neuwied ansehen wollten oder Wanderungen von da aus machen wollten.LukasAber irgendwie so was gibt es ja so, dass Axel Hildenbrand oben im Flipper Museum Hotelzimmer eingebaut hat. Das heißt, du kannst sogar in Hotelzimmer reingehen, die natürlich auch in diesem Flipper Stil sind. Also er hat mich da hoch geführt, das ist super witzig, die sind total verrückt, dass er so für alle Leute, die auf so Flipper Design stehen, irgendwie auch so auch so ein bisschen auf erkältet sein, die mal in so völlig abgespeckten Hotelzimmern schlafen wollen.LukasDenen sei auch das Flipper Museum angeraten, weil da gibt es das Flipper Hotel und da kann man dann auch einen Kurzurlaub in in Neuwied machen.RalphNicht zu verwechseln mit dem Flippers Hotel.LukasJa, ich habe auch überlegt, weil ich für diesen Gag brings oder was? Nee, ja, ich habe auch überlegt, ob ich mal, weil es muss wohl auch tatsächlich ein Flippers Museum geben, Da ein Schlager ist, wäre das natürlich mein Traum, ins Flippers Museum zu gehen. Schon mal.RalphDanke.LukasLenke nicht vom Thema ab, denn hier.RalphGibt es dann auch den Flippers Flipper.LukasWeiß ich nicht. Müsste ich? Keine Ahnung, wenn er auch witzig ist, immer fragen.RalphIch möchte noch ganz kurz die Brücke, weil vielleicht ja auch interessant für Axel Hildenbrand. Es gibt im Laurel und Hardy Museum einen Flipper zu Laurel und Hardy. Lustigerweise und der steht aber relativ im Eck und ist da gar nicht so präsent drin. Deswegen weiß ich nicht, wie wichtig dieser Flipper dem Sammler und ob der überhaupt noch funktioniert, ob er vielleicht auch funktionieren soll.RalphUnd vielleicht kann er da Axel Hildenbrand Hilfe leisten.LukasUnd du kannst das Flipper Museum auch für Firmenfeiern mieten. Und da gibt es so eine Bar oben. Also ich glaube, wenn du magst und bitte nicht anfassen Event machen kann ich mir das schon gut vorstellen. Ja und das war jetzt meine Folge über das Flipper Museum und was man für das professionelle Flippern alles mitbringen muss. Mit Flipper Weltmeister Johannes Ostermeier.LukasSind da noch Fragen offen?RalphNein.LukasKrass, sonst.RalphDoch. Stimmt ja. Ich habe jetzt doch noch eine und zwar wandernde andere Leute auch da während eines Besuchs und haben die Flipper.LukasJeweils außerhalb der Öffnungszeiten. War also hatte organisatorische Gründe.RalphJa, wäre auf jeden Fall auch Museum für mich gewesen. Das hast du schon gut geraten.LukasIch sehe dich da voll. Ich sehe dich da voll. Aber deswegen habe ich lange überlegt, ob ich es gar nicht mach. Aber dann dachte ich mir, das ist entgegen unserem Prinzip, weil ich kann dir schlecht ein Museum empfehlen, wo ich hingehe, weil dann weisste, worum es geht und dann weiß ich, wohin du gehst. Aber ich habe da sehr lange mit mir gerungen.RalphAch nein, das ist schon gut so gut. Und dann kann ich da zum Spaß hingehen, denn beleidigen Spaß und keine Schnitt dabei.LukasAn, dann musst du aber auch noch. Also du müsstest dir ein Auto mieten und dann müsste es ja auch noch so eine Rheinland Pfalz Best of machen, weil du musst dann ans Elvis Museum. Das würde dir auch mega.RalphIch meine Gitarre jetzt runter zum Johnny.LukasBitte unbedingt.RalphAber ich könnte mir auch vorstellen, dass es für sehr viele Hörerinnen und Hörer ganz interessant ist. Vor allem es ist ja wirklich auch mal wieder so ein bisschen anderes Museum, das du heute vorgestellt hast.LukasJa, dann bleibt eigentlich nur noch der Teaser auf die nächste Folge Reifen. Da musst du mich ja mitnehmen.RalphJa, mache ich auch sehr gerne. Für die nächste Folge war ich ich glaube so viel draußen wie noch nie zuvor in der frischen Luft. Und ich war mal live dabei, als ein Objekt, ein neues Objekt quasi in die Sammlung gekommen ist.LukasCool haben wir auch noch nicht mehr.RalphMöchte ich jetzt erst mal nicht verraten.LukasJa, ist in Ordnung. Ich verrate mir zu viel, habe ich das Gefühl. Von daher alles gut.RalphIch komme sowieso nie.LukasJa, und wenn euch jetzt dieser Podcast gefallen hat, wovon wir einfach jetzt mal ausgehen, was hättet ihr nicht bis hierher gehört? Dann noch ein kleiner Hinweis Wenn ihr uns unterstützen wollt, dann geht das über unseren Steady Account. Es ist so, dass sie für Bitte nicht anfassen ja immer relativ hohe Reisekosten haben, weil wir echt viel unterwegs sind. Ihr könnt uns damit unterstützen, wenn ihr das wollt.LukasDie Links sind in den Shownotes. Außerdem es so, dass wir gerne immer noch mehr Hörerinnen und Hörer hätten. Das heißt empfehlt uns weiter, ratet uns, gebt uns fünf Sterne Bewertungen, mindestens fünf Sterne Bewertungen, Empfehlt uns euren Freundinnen weiter und allen Leuten, die ihr so kennt. Genau, damit wir und ihr diese Arbeit weiterhin genießen könnt.RalphUnd wir sind auch sehr dankbar für Hinweise auf neue Museen, die wir besuchen können. Und falls ihr jetzt ein Museum besucht habt, das außergewöhnlich ist und ihr wollt darüber sprechen, dann schreibt uns doch. Also wir würden uns auch freuen, mal neue Leute in den Podcast hier reinzuholen.LukasJa, und es kann auch sein, dass in Zukunft immer mal wieder andere Leute auch in diesem Podcast zu hören sein werden. Also bleib gespannt und bis zum nächsten Mal bis.RalphZum nächsten Mal. Ciao.Der Beitrag Das Flippermuseum Neuwied und der Flipper-Weltmeister erschien zuerst auf Escucha. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
07.08.23 • 44:37