Show cover of Das Buch zur Woche

Das Buch zur Woche

Musiker:innen, die plötzlich gute Romane veröffentlichen. Autor:innen, deren Bücher wie guter Rap klingen. Aufregende Bücher, die ein größeres Publikum verdient hätten. Neuerscheinungen, an denen kein Weg vorbei führt. Interviews zwischen Bookstagram-Nerdtum und Deep-Talk. All das gibt es jede Woche neu im „Buch zur Woche“ vom Popkultur-Magazin DIFFUS. Moderation: Daniel Koch und Celine Leonora

Titel

Im April 2021, inmitten der Pandemie, startete unser Redakteur Daniel Koch den DIFFUS-Podcast „Buch zur Woche“ und stellte ab da bis heute wirklich fast jede Woche ein neues Buch vor. Es dauerte nicht lange, da gab es auch die ersten Interviewfolgen. Es kamen spannenden Autor:innen aus Deutschland, der Schweiz, England, Japan und Mexiko und natürlich viele Buch schreibende Musiker:innen. Vor gut zwei Jahren ergänzte dann BookTokerin Celine Leonora das Team und brachte im Wechsel mit Daniel ebenfalls spannende Interviewpartner:innen mit – und nochmal einen neue Literaturfarbe hinein. Mit dieser gemeinsam moderierten Folge, in der sich die beiden noch einmal ihre Lieblingsbücher an den Kopf werfen und einen kleinen Ausblick auf 2025 geben, endet der Podcast „Buch zur Woche“ fürs Erste in seiner gewohnten Form. Warum, das erfahrt ihr im Gespräch. Aber: Buchtipps wird es in naher Zukunft bei DIFFUS weiterhin auf der Website, bei Insta und bei TikTok geben – und vielleicht wird Daniel hin und wieder auch noch ausgewählte Interviewfolgen bringen. So ganz geht das Buch zur Woche also noch nicht … In diesem Sinne: Vielen Dank fürs Zuhören über die Jahre – und vielleicht bis bald an anderer Stelle!

31.01.25 • 36:10

In dieser Interviewfolge spricht unser Host Daniel mit den Autoren Murat Güngör und Hannes Loh, die im Herbst das Buch „Remix Almanya – Eine postmigrantische HipHop-Geschichte“ im Hannibal Verlag veröffentlicht haben. Es ist bereits ihr zweites gemeinsames Buch. Schon vor gut 20 Jahren schrieben sie „Fear Of A Kanak Planet“ – was im Titel natürlich eine Referenz an „Fear of a Black Planet“ von Public Enemy ist. Das Buch sorgte durchaus für Diskussionen. Murat und Hannes wurden damals „als linke Nestbeschmutzer“ gesehen, wie sie uns erzählten, weil sie inmitten des Rap-Booms in Deutschland die wunden Punkte ansprachen: Zum Beispiel, dass der so genannte „Deutschrap“ seine postmigrantischen Wurzeln verleugnete, die Industrie das Genre weißwaschen wollte und einige Rap-Acts nationalistische Strömungen aufgriffen. Hannes Loh und Murat Güngör waren aber nicht nur Rap-Forschende und über Rap schreibende, sie waren selbst in der Szene aktiv. Hannes war zum Beispiel Rapper der linken Crew Anarchist Academy. Murat Güngör wiederum war Ende der 90er Teil des Netzwerks Kanak Attack, dessen Allstar-Single „Dieser Song gehört uns“ ein wichtiger Meilenstein des postmigrantischen Raps in Deutschland ist. Heute sind die beiden übrigens Lehrer – und sie touren seit Jahren immer wieder durch die Lande, um über ihre Rap-Forschung und ihre persönliche Geschichte zu referieren. In ihrem neuen Buch „Remix Almanja“ werfen Murat und Hannes wieder einen sehr interessanten und abwechslungsreichen Blick auf postmigrantischen Rap in Deutschland. In kurzen Essays und sehr spannenden Interviews zeichnen sie ein Bild von Rap-Deutschland, das man in dieser Komplexität selten zu lesen bekommt. Dass sie damit perfekt zu DIFFUS und in diesen Podcast passen, merkt man schon daran, dass im Buch viele Menschen auftauchen, die auch wir regelmäßig featuren. Miriam Davoudvandi sagt zum Beispiel sehr schlaue Dinge, Apsilon ebenso und Megaloh gibt ein geradezu herzzerreißendes Interview. Wenn ihr nach diesem Interview neugierig geworden seid: zwei Live-Termine von Murat und Hannes stehen in naher Zukunft an. Am 1. Februar sind sind im Bürgerzentrum Ehrenfeld in Köln und dann 27. April im SO36 hier in Berlin-Kreuzberg.

23.01.25 • 47:34

Trigger-Warnung: In dieser Folge geht es auch um den Roman „Lolita“ von Vladimir Nabokov – und das bedeutet eben nicht, dass es um eine Liebesgeschichte geht, sondern um Pädophilie und sexuelle Gewalt. Hört ihn also nur, wenn ihr euch diesen Themen gewappnet fühlt. Die Schauspielerin und Autorin Lea Ruckpaul erzählt die Geschichte der Dolores Haze, die viele aus dem Skandalroman „Lolita“ von Vladimir Nabokov aus dem Jahr 1955 kennen. Im originalen Roman wird man gezwungen, den wohl formulierten und verdrehten Erinnerungen des pädophilen Vergewaltigers Humbert Humbert zu lauschen, der uns weis machen will, dass wir da einer Liebesgeschichte lauschen. Dabei ist er ein Täter – und zerstört das Leben der 12jährigen Dolores Haze, die er „Lolita“ nennt. Die Dolores in „Bye Bye Lolita“ schreibt nun ihre eigene Sicht auf die Geschehnisse auf – und sie hat Humbert Humberts Tagebuch in ihrem Besitz, dem sie ihren Text entgegensetzen will. Lange Zeit traut sie sich jedoch nicht, Humberts Worte zu lesen. Erst im letzten Drittel des Buches wagt sie diesen Schritt. Und fragt sich unter anderem: „Suchte er all diese manierierten Worte, die duftigen Ausdrücke, um vor sich selbst zu verbergen, dass er Gewalt ausübte? Wie passt die schmonzettige Verehrung von ‚Lolita‘ zusammen mit der Respektlosigkeit, mit der er mich behandelte?“ Für Ruckpauls Dolores – die Ende dreißig ist, als sie mit dem Schreiben beginnt – ist das Schreiben eine Trauma-Therapie und eine Selbstermächtigung. Sie will kein Opfer sein. „Beim Schreiben kann ich die Dosis des Schmerzes regeln“, heißt es in Ruckpauls Roman.

13.12.24 • 13:01

Juhu, endlich wieder eine Lieblingsbuchfolge! Und dieses Mal hat Celine für euch ein echtes „Juwel“ ihrer Jugend: „Rubinrot“ von Kerstin Gier. Dieses Buch gehört zur „Edelsteintrilogie“ und wurde sogar schon verfilmt. Es geht um die junge Gwendolyn, die zu ihrem Entsetzen feststellen muss, dass sie das Zeitreise-Gen in ihrer Familie geerbt hat und nicht ihre Cousine Charlotte. Um zu verhindern, dass sie wahllos durch die Zeit springt und dabei eventuell verletzt wird, muss sie sich einer Geheimloge anschließen, die jedoch einen fanatischen Plan verfolgt.

05.12.24 • 11:03

Daniel stellt euch heute „Pleasure“ von der Autorin, Filmemacherin und bildenden Künstlerin Jovana Reisinger vor. Kein klassischer Roman, sondern ein Essay, der allen gefallen dürfte, die den „Barbie“-Film gefeiert haben haben, Ikkimel hören, Karl Marx‘ „Das Kapital“ im Regal stehen haben und Paris Hilton als die clevere Geschäftsfrau erkennen, die sie ist. In dem 320-seitigen Essay geht es um Klasse, Arbeit, Luxus, Paris Hilton, gutes Essen, Carrie Bradshaw, Tussies und eben ihr „Pleasure“. Das Reisinger so definiert: „Pleasure steht für Genuss und Bedürfnisbefriedigung: eine Praline, das gute Obst, der Edelschmuck, die Freibadpommes, die Designerhandtasche, der Kuss, die geilen Heels, der Sonnenuntergang, die Umarmung, ein Käsebrot, die Postkarte aus dem Urlaub, der Urlaub, die Berührung, das ausgeschlafene, erholte Aufwachen, der richtige Satz, das merkwürdige Ereignis, die ergreifende Kunst, der alles verschlingende Sex.“ Das wollen wir doch auch!

27.11.24 • 10:48

Eine neue Folge von Celine Leonora und diesmal hat sie sogar gleich drei Bücher dabei, die sie für die Winterzeit empfiehlt. Da ist alles dabei von Romantasy, über Fitzek hin zu einem Sammelband mit schaurigen Wintergeschichten. Perfekt, um mit einer Decke auf's Sofa zu kuscheln und die dunkle Welt außerhalb der eigenen vier Wände zu vergessen. Schaffen die Bücher es auch auf eure Leseliste?

19.11.24 • 08:05

„Nachtlichter“ von Amy Liptrot, die Buchvorlage zum kommenden Kinofilm „The Outrun“, ist ein fantastisches Buch. Poetisch. Schmerzhaft. Wunderschön. Traurig. Niederschmetternd. Erhebend. Amy Liptrot erzählt darin von ihrer wilden Zeit als Studentin und Musikjournalistin in London, die schnell vom Euphorischen ins Suchtkranke kippt. Als sie merkt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verliert, beschließt sie, in ihre alte Heimat zu reisen – auf die schottischen Orkney-Inseln. Eine karge, von Fischerei, Landwirtschaft, Naturschutzgebieten, örtlichen Mythen, Landflucht und Seefahrt geprägte Inselgruppe. Dort trifft Amy auf ihre Mutter, die vor einigen Jahren zu Gott gefunden hat, und auf ihren charismatischen, psychisch kranken Vater. „Systemsprenger“-Regisseurin Nora Fingscheidt hat aus der Geschichte in enger Zusammenarbeit mit der Autorin den Film „The Outrun“ gemacht – mit Saoirse Ronan in der Hauptrolle, die damit schon jetzt als Oskar-Kandidatin gilt. Der Film startet am 5. Dezember 2024 in den deutschen Kinos – vorher oder nachher solltet ihr unbedingt auch das Buch lesen, das im btb-Verlag erschienen ist und zum Kinostart noch mal neu aufgelegt wurde.

13.11.24 • 08:55

Daniel stellt heut eines seiner Lieblingsbücher vor und findet: Wer sich für „True Crime“ interessiert, sollte „Die roten Stellen – Autobiographie eines Prozesses“ gelesen haben. Gerade weil die US-Autorin Maggie Nelson in ihrem autofiktionalen Text mit dem seltsamen Interesse hadert, das vor allem Verbrechen gegen Frauen entgegengebracht wird. Die Geschichte ist vor allem so bewegend, weil es hier um den Mord an Nelsons Tante geht. Jane Mixer wurde 1969 im Alter von 23 Jahren ermordet, lange bevor Maggie Nelson geboren wurde. Mixer wollte eines Abends per Anhalter fahren und wurde vermutlich von ihrem Mörder mitgenommen. Sie wurde mit zwei Kopfschüssen und einer Nylonstrumpfhose, die um ihren Hals gewickelt war, in Michigan gefunden. Vom Täter gab es jahrelang keine Spur. Der Mord wurde zum Cold Case. Maggie Nelson entdeckte als junge Frau die Tagebücher von Jane und fand sich in der selbstbestimmten, attraktiven, studierenden Frau ein Stückweit wieder. Sie spürte dem Trauma innerhalb ihrer Familie nach und verarbeitete diese Eindrücke in ihrem Gedichtband „Jane – A Murder“. Als sie den gerade veröffentlicht hatte, erfuhr ihre Familie, dass – mehr als 20 Jahre nach der Tat – ein vermeintlicher Mörder gefunden und zur Anklage gebracht wurde. Neue DNS-Analyse-Techniken machten das möglich. In „Die roten Stellen“ nimmt uns Maggie Rogers nun mit in diesen Prozess und erzählt anhand dieses privaten Schicksals, was sie am Umgang mit Frauenmorden und an der Faszination für True Crime verstört.

06.11.24 • 07:29

In dieser Folge geht es um das Memoire „In Wasser geschrieben“ (btb Verlag, übersetzt von Claudia Max) von Lidia Yuknavitch, das im Original bereits 2010 veröffentlicht wurde und gerade unter der Regie von Kristen Stewart verfilmt wird. Im Englischen heißt es „The Chronology Of Water“. Das Buch taucht immer wieder mal auf, wenn man im feministischen Teil von Booktok unterwegs ist. Dort feiert man zurecht Yuknavitchs roughe, schonungslose Schreibe – und ist ebenfalls zurecht erstaunt über das Leben dieser Frau. Ein Leben, das von Missbrauch, Sucht, Selbstzerstörung und dem vernichtenden Verlust einer Fehlgeburt geprägt wurde. Trotz dieser Schicksalsschläge ist „In Wasser geschrieben“ aber eben kein Klagelied – im Gegenteil. Lidia Yuknavitch erzählt zwar mit aller Härte von diesen Erfahrungen, aber sie erzählt eben auch, wie sie durch das Schreiben und das Schwimmen ihren eigenen Weg fand, damit umzugehen. Dabei stilisiert sie sich aber nicht als Kämpferin, die alle Traumata niederringt, sondern erzählt ebenso offen von ihren Irrwegen, von dem Gefühl, Außenseiterin zu sein, von ihrer teilweise rücksichtslosen Suche nach einer erfüllenden Sexualität, die sie mal bei Männern, mal bei Frauen, mal bei trans Personen findet.

30.10.24 • 10:03

Host Daniel hat in dieser Folge mit Tex Brasket und Christian Schlodder gesprochen. Die haben gerade – zusammen, mit wechselnden Erzählperspektiven – das autobiografische „Dreck und Glitzer“ geschrieben, das letzten Freitag bei KiWi erschienen ist. Der Untertitel des Buches erklärt vielleicht etwas besser, worum es da geht: „Eine Geschichte von der Straße und vom Licht an dunklen Orten.“ Die beiden erzählen das Leben von Tex – und das war lange Zeit von einigen Härten geprägt. Er kämpfte mit der Drogensucht, lebte eine Weile auf der Straße – und musizierte oft an einer Fußgängerbrücke am S-Bahnhof Storkower Straße in Berlin. Diese Brücke hat den leidlich liebevollen Spitznamen „Der lange Jammer“. Dazu muss man wissen: Inzwischen ist Tex Brasket ein etablierter Musiker. Vor gut zwei Jahren kam die Punk-Instanz Slime auf die Idee, ihn als neuen Sänger an Bord zu holen und auch, wenn das den Die-Hard-Fans nicht gefällt: Seitdem sind Slime wieder spannender geworden. Und spielen weitaus größere Konzerte. Vor kurzem startete Tex mit Lucas Uecker von Liedfett das Projekt Teluxe. Die besondere Note des sehr vertrauten Gesprächs: Die erste Reportage über Tex schrieb Christian damals für das Magazin „Intro“, bei dem Daniel zu der Zeit Chefredakteur war. Im Talk geht es um die Herausforderung der Autofiktion, Tex‘ Rolle bei Slime, das Leben am Langen Jammer, die „Empathie der Straße, Tex‘ Verhältnis zum Ex-Sänger Dirk Jora alias Diggen, die lange und auch mal hitzige Freundschaft zwischen Christian und Tex und seine Pläne für die nahe Zukunft.

18.10.24 • 75:54

Unser Host Daniel spricht in dieser Folge mit Thorsten Nagelschmidt über seinen neuen Roman „Soledad“. Dieses Wort hat viele Bedeutungen: Es ist ein sehr konkreter Ort im Norden Kolumbiens und im Spanischen bedeutet es „Einsamkeit“. Der Roman ist gerade bei S. Fischer erschienen und der Nachfolger zum zu Recht gefeierte Episodenroman „Arbeit“. Thorsten Nagelschmidt könntet ihr auch aus einem anderen Kontext kennen: Er ist Sänger, Texter und Gitarrist bei Muff Potter, wo ihn viele noch als Nagel kennen. Im Mittelpunkt von „Soledad“ stehen zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Personen. Zum einen die queere Fotografin Alena, die in einer Lodge im kolumbianischen Soledad strandet. Eigentlich wollte sie dort nach einem Reportage-Job mit ihrer Freundin Sonja Urlaub machen, aber die beiden zerstreiten sich dermaßen, dass Sonja früher abreist und Alena beschließt, eine Weile allein in der „Tortuga Lodge“ zu bleiben. Dort ballert sie sich mit Benzos zu und lässt sich vom Hotelbesitzer Rainer aus seinem Leben erzählen. Das Buch mischt nun diese Kammerspiel-artigen Szenen, die Sonja als Ich-Erzählerin vermittelt, mit der schillernden Biografie des fast siebzigjährigen Rainers. Im diesem gut einstündigen Interview geht es um den Ort, der Thorsten zu dieser Geschichte inspirierte und wir erfahren, wie Alena und Rainer in sein Leben kamen, wie der Klassen-Aspekt in die Geschichte spielt und warum Thorsten ein BRD-Leben wie das von Rainer erzählen wollte. Thorsten Nagelschmidt ist außerdem ab Sonntag auf großer Lesetour. Und zwar hier: 13.10.2024 Mainz, 3sein 14.10.2024 Darmstadt, Centralstation 15.10.2024 Essen, VERLEGT von der Zeche Carl in den LeseRaum Akazineallee (Tickets behalten ihre Gültigkeit) 16.10.2024 Düsseldorf, zakk 17.10.2024 Hamburg, Centralkomitee 18.10.2024 Frankfurt, Kunstverein (OpenBooks, Buchmesse) 19.10.2024 Osnabrück, Lagerhalle 20.10.2024 Münster, Pension Schmidt 22.10.2024 Bielefeld, Bunker Ulmenwall 23.10.2024 Lemwerder, Begu 24.10.2024 Kiel, Studio 28.10.2024 Dresden, Schauburg 29.10.2024 Jena, Kassablanca 30.10.2024 Wiesbaden, Schlachthof 31.10.2024 Enkirch, Weingut Immich Anker 09.11.2024 Erlangen (book:ed Literaturfestival) 10.11.2024 Karlsruhe, P8 14.11.2024 Lübeck, Burgtor 16.11.2024 Weissenhäuser Strand (Rolling Stone Beach) 17.11.2024 Rostock, Peter Weiss Haus 18.11.2024 Erfurt, Buchbar 19.11.2024 Leipzig, Werk 2 20.11.2024 Göttingen, Musa 21.11.2024 Köln, Agnes Buchhandlung 22.11.2024 Stuttgart, Merlin 23.11.2024 Zürich, Kapitel 10 24.11.2024 München, Bellevue di Monaco

11.10.24 • 61:05

Die Hosts Celine Leonora und Daniel Koch sprechen heute über das Buch, das am letzten Wochenende wohl (fast) alle Bücher lesenden Menschen gelesen haben werden: „Intermezzo“ von Salley Rooney. Der vierte Roman der Irin ist letzte Woche zeitgleich mit der englischen Ausgabe auf Deutsch bei Claasen erschienen – in der sehr flüssigen Übersetzung von Zoë Beck. Sally Rooeny, die spätestens seit ihrem Roman „Normal People“ geradezu kultisch verehrt wird, erzählt in „Intermezzo“ von den Brüdern Peter und Ivan. Peter ist Mitte 30, Anwalt und verstrickt in einer Art Dreiecksbeziehung: Er fühlt sich noch immer zu seiner Ex-Freundin und ersten Liebe Sylvia hingezogen – eine Literaturprofessorin, die sich nach einem schweren Unfall von Peter getrennt hat, u. a. weil sie nicht wollte, dass er sie pflegen muss. Trotzdem verbringen beide noch viel Zeit miteinander. Peter ist aber auch mit Naomi zusammen – eine schöne, junge Studentin, die auch bei Only-Fans hin und wieder ihr Geld verdient. Klingt nach einem Klischee, hat aber mehr Gefühl und Tiefe, als man erwartet – wie eigentlich immer bei Rooney. Peters Bruder Ivan ist zehn Jahre jünger als er, ein passionierter Schachspieler, der lange Zeit Schwierigkeiten hatte Anschluss zu finden. Er lernt bei einem Turnier die 14 Jahre ältere Margaret kennen – neben Ivan und Peter die dritte Person, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Peter und Ivan lieben und/oder hassen sich und müssen bei all dem auch noch den Tod ihres Vaters überwinden.

02.10.24 • 52:02

In dieser Folge spricht Celine über ihr Jahreshighlight „The Reappearance of Rachel Price" von Holly Jackson. In dem Buch geht es um die 18-jährige Bel, die in einem echten True Crime Fall aufwächst. Denn ihre Mutter ist seitdem sie zwei Jahre alt ist, spurlos verschwunden. Rätsel und Mythen ranken sich seitdem um den Fal – schon in solchem Ausmaße, dass ein Filmteam den Fall aufrollen will. Doch dann taucht plötzlich Bels verschollene Mutter wieder auf und stellt alles auf den Kopf. Was ist wirklich vor 16 Jahren passiert und kann Bel dieser Fremden wirklich trauen?

18.09.24 • 09:11

Daniel spricht heute mit der Autorin Sina Scherzant über ihren zweiten Roman „Taumeln“, der gerade bei Park x Ullstein erschienen ist. Darin geht es um das Verschwinden einer jungen Frau namens Hannah in einer Kleinstadt – oder vielmehr: Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich zwei Jahre später jeden Samstag trifft, um nach Spuren von ihr zu suchen. Sina Scherzant kennen viel vom Meme-Acount „Allman Memes 2.0“ – wo sie bis vor gut einem Jahr mit an Bord war. Mit Marius Notter, dem Gründer der „Allman Memes 2.0“, hat sie auch ihre ersten Bücher geschrieben – satirische Sachbücher über die Deutschen. Das bekannteste trägt den schönen Titel „Randale, Randale Treckingsandale“. Sinas erster Roman heißt „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ und kam letztes Jahr im August. Warum sie gut ein Jahr später schon wieder „Taumeln“ veröffentlicht, wie das True-Crime-Genre ihre Story beeinflusst hat, wie sich ihre eigenen Kleinstadtbeobachtungen in der Geschichte wiederfinden – das alles erzählt Sina Scherzant in diesem ausführlichen Interview.

11.09.24 • 66:00

Ob man in dieser Folge merkt, dass Autorin Basma Hallak und Celine Leonora befreundet sind? Basma erzählt von ihrem Debütroman „Between My Worlds“, in dem die gebrochene Fotografin Kalima nach Island flieht und dort nicht nur versucht herauszufinden, wer sie eigentlich ist, sondern obendrein auch noch Nói begegnet. Eine wandelnde Greenflag, der auch seine Päckchen zu tragen hat. Herzzerreißend schön mit einer Prise Humor verfeinert, so kann man den Own-Voice-Roman beschreiben. Warum in diesem Podcast der Baumarkt OBI, Culcha Candela und Sternzeichen eine Rolle spielen, könnt ihr nur herausfinden, wenn ihr reinhört.

04.09.24 • 34:27

Die Hosts Celine Leonora und Daniel Koch treffen sich wieder für eine gemeinsame Buchclubfolge. Es geht um Romane, die ihnen am Pool gute Gesellschaft leisteten, um Bücher, die man mal eine Weile an die Seite legen muss, um Colleen Hoovers „It Ends With Us“-Verfilmung und um zwei Bücher, auf die sich die beiden schon jetzt freuen.

28.08.24 • 44:25

Endlich wieder ein feministisches Retelling einer der besten griechischen Sagen! In „Psyche und Eros“ verfolgen wir einen Gott, der sich aus Versehen mit einem seiner eigenen Pfeile verletzt und sich unsterblich in das Menschenmädchen Psyche verliebt. Doch ein Fluch liegt über dieser Liebe und Feinde versuchen die beiden zu trennen. Ein absolutes Must-Read für jeden Mythologie Fan, aber auch ein tolles Werk, um in dieses Thema einzusteigen, denn das Buch vereint Liebe, Spannung und Intrigen. Braucht man mehr?

21.08.24 • 08:38

Tommy Orange ist nicht weniger als ein Shooting Star der Literaturwelt. Sein Debütroman „Dort Dort“ aus dem Jahr 2018 war ein Bestseller eines der besten Bücher der letzten Jahre. Das Ding wurde über eine Million Mal verkauft – was für ein Debüt geradezu sensationell ist. Tommy Orange stammt aus Oakland und genau dort spielen auch großer Teile seiner Bücher. Er ist Native American, Mitglied des Cheyenne und des Arapaho Stammes und vielleicht gerade die präsenteste Native-Stimme in der Literatur. „Dort Dort“, dessen Titel im Englischen ein bisschen besser über die Lippen geht, erzählte aus dem Leben von 12 Native Americans. Sie alle strugglen, kämpfen mit Traumata, Süchten, Rassismus-Erfahrungen, Familien-Dramen, Geldsorgen. Orange sprang mit jedem Kapitel zu einem anderen Character und führte ihre Leben in einem dramatischen Finale zusammen. Die Kulisse dabei: Ein Powwow – also ein Treffen der Native Americans, die auf dieser Kulturveranstaltung ihre alten Bräuche zelebrieren. „Dort Dort“ hatte den Punch eines Actionfilms, die Tiefe großer Literatur und den genauen Blick einer Sozialstudie. Tommy Oranges zweiter Roman „Verlorene Sterne“ erfüllt nun den Herzenswunsch seiner Leser:innen, mehr Zeit mit diesen Charakteren verbringen zu können. Das Buch ist zugleich Prequel und Sequel von „Dort Dort“ und beginnt als poetischer, tragischer Familienroman und wird in der zweiten Hälfte zu einer Art „The Wire“ der Native Community.

17.08.24 • 12:33

Vorsicht! Das ist kein leichter Sommer-Read! Eine abgelegene Privatinsel, gutaussehende Besucher und ein furchtbares Geheimnis - das und vieles mehr erwartet uns in „Family of Liars“ von E. Lockhart. Hier geht es um Carrie, die älteste von den drei Sinclair Schwestern, die nur einen Sommer wie jeden anderen auf der Privatinsel ihrer Familie erleben will. Doch dann taucht plötzlich Pfeff auf und bringt alles durcheinander. Was zuerst wie eine süße Romanze wirkt, wird schnell zu einem Albtraum, also checkt auf jeden Fall vorher die Triggerwarnings.

24.07.24 • 09:30

Happy Book-Birthday!!! Genau heute, am 10. Juli erscheint der neue New Adult Roman von Josi Wismar und wir haben sie im Interview. Sie erzählt, wie sie mit dem Schreiben begonnen hat, wie ihr die Idee zu ihrem Buch gekommen ist und was wir noch von ihr erwarten dürfen. Zusätzlich bekommen wir einen Einblick in die Buchvermarktung über Social Media, denn auf BookTok kennt sie mittlerweile jeder Buchliebhaber. Viel Spaß!

10.07.24 • 30:55

Vor einem Jahr hat Celine „Better than the Movies" von Lynn Painter auf Englisch gelesen und sich eine deutsche Übersetzung gewünscht. Jetzt ist sie endlich da! Liz träumt vom perfekten Prom-Date, doch dafür braucht sie die Hilfe von Wes, dem beliebten Bad Boy. Michael, ihr Kindheits-Crush, sieht in ihr nämlich immer noch die kleine Liz von früher. Wes hilft Liz und Michael zusammenzufinden, doch dabei kommen auch Wes und Liz sich näher. Lynn Painter hat einen einzigartig lockeren und humorvollen Schreibstil, den Celine sehr schätzt. Vor kurzem durfte sie die Autorin bei einer Lesung im Dussmann treffen, wo sie viele interessante Fragen zu ihren Büchern beantwortete, die ihr in dieser Folge hören könnt.

26.06.24 • 09:41

Das Bücherjahr feiert Halbzeit, die Sommer-Lektüre wartet und die Verlage verkünden bereits, was im Herbst und Winter so alles geht. Eine gute Gelegenheit für einen gemeinsamen Talk beider „Buch zur Woche“-Hosts. Celine Leonora und Daniel Koch sprechen über aktuelle Lieblingsbücher, Summer Reads, Leseflauten, Lese-Enttäuschungen und Neuerscheinungen, auf die man sich schon jetzt freuen kann.

13.06.24 • 55:49

Jede:r Leser:in, der oder die gerade zwischen 20 bis 30 Jahren alt ist, hat bestimmt in den 2010er Jahren diese eine Liebe zur Dystopie gefunden. Sei es durch „The Hunger Games", „Divergent" oder „Maze Runner". Und ich sage euch, „Ophelia Scale - Die Welt wird brennen" hätte sich prima bei diesen Büchern eingereiht. Uns erwartet hier eine Widerstandskämpferin, die feststellen muss, dass es keine ausschließlich gute oder böse Seite gibt, vor allem nicht, wenn es zusätzlich um romantische Gefühle geht. Aber worum geht es in dieser Trilogie überhaupt und warum ist es eine Dystopie? Das und viel mehr wird in der neuesten Folge besprochen. Viel Spaß!

05.06.24 • 09:21

In dieser Interviewfolge geht es um das Buch „Row Zero – Gewalt und Missbrauch in der Musikindustrie“ von Lena Kampf und Daniel Drepper. Das ist in der letzten Woche im Eichborn Verlag erschienen und sorgt bereits in der Musikbranche für wichtige Diskussionen. Da Daniel Drepper am Tag der Aufnahme erkrankt ist, stellt sich Lena Kampf gute eine Stunde lang den Fragen unseres Daniels. „Row Zero“ liefert genau das, was der Titel verspricht: Das Buch nimmt das „Groupie-Casting“-System von Rammstein und die Berichterstattung darüber als Ausgangspunkt, um kritisch auf das System hinter der Musikindustrie zu schauen. Das eben an vielen Stellen von Gewalt und Missbrauch geprägt ist – die teilweise sogar als „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ zelebriert oder zumindest verklärt werden. Lena Kampf und Daniel Drepper waren Teil der Berichterstattung über die Vorwürfe gegen Rammstein und Till Lindemann – unter anderem für die Süddeutsche Zeitung. Vor allem die Art und Weise, wie die Musikindustrie und das Publikum darauf reagierten, weckte ihr journalistisches Interesse. Für „Row Zero - Gewalt und Missbrauch in der Musikindustrie“ sprachen die beiden mit über 200 Menschen und näherten sich dieser Branche mit den Mitteln des Investigativ-Journalismus. Als Lesender stellt man dabei schnell fest: Diese Branche, von der auch wir als DIFFUS Teil sind, hat viele Problemfelder. Deshalb hoffen wir, dass viele Kolleginnen und Kollegen das Buch lesen oder dieses Interview hören werden. Auch, wenn ihr unbedingt in dieser Branche arbeiten wollt, ist dieses Buch unserer Meinung nach Pflichtlektüre.

04.06.24 • 55:34

In dieser Folge spricht Daniel mit der Schweizer Autorin und Lyrikerin Michelle Steinbeck. Sie ist 1990 in Lenzburg geboren, wuchs in Zürich auf, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und wohnt mittlerweile in Basel. Schon ihr Debütroman schlug 2016 gehörig ein – und bescherte ihr Nominierungen für den Deutschen und den Schweizer Literaturpreis. Das Buch trug den griffigen Titel: „Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch.“ Eine surreale, wilde Geschichte, die Elke Heidenreich im Schweizer Fernsehen damals dermaßen in Wallung brachte, dass die vermeintlich große Literaturkritikerin sämtliche Contenance verlor. Michelles zweiter Roman „Favorita“ (gerade bei Park x Ullstein veröffentlicht) ist nun ein mitreißender Roadtrip von der Schweiz nach Italien. Oder etwas griffiger formuliert: Wer schon immer mal eine Mischung aus „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante, „Die Roten Stellen“ von Maggie Nelson, einem feministischen Actionfilm und einer Bibel-Lektüre auf Pilzen lesen wollte – dem sei „Favorita“ wärmstens empfohlen. Wir folgen im Buch der Ich-Erzählerin Fila, die gleich am Anfang des Buches erfährt, dass ihre abwesende Mutter in Italien gestorben sei. Offiziell heißt es, sie habe sich zu Tode gesoffen und sei an einer Leberzirrhose verendet. Der Anruf einer Ärztin bei Fila weckt aber deutliche Zweifel an dieser Darstellung. Also macht sich Fila, die bei ihrer Großmutter in der Schweiz aufwuchs, auf den Weg nach Italien – trifft Kommunistinnen, Faschisten, revolutionäre Sex-Workerinnen und den Geist einer jungen Frau namens Sisina. Die wurde Opfer eines Femizids in der Nachkriegszeit – und hat sogar ein reales Vorbild. Im Interview geht es um diesen Femizid, die Möglichkeit von Geistern, Irmgard Keun, Elena Ferrante, das Zusammenspiel von Lyrik und Prosa und die Frage, wie es sich eigentlich anfühlt, wenn man schon nach dem Debütroman als „wilde Skandalautorin“ geframet wird.

29.05.24 • 58:56

Paula Irmschler, die 1989 in Dresden geboren wurde, ist vor allem als Autorin, Satirikerin und Journalistin bekannt. Sie schreibt und schrieb für Intro, den Musikexpress, für das Missy Magazin und für Neues Deutschland. Sie war Redakteurin bei der Titanic und schreibt gerade für das ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann. Sie stand mit Christiane Rösinger, Stefanie Sargnagel und anderen auf der Bühne bei dem Theaterstück „Die große Klassenrevue“. Aber Paula ist vor allem „Spiegel Bestseller-Autorin“: Ihr Roman „Superbusen“ ist einer der besten deutschen Musik-Romane der letzten Jahre und war ein großer Erfolg. Nun ist also ihr zweiter Roman draußen – und geht in eine etwas andere Richtung: „Alles Immer wegen damals“ (gerade erschienen im DTV-Verlag) ist ein moderner, lustiger, bisweilen sehr zärtlicher Familienroman. Im Mittelpunkt stehen die 30jährige Karla und ihre Mutter Gerda, die sie und drei weitere Geschwister allein in den letzten Jahren der DDR und um die Wende herum großgezogen hat. Karla wohnt in Köln, Gerda in Leipzig – und die beiden haben aus Gründen ein paar Jahre nicht mehr miteinander geredet. Das will Karlas Schwester Mascha ändern: Sie überredet die beiden, gemeinsam nach Hamburg zu reisen. Zwei Nächte inklusive „König der Löwen“-Besuch und ein Gang ins Beatles-Museum. Wir sprechen mit Paula Irmschler über ihren Roman, Familiendynamiken, Parallelen in die eigene Kindheit, das Leben der „DDR-Mütter“, stabile Sachsen und Sächsinnen, das Schreiben und Verkneifen von Pointen und Klassenunterschiede, die es zu überwinden gilt. Paula Irmschler muss man aber vor allem live erleben. Deshalb ist sie auch mit ihrem zweiten Roman auf einer langen Lesetour. Hier sind die noch ausstehenden Daten: 23.05.24 Bremen - Schlachthof 01.06.24 Neustrelitz - Immergut Festival 02.06.24 Mannheim - Maifeld Derby Festival 06.06.24 Moers - Bollwerk 107 07.06.24 Mainz - Schon Schön 08.06.24 Stuttgart - Merlin 13.06.24 Leipzig - Moritzbastei (Outdoor) 14.06.24 Dresden - Schauburg 15.06.24 Meißen - Literaturfest 20.06.24 Mülheim an der Ruhr - Ringlokschuppen 21.06.24 Köln - King Georg 26.06.24 Hamburg - Schanzenzelt 29.08.24 Oberhausen - Druckluft 11.10.24 Frankfurt - Mousontum 16.10.24 Soest - Alter Schlachthof 17.10.24 Kiel - Hansa 48 18.10.24 Lüneburg - Spätcafé im Glockenhof 05.11.24 Karlsruhe - NUN Kulturraum

24.05.24 • 42:50

„Auf allen vieren“ (KiWi Verlag) ist der zweite Roman der Künstlerin, Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Miranda July. Sie war vor einigen Jahren auf irgendwie unangenehme Weise der Star eines jeden mittelalten Feuilletonisten. Ihre Filme „Me and You and Everyone We Know“ aus dem Jahr 2005 und „The Future“ aus dem Jahr 2011 machten sie in den Augen vieler Kultur-Männer zu einer Art intellektuellem „Manic Pixie Dream Girl“ und das war, nun ja, weird und unangenehm. Neben ihren Arbeiten als bildende Künstlerin, schrieb Miranda July danach den tollen Kurzgeschichtenband „Es findet dich“, bevor dann 2015 ihr Romandebüt „Der erste fiese Typ“ folgte. Sehr empfehlenswert ist auch ihr letzter Film „Kajillionaire“, bei dem sie Regie führte und das Drehbuch schrieb: Evan Rachel Wood spielt darin die kleptomanische Tochter einer Familie voller Kreinkrimineller. Miranda Julys neuer Roman ist nach eigener Aussage sehr autobiografisch gefärbt und sei „close to the bone“, wie sie in einem Interview sagte. Die Ich-Erzählerin will eigentlich einen Roadtrip von Kalifornien nach New York machen und ihr nonbinäres Kind und ihren Mann für zwei Wochen allein lassen. Sie schafft es dann aber nur einen Ort weiter, wo sie einen jungen Mann namens Davey kennenlernt, der ungeahnte Gelüste in ihr weckt. „Auf allen Vieren“ ist aber nicht bloß die Geschichte einer Affäre zwischen einer Frau kurz vor den Wechseljahren und einem jungen schönen Mann, der gerne tanzt. Dieses Buch ist viel mehr als das: Miranda July geht darin auf der ihr eigenen Weise Gefühlen und Erlebnissen nach, die ihr eigenes Leben prägen. Das Buch ist bei aller Tiefe aber auch höllisch witzig. Man ist dieser suchenden, zweifelnden, liebenden, masturbierenden Erzählerin dermaßen ausgeliefert, dass man das Buch einfach nicht weglegen kann …

15.05.24 • 10:38

Endlich mal wieder ein kleiner Ritt durch aktuelle Musikbücher. Eric Pfeil findet in „Ciao Amore, Ciao“ (KiWi Verlag) noch mehr Geschichten aus der bunten Welt des Italo-Pop – die hier bisweilen sehr melancholisch wirkt. „Oh Oh Mythomanie – Erlebtes, Erinnertes & Erlogenes“ von Françoise Cactus aus dem Ventil Verlag lässt uns die Stereo-Total-Sängerin noch viel mehr vermissen und „Listen: On Music, Sound and Us“ (Hanover Press) von „Under The Skin“-Autor Michel Faber hält nicht ganz, was er im Vorwort verspricht, aber hat ein paar geniale Momente.

08.05.24 • 12:53

Ein Thriller, der euch aus der Leseflaute holt und mit viel Spannung überzeugt. In „Wenn sie wüsste" auf Englisch bekannt als „The Housemaid" geht es um Millie, die sich als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie auf Long Island bewirbt. Doch auf den zweiten Blick wirkt die Familie, die aus Andrew und Nina Winchester und deren Tochter Cecilia besteht, doch nicht mehr so perfekt. Schon bald sieht sich Millie einem nervenaufreibenden Job gegenüber, der von den Anwandlungen einer Verrückten erschwert wird. Etwas scheint mit der Familie nicht zu stimmen, vom gruseligen Schlafplatz im Dachgeschoss bis hin zu den Warnungen des Gärtners hat Millie ein seltsames Gefühl. Aber was auf sie zukommt, damit hätte keiner gerechnet. Lasst euch von dem Bestseller packen und viel Spaß beim Hören!

30.04.24 • 07:39

Krimis kommen in Bücher-Podcasts und im Feuilleton irgendwie immer ein wenig zu kurz. Das mag daran liegen, dass es in diesem Genre wirkliche dutzende Veröffentlichungen gibt und einige davon eher, nun ja, funktionaler Natur sind. Aber es gibt eben auch einige Autorinnen und Autoren, die das Genre sehr literarisch angehen und außerhalb der Krimibestenlisten einen Platz haben sollten. Ein solcher Autor ist der Amerikaner S. A. Cosby, der 2023 mit „All The Sinners Bleed“ einen der besten Krimis des Jahres veröffentlicht hat – das findet zum Beispiel auch der große Stephen King und schrieb das ungefähr so im New York Times Book Review. In deutscher Übersetzung heißt das Buch nun eben „Der letzte Wolf“ (erschienen bei Ars Vivendi), was ein irgendwie lamer Titel ist. Vor allem, weil ihm die alttestamentarische Wucht abgeht, die dieses „All The Sinners Bleed“ in sich trägt. Die wirklich düsteren Parts der Bibel spielen nämlich auch eine Rolle in dieser Geschichte um den ersten schwarzen Sheriff in einem Südstaatenkaff und den brutalen, rassistischen Morden, die er aufklären muss.

24.04.24 • 10:22

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